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„Instandbesetzer der Rundfunkfreiheit“

Schlaglichter aus der Geschichte der Freien Radios in der BRD samt einige Eindrücke zu ihrer aktuellen Lage
  • Jan Bönkost

    Jan Bönkost promoviert an der Uni Münster zur Freien Radio Bewegung in der BRD. Er ist Mitglied im ipb und beteiligt am Netzwerk Kritische Kommunikationswissenschaft. Außerdem engagiert er sich im Archiv der sozialen Bewegungen Bremen. Mit dem Freundeskreis Freier Radios organisierte er 2023 ein alternatives Jubiläumsprogramm zum 100. Jahrestag des Radios in Deutschland. Kontakt: jan@boenkost.de

Veröffentlicht/Copyright: 11. März 2025
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Zusammenfassung

Freie Radios gehörten einst ganz selbstverständlich aber zunächst ausschließlich illegal zum Repertoire linker Protestbewegungen in der BRD. Als die Neuen Sozialen Bewegungen gegen AKW-Bauplätze anstürmten und noch in jeder Kleinstadt Häuser besetzten versprach das Medium Radio dafür eine Gegenöffentlichkeit, die schneller und weitreichender war als die existierende Alternativpresse. Zwischen Stadtguerilla und grünen Parteigründer:innen entstand die Freie Radio Bewegung. Ihre medienpolitische Idee war es im damaligen Duktus, Menschen, die sonst nur zuhören können, die Möglichkeit zum Sprechen zu geben. Mit dieser ganz praktisch artikulierten Forderung nach einer Demokratisierung der bundesrepublikanischen Mediensystems wurde Freies Radio der links-alternative Gegenentwurf zur Kommerzialisierung des Rundfunks. Unter den Rahmenbedingungen des nichtkommerziellen lokalen Bürgerrundfunks hat sich bis heute eine häufig übersehene aber lebendige Freie Radio-Landschaft entwickelt. Vor dem Hintergrund ihrer gesellschaftspolitischen Herkunft und den sich seither gewandelten Medienkonstellationen stehen die Sender aber vor der Herausforderung, sich der eigenen Standpunkte zu vergewissern und dabei gleichzeitig neu zu erfinden.

Abstract

Community Radios were once a natural but at first only illegal part of the repertoire of left-wing protest movements in West Germany. When the New Social Movements stormed against nuclear power plant construction sites and squatted houses even in the smallest town, the medium radio promised a counter-public that was faster and had a bigger coverage than the existing alternative press. Between urban guerrillas and green party founders the german “Free Radio Movement” emerged. Its media policy was to give people who could otherwise only listen the opportunity to speak. With this practically articulated demand for a democratisation of the media system in the Federal Republic of Germany, Community Radio became the left-wing counter-proposal to the commercialisation of broadcasting. Under the conditions of non-commercial local citizens’ radio an often unnoticed but lively Community Radio landscape has developed to this day. Against the background of their socio-political origins and the media constellations that have changed since then, however, the radio stations face the challenge of reassuring themselves of their own positions and at the same time reinventing themselves.

Über den Autor / die Autorin

Jan Bönkost

Jan Bönkost promoviert an der Uni Münster zur Freien Radio Bewegung in der BRD. Er ist Mitglied im ipb und beteiligt am Netzwerk Kritische Kommunikationswissenschaft. Außerdem engagiert er sich im Archiv der sozialen Bewegungen Bremen. Mit dem Freundeskreis Freier Radios organisierte er 2023 ein alternatives Jubiläumsprogramm zum 100. Jahrestag des Radios in Deutschland. Kontakt: jan@boenkost.de

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Online erschienen: 2025-03-11
Erschienen im Druck: 2025-03-06

© 2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Heruntergeladen am 24.11.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/fjsb-2025-2011/html
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