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Erinnern als interkulturelles Handeln am Beispiel des Shanghaier Exils

  • Xin Tong

    Dr. Xin Tong ist Post-Doktorandin an der Shanghai Academy of Global Governance & Area Studies der Shanghai International Studies University. Publikationen u. a. Transmedia Remembering: Eine Fallstudie des Shanghaier Exils in Deutschland und China seit 1990 (2022) und „Rund um die Alster, rund um die Welt – Die Gebrüder Wolf im Exil Shanghai“. Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte (2018). Forschungsschwerpunkte: Erinnerungsstudien, Medientheorien, Exil- und Migrationsforschung.

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    and Fan Zhang

    Prof. Dr. Fan Zhang lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Germanistischen Fakultät der Shanghai International Studies University und Shanghai Academy of Global Governance & Area Studies. Publikationen u. a. Ausgewählte Meisterwerke der deutschsprachigen Frauenliteratur (2020) und Deutsche Literatur in China (2019). Forschungsschwerpunkte: Deutsche-Chinesische Literaturbeziehung. Interkulturelle Gegenwartsliteratur.

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Published/Copyright: May 19, 2022

Zusammenfassung

Dieser Beitrag rückt den sozial-kommunikativen Prozesscharakter von Erinnern in den Blick und untersucht kommunikative Erinnerungspraktiken in der deutschen und chinesischen Gesellschaft. Im Kontext der kulturwissenschaftlichen Gedächtnis- und Exilforschung werden die Exil-Diskurse in Deutschland und China exemplarisch anhand des Beispiels des Erinnerns an die Zuflucht der Juden in China neu reflektiert, indem eine kulturvergleichende bzw. komparatistische Perspektive profiliert wird. Dabei soll ein kommunikativer Erinnerungsprozess bezüglich des Refugiums in der Stadt Shanghai aufgezeigt werden, der über geografische und kulturelle Grenzen transzendiert und auf einen profunden deutsch-chinesischen Austausch in multiplen Bereichen hinweist. Hierbei wird erkenntlich, dass das Erinnern an das Shanghaier Exil über den jüdischen Kontext hinausgehend mit weiteren deutschen und chinesischen kollektiven Erinnerungen korreliert und Dialoge zwischen Ländern sowie Kulturen fördert.

Abstract

This paper examines communicative memory practices in German and Chinese society with focuses on social and communicative rememberance processes. It is located in the context of cultural memory studies and exile research. With the cultural commemoration of Jewish exile in China as an example, the article reflects on the exile-discourses in Germany and China from a comparative perspective. It demonstrates that a communicative memory process of the Jewish exile in Shanghai transcends geographical and cultural borders and points to a profound German-Chinese exchange in multiple areas. Furthermore, the paper argues that the remembrance of the exile has gone far beyond the Jewish context, thereby correlating with other German and Chinese collective memories and resulting in the promotion of dialogues between countries and cultures.

1 Einleitung

Seit Jahrzehnten erleben wir in Gesellschaft und Wissenschaft ein Zeitalter von Memory Boom (Huyssen 2003), in dem insbesondere das vergangene 20. Jahrhundert vergegenwärtigt wird. Dabei ist kaum eine andere historische Phase des letzten Jahrhunderts so häufig und immer wieder aufs Neue rekonstruiert worden wie der Zweite Weltkrieg mit seiner Gewalt- und Fluchtgeschichte. Parallel zum transnationalen Phänomen der Gedenkkultur hat Erinnern ebenfalls Konjunktur in China. Vor fast neunzig Jahren war Deutschland der Ausgangspunkt und China das Zufluchtsziel für die vom Faschismus Verfolgten, wobei es sich zumeist um deutschsprachige Juden handelte. Durch das historische Exil entsteht auf diese Weise sowohl in der Vergangenheit als auch auf der Gegenwartsebene eine Verbindung zwischen beiden Ländern. Während sich die bisherige Forschungsliteratur des Themenbereichs in erster Linie mit der Geschichtsschreibung oder den literarischen und medialen Aufarbeitungen der Flucht- und Exilgeschichte auseinandersetzt, wird eine komparatistische Perspektive der deutsch-chinesischen Verbindungen seltener eingenommen. Gerade für die Herausbildung des kulturellen Gedächtnisses sowie auch für dessen theoretische Reflexion spielen jedoch die Fragen, wie das Exil in beiden Ländern memoriert wird und wie sich diese Erinnerung auf deutsch-chinesische Annäherungen auswirkt, eine wesentliche Rolle.

Um die transnationalen Dimensionen des Erinnerns an das Exil stärker in den Blick zu rücken, sind Aspekte kommunikativer und kultureller Wechselbeziehungen und Hybridisierungen in diesem Kontext konstitutiv und mitzudenken. Hierbei bieten die Ansätze von Hubert Knoblauch, einem deutschen Soziologen, und Michael Rothberg, einem amerikanischen Literaturwissenschaftler und Gedächtnisforscher, besondere Impulse für die Diskussion. Mithin geht dieser Beitrag auf Knoblauchs Kommunikationsbegriff und Rothbergs Gedächtnistheorie ein, wobei der Fokus auf dem Erinnern bzw. auf der Erinnerung interkultureller Kommunikation liegt. Es wird aufgezeigt, dass Erinnern an sich ein sozial-kommunikatives und prozessuales Handeln ist und das Potential der Entgrenzung birgt. Ferner wird durch einen Rückblick auf die Entwicklung und die Transformation der deutschen und chinesischen Exil-Diskurse sowie anhand von Beispielen der relevanten Erinnerungspraktiken demonstriert, dass das Erinnern an das Exil in der deutschen und chinesischen Gesellschaft nicht isoliert im jüdischen Kontext zu betrachten ist und in seinen kommunikativen Praktiken dazu anregt, multiple Erinnerungen als sich ergänzend zu präsentieren und eine gegenseitige Befruchtung zwischen Kulturen zu fördern.

2 Erinnern als interkulturelles Handeln und Multidirectional Memory

Bevor dieser Beitrag, konkretisiert am Fallbeispiel des jüdischen Exils in China, auf den Untersuchungsgegenstand des Erinnerns in deutsch-chinesischer Kommunikation eingeht, sollte zunächst der Begriff Kommunikation im Kontext der Forschungsgeschichte reflektiert werden. Der Terminus geht etymologisch auf ein altgriechisches Wort zurück und weist auf zwei Bedeutungsebenen von „Verständigung“ und „Mitteilung“ hin (Rommerskirchen 2014: 106). Durch den griechischen Philosophen Platon erhielt der Begriff seine Doppeldeutigkeit – also die Bezeichnung für „die Gemeinschaftlichkeit der Interessen mehrerer Menschen“ einerseits und für „die Teilhabe eines Menschen an einer Idee“ andererseits (Rommerskirchen 2014: 106). Aus der Wortbedeutung und deren Übertragung in der Religionsgeschichte[1] lässt sich erschließen, dass der Begriff Kommunikation grundsätzlich drei Dimensionen umfasst: einen sozialen Aspekt der Gemeinschaften und kollektiven Handelnden, einen symbolischen der geistigen sowie spirituellen Verbundenheit und schließlich einen materiellen der Zeichen-, Medien- oder Gütersysteme, die das (Mit-)Teilen und Übertragen von Ideen sowie Informationen ermöglichen.[2]

Mit der technischen Entwicklung werden die soziale und die materielle Ebene des Kommunikationsbegriffs in der wissenschaftlichen Diskussion hervorgehoben: Der Terminus war seit Ende des 19. Jahrhunderts zunächst fest in der Soziologie verankert und hat sich schließlich auch in anderen Bereichen wie der Betriebswirtschaft, der Sprach-, Literatur-, Medien- und Kommunikationswissenschaft verbreitet (vgl. Rommerskirchen 2014: 108–109). Mit Blick auf die Erforschung der Kommunikation im deutschsprachigen Raum ist die soziologische Studie Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit von Hubert Knoblauch (2017) zu erwähnen, die sich dem Klassiker von Peter L. Berger und Thomas Luckmann (2016 [1966]) anschließt. Statt Wissen setzt Knoblauch Kommunikation an die zentrale Stelle und spricht von einem CommunicativeTurn in der Gesellschaft. Knoblauchs Studie reagiert auf eine veränderte Gegenwartssituation, die von der zunehmenden sozialen Komplexität und der wechselseitigen Interdependenz geprägt ist: „[…] so hat sich nicht nur die Kommunikation gewandelt; die Kommunikation hat die Gesellschaft, die Wirklichkeit, die Welt verwandelt.“ (Knoblauch 2017: VI) Demnach lautet seine Grundthese, dass das kommunikative Handeln den grundlegenden sozialen Prozess bildet, in dem die Gesellschaft und ihre Wirklichkeit konstruiert werden (Knoblauch 2017: 2).

Mit seiner Sozialtheorie und der Akzentuierung des kommunikativen Handelns in der Gesellschaft plädiert Knoblauch für ein breiteres Verständnis von Kommunikation[3]. Aus seinem soziologischen Ansatz sind einige Kenntnisse zur Kommunikation abzuleiten, wovon die Diskussion zum kulturellen Gedächtnis profitieren kann. Erstens verabschiedet sich Knoblauchs Beobachtungsstandpunkt vom konventionellen Sender-Empfänger-Modell und verweist auf die Unbestimmtheit der Handelnden als Subjekte der Kommunikation. Knoblauch zufolge kann kommunikative Handlung ebenfalls allein durchgeführt werden, wie in Form einsamer Reflexion, oder durch nichtmenschliche Subjekte realisiert werden, etwa durch das Kommunizieren von Menschen mit Tieren wie Schimpansen und Hunden oder mit künstlicher Intelligenz wie Robotern (vgl. Knoblauch 2017: 14). Mithin gilt Erinnern – ganz gleich, ob nun allein oder kollektiv – als sozial-kommunikatives Handeln, während Erinnerung als Handlung sowie Praktik der Kommunikation zu verstehen ist. Beispielsweise können in der heutigen Erinnerungspraxis museale Besucher bereits mit der virtuellen holografischen Inszenierung der Zeugenschaft kommunizieren. Dabei werden Zeugnisse und Antworten von Holocaustüberlebenden digital aufgezeichnet und in 3D-Hologramme transformiert, um „dialog between Holocaust survivors and learners far into the future“ zu ermöglichen (Körte-Braun 2013). Insofern geht die gegenwärtige Erinnerung auf diese Weise kommunikativ, sozial und virtuell über das übliche Sender-Empfänger-Modell hinaus.

Neben den Subjekten der Kommunikation deutet der Knoblauch’sche Ansatz eine konzeptionelle Befreiung aus der Beschränkung auf Sprachen und Zeichen als weitere traditionelle Form der Kommunikation. Er weitet Letztere auf andere Ausprägungen aus, wodurch die drei grundlegenden Dimensionen der Kommunikation – das Soziale, das Symbolische und das Materielle – auf das Engste miteinander verwoben sind. Geht es z. B. in einem Geschichtsmuseum um zwischenmenschliche Koordination der Mitarbeiter oder Austauschprogramme mit anderen Museen als Kommunikation im engeren Sinne, so umfassen die Formen von Kommunikation, wie Knoblauch gezeigt hat, noch den Ausbau der musealen Infrastruktur, das Pflegen der Exponate, den Einsatz der technischen Anlagen oder das Ausführen der Arbeitsroutine. Mit anderen Worten kann festgehalten werden: Kommunikationsformen beziehen sich nicht nur auf das Sprach- und Zeichensystem, sondern erstrecken sich durch das soziale Handeln der Menschen über diverse Schritte und Phasen gesellschaftlicher Aktivitäten.

Damit kristallisiert der Knoblauch’sche Ansatz ein weiteres Attribut heraus, nämlich dass Kommunikation stets auf einen prozessualen Vorgang hinweist und das Potential zur Entgrenzung birgt. Dass kommunikatives Handeln die Grenzen zwischen Räumen, Zeiten sowie Formen transzendieren und Symbolisches, Ökonomisches, Immaterielles sowie Materielles vermischen kann, ist anhand des erwähnten Beispiels der 3D-Hologramme zu erkennen. Mithilfe der technisierten Mediatisierungsmöglichkeit werden im Rahmen der Generierung des kollektiven Gedächtnisses vom Holocaust Verbindungen zwischen (Über-)Lebenden und Toten, zwischen Faktischem und Virtuellem sowie zwischen der Vergangenheit und der Zukunft erzeugt. Die Kommunizierbarkeit mit holografischer Inszenierung anhand immer neuerer Medien indiziert zudem einen Gedächtniswandel, der Erinnerungskulturen nicht auflöst, sondern sie mit anderen Figurationen und Praktiken sowie letztendlich neuen Konventionen und Strukturen der Gesellschaft überlagert (vgl. Knoblauch 1999; Weber 2013).[4] Somit rückt Knoblauch den Prozesscharakter von Erinnern bzw. Erinnerung in den Fokus und bringt seinen Ansatz mit der erinnerungskulturwissenschaftlichen Diskussion zusammen.

Ist Erinnern bzw. Erinnerung in Bezug auf Kommunikation dargelegt worden, so ist an dieser Stelle noch dem Gedächtnisbegriff Michael Rothbergs nachzugehen, der Parallelen zum Knoblauch’schen Ansatz zeigt und Anregungen für das Erinnern bzw. die Erinnerung in interkultureller Kommunikation liefern kann. Von den kanonisierten Holocaustdiskursen und gedächtniskulturellen Debatten ausgehend lehnt Rothberg schließlich sowohl universalistische als auch partikularistische Ansätze ab[5]. Diese Polarisierung der Diskurse hat nicht nur der prominente Soziologe Zygmunt Bauman als „two ways to belittle, misjudge, or shrug off the significance of the Holocaust“ kritisiert (Bauman 1991: 1). Auch Rothberg weist auf die Gefahr beider Positionen hin, da sie den Holocaust durch beliebige Vergleiche entweder als das exemplarische Verbrechen gegen die Menschlichkeit oberflächlich universalisieren bzw. banalisieren oder durch die Sakralisierung des Holocaust eine Hierarchie historischer Ereignisse, Leiden, Opfergruppen und kollektiver Erinnerungen etablieren können.[6]

Mithin schlägt Rothberg in seinen Studien ein heterogeneres Verständnis vor – und zwar die Spezifika jedes historischen Geschehnisses anzuerkennen und zugleich die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Erinnerungen zu fördern, ohne sich von geschichtlichen Sachverhalten und Kontexten abzulösen. Er entwirft das Gedächtniskonzept einer Multidirectional Memory[7], mit dem die dynamischen und vielschichtigen Wechselbeziehungen zwischen kollektiven Erinnerungen beschrieben werden (vgl. Rothberg 2009a, 2009b). Obwohl kulturelle Reminiszenzen immer an bestimmte ethnische Gruppen und Identitäten gebunden sind und oft miteinander konkurrieren können, hebt Rothberg diese Multidirektionalität der Erinnerung hervor:

[…] I reject the notion that identities and memories are pure and authentic – that there is a “we” and a “you” that would definitely differentiate, say, black and Jewish identities and black and Jewish relations to the past. […] Our relationship to the past does partially determine who we are in the present, but never straightforwardly and directly, […]. […] Memories are not owned by groups – nor are groups ‚owned‘ by memories. Rather, the borders of memory and identity are jagged; what looks at first like my own property often turns out to be a borrowing or adaption from a history that initially might seen foreign or distant. (Rothberg 2009a: 4–5)

Hier weist Rothberg ebenfalls auf das Entgrenzungspotential der Erinnerung hin, die als Kommunikation im Sinne von Knoblauch über zeitliche, räumliche, symbolische sowie materielle Grenzen hinausgehen und verschiedene Länder, Ethnizitäten und Kulturen verbinden kann. Indem Rothberg in seinen Studien kollektive Erinnerungen an den Holocaust und die Kolonialgeschichte zusammenbringt, liefert er eine alternative interkulturelle Sichtweise, wie Erinnerung immer und bereits in Bezug auf andere Geschichten und Historien funktioniert.

In diesem Zusammenhang lässt sich festhalten, dass die jüdische Exilerinnerung in der deutschen und chinesischen Gegenwartsgesellschaft nicht isoliert oder ausschließlich im jüdischen Kontext betrachtet werden kann. Sie deutet auf ähnliche Weise weitgehend auf die größeren Konstellationen der Holocausterinnerung in Deutschland und der Kriegserinnerung in China hin und korreliert mit anderweitigen deutschen sowie chinesischen Erinnerungskulturen. Es geht dabei nicht um den Komparativ, sondern vielmehr um die Fragen, wie diese interagieren und sich ergänzen: „At the same time, people impacted by those histories, […] make claims on a shared but not necessarily universal moral and political project [Hervorhebung im Original].“ (Rothberg 2009b: 132) Aus dieser Perspektive ist es relevant, auf die sozial-kommunikativen Prozesse des kollektiven Erinnerns an das Exil zurückzukommen und die entstehenden Verflechtungen zu re-historisieren bzw. zu re-kontextualisieren.

3 Historisierung des Erinnerns an das Shanghaier Exil in Deutschland und China

Die internationale Erforschung zum jüdischen Exil geht auf die Exilforschung in westlichen Ländern seit Mitte der 1960er Jahre zurück (vgl. Krohn 2012). In Bezug auf den Forschungsstand und die Exil-Diskurse – insbesondere in Deutschland und China – ist zu beobachten, dass sich die Wechselverhältnisse der Erinnerungen in beiden Gesellschaften in vielschichtigen Vorgängen entfalten (vgl. Tong 2022). In Deutschland ist die Exilforschung einschließlich der Diskurse zur Zuflucht in China in drei Phasen zu unterteilen: In der ersten Konstituierungsphase von etwa 1965 bis Anfang der 1980er Jahre ging es um „das Sichern, Sammeln und Sichten des historischen Materials“ und „die ersten Panoramen eines als antifaschistisch definierten Exils“, wobei das Exil zum exemplarischen Gegenstand im Rahmen einer Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit wurde (Hans 2012: 92). In der zweiten Phase ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wurde die Grundforschung aufgrund der Institutionalisierung der Society for Exile Studies 1979 in den USA und für ihre Ableger in Deutschland intensiviert (vgl. Hans 2012: 93). Parallel zur öffentlichen Diskussion über Auschwitz und zur damals erschienenen Fernsehserie Holocaust (1978, NBC) legte die damalige westliche bzw. deutsche Exilforschung einen stärkeren Akzent auf das jüdische Leidens- und Opfermotiv als auf den Widerstand (vgl. Hans 2012: 92). Dabei wurde die Geschichte der jüdischen Zuflucht in China – insbesondere in der Stadt Shanghai – zunächst systematisch untersucht (vgl. Kranzler 1976). In der dritten Phase ab den 1990er Jahren fanden die Forschungsthemen über „das Exil der kleinen Leute, [die] Nachwirkung in den Gastländern [sowie] exotische Fluchtländer“ (Hans 2012: 93) eine verstärkte Beachtung in der deutschen Exilforschung. Seitdem rückt der Gesamtkomplex der Emigration nach Shanghai als Fluchtgeschichte ungeachtet des Holocaust zunehmend in den Fokus der breiteren Öffentlichkeit, indem das Thema nicht zuletzt in Ausstellungen, Filmen und in der Literatur behandelt wird.

In den deutschen Exil-Diskursen steht die Reminiszenz an den Zufluchtsort Shanghai, China mit dem Holocaustgedenken in engster Verbindung, wohingegen andere kollektive Erinnerungen, wie jene an das kriegerische China, noch kaum eine Rolle spielen. Dies liegt wohl vor allem daran, dass die Forschung zum Exodus nach Shanghai seit ihrer Etablierung eurozentrisch geprägt ist. So standen in der Historiografie die Exilanten im Mittelpunkt: Ihre Zeugnisse, die als Erfahrungsgedächtnis und ergänzende Quellen für die Geschichtsschreibung (vgl. Assmann 2014 [2006]) fungierten, wurden verstärkt aus einer jüdischen bzw. europäischen Perspektive erzählt. In der Frühphase der Exil-Diskurse zu diesem Thema war ein solcher Blickwinkel notwendig, um zunächst historische Sachverhalte der Flucht, der Vertreibung und der Auswanderung der Juden im Zusammenhang mit dem Holocaust herauszuarbeiten und damit die Forschung über das jüdische Exil in anderen Teilen der Welt – u. a. in China als ‚eine Emigration am Rande‘ (vgl. Dreifuß 1980) – zu etablieren.

Trotz einer nicht zu leugnenden Legitimität der europäisierten Perspektive in der Etablierungsphase der deutschen Exil-Diskurse ist nicht zu übersehen, dass der Eurozentrismus, der orientalistische Elemente[8] aufwies, den Grundton der späteren Exilforschung gefärbt hat. Dabei werden häufig Stereotypen, Vorurteile, Fantasien und Imaginationen über China unterstrichen (vgl. Kranzler 1976; Barzel et al. 1997; Baumbach et al. 2011). Dies kann dazu führen, dass der Status von der Stadt Shanghai aus westlicher Sicht als „ganz besonders“ (Krebs 2004: 229) hervorgehoben und eine Dichotomie zwischen dem Westen und dem Orient suggeriert wird. Obwohl viele historiografische Konstruktionen über das Shanghaier Exil nichtwestliche Akteure in ihrer Analyse weltweiter Verflechtungen berücksichtigen und den Eurozentrismus gerade im Licht der Weltgeschichte durch die Erweiterung des Blickfeldes zu anderen Teilen der Welt überwinden wollen, nehmen sie mehr oder weniger eine orientalistische Perspektive ein, die ambivalent erscheint. Aus europäischer Sicht steht der unfreiwillige Fluchtpunkt Shanghai zum einen für das Rückständige und Unzivilisierte, wobei die Vorstellungen vom Anderen mit den positiven und modernen Selbstbildern der westlichen Gesellschaft und Kultur kontrastieren. Zum anderen ist das Chinabild mit Abenteuern, Fantasien und Mythen konnotiert, in denen alles Erdenkliche passieren kann – einschließlich der Fluchtgeschichte der verfolgten europäischen Juden in eine östliche Fremdwelt.

Im Kontext des Holocaust und des Exils stehen diese zwei Seiten des orientalistischen Blicks auf den Zufluchtsort Shanghai in einer Sowohl-als-auch-Beziehung, in der Realität und Romantisierung, subjektive Erinnerungen und sachliche Darstellungen, traumatische Erlebnisse und positive Sinnkonstruktionen miteinander vermischt sind. Dieser Mythos China ist dadurch charakterisiert, dass das jüdische Exil im ambivalenten Shanghai – zugleich „Stadt der Sünde“ und „Stadt der Hoffnung“ (Buxbaum 2008: 25) – als beispiellos angesehen wird. Diese Besonderheit drückte der prominente ehemalige Exilant Michael Blumenthal wie folgt aus: „So lebten die jüdischen Flüchtlinge mehrere Jahre isoliert und zusammengepfercht in einem Ghetto in China, eine höchst eigentümliche und besondere Abart des Emigrantenschicksals deutscher Juden in anderen Teilen der Welt.“ (Blumenthal im Klappentext, Barzel et al. 1997) Die Gegenüberstellung des besonderen Exodus in der Stadt Shanghai und gewöhnlicher Zufluchtsländer zeigt, dass sich die dominanten deutschen Exil-Diskurse noch nicht gänzlich von bestimmten orientalistischen Anschauungen losgelöst haben, denn das Refugium in Shanghai präsentiert ein ambivalentes Bild vom Anderen, das in Kontrast zur vertrauten Heimatvorstellung steht. Gleichzeitig bietet es als Spiegelbild des Eigenen noch eine alternative Sichtweise für das westliche Selbstverständnis, das wegen des Holocaust als Zivilisationsbruch ebenfalls paradox scheint.

Im Zusammenhang mit dem Kontrastbild vom partikularen und normalen Exil entsteht die Kontroverse um die Einzigartigkeit von Geschichte und Erinnerung, wobei die Fragen aufkommen, ob nicht jeder Zufluchtsort eigene Spezifika aufweist und ob die Hervorhebung von Shanghai den Leidensweg der Exilanten in anderen Orten trivialisieren könnte. Historisch gesehen entstanden auch jüdische Gemeinschaften in anderen chinesischen Städten wie Tianjin, die damals wie Shanghai unter europäischer Kolonialherrschaft standen; oder in asiatischen Ländern wie den Philippinen, die ebenfalls unter japanischer Besatzung waren; oder in weiteren afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern – alle boten den Verfolgten eine Schutzmöglichkeit. All diese Zufluchtsdestinationen scheinen aus europäischer Sicht mehr oder weniger exotisch zu sein und hatten Gemeinsamkeiten mit Shanghai. Sie wurden jedoch entweder wenig untersucht (wie andere Zufluchtsorte in China) oder blieben nur ein Randphänomen der Exilforschung. Die Forschung über nichtwestliche Zufluchtsorte sollte möglichst von orientalistischen Vorstellungen befreit werden, um ein breiteres und multiperspektivisches Bild der Exilgeschichte zu schaffen.

Diese Problematik in der deutschen Exilforschung ist bereits erkannt worden, sodass in den letzten Jahren eine neue Tendenz zu beobachten ist. Diese Bereicherung der Perspektiven in den deutschen Exil-Diskursen[9] geht mit der Entwicklung der Exil-Diskurse in China einher[10], die hier in drei Phasen zu bilanzieren sind. Während der 1950er Jahre bis zum Ende der 1970er Jahre wurden der Nationalsozialismus und die Judenverfolgung nur von einzelnen chinesischen Intellektuellen thematisiert, die sich vor allem mit der Geschichte der Juden im antiken China auseinandersetzten. In der zweiten Phase, die nach dem Ende der 1970er Jahre bis in die erste Hälfte der 1990er Jahre reichte, konnte die Erforschung aufgrund der Reform- und Öffnungspolitik legitimiert und etabliert werden. Dabei wurden die ersten englischsprachigen Publikationen zum jüdischen Exil in der Stadt Shanghai ins Chinesische übersetzt[11]. Einzelne historische Archive waren wieder für chinesische und internationale Forscher zugänglich. Neben der Gründung von Forschungsinstitutionen über jüdische Studien landesweit[12] und der Veröffentlichung der ersten wissenschaftlichen Publikationen chinesischer Forscher wurden internationale Projekte initiiert. Seit Mitte der 1990er Jahre wurde die chinesische Exilforschung intensiviert, wobei regelmäßige Veranstaltungen, Konferenzen, Ausstellungen und internationale Projekte zur Rolle Chinas als begehrtes Refugium für Juden veranstaltet und neuere Forschungsergebnisse veröffentlicht wurden (vgl. Kreissler 2012; Goldstein 2017). Trotz des inländischen Aufschwungs der jüdischen Exilthematik bleibt Shanghai „das eigentliche Zentrum der jüdischen Studien“ in China (Kreissler 2012: 229). Seit 2007 ist das neu eröffnete Shanghai Jewish Refugees Museum eine Attraktion, wobei dessen Besuch laut Kreissler quasi zum „Pflichtprogramm“ (Kreissler 2012: 233) für westliche bzw. deutsche Politiker werde.

Dass die Etablierung und die Entwicklung der chinesischen Geschichtsschreibung über das jüdische Exil häufig zum innen- und außenpolitischen Pflichttermin mutiert, ist ein Hinweis auf einen erinnerungspolitischen Charakter der chinesischen Exil-Diskurse. Während sich China in der sozialistischen Phase mit der proarabischen ‚Dritten Welt‘ anfreundete, sodass das Thema in der chinesischen Geschichtsschreibung meist vernachlässigt wurde, förderten die Aufnahmen diplomatischer Beziehungen zur BRD und den USA in den 1970er Jahren und zu Israel Anfang der 1990er Jahre deutlich das Interesse an der Exilthematik (vgl. Kreissler 2012; Goldstein 2017). Dabei wurden die nationalen Identitäten der jüdischen Emigranten sowie ihre soziale oder politische Vergangenheit aufgrund von „understanding Jews and the Holocaust as undifferentiated victims of Fascism“ kaum in den Blick genommen (Goldstein 2017: 233). Die Tatsache, dass die erste chinesische Ausstellung über das Shanghaier Exil in den 1990er Jahren ebenfalls in der Gedenkhalle für die Opfer des Nanjing-Massakers veranstaltet wurde, demonstriert dennoch, dass die Exilthematik bereits damals bewusst mit der Kriegserinnerung bzw. nationaler traumatischer Vergangenheit in Verbindung gesetzt wurde. Diese Auffassung, dass die jüdischen Exilanten und das chinesische Volk gemeinsam als Opfer des Faschismus wahrgenommen wurden, hat die Exil-Diskurse in China geprägt, für die die politisch ausgerichteten Komponenten kennzeichnend sind.

Der Abriss der chinesischen Exilforschung zeigt auf, dass die Untersuchungen einerseits neue Archivalien, Zeitzeugnisse und Kenntnisse bezüglich der Thematik vorweisen und zu neuen Perspektiven beitragen. Dabei wurden durch die akribischen Nachforschungen und die systematische Spurensuche viele wertvolle historische Informationen gewonnen (vgl. Kreissler 2012). Gerade im Zusammenhang mit dem Holocaust können so das humanistische Thema in den Vordergrund gerückt und zugleich ethische Fragestellungen abgehandelt werden. Andererseits führt die chinesische Geschichtsauffassung zu einer Standardinterpretation, die Shanghai als „a vital haven“ für die jüdischen Verfolgten sieht, das „every possible relief“ bot (Pan 2000: 82). Das Shanghaier Exil ist daher vom chinesischen Historiker Jian Wang als ‚Shanghaier Modell‘ wie folgt beschrieben worden:

“二战”时期犹太难民避难上海的这段历史记忆,是国内外大屠杀研究学界的一个独特组成部分。其他的都是纪念逝者,唯有上海是纪念生者,纪念生存,纪念拯救。这患难之中结成的中犹[‌民族]友谊,乃是罪恶大屠杀悲剧中最富有人道的光彩一页。[Die historische Erinnerung an die jüdischen Flüchtlinge während des Zweiten Weltkriegs in deren Zuflucht in Shanghai gilt als einzigartiger Bestandteil der internationalen Holocaustdiskurse. Bei den anderen handelt es sich um Gedenken an die Toten, nur in Shanghai wird an die Lebenden, das Überleben und die Rettungsakten erinnert. Die chinesische und jüdische Völkerfreundschaft, die in der Not geschlossen wurde, ist die humanistischste Episode in der Tragödie des Holocaust.] (Wang 2016: 305)

Diese Hervorhebung der Sonderstellung von der Stadt Shanghai aus einer sinozentrierten Sichtweise heraus weist auf einen anderweitigen Prozess der Auto-Orientalisierung hin, die vom Orient selbst konstruiert wird (vgl. Said 2014 [1978]; Schnepel 2011). Aus den Normen der westlichen Exilstudien hat sich „nach und nach eine eigene chinesische Lesart“ entwickelt (vgl. Kreissler 2012: 237). Dabei werden neue Inhalte hinzugefügt, insbesondere zur chinesischen Nationalgeschichte und zur Stadthistoriographie Shanghais. Doch werden Aspekte wie Konflikte zwischen jüdischen Emigrierten und ihren chinesischen Mitbürgern oder die Dankbarkeit der Exilanten selektiv ausgespart oder hervorgehoben, was in der Kritik als „Selbstverherrlichung“ umstritten bleibt (Liu 2017: 15). Im Rahmen dieses Selektions- sowie Bearbeitungsvorgangs fließen zum Teil orientalistische Klischees ein und auch bestimmte westliche Phantasien sowie Imaginationen über die Stadt Shanghai können sich in den chinesischen Exil-Diskursen manifestieren.

In Bezug auf die jüdische Emigrationsgeschichte zeigt sich, dass die betonte Sonderstellung von der Stadt Shanghai sowohl vom Westen als auch vom Osten thematisiert wird. Dabei haben die Diskurse über das Shanghaier Exil einen Wandel vom eurozentrischen Orientalismus über den chinesischen Aneignungsprozess bis hin zu einem ständigen Oszillieren zwischen dem Westen und Osten durchlaufen. Es trifft zu, dass der Sonderstatus der Stadt bzw. des Exils auch für die Identitätsbildung an Bedeutung gewinnt. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass während die eurozentrische Prämisse einen Dualismus zwischen westlicher Moderne und nichtwestlicher Vormoderne impliziert (etwa Zuflucht im Westen als Normalfall vs. im Nichtwesten als partikular), eine sinozentrierte Hervorhebung des Refugiums in der Stadt Shanghai ebenfalls dazu führen kann, die Vielfalt und die Komplexität der Exilgeschichte zu reduzieren. Weitere zu erforschende Fragen – u. a. zum Verhältnis zwischen der japanischen Judenpolitik und dem japanischen Rassismus gegenüber Chinesen, zum Refugium in der Stadt Shanghai im Zusammenhang mit anderen zeitweilig von Japan kontrollierten Gebieten Asiens, wie in Japan selbst, in Nordostchina, in Korea oder auf den Philippinen – können künftige Diskussionen über die Vergangenheit der Region und Dialoge zwischen heterogenen historischen Geschehnissen und kollektiven Erinnerungen anregen[13].

4 Exilerinnerung in gegenwärtigen deutsch-chinesischen kommunikativen Praktiken

Seit den 1990er Jahren ist zu beobachten, dass sich auf diesem Gebiet langsam dennoch ein multiperspektivischer Zugang behauptet. Zum einen werden die Archivmaterialien und die wissenschaftlichen Ergebnisse aus China stärker in die deutsche Exilforschung miteinbezogen, was auf einem zunehmenden akademischen und kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern basiert. Zum anderen ergeben sich in der chinesischen Forschung und Erinnerungspraxis neue Erkenntnisse und Praktiken, die oft einen globalen Horizont besitzen, Beiträge zur interdisziplinären Exilforschung leisten und die Erinnerungskulturen bereichern. Das gemeinsame Erinnern an das Refugium der Juden in der Stadt Shanghai als Kommunikation zwischen Deutschland und China zeigt sich auf multiplen Ebenen und weist auf einen kommunikativen Wandel der Gegenwartsgesellschaften hin: „[…] die Gesellschaft ändert sich in dem Maße, in dem sich das kommunikative Handeln verändert.“ (Knoblauch 2017: VI). Dabei geht diese Exilerinnerung über das akademische Feld hinaus und weitet sich auf filmische, literarische, museale, politische und ökonomische Bereiche aus.

Basierend auf der Entwicklung der Exilforschung erweitern sich die Exil-Diskurse in Deutschland und China seit den 1990er Jahren zunehmend in die Bereiche der Massenmedien. Dabei treten dokumentarische Filmproduktionen, die beim Publikum die Wahrnehmung der abgebildeten historischen Wirklichkeit evozieren, als ein aussagekräftiges audiovisuelles Medium auf. Dazu zählen u. a. Exil Shanghai (1997) von Ulrike Ottinger und Escape to Shanghai (1999) von Yifei Chen – zwei filmische Pionierwerke von prominenten Künstlern beider Länder, die parallel in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre produziert wurden (vgl. Tong 2022). Dabei arbeitete Ottinger mit chinesischen Historikern und Filmemachern zusammen, verwendete Materialien aus chinesischen Quellen und zeigte Interviewausschnitte, in denen jüdische Exilanten die Leiden der chinesischen Einheimischen unter der japanischen Besatzung memorieren. Somit bringt die deutsche Künstlerin mit jüdischen Wurzeln die Exilerinnerung mit der chinesischen Kriegserinnerung in Verbindung und setzt sich im Film kritisch mit der Kolonialgeschichte auseinander. Exil Shanghai verdeutlicht eine andere Sichtweise auf die früher verstärkt aus einer eurozentrischen Perspektive erzählten Exilgeschichte und versucht, diese selbstzentrierte Position zu überwinden. Das nostalgische Ambiente in diesem deutschen Film korrespondiert zudem mit einer chinesischen Strömung, die in den 1990er Jahren aufkam, bei der Chen als ein Wegbereiter fungierte, als er mit Escape to Shanghai eine Shanghai-Trilogie startete, die sich mit dem vorsozialistischen und nostalgischen ‚Old Shanghai‘ auseinandersetzte (vgl. Dai 1997, 1999). Auch Chen und seine internationale Filmcrew drehten den Film in englisch- und deutschsprachigen Ländern und übernahmen geschichtliche Aufgaben, wie die Recherche von Archivdokumenten und die Speicherung sowie die Überlieferung von Zeitzeugenberichten als Oral History für die Nachwelt. Beide Künstler betrachten die Geschichte des Exils nicht isoliert in einem jüdischen Kontext, sondern weisen auf die Beziehungen zwischen multiplen kollektiven Erinnerungen hin. Die Reminiszenz an die Zuflucht in beiden Filmen fungiert insofern als ein Türöffner einer vielschichtigen Vergangenheit, die das Aufeinandertreffen zahlreicher Ereignisse, Gemeinden und Gruppen demonstriert.

Neben massenmedialen Filmproduktionen wird die Exilthematik vielfach in der deutschen und chinesischen Gegenwartsliteratur thematisiert. Im deutschsprachigen Raum sind beispielsweise die Romane Shanghai fern von wo (2008) und Landgericht (2012) von Ursula Krechel bekannt, die jeweils das Überleben der jüdischen Exilanten im Shanghaier Exil sowie das Nachexil und die Rückkehr der Juden nach Deutschland darstellen. Die beiden preisgekrönten Romane finden in China ebenfalls große Beachtung und sind in den letzten Jahren ins Chinesische übersetzt worden (vgl. Krechel 2013, 2016). In China sind beide Romane positiv rezipiert worden, wobei z. B. die Verflechtungen dokumentarischer Lebensberichte und literarischer Imaginationen in Shanghai fern von wo gelobt (vgl. Zhuang 2015) oder die Darstellungen von der Stadt Shanghai im Kontext der deutschen Literatur in den Blick gerückt sind (vgl. Zhang et al. 2020). Zudem werden einerseits weitere deutschsprachige Romane, Memoiren und (Auto-)Biografien der Exilthematik in China übersetzt und/oder erforscht, u. a. Shanghai Passage (Tausig 1987, 2021), Transit Shanghai (Buxbaum 2008), Letzte Zuflucht Shanghai (Schomann 2008) und Torte mit Stäbchen (Hornfeck 2012) (vgl. Zhuang 2015; Liu 2014, 2017; Gao 2018, 2020; Zhang et al. 2020). Andererseits wird die jüdische Exilthematik in der chinesischen Gegenwartsliteratur mehrfach behandelt. Erschienen sind chinesische Romane wie Melanie’s Violin (He 2005), Die Kneipe Shanghai Traum (Xu 2005), A Jewish Piano (Bei 2007) und Parasit (Yan 2009). Dies verdeutlicht den dynamischen Kommunikationsvorgang zwischen der deutschsprachigen und der chinesischen Literatur und der relevanten Literaturforschung. Diese aktive Literarisierung findet sich auch im fernsehdokumentarischen Bereich, beispielsweise ist hierbei die Verfilmung von Landgericht zu nennen, die in Deutschland sowie China gezeigt wurde und einen Preis beim Shanghai International Television Festival gewann. In der gleichnamigen ZDF-Dokumentation zu diesem Film wurde der oben zitierte Historiker Jian Wang interviewt, der dem breiten deutschen Fernsehpublikum eine chinesische Perspektive vermittelt.

Mit der offiziellen Eröffnung des Shanghai Jewish Refugees Museums seit 2007 spielt das Museum in der deutsch-chinesischen Kommunikation bzw. im transnationalen Erinnerungsprozess eine herausragende Rolle. Beim Museum als Gedächtnismedium mit multimedialen Erfahrungsräumen geht es nicht nur um die Inhalte und die Ästhetik der musealen Präsentationen, sondern auch um den Prozess, also wie das Museum zum einen als ein zentraler Erinnerungsort des Shanghaier Exils gedenkt und zum anderen als Bindeglied zwischen verschiedenen kulturellen Erinnerungen und Ländern fungiert. Nach einem Erweiterungsprojekt seit 2019 und der Wiedereröffnung Ende 2020 lässt sich erschließen, dass sich die Dauerausstellung dort explizit auf die chinesische Kriegserinnerung und die Reminiszenz an den Holocaust bezieht. Die musealen Besucher können sich durch interaktive Installationen über den chinesischen antijapanischen Krieg informieren, etwa die Schlachten in der Stadt Shanghai der 1930er und 1940er Jahre. Zudem thematisiert ein Sonderkapitel in der Ausstellung den Holocaust, indem es ikonische Geschichtsbilder über die Verfolgung, die Deportation und die Vernichtung, die Kleidung der Häftlinge in KZ-Lagern und die Rekonstruktion des Lagerplans darstellt. Solche Komponenten zeigen, dass das Gedenken an das Shanghaier Exil im musealen Bereich mit den Erinnerungskulturen bezüglich des Holocaust und des chinesischen antijapanischen Kriegs in einem multidirektionalen Verhältnis im Sinne von Rothberg steht. Denn solche identitätsbildenden Reminiszenzen schließen einander weder aus noch nehmen sie an einem Nullsummenspiel teil. Sie interagieren und ergänzen sich gegenseitig, was das Sich-Einlassen auf verschiedene Geschehnisse, Erinnerungen und Identitäten anregen kann.

Gleichzeitig macht das Museum aufgrund der Mehrdimensionalität bezüglich Vergangenheitskonstruktion, Geschichtserziehung, Politik und Tourismus die bilaterale Kommunikation zwischen Deutschland und China in multiplen Bereichen von Kultur, Erziehung, Politik und Ökonomie erkennbar. Wie Knoblauch bereits sagte: „Kommunikatives Handeln ist nicht mehr nur ein weitgehend lokales Handeln, das sich auf die Präsenz der Akteure in Situationen beschränkt. Es ist in einer Weise mediatisiert, die es unmittelbar mit der Gesellschaft als Ganzer verbindet: räumlich, zeitlich, material und sinnhaft.“ (Knoblauch 2017: VII) So sind zahlreiche kulturelle, akademische und künstlerische Veranstaltungen, an denen auch deutsche Zeitzeugen, Forscher und Künstler teilnehmen, durch das Museum organisiert. Im Folgenden soll nur ein kurzer Überblick über den deutsch-chinesischen Austausch im musealen Kontext gegeben werden. So kamen die deutsch-jüdischen Exilanten seit den 1990er Jahren mehrmals in der Stadt Shanghai zusammen und besuchten das museale Ghettogelände (vgl. Armbrüster et al. 2000; Wang 2016). Hierzu zählen Exilanten wie Michael Blumenthal, der spätere amerikanische Finanzminister und Direktor des Jüdischen Museums Berlin, und Sonja Mühlberger, die Autorin des Memoires Geboren in Shanghai als Kind von Emigranten (2016) und mit einem Bundesverdienstkreuz gewürdigte Zeitzeugin. Auch regelmäßige Schul-, Uni- und Austauschprogramme werden im Museum veranstaltet, um die Exilgeschichte an die Nachgeneration weiterzugeben. Exemplarisch sind dabei Aktivitäten zur Spurensuche des Refugiums im Stadtbezirk Hongkou, durchgeführt von deutschen und chinesischen Kinderuniversitäten, Schülern und Studierenden, oder das jährliche Volontärprogramm mit dem österreichischen Auslandsdienst für die Holocaust-Erziehung im Shanghai Jewish Refugees Museum.

Durch ein solch zwischenmenschliches Netzwerk mit den deutschsprachigen Zeitzeugen und Institutionen hat das Museum in Hinsicht auf die Konservierung, die Verbreitung und die Übermittlung der Exilerinnerung produktive Ergebnisse hervorgebracht, wobei Kooperationsausstellungen in Deutschland und Österreich veranstaltet wurden, u. a. die Ausstellung Atmen und halbwegs frei sein – Flucht nach Shanghai 2011 im Museum für Hamburgische Geschichte, die das Shanghaier Exil am Beispiel der Hamburger Jüdinnen und Juden darstellte. Obwohl dabei auch Meinungsverschiedenheiten oder Konkurrenzsituationen der kollektiven Erinnerungen vorkommen, eröffnet eine solche Zusammenarbeit Perspektiven und ermöglicht es, sich durch gemeinsame Erforschung und Auseinandersetzung an die historische Realität anzunähern.

Nicht zuletzt zeigen sich die kommunikativen Erinnerungspraktiken zwischen beiden Ländern auf der politischen Ebene, indem deutsche Politiker, einschließlich des vorherigen Bundespräsidenten Joachim Gauck, das Museum besucht haben. Ökonomisch gesehen spielt das Museum in diesem Kontext ebenso eine Rolle, wie die mehrdimensionale Zusammenarbeit des Museums mit dem Deutschen Generalkonsulat bei der Weltausstellung Expo 2010 in der Stadt Shanghai demonstriert hat. Dabei sollte das Museum durch die Kooperation als Magnet für ausländische bzw. deutsche Touristen dienen und den Handel mit Deutschland fördern, während die deutsche Seite „the German government’s continuing commitment to confronting its Nazi past, as well as its own desire to promote bilateral trade“ unterstrich (Michaels 2017: 213).

5 Fazit

Das jüdische Exil in China und insbesondere das Refugium in der Stadt Shanghai sind in den letzten Jahrzehnten Teil des Kulturgedächtnisses geworden, das sowohl in Deutschland als auch in China kontinuierlich diskutiert, aufgearbeitet, wachgehalten und übermittelt wird. Diese Thematik ist insgesamt zu komplex, als dass hier alle Punkte an- und ausgeführt werden könnten. Vielmehr versucht dieser Beitrag, die sozial-kommunikativen und transkulturellen Dimensionen von Erinnern in den Fokus zu rücken und einen Abriss der Erinnerungskulturen der Exilthematik im Hinblick auf deutsch-chinesische Annäherungen zu geben. Als kommunikatives Handeln führt Erinnern zum sozialen Gedächtniswandel, der sich auf die Gegenwartsgesellschaften und die interkulturelle Kommunikation dazwischen auswirkt. Mit Blick auf die Vielfalt der sozialen Systeme und die Pluralität der Erinnerungskulturen geht es an dieser Stelle weniger um ein Nullsummenspiel von Erinnerungen, auch wenn dabei Konkurrenzsituationen und Spannungen existieren. Viel relevanter sind die Vernetzungen von handelnden Menschen, die sich an historischen Geschehnissen und am Erinnern als solches beteiligen und miteinander kommunizieren. So lässt sich beobachten, dass die Erinnerungen an das Exil, den Holocaust, den chinesischen antijapanischen Krieg, die Lokalgeschichte der Stadt Shanghai usw. in deutsch-chinesischer Kommunikation zusammentreffen, sich überlagern und gegenseitig ergänzen, was produktive Ergebnisse und Dialoge hervorbringt. Aus dieser Sicht ist das Erinnern an das Shanghaier Exil weder rein ‚jüdisch‘ noch ‚universal‘ gültig: Dies führt auf konkrete historische Sachverhalte zurück und prägt bestimmte kollektive Identitäten, geht aber zugleich über disziplinäre, kulturelle, territoriale und gesellschaftliche Grenzen hinweg und verweist auf die verschlungenen Wege zwischen Historien und Kulturen. In diesem multidirektionalen Netzwerk schlägt das gemeinsame Handeln von Erinnern mit moralischen und humanistischen Ansprüchen eine Brücke zwischen Deutschland sowie China und bildet den Ausgangspunkt für eine transnationale Gedenkkultur, die nationale und lokale Spezifika in ihrer jeweiligen Funktion und Bedeutung, aber auch gerade in ihrer Relativität beschreibbar und begreifbar macht.


Article Note

Dieser Beitrag ist im Rahmen vom Kernforschungsprojekt der Philosophie und Sozialwissenschaften des Bildungsministeriums der Volksrepublik China „Studien über ‚Chinas Geschichten‘ in der Weltliteratur“ [2020年度教育部哲学社会科学研究重大课题攻关项目《“中国故事”在世界文学中的征引阐释及启示研究》] (Projektnummer: 20JZD046) entstanden.


About the authors

Xin Tong Dr., Postdoc

Dr. Xin Tong ist Post-Doktorandin an der Shanghai Academy of Global Governance & Area Studies der Shanghai International Studies University. Publikationen u. a. Transmedia Remembering: Eine Fallstudie des Shanghaier Exils in Deutschland und China seit 1990 (2022) und „Rund um die Alster, rund um die Welt – Die Gebrüder Wolf im Exil Shanghai“. Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte (2018). Forschungsschwerpunkte: Erinnerungsstudien, Medientheorien, Exil- und Migrationsforschung.

Prof. Dr. Fan Zhang

Prof. Dr. Fan Zhang lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Germanistischen Fakultät der Shanghai International Studies University und Shanghai Academy of Global Governance & Area Studies. Publikationen u. a. Ausgewählte Meisterwerke der deutschsprachigen Frauenliteratur (2020) und Deutsche Literatur in China (2019). Forschungsschwerpunkte: Deutsche-Chinesische Literaturbeziehung. Interkulturelle Gegenwartsliteratur.

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Published Online: 2022-05-19
Published in Print: 2022-07-26

© 2022 Xin Tong und Fan Zhang, publiziert von De Gruyter

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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