Mike Laufenberg, Sarah Uhlmann
Care-Arbeiten wie Sorgen, Pflegen, Unterstützen und Erziehen sowie soziale Infrastrukturen wie Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnen und Kinderbetreuung bilden notwendige Voraussetzungen der sozialen Reproduktion von Individuen und Gesellschaft. Diese Erkenntnis hat als Prämisse zunehmend Eingang in Forschung, kritische Öffentlichkeit und Gesellschaftspolitik erhalten. In der Geschlechterforschung und feministischen Theorie stehen die Fragen der sozialen Reproduktion und des Sorgens seit ihren Anfängen im Zentrum, wobei zwei Aspekte besonders hervorgehoben werden: Zum einen wird die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung problematisiert, die Frauen – ob unbezahlt im Haushalt und der Familie, oder bezahlt in der stetig wachsenden Gesundheits- und sozialen Dienstleistungsökonomie – einen Großteil der notwendigen Care-Arbeit aufbürdet. Zum anderen wird argumentiert, dass die Dominanz kapitalistischer Wachstums- und Profitlogiken einer bedürfniszentrierten Care-Logik entgegenstehen: Sie untergraben die Voraussetzungen für eine sozial und geschlechtergerechte Organisation von Care, während die zunehmende Vermarktlichung existentieller Ressourcen für die soziale Reproduktion – wie medizinische und pflegerische Leistungen oder angemessener Wohnraum – Versorgungsungleichheiten und Ausschlüsse produzieren.
Vor diesem Hintergrund sind im Gefolge der Weltwirtschaftskrise 2008 und zuletzt verstärkt durch die Corona-Pandemie forschungsgestützte Forderungen nach einer bedürfniszentrierten Reorganisation und Absicherung der sozialen Reproduktion lauter geworden. Oft bleibt jedoch vage, wie und von wem diese unter den gegebenen gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen durchgesetzt und realisiert werden könnten. Angesichts der diversen Konflikte um soziale Reproduktion, die in den letzten Jahren u. a. um Wohnraum, Bildung, reproduktive Rechte und die ökologische Grundlage ausgebrochen sind, müsste die Care-Forschung – so die Ausgangsüberlegung für die vorliegende Ausgabe – in zweierlei Hinsicht weiterentwickelt werden:
Zum einen müsste die Care-Frage systematischer im Rahmen der kapitalistisch dominierten gesellschaftlichen Reproduktionsverhältnisse adressiert werden. So wird die Reproduktionsfähigkeit der Gesellschaft – und die Organisation und Sicherung von Care als Teil davon – unter kapitalistischen Bedingungen als eine „abhängige Variable“ der kapitalistischen Produktionsweise behandelt (Cammack/Gimenez 2024). Das physische und ökonomische Überleben insbesondere der besitzlosen und lohnabhängigen Bevölkerungsgruppen wird somit den Bedürfnissen der kapitalistischen Produktion untergeordnet. Der appellative Charakter des zeitgenössischen Care-Diskurses, der den gesunden Menschenverstand oder das moralische Gewissen ermahnt, auf einen bedürfnisorientierten Gesellschaftskurs einzulenken, erweist sich angesichts dieser strukturellen Unterordnung reproduktiver Belange so lange als zahnloser Tiger, wie keine gangbaren Wege zu deren Überwindung aufgezeigt werden.
Dies führt uns zum zweiten Desiderat, das diese Schwerpunktausgabe adressiert. So tendiert der (deutschsprachige) akademische Care-Diskurs im doppelten Sinne zur Bewegungsvergessenheit: In seinem Zentrum stehen Care-Arbeit und die Institutionen und Regime, die sie arbeitsteilig regulieren. Soziale Kämpfe und kollektive Strategien der Organisierung gegen Ausbeutung, Enteignung, Gewalt und Ausschluss im Kontext der gesellschaftlichen Reproduktions- und Careverhältnisse finden hingegen (mit wenigen Ausnahmen wie z. B. Schilliger/Schilling 2017) weitaus weniger wissenschaftliche Beachtung. Damit korrespondiert, dass die Care-Forschung die Ansätze und Erkenntnisse der Sozialen Bewegungs- und Protestforschung bislang kaum rezipiert hat. Dabei haben ‚alte‘ und ‚neue‘ Soziale Bewegungen – von der Arbeiter*innenbewegung über Frauen- und Behindertenbewegungen, dekoloniale und antirassistische Bewegungen bis zur LGBTIQ-Bewegung und stadt- und wohnungspolitischen Bewegungen – historisch immer wieder in die herrschenden Formen und Organisationsweisen von sozialer Reproduktion interveniert und sich damit in den Wandel von Care-Regimen und alltäglichen Sorgeverhältnissen eingeschrieben.
Eine systematische sozialwissenschaftliche Analyse solcher Bewegungskämpfe um soziale Reproduktion und Care in der Gegenwart unter Verwendung entsprechender Theorien, Konzepte und Methoden der Protest- und Bewegungsforschung steht jedoch noch weitgehend aus. Zugleich kann auch die soziale Bewegungsforschung durch die Perspektive auf sorgende Tätigkeiten und die soziale Basis der Ökonomie materialistisch erweitert werden. In diesem Sinne möchten wir mit dem vorliegenden Heft die Forschung zu Care, sozialer Reproduktion und sozialen Bewegungen zusammenführen und so zu einem besseren Verständnis neuer sozialer Protestbewegungen beitragen.
Die Beiträge des Heftes gehen auf den Autor*innenworkshop „Care in Bewegung. Strategien, Organisierung und Kämpfe um soziale Reproduktion“ zurück, den die Herausgeber*innen am 23./24. Mai 2024 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena organisiert haben. Sie rücken die Frage ins Zentrum, wie Care in Bewegung kommt und durch Bewegungen transformiert wird. Von Interesse ist somit, welche Bedeutung Care innerhalb von und für Bewegungen hat – etwa im Sinne der Selbstreproduktion oder als Element von Organizing und Bündnisarbeit – und welche Praktiken, Strategien und Organisationsansätze in den aktuellen Kämpfen verfolgt werden, um eine emanzipatorische Transformation der sozialen Reproduktionsverhältnisse zu bewirken (z. B. Streiks, direkte Aktionen, Besetzungen, Volksbegehren, Petitionen, Medienkampagnen). Über welche Formen strategischer, organisatorischer oder institutioneller Macht verfügen die Initiativen? Welche sozialen, politischen oder juristischen Mittel kommen dabei zum Einsatz? Diese Fragen werden auch hinsichtlich von Bereichen und Aspekten in den Blick genommen, die in einer auf die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung fokussierenden Care-Forschung oft vernachlässigt werden – etwa Fragen nach der Vergesellschaftung von sozialen Infrastrukturen wie Gesundheitsversorgung und Wohnen oder Ansätze kollektiver Reproduktion im Kontext hochgradig marginalisierter und prekärer Lebensbedingungen, etwa im Falle von armutsbetroffenen und wohnungslosen Menschen und Menschen ohne Papiere.
Zu den Beiträgen dieser Ausgabe
Die empirischen und theoretischen Beiträge, die sich unterschiedlichen Bewegungen, Protesten und Feldern widmen, erlauben in der Zusammenschau einen vergleichenden Blick, der Rückschlüsse auf allgemeinere Zusammenhänge zwischen kapitalistischer Akkumulation und ihren Krisen einerseits sowie der Formierung und Ausrichtung von Protestbewegungen andererseits zulässt. Mike Laufenberg und Sarah Uhlmann entwickeln im ersten Beitrag des Themenheftes einen theoretischen Rahmen, der solche Zusammenhänge durch die Synthese von Perspektiven der feministischen politischen Ökonomie mit materialistischen Ansätzen der Bewegungsforschung zu erklären versucht. Sie argumentieren, dass die soziale Reproduktion die Basis der kapitalistischen Akkumulation bildet und zugleich der primäre Ort kapitalistischer Enteignung ist. Viele der heterogenen Proteste, die seit 2008 einen neuen Bewegungszyklus bilden, formierten sich demnach in Reaktion auf Prozesse der kapitalistischen An- und Enteignung reproduktiver Arbeit, Körper und Ressourcen. Aufbauend auf diesen theoretischen Überlegungen sowie mit Bezug auf die empirischen Beiträge des Heftes werden in dem Text Konturen einer feministisch-materialistischen Analyse zeitgenössischer Bewegungskämpfe in der und um die soziale Reproduktion angestellt.
Anna Steenblock untersucht in ihrem Beitrag „They resist and demand, but they also build“ die Entstehung und Praxis einer Stadtteilgewerkschaft in einem Arbeiter*innenwohnviertel in Marseille. Vor dem Hintergrund einer im Text skizzierten zunehmenden Territorialisierung von Klassenkämpfen in den Stadtteilen dient die lokal verankerte Gewerkschaft dabei zum einen als Basis des Widerstands von insbesondere rassifizierten Subjekten gegen ein kolonialrassistisches Grenz- und Migrationsregime, das sie in die Illegalität und Prekarität drängt. Zugleich ist sie ein zentraler Ankerpunkt für den Aufbau einer solidarischen Ökonomie, mit der autonome Handlungsräume in der sozialen Reproduktion ausgeweitet werden. Auch Susanne Hübl geht in ihrem Beitrag „Zur Politisierung des Sorgens im Bewegungsalltag: Ethnographische Szenen aus einer solidarischen Stadtteilkantine“ einer kollektiv organisierten Form sozialer Reproduktion nach. Am Beispiel der ada_kantine in Frankfurt am Main argumentiert sie, dass die Praxis kollektiver Essenszubereitung und -verteilung im Kontext einer Krise der sozialen Reproduktion nicht auf einen bloßen Ausdruck der „Mitleidsökonomie“ reduziert werden sollte. Eingebettet in Bewegungsstrukturen berge das Suppen- bzw. Volxküchenmodell bei aller Ambivalenz auch das Potenzial für eine Politisierung von Sorge und sozialer Reproduktion, das soziale Bewegungen nutzen können.
Dimitra Kostimpas untersucht in „Kämpfe um gute Pflege als Teil der HIV/Aids-Geschichte in Deutschland“ care-bezogene Errungenschaften der Aids-Selbsthilfe-Bewegung in Westdeutschland, die in der Bewegungsforschung bislang kaum Beachtung gefunden haben. Sie rekonstruiert, wie infolge des Wirkens der Bewegungsakteur*innen Aids-Spezialpflegedienste gegründet und eine qualitativ hochwertige ambulante Pflege durchgesetzt wurde. Kostimpas‘ Diskussion des Fallbeispiels zeigt auf, dass es aus Bewegungsperspektive nicht unmöglich ist, auch gegen Spardiktate und die allgemeine Abwertung von Care-Arbeit – wenn auch punktuell – Care-Ansprüche und Versorgung auszubauen.
Mit einer anderen Art von Kämpfen im Gesundheitsbereich befasst sich Robin Mohan in seinem Text „Spielräume für eine Logik der Autonomie? Zum emanzipativen Gehalt der Entlastungsbewegung an den Unikliniken in NRW“. Auf Basis von Interviews mit streikenden Pflegekräften in Nordrhein-Westfalen rekonstruiert er die subjektiven Lern- und Emanzipationserfahrungen, die mit neuen gewerkschaftlichen Organisierungs- und Beteiligungsformen einhergehen. In Anlehnung an Cornelius Castoriadis deutet Mohan diese Erfahrungen als Anknüpfungspunkte für eine kollektiv-selbstbestimmte Organisation von sozialer Reproduktion.
Cari Maiers Text „Sorge als umkämpfter Ausgangs- und Fluchtpunkt: Weitere Annäherungen an eine politische Theorie des feministischen Streiks“ theoretisiert den feministischen Streik als spezifischen Modus und Ort der Politisierung von Sorgearbeit im Kontext einer Krise der sozialen Reproduktion. Aufbauend auf Verónica Gagos Arbeiten begreift Maier Sorge als relationale Praxis, die in ihrer Widersprüchlichkeit kollektive Erfahrungen vermittelt. Im Beitrag wird herausgearbeitet, wie Differenz nicht nur als Trennlinie, sondern auch als strategisches Moment politischer Bezugnahme fungiert und so Potenziale und Grenzen kollektiver feministischer Praxis verdeutlicht.
In der Rubrik Pulsschlag diskutiert Lola Fischer-Irmler die Vergesellschaftung von Sorge als Bewegungsstrategie, die an den lokal verankerten Alltagsproblemen und Lebenswelten der Menschen ansetzt. Als konkretes Fallbeispiel wird die Kampagne „Sorge ins ParkCenter“ analysiert, die die Immobilie eines ehemaligen Shopping-Centers in Berlin-Treptow enteignen, d. h. in öffentlich-gemeinnützigen Besitz überführen will. Das Ziel ist, den Gebäudekomplex zu einem Ort der lokalen Versorgung und Sorge zu machen, inklusive Kiezkantine, Versammlungsmöglichkeiten, Waschküche und Angeboten der Gesundheitsversorgung, Kinderbetreung und Sozialberatung. Ein solches „soziales Bewegungsprojekt“, so die Autorin, sei nicht nur realpolitisch konkret, sondern zugleich utopisch-transformatorisch, insofern es ein Modell darstellt, wie die Reproduktionsbedingungen der Menschen sozialisiert und damit dem Einfluss des Kapitals entzogen werden können.
Den zweiten Pulsschlag hat Nadine Gerner mit ihrem Beitrag „Ökofeministische Intervention: Zur ökologischen Dimension der Reproduktions- und Care-Debatte“ verfasst. Ausgehend von der These, dass soziale und ökologische Reproduktion untrennbar miteinander verknüpft sind, kritisiert sie, dass feministische Care-Kämpfe, Klimagerechtigkeitsaktivismus und bäuerliche Bewegungen in der politischen Bewegungs- und Organisationspraxis zumeist getrennt voneinander agieren. Am Beispiel aktueller Bewegungen in Frankreich und Südeuropa zeigt Gerner mögliche ökofeministische Verbindungslinien auf, wie sich feministische und ökologische Kämpfe strategisch verschränken können, um die soziale und die ökologische Reproduktion gemeinsam politisch zu organisieren.
In der Literatur-Rubrik dieser Ausgabe wird der Themenschwerpunkt ebenfalls aufgegriffen. Matthias Neumann stellt sieben aktuelle Veröffentlichungen vor, die sich mit der Reorganisation sowie den Kontextbedingungen der Sorgearbeit auseinandersetzen. Meist aus der Perspektive von Bewegungsakteur*innen setzen die Beiträge sehr unterschiedliche inhaltliche und regionale Schwerpunkte. Der Rezensent resümiert: „Bei angesichts der großen Fragen unvermeidlichen Lücken der einzelnen Texte macht gerade ihr Bezug aufeinander, das Ineinandergreifen der Themen, die Beiträge der Autor*innen für politische Veränderung ungemein nützlich.“
Jenseits des Themenschwerpunkts bespricht Philipp Srama den Band „A City Against Empire“ von Thomas K. Lindner, der sich mit Mexiko City als Knotenpunkt transnationaler politischer Netzwerke in den 1920er-Jahren auseinandersetzt. Das Buch biete nicht nur eine ausgesprochen differenzierte und materialreiche Analyse, sondern berge „wertvolle Denkanstöße für die Bewegungsforschung, indem es den Analyserahmen vom globalen Norden nach Lateinamerika verschiebt und sich so von eurozentristischen Perspektiven löst“, so der Rezensent.
Abgerundet wird die Rubrik durch einen Beitrag von Ansgar Klein, der den Band „Social Entrepreneurship in Deutschland. Handbuch für Wissenschaft und Praxis“ vorstellt und als gute Einführung ins Thema, nicht zuletzt für die Lehre, empfiehlt.
Mike Laufenberg (Hochschule Fulda) und Sarah Uhlmann (Universität Kassel) als Gastherausgeber*innen
In der die Printausgabe ergänzenden Rubrik FJSB Online Plus finden sich darüber hinaus folgende Beiträge:
Burkhard Bisanz analysiert „Versammlungen als gesellschaftliche Ausdrucksform. Verhaltensstrukturen auf Aufzügen und Versammlungen in einer niedersächsischen mittelgroßen Stadt“ (FJSB online plus Nr. 15-2025)
Leon Rosa Reichle untersucht in dem Beitrag „Care vs. neglect – Wohlfahrtsstaatlichen Rassismus herausfordern“, welchen Handlungsspielraum und welche strategischen Mittel soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen haben, um rassistisch-selektiven Mechanismen in der staatlichen Absicherung von sozialer Reproduktion entgegenzuwirken. (FJSB online plus Nr. 14-2025)
Friederike Beier zeichnet in „Care-Seiten des Feminismus“ eine historische Genealogie feministischer Kämpfe um die Anerkennung und Aufwertung von Care-Arbeit nach. Sie zeigt, wie feministische Bewegungen immer schon um die gesellschaftliche Bedeutung sowie den ökonomischen und normativen Wert von Care gerungen haben und – wie die vergleichende Diskussion u.a. der Lohn-für-Hausarbeit-Kampagne, des Schwarzen Feminismus, des liberalen Gleichstellungsfeminismus und des neuen feministischen Internationalismus zeigen – politisch äußerst unterschiedlich gerahmt wurden. (FJSB online plus Nr. 13-2025)
Gülten Gizem Fesli vergleicht in ihrem Beitrag „Gewerkschaftliche Organisierung von Care-Arbeiter*innen in der Live-in-Betreuung in Deutschland und den USA“ verschiedene gewerkschaftliche Ansätze im Bereich der Care-Migration. So zeigt sie, dass deutsche Gewerkschaften beispielsweise vorrangig auf rechtliche Beratung setzen, während US-amerikanische Work Centers die migrantischen Care-Arbeiter*innen viel stärker entlang ihrer transnationalen Lebensrealitäten organisieren. (FJSB online plus Nr. 12-2025)
Karin Bernaciak hat der Redaktion einen „rassismuskritischen Kommentar“ zur Analyse des in Heft 1-2025 in der Rubrik online plus publizierten Beitrags von Gerrit Weitzel, Sebastian Kurtenbach und Andreas Zick „Von Gaza an die Sonnenallee. Eine ethograpische Analyse zur Bedeutung des Raumes für antiisraelische Proteste in Berlin-Neukölln im Herbst 2023“ zugeleitet. (FJSB-plus Nr. 11-2025)
Noah Marschner untersucht in „Sorgen zwischen Prekarisierung und Widerständigkeit“ die sozial-ökologische Reproduktion im Rheinischen Braunkohlerevier. Auf Basis von Interviews mit Bewohner*innen und Aktivist*innen wird deutlich, wie sich Wohnprekarität und drohende Vertreibung einerseits sowie eine widerständige Politisierung von Sorgearbeit in den Dörfern andererseits miteinander verzahnen und dabei Allianzen zwischen Lokalbevölkerung und Klimagerechtigkeitsbewegung entstehen können. (FJSB online plus Nr. 10-2025)
Christin Stühlen und Mina Trpković analysieren in ihrem Beitrag „Belgrad ist (wieder) die Welt?“ Protestzyklen und die politische Transformation in Serbien (FJSB online plus Nr. 9-2025).
Und Ulrich Frey beleuchtet die „Kipp-Punkte“ der Friedensbewegung anhand einer Kampagne der Friedensbewegung zur Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion und den Völkern Osteuropas. Untersucht werden Hintergründe und Akteure (FJSB online plus Nr. 7-2025).
Franziska Sperfeld, Michael Zschiesche, Theresa Seidel und Katharina Reimann untersuchen in ihrem Beitrag „Umwelt- und Klimabewegung im Umbruch“ die Entwicklung der Umweltorganisationen und ihrer Akteurslandschaft und geben einen Überblick über empirische Daten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Umwelt- und Klimabewegung in Deutschland in den letzten Jahren ausdifferenziert hat. Einerseits hat ein Konzentrationsprozess stattgefunden: Vor allem die großen Umweltorganisationen konnten Mitglieder und Unterstützer*innen gewinnen. Zum anderen haben sich in den letzten zehn Jahren viele neue spezialisierte Organisationen und Think-Tanks gegründet und neue Bewegungsakteure sind entstanden.
Mit dieser Ausgabe der Forschungsjournals verabschieden wir unseren geschätzten Mitherausgeber und Redaktionskollegen PD Dr. Jochen Roose. Er ist 1999 in die Redaktion gekommen und wurde 2018 Mit-Herausgeber. Zuletzt hat er (zusammen mit Knut Bergmann) unser Themenheft 2/25 zu „Koalitionsbildung in Deutschland“ konzeptionell verantwortet. Herausgeber und Redaktion danken Jochen sehr für seine wertvolle Unterstützung.
Ansgar Klein (Berlin) für Herausgeber und Redaktion
Literatur
Cammack, Paul/Gimenez, Martha E. 2024: The permanent global crisis of working-class social reproduction: Ten propositions. In: Global Political Economy, S. 1–16. https://doi.org/10.1332/26352257Y2024D000000025.10.1332/26352257Y2024D000000025Search in Google Scholar
Schilliger, Sarah/Schilling, Katharina 2017: Care-Arbeit politisieren: Herausforderungen der (Selbst-)Organisierung von migrantischen 24h-Betreuerinnen. In: Femina Politica, 2/2017, S. 101–116.10.3224/feminapolitica.v26i2.08Search in Google Scholar
© 2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Care in Bewegung
- Aktuelle Analyse
- Demokratie gewinnt!
- Themenschwerpunkt: Care in Bewegung Strategien, Organisierung und Kämpfe um soziale Reproduktion
- Kämpfe um soziale Reproduktion
- „they resist and demand, but they also build“
- Zur Politisierung des Sorgens im Bewegungsalltag
- Kämpfe um gute Pflege als Teil der HIV/Aids-Geschichte in Deutschland
- Spielräume für eine Logik der Autonomie?
- Sorge als umkämpfter Ausgangs- und Fluchtpunkt
- IPB beobachtet
- Pride im Visier
- Pulsschlag
- Sorge vergesellschaften als Strategie
- Ökofeministische Intervention
- Literatur
- Care vergesellschaften – durch Sorgekämpfe und in Sorgekämpfen
- Ein flüchtiger Moment der Einheit – Antiimperialismus in Mexiko-Stadt
- Sozialunternehmen: Brückenbauer zur Zivilgesellschaft
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- Care vergesellschaften – durch Sorgekämpfe und in Sorgekämpfen
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- Sozialunternehmen: Brückenbauer zur Zivilgesellschaft