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Der Beitrag einer vom DAAD finanzierten Studienreise zur Ausbildung von angehenden DaF-Lehrenden

  • Gabriela Marques-Schäfer

    promovierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), Deutschland. Vorher hat sie in Freiburg und in Rio de Janeiro Germanistik und Romanistik studiert. Seit 2012 ist sie Professorin für Deutsch als Fremdsprache an der bundesstaatlichen Universität von Rio de Janeiro (UERJ), wo sie in der Deutschlehrerausbildung arbeitet und Projekte im Rahmen der Fremdsprachendidaktik zu folgenden Themen entwickelt: digitale Medien, interkulturelles Lernen, Internationalisierung der Lehrerbildung und frühes Fremdsprachenlernen.

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    and Ebal Sant’Anna Bolacio Filho

    studierte Romanistik (Portugiesisch und Französisch) an der UERJ (1986), schloss den Magister Artium in Südostasienwissenschaften, Hispanischer Philologie und Lateinamerikastudien an der Goethe-Universität Frankfurt am Main ab (2002) und absolvierte zudem ein Aufbaustudium als Double-Degree-Abschluss (Especialização em Ensino de Alemão) der Universitäten Kassel und UFBA (2005). Master (2007) und Promotion (2012) in Linguistik an der PUC Rio. Von 2010 bis 2018 war er Professor für DaF an der Universidade do Estado do Rio de Janeiro. Seit 2018 ist er an der Universidade Federal Fluminense (UFF) in Niterói, Brasilien tätig. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Fremdsprachenlernen und -lehren, Deutschlehrerausbildung, interkulturelle Studien und Übersetzung. Er ist darüber hinaus vereidigter Übersetzer für das Sprachenpaar Deutsch-Portugiesisch in Brasilien.

Published/Copyright: October 15, 2020

Zusammenfassung

In der vorliegenden Studie geht es um eine qualitative Untersuchung über den Beitrag einer vom DAAD finanzierten Studienreise nach Deutschland. DaF-Studierende aus zwei brasilianischen Universitäten nahmen an einem akademischen und kulturellen Programm teil, das in Kooperation mit vier unterschiedlichen deutschen Hochschulen entwickelt wurde. Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine solche Erfahrung sowohl für den beruflichen, akademischen und persönlichen Werdegang angehender DaF-Lehrender als auch für die Internationalisierung der involvierten Hochschulen von großer Bedeutung ist.

Abstract

This paper examines the contribution of a study travel to Germany sponsored by the DAAD. German students from two Brazilian universities participated in an academic and cultural program offered by four different German universities. Results of the study indicate that such an experience is of great relevance both in terms of the academic and personal lives of the future GFL teachers. It also contributes to the internationalization of the institutions involved in the program.

1 Einführung

Deutschland ist einer der wichtigsten Partner Brasiliens im Bereich der Wirtschaft und Brasilien ist wiederum der größte Handelspartner Deutschlands in Südamerika. Im Bereich der Hochschulbildung arbeitet der DAAD schon seit den 70er-Jahren eng mit der CAPES[1] zur Förderung der Forschung und der Ausbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen. Zurzeit gibt es 565 laufende Kooperationsverträge zwischen brasilianischen und deutschen Hochschulen, was dazu führte, dass in den letzten Jahren mehr als 10 000 brasilianische Studierende an einer deutschen Hochschule im Rahmen einer Kooperation von Bachelor-, Master- oder Promotionsprogrammen eingeschrieben waren (vgl. Hochschulkompass 2018). Mit der Implementierung des universitären Programms Deutsch ohne Grenzen im Jahr 2016 wurde deutlich, dass Studierende aus verschiedenen Disziplinen in ganz Brasilien bereit sind, Deutsch zu lernen, um sich an einem Forschungsprojekt mit deutschen Partnern zu beteiligen und/oder in Deutschland zu studieren und zu forschen. Allein in diesem ersten Durchgang des Programms, das teilweise in einem Blended-Learning-Format angeboten wird, gab es ca. 800 Teilnehmende – aber die Nachfrage war und ist immer noch viel größer (mehr dazu in Mariano/Lorke in diesem Heft).

Während sich auf der einen Seite das wachsende Interesse an der deutschen Sprache beobachten lässt (vgl. Netzwerk Deutsch 2015), wächst auf der anderen der Mangel an Deutschlehrkräften in Brasilien. Sie werden nicht nur in den großen Zentren Brasiliens wie São Paulo, Rio de Janeiro und Porto Alegre gesucht, sondern vor allem auch in Regionen im Norden, Nordosten und Zentrum des Landes, wo bereits wichtige internationale Kooperationsprojekte zwischen Deutschland und Brasilien durchgeführt werden (Protazio/Marques-Schäfer 2019).

Verschiedene Gründe können diese Situation erklären. Der Lehrerberuf erfreut sich in Brasilien aufgrund der oft niedrigen Bezahlung leider nur geringer Beliebtheit. Die Nachfrage nach einem Lehramtsstudium ist daher nicht besonders groß. Im Bereich des Faches Deutsch als Fremdsprache an den brasilianischen Hochschulen lässt sich bemerken, dass die Studierenden im Verlauf des Studiums oft die Motivation zum Erlernen der deutschen Sprache verlieren, da Deutsch für sie meist die dritte oder gar vierte Fremdsprache ist, mit der sie zudem kaum oder praktisch keinen Kontakt außerhalb der universitären Ausbildung haben. Wie auch in anderen Ländern Südamerikas fangen die meisten Studierenden nämlich das Studium ohne Deutschkenntnisse an und die Aufgabe, innerhalb eines vier- oder fünfjährigen Studiums ein höheres Sprachniveau zu erreichen, mit dem sie sich sicher genug fühlen, um als Lehrkräfte zu arbeiten, stellt eine sehr große Herausforderung dar. Viele angehende Lehrkräfte haben außerdem finanzielle Schwierigkeiten und nur wenige können sich eine Reise in ein deutschsprachiges Land oder gar ein ganzes Auslandssemester leisten.

Um diese Herausforderungen zu überwinden, planten die Autorin und der Autor des vorliegenden Beitrags – zum Zeitpunkt der Studienreise beide an der Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ) tätig – zusammen mit DaF-Kolleginnen und -Kollegen aus einer anderen brasilianischen Universität eine Studienreise für angehende brasilianische Deutschlehrkräfte nach Deutschland. Diese Reise wurde vom DAAD finanziert und hier wird ihre Rolle zum beruflichen, akademischen und persönlichen Werdegang der beteiligten Studierenden anhand einer qualitativen Analyse ihrer Berichte über die Reise näher untersucht. Ziel ist es, damit den internationalen Austausch zwischen den Partneruniversitäten zu optimieren sowie ähnliche Aktionen in anderen Universitäten der Region anzuregen.[2]

2 Die Studienreise

Mit der Einreichung eines Antrags beim DAAD zwecks Finanzierung einer Studienreise nach Deutschland beabsichtigten Professoren und Professorinnen der Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ) und der Universidade de São Paulo (USP)[3], DaF-Studierende der genannten Hochschulen bei ihrem langen fremdsprachlichen Lernprozess und ihrer Lehrerausbildung zu unterstützen. Hauptziele der Studienreise waren: (i) den (meisten) Studierenden die einmalige Gelegenheit zu ermöglichen, erste persönliche Erfahrungen und Erlebnisse mit der Sprache und Kultur, die sie für ihren Lebensberuf ausgewählt hatten, zu sammeln; (ii) deutsche Hochschulen, ihre Strukturen und Angebote aus der Nähe kennenzulernen; (iii) die Motivation der Studierenden für den Abschluss ihres eigenen Studiums zu erhöhen; (iv) Angebote für ein Master- oder Promotionsstudium sowie für Forschungsaufenthalte in Deutschland vorzustellen, die für die Studierenden in einer späteren Phase ihrer akademischen Laufbahn interessant sein können.

Die Studienreise wurde für Studierende der Universidade de São Paulo (USP) und der Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ) geplant, die im Lehramtsstudium der Romanistik und Germanistik (Letras – Português-Alemão) eingeschrieben waren und mindestens ihr erstes Studienjahr bereits erfolgreich abgeschlossen hatten. Für die Auswahl der Studierenden wurden drei verschiedene Kriterien verwendet. Die Studierenden mussten (i) Sprachkenntnisse der deutschen Sprache auf Niveau B1 nachweisen, (ii) eine Durchschnittsnote im Studium von mindestens 7,0 Punkten (im brasilianischen Notensystem ist 10 die höchste Note) haben und (iii) mindestens drei Semester des Studiums abgeschlossen haben. Da die Förderung der Studienreise lediglich einen Begleitdozenten vorsah, begleitete nur Dr. Ebal Bolacio die Gruppe[4].

Für die Planung wurden vier Partnerhochschulen ausgewählt, mit denen die Professoren und Professorinnen aus der UERJ und der USP laufende Kooperationsprojekte im Rahmen ihrer jeweiligen DaF-Lehrerausbildung gemeinsam hatten. So bereiteten die Dozentinnen und Dozenten der UERJ die Aktivitäten mit den Kolleginnen und Kollegen der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vor, während die Dozentinnen und Dozenten der USP weitere Aktivitäten mit den Kolleginnen und Kollegen der Universität Hildesheim und der FU Berlin planten. Im Folgenden werden die wichtigsten Projekte der involvierten Hochschulen vorgestellt, die die Ausgangsbasis für die Planung der Studienreise bildeten. Darüber hinaus werden ebenfalls die durchgeführten Aktivitäten in den jeweiligen Hochschulen kurz beschrieben.[5]

2.1 Pädagogische Hochschule Heidelberg

Die Kooperationsaktivitäten zwischen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der UERJ haben bereits zwei Jahre vor der Reise im Sommer 2018 mit einem technologiebasierten Austausch zwischen den Studierenden begonnen, bei dem DaF-Studierende der PH Heidelberg je einen Studierenden bzw. eine Studierende aus Rio betreuten und Aufgaben formulierten, mit deren Hilfe die brasilianischen Studierenden ihre Schreibfertigkeit verbessern sollten. Damit wurde es ihnen ermöglicht, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen. Die brasilianischen Partner erhielten die Möglichkeit, sich in einer authentischen und persönlichen Kommunikation in ihrer Zielsprache zu beteiligen.[6]

Die PH Heidelberg war die erste Hochschule, die im Rahmen der Studienreise besucht wurde.[7] Direkt am ersten Tag der Reise konnten die Studierenden einen Einblick in den hochschulischen Alltag am PH-Campus bekommen. Nach einer Begrüßung durch die Hochschulleitung und einer Vorstellung der Hochschule durch das Akademische Auslandsamt gab es eine Führung in der Bibliothek gefolgt von einem Besuch im Institut für Fremdsprachen. Dort traf die brasilianische Gruppe die Studierenden der PH Heidelberg, die sie bereits durch den internetbasierten Austausch kannten. Noch am selben Tag nahm die Gruppe an Aktivitäten im Rahmen der Veranstaltung zum Thema „DaF und digitale Medien“ teil und durfte dort gemeinsam mit Heidelberger Studierenden in Gruppen Aufgaben zum landeskundlichen Lernen über ausgewählte Orte in und um Heidelberg erarbeiten.

Am zweiten Tag begab sich die Gruppe nach Mannheim, um das Institut für Deutsche Sprache (IDS) kennenzulernen. Der Besuch des IDS bestand aus einer allgemeinen Einführung in dessen Aktivitäten und Forschungsmöglichkeiten sowie aus einem Vortrag zum Sprachvergleich Deutsch-Portugiesisch und einer praktischen Beschäftigung mit dem Bibliothekssystem des Instituts.

2.2 Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die letzte Universität, die im Rahmen der geplanten Studienreise besucht wurde, war die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU). Das Instituto de Letras der UERJ und das Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien der FSU kooperieren seit dem Jahr 2011 erfolgreich im Bereich der Deutschlehrerausbildung.

Die FSU verfügt mit dem Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien über jahrzehntelange Expertise im Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und ist international vor allem im Bereich der Methodik-Didaktik anerkannt. Die UERJ ihrerseits hat sich seit etwa 2005 als eines der großen DaF-Zentren in Brasilien etabliert und gilt – unter anderem auch infolge der erfolgreichen Kooperation mit der FSU[8] – inzwischen als wichtigste Ausbildungsstätte für Deutschlehrkräfte im Großraum Rio de Janeiro. Die UERJ bietet zudem das in Brasilien zurzeit einzige Aufbaustudium im Bereich DaF an, das ebenfalls in Zusammenarbeit mit der FSU Jena konzipiert wurde. Seit 2014 absolvierten bereits mehr als 30 Studierende dieses Aufbaustudium. Messbar ist diese Entwicklung unter anderem an der Forschungs- und Kongresstätigkeit, den zahlreichen Publikationen[9], den Studierendenzahlen an der UERJ (aktuell 116 Studierende im Studiengang DaF/Germanistik) sowie der Neueinrichtung eines DAAD-Lektorats Anfang 2018.

Als die Gruppe an der FSU Jena ankam, empfing sie die Direktorin des dortigen Internationalen Büros und stellte die Universität und die Studienmöglichkeiten für ausländische Studierende vor. Um den Kontakt mit DaF-Studierenden zu ermöglichen, besuchte die Gruppe eine Veranstaltung zum Thema „Grammatik im DaF-Unterricht“. Im Rahmen dieses Seminars beteiligte sich die Gruppe aktiv an den vorgeschlagenen Aktivitäten.

Auch Zeit für ein freies Programm war geplant und so konnten die Reiseteilnehmer und -teilnehmerinnen einen Ausflug nach Weimar unternehmen. Weitere geplante Aktivitäten an der Universität Jena waren der Besuch einer von Studierenden geführten Lernwerkstatt und eine Veranstaltung zum Thema „Theorie und Empirie der Interkulturellen Begegnung“, in der sich die brasilianische Gruppe zusammen mit deutschen und internationalen DaF-Studierenden über ausgewählte Aspekte dieser Thematik austauschen konnte.

2.3 Universität Hildesheim

Die Universität São Paulo (USP) hat seit 1940 einen Germanistikstudiengang und verfügt damit also über eine umfangreiche Tradition in diesem Bereich in Brasilien.[10] Seit über zehn Jahren wird der Studiengang als Vormittags- und Abendstudium angeboten, mit zur Zeit etwa 80 Studienanfängern bzw. Studienanfängerinnen pro Jahr. Ein Postgraduiertenprogramm für deutsche Sprache und Literatur besteht seit 1971 und ist seither das einzige mit dieser spezifischen Ausrichtung in Brasilien, in dem Studierende sowohl einen Master- als auch einen Doktortitel erwerben können. Besonders in der Anfangszeit interessierten sich zumeist Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler für dieses Programm. In den letzten Jahren steigt jedoch die Zahl derjenigen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich um ein Master- oder Promotionsstudium im Bereich der Sprachlehrforschung für Deutsch als Fremdsprache bewerben.

Als eine der wichtigsten Universitäten Lateinamerikas kann die USP viele Kooperationen mit ausländischen und auch deutschen Hochschulen vorweisen. Im Bereich der Germanistik verfügt die USP zum Beispiel über Kooperationen mit den Universitäten Köln, Leipzig, Heidelberg und Mainz.

Seit über zehn Jahren besteht ein Austauschprogramm mit der Freien Universität Berlin, über welches Studierende verschiedener geisteswissenschaftlicher Fachrichtungen sich um einen Studienaufenthalt in Berlin bewerben können. Seit ca. zehn Jahren gibt es auch eine Tandem-Kooperation zwischen Germanistikstudierenden der USP und Studierenden des brasilianischen Portugiesisch vonseiten der FU Berlin. Diese Kooperation beinhaltet E-Mail-Korrespondenzen zwischen Studierenden beider Universitäten im Rahmen von Semesterprojekten.

Die zweite Universität, die von den Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmern besucht wurde, war die Universität Hildesheim, mit der die USP zurzeit noch kein offizielles Kooperationsabkommen hat. Die Aufnahme der Universität Hildesheim in das Programm der geplanten Studienreise sollte deshalb vornehmlich der institutionellen Annäherung beider Universitäten dienen. Aufseiten des Germanistikstudiengangs der USP wäre eine zukünftige Kooperation mit dem Institut für Interkulturelle Kommunikation (IKK) der Universität Hildesheim sehr wünschenswert, um ihren Masterstudierenden und Doktoranden und Doktorandinnen weitere akademische Austauschmöglichkeiten auf diesem thematischen Gebiet zu ermöglichen.

An der Universität Hildesheim war die Gruppe denn auch am Institut für Interkulturelle Kommunikation (IKK). Am ersten Vormittag hatte die Gruppe die Möglichkeit, der Vorlesung „Sprach- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf interkulturelle Kommunikation“ zuzuhören. Am Nachmittag teilte sich die Gruppe und jede Teilgruppe besuchte ein Seminar, und zwar die Seminare „Sprachliches Handeln in und mit Texten vor dem Hintergrund von Diversität“ bzw. „Kulturwissenschaftliche Methoden und Anwendung – Cultural Studies in Practice“. Die restlichen Programmpunkte waren überwiegend landeskundlicher Natur und beinhalteten eine Stadtführung und mögliche Museumsbesuche.

2.4 Freie Universität Berlin

Die Reiseroute wurde aus historischen und kulturellen Gründen so gelegt, dass der Gruppe ermöglicht wurde, ein komplettes Wochenende in Berlin zu verbringen. So konnten die Brasilianerinnen und Brasilianer die vorlesungsfreien Tage für Stadterkundungen und intensive Kontakte zwischen den Tandempartnerinnen und -partnern aufseiten aller drei Universitäten nutzen. Wie bereits erwähnt, kooperiert die USP im Rahmen eines Tandemprojekts mit der FU Berlin. Die Interaktion zwischen den Studierenden geschieht normalerweise in asynchroner Form per E-Mail und bis zu jenem Zeitpunkt gab es nur vereinzelte direkte Kontakte zwischen Studierenden im Rahmen von Auslandsaufenthalten, die jedoch nur sehr selten stattfanden. Noch nie war es möglich gewesen, ganze Gruppen von Studierenden aus beiden Ländern zu vereinigen und keiner bzw. keine der ausgewählten Studierenden der geplanten Studienreise hatte bis zu diesem Zeitpunkt einen direkten Kontakt mit einem Tandempartner bzw. einer Tandempartnerin.

Im Rahmen des Besuchs der Universität erlebten die brasilianischen Studierenden einen Sprachkurs des brasilianischen Portugiesisch als Fremdsprache und führten dort selber Aktivitäten zusammen mit deutschen Studierenden durch. Dafür arbeiteten sie noch in der Vorbereitungsphase der Studienreise landeskundliche Unterrichtssequenzen aus, die im methodischen Ablauf einer Stationenarbeit durchgeführt werden sollten. Ziel war hierbei, dass die brasilianischen Besucherinnen und Besucher im Anschluss an die Stadterkundungen mit den Tandemgruppen am Wochenende nun in die Position versetzt wurden, von ihrer jeweiligen Kultur zu berichten und die Rolle des bzw. der Wissenden und Gebenden einzunehmen. Hierbei ist zu erwähnen, dass man in Brasilien zusammen mit dem Lehramt einer Fremdsprache normalerweise auch als Lehrkraft der Muttersprache, also des brasilianischen Portugiesisch ausgebildet wird.

3 Zur Rolle der durchgeführten Studienreise aus der Perspektive der Studierenden

Um den Ertrag der Studienreise für den beruflichen, akademischen und persönlichen Werdegang der Teilnehmenden zu untersuchen, wurde ein Online-Fragebogen zur Reflexion über die Reise sowie ihrer Evaluation eingesetzt. Notizen des begleitenden Hochschuldozenten sollten auch dazu beitragen, die Grenzen und Möglichkeiten einer solchen Reise für angehende DaF-Lehrende zu diskutieren.

Der Fragebogen bestand aus drei Teilen von Fragen zu folgenden Themen: (i) Organisation, (ii) Programm und (iii) sprachliche und interkulturelle Erfahrungen (siehe Anhang 2). Die Studierenden wurden gebeten, den Fragenbogen auf Portugiesisch auszufüllen, damit sie sich freier ausdrücken konnten, ohne Angst, Fehler zu begehen.[11] Insgesamt nahmen alle 14 Teilnehmenden der Studienreise (sieben aus der UERJ und sieben aus der USP) an der Befragung teil. Sie waren zwischen 20 und 35 Jahre alt und befanden sich zwischen dem 4. und dem 9. Fachsemester.

Die erhobenen Daten wurden qualitativ nach der Methode der Inhaltsanalyse (Van Peer/Hakemulder/Zyngier 2012) ausgewertet. Laut Bardin (2011: 37) wird die Inhaltsanalysemethode als eine „Gruppe von Techniken zur Analyse von Äußerungsformen definiert, die verschiedene Forschungsansätze ermöglicht.“[12] Für Van Peer, Hakemulder und Zyngier (2012: 92) können Äußerungen durch die Inhaltsanalyse ausgewertet werden, indem man in den Daten die Häufigkeit von Kategorien wie Emotionen, Sprachen, Meinungen usw. feststellt. Diese Kategorien können im Voraus definiert oder während der Analyse formuliert werden. Der vergleichende Bezug dieser Häufigkeiten zu dem spezifischen Kontext der Forschung ist ein wichtiger Bestandteil der Inhaltsanalysemethode.

3.1 Analyse der Daten zur Organisation und zum Programm der Reise

Die Fragen des ersten Teils des Fragebogens behandelten organisatorische Aspekte, wie zum Beispiel ob die Teilnehmenden der Meinung waren, dass die Reise gut vorbereitet worden war, und ob sie genug Informationen vor der Reise bekommen hatten.[13] Die meisten (92,9 %) gaben an, sie hätten alle wichtigen Informationen vor der Reise erhalten. Als Verbesserungsvorschläge regten einige Teilnehmende an, dass man sie über die Themen der besuchten Vorlesungen sowie über die Übernachtungs- und Fahrtkosten vorher hätte informieren können. Dazu muss angemerkt werden, dass die Themen der Vorträge bzw. der besuchten Veranstaltungen ein Jahr im Voraus geplant worden waren, aber teilweise erst kurz vor unserer Ankunft bestätigt bzw. geändert wurden. Was die Kosten für Übernachtungen und die Fahrten angeht, wurden sie eigentlich allen Teilnehmenden schon vor der Reise mitgeteilt, nachdem die einzelnen Hotels bzw. Herbergen sowie Zug- und Busfahrten vom begleitenden Dozenten gebucht bzw. bezahlt worden waren.

Bei den Fragen im zweiten Teil des Fragebogens („Welches Programm hat dir am besten gefallen?“ und „Findest du, dass die besuchten Veranstaltungen relevant für deinen beruflichen Werdegang waren?“)[14] bewerteten die Studierenden mehrheitlich das Programm an allen Universitäten als sehr positiv. 80 % von ihnen gefielen jedoch besonders das Programm sowie die besuchten Lehrveranstaltungen an der Uni Jena und der PH Heidelberg sowie der Portugiesischunterricht, den sie an der FU Berlin selbst geleitet hatten. Diese Einschätzung wird von diesen Studierenden so begründet, dass die besuchten Lehrveranstaltungen praktischen Charakters und für ihren Werdegang als DaF-Lehrkräfte am relevantesten seien. Man kann also schlussfolgern, dass die Studierenden diejenigen Veranstaltungen, die als eher theoretischer denn praktischer Natur empfunden wurden, zwar interessant, aber eventuell für ihre Zwecke weniger adäquat fanden – wie man den folgenden Aussagen entnehmen kann:

TN 2: [mir gefiel] der Besuch an der FU Berlin, weil wir dort mit den Studenten in dem von uns vorbereiteten Unterricht interagieren konnten.

TN 5: [mir gefiel] Jena am besten, denn ich habe vor, einen Master in Deutschland zu absolvieren, und ich konnte dann besser verstehen, wie es möglich ist, und ich konnte auch DaF/DaZ-Veranstaltungen besuchen.

TN 6: Das Programm in Heidelberg hat mir am besten gefallen, denn wir konnten etwas über die Hochschule erfahren und uns aktiv am Unterricht beteiligen – die Zusammenarbeit mit den DaF-Studierenden der Hochschule, das war ein sehr angenehmer, dynamischer und produktiver Moment. Die Veranstaltungen, die wir in Jena besuchten, waren auch sehr gut [...].

TN 11: [es war positiv für meinen beruflichen Werdegang] Ja, denn sowohl die Vorlesungen und Vorträge als auch die vor Ort durchgeführten Aktivitäten waren sehr informativ und boten eine neue Perspektive über Deutschland und seine Kultur.

TN 14: Alle [Aktivitäten, Veranstaltungen] waren äußerst relevant für meine universitäre Ausbildung. Die Seminare haben mehr dazu beigetragen, vor allem das Seminar an der PH Heidelberg, wo wir mit den Studierenden interagieren und zusammenarbeiten mussten, um gemeinsam im Unterricht ein Projekt zu entwickeln und vorzubereiten.

Selbstkritisch müssen wir als Organisatoren rückblickend erkennen, dass den Studierenden das Ziel der Studienreise anscheinend doch nicht so klar geworden war und dass wir eines der Ziele, nämlich ihnen das deutsche Hochschulsystem sowie Weiterbildungsmöglichkeiten an den deutschen Hochschulen zu präsentieren, hätten klarer vermitteln können.

3.2 Analyse der Daten zu den sprachlichen und interkulturellen Erfahrungen

Im dritten Teil des Fragebogens wurden Fragen zu den sprachlichen und interkulturellen Erfahrungen der Studierenden formuliert, um herauszufinden, wie sie sich gefühlt und agiert haben, als sie Situationen in der Fremdsprache mit Menschen aus verschiedenen Kulturen im Land der Zielsprache gemeistert haben.

In alltäglichen Situationen gaben die Studierenden an keine großen Schwierigkeiten zu haben, verstanden zu werden; in formelleren Situationen merkten sie jedoch, dass sie zwar mitkamen, aber nicht immer in der Lage waren, sich korrekt mitzuteilen. Auf die Fragen „Reichten deiner Meinung nach deine Deutschkenntnisse für die Kommunikation in formelleren Situationen (z. B. an der Uni) aus? Erzähle bitte.“ und „Reichten deiner Meinung nach deine Deutschkenntnisse aus, um den Vorlesungen/Seminaren an der Uni zu folgen?“ gaben 90 % der Teilnehmenden der Studienreise an, dass ihre Deutschkenntnisse in den meisten akademischen Kontexten ausreichend waren, um zumindest das Verstehen zu gewährleisten. Für sie war es ebenfalls kein großes Problem, den Vorlesungen zu folgen, selbst wenn ihnen manchmal das Fachvokabular nicht bekannt war[15] – wie sich in den folgenden Beispielen beobachten lässt:

TN 1: Ja. Als wir die Aufgabe mit den Studierenden der PH Heidelberg machten, konnte ich mich zum Beispiel meinem Partner verständlich machen.

TN 5: Ich glaube, dass einige Strukturen manchmal nicht leicht waren. Der breitere Kontext wurde gut verstanden, aber spezielle Details wurden nicht verstanden.

TN 9: Obwohl ich manche Informationen verpasste, wurden sie durch den Kontext ergänzt. Ich konnte dem Unterricht folgen und die vorgeschlagenen Aufgaben erledigen. Außerdem konnte ich eine reibungslose Kommunikation mit den Studierenden herstellen.

TN 11: Ja, meine Deutschkenntnisse ermöglichten ein fast totales Verständnis während der akademischen Aktivitäten. Im Allgemeinen hatte ich keine Schwierigkeiten, das im Hochschulkontext gesprochene Deutsch zu verstehen.

TN 14: Meine sprachlichen Kenntnisse reichten aus, um den allgemeinen Kontext in den meisten Situationen zu verstehen. Einige Details konnte ich nicht immer verstehen.

Den Organisatoren der Reise war bewusst, dass die Studierenden in manchen Kontexten Hilfe brauchen würden, um die Inhalte vollständig zu verstehen bzw. sich zu verständigen. Trotzdem lässt sich ausführen, dass sie in den erlebten Situationen mit ihren sprachlichen Kenntnissen sozusagen klarkamen. Alle Teilnehmenden der Studienreise gaben an, dass die Reise sie noch mehr motiviert hat, in Zukunft als Deutschlehrkraft zu arbeiten. Dieses Ergebnis entspricht den in der Planung der Studienreise gesteckten Zielen und ist zweifelsohne von Bedeutung, denn es unterstreicht die Wichtigkeit der Studienreise, und zwar nicht nur für den Lernprozess der beteiligten Studierenden, sondern auch als Beitrag zur akademischen Deutschlehrerausbildung in Brasilien.

In Brasilien – wie in anderen Ländern auch – haben Studienanfängerinnen und Studienanfänger häufig keine sprachlichen Vorkenntnisse, wenn sie ein Germanistik- bzw. DaF-Studium aufnehmen. Die meisten Studierenden an den öffentlichen Universitäten (wie die UERJ und die USP) können es sich in der Regel nicht leisten, parallel zum Studium einen Sprachkurs an einer Sprachschule zu bezahlen. Es wird immer wieder auf brasilianischen DaF-Fachtagungen darüber diskutiert, wie man Studierende ohne vorherige Deutschkenntnisse innerhalb von vier Jahren Germanistik-/DaF-Studium auf das Sprachniveau B1/B2 allein mit universitären Veranstaltungen bringen kann. Die Meinungen der Spezialisten und Spezialistinnen sowie der Studierenden dazu sind sehr unterschiedlich. Während manche dafür plädieren, dass die Universität der Ort für die komplette sprachliche Ausbildung der Studierenden ist, sind andere der Meinung, dass angehende Lehrende die Fremdsprache außerhalb der Universität erlernen sollen und die Hochschule der Ort für eine rein sprachwissenschaftliche, literarische sowie kulturelle und pädagogische Ausbildung ist. Es liegt aber auf der Hand, dass diese Diskussion von individuellen sowie regionalen Faktoren der Studierenden und der Hochschulen abhängt. Deshalb wurden die Studierenden der hier vorgestellten Studienreise gefragt, ob sie der Meinung seien, dass die Kenntnisse, die sie nur an der Universität erworben hatten, ausgereicht haben, um sich sprachlich in Deutschland zurechtzufinden. Lediglich vier von 14 Teilnehmenden gaben an, sie hätten bereits vor dem Studium Deutsch gelernt. Diese meinten, dass nur die an der Uni erworbenen Kenntnisse nicht genug gewesen wären, wie folgende Aussagen zeigen:

TN 3: Ich glaube, dass ich die Vorlesungen und Vorträge an den Unis in Deutschland nicht verstanden hätte, wenn ich einen Deutschkurs außerhalb der Uni und ein Austauschprogramm nicht gemacht hätte. Für die alltäglichen Situationen hätten die an der Uni erworbenen Kenntnisse gereicht.

TN 5: Der Unterricht an der Uni wäre nicht genug gewesen. Die Sprachkurse, die ich vor meinem Studium besucht hatte, waren eine wichtige Grundlage für mich.

Auf der anderen Seite gaben zehn Teilnehmende an, sie fänden die an der Uni erworbenen Kenntnisse durchaus ausreichend, um die meisten sprachlichen Situationen zu bewältigen. Dabei nannten einige von ihnen das an beiden Universitäten verwendete Lehrwerk als wichtige Grundlage. Dies lässt sich anhand von folgenden Aussagen belegen:

TN 1: Sprachlich schon. Was [mir] noch fehlt, ist mehr Kontakt mit der Sprache außerhalb der Uni.

TN 2: Ja, ich meine, dass der Deutschunterricht an der Uni mir genug Kenntnisse vermittelte, sowohl für das Verständnis als auch für die Produktion in den erwähnten Situationen.

TN 7: Ja, DaF kompakt bietet sehr viele Situationen aus dem Leben in Deutschland: Studium, Arbeit, Einkaufen ... und wir machen verschiedene interaktive Aktivitäten auf der Basis solcher Themen.

Dieses Ergebnis zeigt, dass laut den Aussagen der meisten Teilnehmenden der Studienreise der Sprachunterricht an der Universität sie sprachlich ausreichend ausbildet, um sich zumindest im Alltag zurechtzufinden – aber auch um den Alltag an einer deutschen Hochschule zu bewältigen, auch wenn ihnen anfangs das nötige Vokabular noch fehlte. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Teilnehmenden aus zwei brasilianischen Universitäten kommen, in denen die sprachliche Ausbildung während des Studiums überwiegend innerhalb der Universität erfolgt, und dass das an beiden Hochschulen angestrebte Ziel das Niveau B2 ist. Dazu sei angemerkt, dass die Forderung einiger nach einer rein sprachwissenschaftlich-literarischen Germanistik- bzw. DaF-Ausbildung (nicht nur in Brasilien) – zudem möglichst einsprachig auf Deutsch – an der Realität vorbeigeht.

Fast einstimmig (90 %) waren die Antworten auf die Frage nach interkulturellen Aspekten, die ihnen während ihres Studiums in Brasilien vermittelt worden waren, sowie nach deren Relevanz für ihren Deutschlandaufenthalt. Bis auf einen Befragten waren nämlich alle der Ansicht, dass interkulturelle Aspekte bereits von den Dozentinnen und Dozenten an beiden Universitäten im Sprachunterricht thematisiert bzw. diskutiert wurden.

TN 2: Ja, ich glaube, dass der Deutschunterricht an der Uni uns genug Kenntnisse über die deutsche Kultur vermittelte, was die erlebten Situationen angeht, und auch über den Kontakt zwischen Kulturen.

TN 8: Ja. Die Dozenten haben sich stets bemüht, mit uns über diese Situationen in Deutschland zu diskutieren, was als unhöflich gilt usw.

TN 12: Ich glaube schon. Vor allem weil unsere Dozenten im Unterricht viele Elemente des Alltags und der Kultur in Deutschland präsentieren. Deswegen war fast nichts ein kompletter Schock und nach einigen Tagen fühlte ich mich sehr wohl in der neuen Umgebung.

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem an beiden brasilianischen Universitäten verwendeten Lehrwerk DaF kompakt und den persönlichen Erebnissen in Deutschland wurde etwas unterschiedlich beantwortet, aber die meisten Studierenden vertraten die Meinung, dass das genannte Lehrwerk sie auf die meisten Situationen, mit denen sie in Deutschland konfrontiert wurden, vorbereitet hatte: sei es in alltäglichen Situationen, wie beim Einkaufen, sei es in etwas formelleren Situationen, wie zum Beispiel an der Universität. Natürlich kann das Lehrwerk nicht alle Situationen und alle möglichen Vokabeln abdecken, aber im Großen und Ganzen fühlten sich die Studierenden durch die Arbeit mit dem Lehrwerk gut auf den Deutschlandaufenthalt vorbereitet, wie man folgenden Aussagen entnehmen kann:

TN 4: Sehr gut. Denn die Einteilung im Buch in „kommunikative Situationen“ erleichtert es, weil man auf bestimmte Momente im Sprachkurs zurückgreifen kann, um sich in ähnlichen Situationen zurechtzufinden.

TN 6: Die Themen passten zu dem, was ich auf der Studienreise erlebt habe. Die Lehrwerkreihe behandelt sowohl kulturelle Aspekte als auch das Studium in Deutschland. Deswegen hatte ich den Eindruck, dass ich vorbereitet worden war.

TN 9: Eigentlich gefällt mir das Buch nicht so gut. Aber im Allgemeinen versucht es, die behandelten Themen mit kulturellen Aspekten zu verbinden, und es versucht, den Fokus weg von Deutschland zu lenken [...]. Einige Lektionen thematisieren auch Schweizer und österreichische Charakteristiken. Das finde ich wichtig, denn es erweitert unseren Blick auf die sprachliche Vielfalt.

In einer anderen Frage wurden die Studierenden gebeten, ihre Erfahrungen in Deutschland mit den Lektionen im Lehrwerk DaF kompakt konkret in Verbindung zu bringen. Die meisten genannten Situationen bezogen sich auf alltägliche kommunikative Situationen wie „im Restaurant“ oder „nach dem Weg fragen“, aber auch auf formellere Situationen wie „einen Motivationsbrief schreiben“, wie man in den Auszügen nachlesen kann:

TN 2: Das [mit Dozenten gemeinsame] Mittagessen in Mannheim erinnerte mich an die Lektion 8-B, in der das Thema genau „im Restaurant“ ist. Ich dachte an diese Lektion, denn ich musste dem Kellner eine Frage stellen, die sicher nicht im Dialog zwischen dem Kellner und dem Gast vorkam. Ich fand interessant, dass ich die Frage formulieren konnte, obwohl sie so im Buch nicht vorkam, mit den Kenntnissen aus anderen Lektionen im Buch, über andere Themen.

TN 6: In einem Seminar an der Uni [PH] Heidelberg benutzte ich Sie statt Du, um mich mit einer deutschen Studentin zu unterhalten, und sie korrigierte mich und sagte, dass wir gleichaltrig sind, also es keinen Grund gibt, sich zu siezen. Ich erinnerte mich an die Lektion 25 von DaF kompakt B1: „Die Kunst, (keine) Fehler zu machen“. Ich fand es gut, diese Assoziation machen zu können. Dies bedeutet, dass das Buch Themen behandelt, die tatsächlich vorkommen können.

TN 10: Jetzt, wo ich die Zusage für meinen Austausch in Mainz bekommen habe und gerade die bürokratischen Verfahren durchlaufe, um mein Studentenvisum zu beantragen, erinnere ich mich an das Kapitel, in dem dieses Thema behandelt wurde, nämlich das Motivationsschreiben. Es war sehr praktisch, diesen Unterschied zur brasilianischen Bürokratie antizipiert zu haben.

Die Teilnehmenden der Studienreise wurden auch nach eventuellen Bildern gefragt, die sie vor der Reise über Deutschland gehabt hätten und die während des Deutschlandaufenthalts bestätigt bzw. abgebaut worden seien. Bestätigt sahen sie eher praktische und positive Aspekte des täglichen Lebens wie Pünktlichkeit und Ordnung sowie die Effizienz der öffentlichen Verkehrsmittel:

TN 1: Die Pünktlichkeit und der Pragmatismus.

TN 5: Viel Organisation, Respekt und individuelle Freiheit.

TN 6: Was mir klar geworden ist, ist der direkte deutsche Kommunikationsstil. Die Brasilianer reden generell um den heißen Brei, bis sie zum Punkt kommen; sie [die Deutschen] gehen direkt zum Punkt und das wird oft als Unhöflichkeit wahrgenommen.

TN 7: Dass die Deutschen sehr organisiert sind und offen sind, andere Kulturen kennenzulernen.

TN 12: (...) Das eher zurückhaltende und höfliche Benehmen in der Öffentlichkeit hat sich auch bestätigt und kontrastiert sehr stark mit dem brasilianischen Benehmen.

Nicht bestätigt wurde dagegen das nicht nur in Brasilien weit verbreitete Bild, die Deutschen seien kalt und unhöflich. Alle bezeichneten die Menschen, die sie trafen bzw. kennenlernten, als freundlich und zuvorkommend. Einer der Teilnehmenden gab auch zu bedenken (siehe oben), dass die Menschen in Deutschland meistens einen für Brasilianer sehr direkten Kommunikationsstil pflegen, der in Brasilien als grob empfunden wird und auch der Grund dafür sei, warum Deutsche von Menschen aus einigen Kulturkreisen als unhöflich eingestuft werden könnten. Die deutsche Direktheit bzw. die brasilianische Indirektheit wurden bereits von Forscherinnen und Forschern im Bereich Interkulturelle Kommunikation beschrieben und sind sehr wichtige Merkmale, um interkulturelle Konfliktsituationen zu vermeiden, wenn Brasilianer und Deutsche zusammenkommen (Thomas 2003; Bolacio Filho 2012). Hier sind einige Zitate, die diese Aussagen belegen:

TN 1: Dass man sagt, „die Deutschen sind sehr grob“. Ich hatte zwar Kontakt mit unhöflichen Menschen, aber die meisten waren sehr höflich zu mir.

TN 3: Die Vorstellung, dass die Deutschen sehr abweisend sind und sogar unhöflich. Alle waren mir gegenüber sehr aufgeschlossen und hilfsbereit.

TN 7: Dass die Deutschen verschlossen sind.

TN 9: Über das Essen, das eigentlich sehr gut ist, im Gegensatz zu dem, was ich dachte, und auch wie gastfreundlich und nett wir überall behandelt wurden.

TN 13: Das berühmte Vorurteil, wonach Deutsche kalt und unhöflich sind. Äußerst selten hatte ich diese Erfahrung und ich glaube, dass es sich um individuelles oder situationsbedingtes Verhalten handelte.

Dieses Ergebnis zeigt, dass die Reise – obwohl sie relativ kurz war – einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung der teilnehmenden Studierenden darstellte, weil diese nach eigenen Angaben und unseren Beobachtungen einen wichtigen Schritt in Richtung der Verfeinerung ihrer linguistischen sowie interkulturellen Kompetenz gemacht haben, indem sie ihre Fremdwahrnehmung durch den Vergleich vor Ort mit der zielsprachlichen Kultur sowie durch die Reflexion über die eigene Kultur schulten (vgl. Krumm 2007).

Die Studienreise ermöglichte es den Studierenden also, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln, um dann ihre Erlebnisse bzw. die von ihnen erlebte Wirklichkeit in Deutschland mit den ihnen im Lehrbuch präsentierten Informationen vergleichen und daraus ihre eigenen Bilder bilden zu können. Dies ist äußerst wichtig für die Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrern, da ihre eigenen Erfahrungen im Zielsprachenland es ihnen nicht nur ermöglichen werden, mit linguistischen und kulturellen Themen sicherer und selbstbewusster umzugehen, sondern auch die Inhalte mit mehr Empathie und Gefühl zu vermitteln, was wiederum die Motivation der Lernenden steigern kann.

4 Abschließende Bemerkungen

Ziel des vorliegenden Beitrags war es, die Bedeutung der hier vorgestellten Studienreise für den beruflichen, akademischen und persönlichen Werdegang der Teilnehmenden zu untersuchen. Dazu wurden Daten aus einem Online-Fragebogen zur Reflexion über die Reise im Licht der Inhaltsanalysemethode ausgewertet. Ergebnisse dieser Analyse haben gezeigt, dass die durchgeführte Studienreise zur Förderung der bereits existierenden Kooperationen der UERJ und der USP mit den deutschen Hochschulen beigetragen hat, da die Studierenden angaben, eine einmalige Gelegenheit erhalten zu haben, sich persönlich kennenzulernen, miteinander und voneinander zu lernen, gemeinsam vorgeplante Aufgaben zu lösen und akademische Aktivitäten durchzuführen.

Aus den Beobachtungen des begleitenden Hochschuldozenten lässt sich folgern, dass eine solche Studienreise für angehende DaF-Lehrende im Rahmen ihrer universitären Ausbildung sehr wichtig – wenn nicht unerlässlich – ist. Die Möglichkeiten, die sich für die Studierenden eröffneten, sind von unschätzbarem Wert. In informellen Gesprächen mit den Studierenden vor, während und nach der Reise ließ sich feststellen, dass die Einblicke ins deutsche Hochschulsystem und den Alltag für alle eine lebens- und berufsprägende Erfahrung waren.

Darüber hinaus wurde die Internationalisierung der involvierten Hochschulen durch die Intensivierung der Kontakte zwischen Dozentinnen und Dozenten sowie Studierenden gefördert. Die gemeinsame Forschung auf Grundlage hochschulübergreifender Projekte soll weitergeführt werden. Gerade für das Fach Deutsch als Fremdsprache in Deutschland ist der Kontakt zu ausländischen Partnern und den Deutschlernenden im Ausland essenziell; die Studierenden des Faches an der PH Heidelberg erhalten dadurch die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und anhand von authentischen Daten zu lernen. Es ist geplant, Studierenden beider Einrichtungen die Möglichkeit anzubieten, ein Semester an der Partnerhochschule zu absolvieren, für die Studierenden der PH Heidelberg ist auch die Durchführung eines Praktikums an der UERJ denkbar.

Unserer Meinung nach kann diese Studienreise als Erfolg bezeichnet werden. Bis auf ganz wenige Abweichungen wurden alle geplanten Aktivitäten durchgeführt.[16] Für die meisten brasilianischen Studierenden war diese Reise die erste Gelegenheit, Deutschland zu besuchen und sich ein Bild der Möglichkeiten zu machen, die sie dort erwarten, falls sie einen Master oder eine Promotion in Deutschland anstreben. Das Interesse der Studierenden war sehr groß und man kann davon ausgehen, dass viele – wenn nicht alle – ernsthaft überlegen, in Deutschland einen Master im Bereich Deutsch als Fremdsprache zu machen. Hierfür gilt als möglicher Ausblick des vorliegenden Beitrags die Durchführung einer Longitudinalstudie mit den Teilnehmenden in fünf Jahren, um herauszufinden, wie sie sich beruflich und akademisch im Fach Deutsch als Fremdsprache weiterentwickelt haben. Ferner möchten wir mit diesem Beitrag Kolleginnen und Kollegen sowie Institutionen dazu motivieren, ähnliche Projekte zu initiieren, die einen authentischen und persönlichen Austausch zwischen Studierenden und Dozenten bzw. Dozentinnen ermöglichen.

Schließlich plädieren wir dafür, dass brasilianische und deutsche Förderinstitutionen die Ausbildung sowie den Austausch von jungen Germanistinnen und Germanisten priorisieren, damit das Fach Deutsch als Fremdsprache nicht weiterhin stark unter dem Mangel an qualifizierten Lehrenden im Ausland leidet und internationale Kooperationen wie die hier vorgestellten eine Zukunft haben, wenn ein Generationswechsel unter den Hochschuldozentinnen und -dozenten stattfindet.

About the authors

Gabriela Marques-Schäfer

promovierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), Deutschland. Vorher hat sie in Freiburg und in Rio de Janeiro Germanistik und Romanistik studiert. Seit 2012 ist sie Professorin für Deutsch als Fremdsprache an der bundesstaatlichen Universität von Rio de Janeiro (UERJ), wo sie in der Deutschlehrerausbildung arbeitet und Projekte im Rahmen der Fremdsprachendidaktik zu folgenden Themen entwickelt: digitale Medien, interkulturelles Lernen, Internationalisierung der Lehrerbildung und frühes Fremdsprachenlernen.

Ebal Sant’Anna Bolacio Filho

studierte Romanistik (Portugiesisch und Französisch) an der UERJ (1986), schloss den Magister Artium in Südostasienwissenschaften, Hispanischer Philologie und Lateinamerikastudien an der Goethe-Universität Frankfurt am Main ab (2002) und absolvierte zudem ein Aufbaustudium als Double-Degree-Abschluss (Especialização em Ensino de Alemão) der Universitäten Kassel und UFBA (2005). Master (2007) und Promotion (2012) in Linguistik an der PUC Rio. Von 2010 bis 2018 war er Professor für DaF an der Universidade do Estado do Rio de Janeiro. Seit 2018 ist er an der Universidade Federal Fluminense (UFF) in Niterói, Brasilien tätig. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Fremdsprachenlernen und -lehren, Deutschlehrerausbildung, interkulturelle Studien und Übersetzung. Er ist darüber hinaus vereidigter Übersetzer für das Sprachenpaar Deutsch-Portugiesisch in Brasilien.

Literatur

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Anhang 1

Liste der durchgeführten Aktivitäten

Ort und Aktivität
1. Tag Ankunft in Frankfurt/Main, Weiterreise nach Heidelberg, ca. anderthalb Stunden mit dem Zug
2. Tag Besuch der PH Heidelberg – Seminar von Jr. Prof. Katrin Biebighäuser zum Thema „DaF und digitale Medien“
3. Tag Fahrt nach Mannheim zum Institut für Deutsche Sprache
4. Tag Vormittags Fahrt nach Hildesheim, ca. vier Stunden mit dem Zug
5. Tag Besuch der Uni Hildesheim: Am Vormittag Vorlesung „Sprach- und kulturwissen-schaftliche Perspektiven auf interkulturelle Kommunikation“ bei Dr. Vasco da Silva und anschließend Besuch der Uni-Bibliothek. Am Nachmittag teilte sich die Gruppe und jede Teilgruppe nahm an einem Seminar teil, und zwar an den Seminaren „Sprachliches Handeln in und mit Texten vor dem Hintergrund von Diversität“ bzw. „Kulturwissenschaftliche Methoden und Anwendung – Cultural Studies in Practice“.
6. Tag Fahrt nach Berlin, ca. zweieinhalb Stunden mit dem Zug, Stadtführung in Berlin
7. Tag Stadterkundung in Tandemgruppen mit Studierenden der FU Berlin:

48 Stunden Neukölln
8. Tag Stadterkundung in Tandemgruppen mit Studierenden der FU Berlin: Deutsches Historisches Museum oder Berliner Biennale für Moderne Kunst
9. Tag Am Vormittag Besuch eines Portugiesischkurses (Gruppe GM3, Niveau B1) mit aktiver Unterrichtsgestaltung. Am Nachmittag Vortrag „Gender & Rhetorik & Universität“ von Frau Prof. Dr. Anita Traninger vom Institut für Romanische Philologie, welcher im Rahmen eines Studientages zum Thema „Rhetorik, Gender & Institution: Perspektiven auf Diversität an der Universität“ an der FU Berlin stattfand.
10. Tag Die geplante Hospitation in DaF-Kursen des Sprachenzentrums der FU Berlin am Vormittag musste leider streikbedingt ausfallen; Weiterreise nach Jena.
11. Tag Besuch der Universität Jena – Empfang durch Prof. Dr. Hermann Funk und Frau Dr. Hillinger, Direktorin des dortigen Internationalen Büros, sowie Dr. Bernd Helmbold. Nach der Begrüßung wurden die Universität und die Studienmöglichkeiten für ausländische Studierende vorgestellt. Am Nachmittag Teilnahme am Seminar von Frau Jessica Neumann zur Grammatik im DaF-Unterricht.
12. Tag Morgens Besuch der studierendengeführten Lernwerkstatt in der Universität Jena. Anschließend Teilnahme am Seminar von Dr. Dirk Skibba zur Theorie und Empirie der Interkulturellen Begegnung. Danach gab es noch eine Abschlussdiskussion und Verabschiedung durch Dr. Bernd Helmbold. Nachmittags Zugreise nach Frankfurt, ca. drei Stunden; abends Rückflug nach Rio bzw. SP.

Anhang 2

Evaluierungsfragebogen über die Studienreise UERJ/USP 2018

Liebe Studierende,

damit wir das Programm der Studienreise verbessern können, würden wir uns sehr freuen, wenn ihr uns von euren Perspektiven und Erfahrungen vor, während und nach der Reise berichten könntet. Füllt bitte den folgenden Fragebogen aus. Dafür werdet ihr ca. 12 Minuten benötigen. Alle hier erhobenen Daten werden ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet. Vielen Dank für eure Teilnahme!

  1. Teil I: Zur Organisation

  1. Wurdest du deiner Meinung nach genügend über den Ablauf der Studienreise informiert?

  2. Welche Informationen wären für dich VOR der Reise wichtig gewesen?

  3. War das Geld, das ihr vom DAAD bekommen habt, genug, um die Grundausgaben zu bezahlen (Flug, Fahrtkosten, Unterkunft, Essen und Trinken)?

  4. Wie viel Geld war bzw. wäre deiner Meinung nach nötig gewesen (ZUSÄTZLICH), um die Grundausgaben zu decken?

  5. Wie gefielen euch die verwendeten Verkehrsmittel?

  6. Wie gefielen euch die gebuchten Unterkünfte?

  7. Findest du, dass das Verhältnis zwischen Freizeit und Pflichtaktivitäten ausgeglichen war?

  1. Teil II: Zum Programm der Reise

  2. Wie gefiel euch der Besuch bei den Institutionen?

  1. PH Heidelberg

  2. Institut für Deutsche Sprache

  3. Universität Hildesheim

  4. FU Berlin

  5. FSU Jena

  1. Waren die besuchten Veranstaltungen/Vorlesungen/Vorträge deiner Meinung nach relevant für deine Ausbildung als zukünftige Deutschlehrkraft?

  2. Welche Aktivität(en) würdest du als besonders relevant hervorheben?

  3. Welche Aktivität wäre aus deiner Sicht eventuell nicht so nötig gewesen?

  4. Fühlst du dich nach der Reise motivierter, dein DaF-Studium fortzusetzen und als DaF-Lehrerkraft zu arbeiten?

  1. Teil III: Zu deinen sprachlichen und interkulturellen Erfahrungen

  1. Waren deiner Meinung nach deine Deutschsprachkenntnisse genügend:

  1. in informellen/alltäglichen Situationen?

  2. in formelleren Situationen (z. B. an der Uni)?

  3. während der Vorträge/Vorlesungen/Seminare an der Uni?

  1. Findest du, dass dich der Deutschunterricht an der Universität in Brasilien auf die oben genannten Situationen vorbereitet hat?

  2. Wenn nicht, was hat deiner Meinung nach gefehlt?

  3. Hat der Sprachunterricht an der Universität schon auf die Situationen (interkulturell, nicht unbedingt sprachlich) vorbereitet, die ihr in Deutschland erlebt habt:

  1. im Alltag?

  2. an der Uni?

  1. Hast du den Eindruck, dass die Lehrmittel, die im Sprach- und Kulturunterricht an der Universität in Brasilien verwendet wurden, dir dabei geholfen haben zu wissen, wie du in den Situationen in Deutschland agieren und reagieren solltest?

  2. Kannst du dich an eine Situation erinnern, die dich an die Lektion XY oder an die Übung XY vom Lehrwerk oder vom verwendeten Lehrmaterial erinnert hat?

  3. Was hat deiner Meinung nach gefehlt – wenn etwas gefehlt hat – im Unterricht an der Universität in Brasilien, um dich besser auf neue Erfahrungen in Deutschland vorzubereiten?

  4. Welche (deiner) Bilder über Deutschland wurden:

  1. bestätigt?

  2. nicht bestätigt/neu entdeckt?

  1. Hier hast du Platz für Kommentare und Vorschläge.

Vielen Dank!

Published Online: 2020-10-15
Published in Print: 2020-10-08

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 25.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/infodaf-2020-0088/html
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