Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund multipler Krisen und neuer Protestwellen erlebt die Kapitalismusanalyse derzeit eine Renaissance in der sozialen Bewegungsforschung. Doch trotz wichtiger Impulse bleibt in dieser Debatte eine systematische Schwäche bestehen: Der Zusammenhang zwischen der Produktion von Gütern und Dienstleistungen und der (Re-)Produktion von Menschen wird zumeist ausgeblendet. Diese Leerstelle verstellt den Blick auf zentrale Dynamiken und Charakteristika aktueller sozialer Kämpfe. Der Beitrag plädiert daher für eine systematischere Integration von Perspektiven der feministischen politischen Ökonomie in die materialistische Bewegungsforschung. Denn Kapitalismus beruht nicht nur auf Ausbeutung, sondern auch auf der kontinuierlichen Aneignung bzw. Enteignung von Land, Ressourcen und unbezahlter Arbeit. Feministische Ansätze zu sozialer Reproduktion und Care-Arbeit haben diesbezüglich das Kapitalismusverständnis zwar erweitert, doch fehlt es bislang an ausreichenden systematischen Untersuchungen zu sozialen Bewegungen und deren Kämpfe um soziale Reproduktion. Der Beitrag entwickelt zum einen Perspektiven für eine theoretische Synthese von Bewegungsforschung und feministischer politischer Ökonomie. Zum anderen wird eine Heuristik für die theoretisch fundierte empirische Analyse der Strategien, Organisationsformen und Machtressourcen von aktuellen Bewegungskämpfen um die soziale Reproduktion entworfen und schlaglichtartig anhand der einzelnen Beiträge des Schwerpunktes veranschaulicht. Ziel ist ein vertieftes, theoretisch fundiertes Verständnis erweiterter Klassenkämpfe um soziale Reproduktion in der Gegenwart.
Abstract
Amid multiple crises and new waves of protest, the analysis of capitalism is experiencing a resurgence in social movement research. Despite valuable contributions, a fundamental gap remains: the connection between the production of goods and services and the (re)production of human life is often overlooked. This omission obscures key dynamics and characteristics of contemporary social struggles. This article calls for a more systematic integration of feminist political economy into materialist approaches to social movements. Capitalism, it argues, is based not only on exploitation but also on the continuous appropriation and dispossession of land, resources, and unpaid labor. Feminist work on social reproduction and care has expanded the understanding of capitalism, yet there is still a lack of systematic studies on social movements that contest the conditions of reproduction. The article outlines two key interventions: first, a framework for synthesizing social movement theory with feminist political economy; second, a heuristic for empirically grounded analysis of the strategies, organizational forms, and power resources of contemporary struggles around social reproduction. Drawing on the contributions in this special issue, the article aims to advance a deeper, theoretically grounded understanding of expanded class struggles over social reproduction today.
1 Einleitung
Seit der globalen Finanzkrise 2008 ist auch im Globalen Norden ein deutlicher Anstieg von Protestbewegungen zu beobachten. In den vergangenen 15 Jahren formierten sich Anti-Austeritätsproteste, die Occupy-Bewegung sowie Bewegungen für ein Recht auf Stadt und Klimagerechtigkeit. Große feministische Bewegungsproteste sowie die 2020 ihren Höhepunkt erreichende Black-Lives-Matter-Bewegung zeugen von der hohen Mobilisierungskraft dieser neuen Welle sozialer Bewegungen. Diese Entwicklungen haben auch zu einer Neuausrichtung der sozialen Bewegungsforschung geführt. Lange Zeit standen hier die Mikro- und Mesoebenen im Zentrum des Interesses. Es wurde vorrangig untersucht, wie Framing, Mobilisierungs- und Opportunitätsstrukturen auf die Konstitution von Protest einwirken. Vor dem Hintergrund sich zuspitzender multipler Krisen und Konflikte wurde in den letzten Jahren jedoch vermehrt die Frage nach dem Zusammenhang zwischen ökonomischen Prozessen und Mobilisierungen aufgeworfen (Porta 2017: 454 f.).
Einige Autor*innen greifen in diesem Kontext Konzepte der Bewegungsforschung wie zum Beispiel Deprivationsansätze auf, um etwa den Zusammenhang zwischen individueller Notlage und politischem Aktivismus zu verstehen (Grasso/Giugni 2016; Kurer et al. 2019), während andere, wie Donatella della Porta (2017), die Klassenbasis der Anti-Austeritäts-Proteste analysieren. Der Versuch, die Vielzahl gegenwärtiger Proteste innerhalb eines analytischen Rahmens zu deuten, wird vor allem von Autor*innen unternommen, die sich – mithin in explizit kritischer Absicht – auf marxistische Ansätze beziehen (Caruso/Cini 2020; Wolfson/Funke 2018). Der Marxismus geht von einem zentralen Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit aus und fokussiert hierbei auf die „Produktionsmacht“ von Lohnarbeiter*innen – d. h. auf die aus ihrer Stellung im Produktionsprozess resultierende Machtressource, die kapitalistische Akkumulation durch Arbeitsstreiks und andere Formen des Widerstands zu stören (vgl. Schmalz/Dörre 2014: 222). Entsprechend betrachten marxistische Ansätze abhängig Beschäftigte traditionell als die entscheidenden Akteur*innen in Auseinandersetzungen um gesellschaftliche Transformationsprozesse.
Insofern viele Proteste wie die oben genannten sich jedoch jenseits der Lohnsphäre kristallisieren, loten neuere Ansätze der sozialen Bewegungsforschung alternative Wege der Integration marxistischer Perspektiven in die Bewegungsforschung aus, bei denen der Lohnarbeitszentrismus überwunden wird (Caruso/Cini 2020; Wolfson/Funke 2018). Diese Beiträge stellen wichtige Versuche dar, soziale Bewegungen materialistisch zu begreifen, doch sie teilen mit den traditionell-marxistischen Ansätzen eine zentrale Schwäche: Sie vernachlässigen die Sphäre der sozialen Reproduktion, sodass spezifische Eigenschaften und Verbindungslinien der neuen sozialen Protestbewegungen im Verborgenen bleiben.
Wie feministische Aktivist*innen und Theoretiker*innen seit langem argumentieren, ist kapitalistische Akkumulation maßgeblich auf schlecht oder unbezahlte Sorge- und Reproduktionsarbeit angewiesen, um die Kosten für die soziale Reproduktion von Arbeitskraft – sei es zukünftiger, gegenwärtiger oder vergangener – zu minimieren. Eine unserer zentralen Ausgangsthesen lautet hieran anschließend: Wenn der dialektische Zusammenhang zwischen der Produktion von Gütern und Dienstleistungen einerseits und der (Re-)Produktion von Menschen andererseits (Bhattacharya 2017a: 74) analytisch nicht eingefangen wird, dann bleiben auch wesentliche Verbindungslinien und Charakteristika aktueller sozialer Kämpfe verborgen. Daher plädieren wir für eine systematische Integration zentraler Erkenntnisse der feministischen politischen Ökonomie in eine materialistische Analyse sozialer Bewegungen.
Angesichts der anhaltenden Vielfachkrise (Häckermann/Ettrich 2023) lässt sich nicht nur in der Bewegungsforschung, sondern auch allgemein in den Sozialwissenschaften eine neue Welle wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus beobachten. Im Zuge dessen hat auch die Forschung zu sozialer Reproduktion und Sorgearbeit an Relevanz und Einfluss gewonnen (vgl. für Deutschland u. a.: Aulenbacher et al. 2013; Winker 2015; Voegele/Roldán Mendívil 2022). Gegenstand der Untersuchung bilden häufig die Krisen der sozialen Reproduktion – sichtbar etwa in Lücken in der Gesundheitsversorgung oder der Doppelbelastung von erwerbstätigen Müttern –, die auf die neoliberale Logik grenzenloser Profitmaximierung zurückgeführt werden.
Zugleich werden dabei – insbesondere bei von der feministischen Care-Ethik beeinflussten Arbeiten – häufig die affektive und normative Seite sowie die Inhalte und der Beziehungscharakter vergeschlechtlichter und rassifizierter Sorgearbeit in den Blick genommen. Auch wenn die feministische politische Ökonomie wichtige Erkenntnisse über die Verknüpfung von Herrschaftsverhältnissen und damit der gegenwärtigen Verfasstheit der Gesellschaft hervorbringt, fehlt es in diesen Arbeiten auffällig an Perspektiven der Bewegungsforschung. Einerseits fokussieren Analysen maßgeblich auf „Arbeit, Verhältnisse, Regime“ der Sorge (Aulenbacher et al. 2013). Andererseits bleibt dort, wo etwa Kämpfe um Wohnraum und Bildung als Klassenkämpfe gedeutet werden (Bhattacharya 2017a: 79), unklar, wie sich diese Annahme begründet und welche Eigenschaften und Strategien diese Kämpfe charakterisieren.
Das vorliegende Schwerpunktheft setzt an diesem doppelten Desiderat – der Reproduktionsvergessenheit der Bewegungsforschung und der Bewegungsvergessenheit der Forschung zu Care und sozialer Reproduktion – an. Aufgrund der aktuellen sozialen und ökologischen Krisen und der sich daraus ergebenen Konflikte möchten wir einen Beitrag dazu leisten, soziale Bewegungsforschung und feministische politische Ökonomie stärker zusammenzuführen, um soziale Bewegungen seit 2008 kapitalismus- und klassentheoretisch zu analysieren. Auf den folgenden Seiten möchten wir hierzu einige grundlegende theoretisch-konzeptionelle Überlegungen anstellen und Konturen einer möglichen Verbindung von Bewegungsforschung und materialistisch-feministischer Kapitalismusanalyse zeichnen.
Hierzu diskutieren wir zunächst die Stärken und Leerstellen zweier materialistischer Ansätze innerhalb der Bewegungsforschung, um ausgehend hiervon das Potenzial der Social Reproduction Theory (SRT) und der Care-Forschung für eine Analyse sozialer Kämpfe auszuloten. Aufbauend auf diesen Vorüberlegungen sowie mit Bezug auf die in diesem Heft gesammelten empirischen Beiträge, präsentieren wir sodann Überlegungen zu einer theoretisch und empirisch gesättigten Analyse zeitgenössischer sozialer Bewegungskämpfe um soziale Reproduktion. Wir hoffen damit, zu einem besseren Verständnis aktueller sozialer Kämpfe beizutragen.
2 Materialistische Ansätze innerhalb der Bewegungsforschung
Einer der ersten Beiträge, die das Comeback der Kapitalismusanalyse in der Bewegungsforschung einläuteten, ist der Sammelband von Colin Barker, Laurence Cox u. a., der die soziale Bewegungsforschung mit dem Marxismus zu verbinden sucht (Barker 2013). Entgegen der häufigen Kritik, der Marxismus sei zu strukturalistisch, betonen sie, dass sich dieser – als Theorieansatz, der selbst innerhalb von sozialen Bewegungen entstanden ist und kontinuierlich weiterentwickelt wird – durch eine intrinsische Auseinandersetzung mit der Organisation von Macht und mit Handlungstheorien auszeichnet. Dabei verweisen sie auf eine zentrale marxistische Annahme, dass nämlich alltäglicher Widerstand, Massenbewegungen und revolutionäre Situationen keine separaten Phänomene darstellen, sondern ineinander übergehen können (Barker et al. 2013: 4). Diese Prämisse sei in der Erforschung von Bewegungen aufgrund von Arbeitsteilung und Spezialisierung verloren gegangen: Arbeitskonflikte würden nunmehr in der Arbeitssoziologie, Alltagskonflikte in der Kulturforschung und Protestbewegungen in der sozialen Bewegungsforschung untersucht. Zudem betonen Barker u. a., dass Kämpfe in verschiedenen sozialräumlichen Bereichen und über Skalen hinweg miteinander verbunden sind (Barker 2013: 7). In diesem Sinne wollen wir mit dem Themenheft der Frage nachgehen, wie kollektive politische Subjekte in Reaktion auf kapitalistische Entwicklungen entstehen, wie sie sich verbinden und organisieren und welche Wirkungen sie gegebenenfalls auf die kapitalistische Gesellschaft entfalten.
Einen instruktiven Versuch, den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Mobilisierungen im Kontext kapitalistischer Entwicklungen theoriegeleitet zu systematisieren, unternehmen Caruso und Cini (2020). In ihrem Artikel „Rethinking the Link Between Structure and Collective Action“ untersuchen sie verschiedene Bewegungen im Zusammenhang mit dem Marx‘schen Kapitalkreislauf. Dieser besteht laut Marx aus den vier Phasen Produktion, Zirkulation, Distribution und Konsumtion. Cini und Caruso ordnen alle Proteste den jeweiligen Stadien zu. So gehören die Arbeiter*innenbewegungen zur Produktion, während die zentralen Akteur*innen der Kämpfe um die Distribution die Parteien sind; die Kämpfe um Land beziehen sich auf die Zirkulation und die Studierendenbewegungen werden als Beispiel für Kämpfe um Konsumtion angeführt. In Anbetracht der feministischen Bewegungen ergänzen Cini und Caruso einen fünften Prozess zum Kapitalkreislauf, nämlich den der sozialen Reproduktion (Caruso/Cini 2020: 17).
Laut den Autoren löst nicht jede Dynamik des Kapitals Proteste aus (Caruso/Cini 2020: 17), aber dort, wo sie entstehen, hätten wir es mit einer strukturellen Veränderung zu tun, die „als Ergebnis der endlosen Bewegung der kapitalistischen Entwicklung auf der Grundlage der Kapitalakkumulation“ verstanden werden müsste (Caruso/Cini 2020: 4, eigene Übersetzung). Dieser Grundannahme ist beizupflichten und eine Analyse des Kapitalkreislaufs kann sicherlich dabei helfen, die „komplexe soziale Natur struktureller Transformationen in der kapitalistischen Gesellschaft“ (Caruso/Cini 2020: 8) zu verstehen. Zugleich sehen wir einige Schwächen in diesem theoretischen Modell: Zunächst erscheint die Typisierung der Bewegungen auf Basis ihrer Zuordnung zu einem bestimmten Stadium des Kapitalkreislaufs als nicht stringent. So werden städtische Bewegungen als Konsumtionskämpfe eingeordnet, während Initiativen gegen Enteignung der Zirkulationssphäre zugeordnet werden. Ein Beispiel wie die Berliner Initiative „Deutsche Wohnen & Co Enteignen“ lässt sich so kaum eindeutig verorten. Ohne zu bestreiten, dass soziale Bewegungen an mehreren Momenten der Kapitaldynamik in Konflikt treten können, bleibt offen, welche spezifischen Erkenntnisse mit der Zuordnung verbunden sind. Verknüpfen sich mit Kämpfen um Konsumtion oder Produktion beispielsweise jeweils unterschiedliche Eigenschaften oder Handlungspotenziale? Zudem zeugt die Ergänzung der sozialen Reproduktion als ‚fünfte Dimension‘ des Kapitalzyklus von einem ungenügenden Verständnis dieser sozialen Sphäre.
Mit der sozialen Reproduktion sind all jene „Aktivitäten und Einstellungen, Verhaltensweisen und Emotionen, Verantwortlichkeiten und Beziehungen“ (Laslett/Brenner 1989: 382) gemeint, die generationsübergreifend und auf einer alltäglichen Ebene zur Aufrechterhaltung des Lebens dienen. Sie schließt zugleich auch die Weitergabe von Normen, Wissen, Werten und Fähigkeiten mit ein (Haidinger/Knittler 2016: 124). Gemäß aktueller Theoretiker*innen lässt sich die soziale Reproduktion im Haushalt, in der Zivilgesellschaft, aber auch in öffentlichen Institutionen und im Staat verorten (Fraser/Jaeggi 2020: 52 f.), wobei sie die Voraussetzung der Produktion von Gütern bildet, insofern sie für die Herstellung und Wiederherstellung der Arbeitskraft sorgt. Vor diesem Hintergrund kann die soziale Reproduktion auch nicht einfach als fünfte Dimension begriffen werden. Sie hat vielmehr eine grundlegende Funktion für die Kapitalakkumulation, weshalb auch Konflikte in Bezug auf die soziale Reproduktion an jeder Stelle im Kapitalkreislauf zutage treten.
Dass eine Analyse des Kapitalkreislaufes nicht ausreicht, lässt sich auch bei Wolfson und Funke (2018) nachvollziehen. Die Autoren verweisen darauf, dass Akkumulation nicht nur in der Produktion, sondern auch durch Enteignung erfolgt (Fraser 2023, insbes. Kapitel 1). Um soziale Bewegungen zu verstehen, plädieren sie zugleich für eine Klassenanalyse, die davon ausgeht, dass unterschiedliche strukturelle Positionierungen im Kapitalismus unterschiedliche Klassenfraktionen und damit auch Kämpfe hervorbringen. Demnach gebe es einerseits die Kämpfe der Ausgebeuteten, die im Bereich der Lohnarbeit ausgetragen werden oder aufgrund prekärer Arbeit entstehen. Andererseits gebe es die Klasse der Enteigneten. Wolfson und Funke stützen sich hierbei auf David Harvey (Wolfson/Funke 2018: 585), um die fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation als zentralen Motor des Kapitalismus zu dechiffrieren. Sie argumentieren, dass der von Enteignung und Kommodifizierung öffentlicher Güter und Infrastrukturen betroffene Teil der Arbeiter*innenklassen extrem vielfältig sei und von Studierenden bis hin zu Menschen reiche, die gegen Umweltzerstörung, Rassismus und Patriarchat kämpfen.
Diesem Vorschlag folgend lassen sich nicht nur die Kämpfe der in Lohnarbeit integrierten Arbeiter*innen, sondern auch die der (noch nicht, nicht mehr oder gar nicht erwerbstätigen) Enteigneten um die Absicherung ihrer materiellen Lebensbedingungen, um Zugang zu bezahlbarem Wohnraum, ausreichender Gesundheitsversorgung, freier Bildung usw. als Klassenkämpfe konzipieren. Auch wenn wir dieser Annahme zustimmen, muss die Analyse von Wolfson und Funke zugleich in zwei Richtungen weiterentwickelt werden. Zum einen beziehen sich die Autoren in ihrer Argumentation primär auf Harvey und dessen Theorem der „Akkumulation durch Enteignung“ (Harvey 2005: Kap.4). Die Erkenntnis, dass der Kapitalismus nicht nur auf der Ausbeutung der Lohnarbeiter*innen beruht, sondern zudem auf Formen der Enteignung – nicht nur von Natur und Land, sondern auch von unbezahlter Reproduktionsarbeit – angewiesen ist, stammt jedoch vor allem von feministischen Theoretiker*innen (Soiland et al. 2013; Werlhof 2015). Eben diese besondere Verknüpfung von Enteignung und sozialer Reproduktion wird in Wolfsons und Funkes Analyse vernachlässigt. Zum anderen – und dies ist der zweite weiter zu entwickelnde Aspekt – stellen die beiden Autoren zwar fest, dass sich Organisationsformen und Mobilisierungsstrategien der Enteigneten von klassischen Arbeitskämpfen u. a. darin unterscheiden, dass hier eine stärkere Kritik an hierarchischen Strukturen vorwiegt. Wolfson und Funke gehen dieser These, die wir aus bewegungsforschender Perspektive für hoch relevant halten, jedoch weder konzeptionell noch empirisch eingehender nach (Wolfson/Funke 2018: 585).
Die dargestellten Arbeiten zeigen auf, wie polit-ökonomische Faktoren die Entstehung sozialer Bewegungen beeinflussen. Während Cinis und Carusos Ansatz – Proteste entlang des Kapitalkreislaufs zu typologisieren – nicht ganz aufgeht, überzeugt das Argument von Funke und Wilson zutreffender, dass viele der neuen Proteste durch Enteignungsprozesse hervorgerufen werden. Allerdings binden beide Autorenduos die Sphäre der sozialen Reproduktion analytisch unzureichend ein. Sie übersehen, dass die soziale Reproduktion die Basis der Kapitalakkumulation bildet und zugleich der primäre Ort für Enteignungen darstellt. Dieser blinde Fleck erschwert es, die Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen sozialen Bewegungen zu erfassen. Zudem bleibt weitgehend unklar, welche Charakteristika, Strategien und (potenziellen) Machtressourcen diese Kämpfe um soziale Reproduktion auszeichnen.
Das vorliegende Heft setzt an diesen Leerstellen an und verfolgt die These, dass ein erheblicher Teil der sozialen Bewegungen der letzten Jahre als Kämpfe um soziale Reproduktion verstanden werden kann – und dass diese Bewegungen und Proteste bestimmte Eigenschaften aufweisen, die es analytisch zu erfassen gilt. Begannen soziale Bewegungsforscher*innen in den 1970er und 80er Jahren auf Abstand zum Marxismus zu gehen, weil dieser ihnen zufolge die Entstehung und Kämpfe der Neuen Sozialen Bewegungen wie der antirassistischen, der Frauen-, der LGBTIQ- und der Umweltbewegung, in seinen Kategorien nicht erklären konnte (Webber 2019: 6), sehen wir im materialistischen Feminismus aufgrund seines erweiterten Verständnisses von Kapitalismus und Klassenverhältnissen das Potenzial, den Dialog zwischen marxistischer Theorie und sozialer Bewegungsforschung wieder aufzunehmen und zu aktualisieren.
3 Der Beitrag der feministischen politischen Ökonomie
Um die Wirtschaft am Laufen zu halten, sind kapitalistische Gesellschaften auf die Wiederherstellung der Arbeitskraft angewiesen. Dies erfolgt teilweise über den Lohn, mit dem Lebensmittel, Miete und Dienstleistungen bezahlt werden. Darüber hinaus wird die Arbeitskraft, wie Feminist*innen seit langem betonen, durch eine Unmenge unbezahlter Sorgearbeit reproduziert. Kinder müssen betreut und Kranke gepflegt, der Haushalt geputzt und das Essen zubereitet werden. Im Kapitalismus lassen sich die Produktion von Mehrwert und die Reproduktion der Menschen im Allgemeinen (und nicht nur der Arbeitskraft) daher nicht losgelöst voneinander betrachten (Bhattacharya 2017b).
Während sich feministische Analysen der 1970er und 80er Jahren häufig vorwiegend auf den privaten Haushalt bezogen, richtete sich der Blick seit den 1990er Jahren zunehmend auch auf die soziale Reproduktion in staatlichen Institutionen, im Stadtteil und in der Zivilgesellschaft (Fraser/Jaeggi 2020: 53 f.). Vor dem Hintergrund der Ausweitung sozialer Dienstleistungen wurde zudem der nahezu alleinige Fokus auf unbezahlte Formen der Reproduktionsarbeit aufgegeben, wie er die frühen feministisch-materialistischen Auseinandersetzungen noch prägte. Insbesondere die Care-Forschung nimmt verstärkt die Sorgetätigkeiten in den Blick, die mittlerweile lohn- und marktförmig strukturiert sind, wobei nach wie vor überproportional Frauen und migrantisierte, rassifizierte Arbeiter*innen in verhältnismäßig schlecht bezahlten Sozial-, Assistenz- und Pflegeberufen oder als Reinigungskräfte tätig sind (Hochschild 2014; Lutz/Amelina 2017). Im Rahmen einer feministischen Kritik der politischen Ökonomie rückt damit der Zusammenhang zwischen klassenbasierter Ausbeutung sowie anderen, insbesondere geschlechtsbasierten und rassistischen Herrschaftsverhältnissen in den Fokus, auf die sich die kapitalistische soziale Reproduktion im Allgemeinen und ihre gegenwärtige Restrukturierung im Besonderen stützt.
Um eine materialistische Perspektive für die soziale Bewegungsforschung zu eröffnen, schlagen wir vor, sowohl die Theorien der sozialen Reproduktion als auch Ansätze der Care-Forschung für eine Analyse aktueller sozialer Kämpfe fruchtbar zu machen. Während das von der SRT vertretene, erweiterte Verständnis des Kapitalismus eine makroökonomische und klassentheoretische Deutung der Kämpfe ermöglicht, dient der Fokus der Care-Forschung auf konkrete Handlungen, soziale Beziehungen, Körper und Affekte einer mikrosoziologischen Fundierung. In diesem und den folgenden Abschnitten sollen daher die methodologischen, theoretischen und forschungspraktischen Potenziale dieser beiden Stränge für die Analyse sozialer Kämpfe weiter ausgelotet und in Verbindung zueinander gebracht werden.
Als feministisch-polit-ökonomischer Ansatz verfolgt die SRT den Anspruch, eine umfassende materialistische Theorie über den Zusammenhang zwischen kapitalistischer Akkumulation, Reproduktion der Arbeitskraft und sozialen Unterdrückungsverhältnissen wie Sexismus und Rassismus zu entwickeln (Ferguson/McNally 2019). Im Vergleich zu früheren feministischen Debatten wird argumentiert, dass es nicht unbedingt die Hausarbeit als solche ist, die zur Unterdrückung der Frauen führt. Vielmehr existiert im Kapitalismus das strukturelle Problem, dass die Kosten der Reproduktion, die die Kapitalseite direkt (über Löhne) oder indirekt (über Sozialausgaben) mitträgt, möglichst gering gehalten werden müssen, damit die Profite stimmen und Wachstum generiert wird (Herb/Uhlmann 2024: 17).
Angesichts dieser Analyse geht die SRT davon aus, dass ein grundlegender Widerspruch zwischen wertproduzierender Herstellung von Waren und Dienstleistungen auf der einen Seite und Tätigkeiten zur Reproduktion auf der anderen Seite existiert (Bhattacharya 2017b). Als direkte Folge gilt die Abwertung der Reproduktion gegenüber der Produktionssphäre, wie sie sich in der Aneignung unbezahlter Arbeit und der überwiegend niedrigen Entlohnung marktvermittelter Carearbeit manifestiert. Roswitha Scholz bezeichnet diesen Prozess als „Wert-Abspaltung“, da im Kern „bestimmte Reproduktionstätigkeiten, aber auch damit verbundene Gefühle, Eigenschaften, Haltungen (Emotionalität, Sinnlichkeit, Fürsorglichkeit u. ä.) vom Wertverhältnis, dem System der abstrakten Arbeit, abgespalten und zum ‚weiblichen Lebenszusammenhang‘ gemacht werden“ (Scholz 1999: 7).
Gesellschaftlich reproduziert sich diese „Abspaltung des Werts“ maßgeblich durch ein Regime der Arbeitsteilung, das nicht nur durch Klassenherrschaft, sondern – damit verknüpft – durch andere Herrschaftsverhältnisse, insbesondere Patriarchat, Heterosexismus und Rassismus, gestützt wird. Die Hauptlast stark abgewerteter Arbeit tragen innerhalb der gesellschaftlichen Arbeitsteilung diejenigen, die innerhalb der Klassenordnung – und innerhalb der in sich fragmentierten und gespaltenen Arbeiter*innenklasse – sozial besonders degradiert und marginalisiert sind.
Vertreter*innen der SRT argumentieren daher zum einen, dass strukturelle Gewalt- und Unterdrückungsverhältnisse, die nicht primär auf dem Klassenverhältnis, sondern auf anderen Unterscheidungsachsen basieren (v. a. race, Geschlecht, Sexualität), von grundlegender Bedeutung für die kapitalistische Produktionsweise und die Akkumulationskreisläufe des Kapitals sind (Jaffe 2020; Katz/Norton 2017: 1). Wenn es zutrifft, dass die Abwertung der sozialen Reproduktion von Arbeitskraft das Lebenselixier des Kapitalismus ist, so ermöglichen es sexistische, rassistische, queer-/transfeindliche und andere Unterdrückungsverhältnisse, Arbeitskraft zu einem umso niedrigeren Preis an die „Türschwelle des Kapitals“ (Ferguson/McNally 2019) zu verfrachten. Damit wird ein grundsätzlicher sowie strukturierender Einfluss der kapitalistischen Produktionsweise auf die gesellschaftlichen Formationen und die sie prägenden Herrschaftsformen angenommen, ohne in einen ökonomischen Determinismus zu verfallen. Das heißt, es wird nicht davon ausgegangen, dass Sexismus oder Rassismus von kapitalistischen Produktionsverhältnissen allererst hervorgebracht werden, vielmehr werden diese Machtverhältnisse aufgenommen und überformt, eben ko-produziert.
Insofern sind Unterdrückungsverhältnisse in einem gewissen Rahmen immer veränderbar und anfechtbar; soziale und politische Kämpfe können Emanzipationsräume ausweiten und Teilerfolge erringen. Solange Sexismus, Rassismus und andere Herrschaftsverhältnisse aber nützlich für die Reproduktion der kapitalistischen Produktionsweise sind, bleiben ihrer Überwindung in der kapitalistischen Gesellschaft strukturelle und institutionelle Grenzen gesetzt (Ferguson/McNally 2019). Umgekehrt bedeutet das aber auch: Wenn Sexismus, Rassismus, Transfeindlichkeit usw. integraler Bestandteil der kapitalistischen Produktionsweise werden, indem sie Prozesse der Enteignung und Kapitalakkumulation erleichtern, kann zugleich „die Herausforderung von Rassismus, Sexismus oder jeder Unterdrückung, die die soziale Reproduktion von Arbeitskraft beeinträchtigt, die Reproduktion des Kapitals behindern“ (ebd.).
Im Kontext dieser Analysen argumentieren einige SRT-Theoretiker*innen mit Rückgriff auf Rosa Luxemburg und Maria Mies, dass sich der Kapitalismus nicht aus sich selbst heraus reproduzieren kann (Fraser 2017b). Hingegen ist er immer von einem extra-ökonomischen Bereich, einem Außen, abhängig: entweder, indem menschliche Arbeit und natürliche Ressourcen unbezahlt angeeignet (Moore 2020: 32 f.) oder indem außermarktliche Produktions- und Arbeitsweisen kommodifiziert werden. Vor diesem Hintergrund argumentiert Fraser im Anschluss an W. E. B. Du Bois, Maria Mies und aktuellen Diskussionen über Racial Capitalism, dass kapitalistische Akkumulation nicht ausschließlich – und womöglich nicht einmal vorrangig – auf der Ausbeutung von Arbeitskraft beruhe. Nicht nur während des Kolonialismus und der Versklavungsökonomien in den Amerikas, sondern stetig fort ist der Kapitalismus entscheidend durch Prozesse der expansiven Enteignung geprägt.
Während Ausbeutung auf einem freien Arbeitsvertrag beruht, meint Enteignung die Aneignung von Mehrwert, der von anderen erzeugt wurde, ebenso wie die Inbesitznahme von Land, Tieren, Werkzeugen, Rohstoffen und sogar von Menschen – insbesondere ihrer Arbeitskraft sowie ihrer sexuellen und reproduktiven Fähigkeiten (Fraser 2023: 69; Fraser/Jaeggi 2020: 65). Durch Enteignungen wird die Produktion von Waren günstiger. Fraser betont, dass Enteignung – die Lohnabhängigkeit erst produziert und damit zugleich die Grundlage von Ausbeutung bildet – in ihrer unmittelbarsten Form vor allem Menschen betrifft, die von Rassismus betroffen sind. Erst durch Enteignung würden sie als rechtlose „Andere“ klassifizierbar, die aus formeller Lohnarbeit ausgeschlossen bleiben, sodass ihre Körper und Arbeitskraft jenseits der formellen Ausbeutung aneigbar werden. Diese Differenz zwischen freien Subjekten, die ausgebeutet, und abhängigen Subjekten, die enteignet werden, würde im Kapitalismus politisch forciert (Fraser 2023: 68–96). Die Frage, welche Tätigkeiten als entlohnungswürdig anerkannt werden, betrifft somit nicht ausschließlich feminisierte Sorgearbeit.
Auch Gargi Bhattacharyya gelangt zu dem Schluss: „The perceived boundary between work and non-work goes to the heart of the practices of differentiation for exploitation and expropriation that make up racial capitalism“ (Bhattacharyya 2018: 42). Die Reproduktion von Rassismus und Sexismus beruht somit auf einer geschlechtlich und rassistisch strukturierten Arbeitsteilung, die häufig durch naturalisierende Argumente legitimiert wird. Darüber hinaus erweisen sich die Verteilung von und der Zugang zu zentralen Reproduktionsmitteln – insbesondere Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung – als wesentlich für die Aufrechterhaltung geschlechtlicher, rassistischer und neokolonialer Ungleichheitsverhältnisse.
Während Enteignungsprozesse kapitalistischer Akkumulation strukturell eingebaut sind, unterliegt ihre konkrete Ausgestaltung historischen Veränderungen. Seit den 1980er Jahren lässt sich diesbezüglich für die früh-industrialisierten Länder eine neue Qualität der expansiven Enteignung in der Sphäre sozialer Reproduktion erkennen. Aufgrund des langen Konjunkturabschwungs industrieller Produktion fehlt es an Wirtschaftswachstum und produktiven Investitionsmöglichkeiten für das Kapital, wodurch sich der Zugriff auf die sozialen Reproduktionsverhältnisse verändert: Nicht nur werden die Kosten der sozialen Reproduktion zunehmend (wieder) privatisiert, sondern wohlfahrtsstaatliche Dienstleistungen und Absicherungsmechanismen – von der Bildung über (ehemals öffentlichen) Wohnraum bis zur Altenpflege und Gesundheitsversorgung – werden verstärkt kommodifiziert und finanzialisiert. Ursula Huws (2022) zufolge birgt diese Subsumption von Sorgearbeit und sozialer Reproduktion unter den Verwertungsprozess gegenwärtig ein beachtliches Expansionspotenzial des Kapitalismus. Infolgedessen wird die soziale Versorgung zunehmend zu einer Ware, die für manche im Überfluss und in höchster Qualität und für andere kaum noch zu haben ist. Hier wird auch noch einmal deutlich, dass die Reproduktion der Arbeitskraft nicht nur in der Sphäre der Reproduktion stattfindet, sondern durchaus auch über den Markt vermittelt ist.
Aus der Perspektive der feministischen politischen Ökonomie lässt sich der Kapitalismus somit nicht auf einen Markt, ökonomische Bewegungsgesetze und den Verkauf der Arbeitskraft reduzieren. Hingegen wird ein erweitertes Verständnis des Kapitalismus entwickelt, das die Notwendigkeit von extraökonomischen Hintergrundbedingungen anerkennt. Da im Kapitalismus Produktionskosten gesenkt und Profite gesteigert werden müssen, würde – so eine zentrale These der feministischen politischen Ökonomie – die soziale und ökologische Reproduktion auf eine Weise strukturell unterminiert, dass fundamentale Krisen der Reproduktion von Gesellschaft und Individuen vorprogrammiert seien (Barca 2020; Fraser 2017a; Winker 2013).
Die Folgekosten dieser Krisen sind dabei gesellschaftlich ungleich verteilt: Sie werden überproportional von den besitzlosen – ihrer eigenen Reproduktionsgrundlagen enteigneten – Klassen und hier insbesondere von Frauen, Migrant*innen und Subalternen der Arbeiter*innenklasse getragen. Vor dem Hintergrund der sozialen und ökologischen Reproduktionskrise geht Bhattacharya davon aus, dass Verteilungskämpfe künftig immer weniger in Auseinandersetzungen um Lohn aufgehen werden (2017a: 86) und sich stattdessen vermehrt in Konflikten um Ressourcen und Bedingungen der sozialen Reproduktion artikulieren werden. Ausgehend von dieser These ergeben sich spezifische Anknüpfungspunkte für eine materialistische Bewegungsforschung.
4 Soziale Reproduktion und soziale Bewegung
Aus sozialer Reproduktionsperspektive werden Proteste um Wohnraum, Bildung oder Lebensmittel als (wenn auch oft negierter) Teil von Klassenkämpfen verstanden (Mohandesi/Teitelman 2017: 45). Im Zuge eines erweiterten Verständnisses der Funktionsweise des Kapitalismus argumentieren verschiedene Autor*innen dafür, auch „unbezahlte und enteignete Arbeit“ in die Analyse von Klassenverhältnissen und mithin Klassenkämpfen zu integrieren (Fraser/Jaeggi 2020: 228). So spricht etwa Stefania Barca im Anschluss an Ariel Salleh von den forces of reproduction. Diese bestünden aus den „(rassifizierten, feminisierten, enteigneten) Subjekten, die die Menschheit reproduzieren, indem sie sich um die biophysikalische Umwelt kümmern, die das Leben selbst ermöglicht“ (Barca 2020: 1 eigene Übersetzung). Nancy Fraser wiederum konzipiert die so genannten „Grenzkämpfe“ als Teil von Klassenkämpfen, die „an den Orten entstehen, wo die Produktion auf die Reproduktion trifft, die Wirtschaft das Gemeinwohl berührt und die menschliche Gesellschaft auf die nicht-menschliche Natur trifft“ (Fraser/Jaeggi 2020: 229).
So überzeugend diese Neujustierung der Analyse von Klassenkämpfen im Sinne der feministischen politischen Ökonomie auch ist, bedarf es einer weiterführenden Bestimmung der sozialen Kämpfe aus der Perspektive der sozialen Reproduktion. So wird in den meisten – vor allem angloamerikanischen – Arbeiten kaum die Frage aufgeworfen, wie das kollektive politische Subjekt dieser Kämpfe überhaupt entstehen kann. Es fehlt unserer Ansicht nach an einer Auseinandersetzung damit, welche Praktiken, Strategien und Artikulationsweisen diese Kämpfe um soziale und auch ökologische Reproduktion annehmen.
Erste Ansätze in diese Richtung finden sich derzeit bei lateinamerikanischen Autor*innen, die sich einer materialistischen Theoretisierung von Kämpfen im Kontext der jüngsten Welle feministischer Proteste in Argentinien oder Brasilien zugewendet haben. So hat Paula Varela zentrale Protagonist*innen, Territorien, die Reichweite und strategische Position der Arbeiter*innen hinsichtlich der verschiedenen Kämpfe um soziale Reproduktion herausgearbeitet (Varela 2023). Dabei unterscheidet sie drei verschiedene Ebenen: erstens die Arbeitskämpfe derjenigen, die in Sozial- und Careberufen arbeiten, sei es in privatwirtschaftlichen oder staatlichen Einrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen, Kitas). Zweitens gibt es die (meistens weiblichen) Arbeiter*innen, die unbezahlte Reproduktionsarbeit in den Haushalten und den Communities leisten. Ihre Kämpfe nehmen vor allem im feministischen Streik eine politische und soziale Form an. Die feministischen Bewegungen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass ein Verständnis von der strukturellen Verbindung zwischen der geschlechtsbezogenen Gewalt und der Abwertung der Reproduktionsarbeit hergestellt wird. Damit werden zugleich ökonomische Forderungen mit affektiven, politischen, normativen und körperlichen Dimensionen verknüpft (Varela 2023: 10). Drittens benennt Varela die Kämpfe um Güter und Versorgungsleistungen der sozialen Reproduktion, deren Schauplatz „die Plätze, die Straßen, die politischen Räume der Städte“ sind (Varela, 2023: 10). Hiermit sind Initiativen für bezahlbaren Wohnraum und Transport bis hin zu Bildung gemeint. Offen bleibt, wie antikoloniale Kämpfe von indigenen Communities hier eingeordnet werden können, wie sie etwa von Rebecca Hall untersucht werden (Hall 2016).
Insbesondere in Südamerika wurde der feministische Streik als ein neues politisches Instrument verstanden, das es ermöglicht, „all unsere Stimmen zusammenführen und mit ihnen sprechen zu können“ (Gago 2021: 20). Der Streik bringt unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen miteinander in Beziehung: von Hausfrauen, Arbeitslosen und informell Beschäftigten bis hin zu Lehrer*innen, Studierenden und Selbstständigen. Dabei wird er nicht als punktuelles Ereignis, sondern als ein fortlaufender Prozess begriffen, der kollektive Artikulation und Solidarität ermöglicht. In diesem Sinne versteht Gago den feministischen Streik als „neue Form einer praktischen Kartografie der feministischen Politik“ (2021: 21). Durch diese Perspektive wird der Streik zu einem Instrument der Sichtbarmachung und Verbindung vielfältiger Kämpfe innerhalb feministischer Bewegungen.
Auch wenn feministische Theoretiker*innen wie Gago mit der Koalitionsbildung ein wichtiges Element im Zuge der Konstitution der Bewegung adressieren, bedarf es einer weitergehenden Analyse der unterschiedlichen Bedingungen und Praktiken der Kämpfe um soziale Reproduktion. Angesichts dessen, dass sowohl Produktions- als auch Reproduktionsverhältnisse rassifiziert und vergeschlechtlicht sind, wird dadurch zugleich die Frage aufgeworfen, inwiefern Kämpfe um Reproduktion auf Herrschaftsverhältnisse ein- bzw. zurückwirken können.
5 Care und Bewegung
Wie in den vorherigen Kapiteln deutlich wurde, besteht ein zentraler analytischer Nutzen des sozialen Reproduktionsansatzes in seiner Fähigkeit, sichtbar zu machen, dass Kämpfe gegen kapitalistische Ausbeutung und Herrschaft an vielen Fronten gleichzeitig, unter unterschiedlichen Voraussetzungen und mit verschiedenen Strategien stattfinden. Jenseits der relativ besser organisierten und politisch repräsentierten Arbeitskämpfe in der industriellen Produktion treten damit heterogene Kämpfe um die soziale Reproduktion in den Blick, die oft anders oder erst wenig organisiert sind und auf weniger Machtressourcen zurückgreifen können. Wir begreifen die theoretische Durchdringung der Zusammenhänge und Verbindungslinien zwischen diesen heterogenen Bewegungen sowie der krisengetriebenen Konflikte, an denen sie sich konkret herausbilden, als eine der primären Aufgaben einer materialistischen Bewegungsforschung. Wenn wir auf den letzten Seiten argumentiert haben, dass uns diesbezüglich die SRT mit ihrem Blick auf die Dialektik von Produktion und Reproduktion hilft, ein angemesseneres Verständnis von der materiellen Basis der neuen sozialen Protestbewegungen zu gewinnen, so blieb bislang noch offen, wie genau der Rückgriff auf „Care“ in diesem Kontext aussehen könnte.
Wie bereits anklang, begreifen wir Care und soziale Reproduktion und damit auch Care-Forschung und SRT als komplementäre Konzepte bzw. Forschungsperspektiven, deren Verhältnis zueinander und zur Bewegungsforschung es nun genauer zu klären gilt. Relevant erscheint uns hier, dass mit Care und Care-Arbeit nicht einfach nur ein Bestandteil sozialer Reproduktionsverhältnisse bezeichnet wird, nämlich die konkreten Tätigkeiten der Pflege, Unterstützung, Betreuung, emotionalen Zugewandtheit, des Kümmerns, der Selbstsorge usw., durch die sich ein großer Teil der sozialen Reproduktion vollzieht. Das Care-Konzept eröffnet der SRT-informierten Bewegungsforschung zudem weitere Register, in denen zusätzliche Ebenen und Dimensionen zur Geltung kommen. Neben einer stärker moralischen und normativen Aufladung des Care-Begriffs (er hat seine Wurzeln maßgeblich in der feministischen Fürsorgeethik) geht mit dem Begriff vor allem auch ein Fokus auf die affektive, verkörperte und mikrosoziale Beziehungsqualität und -praxis als Basis gelingender Sorge einher. Mit Care wird eine relationale soziale Praxis gefasst, die der ontologischen Bedürftigkeit und Vulnerabilität, dem Angewiesensein auf Andere Rechnung trägt; Care bildet in diesem Sinne eine Voraussetzung, um das individuelle, gesellschaftliche und mehr-als-menschliche Leben zu erhalten.
Ein Fokus auf Care erscheint uns aus mehreren Gründen gewinnbringend für eine soziale Bewegungsforschung, die sich den Protesten und Kämpfen um die soziale Reproduktion zuwendet:
Erstens können mit Care konkrete Praktiken und Dimensionen der sozialen Reproduktion sichtbar, beobachtbar und operationalisierbar gemacht und zugleich aufeinander bezogen werden. Denn de facto werden viele Proteste und Kämpfe um die soziale Reproduktion bereits unter dem Banner von Care geführt. Die Diagnose einer Care-Krise, die sich in Versorgungsmängel und Qualitätsverlust von sorgebezogenen Infrastrukturen und Tätigkeiten artikuliert, hat Eingang in verschiedene Bewegungsdiskurse gefunden und erfährt in heterogenen Kontexten ein Echo (z. B. angesichts der Politisierung von Pflegenotstand, Lehrer*innenmangel, erschöpfter Mütter usw.). Bewegungen nehmen mittels des Care-Frames also direkt auf die Krise der sozialen Reproduktion Bezug, um einen fundamentalen Widerspruch zwischen einer bedürfniszentrieren und einer an Akkumulations- und Profitzwang ausgerichteten Organisation sozialer Reproduktion zu artikulieren. Wo SRT und die Rede von der Krise der sozialen Reproduktion theoretisch oft abstrakt und komplex bleiben, bietet sich Care für eine antagonistische Zuspitzung (wie „Profit vs. Leben“) an, die alltagsnäher vermittelbar ist. Die Mobilisierungs- und Organisierungskraft von Bewegungen hängt unter anderem von einer solchen Anknüpfung an die Alltagsprobleme und konkret erfahrenen Bedürfnisse und Wünsche der Menschen ab, während sich Symbolpolitiken und radikalverbale Maximalforderungen ohne materielle und affektive Verankerung im Alltag zumeist als wenig nachhaltig erweisen.
Zweitens geraten mit Care bestimmte Aspekte der Bewegungspraxis in den Blick, die in der Bewegungsforschung oft übersehen werden, nämlich das Relationale, Körperliche und Affektive in Organisierung, Mobilisierung und gelebter Solidarität. Bewegungsforscher*innen wie Manuela Zechner (2021) und Sarah Schilliger (2022) arbeiten hier mit der von Joan Tronto (2000) entwickelten Care-Heuristik, um verschiedene Dimensionen von Care als interaktive und kollektive Praxis zu unterscheiden:
caring about: sich sorgen um/Gedanken machen um;
taking care of: sorgen für;
care giving (Sorgearbeit leisten);
care receiving: umsorgt werden/Sorge annehmen;
caring with (sich gemeinsam sorgen, solidarisch miteinander sein).
Diese Heuristik ist für die Bewegungsforschung unseres Erachtens äußerst instruktiv, um Care als mehrdimensionale Praxis, als Bindemittel und Interaktionsform innerhalb von Bewegungen zu fassen. Damit werden Aspekte sichtbar, die für die Reproduktion und Ausweitung sozialer Bewegungen unerlässlich sind (umso mehr, wenn es sich um (eher) schwach institutionalisierte Bewegungen handelt). Das beinhaltet allgemeine Aspekte wie Aufmerksamkeit, Aufgeschlossenheit, achtsamer Umgang (u. a. in Bezug auf Diskriminierungs- und Marginalisierungsprozesse innerhalb von Bewegungen, aber auch bezüglich des Umgangs mit herausfordernden Emotionen wie Trauer, Angst, Frustration, Verletztsein, Überfordertfühlen, activist burn out etc., die im Zusammenhang mit der Bewegungspraxis entstehen, oft destruktive Dynamiken annehmen und die Menschen aus den Bewegungen herausdrängen können). Es beinhaltet auch konkrete Ansätze und Maßnahmen, Beteiligungsbarrieren zu identifizieren und zu senken, sodass Menschen an Protesten und anderen Bewegungsformen partizipieren können, die sonst häufig ausgeschlossen bleiben (z. B. Ältere, Behinderte und chronisch Kranke, Menschen mit Sorge- und Betreuungsverpflichtungen außerhalb des Bewegungskontextes usw.). Mit Schilliger (2022) könnten wir hier von den „Care-Infrastrukturen“ von Bewegungen sprechen.
Das Care-Framework bringt so gesehen also viele Vorteile mit sich, um soziale Reproduktion für die Bewegungsforschung zu operationalisieren, indem es die Aufmerksamkeit auf beobachtbare Praktiken und Interaktionen lenkt. Zugleich erkennen wir in der Care-Forschung eine Tendenz sowohl zur Bewegungsvergessenheit als auch zur Vernachlässigung der materiellen Basis von Care, d. h. der oben erläuterten Dialektik von Produktion und Reproduktion. Konkret äußert sich das darin, dass forschungsgestützte Forderungen nach einer bedürfnis- und also „care-zentrierten“ Gesellschaft lauter werden, dabei jedoch zum einen oft vage bleibt, wie und von wem diese Forderungen unter den gegebenen gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen durchgesetzt und realisiert werden können. Zum anderen wird vernachlässigt, wo und inwiefern eine Transformation der Care-Verhältnisse durch die Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise, und mithin durch die Trennung der Lohnabhängigen von den Mitteln ihrer sozialen Reproduktion, materiell begrenzt wird.
6 Charakterisierung der Kämpfe um soziale Reproduktion
Im Folgenden wollen wir einige Eigenschaften der Kämpfe um soziale Reproduktion herausarbeiten. Ausgangspunkt bilden einerseits Varelas Differenzierung in drei Formen von Reproduktionskämpfen sowie Perspektiven der Care-Forschung, um die affektive und relationale Dimension der Proteste zu erfassen. Andererseits dienen die in diesem Heft veröffentlichten Beiträge als empirische Bezugspunkte. Wie bereits dargestellt, unterscheidet Varela erstens Arbeitskämpfe im Kontext von Careberufen. Zweitens existieren die feministischen Proteste für die Sichtbarmachung der unbezahlten Arbeit und der vergeschlechtlichten Gewalt. Hier könnten auch antirassistische Bewegungen ergänzt werden – nicht nur aufgrund intersektionaler Überschneidungen, sondern weil Proteste wie Black Lives Matter für das Überleben und die reproduktiven Rechte von BIPoCs (Black, Indigineous and People of Color) kämpfen. Drittens gibt es laut Varela die Auseinandersetzungen um öffentliche Infrastrukturen und Gemeingüter, wozu auch die Klimagerechtigkeitsbewegung gezählt werden kann. Diese Systematisierung ist heuristisch-analytischer Natur. In der empirischen Realität lassen sich die Unterscheidungslinien weniger scharf ziehen und es existieren personelle und inhaltliche Überschneidungen.
Wir analysieren die in diesen Bereichen stattfindenden Auseinandersetzungen zunächst hinsichtlich ihrer Ziele und anschließend in Bezug auf ihre Organisierungsweisen und die damit verbundenen Machtmittel, um so zu einer differenzierten Charakterisierung der Kämpfe um und in der sozialen Reproduktionssphäre beizutragen. Hierfür greifen wir auch auf den Machtressourcenansatz zurück, der auf Basis der Analyse unterschiedlicher Formen der Lohnabhängigenmacht gewerkschaftliches Handlungsvermögen erfasst. So verfügen, nach Klaus Dörre und Stefan Schmalz, Beschäftigte über diverse Machtressourcen, mit denen sie die „Asymmetrien in den Austauschbeziehungen von Kapital und Arbeit durch kollektive Mobilisierungen“ (Schmalz/Dörre 2014: 219) ausgleichen können. Hierzu zählen:
strukturelle Machtressourcen (Verhandlungsmacht qua Stellung im Produktionsprozess und auf dem Arbeitsmarkt);
die Organisationsmacht (Mitgliederstärke, Mobilisierungskraft, finanzielle und infrastrukturelle Ressourcen);
institutionelle Machtressourcen (Arbeitsrechte, soziale Rechte, Tarifsystem); und
gesellschaftliche Machtressourcen (Fähigkeiten zur Hegemoniebildung durch öffentliche Diskursinterventionen und Allianzen mit Parteien, sozialen Bewegungen und anderen gesellschaftlichen Akteur*innen).
Nachdem wir nachfolgend zunächst die Ziele und Organisationsweisen von Kämpfen um soziale Reproduktion in ihren drei verschiedenen Modi skizzieren, diskutieren wir anschließend die jeweils zur Verfügung stehenden Machtressourcen. Unsere Ausführungen bleiben dabei an dieser Stelle aus gebotener Kürze schlaglichthaft, um das Potenzial einer sozialen Reproduktionsperspektive auf gegenwärtige soziale Protestbewegungen zu veranschaulichen. Ein systematischerer Vergleich entlang der hier entworfenen Heuristiken muss hingegen an anderer Stelle erfolgen.
Wie die Beiträge von Gülten Gizem Fesli und Robin Mohan zeigen, die sich nach Varelas Heuristik beide mit aktuellen Reproduktionskämpfen im Bereich der verberuflichten Care-Arbeit auseinandersetzen, zielen die Kämpfe von Pflegekräften und Krankenhausangestellten auf bessere Arbeitsbedingungen ab. Dabei stehen weniger der Lohn als vielmehr die Arbeitszeiten und die Arbeitsbelastung im Zentrum der Auseinandersetzungen. Bei den von Mohan analysierten Arbeitskämpfen an den Unikliniken in NRW wird deutlich, dass es dabei auch um das Wohl der Patient*innen ging – auch wenn dies nicht der ursprüngliche Auslöser der Auseinandersetzungen war.
Historische und jüngere feministische Bewegungen, wie sie in den Texten von Cari Maier und Friederike Beier untersucht werden, betonen insbesondere den Zusammenhang zwischen patriarchaler und struktureller Gewalt und Unterdrückung. Vor diesem Hintergrund verweisen sie auf die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung und die Abwertung von Sorgearbeit im Kapitalismus. Auch wenn Care-Arbeit von Herrschaftsverhältnissen durchdrungen ist, zielen die untersuchten Bewegungen darauf ab, die Sorge für sich und andere in einer Weise so zu politisieren, dass sie sowohl zum Ausgangs- wie Fluchtpunkt ihrer Forderungen wird. Damit einher gehen Forderungen nach reproduktiver Gerechtigkeit sowie der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und soziale wie politische Ungleichheiten.
Die in den anderen Beiträgen dieses Schwerpunktheftes vorgestellten Initiativen lassen sich vor allem dem dritten Modus von Reproduktionskämpfen – dem Kampf um Infrastrukturen, Gemeingüter sowie die natürlichen Ressourcen und ökologischen Lebensgrundlagen – zuordnen. Anhand von Dimitra Kostimpas Beitrag wird deutlich, dass diese Bewegungen nicht nur für den Erhalt der Arbeitskraft kämpfen, sondern sich auch für eine würdevolle Pflege und ein würdevolles Sterben einsetzen. Leon Rosa Reichles Beitrag verweist darauf, dass ein gleichberechtigter Zugang zu den Dienstleistungen der sozialen Reproduktion eine Voraussetzung für den Abbau rassistischer Diskriminierung darstellt. Dass die soziale Reproduktion zugleich eine ökologische Dimension beinhaltet, zeigt Nadine Gerner auf. Aus ökofeministischer Perspektive werden vor diesem Hintergrund Verbindungslinien und Bündnismöglichkeiten zwischen einerseits bäuerlichen Kämpfen sowie andererseits Klima- und Carebewegungen sichtbar.
Viele Initiativen, die dem dritten Modus von Reproduktionskämpfen zugeordnet werden können, haben – wie die Texte von Anna Steenblock und Susanne Hübl zeigen – die konkrete Versorgung im Alltag zum Ausgangspunkt. So unterstützt die Stadtteilgewerkschaft CHO3 in Marseille ihre Mitglieder in kurzfristigen Notlagen, sei es finanzieller oder juristischer Natur. Dabei gelingt es ihr immer wieder, die Lösung konkreter Probleme in allgemeine politische Forderungen zu übersetzen. Ausgehend von zahlreichen Bußgeldbescheiden entwickelte die CHO3 die letztlich erfolgreiche Kampagne zur Reduzierung der Ticketpreise im Nahverkehr für Menschen mit geringem Einkommen.
Die von Lola Fischer-Irmler und Noah Marschner vorgestellten Beispiele „Shoppingmalls zu Sorgezentren“ in Berlin und der Kampf gegen die Abbaggerung von Dörfern in Braunkohlegebieten illustrieren, dass es auch Kampagnen gibt, die die konkrete Versorgungsfrage von Anfang an mit übergeordneten politischen Zielen verbinden. Während sich die Berliner Initiative im Aufbau befindet und somit Aussagen über die erfolgreiche Umsetzung konkreter sozialer und politischer Anliegen und ihrer Verknüpfung bis dato nicht getroffen werden können, veranschaulicht der Beitrag von Marschner die Herausforderungen, die entstehen, wenn externe politische Akteure versuchen, sich mit den Anliegen der lokalen Bevölkerung zu verbinden. Marschners Interviews verdeutlichen, dass die von Umweltbewegungen proklamierten Botschaften über den Klimawandel und die Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation nur bedingt auf Resonanz gestoßen sind.
Im Vergleich zur Arbeit der Stadtteilgewerkschaft ist auffällig, dass bei der Kampagne zu den Shopping Malls und gegen den Abbau von Braunkohle eine große Diskrepanz zwischen konkreten und allgemeinen Forderungen besteht. Zugleich zeichnet sich die Kampagne „Shoppingmalls zu Sorgezentren“ wie andere Vergesellschaftungskampagnen für soziale Infrastrukturen gerade dadurch aus, dass sie politisch skalierbar ist: Die Etablierung eines konkreten, lokal verankerten Zentrums wird von den Aktivist*innen als ein allgemeingültiges Rezept für die Lösung eines weitverbreiteten Problems präsentiert. In vielen deutschen Städten stehen Kaufhäuser leer und zugleich mangelt es an zentralen Orten, die für die soziale Versorgung der Bevölkerung genutzt werden können, weshalb die Vergesellschaftung dieser Flächen für einen gemeinwohlorientierten Zweck eine übertragbare politische Forderung ist.
Ähnlich differenziert wie in Bezug auf die Ziele stellt sich die Analyse der Machtmittel und Organisierungsweisen der Kämpfe um Reproduktion dar. Das klassische Machtmittel der Arbeiterbewegung ist und war der Streik. Diese Arbeitsniederlegung stellt laut Erin Olin Wright und Beverly Silver eine strukturelle Macht dar (Silver 2005: 30 ff. Wright 2000: 962). Wie die Tätigkeiten reproduktiver Arbeiter*innen bestreikt werden können, hängt stark davon ab, wie diese in die kapitalistische Ökonomie eingebunden sind. Angestellte von Krankenhäusern, Kitas und Schulen etwa können streiken, auch wenn unter anderen Umständen als in einer Fabrik. Es handelt sich um eine Arbeit am Menschen, weshalb Arbeitsniederlegungen jedoch meist zu Ungunsten von denjenigen gehen, die man eigentlich versorgen will.
Wie Mohans Artikel zu den Entlastungsbewegungen in NRW aufzeigt, finden Streiks im Caresektor unter anderen Bedingungen statt. So ist markant, dass Streikbrecher*innen eine notwendige Voraussetzung für das Funktionieren des Streiks sind. Es bedarf Menschen, die die grundlegende Versorgung der Patient*innen übernehmen. Betrachtet man die Streiks im Care-Sektor, muss unterschieden werden, ob es sich hierbei um eine öffentliche oder eine private Einrichtung handelt. Denn nur im letzten Fall führt die Arbeitsniederlegung zu Gewinnverlusten der Shareholder. Die Gewinnverluste der öffentlichen Einrichtungen werden wiederum von der Allgemeinheit getragen. Bei Streiks in öffentlichen Kitas etwa sind es vorrangig die Eltern, die die Folgen der Arbeitsniederlegung stemmen müssen.
Um vor diesem Hintergrund die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit eines Streiks in diesem sensiblen Sektor zu überzeugen, nutzen die Protestakteur*innen im Falle der Entlastungsbewegungen in NRW daher auch Veranstaltungen, um über die Zumutungen und Herausforderungen für Fachkräfte in Krankenhäusern zu informieren, die – etwa wegen unangemessener Personalschlüssel und permanenter Überarbeitung – auch negative Konsequenzen für die Versorgung der Patient*innen mit sich bringen. Durch den Einsatz diskursiver Strategien versuchen sie, die öffentliche Deutungshoheit über den Streik zu gewinnen, strukturelle Machtdefizite auszugleichen und gesellschaftlichen Einfluss auszuweiten. Eine Anstellung bedeutet aber auch nicht immer gleich die Möglichkeit von Arbeitsniederlegungen. Insbesondere die migrantischen 24h-Pflegekräfte, die auch bei den Patient*innen wohnen, lassen sich, wie der Text von Gülten Gizem Fesli zeigt, schwer organisieren. Den fehlenden Austausch mit Kolleg*innen versucht die Gewerkschaft in den USA etwa durch die Etablierung von Workers‘ Centers aufzufangen.
Das Mittel der Arbeitsniederlegung, um ökonomischen Druck auszuüben und darüber Forderungen durchzusetzen, steht demgegenüber sowohl den Reproduktionskämpfen um öffentliche Güter, soziale Infrastrukturen und Klimaschutz als auch den antirassistischen und feministischen Bewegungen nicht zur Verfügung. Dies erklärt in Teilen, warum die Klimagerechtigkeitsbewegung relativ wenige politische Ziele erreichen konnte. Die feministischen Bewegungen sahen wiederum gerade in der Proklamierung eines feministischen Streiks ein Mittel, um Verbindungen zwischen denjenigen herzustellen, die sich gegen Ausbeutung, gegen Femizide und geschlechtsbezogene Gewalt sowie für die Sichtbarmachung und Aufwertung der unbezahlten Reproduktionsarbeit einsetzen. Da aber keine konkreten Arbeitergeber*innen existieren, die hierdurch adressiert werden können, und weil die anfallende Versorgung von Kindern oder Verwandten maximal an diesem Tag an andere ausgelagert werden kann, lassen sich bei diesen Typen von Reproduktionskämpfen andere Formen der Mobilisierung und Aktionen beobachten.
In Argentinien und Lateinamerika im Allgemeinen etwa haben sich Blockaden von Straßen und Kreuzungen als Druckmittel der Arbeitslosenbewegung oder der Indigenen Communities etabliert. Hierdurch kann indirekter ökonomischer Druck erzeugt werden, insofern andere Menschen, die sich auf dem Weg zur Arbeit befinden, dieser nicht nachkommen können. Die Kosten in die Höhe zu treiben, war offensichtlich auch bei der Selbsthilfe-Bewegung des Aids-Aktivismus der 1980er Jahre ein Mittel, um politischen Druck aufzubauen. Um das Ziel einer ambulanten und autonomen Pflege zu erreichen, ließen sich Patient*innen – obwohl sie lieber zu Hause versorgt worden wären – in den Kliniken behandeln, wo die Kosten viel höher waren, wie Dimitra Kostimpas in diesem Heft aufzeigt.
Daneben bleibt der politische Weg der Mobilisierung und Interessensdurchsetzung. Hierzu zählen die Demonstrationen, wie sie etwa von feministischen Gruppen durchgeführt werden. Dabei geht es zum einen darum, Öffentlichkeit für ein Anliegen zu schaffen – das heißt, die eigene gesellschaftliche Macht auszubauen. Zum anderen kann über die Organisation und Teilnahme an solchen Veranstaltungen die Zughörigkeit zu einer sozialen Bewegung gestärkt werden. Außerdem existiert noch der juristische Weg, der zuletzt häufiger von Bewegungsakteur*innen gewählt wird, um politischen Druck und mittelfristig institutionelle Macht aufzubauen. Vor allem in Bezug auf ökologische Konflikte greifen Nichtregierungsorganisationen auf dieses Mittel zurück, indem sie umweltschädigende Megaprojekte zu verhindern versuchen oder die Firmen, die für ein erhöhtes CO2-Aufkommen verantwortlich sind, auf Entschädigungszahlungen zu verklagen. So versucht etwa die Bewegung Polluters Pay in den USA, auf juristischen Wegen Abgaben von großen Firmen zu erstreiten, die für die sozial-ökologische Transformation eingesetzt werden können.
Soziale Bewegungen, die dem zweiten und dritten Typus von Reproduktionskämpfen zugeordnet werden können, verfügen nicht nur über wenig strukturelle, sondern auch über relativ schwach ausgeprägte institutionelle Macht. In manchen Bereichen werden überregionale Zusammenschlüsse gebildet, aber diese sind nicht mit der Stärke der Gewerkschaften vergleichbar. Die Notwendigkeit dafür wurde jedoch an einigen Orten erkannt: So gibt es beispielsweise in New York City erste Versuche, alle kleinen Mieter*innengewerkschaften zu einer stadtweiten Organisation zusammenzuführen. Während die strukturelle und institutionelle Macht bei den sozialen Bewegungen um soziale Reproduktion eher schwach ausgeprägt ist, können sie häufig auf eine ausgeprägte Organisationsmacht zurückgreifen. Hierfür ist weniger die Mitgliederzahl entscheidend, als dass diese Initiativen häufig partizipative Organisationsstrukturen entwickeln und infolge des Alltagsbezugs eine Solidarität untereinander entstehen lassen, die Dörre und Schmalz als „innere Kohäsion“ (Schmalz/Dörre 2014: 226) beschreiben. Aufgrund dieser Netzwerke können die Gruppen schließlich auch auf materielle und personelle Ressourcen zurückgreifen.
Nimmt man die Organisationsmacht der im Heft vorgestellten Beispiele in den Blick, fällt vor allem auf, dass die Ausdauer und Konfliktfähigkeit der Protestakteur*innen durch den Aufbau alternativer Infrastrukturen sozialer Reproduktion erhöht wird. So zeigt das Beispiel der Stadtteilgewerkschaft in Marseille, wie die Solikasse die Autonomie der Mitglieder ausweitet. In einem größeren Ausmaß lässt sich dieses Prinzip auch in Argentinien erkennen, wo sozialpolitische Organisationen wie Corriente Villera in Armenvierteln Angebote vom Mittagessen über Kinderbetreuung und Frauenhäuser bis zu Abendschulen schaffen oder Bars betreiben (Uhlmann 2022: 225–240). Diese Beispiele erlauben die Schlussfolgerung: Um möglichst erfolgreich zu sein, müssen sich soziale Bewegungen selbst reproduzieren können und so möglichst viel Unabhängigkeit von externen Akteur*innen erlangen. Operaistisch-feministische Theoretiker*innen wie Silvia Federici haben diesen Grundgedanken, Klassenkämpfe als Ausweitung der Autonomie von Arbeit gegenüber dem Kapital zu begreifen, auf kollektive Organisationsansätze in der Reproduktionssphäre ausgeweitet. Sie spricht von „sich selbst reproduzierenden Bewegungen“, bei denen Solidarität und Organisationsmacht in den kollektiven sozialen Praktiken der Kooperation, Sorge und Verbindlichkeit verankert sind (Federici 2013).
Um einen solchen Grad der Selbstreproduktion zu erreichen, braucht es nicht nur Netzwerke und organisationelle Ressourcen, sondern auch selbstverwaltete Räume. Diese konkreten Räume sind wichtig, um auf einer alltäglichen und lokalen Ebene alternative Dienstleistungen der sozialen Reproduktion zu organisieren, sodass Ressourcen zirkulieren, Netzwerke ineinandergreifen und Aktionen geplant werden können. Grundlage hierfür sind kontinuierliche, vertrauensvolle und auf Reziprozität beruhende Beziehungen. Zugleich sind solche Räume aber auch essenziell, damit Menschen ihre Erfahrungen teilen und andere Rollen einüben können (Evans/Boyte 1992). Vor allem feministische, anarchistische und subkulturelle Bewegungen haben die Bedeutung solcher Räume erkannt. Außerhalb dieser Szenen gibt es wenig Räume, die der Selbstermächtigung dienen. Arbeiter*innen haben keine Safe Spaces, in denen sie ihre Erfahrungen miteinander teilen können.
Blickt man auf die starken Arbeiter*innenbewegungen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, zeigt sich hingegen, dass zu Beginn mehr Menschen in selbstverwalteten Selbsthilfeorganisationen als in Gewerkschaften aktiv waren (Novy/Prinz 1985: 11). Sie beteiligten sich in Baugenossenschaften, Krankenkassen über Kleingarten- und Turnvereine bis hin zu Konsum- und Spargenossenschaften. Im Anschluss an E. P. Thompson, der meint, dass sich eine Klasse erst formiert, „wenn Menschen aufgrund gemeinsamer Erfahrungen (…) die Identität ihrer Interessen empfinden und artikulieren“ (Thompson 1987: 8), stellt sich die Frage, ob es nicht gerade diese Räume der alternativen sozialen Reproduktion sind, die zur Entstehung einer politischen Kollektivität beitragen. Während in vielen frühindustrialisierten Ländern die Gewerkschaften ihre lebensweltliche Verankerung verloren haben, fördern die soziale Bewegungen um soziale Reproduktion genau jene soziale Kohäsion, die als Folge der Organisationsmacht verstanden werden kann. Wenn es ihnen zusätzlich gelingt, alternative Formen und Räume der Reproduktion aufzubauen, erlangen sie auch eine Reproduktionsmacht, die zu mehr Autonomie und somit zu einer Stärkung der Bewegung führt.
Spricht man von alternativen Räumen der Reproduktion, geht es nicht nur um konkrete Orte. Wie in den Beiträgen von Marschner und Steenblock deutlich wird, steht häufig das Territorium – in diesem Fall als Stadtteil (Steenblock) und als Dorf (Marschner) – im Zentrum der Kämpfe um soziale Reproduktion. So bezieht sich Marschner auf Cindi Katz (Katz 2001b: 716 ff), die schon relativ früh auf die räumliche Dimension sozialer Reproduktion verwiesen hat. Menschen sind in ihrer Reproduktion (d. h. in Bezug auf Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt) lokal verankert, sie „müssen an einem bestimmten Ort leben und dort sorgende Beziehungen führen“ (Marschner, in diesem Heft).
Weil das Kapital global agiert, gerät es mit alltäglichen Lebensrealitäten in Konflikt, wodurch soziale Kämpfe ausgelöst werden können. Mit dem Begriff der countertopographies will Katz die verschiedenen Orte, in denen für alternative Versorgungen gekämpft wird, analytisch verbinden. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass Raum sowohl „Träger als auch Verstärker sozialer Beziehungen ist und wenn diese Beziehungen transformiert werden sollen, dann müssen auch die materiellen Grundlagen verändert werden“. (Katz 2001: 1231). Daran knüpft, wie Steenblock in diesem Heft aufzeigt, die Arbeit von Denis Merklen an, der davon ausgeht, dass es durch sich verändernde Akkumulationsregime zu einer Territorialisierung der sozialen Frage komme, insofern sich der traditionelle Klassenkonflikt in die Stadtviertel verlagere. Dabei geht es nicht nur darum, dass sich die Gründe für Konflikte räumlich manifestieren (wie die zunehmende Kommodifizierung des urbanen Raums, die zu hohen Mieten führt), sondern auch der Protest sich territorialisiert. So charakterisieren verschiedene Autor*innen die Territorialität als die zentrale Eigenschaft der sozialen Bewegungen in Lateinamerika (Svampa 2016: 423; Zibechi 2011). Insbesondere indigene, städtische und bäuerliche Bewegungen beziehen sich auf den Begriff, insofern sie ein Territorium so umgestalten, dass es dem Aufbau von sozialen Beziehungen, der eigenen Versorgung und Organisierung dient. Aber nicht nur in Südamerika wird die räumliche Dimension expliziert. Auch Mieter*innenbewegungen in den USA beschreiben ihre Arbeit als „producing and defending territory“ (Cadoux 2025).
Diese Strukturen der sozialen Reproduktion werden häufig als Commons gefasst, wobei das Commoning hier als Weg dient, die alltägliche soziale Reproduktion zu demokratisieren und zu kollektivieren. Insofern über die Commons Menschen auf einer alltäglichen und lokalen Ebene versorgt werden, kann eine stabile Basis im Sinne der sozialen Kohäsion wachsen. Commons als Gemeingüter beziehen sich aber nicht nur auf die autonom organisierten Räume, sondern umfassen auch Infrastrukturen der sozialen Reproduktion, wie sie durch traditionelle Kollektive wie Genossenschaften oder staatlich in Form des Bildungswesens organisiert werden. Zugleich existieren Commons auch in der Umwelt als Luft, Wasser und Land.
Die sozialen Bewegungen um soziale Reproduktion sind intrinsisch mit dem Kampf um die Commons verknüpft – auf der Mikroebene, indem sie die beschriebenen alternativen Räume schaffen, und auf der Makroebene, indem sie sich für die Vergesellschaftung sozialer Versorgung oder für die Bewahrung der ökologischen Lebensgrundlagen einsetzen. Dennoch ist der Prozess des Commoning ein ambivalenter. So können etwa durch die Commons Abhängigkeitsstrukturen geschaffen werden, insofern Menschen nur Zugang bekommen, wenn sie Teil der definierten Gruppe sind. Auch besteht die Gefahr, dass die Commons nur Defizite des Kapitalismus auffangen (van Dyk/Haubner 2021). Commoning bleibt somit ein permanenter Aushandlungsprozess. In diesem wird um den Zugang zu den Commons, also um ihre Demokratisierung und Autonomie, aber auch ihre finanzielle Ausstattung gerungen. Dabei laufen Commons immer wieder Gefahr, staatlich vereinnahmt oder unter das Kapital, also den Markt, subsumiert zu werden.
7 Fazit
In diesem Text haben wir aktuelle soziale Bewegungen aus der Perspektive der sozialen Reproduktion und der Care-Forschung analysiert und dabei gezeigt, warum ein erweitertes Verständnis des Kapitalismus im Sinne einer feministischen politischen Ökonomie neue Zugänge für die Analyse aktueller sozialer Kämpfe eröffnet. Aus dieser Perspektive lassen sich Kämpfe um Lebensmittel und Bildung, um Zugang zu Wohnraum, öffentlichen Räumen und Infrastruktur, um Klima, aber auch um körperliche Unversehrtheit und reproduktive Rechte etwa von Frauen oder BIPoC-Personen als miteinander verschränkt verstehen. Es handelt sich um soziale Bewegungen, die sich gegen die Enteignung der Körper, der unentlohnten Arbeit sowie der sozialen Infrastruktur und der außermenschlichen Natur und Umwelt wehren.
Im Zuge der expansiven Entwicklung des Kapitalismus werden immer weitere Bereiche der Gesellschaft und des Planeten markförmig erschlossen, d. h. enteignet. Infolgedessen wird die soziale und ökologische Reproduktion zunehmend prekärer. In Anbetracht der vorliegenden Akkumulationsprozesse werden Kämpfe um soziale Reproduktion als Teil von Klassenkämpfen interpretiert. Zugleich werden über die benannten sozialen Kämpfe auch Unterdrückungsverhältnisse verhandelt, da Rassifizierung und Vergeschlechtlichung über die spezifische Ausformung der Produktions- und Reproduktionsverhältnisse reproduziert und transformiert werden.
Die betrachteten Arbeitskämpfe und sozialen Bewegungen lassen sich als Reaktion auf die Krise der sozialen Reproduktion deuten. Dabei verfügen die verschiedenen Akteur*innen über unterschiedliche Machtressourcen. Während die Angestellten in wohlfahrtsstaatlichen Institutionen – wenn auch unter schwierigen Bedingungen – streiken können, fehlt den anderen Bewegungen dieser ökonomische Hebel. Sie verfügen nicht nur über signifikant weniger strukturelle, sondern auch über geringere institutionelle Machtressourcen. Die „Grenzkämpfe“ dieser Bewegungen – die mit Fraser gesprochen Teil der Klassenkämpfe sind, aber außerhalb formeller Lohnarbeitsverhältnisse operieren – versuchen daher, andere Machtressourcen, insbesondere gesellschaftliche und diskursive, zu erschließen und auszubauen, um politisch wirkmächtig zu werden. So suchen sie, wie etwa im Falle des Feministischen Streiks, gesellschaftliche Bündnisse zwischen heterogenen Akteur*innen zu schließen und mittels öffentlichkeitswirksamer Aktionen und Kampagnen Gegennarrative zu etablieren, die – wie im Falle der Krise bezahlbaren Wohnraums – anschlussfähig an die Alltagserfahrungen der besitzlosen Klassen sind.
Durch eine partizipative Organisierung und lebensweltliche Verankerung gelingt es ihnen häufig, eine Organisationsmacht aufzubauen, die Solidarität unter den Mitgliedern befördert. In diesen Strukturen werden auf Vertrauen basierende, kontinuierliche soziale Beziehungen ermöglicht, in denen Ideen und Ressourcen zirkulieren können. Zuweilen können sie auch Räume schaffen und ausweiten, in denen sie – lokal verankert und auf alltäglicher Basis – kollektive Formen alternativer sozialer Reproduktion entwickeln. So kann letztlich eine Reproduktionsmacht entstehen, die zu einer größeren Autonomie und Stärke der Bewegung führt. Den sozialen Bewegungen gelingt es somit besser, eine materielle und affektive Grundlage für weiteren Protest zu schaffen und sich selbst als Bewegung zu reproduzieren. Die Commons, in denen alternative soziale Reproduktion möglich ist, stellen demnach notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingungen für eine sozial-ökologische Transformation dar.
Betrachtet man diese Charakteristika der sozialen Kämpfe um soziale Reproduktion, so gilt es, ihre „territoriale und lokale Verankerung in ihrer Wirksamkeit ernst zu nehmen“ (Steenblock in diesem Heft). Ein Großteil dieser Praktiken – von Stadtteilgewerkschaften über Kantinen bis hin zu Blockaden und Besetzungen – ist mit einer konkreten Aneignung des Raums verbunden. Die lokale Verankerung kann zugleich als Nachteil und Vorteil betrachtet werden. Während sie eine notwendige soziale Kohäsion ermöglicht, erschwert sie zugleich eine Universalisierung und Skalierbarkeit. Nichtsdestotrotz stellt die soziale Reproduktion nicht nur die Hintergrundbedingung der kapitalistischen Gesellschaft dar, sondern sie bildet auch die Basis für soziale Bewegungen. Die folgenden Texte wollen die Aufmerksamkeit für diesen Aspekt schärfen.
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© 2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Care in Bewegung
- Aktuelle Analyse
- Demokratie gewinnt!
- Themenschwerpunkt: Care in Bewegung Strategien, Organisierung und Kämpfe um soziale Reproduktion
- Kämpfe um soziale Reproduktion
- „they resist and demand, but they also build“
- Zur Politisierung des Sorgens im Bewegungsalltag
- Kämpfe um gute Pflege als Teil der HIV/Aids-Geschichte in Deutschland
- Spielräume für eine Logik der Autonomie?
- Sorge als umkämpfter Ausgangs- und Fluchtpunkt
- IPB beobachtet
- Pride im Visier
- Pulsschlag
- Sorge vergesellschaften als Strategie
- Ökofeministische Intervention
- Literatur
- Care vergesellschaften – durch Sorgekämpfe und in Sorgekämpfen
- Ein flüchtiger Moment der Einheit – Antiimperialismus in Mexiko-Stadt
- Sozialunternehmen: Brückenbauer zur Zivilgesellschaft
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- Ein flüchtiger Moment der Einheit – Antiimperialismus in Mexiko-Stadt
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