Umwelt- und Klimabewegung im Umbruch
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Franziska Sperfeld
, Michael ZschiescheFranziska Sperfeld ist Umweltwissenschaftlerin und leitet das Fachgebiet Umweltrecht und Partizipation am UfU. , Theresa SeidelDr. Michael Zschiesche ist Ökonom und Jurist und Geschäftsführer des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU e. V.). und Katharina ReimannKatharina Reimann ist Humangeographin und arbeitet am UfU im Fachgebiet Umweltrecht & Partizipation.
Zusammenfassung
Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert und an Größe und Sichtbarkeit gewonnen. Viele zivilgesellschaftliche Akteure im Umweltbereich haben ihre Rollenmodi erweitert und übernehmen inzwischen zahlreiche Funktionen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz, wie z. B. Agenda-Setting und das Sichtbarmachen von Vollzugsdefiziten im Klima- und Umweltschutz. Trotz der hohen Bedeutung der Zivilgesellschaft im Umweltbereich wird diese nur selten empirisch fundiert untersucht. Der vorliegende Beitrag untersucht daher die Entwicklung der Umweltorganisationen und ihrer Akteurslandschaft und gibt einen Überblick über empirische Daten. Dazu wurde die Entwicklung der Mitgliederzahlen, der Budgets und der Mitarbeitenden prägender Umweltorganisationen (BUND, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NABU, WWF, Germanwatch, Robin Wood, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Verkehrsclub Deutschland, Grüne Liga) untersucht. Zudem wurden qualitative Interviews und ein Workshop mit Vertreter*innen verschiedener Umweltorganisationen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Umwelt- und Klimabewegung in Deutschland in den letzten Jahren ausdifferenziert hat. Einerseits hat ein Konzentrationsprozess stattgefunden: Vor allem die großen Umweltorganisationen konnten Mitglieder und Unterstützer*innen gewinnen. Zum anderen haben sich in den letzten zehn Jahren viele neue spezialisierte Organisationen und Think-Tanks gegründet und neue Bewegungsakteure sind entstanden.
Abstract
The climate and environmental movement in Germany has changed significantly in recent years and has grown in size and visibility. Many civil society actors in the environmental sector have expanded their roles and now fulfil numerous functions of relevance to society as a whole, such as agenda-setting and highlighting shortcomings in climate and environmental protection. Despite the great importance of civil society in the environmental sector, it is rarely analysed empirically. This article therefore examines the development of environmental organisations and their landscape of actors and provides an overview of empirical data. To this end, the development of membership figures, budgets and staff of influential environmental organisations (BUND, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NABU, WWF, Germanwatch, Robin Wood, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Verkehrsclub Deutschland, Grüne Liga) was examined. Qualitative interviews and a workshop with representatives of various environmental organisations were also analysed. The results show that the environmental and climate movement in Germany has become more differentiated in recent years. On the one hand, a process of concentration has taken place: The large environmental organisations in particular have been able to gain members and supporters. On the other hand, many new specialised organisations and think tanks have been founded in the last ten years and new movement actors have emerged.
Über die Autoren
Franziska Sperfeld ist Umweltwissenschaftlerin und leitet das Fachgebiet Umweltrecht und Partizipation am UfU.
Dr. Michael Zschiesche ist Ökonom und Jurist und Geschäftsführer des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU e. V.).
Katharina Reimann ist Humangeographin und arbeitet am UfU im Fachgebiet Umweltrecht & Partizipation.
Literatur
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Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- Editorial
- Von der Konkurrenz zur Kooperation. Koalitionsbildung in Deutschland
- Aktuelle Analyse
- Umwelt- und Klimabewegung im Umbruch
- Themenschwerpunkt: Von Konkurrenz zur Kooperation – Koalitionsbildung in Deutschland
- Mehr-Parteien-Koalitionen
- Weniger Komplexität durch mehr Parteien?
- Inhaltliche Gräben und Schluchten
- Parteiwille und Wähler:innenwille: ein Match?
- Koalitionsstrategien in Wahlkämpfen
- Bündnisse mit dem BSW – oder: Brombeeren schmecken wunderlich
- Hinterm Narrativ geht’s weiter
- Alles ist verhandelbar
- IPB beobachtet
- Erfolg neu denken: Zur Wirkung von Klimabewegungen auf tiefgreifende Dekarbonisierung
- Literatur
- Von der Freiheit, in der Politik pragmatische Entscheidungen zu treffen
- Protest zwischen Wahrnehmung und Wirkung
- Wie Kleidung politische Proteste prägt
Artikel in diesem Heft
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