Der Conférencier der Wissenschafts-verlage: Arnoud de Kemp zum 75.

Arnoud de Kemp bei der APE 2019. (Foto: APE 2019)
Arnoud de Kemp, dessen 75. Geburtstag es am 10. Juni zu bejubeln galt, hat das Glück, in eine Phase des wissenschaftlichen Publizierens hineingeboren worden zu sein, die seinem Naturell geradezu ideal entspricht. Stete Veränderung und den unternehmerischen Mut, diese Veränderung anzupacken. Dabei ist de Kemp, den sie in seiner Rolle als Sales Director bei Springer schon früh den fliegenden Holländer nannten, alles andere als einer jener Kollegen, die eilfertig jedem neuen Trend hinterherlaufen und allzu selten den sicheren Blick aufs Portemonnaie behalten.
Eine sorgfältige Ausbildung – bei Mouton, damals noch in Den Haag, und Swets – bereiteten Arnoud de Kemp auf die Herausforderung vor, das Programm der damals mehr als dezentralen Springer-Gruppe international zu vertreiben. Neben Gedrucktem gesellten sich schon in den 1980er Jahren zunehmend elektronische Medien hinzu. Gekrönt wurde die Zeit von Arnoud de Kemp vom Launch der Plattform SpringerLink, ohne die im Weltverlag SpringerNature heute praktisch nichts mehr geht. Alle wissenschaftlichen Inhalte nicht nur gedruckt, sondern „at your fingertips“ für jeden Wissenschaftler jederzeit und überall verfügbar – das war die Vision, die er in Heidelberg träumte, und damit dem deutlich größeren Elsevier immer einmal wieder eine Nasenlänge voraus war. Man kann sich die Bedingungen vorstellen, unter denen der Revolutionär und sein kleines Team einer Garde von Verlegern Investitionen in Technik schmackhaft machen mussten, um aus „Link“ einen Erfolg zu machen.
Mit seinem Weggang von Springer im Jahr 2003 begann der damals schon nicht mehr ganz Jugendliche ein neues Kapitel, das für die Branche vermutlich ebenso wichtig werden sollte wie die Digitalisierung von Springer: Die Konferenzreihe Academic Publishing in Europe (APE), seit 2006 als Taktgeber der globalen Wissenschaftsverlagsbranche und Familientreffen gleichermaßen in Berlin zuhause, hat sich als Kulminationspunkt wichtiger Diskussionen fest etabliert. Hier wurde Open Access früh – und jedes Jahr wieder so konsequent wie kaum anderswo – verhandelt, hier trafen Startups auf Großverleger und die Branche lernte über Blockchain, MachineReadability und Projekt DEAL.
Auch bei der Informare, die er zweimal ausrichtete, bewies Arnoud de Kemp: Er versteht es, mit seiner Agilität die richtigen Player zusammenzubringen und im entscheidenden Moment den Schritt zurück in die Kulisse zu wagen, so den Dialog ermöglichend. Wahrlich nicht ohne Ego unterwegs, ist der Altpräsident und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen einer der Antreiber einer Branche, die zeitweise eine gewisse Selbstzufriedenheit nicht verhehlen kann. De Kemp treibt sie uns aus, und die kluge Verstetigung der guten Idee APE durch die geplante Einbringung in eine Stiftung ist sicher nicht sein letzter Schachzug. Die DGI jedenfalls weiß, dass sie ihm zu besonderem Dank verpflichtet ist, gab er ihr neben neuen Ideen doch auch stabile Finanzen zurück.
Bei all dem fachlichen Wirken kommt bei Arnoud die Lebensfreude nie zu kurz – und jeder, der ihn und seine wunderbare Partnerin Anne schon einmal auf ihrem herrlichen Anwesen in Karow besucht hat, konnte beider art de vivre genießen.
Geburtstage als Startpunkte in eine neue Schaffensperiode: Wir wünschen Arnoud de Kemp gar nicht uneigennützig Kraft, Ideen und Gesundheit. Ad multos annos, lieber Arnoud, oder auf gut Westfälisch: Vivat, vivat, vivat.
Sven Fund
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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