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Idiomatische Mehrwortverbindungen im Fremdsprachenunterricht – Vorschlag einer Selektion für Deutsch lernende Polen aus der Perspektive der plurilingualen Fremdsprachendidaktik

  • Anna Sulikowska EMAIL logo
Published/Copyright: November 11, 2025
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Abstract

Although the status of multiword units has been enhanced in recent years under the influence of corpus research, construction grammar, and cognitive linguistics, the role of idioms in foreign language acquisition remains a subject of debate within phraseodidactics. Idioms are regarded as a particularly difficult lexical area: as units of the secondary semiotic system, they are marked by semantic-pragmatic complexity, figurativeness, and underlying motivation, the evocation of mental imagery, and, at times, culture-specific peculiarities. These considerations are undeniably valid; however, the heterogeneity of the linguistic phenomena referred to as idioms is often overlooked, as are the numerous cross-linguistic parallels among European languages. Such parallels are didactically important and can significantly reduce these difficulties.

This article aims to present an exemplary selection of idioms for Polish learners of German. The selection is based on plurilingual didactics and uses two criteria: (i) a frequency study of over 1,200 idiomatic multiword units in the corpora for spoken and written German, intended to empirically validate the communicative value of the selection; and (ii) a language-contrastive German-Polish study based on the assumption that the degree of difficulty of foreign idiom acquisition correlates closely with the interlingual convergence or divergence of the foreign and native phraseological lexis; that is, the amount of work required for idioms that are largely similar in the native and foreign language is considerably less than for zero-equivalent units. The linguistic contrastive study of 376 frequently used idiomatic multiword units serves in selecting and organizing the learning progression of these units according to the expected level of difficulty.

1 Einleitung

Die allgemeine Relevanz fester Mehrwortverbindungen (Phraseme) in der Sprache steht vor dem Hintergrund der neuesten Erkenntnisse der Korpuslinguistik, der Kognitiven Linguistik und der Konstruktionsgrammatik außer Zweifel: Vorgeformte Mehrwortverbindungen (chunks) spielen eine wichtige Rolle sowohl beim Erwerb (Skehan 1998) als auch beim Gebrauch der Sprache (Biber et al. 1999; Erman und Warren 2000). Reproduktion und Produktion bilden vergleichbar wichtige Mechanismen der Sprachkonstituierung, „Speakers do at least as much remembering as they do putting together“ (Bolinger 1976: 2).

Die sprachtheoretischen und gebrauchsbasierten Postulate zur Wichtigkeit der mehr oder weniger festen Wortverbindungen beim Aufbau der kommunikativen Kompetenz in der Fremdsprache finden ihre Widerspiegelung in der Theorie der Fremdsprachendidaktik (vgl. u.a. Fleischer 1997: 26; Jesenšek 2013: 68; Steyer 2023), teilweise auch in dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (Europarat 2001, 2020). Die Aufwertung der weit gefassten Phraseologie in der unterrichtlichen Praxis vollzieht sich allerdings langsam: Die Phraseme werden immer noch marginal behandelt, unsystematisch in die Curricula (Bergerová 2011: 107) und Lehrwerke (Anisimova 2002: 245; Jazbec und Enčeva 2012: 162–167; Sadiku et al. 2021: 267–274) integriert. Dies ist z.T. auf die Vielfalt der Faktoren zurückzuführen, die bei der Selektion und didaktischen Aufbereitung des phraseologischen Lernmaterials einbezogen werden müssen: Außer der Verwendungshäufigkeit der Phraseme, die heutzutage relativ zuverlässig anhand der Korpora festgelegt werden kann, ist die Spezifik der Lernergruppe (Altersgruppe, allgemeiner vs. Fachsprachenunterricht), der anvisierte Beherrschungsmodus (aktiver oder passiver Gebrauch), die Gebundenheit an spezifische Sprachhandlungen und der variierende Schwierigkeitsgrad der phraseologischen Klassen zu berücksichtigen (vgl. Chrissou 2023: 193). Vor dem Hintergrund der kognitiven und konstruktivistischen Sprachlerntheorie, sowie der Mehrsprachigkeitshypothese (Riemer 2002: 59) und der plurilingualen Fremdsprachendidaktik wird des Weiteren auf den Einfluss des Vorwissens auf den Spracherwerbsprozess verwiesen: Die Fremdsprache wird immer auf der Folie der Muttersprache bzw. der bereits angeeignete(n) Sprache(n) erworben, die interlingualen Konvergenzen im lexikalischen Bereich erleichtern den Lernprozess, die Differenzen stellen eine Schwierigkeit dar. Die Korrelierung der fremdsprachenrelevanten phraseologischen Inhalte mit L1 scheint deswegen in homogenen Lernergruppen lernfördernd zu sein, indem sie den kognitiven Aufwand im Lernprozess mindert, die positiven Transfereffekte ermöglicht, die Synergien zwischen den Sprachen gelten lässt und die Motivation der Lernenden stärkt (Jesenšek 2006b: 24; Chrissou 2018). Das Ziel des vorliegenden Beitrags liegt in der Darstellung einer plurilingual ausgericheteten Selektion idiomatischer Mehrwortverbindungen für Deutsch lernende Polen. Die Auswahl beruht auf zwei Kriterien: (i) der 2022 durchgeführten Frequenzuntersuchung von über 1200 Idiomen in den Korpora für gesprochenes und geschriebenes Deutsch zur Untermauerung ihrer kommunikativen Relevanz sowie (ii) der kontrastiven Untersuchung der frequentesten Idiome, die auch zur Festlegung einer nachvollziehbaren Progression im Lernprozess herangezogen wird.

2 Idiome im Fremdsprachenunterricht

Während die Rolle der weitgefassten Phraseme im Fremdsprachenerwerb allgemein aufgewertet ist, gibt es viele Kontroversen bei der Bestimmung des Status von einzelnen phraseologischen Klassen im DaF-Unterricht. Allgemeiner Konsens besteht in der Betrachtung der Kollokationen und – wegen ihrer „kommunikativen Dringlichkeit“ (Ettinger 2011: 237) – bestimmter Subgruppen von Routineformeln[1] als erwerbsrelevanten Klassen der Phraseme (Lüger 1997: 91; Bergerová 2011: 109), die bereits im Anfängerunterricht einen bewährten Platz haben. Viel umstrittener ist dafür die Relevanz von Idiomen im Fremdsprachenunterricht. In der Diskussion wird dabei auf drei Aspekte eingegangen: den kommunikativen Stellenwert, den erhöhten Schwierigkeitsgrad wegen der semantischen Komplexität sowie den Status der Idiome als Kulturzeichen.

2.1 Der kommunikative Status von Idiomen

Idiome gehören nicht zu den geläufigsten phraseologischen Klassen: Ettingers Anmerkung (2011: 234), dass Idiome selbst von PhraseologInnen in spontanen Gesprächen auf phraseologischen Konferenzen selten zur Verwendung kommen, wird empirisch durch Frequenzuntersuchungen in den Korpora untermauert (Quasthoff, Schmidt und Hallsteinsdóttir 2010: 37). Andererseits ist in der Phraseologie eine Tendenz bemerkbar, dass die Frequenzverteilung unterhalb einer kleinen Gruppe hochfrequenter Mehrwortverbindungen schnell abflacht (Boers und Lindstromberg 2009: 14). Auf eine kleine Gruppe der zweifelsohne unterrichtsrelevanten, sehr oft gebrauchten festen Mehrwortverbindungen folgt eine große Menge von Phrasemen mittlerer Vorkommenshäufigkeit, innerhalb deren dann die Auswahl der kommunikativ relevanten Einheiten getroffen werden muss. Boers und Lindstromberg argumentieren, dass in dieser Situation semantisch undurchsichtige, d.h. idiomatische Mehrwortverbindungen (z.B. im Großen und Ganzen), Vorrang vor festen, kompositionell gebauten, transparenten Mehrwortverbindungen (z.B. im Allgemeinen) haben sollten. Die erstgenannten dürften nämlich sowohl bei der Rezeption als auch bei der Produktion Schwierigkeiten bereiten, bei den zweitgenannten könnte – falls alle Komponenten bereits bekannt sind – nur der Abruf wegen unzureichender Festigung im Gedächtnis problematisch sein.

2.2 Die semantische Komplexität der Idiome

Schon in den ersten Publikationen zur deutschen Phraseologie wird darauf verwiesen, dass Idiome „gebrauchssemantisch hochgradig komplex“ sind (Černyševa 1984: 18). Ihr besonderer Status wird darauf zurückgeführt, dass sie Einheiten des sekundären semiotischen Systems darstellen (Burger 2010: 82). Den Inhaltsplan der meisten Idiome bilden dementsprechend zwei koexistierende Lesarten: die literale und die lexikalisierte Lesart. Aus dem Zusammenspiel der beiden Lesarten bei der Konstituierung der aktuellen Bedeutung ergibt sich die semantisch-pragmatische Komplexität der Idiome, ihre Bildlichkeit, Bildhaftigkeit, Motiviertheit, gesteigerte Expressivität, Tendenz zu Modifikationen, ihr semantischer Mehrwert. Diese Aspekte müssten von Fremdsprachenlernenden beherrscht werden, um Idiome normgerecht zu gebrauchen. Deswegen gelten sie als „harte Nuss“ der Wortschatzarbeit (Hessky 1997), fehlerträchtige Ausdrücke, bei denen man „leicht danebengreifen“ (Wotjak und Richter 1993: 48) und das angestrebte kommunikative Ziel völlig verfehlen (Ettinger 2011: 235) kann. Idiomatischer Wortschatz soll dementsprechend erst auf fortgeschrittenem, „near-native“ Niveau vermittelt werden (Schmale 2009: 176), eher „an der Universität, und weniger im gymnasialen Fremdsprachenunterricht“ (Ettinger 2007: 896).

Auch wenn der semantische Facettenreichtum der Idiomatik generell außer Zweifel steht, so darf die Heterogenität der als Idiom bezeichneten Sprachphänomene nicht aus den Augen gelassen werden. Die Idiomatizität ist eine ­graduelle Größe (Dobrovol’skij 1995a: 28), ihre Pole werden einerseits durch Spracheinheiten mit nicht transparenter Motiviertheit, unikalen Komponenten, hohem konnotativ-emotionalem Wert, gebrauchssemantischer Komplexität, andererseits durch hochfrequente, stilistisch kaum oder leicht markierte Idiome mit beinahe durchsichtiger Motivation markiert. Zahlreiche Einwände und phraseodidaktische Einschränkungen für den Fremdsprachenunterricht ergeben sich aus der Fokussierung auf den erstgenannten Pol: Černyševa (1984: 17) argumentiert beispielsweise anhand des Idioms ein Hecht im Karpfenteich sein, Ettinger (2007: 893) verweist am Beispiel des Idioms etw. ist Wasser auf jmds. Mühle auf die lexikographischen Defizite und die Komplexität einer angemessenen Bedeutungsparaphrase, Lüger (2019: 65–66) bedient sich des Idioms Perlen vor die Säue werfen, um die Übersetzungsprobleme darzustellen. Dabei gibt es viele Idiome, die auf Grund ihrer durchsichtigen Motivation, des einfachen Komponentenbestandes für die Lernenden leicht erschließbar sind: auf den ersten Blick, freie Hand haben, die Nummer eins sein, schwarz auf weiß. Oft versprachlichen Idiome bestimmte Konzepte auf griffige, dank der Bildhaftigkeit einleuchtende Art: Das Idiom unter vier Augen ist aus didaktischer Perspektive möglicherweise einprägsamer als seine Bedeutungsparaphrase „in vertraulicher Zweisamkeit; ohne Zeugen; unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ (DWDS, Zugriff am 12.03.2024). Sehr bedeutsam für didaktische Überlegungen ist ebenfalls die internationale Verbreitung vieler Idiome, interlinguale Affinitäten in der Bildlichkeit, Bildhaftigkeit und im Komponentenbestand der Idiomatik vieler europäischen Sprachen (Piirainen 2012): Die potenzielle Brückenfunktion des Vorwissens in der L1 oder bereits angeeigneten Zweit-/Fremdsprache muss im Lernprozess berücksichtigt werden.

2.3 Idiome als Kulturzeichen

Mit der semantischen Komplexität der Idiome ist ihr besonderer Status als Kulturzeichen verbunden. Die Sprache steht nicht in einer 1:1-Relation zu der uns umgebenden Wirklichkeit, sondern sie kategorisiert, bewertet, organisiert sie, gestaltet ein teilweise kulturgeprägtes sprachliches Weltbild. In der Idiomatik spiegeln sich zum Teil die spezifischen Interessen, Lebensbedingungen, Erfahrungen und Geschichte der Völker wider, die diese Sprachen sprechen: Aus diesem Grunde bildet sie auch ein besonders interessantes Feld für ethnolinguistische Untersuchungen (Bartmiński 2006).

Auch bei der Diskussion der Kulturspezifik von Idiomen als eines potenziellen Störfaktors bei ihrem Erwerb, muss auf die Heterogenität der Idiome verwiesen werden: Die wichtigste Rolle bei der Entstehung von Idiomen spielen die Metaphorisierungs- und Metonymisierungsprozesse, sie liegen auch ihrer Motiviertheit zugrunde (Sulikowska 2019: 274; Naciscione 2010: 36). Auch wenn zahlreiche Idiome auf kulturspezifische Metaphorisierungen, die sich in den einzelnen Sprachen konventionalisiert haben, zurückzuführen sind (ins Fettnäpfchen treten), so ist in der Idiomatik ebenfalls eine gegensätzliche „transkulturelle Generalisierungstendenz“ (Gréciano 2001: 3) stark ausgeprägt.

Viele Idiome sind kulturübergreifend, anthropologisch motiviert, dies ist schon auf den ersten Blick in unzähligen Somatismen (etw. zur Hand haben), Kinegrammen (die Stirn runzeln), Idiomen zum Ausdruck von Emotionen (vor Wut kochen) erkennbar. Einen tieferen Einblick in die Universalität der Metaphorisierungs- und Metonymisierungsmechanismen gewähren die Kognitive Metapherntheorie (Lakoff und Johnson 2000) und die Embodiment-Hypothese (Johnson 1987; Lakoff und Johnson 1999). Die Erschließung der Bedeutung von vielen Idiomen, denen mächtige konzeptuelle Metaphern von einem großen Generalisierungsgrad zugrunde liegen, dürfte dem Lernenden aufgrund universeller, perzeptueller Erfahrungen und gleicher Körperbeschaffenheit von Menschen keine Schwierigkeiten bereiten, vgl. die konzeptuellen Metaphern und ihre konventionalisierten Manifestationen: Leben ist ein Weg zur Welt kommen, sich durchs Leben schlagen, mit dem Wind/gegen den Wind segeln, es geht bergauf/bergab, es weit bringen, das Lebensziel erreichen, den letzten Weg gehen; oben ist gut, unten ist schlecht: auf Wolken schweben, den Himmel auf Erden haben, down/ ganz unten sein, zu Grunde gehen, auf der Karriereleiter stehen, sich zu Höherem berufen fühlen. Die onomasiologisch-kognitive Analyse unterschiedlicher Diskursbereiche (vgl. Angst-Metaphorik bei Dobrovol’skij 1995b; Weg-Metaphorik bei Mellado Blanco 2014; Erfolg-, Fortschritt- und Niederlagemetaphorik bei Langlotz 2006; Schwierigkeitsmetaphorik bei Sulikowska 2019) verweist auf die Ubiquität und Systematizität der metaphorischen und metonymischen Phänomene, auch aus interlingualer Perspektive.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Idiome zwar keine Phrasemklasse darstellen, deren Vermittlung bereits im Anfängerunterricht für die Entwicklung der kommunikativen Kompetenz der Lernenden unerlässlich ist, die bei vielen Phraseodidaktikern herrschende Zurückhaltung gegenüber ihrer Vermittlung trägt aber der Heterogenität der als, Idiom‘ bezeichneten Sprachphänomene keine Rechnung. Idiome sind in der Kommunikation wichtig: Sie ermöglichen eine natürliche und spontane Interaktion innerhalb einer Sprachgemeinschaft (Mollica 2015: 13), versprachlichen die Konzepte griffig, transportieren Erfahrungen, Ideen und subjektive Einstellungen, haben eine ästhetische Funktion, definieren die Sprechenden sozial und erlauben es ihnen, bewusst gegen kommunikative Regeln zu verstoßen (Lapinskas 2013: 179). Sie können sich auch positiv auf die Herausbildung und Entwicklung der assoziativen Sprachkompetenz, des sog. „figurative thinking“ (Littlemore und Low 2006) in der Fremdsprache auswirken: Die Metaphorisierungen und Metonymisierungen sind in der Sprache weit verbreitet (Sweetser 1990), die Konfrontation der Lernenden mit der Figurativität unvermeidbar (Littlemore und Low 2006: 23). Die systematische, durchdachte Vermittlung der Idiome, die aus kognitiver Perspektive mehrheitlich konventionalisierte Metonymien und Metaphern darstellen, kann zur Sensibilisierung der Lernenden für das Figurative in der Sprache und zur Herausbildung und Etablierung entsprechender Lernstrategien einen Beitrag leisten. Aus diesen Gründen scheint es sinnvoll, idiomatische Mehrwortverbindungen systematisch, in einer nachvollziehbaren Progression im Fremdsprachenunterricht zu didaktisieren, ohne ihr Erlernen auf den Unterricht für Fortgeschrittene zu verschieben. Dafür sind allerdings eine sorgfältige Selektion des Lernmaterials und seine angemessene Aufbereitung notwendig.

3 Kriterien und Methoden zur Ermittlung des idiomatischen Grundwortschatzes

In der phraseodidaktischen Literatur herrscht Einigkeit darüber, dass bei der Selektion der Phraseme für didaktische Zwecke mehrere Kriterien erforderlich sind (vgl. z.B. Chrissou 2018: 114–115; Hallsteinsdóttir 2011: 9; Hessky 1997: 140; Jesenšek 2007: 21; Lüger 2019: 70), die teils allgemein und universell sind, teils an die jeweilige Adressatengruppe, ihr Alter und ihre Lernziele angepasst werden müssen. Den Ausgangspunkt jeder Selektion bildet jeweils das sprachstatistische Kriterium – die Gebrauchshäufigkeit der Idiome im authentischen Usus, in plurilingual ausgerichteten Ansätzen gilt zusätzlich der kontrastiv ermittelte Äquivalenzgrad als richtungsweisend. Sowohl die Gebrauchshäufigkeit, als auch der interlinguale Äquivalenzgrad lassen sich empirisch intersubjektiv ermitteln und bilden eine Grundlage für sekundäre, an die Lernenden und ihre kommunikativen Bedürfnisse angepasste Kriterien. Der Schwerpunkt des vorliegenden Beitrags liegt auf der Ermittlung der frequenten und zugleich interlingual konvergenten idiomatischen Mehrwortverbindungen für das Sprachenpaar Deutsch-Polnisch.

3.1 Verwendungshäufigkeit im authentischen Sprachgebrauch

Primär für die Auswahl von Idiomen für den Fremdsprachenunterricht ist die Festlegung ihrer Gebrauchshäufigkeit. Im Unterricht sollten in erster Linie diejenigen idiomatischen Mehrwortverbindungen angeboten werden, die im authentischen Sprachgebrauch oft vorkommen. Hervorgehoben wird dabei die Notwendigkeit der empirischen Fundierung der Selektion: Ausgerechnet die Idiomatik scheint weitgehend durch areale und idiolektale Gebrauchspräferenzen gekennzeichnet zu sein. Sowohl die Durchsicht der auf YouTube oder auf Web-Seiten[2]angebotenen Lektionen mit idiomatischen Einheiten, die als die wichtigsten und in der alltäglichen Umgangssprache häufigsten „Top-Redewendungen“ angepriesen werden, als auch die detaillierten quantitativen Analysen der äußeren Auswahl der Idiome in phraseologischen Wörter- und Übungsbüchern (Hallsteinsdóttir 2005; Sulikowska 2013a) verdeutlichen klar, dass es zwischen den intuitiv vorgenommenen Selektionen nur wenige Überschneidungen gibt. Die Absicherung der Auswahl durch den Einsatz intersubjektiver Erhebungsmethoden ist in der Phraseologie deswegen besonders wichtig und wird als ein Forschungsdesiderat der Phraseodidaktik[3], der kontrastiven Phraseologie und der Phraseographie angesehen (vgl. Dobrovol’skij 1997: 128; Ettinger 2007: 901; Mellado Blanco 2009: 4 ff.; Szczęk 2010: 266)

3.1.1 Methoden zur Ermittlung der Gebrauchshäufigkeit von Phrasemen

Zur Ermittlung der Gebrauchshäufigkeit der festen Mehrworteinheiten im Usus werden in der Phraseodidaktik zwei empirische Methoden eingesetzt: Informantenbefragunen und Korpusanalysen (Juska-Bacher 2012: 140). Informantenbefragungen bilden ein nützliches Werkzeug zur Festlegung, welche Mehrworteinheiten einem statistisch bedeutenden Anteil einer Sprachgemeinschaft bekannt oder durch den häufigen Gebrauch geläufig sind (Jesenšek 2006b: 67), sie können aktiv (freie Abfrage) oder passiv sein (den Probanden werden vorgefertigte Listen zur Einschätzung der Gebrauchshäufigkeit vorgelegt). Diese Methode hat in den letzten Jahren gegenüber der Korpuslinguistik deutlich an Gewicht verloren (Juska-Bacher 2012: 142). Außer methodologischen Schwierigkeiten (Repräsentativität der Befragtengruppe, Faktoren wie Fragebogengestaltung, Art, Menge und Reihenfolge der Fragen) und dem hohen Kosten- und Arbeitsaufwand haben die Informantenbefragungen den Nachteil einer gewissen Subjektivität der Ergebnisse (Divjak und Caldwell-Harris 2015: 54). Noch um das Jahr 2000 war es allerdings die einzige Methode, mit der – mangels der genügend großen (Spezial-)Korpora – die Frequenz der Phraseme in der gesprochenen Sprache erfasst werden konnte.

Die schnelle Entwicklung der Korpuslinguistik ermöglicht Frequenzrecherchen in großen Sammlungen authentischer Texte. Dank Korpusanalysen können verhältnismäßig intersubjektive Angaben zum aktiven Gebrauch von festen Mehrwortverbindungen gewonnen werden: Die relative Reliabilität der quantitativen Korpusuntersuchungen ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Korpora den Sprachgebrauch in unterschiedlicher Breite oder Vollständigkeit abbilden und nur einen Ausschnitt aus der Gesamtheit aller produzierten Texte enthalten (Bickel et al. 2009: 7). Zu den großen Problemen der Korpuslinguistik gehört dementsprechend die komplexe Frage der Repräsentativität, d.h. einer gleichmäßigen Vertretung aller Funktionalstile. Ob und inwieweit sich dieses Ideal in die Praxis umsetzen lässt, ist nicht klar. Festzustellen ist allerdings, dass sich die gegenwärtigen deutschen Korpora durch Überrepräsentativität von Presse- und älteren literarischen Texten charakterisieren.

Die Korpusanalysen basieren auf zwei Verfahren (Steyer 2009: 119): Bei dem korpusbasierten Herangehen arbeitet man mit im Voraus an den Korpus formulierten Fragen, in phraseologischen Frequenzuntersuchungen werden beispielshalber die ausgewählten Wortkombinationen in die Suchmaschine eingegeben. Der Nachteil dieser Methode liegt in der Gebundenheit der Ergebnisse an die Suchanfrage: Die in der Phraseologie üblichen Varianten, Neologismen, Kontaminationen, geläufige, aber lexikographisch nicht kodifizierte Phraseme werden in einem korpusbasierten Verfahren nicht erfasst. Im korpusgesteuerten Herangehen arbeitet man induktiv. Die Ausgangsbasis bilden die mit mathematisch-statistischer Methode automatisch ermittelten Kookkurrenzdaten, die dann – a posteriori – von Linguisten interpretiert, analysiert und kategorisiert werden. Korpusgesteuerte Untersuchungen gewähren neue Einblicke in die Struktur der Sprache: Bei diesem Herangehen beschreibt man nicht nur das, was man ohnehin überschaut, sondern primär das, was den menschlichen Wahrnehmungshorizont übersteigt (Steyer 2023: 203). „Es geht nicht nur um ein ‘Mehr an Daten’, sondern um andere Vernetzungen, ungewöhnliche Querverbindungen, überraschende Zusammenhänge. Ganz generell betrifft dies die Einsicht, dass lexikalisch-phraseologische Verfestigung für das Funktionieren von Sprache viel fundamentaler ist als früher angenommen“ (Steyer 2023: 203).

Bei allen Vorteilen der korpusgesteuerten Analyse gibt es einen Nachteil: Wegen der großen Quantität und Heterogenität der Daten, dem großen Zeit- und Arbeitsaufwand, der mit ihrer Strukturierung, Systematisierung und linguistischen Kommentierung zusammenhängt, ist sie in kleineren Studien zur Ermittlung kommunikativ wichtiger Idiome kaum applizierbar. Die schnelle Entwicklung der Korpuslinguistik lässt aber hoffen, dass die künftigen phraseologischen Optima korpusgesteuert ermittelt werden.

3.1.2 Vorschläge zur Selektion kommunikativ relevanter Idiome

Die ersten Vorschläge zur Reduktion der kommunikativ relevanten Idiome liegen bereits vor. Auf Informantenbefragungen beruht die von Dobrovol’skij (1997: 263–288) veröffentlichte Liste von 826 intersubjektiv geläufiger deutscher Idiome. Die Selektion von Dobrovols’kij umfasst ausschließlich vollidiomatische Mehrwortverbindungen und ist in der ersten Linie kognitiv ausgerichtet: Frequenz und Geläufigkeit stellen nämlich wichtige Aspekte der Idiom-Verarbeitung dar, sind grundlegend für ihr Entrechment, d.h. die ususbedingte Verankerung mentaler Repräsentationen. Informantenbefragungen liegen ebenfalls der im Rahmen einer Dissertation durchgeführten und phraseodidaktisch ausgerichteten Geläufigkeitsuntersuchung von Šajánková (2005) zugrunde. Šajánková bediente sich der umfangreichen Fragebögen mit 1179 vorwiegend idiomatischen Phrasemen, anhand von 101 zurückgeschickten Formulare wurde die Geläufigkeit von 1112 Phrasemen festgelegt. Das von Hallsteinsdóttir, Šajánková und Quasthoff (2006) erstellte phraseologische Optimum DaF basiert auf der Kombination beider Erhebungsmethoden: der Informantenbefragung und Korpusanalyse. Der statistischen Frequenzuntersuchung im Korpus Wortschatzlexikon Deutscher Wortschatz wurden ca. 6000 den bewährten (Lerner-)Wörterbüchern entnommene Phraseme unterzogen. Die Ergebnisse der Frequenzuntersuchung sind anschließend mit Šajánkovás Geläufigkeitsuntersuchung zusammengestellt worden: Zum Kernbereich eines phraseologischen Optimums und Grundwortschatz DaF gehören 634 Phraseme mit hoher Geläufigkeit bei Muttersprachlern und hoher, mittlerer oder niedriger Frequenz in den Korpora.

Aus didaktischer Perspektive stellt das phraseologische Optimum (PhO) von Hallsteinsdóttir et al. den bisher methodisch am besten ausgearbeiteten Vorschlag zur Reduktion kommunikativ relevanter Phraseme, es bezieht sich allerdings auf unterschiedliche phraseologische Klassen und baut auf empirischen Daten, die inzwischen 20 Jahre zurückliegen (die Geläufigkeitsuntersuchung wurde 2005, Korpusuntersuchung 2002 durchgeführt). Weitere Studien vom größeren Skopus zur Ermittlung von Grundwortschatz in DaF für die phraseologische Klasse der Idiome liegen m.W. nicht vor. Beachtenswerte Fortschritte wurden dafür in der Kollokationsforschung erzielt: Die äußere Selektion der Lemmata in den neuesten Kollokationswörter- und Übungsbüchern (z.B. Ďurčo, Vajčková und Tomášková 2019; Häcki Buhofer et al. 2014) basiert auf großangelegten korpuslinguistischen Untersuchungen.

3.2 Die Rolle der L1 und die plurilinguale Fremdsprachendidaktik

Bei der Selektion des phraseologischen Grundwortschatzes muss außer der Gebrauchshäufigkeit ebenfalls die Tatsache berücksichtigt werden, dass der Erwerb der Fremdsprache sich immer auf der Basis der L1 bzw. der bereits angeeigneten Fremdsprache(n) vollzieht[4] (Stern 1992: 282; Ellis 1994: 300). Diese auf den ersten Blick offensichtliche Feststellung wurde in der Fremdsprachendidaktik lange aus den Augen gelassen: Fremdsprachenunterricht wird immer noch grundsätzlich als Domäne des sukzessiven Einzelerwerbs einer oder mehrerer Sprachen angesehen, die Verwendung der Erstsprache wird weitgehend tabuisiert, der Erfolg des Erwerbsprozesses an dem Ideal eines monolingualen Muttersprachlers gemessen. Langsam setzt sich allerdings eine neue, als Multikompetenz bezeichnete Perspektivierung durch, der die Grundvoraussetzung: „the bilingual is NOT the sum of two complete or incomplete monolinguals“ (Grosjean 1989: 3) zugrunde liegt. Bei mehrsprachigen Menschen sind alle Sprachen Teil eines Gesamtsystems mit komplexen und wechselnden Beziehungen, die sowohl die erste Sprache als auch die anderen umfassen. Multikompetenz, d.h. ‘the knowledge of more than one language in the same mind’ (Cook 2016) schließt also alle sprachbezogenen Aspekte des Geistes ein. Aus weiterer Sicht wird der Zweitsprachenerwerb als ein Prozess betrachtet, der die gesamte Kognition des L2-Benutzers, nicht nur die zweite Sprache, einbezieht.

Der Multikompetenzansatz und die Aufwertung der Rolle des bereits vorhandenen lingualen und sprachlernbezogenen Vorwissens der Lernenden werden in der plurilingualen Didaktik (vgl. den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen 2001, 2020 und seinen Begleitband Referenzrahmen für Plurale Ansätze von Candelier et al., 2010) wahrgenommen:

Die integrierte Fremdsprachendidaktik zielt darauf ab, den Sprachenlernern das Herstellen von Vernetzungen zwischen den erlernten Sprachen zu erleichtern – entweder um umfassende Kompetenzen oder um in sehr kurzer Zeit erreichbare rezeptive Kompetenzen in den Zielsprachen aufzubauen. Ihre Methodik besteht in einer sprachenübergreifenden Steuerung, die die Erstsprache und/oder eine oder zwei gut beherrschte Fremdsprachen und das lernerseitig vorhandene Wissen über das Lernen von Sprachen als Sprungbrett für den Erwerb weiterer Fremdsprachen nutzt. Sie greift dabei, soweit wie möglich, auf alle einem Lerner verfügbaren Sprachen und dessen relevantes Vorwissen zurück. Schon dies unterstreicht die Wichtigkeit von Transfereffekten. Die initiierten Transferprozesse fassen proaktiv (auf die Zielsprache zu) und retroaktiv (auf die Ausgangssprachen oder Transferbasen) zurück, was zu einer Erweiterung und Festigung der brückensprachlichen Wissensbestände führt. (Candelier et al. 2009: 5–6)

Grundlegend für Diskussion des Einflusses von der Muttersprache bzw. der bereits erlernten/erworbenen Sprachen auf das Erlernen einer Fremdsprache ist der Begriff des Transfers, unter dem der Einfluss aufgefasst wird, der sich aus den Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen der Zielsprache und jeder anderen Sprache ergibt, die zuvor erworben wurde (Odlin 1989: 27). Es gibt viele Möglichkeiten, in denen sich der Transfer im Spracherwerb manifestieren kann, in der Fachliteratur wird vor allem auf Fehler, Übergeneralisierung, Vermeidung und Erleichterung (facilitation) eingegangen (zur Übersicht Ellis 1994: 301–306). Während die frühe, behavioristische Forschung sich vor allem auf den negativen Transfer (die ersten drei Manifestationen) konzentrierte und darin die Quelle der potentiellen Fehler sah, wird er in der kognitiven und plurilingualen Fremdsprachendidaktik als eine Ressource betrachtet, die der Lernende aktiv in die Entwicklung der Interlanguage einbezieht (Ellis 1994: 343). Kellermann (1984) bringt dabei einen psycholinguistischen Aspekt in die Transferforschung ein: Entscheidend für das Zustandekommen des Transfers sind nicht nur tatsächlich vorliegende linguistische Konvergenzen und Differenzen zwischen den Sprachen, sondern auch die individuelle Einschätzung der interlingualen Transferfähigkeit von dem Lernenden. In diesem Sinne wird der Transfer als eine Lernstrategie betrachtet, die – gekonnt genutzt – den kognitiven Aufwand bei Fremdsprachenerwerb reduzieren und den Lernprozess fördern kann.

Die plurilinguale Didaktik geht mit den Befunden der lernpsychologischen Forschung einher, die einstimmig auf die Bedeutung des lernerseitig vorhandenen Vorwissens beim Erwerb neuer Sprache(n) verweisen. Fundamental für die Funktionsweise der menschlichen Kognition ist das Prinzip der Ökonomie der mentalen Repräsentation (Lighthoot 1979): Neue Wissensinhalte werden in die bereits bestehenden Wissensstrukturen integriert, fremdsprachliche Einheiten in die bereits bestehenden Netzwerke der muttersprachlichen Strukturen eingebaut, zwei (oder mehrere) Sprachsysteme funktionieren in einem komplexen, dynamischen Rückkopplungsgefüge.

Die Frage der mentalen Repräsentation und Organisation lexikalischen Bestandes wird in der Psycholinguistik und Fremdsprachendidaktik im Rahmen der Modellierung des mentalen Lexikons diskutiert. Das mentale Lexikon wird als ein Speicher für den sprachlichen Wissensbestand definiert, der für die Sprachproduktion und Sprachrezeption nötig ist (Roche und Suñer 2017: 134). Es gibt viele Theorien zu dem Aufbau und der Funktionsweise des mehrsprachigen mentalen Lexikons, als Grundprämisse der neueren Modelle gilt allerdings die Annahme eines dynamischen, für alle Sprachen gemeinsamen semantisch-konzeptuellen Systems (Lutjeharms 2019: 312; Roche und Suñer 2017: 141). Fremdsprachliche Formen werden demzufolge nicht getrennt abgespeichert, sondern an die bereits existierenden Konzepte gekoppelt. Dabei verändern sich mit dem zunehmenden L2-Erwerb die Verknüpfungen zwischen den L1- und L2-Wortformen und Konzepten. Der Einfluss der L1 ist besonders ausgeprägt bei Lernenden mit niedrigem L2-Niveau: Der Zugang der L2 zum konzeptuellen System erfolgt über die L1-Formen. Mit der fortschreitenden Beherrschung der L2 gewinnen die fremdsprachlichen Formen einen direkten Zugriff zum konzeptuellen System. Nach dem Revised Hierarchical Model (Kroll und Stewart 1994: 158) sind die konzeptuellen Verbindungen zwischen den Formen und Konzepten in der L1 allerdings stärker als in der L2, auch die lexikalischen Verknüpfungen sind in der Richtung L1 zu L2 stärker als in der Richtung L2 zu L1 (vgl. Abbildung 1). Die L1 als Vermittlungsinstanz ist dementsprechend auf jeder Etappe des Spracherwerbs potentiell präsent, die interlingualen Einflüsse und Transfermechanismen sollen wahrgenommen, beschrieben und – falls sie den Lernprozess fördern – bewusst im Fremdsprachenunterricht eingesetzt werden.

 Abbildung 1: Revised hierarchical model (Kroll und Stewart 1994: 158)

Abbildung 1: Revised hierarchical model (Kroll und Stewart 1994: 158)

Diese Einsicht setzt sich auch in der Phraseodidaktik durch (Chrissou 2018; Hallsteinsdóttir 2011; Irujo 1986, 1993; Jesenšek 2006a, 2013; Mollica 2015; Mena Martinez et al. 2021; Mena Martinez und Strohschen 2023). Empirische Untersuchungen bestätigen die positiven Transfereffekte aus der Muttersprache auf den rezeptiven und produktiven Erwerb von interlingual ähnlichen Idiomen in der L2 (vgl. Irujo 1986, 1993 für das Sprachenpaar Englisch-Spanisch). In den letzten Jahren wird immer mehr Aufmerksamkeit dem translexikalischen und transphraseologischen Einfluss der L2 auf die L3 gewidmet (Ecke und Hall 2000, Mena Martinez und Strohschen 2023), der zusätzlich durch den Fremdsprachen- (Meisel 1983) und Letztspracheneffekt (Shanon 1991) bedingt wird. In diesem Kontext scheint die Erarbeitung didaktischer Materialien, die die interlingualen Parallelitäten der phraseologischen Bestände von verschiedenen Sprachpaaren auf sprachkontrastiver Basis für den Fremdsprachenunterricht zunutze machen, eine wichtige Forschungsaufgabe zu sein[5].

4 Selektion idiomatischer Mehrwortverbindungen für Deutsch lernende Polen

Vor dem Hintergrund der besprochenen Kriterien wird im Folgenden eine Auswahl idiomatischer Mehrwortverbindungen für Deutsch Lernende mit Polnisch als L1 vorgelegt. Die Erarbeitung der deutsch-polnischen Lernmaterialien ist von anwendungsbezogenem Nutzen: Mit beinahe 2000000 Lernenden (vgl. https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/kultur-und-gesellschaft/-/2346768, Zugriff am 12.02.2024) bilden Polen die größte Gruppe der Deutschlernenden weltweit, wegen der weitgehenden ethnischen Homogenität der polnischen Gesellschaft werden die Fremdsprachen an Schulen und Universitäten in verhältnismäßig einheitlichen Lernergruppen mit Muttersprache Polnisch unterrichtet.

Die Selektion der Idiome für Deutsch Lernende mit L1 Polnisch erfolgt in zwei Schritten. Zuerst werden die Ergebnisse einer korpusbasierten Frequenzanalyse präsentiert, deren Ziel in der Absicherung der statistischen Gebrauchshäufigkeit der ausgewählten Idiome in der Zielsprache Deutsch liegt. Im zweiten Schritt erfolgt eine linguistische Untersuchung auf sprachkontrastiver Basis: Unter Annahme der Brückenfunktion der Muttersprache beim Erwerb der L2-Phraseologie werden deutsche Idiome ermittelt, für die es in der Muttersprache Polnisch weitgehend kongruente Äquivalente gibt. Die Fokussierung auf die interlingualen Affinitäten hat zum Ziel, die Wortschatzarbeit im Fremdsprachenunterricht effizienter zu gestalten (Chrissou 2023: 191).

4.1 Ausgangsmaterial

Als Ausgangsmaterial für die Frequenzuntersuchung der Idiome dient das phraseologische Optimum (=PhO) von Hallsteinsdóttir et al. (2006). Es besteht aus 1112 Phrasemen, vorwiegend aus verbalen Idiomen, es enthält allerdings auch vereinzelte Vertreter anderer phraseologischer Klassen: Routineformeln (Kopf hoch!), Einwortphraseologismen (Spaßvogel), nicht idiomatische Mehrwortverbindugen (Pech haben), feste Phrasen (Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen). Diese Mehrwortverbindungen wurden aus der Selektion ausgeschlossen. In die vorliegende Analyse wurden ausschließlich Mehrwortverbindungen mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Idiomatizität einbezogen. Das PhO wurde um 123 Idiome erweitert: Es handelt sich um die sich aus der linguistischen Interpretation des DWDS-Wortprofils ergebenden Idiom-Vorschläge von Ulrike Hass und 14 mit derselben Methode ermittelten eigene Vorschläge. Die auf diese Art und Weise zusammengestellte Materialgrundlage umfasst 1228 idiomatische Einheiten, die dann auf ihre Frequenz hin in den Korpora für gesprochene und geschriebene Sprache untersucht worden sind. Damit bildet eine aktualisierte, erweiterte und auf Idiome eingeschränkte Version des PhOs von Hallsteinsdóttir et al. die Grundlage für weitere Selektionsschritte.

4.2 Frequenzuntersuchung

Die Frequenz der idiomatischen Mehrwortverbindungen wurde 2022 in einer korpusbasierten Untersuchung festgelegt. Um bessere Repräsentativität der Ergebnisse zu sichern, wurden zwei getrennte Untersuchungen durchgeführt:

  1. Die Frequenz der Idiome in der geschriebenen Sprache wird anhand der DWDS-Referenz- und Zeitungskorpora festgelegt. Mit beinahe 49 Milliarden tokens (Stand 20.01.2023) stellt das DWDS das zweitgrößte Korpus des Deutschen dar. Das Subkorpus, Referenz- und Zeitungskorpora‘ wurde wegen seiner Größe und der Aktualität der Belege gewählt.

  2. Zur Bestimmung der Frequenz von Idiome in der gesprochenen Sprache wurden das DWDS-Subkorpus, Gesprochene Sprache‘ sowie – wegen der unzureichenden Größe der Korpora und konzeptioneller Nähe vieler Belege zum Schriftlichkeitspol[6] – zwei weitere Subkorpora der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) des Instituts für Deutsche Sprache herangezogen: das, Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK)‘ und das, Korpus Deutsch heute (DH)‘.

Die detaillierten quantitativen Daten zur Größe und Aktualität der Korpora werden in der Tabelle 1 dargelegt.

Tabelle 1:

Die eingesetzten Korpora für die geschriebene und gesprochene Sprache

geschriebene Sprache

gesprochene Sprache

Korpus DWDS

Referenz- und Zeitungskorpora
DWDS ‚gesprochene Sprache’ FOLK

DH

insgesamt
Tokens: 1 330 886 730 2 858 964 3 203 882 6 274 343 12 337 189
Zeitraum der Datenerhebung 1900–2022 1900–1999 2003–2021 2006–2008 das 20. und 21. Jh.

Die Suchabfrage in den DWDS-Korpora erfolgte durch die Abstandssuche mit dem NEAR-Operator NEAR (die wichtigsten Idiom-Komponenten in einem Abstand von acht Wörtern), in den DGD-Korpora wurde – mangels einer komplexeren Suchmaschine – eine auffallende, meistens nominale Idiom-Komponente eingegeben: Alle erzielten Suchtreffer wurden zunächst manuell überprüft und als eventuelle Idiome qualifiziert.

Trotz des Einbezugs von mehreren Korpora für gesprochene Sprache ist die Datenbasis durch deutliche quantitative Dominanz der geschriebenen Sprache gekennzeichnet. Um beide Sprachmodalitäten gleichrangig zu berücksichtigen, wurden zwei getrennte Untersuchungen für die gesprochene und geschriebene Sprache durchgeführt und dann abgeglichen. Als frequent und kommunikativ relevant wurden diejenigen Idiome eingestuft, die mindestens einen Beleg in der gesprochenen und zugleich ≥ 500 in der geschriebenen Sprache aufweisen. Auf diese Art und Weise erfolgte die Reduktion der ursprünglichen 1228 Einheiten zählenden Liste auf 376 Idiome, für die in einem zweiten Schritt interlingual kongruente polnische Entsprechungen gesucht wurden.

4.3 Sprachkontrastive Untersuchung

Die 376 als frequent eingestuften Idiome bilden das Ausgangsmaterial für den nächsten Selektionsschritt: Die Ermittlung der kongruenten Äquivalente im Polnischen.

Die Bestimmung des Äquivalenzgrades erfolgt auf der Grundlage lexikographischer Quellen: Die Bedeutungen der deutschen Idiome wurden im DWDS-Wörterbuch und im Redensarten-Index nachgeschlagen. Zur Festlegung ihrer polnischen Entsprechungen wurden alle online zugänglichen Nachschlagewerke herangezogen, bei fehlender Lemmatisierung ist auf die muttersprachliche Intuition der Autorin zurückgegriffen worden. Falls mehrere polnischen Entsprechungen vorliegen, werden diejenigen gewählt, die die größte formal-semantische Affinität zu den deutschen Idiomen aufweisen. Die Bedeutungsparaphrasen der polnischen Äquivalente entstammen dem Großwörterbuch der Polnischen Sprache (WSJP) sowie dem phraseologischen Wörterbuch von Sobol (2008). In zahlreichen Zweifelsfällen bei der Bestimmung der Semantik war der sprachkontrastive Vergleich der Verwendungsbeispiele in den Nachschlagewerken (ggf. Sprachkorpora) notwendig: Angenommen wird dabei, dass die lexikographisch erfassten Verwendungsbeispiele den prototypischen Gebrauch der Idiome veranschaulichen[7].

Die Festlegung des Äquivalenzgrades aus didaktischer Perspektive setzt andere Schwerpunkte als allgemein-theoretische linguistische Untersuchungen auf sprachkontrastiver Basis. Grundlegend ist hier die Frage, welche Divergenzen eine potenzielle Fehlerquelle darstellen, welche Idiom-Komponenten durchschnittliche Deutschlernende anders übersetzen würden, wo die möglichen Lernschwierigkeiten liegen könnten. Im Mittelpunkt stehen die voll- oder teiläquivalenten Idiome mit kongruenter denotativer Bedeutung und komparabler Motivationsbasis, Bildlichkeit und Bildhaftigkeit. Als nulläquivalent betrachtet und aus der Untersuchung ausgeschlossen werden dementsprechend:

  1. Deutsche Idiome, denen sich keine idiomatischen Wortverbindungen im Polnischen zuordnen lassen, z.B.: auf der Kippe stehen (ważyć się), in Schwung kommen (rozkręcać się, ożywiać się), jmdm. über den Weg laufen (napatoczyć się). In dieser Gruppe findet man bedauerlicherweise auch hochfrequente deutsche Idiome: ums Leben kommen (zginąć), jmdn. ums Leben bringen (zabić kogoś), etwas in Kauf nehmen (zaakceptować coś, pogodzić się z czymś).

  2. Idiome mit einer stark abweichenden Bildhaftigkeit und Motivationsbasis: in Hülle und Fülle (w bród), aus der Luft gegriffen (wyssane z palca), jmdn. auf die Palme bringen (doprowadzać do szału). Zu dieser Gruppe zählen auch Idiome mit einer unikalen Komponente, die keine ausgeprägte (im Nu, w mgnieniu oka‘) oder sehr unterschiedliche Bildhaftigkeit im interlingualen Vergleich haben (im Handumdrehen, jak z bicza strzelił‘, aus dem Stegreif, z marszu‘, Reißaus nehmen, dać drapaka‘).

  3. Fünf Idiome, die als falsche Freunde betrachtet werden. Bei ähnlicher Formseite weisen sie sehr deutliche Divergenzen in der Bedeutungsstruktur auf, weswegen sie mit großer Wahrscheinlichkeit von Lernenden falsch interpretiert und gebraucht werden könnten: das Licht der Welt erblicken (ujrzeć światło dzienne), das/etw. steht (noch) in den Sternen (geschrieben) (coś jest zapisane w gwiazdach), ein neuralgischer Punkt (punkt newralgiczny), unter dem Strich stehen (być pod kreską), etw. geht jmdm. nicht in den Kopf (coś nie chce komuś wejść do głowy).

Die Anzahl der nulläquivalenten Idiome beläuft sich auf 156. Die übrig gebliebenen 220 deutsche Einheiten wurden mit Einbezug des formalen und des semantischen Kriteriums (vgl. Tabelle 2) in weitere Subklassen eingegliedert:

Tabelle 2:

Kriterien zur Festlegung des formalen und semantischen Äquivalenzgrades

Ia Formale Volläquivalenz: volle Übereinstimmung der Vergleichsparameter: dieselbe Bildhaftigkeit, Motivationsbasis, derselbe Komponentenbestand. Sprachtypologische Unterschiede (z.B. Artikel im Deutschen, Aspektualität des Verbs im Polnischen, Deklinationsendungen bei polnischen Substantiven) sind zugelassen 1 Semantische Volläquivalenz: weitge-hende Übereinstimmung der Bedeutung im Deutschen und im Polnischen

2 Semantische Teiläquivalenz: kleinere semantische Unterschiede: z.B. Polyse-mie in einer der Sprachen, abweichende Sememe, semantische Bedeutungsspezifi-
Ib Formale Volläquivalenz: volle Übereinstimmung der Vergleichsparameter bei Abweichungen im Gebrauch von Possesivpronomina

IIa. Teiläquivalenz: dieselbe Bildhaftigkeit und Motivationsbasis, geringfügige morphosyntaktische Unterschiede im Komponentenbestand, z.B. Gebrauch von Präpositionen, Singular vs. Plural, Reihenfolge der Komponenten

IIb. Teiläquivalenz: ähnliche Bildhaftigkeit, Bildlichkeit und Motivationsbasis bei kleinen Divergenzen in lexikalischer Besetzung. Mindestens eine autosemantische Komponente ist den Idiomen in der Ausgangsund Zielsprache gemeinsam

IIc. Teiläquivalenz: Ähnlichkeiten in der Bildlichkeit und Motivationsbasis auf der konzeptuellen Ebene bei weitgehenden Unterschieden in dem Komponentenbestand (keine gemeinsame autosemantische Komponente)
zierung, anderes Sprachregister

Das formale Kriterium wurde in Anlehnung an Chrissou[8](2018: 116-117) erarbeitet und fokussiert die formbezogenen Kongruenzen und Divergenzen im sprachkontrastiven Vergleich. Die gleiche denotative Bedeutung wird dabei als „wichtigster äquivalenzbestimmender Parameter und minimale Voraussetzung“ (ebd., 116) angenommen. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bewusstheit für semantisch-pragmatische Fragen in der Phraseologie, die auf korpusbezogene Analysen zurückzuführen ist (Schafroth 2021; Sulikowska 2019; Taborek 2018) und in den neuesten, korpusbasiert verfassten (WSJP) oder überarbeiteten Wörterbüchern (DWDS) in der ausgebauten, oft polysemen Struktur der Bedeutungsparaphrasen ihre Widerspiegelung findet, wird das formale Kriterium um das semantische erweitert. Die Ermittlung des Äquivalenzgrades ergibt sich aus der Kombination der beiden Kriterien. Das Verfahren ist dabei unidirektional: Das Interesse wird auf eine Sprache – das Deutsche – gerichtet (Taborek, Lobin und Mollica 2022: 356). So wird das Idiom etw. auf den Kopf stellen und sein polnisches Äquivalent stawiać coś na głowie formal als volläquivalent (Ia), semantisch allerdings als teiläquivalent (Typ 2) wegen der Polysemie im Deutschen eingestuft. Eine Asymmetrie in dem Bedeutungsumfang ist ebenfalls in dem Idiom jmdm. das Herz brechen zu verzeichnen; die Bedeutung des polnischen Idioms ist auf romantische Liebe eingeschränkt (vgl. Tabelle 3):

Tabelle 3:

Beispiele für semantische Asymmetrien bei formal volläquivalenten Idiomen

Deutsches Idiom Polnisches Idiom Semantischer Unterschied mit Verwendungsbeleg
etw. auf den Kopf stellen

1. etwas durcheinander-bringen/stark verändern/ verdrehen; etwas ins Gegenteil verkehren

2. etwas genau durchsuchen[9](RI, Zugriff am 7.03.2024)
ktoś/coś stawia na głowie coś

jemand oder etwas stört die bestehende Ordnung der Sachen (WSJP, Zugriff am 7.03.2024)
Polysemie im Deutschen, die zweite Bedeutung ist im Polnischen unüblich.

Ich habe die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, den Schlüssel habe ich trotzdem nicht gefunden (RI, Zugriff am 7.03.2024)
jmdm. das Herz brechen

jmdn. sehr unglücklich machen; jemandem sehr großen Kummer bereiten (RI, Zugriff am 7.03.2024)
ktoś złamał komuś serce

jemand hat den anderen Menschen enttäuscht, indem er dessen Gefühle zurückgewiesen hat, ihn nicht mehr liebt, ihn betrügt oder verlässt (WSJP, Zugriff am 7.03.2024)
Im Polnischen nur in Bezug auf romantische Liebe verwendet.

Es gibt eine gravierende Arbeitslosigkeit unter unseren Leuten. Das kann einem wirklich das Herz brechen (RI, Zugriff am 07.03.2024)

Bei der Bestimmung der interlingualen Konvergenzen zwischen den voll- und teiläquivalenten Idiomen wurden neun Äquivalenzgruppen (s. Anhang) ermittelt:

Den Kern der Selektion bildet die Gruppe Ia1 mit 62 volläquivalenten Idiomen. Aufgrund der weitgehenden Übereinstimmung mit muttersprachlichen Idiomen ist ihr Schwierigkeitsgrad aus rezeptiver Perspektive sehr gering. Aus produktiver Perspektive ist allerdings Chrissou (2018: 118) zuzustimmen, dass selbst sprachtypologische Unterschiede als potenzielle Stolpersteine beim Erwerb der festen Wendungen zu werten sind. Bei dem Sprachenpaar Deutsch-Polnisch handelt es sich vor allem um Determinatoren: Das Polnische ist eine artikellose Sprache, weswegen die Unterscheidung zwischen dem bestimmten, unbestimmten und Nullartikel den polnischen Lernenden Probleme bereitet (Kostrova und Prokop 2020: 48). In der Ib1-Gruppe sollten die Lernenden für die Abweichungen im Gebrauch der Possessivpronomina sensibilisiert werden. Die Differenzierung zwischen den Gruppen Ia1 und Ib1 ist zweckmäßig, weil der Gebrauch der Possesivpronomina, insbesondere von swój (,sein‘) in den Anfängergruppen besonderer didaktischer Aufmerksamkeit bedarf. Selbst volläquivalente Idiome erfordern dementsprechend ­systematische Festigungsübungen, der schwache Kontrast bildet eine potenzielle Quelle von Interferenzfehlern. Die interlinguale Affinität der Ia1/Ib1-Idiome ist allerdings unbestreitbar, diese Äquivalenzgruppen dürften – soweit sie den kommunikativen Bedürfnissen der Lernenden entsprechen – bereits auf A2-Niveau dargeboten werden.

Die Teiläquivalenz umfasst sieben Typen mit wachsendem Divergenz- und Schwierigkeitsgrad. In den Gruppen mit semantischer Volläquivalenz und formalen Abweichungen (IIa1, IIb1, IIc1) ist ein expliziter Verweis auf Sprachkontraste und eine große Menge an Festigungsübungen erforderlich. Die IIa1-Gruppe umfasst Idiome mit kleineren morpho-syntaktischen Abweichungen: z.B. im Gebrauch der Präpositionen etw. zur Hand haben (mieć coś pod ręką), im Numerus: der Teufel steckt/liegt/sitzt im Detail (diabeł tkwi w szczegółach) und in der Reihenfolge der Komponenten von Kopf bis Fuß (od stóp do głów). In die umfangreichste IIb1-Gruppe haben 94 Idiome Eingang gefunden, die bei weitgehenden Ähnlichkeiten in der Bedeutung, Bildhaftigkeit, Bildlichkeit und Motivationsbasis Divergenzen in lexikalischer Besetzung aufweisen. Mindestens eine autosemantische Komponente des Idioms muss dabei in der Ausgangs- und Zielsprache gemeinsam sein: etw. auf eigene Faust tun (robić coś na własną rękę lit., etw. auf eigene Hand tun’), ein Auge/ beide Augen zudrücken (przymknąć na coś oko, lit., ein Auge halb zumachen‘). Geringe formale Unterschiede können die unzulässigen Inferenzen aus der Muttersprache fördern, weswegen die Bewusstmachung (z.B. durch selbstständiges Erarbeiten der Sprachkontraste) und unterrichtliche Fokussierung der Formen von Relevanz ist: Die Äquivalenzgruppen IIa1, IIb1 sind ab B1 vorgesehen.

Die IIc1-Gruppe unterscheidet sich von der IIb1 Gruppe dadurch, dass die deutschen und polnischen Idiome bei ähnlicher Motivationsbasis lexikalisch anders besetzt sind. So haben die Idiome: Höhen und Tiefen (wzloty i upadki lit., Anstiege und Stürze‘), die Oberhand gewinnen (brać nad kimś górę, lit., hoch über jmdn. nehmen‘) keine gemeinsamen lexikalischen Komponenten, ihre denotativen Bedeutungen sind allerdings aufgrund der Ähnlichkeit der mentalen Bilder und gemeinsamer konzeptueller Metaphern leicht erschließbar (der Konzeptualisierung der Idiome Höhen und Tiefen, Oberhand gewinnen liegt die konzeptuelle Metapher gut ist oben, schlecht ist unten zugrunde). Die Idiome der Gruppe IIc1 sind für fortgeschrittene Lernende ab B2 geeignet und sollten in möglichst vielen authentischen Belegen dargeboten und geübt werden: Auch wenn lexikographische Nachschlagewerke gleiche denotative Bedeutung nahelegen, ziehen die Unterschiede im Komponentenbestand sehr oft mehr oder weniger subtile Divergenzen in den konnotativen Bedeutungen und spezifische Gebrauchspräferenzen mit sich (Dobrovol’skij und Piirainen 2005; Sulikowska 2019).

Eine besondere Aufmerksamkeit ist bei der Aufbereitung didaktischer Materialien für Idiome mit semantischer Teiläquivalenz (Ia2, IIa2, IIb2, IIc2) und Asymmetrien im Bedeutungsumfang erforderlich: Sowohl in der Erkennungs- und Entschlüsselungsphase[10], in der Idiome in fremdsprachigen Texten erscheinen, als auch in Übungen sollen sie in prototypischen Ko- und Kontexten dargeboten werden. Ein expliziter Verweis auf die interlingualen Unterschiede ist auf jeden Fall sinnvoll: Der unterrichtliche Fokus auf die Tatsache, dass sich im Sprachgebrauch z.T. auch unterschiedliche Aspekte der metaphorischen Interpretation lexikalisieren können, trägt zur Sensibilisierung der Lernenden auf den semantischen Mehrwert der Idiome und zum Aufbau der Sprachreflexion bei: Beide Aspekte sind für erfolgreiches autonomes Lernen der Idiomatik grundlegend. Die Vermittlung dieser Idiome wird eher auf den Fortgeschrittenenunterricht (ab B2/C1) verschoben.

Selbstverständlich sind die Grenzen zwischen den einzelnen Äquivalenztypen verschwommen: In formaler Hinsicht sind die Bildhaftigkeit, Bildlichkeit und Motiviertheit als individuelle Dimensionen mentaler Natur schwer operationalisierbar, psycholinguistisch jedoch real und für die Verarbeitung der metaphorischen Sprache von großem Belang. Das Idiom mit jmdm. in einem/im gleichen Boot sitzen (jechać z kimś jednym/na tym samym wózku, lit., mit jmdm. auf einer Karre fahren‘) kann je nach der individuellen Beurteilung der Bildhaftigkeit als IIb1 (gemeinsame Attribute) oder IIc1, das Idiom etw. steckt (noch) in den Kinderschuhen (coś jest w powijakach, lit., etw. ist in Windeln‘) als IIc1 oder nulläquivalent eingestuft werden. In semantischer Hinsicht ist die Erfassung der Polysemie von idiomatischen Mehrwortverbindungen in der Lexikographie manchmal verwirrend: Das deutsche Idiom mit leeren Händen weist nach dem DWDS drei Teilbedeutungen auf:, 1. ohne etwas mitzubringen, mitzunehmen (z. B. ein Geschenk), 2. ohne Erfolg, Ergebnis, Perspektive, 3. ohne Geld, Vermögen‘ (Zugriff am 16.03.2025). Im WSJP wird sein polnisches Äquivalent schlicht mit, ohne das, was erwartet wurde‘ beschrieben. Trotzdem legt die Analyse der Verwendungsbeispiele in beiden Wörterbüchern nahe, dass der Bedeutungsumfang beider Idiome sehr ähnlich ist. Das auf den ersten Blick als semantisch teiläquivalent beurteilte Idiompaar (Ia2), wurde schließlich der Gruppe Ia1 zugewiesen.

Ebenfalls der vorgeschlagene Lernprogressionsverlauf hat einen Orientierungswert: Die Differenzen zwischen einzelnen Subgruppen (Ia1/Ib1, IIa1/IIb1) sind klein und dienen eher der Modifizierung der Anzahl der Festigungsübungen nach dem angenommenen Schwierigkeitsgrad. Wichtig ist des Weiteren, dass die Auswahlkriterien den Lernenden explizit erklärt und selbst Anfänger gelegentlich auf Sprachkontraste sensibilisiert werden: Die durch den plurilingualen Ansatz hervorgehobenen Affinitäten dürfen nicht den Eindruck vermitteln, dass es in der Phraseologie keine interlingualen Unterschiede gibt.

5 Zusammenfassung und Ausblick

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Erstellung eines Vorschlags für die empirisch abgesicherte Selektion der gebrauchsfrequenten Idiome und die Festlegung ihrer nachvollziehbaren Lernprogression für Deutsch Lernende mit Polnisch als L1. Der Frequenzanalyse wurden 1228 idiomatische Mehrwortverbindungen unterzogen: Die relativ kleine Anzahl der untersuchten Idiome – nur ein Ausschnitt des idiomatischen Bestandes des Deutschen wurde in die Untersuchung einbezogen – lässt diese Selektion nicht als ein Optimum bezeichnen. Hoffentlich sind allerdings mit diesem Verfahren „nur sporadisch in der Sprachwirklichkeit auftretende Phraseme, die oftmals selbst von Muttersprachlern kaum verwendet werden“ (Ettinger 2007: 902) ausgeschlossen worden.

Vielversprechende Ergebnisse wurden in der sprachkontrastiven Untersuchung der 376 frequenten deutschen Idiome und ihrer polnischen Äquivalente erzielt: Die quantitativen Angaben der ermittelten Äquivalenztypen werden in der Abbildung 2 dargestellt, die Auflistung der Idiome befindet sich im Anhang. Zwar ist die Nulläquivalenz mit 156 Einheiten reichlich vertreten, 65 Idiompaare lassen sich aber als volläquivalent, 155 als teiläquivalent einstufen. Die idiomatischen Systeme des Deutschen und des Polnischen weisen viele Affinitäten auf, die didaktisch wahrzunehmen und zu nutzen sind: Formal-semantische Konvergenzen sind insbesondere bei den Äquivalenztypen Ia1, Ib1, IIa1, IIb1 weitgehend und relevant, können eine deutliche Erleichterung beim Erwerb fremdsprachlicher Idiome darstellen, den Lernprozess verkürzen und die Motivation der Lernenden steigern. Die muttersprachliche phraseologische Kompetenz ist lernfördernd nicht nur für die Identifikation und Entschlüsselung der Bedeutung von interlingual kongruenten Idiomen, sondern auch für ihre Produktion, auch wenn ausgiebige Festigungsübungen auf jeden Fall zur Eliminierung der potenziellen Interenzfehler empfehlenswert sind.

 Abbildung 2: Verteilung der Äquivalenztypen

Abbildung 2: Verteilung der Äquivalenztypen

Phraseologie wird oft als der Bereich der sprachlichen Unregelmäßigkeiten wahrgenommen. In dem Bestreben, Idiome auf der Ebene des Sprachsystems perfekt zu beschreiben, ihre Nuancen auf der formalen, semantischen und pragmatischen Ebene zu ergründen und kulturspezifische Eigenheiten zu erfassen, dürfen wir die zahlreichen interlingualen Ähnlichkeiten nicht aus den Augen verlieren. Paradoxerweise begünstigen idiomatische Eigentümlichkeiten: Bildlichkeit, Bildhaftigkeit und Motiviertheit, die Idiome sonst so kompliziert machen, das Auftreten zahlreicher interlingualer Konvergenzen, zumindest in europäischen Sprachen. Die Fokussierung auf diese Affinitäten fördert die effiziente Wortschatzarbeit, leitet positive Transfereffekte ein und „entzaubert“ die Idiomatik als den als „sehr schwierig“ abgestempelten lexikalischen Bereich im DaF-Unterricht.

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Anhang

Äquivalenzgrad Ia1 (ab A2)

deutsches Idiom Frequenz

Gesprochene

Sprache
Frequenz

Geschriebene

Sprache
polnisches

Äquivalent
von A bis Z 0,439556565 0,243167224 od A do Z
etw. zu den Akten legen 1,181918765 0,162111483 odłożyć coś do akt
jmdn. mit offenen Armen empfangen 0,856571769 0,243167224 przyjąć kogoś z otwartymi ramionami
(sich) die Ärmel hochkrempeln/ aufkrempeln/aufrollen 0,457589655 0,324222965 zakasać rękawy
jmdn./etw. aus den Augen verlieren 3,295547173 0,891613154 stracić kogoś/coś z oczu
jmdm. die Augen öffnen 2,047507078 0,810557413 otworzyć komuś oczy
etw. vor den Augen haben 0,69427396 0,972668896 mieć coś przed oczami
jmd. macht die Augen auf 0,656705023 0,486334448 ktoś otwiera oczy na coś
jmdm. einen Bärendienst

erweisen
0,433545535 0,081055741 wyświadczyć komuś niedźwiedzią przysługę
das Blatt wendet sich 1,540326426 0,243167224 karta się odwraca/ się odwróciła
jmdm./für jmdn. die Daumen halten/ drücken 1,425365478 0,405278707 trzymać za kogoś kciuki
jmdm. ein Dorn im Auge sein 2,052015351 0,405278707 być komuś cierniem w oku
unter Druck (stehen, sein) 11,55169681 1,702170567 być pod presją
jmdm. etw. (Geld) aus der Tasche ziehen 1,53807229 0,324222965 wyciągać pieniądze/kasę z kieszeni
das/sein Gesicht verlieren 0,980549261 0,162111483 stracić twarz
das Gesicht wahren/bewahren 1,545586077 0,324222965 zachować twarz
jmdn./etw. auf dem Gewissen haben 0,734097033 0,324222965 mieć kogoś/coś na sumieniu
jmdm. ins Gewissen reden 0,553014756 0,162111483 przemówić komuś do sumienia
Hand in Hand (arbeiten, gehen) 3,593844534 0,729501672 ręka w rękę
freie Hand haben/ lassen 2,676411087 0,162111483 mieć/zostawić komuś wolną rękę
etw. in jmds./die Hände geben 2,325517214 0,729501672 oddać coś w czyjeś ręce
in guten Händen sein 0,522959606 0,081055741 być w dobrych rękach
mit leeren Händen 1,190183931 0,243167224 z pustymi rękoma
jds. rechte Hand sein 0,390716947 0,081055741 być czyjąś prawą ręką
sich etw. zu Herzen nehmen 1,17891325 0,243167224 brać/ wziąć sobie coś do serca
von (ganzem) Herzen, aus ganzem/tiefstem Herzen 2,833449245 1,945337791 z całego serca
alles auf eine Karte setzen 0,587578178 0,081055741 stawiać wszystko na jedną kartę
jd./etw. liegt jmdm. (sehr) am Herzen 3,300806824 2,593783722 leżeć komuś na sercu
sich den Kopf zerbrechen/zermartern 2,003175732 0,810557413 łamać sobie głowę
sich an den Kopf fassen/greifen 0,444816217 0,405278707 łapać się za głowę
den Kopf verlieren 0,402739007 0,081055741 tracić głowę
jmdn./etw. aufs Korn nehmen 0,951996869 0,243167224 ktoś bierze na cel kogoś/ coś, ktoś bierze kogoś/ coś na muszkę
das Leben kosten 3,0753932 0,486334448 kosztować życie
ins Leben rufen 2,81842167 0,405278707 powołać do życia
grünes Licht geben/haben 5,406170065 0,486334448 dać/mieć zielone światło
im Lichte von/der/des 2,102357727 0,405278707 w świetle czegoś
sich in Luft auflösen 0,629655388 0,162111483 rozpłynąć się w powietrzu
etw./jmdn. unter die Lupe

nehmen
3,49466254 0,729501672 wziąć kogoś/ coś pod lupę
jmdm. etw. in den Mund legen 1,394558949 0,729501672 wkładać coś komuś do ust
sich einen Namen machen 3,652452076 0,324222965 wyrobić sobie nazwisko (markę, renomę)
jmdm. vor der Nase (wegfahren, wegschnappen) 0,984306155 0,567390189 sprzątnąć komuś coś/odjechać sprzed nosa
ein gemeinsamer Nenner: etw. auf einen (gemeinsamen) Nenner bringen, einen gemeinsamen Nenner finden 0,640926069 0,324222965 wspólny mianownik; sprowadzić coś do wspólnego mianownika, znaleźć wspólny mianownik,
die Nerven verlieren 1,12481398 0,567390189 tracić nerwy, komuś puszczają nerwy
die Nummer eins sein 3,879368457 0,972668896 być numerem jeden
eine bittere Pille schlucken 0,449324489 0,081055741 przełknąć gorzką pigułkę
jmdn./etw. auf die Probe stellen 1,193189446 0,162111483 wystawić kogoś/coś na próbę
eine/keine (große, wichtige, bedeutende…) Rolle spielen 57,17691693 38,01514267 grać/odgrywać ważną rolę
das schwarze Schaf sein 0,434296914 0,243167224 być czarną owcą
schwarz auf weiß 1,11880295 0,567390189 czarno na białym
Spuren hinterlassen 5,192027123 0,405278707 pozostawić ślady; wycisnąć ślad
jmdm./einer Sache auf der Spur sein 1,255553882 0,567390189 być na tropie kogoś/czegoś
jmdn. in Schach halten 1,729673869 0,324222965 trzymać kogoś w szachu
mit/gegen den Strom

schwimmen
0,522959606 0,081055741 płynąć z prądem/pod prąd
Tag und Nacht 7,968371583 1,86428205 dzień i noc, dniami i nocami
aus eigener/der eigenen Tasche bezahlen 0,54474959 0,081055741 płacić z własnej kieszeni
etw. in der Tasche haben 3,083658367 1,459003343 mieć coś w kieszeni
etw. unter den Teppich kehren 0,539489938 0,324222965 zamieść coś pod dywan
den Ton angeben 1,411840661 0,486334448 nadać ton
hinter verschlossenen Türen 2,16021389 0,081055741 za zamkniętymi drzwiami
das letzte Wort haben 5,228093303 0,162111483 mieć ostatnie słowo
mit einem Wort 3,93121359 1,134780378 jednym słowem, krótko mówiąc
jmdm. ins Wort fallen 0,591335072 0,405278707 wpadać komuś w słowo

Äquivalenzgrad Ib1 (ab A2)

seinen (eigenen) Augen nicht trauen 1,232261141 0,081055741 nie wierzyć własnym oczom
jmdm. in die Hände fallen 1,539575047 1,21583612 wpaść w czyjeś ręce
sein Wort halten 2,415682663 1,053724637 dotrzymać słowa

Äquivalenzgrad IIa1 (ab B1)

unter vier Augen 1,307399015 0,162111483 w cztery oczy
um die Ecke 4,438394243 6,160236339 za rogiem
jmdm. zur Hand gehen 0,564285437 0,243167224 iść komuś na rękę
etw. (selbst) in die Hand nehmen 6,165813976 3,161173911 wziąć coś/ sprawę w swoje ręce
etw. hat Hand und Fuß/ weder Hand noch Fuß 0,873102101 0,405278707 coś ma ręce i nogi
etw. zur Hand haben 0,564285437 0,243167224 mieć coś pod ręką
schweren Herzens 1,111289163 0,324222965 z ciężkim sercem
jmdm. durch den Kopf gehen 1,959595765 0,729501672 chodzić komuś po głowie
von Kopf bis Fuß 0,627401251 0,162111483 od stóp do głów
auf (meine/seine/ihre usw.) Kosten/ auf Kosten 17,3778876 2,350616498 na mój (czyjś) koszt
mit Leib und Seele 0,973786853 0,405278707 duszą i ciałem
auf der Stelle 3,641932774 0,64844593 z miejsca, natychmiast
der Teufel steckt/liegt/sitzt im Detail 0,391468326 0,162111483 diabeł tkwi w szczegółach

Äquivalenzgrad IIb1 (ab B1)

keine (blasse) Ahnung haben 69,87974733 75,38183941 nie mieć bladego pojęcia
eine Antenne für etw. haben 5,012575515 0,162111483 mieć żyłkę do czegoś
jmdn./etw. in Atem halten 20,49476688 0,243167224 trzymać w napięciu
ins Auge fallen/springen 14,56856923 0,162111483 rzucać się w oczy
ein Auge/beide Augen zudrücken 9,325530474 0,405278707 przymknąć na coś oko
auf die schiefe Bahn geraten/kommen 4,4611099 0,081055741 ktoś schodzi na manowce
jmdm. auf die Beine helfen 11,48200795 0,243167224 postawić kogoś na nogi
wieder auf die Beine kommen 7,185514654 0,081055741 znów stanąć na nogi
über den Berg sein 9,103298062 0,081055741 mieć (już) z górki
sich ein Bild von jmdm./etw. machen 29,91083649 0,729501672 wyrobić sobie o czymś opinię
auf den ersten Blick 146,5334678 2,269560757 na pierwszy rzut oka, od pierwszego wejrzenia
guter Dinge sein 16,75797003 0,243167224 być dobrej myśli
unter Druck setzen 77,85542167 1,459003343 wywierać na kogoś presję
mit allem Drum und Dran 4,123645867 1,540059085 ze wszystkimi bajerami
ein heißes Eisen 10,54369332 0,081055741 gorący kartofel
den Faden verlieren 7,415977896 1,053724637 stracić/ gubić wątek
etw. auf eigene Faust tun 2,9799681 0,729501672 robić coś na własną rękę
das Feld räumen 8,823449839 0,081055741 ustąpić/ zwolnić komuś pola; oddać komuś pole
jmdm. auf den Fersen sein/

sitzen/bleiben
14,81549413 0,162111483 deptać komuś po piętach
jmdm. auf die Finger schauen/sehen 8,864603989 0,324222965 patrzeć komuś na ręce
ein großer Fisch 7,84398106 0,162111483 gruba ryba
jmdm. auf den Fuß treten 13,17755895 0,162111483 nadepnąć komuś na odcisk
auf eigenen Füßen stehen 4,666880652 0,162111483 stać na własnych nogach
in jds. Fußstapfen treten 12,52732337 0,324222965 iść w czyjeś ślady
jmdm. etw. ins Gesicht sagen 7,465362877 0,162111483 powiedzieć (prosto) w oczy
ein Glückspilz sein 4,889113064 0,162111483 być szczęściarzem
von Grund auf 23,01340089 1,459003343 z gruntu
den Gürtel enger schnallen 6,72458817 0,081055741 zaciskać pasa
jmdm. stehen die Haare zu Berge 5,778042712 0,162111483 komuś włosy stoją dęba
etw. hat einen Haken 9,753533637 0,081055741 mieć haczyk
jmdm. um den Hals fallen 8,535370786 0,081055741 rzucać się komuś na szyję
Hals über Kopf 7,531209517 0,243167224 na łeb, na szyję
etw. nicht aus der Hand geben 19,74576135 0,729501672 nie wypuścić/wypuszczać czegoś z rąk
jmdm. sind die Hände gebunden 17,01312576 0,64844593 mieć związane ręce
alle/beide Hände voll zu tun haben 12,54378503 0,081055741 mieć ręce pełne roboty
die Hände in den Schoß legen 6,527048248 0,405278707 siedzieć z założonymi rękami
ein alter Hase 8,568294107 0,081055741 stary wyga
sein eigener Herr sein 4,387032429 0,081055741 ktoś jest panem samego siebie
jmdn. in sein/ins Herz schließen 7,983905171 0,081055741 przypadać komuś do serca
(wie) aus heiterem Himmel 13,02117318 0,486334448 jak/niczym grom z jasnego nieba
auf der Höhe der Zeit/der Ereignisse sein 11,84416448 0,567390189 być na czasie, być na bieżąco
[vor jmdm./etw.] auf der Hut sein 12,77424827 0,243167224 mieć się na baczności
in der Klemme sitzen/stecken 6,527048248 0,243167224 być, znaleźć się w potrzasku/ w tarapatach
bis auf die Knochen 5,835658522 0,162111483 do szpiku kości
jmdm. in den Knochen stecken 4,312954959 0,081055741 ktoś czuje w kościach coś
einen klaren/kühlen Kopf behalten/bewahren 6,955051412 0,162111483 zachować zimną krew
etw. steigt jmdm. zu Kopf(e)/ in den Kopf 6,189584215 0,081055741 coś uderza komuś do głowy
den Kopf in den Sand stecken 4,44464824 0,081055741 chować głowę w piasek
jmdm. den Kopf verdrehen 0,452330004 0,405278707 zawrócić komuś w głowie
auf seine Kosten kommen 27,35104833 0,243167224 wyjść na swoje
etw. auf Lager haben 6,428278288 0,324222965 mieć coś w zanadrzu
auf dem Laufenden sein/bleiben 5,703965241 0,486334448 być na bieżąco, trzymać rękę na pulsie
etw. am eigenen Leib(e)

erfahren/spüren
8,683525728 0,243167224 doświadczyć czegoś na własnej skórze
jmdn. auf den Leim locken/

führen
7,415977896 1,21583612 brać kogoś na lep
ans Licht kommen/bringen 34,73410291 0,405278707 wychodzić/wyciągać na światło dzienne
Licht am Ende des Tunnels sehen 4,798573933 0,162111483 widzieć światełko w tunelu
etw. liegt in der Luft 27,28520169 0,324222965 coś wisi w powietrzu
etw. liegt jmdm. (schwer) im Magen 4,650418992 0,243167224 coś leży komuś na wątrobie
der kleine Mann (von/auf der Straße) 24,0834088 1,053724637 mały (szary) człowiek
in aller Munde 10,96346566 0,324222965 na ustach wszystkich, na językach
den/seinen Mund/ die/seine Klappe/Fresse/ Schnauze/ das Maul halten 8,568294107 2,107449274 trzymać buzię/ mordę na kłódkę, zamknąć się
etw. für bare Münze nehmen 4,798573933 0,081055741 brać coś za dobrą monetę
etw. an den Nagel hängen 8,741141538 0,243167224 zawiesić coś na kołku
(von jmdm./etw.) die Nase voll haben 17,63043802 0,405278707 mieć czegoś/kogoś po dziurki w nosie
die Nase (über jmdn./etw.) rümpfen 11,00461981 0,081055741 kręcić nosem na kogoś/coś
jmdn. an der Nase herumführen 5,950890143 0,324222965 wodzić kogoś za nos
jmdm. auf die Nerven gehen 20,86515424 2,593783722 działać komuś na nerwy
auf Nummer sicher setzen 0,95725652 0,405278707 obstawiać pewniaki
jmdm. kommt etw. zu Ohren; jmdm. ist etw. zu Ohren gekommen 8,280215054 0,162111483 obić się komuś o uszy
die Ohren spitzen 7,621748648 0,324222965 nadstawić uszu
ein Pechvogel sein 8,609448257 0,162111483 być pechowcem
den Rahmen sprengen 7,77813442 0,162111483 wykraczać poza ramy, przesuwać granice
an der Reihe sein 35,0057203 1,053724637 być następnym w kolejce
mit sich (selbst)/ mit etw. ins Reine kommen/ im Reinen sein 11,58077791 0,324222965 dojść z kimś/czymś do ładu
jmdm. in den Rücken fallen 6,461201608 0,162111483 wbić komuś nóż w plecy
keinen (blassen) Schimmer (von etw.) haben 9,119759722 0,162111483 nie mieć bladego pojęcia
Schnee von gestern/vorgestern/vom vergangenen Jahr 5,185422946 0,081055741 zeszłoroczny śnieg
auf Schritt und Tritt 13,50679215 0,405278707 na każdym kroku
ins Schwarze treffen 6,222507536 0,243167224 trafić w sedno
jmdm. verschlägt es die Sprache; etw. verschlägt jmdm. die Sprache 9,671225337 0,243167224 coś odebrało/odjęło komuś mowę
jmdm./etw. auf die Spur

kommen
32,14139144 0,162111483 wpaść, trafić na trop
auf der Stelle treten 14,09118109 0,486334448 dreptać/stać w miejscu
jmdn. auf die Straße setzen 6,280123346 2,674839463 wyrzucić kogoś na bruk/na ulicę
jmdm. einen Streich spielen 5,037268005 0,405278707 płatać komuś figle
etw. aus freien Stücken tun 10,21446012 0,324222965 robić coś z własnej i nieprzymuszonej woli
alle/alles in einen Topf werfen 8,197906753 0,891613154 wrzucać wszystko do jednego worka
die Waffen strecken 4,880882234 0,081055741 złożyć broń
eigene/die eigenen vier Wände 15,78673208 0,324222965 własny kąt
ein Wörtchen/Wort mitreden/mitzureden haben 6,634049039 0,243167224 mieć coś do powiedzenia
im wahrsten Sinne des Wortes 19,23544988 1,86428205 w pełnym tego słowa znaczeniu
jmdm. das Wort geben/erteilen 4,189492508 3,242229652 oddać komuś głos, udzielić komuś głosu
jmdn. beim Wort nehmen 13,06232733 0,243167224 trzymać kogoś za słowo
dummes Zeug reden 7,383054576 0,567390189 mówić od rzeczy, pleść głupstwa, pleść farmazony,
das Zeug zu etw. haben 17,81151628 0,810557413 mieć smykałkę do czegoś

Äquivalenzgrad IIc1 (ab B2)

jmdm. unter die Arme greifen 19,79514633 0,243167224 wyciągnąć do kogoś pomocną dłoń
in einem/(im gleichen) Boot (mit jmdm.) sitzen 4,946728874 0,162111483 jechać z kimś jednym/na tym samym wózku
im Dunklen tappen 6,67520319 0,081055741 błądzić/działać po omacku
(mit etw.) nicht vom Fleck kommen 4,996113855 0,243167224 dreptać/pozostawać/utknąć w miejscu
jmdn. auf freien Fuß setzen 15,16941983 0,162111483 wypuszczać kogoś na wolność
sich in die Haare geraten/kriegen 4,749188953 0,324222965 brać się za łby
Höhen und Tiefen 13,31748306 0,162111483 wzloty i upadki
es ist ein Katzensprung bis … 4,987883025 0,324222965 o rzut beretem, o rzut kamieniem
etw. steckt (noch) in den Kinderschuhen 6,461201608 0,162111483 być w powijakach
sich über etw. im Klaren sein 17,26005066 2,999062428 zdawać sobie (jasno) sprawę z czegoś
den Kopf hängen lassen 6,329508327 0,486334448 spuścić nos na kwintę
die Oberhand gewinnen 15,87727121 0,081055741 brać nad kimś górę
aus der Reihe tanzen 4,576341521 0,324222965 wyłamać się z szeregu
jmdm. einen (dicken) Strich durch die Rechnung machen 12,51086171 0,243167224 pokrzyżować komuś plany/szyki
Staub aufwirbeln 5,160730456 0,081055741 narobić szumu
jmdm. Steine in den Weg legen 6,156660895 0,081055741 rzucać komuś kłody pod nogi
einen/den Stein ins Rollen bringen 4,222415828 0,081055741 nadać sprawie bieg
in Strömen regnen 14,46979927 0,081055741 leje jak z cebra
ein großes/hohes Tier 17,60574553 0,243167224 gruba ryba
sich zu Wort melden 51,07230061 2,107449274 chcieć zabrać głos

Äquivalenzgrad Ia2 (ab B2)

sich die Haare raufen 0,578561633 0,081055741 rwać sobie włosy z głowy
jmdm. das Herz brechen 1,519287821 0,081055741 łamać komuś serce
etw. auf den Kopf stellen 3,083658367 0,810557413 stawiać coś na głowie
jmdn. in der Tasche haben 0,989565806 0,729501672 mieć/trzymać kogoś w kieszeni

Äquivalenzgrad IIa2 (ab C1)

jmdn./etw. im Auge haben/behalten 5,956179306 3,08011817 mieć kogoś/coś na oku
in Frage stellen 11,9551872 8,510852837 stawiać coś pod znakiem zapytania
sich die Hände reiben 1,484724399 0,243167224 zacierać ręce
etw. vor der Nase haben 0,984306155 0,567390189 mieć coś pod nosem
aus den/allen Nähten platzen/gehen 0,649942614 0,324222965 pękać w szwach
jmdm./etw. den Rücken kehren/wenden 4,652537185 0,567390189 odwrócić się do kogoś plecami

Äquivalenzgrad IIb2 (ab C1)

an allen Ecken und Enden 0,758892532 0,081055741 na każdym kroku/rogu
Farbe bekennen 1,043665076 0,324222965 puszczać (puścić) farbę
die Finger von etw./jmdm. lassen 1,531309881 0,162111483 zabierać łapy od czegoś/kogoś, trzymać się z dala
jmdn./etw. im Griff haben 4,587167234 2,107449274 trzymać kogoś w garści
jmdn./etw. am/auf dem Hals(e) haben 0,816748695 0,567390189 mieć kogoś na karku, siedzieć komuś na karku
(bei etw. selbst) mit Hand anlegen 0,55076062 0,081055741 przykładać rękę do czegoś
etw. liegt (klar) auf der Hand 5,17023714 1,702170567 widać jak na dłoni
das/sein Herz schlägt höher 0,540992696 0,324222965 serce komuś zadrżało
(nicht) (ganz) auf der Höhe sein 5,234855712 2,350616498 (nie) być w (szczytowej) formie
jmdm. zur Last fallen 0,668727082 0,162111483 być dla kogoś ciężarem
etw. auf den Punkt bringen 2,681670738 1,459003343 trafić w punkt/sedno
unter die Räder kommen/geraten 0,847555224 0,243167224 wpaść pod samochód
nicht der Rede wert sein 0,779931137 0,486334448 nie ma o czym mówić
Theater spielen/machen 1,460680279 2,188505015 robić sceny
jmdn. vor die Tür setzen 1,121808465 0,243167224 wyrzucać/wypraszać za drzwi; wyrzucić kogoś na zbity pysk
zu Wort kommen 4,336958112 2,755895204 dojść do słowa/głosu

Äquivalenzgrad IIc2 (ab C1)

jmdm. unter die Haut gehen 5,786273542 0,081055741 poruszyć kogoś do żywego
den Mund (nicht) aufmachen/auftun 7,210207145 0,405278707 siedzieć cicho
Published Online: 2025-11-11
Published in Print: 2025-11-25

© 2025 the author(s), published by De Gruyter, Berlin/Boston

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Downloaded on 14.12.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/phras-2025-0004/html
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