Editorial (Deutsch)
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Carmen Mellado Blanco
und Fabio Mollica
Der vorliegende Band umfasst sechs wissenschaftliche Beiträge und vier Rezensionen über spannende Themen der Phraseologie und Parömiologie. Die Artikel befassen sich mit figurativer Sprache und phraseologischen Einheiten des Englischen und Deutschen aus unterschiedlichen theoretischen und angewandten Perspektiven. Trotz ihrer thematischen und methodologischen Vielfalt eint die Beiträge ein gemeinsames Anliegen: die Analyse der englischen und deutschen Phraseologismen im weiteren Sinne sowie deren Implikationen für den Fremdsprachenunterricht, die Übersetzungspraxis und sprachtechnologische Anwendungen.
Die ersten vier Artikel bilden den ersten Themenblock des Heftes und widmen sich der figurativen Sprache und idiomatischen Phraseologie. Der einleitende theoretische Beitrag mit dem Titel „Phraseology and Figurative Language: Some Basic Concepts and Future Prospects“ stammt von Dmitrij Dobrovol’skij. Er bietet eine kritische und innovative Neubewertung der Begriffe „Phraseologie“ und „Figurativität“, beleuchtet ihre komplexe Wechselbeziehung und skizziert Perspektiven für eine zukünftige Forschung, die insbesondere die imagologische Dimension idiomatischer Ausdrücke in den Blick nimmt.
Die beiden folgenden Beiträge dieses Themenblocks stehen im Kontext des idiomatischen Lernens und Lehrens in der Fremdsprache und veranschaulichen deutlich das didaktische Potenzial figurativer Sprache im Rahmen innovativer methodischer Ansätze. Der zweite Artikel, „Idiomatische Mehrwortverbindungen im Fremdsprachenunterricht – Vorschlag einer Selektion für Deutsch lernende Polen aus der Perspektive der plurilingualen Fremdsprachendidaktik“, stammt von Anna Sulikowska. Hier wird eine didaktisch fundierte Auswahl deutscher Idiome für polnische Lernende vorgeschlagen – basierend auf Häufigkeit und interlingualer Ähnlichkeit – im Sinne eines mehrsprachigkeitsorientierten Ansatzes. Der dritte Beitrag stammt von Abdelaaziz El Yamani, Meriam Labzar, El Habib Darkaoui Soufi und Hassane Darir. Unter dem Titel „Bridging the Gap: Using Embodiment and CMT Strategies to Improve Idiom Understanding Among Moroccan EFL Students” präsentieren die Autoren eine empirische Interventionsstudie zum Englischunterricht (EFL) in Marokko. Dabei greifen sie auf Strategien aus der Konzeptuellen Metapherntheorie (CMT) und dem Konzept der Verkörperung (Embodiment) zurück, um das idiomatische Verstehen zu fördern.
Der vierte Beitrag mit dem Titel „Measuring creative phraseology in literature: machine translation systems versus large language models“, verfasst von Laura Noriega-Santiáñez und Gloria Corpas Pastor, behandelt figurative Phraseologie aus translationswissenschaftlicher Perspektive. Im Fokus steht die Leistungsfähigkeit neuronaler maschineller Übersetzungssysteme und großer Sprachmodelle (LLMs) bei der Übertragung vergleichender Idiome aus literarischen Texten vom Englischen ins Spanische. Anhand von Parametern zur Bewertung von Angemessenheit und Kreativität zeigt die Studie, dass menschliche Übersetzungen zwar nach wie vor qualitativ überlegen sind, KI-basierte Systeme jedoch zunehmend zu plausiblen und kreativen Lösungen gelangen – und damit zentrale Fragen zur zukünftigen Rolle dieser Technologien im Übersetzungsprozess aufwerfen.
Der zweite Themenblock ist der Parömiologie gewidmet. Im fünften Beitrag untersucht Anna T. Litovkina unter dem Titel „Addition in Anglo-American anti-proverbs about Money“ das Verfahren der Addition als Mechanismus zur Umformung angloamerikanischer Geldsprichwörter. Anhand eines umfangreichen Korpus von Antisprichwörtern werden Muster sprichwörtlicher Innovation identifiziert. Der sechste und letzte Artikel stammt von Wolfgang Mieder und trägt den Titel „Wo ein Wille ist, (da) ist auch ein Weg. Where there is (there’s) a will, there is (there’s) a way. Mono- oder Polygenese zweier äquivalenter Sprichwörter“. Er stellt eine historische und kontrastive Fallstudie zur Herkunft zweier semantisch äquivalenter Sprichwörter vor – Where there is a will, there is a way und Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Auch in diesem Beitrag wird – wie im vorherigen – das Thema der Antisprichwörter aufgegriffen. Durch kontextuelle Detailanalyse stützt der Autor die These einer Polygenese, also einer unabhängigen Entstehung in beiden Sprachräumen, und liefert damit einen wertvollen Beitrag zur Diskussion über Sprichwortverbreitung und interlinguale Transmission.
Abgeschlossen wird der Band durch vier Rezensionen aktueller Publikationen, die sich mit zentralen Fragen der Phraseologie- und Metaphernforschung befassen. Die erste Besprechung würdigt eine Studie zur zoomorphen Symbolik im Spanischen und Chinesischen und hebt deren kulturelle sowie figurative Implikationen hervor. Die zweite stellt ein einführendes Werk zur schwedischen Phraseologie vor, das insbesondere durch seinen kontrastiven und didaktisch zugänglichen Ansatz besticht. Die dritte Rezension bietet einen Überblick über ein Sammelwerk zur allgemeinen Phraseologie mit theoretischen und anwendungsorientierten Schwerpunkten. Die vierte befasst sich mit einer Monografie zur automatischen Übersetzung phraseologischer Einheiten und leistet einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um Herausforderungen und Potenziale künstlicher Intelligenz in diesem Bereich.
Insgesamt bietet der Band einen aktuellen Überblick über zentrale Forschungsrichtungen zu figurativer Sprache, Phraseologie und Parömiologie und zeugt von der Vitalität dieser Disziplinen, indem er deren Bedeutung für Didaktik, Übersetzungswissenschaft und sprachtechnologische Anwendungen unterstreicht.
Santiago de Compostela und Mailand, Juli 2025
© 2025 the author(s), published by De Gruyter, Berlin/Boston
This work is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 International License.
Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- Editorial
- Editorial (English)
- Editorial (Deutsch)
- Articles
- Phraseology and Figurative Language: Some Basic Concepts and Future Prospects
- Idiomatische Mehrwortverbindungen im Fremdsprachenunterricht – Vorschlag einer Selektion für Deutsch lernende Polen aus der Perspektive der plurilingualen Fremdsprachendidaktik
- Bridging the Gap: Using Embodiment and CMT Strategies to Improve Idiom Understanding Among Moroccan EFL Students
- Measuring Creative Phraseology in Literature: Machine Translation Systems Versus Large Language Models
- Addition in Anglo-American anti-Proverbs about Money
- Where there is (there’s) a will, there is (there’s) a way
- Book reviews
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- Editorial (English)
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- Phraseology and Figurative Language: Some Basic Concepts and Future Prospects
- Idiomatische Mehrwortverbindungen im Fremdsprachenunterricht – Vorschlag einer Selektion für Deutsch lernende Polen aus der Perspektive der plurilingualen Fremdsprachendidaktik
- Bridging the Gap: Using Embodiment and CMT Strategies to Improve Idiom Understanding Among Moroccan EFL Students
- Measuring Creative Phraseology in Literature: Machine Translation Systems Versus Large Language Models
- Addition in Anglo-American anti-Proverbs about Money
- Where there is (there’s) a will, there is (there’s) a way
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