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Published/Copyright: November 11, 2025
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Reviewed Publications:

Skog-Södersved Mariann Fasta ordförbindelser. En introduktion i svensk fraseologi [Feste Wortverbindungen. Eine Einführung in schwedische Phraseologie] Stockholm Morfem 2024 175 pp. ISBN 978-9-18841-941-5

Malmqvist Anita Fasta ordförbindelser. En introduktion i svensk fraseologi [Feste Wortverbindungen. Eine Einführung in schwedische Phraseologie] Stockholm Morfem 2024 175 pp. ISBN 978-9-18841-941-5


In Schweden und Finnland wird Phraseologieforschung in ihrer linguistischen Ausrichtung seit Mitte der 1980er-Jahre besonders von Germanistinnen und Germanisten aktiv betrieben. Demgegenüber haben sich Nordistinnen und Nordisten in Schweden bzw. Fennistinnen und Fennisten in Finnland für diesen Forschungszweig in den letzten Jahrzehnten nur in relativ geringem Ausmaß interessiert. Entsprechend hat es in beiden Ländern lange an einem Werk einführenden ­Charakters in schwedischer bzw. finnischer Sprache gefehlt, das Theorien und Errungenschaften der modernen Phraseologieforschung gebührend berücksichtigt. In Finnland hat es bis zum Jahr 2018 gedauert, bevor ein finnischsprachiges Phraseologiehandbuch erschienen ist (vgl. Korhonen 2018), und mit dem Buch von Mariann Skog-Södersved und Anita Malmqvist liegt nun endlich eine Einführung vor, die in schwedischer Sprache verfasst worden ist. Beiden Darstellungen ist gemeinsam, dass ihre Autorinnen Germanistinnen sind bzw. ihr Autor Germanist ist.

Das Werk von Skog-Södersved und Malmqvist besteht neben einem Vorwort, einem Abkürzungsverzeichnis, einem Literaturverzeichnis, einer Erklärung von Termini und einem Sachregister aus zehn Hauptkapiteln, die alle mit einer Zusammenfassung versehen sind. Aus dem Vorwort geht hervor, dass sich die Einführung in erster Linie an Studierende sowie Lehrerinnen und Lehrer des Schwedischen als Erstsprache wendet, als sekundäre Benutzergruppe sind Studierende sowie Lehrerinnen und Lehrer des Schwedischen als Fremd- bzw. Zweitsprache vorgesehen. Die Autorinnen wollen dazu beitragen, für die schwedische Phraseologie eine übergreifende, systematische Typologie und eine einheitliche Terminologie zu entwickeln. Bei der Behandlung zentraler theoretischer Fragen stützen sie sich vorrangig auf zwei germanistische Klassiker, und zwar Fleischer (1997) und Burger (2015). Das Hauptgewicht wurde auf die Beschreibung der schwedischen Standardsprache gelegt, wobei praktische Beispiele in der Tagespresse, mehreren Zeitschriften und in einzelnen Fällen im Internet gesammelt wurden. In einem gewissen Grad ist auch die gesprochene Standardsprache vertreten, insofern als ein Teil der Beispiele aus dem schwedischen Rundfunk und Fernsehen stammt. Die Belege beschränken sich nicht auf Schweden, sondern repräsentieren auch finnlandschwedische Medien.

Am Anfang des ersten Kapitels (Einleitung, S. 13‒19) werden zuerst einige schwedische Phraseme angeführt; dazu zählen u. a. få ngt om bakfoten (,etw. missverstehen‘), rubb och stubb (,alles ohne Ausnahme‘), hålla sig i skinnet (dt. sich in Schranken halten) und inte sticka under stol med ngt (dt. mit etw. nicht hinter dem Berg halten). Danach wird erläutert, wie Phraseme entstehen, welche Verständnisschwierigkeiten sie für moderne Sprachbenutzerinnen und Sprachbenutzer darstellen können und wie sie aus einer Sprache in eine andere entlehnt werden. Bezüglich der Verbreitung von Phrasemen wird daran erinnert, dass das Schwedische nicht nur Phraseme aus verschiedenen Sprachen aufgenommen, sondern auch die Rolle einer lehngebenden Sprache gespielt hat. So gibt es im Finnischen mehrere Phraseme, die jeweils eine schwedische Vorlage haben (z. B. slå ngn ur brädet ‒ fi. lyödä jku laudalta, sätta fart på ngn ‒ fi. panna vauhtia jkhun und ha övertaget ‒ fi. jklla on yliote). Zur Bezeichnung fester Wortverbindungen stellen die Autorinnen schon in der Einleitung fest, dass sie an die germanistische Forschungstradition anknüpfen und deshalb „frasem“ als übergeordneten Terminus gewählt haben.

Das Kapitel 2 (S. 21‒31) handelt von Phraseologie als Forschungsgebiet. Bei der Präsentierung der internationalen Phraseologieforschung im ersten Unterkapitel kommt die Bedeutung der Germanistik mit ihren grundlegenden theoretischen und praktischen Werken (Einführungen, Handbüchern und Wörterbüchern) deutlich zum Ausdruck, auf andere Disziplinen wie Anglistik und Romanistik wird nur kurz hingewiesen. Selbstverständlich wird in diesem Zusammenhang auch die Europhras mit ihren verschiedenen Aktivitäten erwähnt. Die Ausführungen zur schwedischen Phraseologieforschung im zweiten Unterkapitel lassen erkennen, dass die intensive germanistische Forschung in der schwedischen Nordistik einer Entsprechung entbehrt. Es sind zwar Publikationen unterschiedlichen Typus, z. B. ein- und zweisprachige phraseologische Sammlungen und Wörterbücher, einige Dissertationen, eine deutsch-schwedische kontrastive Abhandlung nebst weiteren Beiträgen zur deutsch-schwedischen Phraseologie und ein kurzer Überblicksartikel (Palm Meister 2007), vorgelegt worden, aber umfassendere theoretische Darstellungen mit einer einheitlichen Terminologie fehlen.

Im dritten Kapitel (S. 33‒45) werden einerseits bekannte Kennzeichen von Phrasemen wie Polylexikalität, Festigkeit, Idiomatizität und Lexikalisierung, andererseits verschiedene Klassifikationsmöglichkeiten des phraseologischen Bestandes diskutiert. Die Basisklassifikation mit entsprechender Terminologie lehnt sich eng an Burger (2015) an: Der Gesamtbereich der Phraseologie wird erstens in referentielle, strukturelle und kommunikative Phraseme untergliedert. Zweitens werden referentielle Phraseme in nominative (satzgliedwertige) und propositionale (satz- bzw. textwertige) Phraseme untergliedert, und drittens erfolgt eine Untergliederung der nominativen Phraseme in Kollokationen, Teilidiome und Idiome. Die größte Gruppe stellen die referentiellen Phraseme dar, unter denen wiederum die nominativen Phraseme vorherrschen. Diese lassen sich auf der Grundlage ihrer syntaktischen Funktion in folgende phraseologische Wortklassen einteilen: Verb-, Substantiv-, Adverb- und Adjektivphraseme. Unter den propositionalen Phrasemen sind vor allem Sprichwörter und Wellerismen zu nennen. Eine weitere Gruppe, die sowohl nominative als auch propositionale Phraseme enthält, machen die geflügelten Worte aus. Alle oben erwähnten Klassen werden mit mehreren Beispielen veranschaulicht.

Im vierten Kapitel (S. 47‒67) werden ausgewählte Phrasemklassen näher beschrieben. Die ersten zwei Klassen sind Kollokationen und Funktionsverbgefüge, die in einem Unterkapitel zusammengefasst sind. Bei den Kollokationen werden zwei Subklassen, und zwar offene und geschlossene Kollokationen, unterschieden. Zu Wortpaaren wird festgestellt, dass sie im Gegensatz zu den Kollokationen und Funktionsverbgefügen auch idiomatisiert sein können. Wie etwa im Deutschen, gibt es im Schwedischen auch drei- und viergliedrige Formeln, die jedoch wesentlich seltener sind als die echten Wortpaare. In Anlehnung an Burger (2015: 50‒52) akzeptieren die Autorinnen auch phraseologische Termini als eigene Phrasemklasse, während Fleischer (1997: 71‒75) zwischen terminologischen und phraseologischen Wortgruppen einen Unterschied macht. Die nächsten beiden Klassen sind komparative Phraseme und Routineformeln. Bei der Besprechung der Letzteren stehen situationsgebundene Formeln (Grüße, Glückwünsche usw.) im Vordergrund. Im Zusammenhang mit der Beschreibung geflügelter Worte betonen die Autorinnen, dass außer der älteren auch neuere Literatur sowie Bereiche wie Film, Revue, Politik und Werbebranche als Quellen infrage kommen. Die letzten zwei Klassen sind Sprichwörter und Wellerismen. Letztere haben laut Ansicht der Autorinnen mehr Variationsmöglichkeiten, können leicht neu gebildet und auf aktuelle Situationen angewendet werden. Mit Ausnahme von Funktionsverbgefügen, Routineformeln und Wellerismen werden die Klassen durch Korpusbelege illustriert.

Das Vorkommen von Phrasemen in Texten ist Gegenstand des fünften Kapitels (S. 69‒87). Die ersten Aspekte, die hier behandelt werden, sind Platzierung und Funktion von Phrasemen. Dafür werden zahlreiche Belege angeführt, wobei die weitaus meisten aus der Pressesprache stammen. Es wird gezeigt, welche Funktionen Phrasemen, die an bestimmten Stellen im Text auftreten, zugewiesen werden können. Zum Beispiel sollen Phraseme, die bereits in Überschriften auftauchen, die Aufmerksamkeit von Leserinnen und Lesern auf die betreffenden Zeitungsartikel ziehen. Je nach Textsorte lassen sich weitere Funktionen nachweisen. So haben beispielsweise Glossen eine Unterhaltungsfunktion und Rezensionen eine Überzeugungsfunktion. Für Sportberichte wiederum ist eine Emotionalisierungsfunktion charakteristisch. ‒ Im zweiten Unterkapitel werden Aspekte der Variation von Phrasemen diskutiert. Der Bereich der Variation wird in zwei Teilbereiche untergliedert: usuelle und okkasionelle Variationen. Letztere sind in der einschlägigen Literatur auch unter der Bezeichnung Modifikationen bekannt. Die Autorinnen führen Beispiele für lexikalische und morphosyntaktische Modifikationen an und machen zum Schluss auch auf die Kontamination von Phrasemen aufmerksam.

In den Kapiteln 6, 7 und 8 werden syntaktische (S. 89‒92), semantische (S. 93‒119) sowie stilistische und pragmatische (S. 121‒129) Aspekte beleuchtet. Von den syntaktischen Eigenschaften werden Valenz, Passivierung, Nominalisierung und Negierung näher betrachtet. Semantische Erscheinungen, auf die eingegangen wird, sind Bedeutungsübertragung, Unterscheidung von freier und phraseologischer Bedeutung, motivierte Bedeutung, Synonymie, Antonymie, Phrasemfelder und konzeptuelle Metaphern. Darüber hinaus werden Komponenten erwähnt, die in Phrasemen besonders häufig anzutreffen sind. Dazu zählen u. a. Bezeichnungen von Körperteilen, Kleidungsstücken, Tieren und Farben. Bei der Präsentierung stilistischer Eigenschaften von Phrasemen wird anfangs die Problematik der Differenzierung von Stilebenen (neutral, umgangssprachlich, gehoben usw.) erörtert, danach werden Fragen der Konnotation kurz angeschnitten. Dadurch, dass Phraseme an bestimmte Situationen gebunden sein können, kommen ihnen verschiedene pragmatische Funktionen zu. Als Beispiele nennen die Autorinnen hier Gruß- und Glückwunschformeln sowie die Kommunikationssteuerung, fügen aber hinzu, dass Phraseme in allerlei Textsorten pragmatische Funktionen ausüben können.

Das Kapitel 9 (S. 131‒140) thematisiert die Verbreitung, Entlehnung und Übersetzung von Phrasemen. Im ersten Unterkapitel führen die Autorinnen zuerst einige Beispiele für Phraseme an, die mit weitgehend gleicher Struktur und Bedeutung in zahlreichen, auch geografisch voneinander getrennten und genetisch nicht verwandten Sprachen existieren. Solche schwedischen Phraseme sind u. a. familjens svarta får (dt. das schwarze Schaf der Familie) und gjuta olja på vågorna (dt. Öl auf die Wogen gießen). Daran anschließend wird die Rolle des Englischen als lehngebende Sprache hervorgehoben, was mit einigen Beispielen illustriert wird, vgl. etwa vara i arbete (engl. be at work) und ligga i pipen (engl. be in the pipeline). Das zweite Unterkapitel ist Phrasemen mit regionalen Unterschieden gewidmet. Mit „regional“ sind hier sowohl kleinere (dialektale) als größere Sprachräume gemeint; Letztere beziehen sich auf Differenzen zwischen der schwedischen Standardsprache in Schweden und der finnlandschwedischen Standardsprache. Eine Besonderheit der finnlandschwedischen Phraseologie stellen die Entlehnungen aus der finnischen Standardsprache dar, die in Schweden keine phraseologische Entsprechung haben, z. B. ha en egen ko i diket (wörtlich „eine eigene Kuh im Graben haben“) ‒ fi. jklla on oma lehmä ojassa (,eigene Interessen verfolgen‘). Im dritten Unterkapitel wird nicht nur die Problematik der Übersetzung, sondern auch der kontrastiven Gegenüberstellung von Phrasemen erörtert. Eine Phrasemgruppe, die für die Übersetzung spezielle Schwierigkeiten bereitet, sind laut Ansicht der Autorinnen die emotiven Routineformeln. Zur Kontrastivität wiederum wird angemerkt, dass es eine Gruppe von Phrasemen gibt, auf die besonderes Augenmerk gerichtet werden sollte. Gemeint sind die sog. falschen Freunde.

Das letzte Kapitel (S. 141‒154) hat die lexikografische Erfassung von Phrasemen zum Thema. Es werden zuerst einige lexikografische Nachschlagewerke vorgestellt, die sich ausdrücklich auf Phraseme konzentrieren. Phrasemklassen, die in diesen Wörterbüchern jeweils begegnen, sind z. B. Idiome, Sprichwörter, geflügelte Worte und Wellerismen. Außerdem wird ein „Kombinationswörterbuch“ erwähnt, das neben Phrasemen auch grammatische Konstruktionen aufführt. In einem zweiten Schritt wird das wichtigste Allgemeinwörterbuch des Schwedischen, „Svensk ordbok“ (,Schwedisches Wörterbuch‘), präsentiert. Dann folgt ein Vergleich der Darstellung von Phraseologie in dem Kombinationswörterbuch und dem Allgemeinwörterbuch. Es zeigt sich, dass in beiden Wörterbüchern ähnliche Probleme vorkommen, wie sie in der bisherigen phraseologiebezogenen Kritik u. a. zu einsprachigen deutschen Allgemein- und Spezialwörterbüchern (vgl. etwa Korhonen 2011) ermittelt wurden. Dies betrifft beispielsweise den Phraseologiestatus und die Klassifizierung bestimmter Wortverbindungen sowie die Kennzeichnung und das Zuordnungslemma von Phrasemen. Zu Recht wird auch festgestellt, dass in Wortartikeln genauere Informationen zu einem adäquaten Gebrauch von Phrasemen enthalten sein sollten.

Die Einführung von Mariann Skog-Södersved und Anita Malmqvist stellt eine willkommene Ergänzung zur phraseologischen Grundlagenliteratur dar. Die Autorinnen sind erfahrene Phraseologieforscherinnen, was in der sicheren Behandlung zentraler Themenbereiche der Phraseologie und der Kenntnis der einschlägigen Sekundärliteratur überzeugend seinen Ausdruck findet. Etwas überraschend ist jedoch, dass Aspekte der kontrastiven Phraseologie nicht im Rahmen eines eigenen Kapitels besprochen werden, haben sich doch die Autorinnen auch auf dem Gebiet der kontrastiven Gegenüberstellung deutscher und schwedischer Phraseme bedeutende Verdienste erworben. Die Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel sowie die Liste der Termini und das Sachregister am Ende des Buches sind als gelungene pädagogische Entscheidungen zu betrachten. Im Ganzen bleibt zu hoffen, dass diese sorgfältig gearbeitete Einführung Forscherinnen und Forscher dazu anregt, der Phraseologie der nordischen Sprachen mehr Beachtung zu schenken, als dies bislang der Fall war.

Jarmo Korhonen

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Literatur

Burger, Harald. 2015. Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. 5., neu bearb. Aufl. Berlin: Erich Schmidt.Search in Google Scholar

Fleischer, Wolfgang. 1997. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 2., durchges. und erg. Aufl. Tübingen: Max Niemeyer.10.1515/9783110947625Search in Google Scholar

Korhonen, Jarmo. 2011. Phraseologie und Lexikografie. Phraseologismen in ein- und zweisprachigen Wörterbüchern mit Deutsch (Supplement Series of Proverbium 32). Burlington, Vermont: The University of Vermont.Search in Google Scholar

Korhonen, Jarmo. 2018. Fraseologia. Kiinteiden sanayhtymien tutkimus. [Phraseologie. Erforschung fester Wortverbindungen]. Helsinki: Finn Lectura.Search in Google Scholar

Palm Meister, Christine. 2007. Phraseologie des Schwedischen. In Harald Burger, Dmitrij Dobrovol’skij, Peter Kühn & Neal R. Norrick (Hrsg.), Phraseologie: Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. 2. Halbbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 28.2), 673‒681. Berlin & New York: Walter de Gruyter.10.1515/9783110190762.673Search in Google Scholar

Published Online: 2025-11-11
Published in Print: 2025-11-25

© 2025 the author(s), published by De Gruyter, Berlin/Boston

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Downloaded on 14.12.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/phras-2025-0010/html?lang=en
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