Sozialethisches
Liebe Leserinnen und Leser,
im ökumenischen Dialog sind in den letzten Jahrzehnten sozialethische Fragen immer mehr in den Fokus gerückt, da sie im Vergleich zu den klassischen theologischen Divergenzen inzwischen einen viel stärker trennenden Effekt haben – und dies nicht zwingend entlang der konfessionellen Grenzlinien, sondern auch innerhalb von Kirchen und Kirchenfamilien. Da im vergangenen Jahr sowohl in der römisch-katholischen Kirche als auch in der Orthodoxie neue offizielle Texte zu Fragen aus diesem Bereich veröffentlicht wurden, haben wir uns entschlossen, in diesem Heft „Sozialethisches“ zum Thema zu machen.
Peter Schallenberg, katholischer Moraltheologe an der Theologischen Fakultät Paderborn, gibt eine Einführung in die jüngste Enzyklika Fratelli tutti von Papst Franziskus und setzt sie in Beziehung zu zwei anderen Sozialenzykliken der letzten Jahre. Dabei wird deutlich, auf welche spezifische Weise die Nächstenliebe als Grundlage menschlichen sozialen Handelns zu sehen ist. – Dagmar Heller stellt das im Frühjahr 2020 erschienene neue Dokument mit Überlegungen zu einem Sozialethos aus der Orthodoxen Kirche vor und zeigt, dass hier eine Weiterentwicklung im Hinblick auf das Potenzial für den ökumenischen Dialog festzustellen ist. – Der baptistische Sozialethiker Ralf Dziewas von der Theologischen Hochschule Elstal nutzt unter anderem das klassische Begriffspaar „schon und noch nicht“ der Reich-Gottes-Theologie für eine spezifisch christliche Begründung von sozial-ökologischem Engagement. – Im weltweiten ökumenischen Dialog wird über die Problematik der Differenzen in sozialethischen Fragen auf einer Metaebene nachgedacht. Die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens stellt dazu die neueste Studie der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, die es bisher nur auf Englisch gibt, vor und zeigt, inwieweit die Kommission hier neue Wege geht, um ein gegenseitiges Verstehen der moralisch-ethischen Entscheidungsfindung in den verschiedenen Kirchen möglich zu machen.
Anschließend bieten wir Auszüge aus der Stellungnahme des Ökumenischen Arbeitskreises von evangelischen und katholischen Theologen (ÖAK) zur „Lehrmäßigen Anmerkung“, mit der die römisch-katholische Glaubenskongregation im September 2020 zum ÖAK-Text „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ Stellung bezogen hat.
Die erste der drei Rezensionen behandelt wiederum Sozialethisches: Lothar Triebel bespricht das Mennonitische Jahrbuch 2021, das unter dem Thema „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ steht. Christian Grethlein stellt einen Tagungsband vor, der „versucht […], die Vielfalt der Konfessionen und deren jeweilige kirchenrechtliche Verfasstheit zu rekonstruieren und miteinander zu vergleichen“. Gert Pickel schließlich analysiert ein Werk mit dem Untertitel Konfessionelles Bildungswesen in der DDR, das er „eine akribisch umgesetzte Gesamtübersicht über die konfessionelle Landschaft in der DDR“ nennt.
Wir wünschen – auch im Namen unserer Mitredakteur*innen Martin Bräuer und Miriam Haar – gute Lektüre!
Dagmar Heller und Lothar Triebel
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Artikel in diesem Heft
- Titelseiten
- Editorial
- Sozialethisches
- Artikel
- Fratelli tutti. Anmerkungen zur neuen Enzyklika aus sozialethischer Sicht
- Neuere sozialethische Entwicklungen in der Orthodoxie
- Das Reich Gottes in einer bedrohten Schöpfung leben
- Facilitating Dialogue to Build koinonia: A Study Document on Churches and Moral Discernment by the Faith and Order Commission
- Dokumentation
- Stellungnahme des Ökumenischen Arbeitskreises von evangelischen und katholischen Theologen zur „Lehrmäßigen Anmerkung“ der Glaubenskongregation 2020
- Rezensionen
- Mennonitisches Jahrbuch 2021. Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens, hg. von der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (AMG), 120. Jahrgang (bis 1941 Christlicher Gemeinde-Kalender; bis 1970 Mennonitischer Gemeinde-Kalender) (Cuxhaven: Edition Wortschatz im Neufeld Verlag, o. J. [2020]), 238 S.
- Burkhard Josef Berkmann und Anargyros Anapliotis, Hg., Das Verhältnis zwischen der lokalen, regionalen und universalen Ebene in der Kirchenverfassung. Ein Vergleich zwischen dem Recht verschiedener christlicher Konfessionen, Beiträge aus dem Zentrum für ökumenische Forschung München 7 (Münster: LIT, 2020), 225 S., EUR 29,90, ISBN 978-3-643-14612-0.
- Uwe Grelak und Peer Pasternack, Parallelwelt. Konfessionelles Bildungswesen in der DDR. Handbuch (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2019), 699 S., EUR 98,00, ISBN 978-3-374-06045-0.
Artikel in diesem Heft
- Titelseiten
- Editorial
- Sozialethisches
- Artikel
- Fratelli tutti. Anmerkungen zur neuen Enzyklika aus sozialethischer Sicht
- Neuere sozialethische Entwicklungen in der Orthodoxie
- Das Reich Gottes in einer bedrohten Schöpfung leben
- Facilitating Dialogue to Build koinonia: A Study Document on Churches and Moral Discernment by the Faith and Order Commission
- Dokumentation
- Stellungnahme des Ökumenischen Arbeitskreises von evangelischen und katholischen Theologen zur „Lehrmäßigen Anmerkung“ der Glaubenskongregation 2020
- Rezensionen
- Mennonitisches Jahrbuch 2021. Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens, hg. von der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (AMG), 120. Jahrgang (bis 1941 Christlicher Gemeinde-Kalender; bis 1970 Mennonitischer Gemeinde-Kalender) (Cuxhaven: Edition Wortschatz im Neufeld Verlag, o. J. [2020]), 238 S.
- Burkhard Josef Berkmann und Anargyros Anapliotis, Hg., Das Verhältnis zwischen der lokalen, regionalen und universalen Ebene in der Kirchenverfassung. Ein Vergleich zwischen dem Recht verschiedener christlicher Konfessionen, Beiträge aus dem Zentrum für ökumenische Forschung München 7 (Münster: LIT, 2020), 225 S., EUR 29,90, ISBN 978-3-643-14612-0.
- Uwe Grelak und Peer Pasternack, Parallelwelt. Konfessionelles Bildungswesen in der DDR. Handbuch (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2019), 699 S., EUR 98,00, ISBN 978-3-374-06045-0.