Zusammenfassung
Der Abschied aus dem Bibliotheksdienst bietet Gelegenheit, einige Beobachtungen zu notieren. Persönliche Erinnerungen verdeutlichen die großen fachlichen und technischen Fortschritte der Bibliotheken, die nun aber vor noch größeren Herausforderungen stehen. Starke Allianzen, arbeitsteilige Strukturen und intelligente Vernetzung sind Antworten auf die steigende Komplexität und den dauerhaften Wandel. Deshalb muss die Kultur der Kooperation gestärkt werden. Und es sind Verbesserungen der politischen Rahmenbedingungen notwendig.
Abstract
The author’s farewell from library service offers an opportunity to write down some observations made since then. Illustrated by personal memories, he reflects on the professional and technological advances in libraries, which, however, face even bigger challenges nowadays. Strong alliances, a structured division of labour, and intelligent networking, he argues, provide answers to an increasing complexity and constant change in library service. It is therefore essential to strengthen the culture of cooperation and to improve political frameworks.
1 Vorbemerkung
Die Herausgeber von BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis baten mich um ein Resümee meiner Bibliotheksjahre in Wolfenbüttel (1978–1997) und Dresden (1998–2018). Meine Abschiedsrede als Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) am 2. Juli 2018 war vor allem ein persönlicher Dank und eignet sich kaum für einen Abdruck.
Andererseits: Lassen sich die zwanzig Jahre in der SLUB Dresden nicht doch resümieren, aus persönlichen Bibliothekserinnerungen der letzten 50 Jahre Entwicklungslinien erkennen und Schlussfolgerungen ableiten?
So nutze ich das freundliche Zugeständnis der Herausgeber, Persönliches und Fachliches zu verbinden. Der Beitrag versteht sich als Dank an alle Weggefährten, insbesondere auch an die Beitragenden zum Sammelband „Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung“.[1]
Folgende Aspekte werden angesprochen: Kooperation als Problem und Lösung, Frei durch Bildung – die Hauptaufgabe der Bibliotheken, Such-, Lese-, Schreib-, Schauwerkstatt Bibliothek, Buch, Bibliothek und geisteswissenschaftliche Forschung 1983, Wissensgesellschaft und Aufklärung, Forschungsbibliothek und Universität, Neue Kompetenzen und Positionierungen, Korrekturen am System und den Rahmenbedingungen, Rückblick, Ausblick.
2 Kooperation als Problem und Lösung
Die Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken haben in der Geschichte viel zur gesellschaftlichen Entwicklung beigetragen. Angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen lehnen sich die Mitarbeiter nicht selbstzufrieden zurück: Die Wissensexplosion, die Kommerzialisierung lukrativer Teile der Information, die digitale Beschleunigung, soziale Ungleichheiten und kulturelle Verwerfungen verlangen sowohl nach stabilen wie auch flexiblen Institutionen. Bibliotheken sind routinierte und ambitionierte, meist intensiv genutzte Bildungseinrichtungen, die Erwartungen sind entsprechend groß: Information und Wissen ermöglichen, vernetzen und überprüfbar bewahren, digitale Kompetenzen stärken und die Gemeinsinnbildung fördern. Unterschiedlichste Alltags- und Innovationsfelder müssen gleichzeitig bespielt und virtuos synchronisiert werden – und tragen angesichts der Größe der Einzelaufgaben reichlich Risiken des Scheiterns und Resignierens in sich.
In dem Themenband „Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung“ von 2018 werden Erfolge und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Bibliotheken und ihrer Partnereinrichtungen beschrieben. Kooperationen als Leistungspartnerschaften stellen hohe Ansprüche an Vertrauen, an Zuverlässigkeit, an die Bereitschaft, sich zu ergänzen und nicht zu überbieten. Kooperation gibt es als Phrase und Problem, aber auch als Lösung und gelebte Kultur. Im Alltag muss in sie mehr Zeit, Empathie und Energie, politischer Wille und Geld investiert werden, als oftmals zur Verfügung steht. Und dies umso mehr, weil zu den Kooperationen zwischen Institutionen zugleich immer auch die Kooperation mit ihren Nutzergruppen und den Fachcommunities hinzukommt – oder hinzukommen muss. Eine gute Kooperation ist eine große Herausforderung, aber sie ist auch die Lösung.
Dies ist leichter gesagt als getan, in der Praxis gibt es neben guten auch schlechte Beispiele. Michael Knoche und Klaus Ceynowa sehen die Weiterentwicklung der Bibliotheken durch eine fehlende „übergreifende Bibliothekspolitik“[2] in der Föderalismus- und Wettbewerbsfalle, ja sogar „das jahrzehntelang vorbildlich gelebte und auch international Maßstäbe setzende Kooperationshandeln deutscher Bibliotheken in Verteilungskämpfen verkommen“.[3] Anne Lipp vertraut hingegen auf den „dauerhaften Dialog zwischen Infrastruktur und Wissenschaft“ und die sich daraus entwickelnden Selbstorganisationsprozesse: „Zuerst Kooperation, dann Förderung.“[4] So entsteht die kluge Frage: „Ist Kooperation der neue Wettbewerb?“[5]
Wie die lange Zeit eher abstrakt diskutierte Erderwärmung sind auch die Effekte der Globalisierung und Digitalisierung längst im Alltag angekommen. Die Lösung drängender Menschheitsfragen, die Zuversicht in die „Selbstheilungskräfte der Rationalität“[6] sind von politischer und wissenschaftlicher Vernunft und damit nicht zuletzt von vertrauenswürdigen nationalen und internationalen Informations- und Bildungssystemen abhängig. Der Kulturtheoretiker Dirk Baecker stellt die These auf, dass die Kulturform der nächsten Gesellschaft nicht mehr das Gleichgewicht, sondern die Komplexität ist.[7] Zur Bewältigung von Komplexität bei Information und Wissen können, ja müssen Bibliotheken eine wichtige Rolle spielen. Gerade deshalb benötigen sie mehr Kooperation, mehr Arbeitsteiligkeit, mehr Nachhaltigkeit, mehr IT-Kompetenz, mit einem Satz: Sie müssen unter sich ständig verändernden gesellschaftlichen und technologischen Bedingungen zu für unser Werte- und Wissenschaftssystem passgenauen synergetischen Informationsinfrastrukturen beitragen. Zukunftsfähige, am Gemeinwohl orientierte digitale Informationsinfrastrukturen haben unter den aktuellen Herausforderungen hohe Priorität. Sie zu entwickeln ist ein längst begonnener und laufender Prozess, der durch mehr Transparenz und öffentliche Diskussion der Ziele, der Erfolge und Misserfolge gestärkt und beschleunigt werden kann.
Zugleich scheint mir erinnerungswürdig (auch mit autobiographischer Erzählung, wie anders als durch Rückblick lässt sich Fortschritt beschreiben), dass tradierte Bibliotheksangebote neue Wertschätzung erfahren – wie die persönliche Beratung, die fachliche Auswahl von Literatur, die Förderung konzentrierter Arbeit oder die Unterstützung beim Recherchieren oder Schreiben. Und erinnerungswürdig ist auch, dass viele Bibliotheken kulturpessimistischer Technologiekritik mit Aufgeschlossenheit begegnen, ja sogar eine Vorreiterrolle einnehmen, zumal wissenschaftliches Denken und Arbeiten von ihren – zunehmend technologischen – Voraussetzungen nicht zu trennen ist.
3 Frei durch Bildung – zur Hauptaufgabe der Bibliotheken
Abdulahad Noorsi liest die meiste Zeit in der SLUB Dresden. „Gern sitzt er dort bis 22 Uhr“, berichtet die Sächsische Zeitung.[8] Der 28-Jährige wuchs im Iran auf, wohin seine afghanischen Eltern 1982 flüchteten. Seine Ausbildung zum Imam, seine Hochzeit, alles, berichtet er, hätten seine Eltern arrangiert. Als sich einige seiner Mitschüler in Pakistan radikalisierten, kehrte er nach Afghanistan zurück, durfte jedoch die staatliche Schule nicht besuchen. Zurück im Iran erhielt er keine Aufenthaltserlaubnis, lebte illegal und floh 2015 über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Seine Frau und zwei Kinder musste er zurücklassen.
Nun will er seinen eigenen Weg finden, sich selbstbestimmt fortbilden, in der Abendschule, in der Universitätsbibliothek. Und dann endlich arbeiten, die Staatsbürgerschaft erlangen, die Familie nachholen und legal leben. Über sein Leben als ewiger Flüchtling will er ein Buch schreiben.
Tara Westover, 1986 in Idaho geboren, hat ihr Lebensbuch bereits geschrieben: „Educated“, wie Bildung ihr die Welt erschloss.[9] Sie wuchs in einer streng gläubigen Mormonenfamilie im Nordwesten der USA auf. Die Schule durfte nicht besucht, bei Unfällen kein Arzt gerufen werden. Zur Bildung musste genügen, was der strenge Vater guthieß. Von ihm hatte sie gelernt, „dass man Bücher entweder zu verehren oder zu verbieten hatte. [...] Bücher, die nicht von Gott waren, waren verboten; sie waren eine Gefahr, in ihrer Schläue mächtig und unwiderstehlich.“[10] Unter abenteuerlichsten Bedingungen entkommt sie der bildungsfeindlichen Welt, mit 27 Jahren erreicht sie ihren Doktortitel in Cambridge, fünf Jahre später, 2018, erscheint ihre Autobiografie. Geholfen haben ihr Mutter und Oma, dann Lehrer und Hochschullehrer und schließlich das Selbststudium in Bibliotheken. Tara Westover zeigt, dass Willensfreiheit, Selbstbestimmung, wissenschaftliche Neugier auch in westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts nicht selbstverständlich sind.
Wie bequem war dagegen mein Bildungsweg seit den 1950er-Jahren. Lehrer standen in Volksschule und Gymnasium zur Seite, die Eltern dirigierten, aber diktierten nicht. Einer meiner Religionslehrer, ein Dominikaner, der später den Orden verließ und heiratete, schickte mich in den 1960er-Jahren zur Vorbereitung eines Referats in die Klosterbibliothek. Im Unterschied zur damals unattraktiven kleinen Schulbibliothek ermöglichte die Dominikanerbibliothek eine erste Bewunderung fremden Wissens, die Erahnung weiterer Horizonte, erste eigene Recherchen, Erkenntnisse und Erfolgserlebnisse. Mit der Einrichtung anregender Schulbibliotheken, mit der weiten Öffnung städtischer und universitärer Bibliotheken, mit den Erfolgen der Stiftung Lesen und vielen anderen Initiativen haben sich die Voraussetzungen seither um ein Vielfaches verbessert.
4 Such-, Lese-, Schreib-, Schauwerkstatt Bibliothek
In den 1970er-Jahren füllten geburtenstarke Jahrgänge die Hörsäle. Viele Seminare waren überbucht, obwohl 1980 gerade einmal eine Million Studierende in der alten Bundesrepublik immatrikuliert waren – und nicht fast drei Millionen wie heute. Die Universitätsbibliothek Münster zog 1973 in einen Neubau um und führte früh die elektronische Ausleihe ein. Währenddessen boten die Seminarbibliotheken mit scheußlichen Neonlampen, aber wunderbar großen Tischen direkten Zugang zu den wichtigsten Büchern und Zeitschriften. Die Eingänge der Fachbereiche waren geprägt vom Gewusel agitierender kommunistischer Splittergruppen („Zürich brennt, Münster pennt“ stand auf einer Fassade), drinnen jedoch konnte man in geborgener Atmosphäre lesen, lernen, schreiben und in den Fluren auch diskutieren. Wie moderne Architektur die „psychologischen, räumlichen und technischen Bedingungen der Konzentration“ in Bibliotheken[11] baulich unterstützen, Schönheit und Offenheit repräsentieren kann, zeigten die Neubauten von Hans Scharoun mit der Staatsbibliothek zu Berlin (errichtet 1964 bis 1978) oder Günter Behnisch mit der Universitätsbibliothek Eichstätt (errichtet 1980 bis 1987) – und in der Nachfolge weltweit viele weitere großartige Bibliotheksbauten namhafter Architekten.
In den Arbeitsräumen einer Bibliothek war das handschriftliche Exzerpieren eine typische Form des Schreibens bis zur Verbreitung des Notebooks seit den 2000er-Jahren. Als sich die deutschen Universitäten in den 1970er-Jahren erste Xerox-Kopierer leisteten, begann das Unterstreichen in Kopien, bis der 1971 erfundene Textmarker sich ausbreitete. Die ersten Kopien freilich stanken, waren schlecht zu lesen und kosteten viel. Meine erste Seminararbeit im Wintersemester 1972/73 schrieb ich (mit Durchschlag) auf der Fernleih-Schreibmaschine der Universitätsbibliothek. Als studentische Hilfskraft konnte ich mir bald eine eigene Olympia Monica leisten, mit einmontierten eckigen Klammern, denn diese waren für das richtige Zitieren unentbehrlich. Eine weitere, sehr spezielle Wissenschaftstechnik brachte mir einer meiner Professoren, Mitherausgeber der deutsch-deutschen Schiller-Nationalausgabe, persönlich bei: Seine handschriftlichen Editionskorrekturen wurden maschinenschriftlich erfasst, in zeilenförmige Papierstreifen geschnitten und jeweils am Zeilenende des Manuskripts so angeklebt, dass er die alte und die neue Fassung Zeile für Zeile vergleichen konnte, bevor der alte Text endgültig überklebt wurde. Tippex und das nicht tropfende und Fäden ziehende Pattex Compact waren bis zur Einführung der Traummaschine, des Apple Macintosh, Standardwerkzeuge philologischer Textedition. Seither revolutionieren Apple, Google und Microsoft unsere Kulturtechniken auf dem Weg zur künstlichen Intelligenz in immer kürzeren Innovationszyklen.
Auch die regionalen Zentralkataloge und die Fernleihe brachten deutliche Fortschritte. Zur Vorbereitung einer Ausstellung zu Grimmelshausens 300. Todestag 1976 („Simplicius Simplicissimus – Grimmelshausen und seine Zeit“) sollte ich 1975 die modernen Bearbeitungen des Romans zusammentragen, von der gereinigten Romanfassung 1785 aus der Bayerischen Staatsbibliothek bis hin zu den zahlreichen illustrierten Jugendbuchausgaben aus diversen Stadt- und Regionalbibliotheken. So lernte ich nicht nur die Wirkungsgeschichte des Romans aus dem Dreißigjährigen Krieg, sondern auch die Vor- und Nachteile des Bibliothekssystems kennen. Da die Zentralkataloge für das Publikum nicht frei zugänglich waren, blieb ich auf Hilfe angewiesen, die ich solange bereitwillig erhielt, wie es dem zuständigen Personal sinnvoll erschien. Ähnlich abhängig und unfrei fühlte ich mich in den 1980er-Jahren bei meinen Recherchen nach verlagsgeschichtlichen Dokumenten in Archiven und Bibliotheken: Ab einer bestimmten Menge ging man auch den geduldigsten Bibliothekaren auf den Wecker.
In stressigen Prüfungsphasen war jede Geste der Aufmunterung durch das Bibliothekspersonal unschätzbar wertvoll. In den Spezialabteilungen hielten sich Freundlichkeit und Reserviertheit eher die Waage. Die Bestände dort waren unzureichend erschlossen und die Mitarbeiter verständlicherweise nur eingeschränkt auskunftsfähig. Dies war und ist auch weiterhin ein Grund, Erschließungs- und Digitalisierungsvorhaben konsequent auszubauen und zu forcieren: Ohne direkte Zugänglichkeit aller wichtigen Quellen ist wissenschaftliche Arbeit viel zu personalaufwändig und nicht wirklich frei.
Zur Ermittlung der zeitgenössischen Quellen Grimmelshausens schickten mich zwei Professoren im Januar 1976 in die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Nachdem Paul Raabe (1927–2013) im Jahr 1960 von Marbach aus mit seiner Expressionismus-Ausstellung die Forschung beflügelt hatte, weckte er 1972 in Wolfenbüttel mit einer Präsentation über die „Barocke Bücherlust“ die Neugierde der Frühneuzeitforscher. In diesem Bücherschatz sollte ich nach den Quellen Grimmelshausens suchen. Gleich bei meinem ersten Bibliotheksbesuch zeigte mir Martin Bircher, der in Montreal und Wolfenbüttel wirkende Zürcher Barockspezialist, die blütenweißen Pergamentbände des 17. Jahrhunderts mit handschriftlichen Widmungen namhafter Autoren von Johannes Kepler bis Heinrich Schütz an den sammelnden Herzog August – ein Schlüsselerlebnis.
Die Grimmelshausen-Ausstellung in Münster, Wolfenbüttel und Karlsruhe lockte viele Besucher an, bei den Führungen für Schüler und Studierende boten die illustrierten Flugblätter über Krieg und Frieden, über die Ängste und Brutalitäten des Dreißigjährigen Krieges beeindruckendes Anschauungsmaterial. Gute Ausstellungen sind Zeitreisen und ermöglichen eigene Entdeckungen. Die Teilnahme am zweiten Internationalen Wolfenbütteler Sommerkurs 1977 (2018 fand der 42. statt) zeigte, was eine Forschungsbibliothek bieten kann: Quellen anfassen, befragen, beschreiben, aus unterschiedlichen Sichten diskutieren und am Schluss gemeinsam feiern.
Nach dem Examen 1978 zog ich mit einem Stipendium von Münster nach Wolfenbüttel und arbeitete u. a. an einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten achtbänden „Verzeichnis der gedruckten Briefe des 17. Jahrhunderts“ und dann an einem von der Volkswagen-Stiftung geförderten 46-bändigen Katalog „Deutsche Drucke des Barock 1600-1720“ mit. Da die Datenverarbeitung noch in den Kinderschuhen steckte, waren die nach dem Muster des Breslauer Titelblattkatalogs erstellten Spezialkataloge mit fotografischen Reproduktionen der Titelblätter die pragmatischste Form, der Forschung erste Wege durch das grandiose Bücherlabyrinth zu eröffnen.
5 Buch, Bibliothek und geisteswissenschaftliche Forschung 1983
Die Volkswagen-Stiftung in Hannover förderte in den 1970er- und 1980er-Jahren den Ausbau der Wolfenbütteler Bibliothek zu einem Forschungszentrum nach dem Muster der amerikanischen Independent Research Libraries. Gleichzeitig bat sie den Münsteraner Anglisten und Bibliotheksexperten Bernhard Fabian, die Literaturversorgung der Geisteswissenschaften in Deutschland vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungen zu untersuchen. In seiner Studie über „Buch, Bibliothek und geisteswissenschaftliche Forschung“[12] von 1983 analysierte Fabian die Bibliothek als institutionelle Bedingung für die Wissenschaft. Er verglich das Bibliothekssystem Deutschlands mit den zentralistischen in England, Frankreich und den USA und zeigte deutlich die Schwächen des Föderalismus und die Notwendigkeit klar strukturierter und verlässlicher Kooperationen auf. Dieses Buch war ein Glücksfall für die Bibliotheken – und für mich persönlich, denn jetzt war ich von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt, nun wirklich Bibliothekar zu werden.
Fabian benannte die Defizite deutlich und adressierte an die Volkswagen-Stiftung konkrete Empfehlungen, die in der Folge in großem Umfang umgesetzt wurden: Die auf fünf Bibliotheken verteilte Sammlung Deutscher Drucke 1450 bis 1912[13] schließt kontinuierlich Überlieferungslücken, das von ihm herausgegebene „Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa“, seit 2003 auch online,[14] veranschaulichte wie ein Kulturatlas erstmals die reiche, verstreute Überlieferung in europäischen Regionen. Das Handbuch ist zudem ein starker Impuls für einen neuen Blick auf Provenienzen und Sammlungen – und es ist ein frühes Musterbeispiel für gelungene Kooperation, wie durch diplomatische Koordinierung gegen Bedenken und Empfindlichkeiten lokale und regionale Fleißarbeit national gebündelt, europäisch fortgesetzt und international sichtbar gemacht werden kann.
Nach 36 Jahren haben Digitalisierung und Retrodigitalisierung, Discovery-Systeme und Downloads viele der von Fabian gestellten Fragen der Literaturversorgung gelöst oder zumindest entschärft, etwa die des überlasteten Leihverkehrs oder die nach einer grundlegenden Modernisierung des Informationssystems. Andere Fragen stehen – unter den Vorzeichen der Digitalität und einer Infragestellung traditioneller Gatekeeper – weiterhin auf der Tagesordnung: die Profilierung, Hierarchisierung und Spezialisierung des Bibliothekssystems, die Neugestaltung von Publikationsformen und -prozessen angesichts weiter wachsender Überproduktion und Verteuerung oder die Frage der Wissensordnung nach kommerziellen oder neutralen Kriterien.
Es ist bemerkenswert, was die Bibliotheken zusammen mit dem Förderbereich Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (LIS-DFG) seither für die Erschließung von Handschriften, Autografen und Drucken, für Erwerbung und Bereitstellung, für die digitale Transformation der Überlieferung und der Publikationsprozesse, für innovative Informationsinfrastrukturen bis hin zu Lizenzierungsmodellen erreicht haben. Vor allem wird das Bewusstsein von Fachwissenschaften und Bibliotheken für ihre gemeinsame Verantwortung für Forschung und Informationsinfrastruktur fortlaufend geschärft und im Ergebnis auch veränderte Formate wie die Fachinformationsdienste eingeführt, die sich nun in der Praxis bewähren und gemeinsam weiterentwickelt und verstetigt werden müssen.
Dabei fällt auf, dass die Umsetzungen der umfangreichen Erschließungs- und Transformationsprogramme Jahrzehnte dauern und sich die Ungleichzeitigkeit zwischen den sich verkürzenden Innovationszyklen der Wissenschaften und den langen Erschließungs- und Digitalisierungszyklen der Informationssysteme weiter öffnet. Ich erinnere mich an meinen enthusiastischen Vortrag bei der DFG, wie durch wirtschaftlichere, mit einheitlichen Workflows organisierte Mengenverfahren (parallel zum Google-Großprojekt der Bayerischen Staatsbibliothek) die Kosten der zum Teil teuren kleinteiligen Retrodigitalisierungsprojekte reduziert werden könnten, um auf diese Weise sämtliche Drucke des 17. und 18. Jahrhunderts schneller und günstiger zu digitalisieren. Nach meinem heißen Vortrag kam die kalte Dusche. Die DFG könne nur bis zu 50 % der Erschließung der 300 000 Drucke des 17. und der 600 000 Drucke des 18. Jahrhunderts fördern. Verständlicherweise darf die DFG die Unterhaltsträger nicht aus der Verantwortung für die Eigenbeteiligungen entlassen, und die Wünsche nach wissenschaftsgeleiteter spezieller Erschließung und wirtschaftlichere Mengenverfahren sind nur zum Teil kompatibel. Dank des pragmatischen Masterplans von Thomas Stäcker und der Beteiligung vieler engagierter Bibliotheken hat, um ein Verlaufsbeispiel für ein Langzeitprojekt zu nennen, das seit den 1980er-Jahren geplante und 1996 begonnene, ursprünglich auf 265 000 und jetzt auf 325 000 Drucke veranschlagte VD17 inzwischen mehr als 301 000 Drucke bibliografisch erfasst und bald 220 000 digitalisiert.[15]
Diese und weitere geräuschlos funktionierenden Großprojekte von Bibliotheken und DFG, stellt Thomas Stäcker zu Recht verblüfft fest, werden in keiner der politischen nationalen und europäischen Digitalisierungs-Agenden gewürdigt, geschweige denn mit Verstärkungsmitteln zur Finalisierung belohnt. So bleibt den Bibliotheken nichts übrig, als langfristige Projekte einschl. Technikerneuerung und Datenmigration zu einem Abschluss zu bringen, der dann möglicherweise nicht mehr den inzwischen gestiegenen Erwartungen entspricht. Und parallel zu diesen Langzeitprojekten müssen selbstverständlich neue Masterpläne zur digitalen Transformation relevanter Medienformen wie historische Zeitungen[16] oder Briefe erstellt werden. Vor diesem Hintergrund ist der Appell an die Unterhaltsträger in Bund und Ländern zu bekräftigen, in der jetzigen Schwellenzeit die Grundfinanzierung für die Retrodigitalisierung so zu erhöhen, dass die digitale Transformation für Kultur und Wissenschaft in überschaubarer, in kürzerer Zeit gelingt.[17] Vielleicht ist die kulturelle Entwicklung aus gesellschaftlicher Sicht inzwischen noch wichtiger als die Entwicklung von Medizin oder Mobilität, in jedem Falle erfordert auch sie Investitionen in die neuen technologischen Voraussetzungen. Die Digitalisierung der kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung muss in größeren Schritten und in angemessener Zeit erfolgen. Aber wieviel Zeit ist angesichts der beschleunigten Entwicklungen angemessen?
6 Wissensgesellschaft und Aufklärung
Der Medientheoretiker Marshall McLuhan erwartete bekanntlich schon 1962, dass eine „neue elektronische Interdependenz [...] die Welt in ein globales Dorf“ verwandeln wird: „Statt sich auf eine riesige alexandrinische Bibliothek hinzubewegen, ist die Welt ein Computer geworden, ein elektronisches Gehirn“.[18] Seit seiner kulturkritischen Studie über die Ablösung der Gutenberg-Galaxis haben neue Technologien in immer kürzeren Zyklen Information und Kommunikation revolutioniert: 1961 wurde der Mikrofiche erfunden, 1971 der Mikroprozessor auf Chipgröße, 1981 der erste PC, 1989 das World Wide Web, 1995 das Smartphone.
In seiner materialreichen Sozialgeschichte des Wissens untersucht Peter Burke die Veränderungen in Halbjahrhundertzyklen: „Reform des Wissens, 1750–1800“, „Wissensrevolution, 1800–1850“, „Disziplinäre Vielfalt, 1850–1900“, „Wissenskrise, 1900–1950“, „Technisierung des Wissens, 1940–1990“ und seit 1990 „Zeit der Reflexivität“.[19] Den Errungenschaften der Demokratisierung und Globalisierung des Wissens liefen die „monopolistischen Tendenzen“ von Google und der Trend zur Privatisierung, zu einem neuen „Informationsfeudalismus“ entgegen.[20] Ein weiteres Übel, die Verbreitung des Nutzlosen und Unzuverlässigen, hatten Jahrhunderte zuvor schon die Aufklärer verspottet, allen voran Louis-Sébastien Mercier, der als verbotener Autor vom heimlichen Geschäft mit der Aufklärung profitierte, in ganz Europa begeistert gelesen wurde und in den 1770er-Jahren satirisch plakatierte: Er hielte die meisten Schriften für entbehrlich. In der Königlichen Bibliothek Paris seien „vielleicht einhundert Bücher“ von Rang, während die große Zahl unbedeutender Werke „zu nichts dienen, als das Gedächtnis des Bibliothekars zu verwirren, der nie damit fertig wird sie zu ordnen. Also ordnet man sie nicht, und der Katalog, an dem man seit fünfunddreißig Jahren arbeitet, führt nur zu einer Verdoppelung des Durcheinanders in diesem undurchsichtigen Chaos.“[21]
Nun sind weder die von Satirikern seit Erfindung des Buchdrucks lustvoll beschriebenen Bücherverbrennungen noch das ungebremste Informationswachstum wünschbare Zukunftsoptionen. Der Erfinder des WWW, Tim Berner-Lee, hielt die Zunahme von Informationen über Informationen für den „Beginn einer neuen Ära der Aufklärung“.[22] Wissensgeschichte, Wissenssoziologie, Wissenschaftsgeschichte, Informationswissenschaften, Datenwissenschaften versuchen Licht in das Dunkel der Entwicklung des Wissens zu bringen. Da neues Wissen immer auch neue Fragen zutage fördert, müssen auch die Bedingungen für die Beantwortung dieser neuen Fragen geschaffen, die bestehenden Informationsinfrastrukturen weiterentwickelt werden.
So ist nicht klar, wie wir, nachdem wir uns vom eurozentrierten Blick verabschieden, mit dieser notwendigen Horizonterweiterung kulturell, wissenschaftlich, politisch oder wirtschaftlich umgehen. Wie können wir, um ein aktuelles Thema hervorzuheben, mit den Ermittlungen und Auswertungen von Provenienzen über alle Bestände in Bibliotheken, Museen und Sammlungen zügiger als bisher vorankommen und wie gehen wir mit den dann gewonnenen Daten, mit dann möglichen realen und virtuellen Umordnungen von Überlieferungen in der Praxis um, ohne neue Konflikte und kulturelle Missverständnisse zu provozieren? Erschließung und Erforschung von Provenienzen ist Arbeit gegen die Geschichtsvergessenheit in den Ländern, die diese Sammlungen vor Jahrzehnten in verschiedensten Kontexten zusammengetragen haben,[23] und in den Ländern, die ihre Geschichte und Zukunft selbstbestimmt verstehen und gestalten wollen. Auch dazu sind neue internationale Kooperationen notwendig,[24] verschlossene oder vergessene Sammlungen müssen zu neuen Laboren der Erinnerungskultur werden.[25]
Oder: Wie gehen wir mit der Wissens- und Publikationsexplosion um und mit den unterschiedlichen Arbeitskulturen der vorgeblich eher faktenbasierten Natur- und Technikwissenschaften und der vorgeblich eher deutungsbasierten Geistes- und Kulturwissenschaften? Sind nicht alle, auch die natur- und technikwissenschaftlichen Methoden gleichermaßen kulturell vorgeprägt und interessegeleitet, zudem gleichermaßen von Fakes, Fälschungen und Plagiaten bedroht? Wie riskant Trennungen von Fakten und Werten, technischen Möglichkeiten und ethischen Regeln sind, zeigen fast alle Themen der Umwelt- und Lebenswissenschaften. „Die Arbeitsteilungen der modernen Gesellschaft, einschließlich der Wissenschaften, stehen selbst auf dem Prüfstand. Wenn globale und lokale Wirkungen nicht mehr unterscheidbar sind, wenn Fakten und Werte nicht trennbar sind, wenn die Unterscheidung in Natur und Kultur misslingt, dann verlieren tradierte wissenschaftliche Modelle und Begriffe [...] ihre Überzeugungskraft.“[26]
Kulturelle Technikfolgenabschätzung ist das eine, Transparenz und Verständigung über die kulturellen und ethischen Technikvoraussetzungen das andere. Exakte Wissenschaften und die Verständigungen der Wissenschaften untereinander benötigen disziplinär und interdisziplinär leistungsfähige, verlässliche Informationsinfrastrukturen, die in Zusammenarbeit mit der Forschung entstehen müssen.
7 Forschungsbibliothek und Universität
Mein Wechsel von Wolfenbüttel nach Dresden war ein Weg von einem Forschungsbibliothekscampus hin zu einem Universitätscampus mit einer Forschungsbibliothek. Den Studien des Zürcher und Wolfenbüttelers Barockforschers Martin Bircher zur ersten deutschen Sprach- und Literaturakademie, der 1617 gegründeten Fruchtbringenden Gesellschaft, verdankte ich erste Reisen in die kulturellen Zentren Dresden, Halle und Weimar, in die mir unbekannte DDR. Bei einem Abstecher zur Burg Falkenstein im Harz, auf der Eike von Repgow den Sachsenspiegel, eine Hauptquelle des europäischen Rechts niederschrieb, wurde in mein Auto eingebrochen und alles ausgeräumt. Nach langen Vernehmungen in Halle blieben Birchers und Bürgers Habseligkeiten und Arbeitsunterlagen verschwunden, aber mein im Auto zurückgelassener Reisepass wurde mir mit einer Belehrung über meinen Verstoß gegen das Recht der DDR zurückgegeben, so dass wir schließlich über Marienborn ausreisen konnten. Demnach hatte die Stasi also selbst an der historischen Quelle des Rechts nach dem Rechten geschaut ...
Zuvor hatten wir die Landesbibliotheken in Halle und in Dresden besucht, letztere war seit 1945 bis zum Umzug in den Neubau der SLUB 2002 in einer Kaserne auf der Marienallee im Norden der Stadt untergebracht und damals noch umgeben von russischen Soldaten. Im Jahr 1981 bauten wir dann in Weimar eine Zürcher Ausstellung über den Schriftsteller, Künstler und Verleger Salomon Gessner auf, die ein Jahr später noch einmal in der neuen Staatsbibliothek in Westberlin gezeigt wurde. Nach der Berliner Ausstellungseröffnung führte der Handschriftendirektor Tilo Brandis den Schweizer Botschafter durch den Scharoun-Bau, bis dieser plötzlich stehen blieb und fragte: „Und wenn die Wiedervereinigung kommt, dann steht dieser Bau doch mitten im Weg, oder?“ So frei konnte damals wohl nur ein Schweizer denken.
Als 1997 die Stelle des stellvertretenden Bibliotheksdirektors in Dresden ausgeschrieben war, lag es nahe, nach so langer Zeit einmal einen Sprung zu tun. Zudem: War der Sammler Herzog August von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579–1666) nicht der Patensohn des Kurfürsten August von Sachsen (1526–1586), der bereits 1556 seine Bibliothek und die Kunstsammlungen begründet hatte? Und war nicht Friedrich Adolf Ebert, Verfasser des Buchs über Die Bildung des Bibliothekars, 1825 von Wolfenbüttel nach Dresden gewechselt? Und war es nicht schmeichelhaft, den Weg Erhart Kästners von Dresden nach Wolfenbüttel, wo er die Herzog August Bibliothek von 1950 bis 1968 zu neuem Leben erweckte, in umgekehrte Richtung zu gehen?
Mein früherer Chef Paul Raabe war gegen die Integration von Landes- und Universitätsbibliothek in Dresden, er setzte sich mit den Kulturautoritäten in Dresden für eine starke Landesbibliothek im Erlweinspeicher direkt neben dem Landtag ein. Vielleicht war mein Vorstellungsbesuch bei Staatsminister Hans Joachim Meyer im Wissenschaftsministerium deshalb unterkühlt, weil er einem Raabe-Schüler nicht ganz traute, die Integration vorbehaltlos zu unterstützen? Die Integration selbst samt Neubau haben zunächst Günter Gattermann 1995/96 und dann der aus Chemnitz gebürtige Stuttgarter Jürgen Hering von 1997 bis 2003 denkbar professionell umgesetzt. Meine Freundschaft zu Paul Raabe hatte übrigens nicht gelitten, auch dann nicht, als ich mich für die verstärkte Bestandsdigitalisierung einsetzte. Er war besorgt und warnte mich: „Sie graben der Bibliothek das Wasser ab!“ Gleichzeitig freute er sich über jeden Fortschritt, der die Nutzung erleichterte.
Die Kulturrepräsentanten in Dresden beobachteten den zwischen 1998 und 2002 entstehenden Neubau genau und fassten langsam Zutrauen, dass mit der Fusion die traditionsreiche Landesbibliothek nicht im Schatten der Universitätsbibliothek verkümmern würde. Auch eine Ausstellung trug zur Verständigung bei. Martin Bircher war inzwischen Direktor der Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf, deren spektakuläre Sammlung von Unikaten der Weltliteratur die Schweiz laut Stiftungssatzung nicht verlassen durfte. Als der Architekt Mario Botta die Bibliothek am Genfer See modernisierte, wurden zwei Ausnahme-Ausstellungen im Ausland zugelassen, im New Yorker Grolier Club und im Dresdner Schloss, also an dem Ort, an dem Kurfürst August seine Renaissancesammlung begründet hatte. Die Ausstellung war – wie im Folgejahr dann auch eine Gastausstellung aus Heidelberg – nicht nur eine Reverenz vor der Dresdner Tradition, sondern auch eine Beglaubigung, dass die Erschließung und Präsentation der kulturellen Überlieferung in Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken verstärkt werden sollte.
Den Erfolg des Dresdner Bibliotheksmodells hatte die Universität ermöglicht, indem sie der direkten Unterstellung der Bibliothek unter das Ministerium zustimmte. Im Gegenzug wurde der große Neubau auf dem Campus errichtet. Nach 16 Jahren seit der offiziellen Eröffnung 2003 und deutlich mehr als 20 Mio. Besuchern ist die Zentralbibliothek Opfer ihres Erfolgs und muss bereits saniert werden. Die Mitarbeiter beider Bibliotheken samt Deutscher Fotothek und Mediathek sind längst in Teams zusammengewachsen. Michael Golsch und Achim Bonte haben den erreichten Stand der SLUB maßgeblich geprägt, Michael Golsch u. a. durch die Ablösung der Kameralistik durch eine flexiblere Budgetierung als Staatsbetrieb oder die Einführung des Dresdner Erwerbungsmodells und Achim Bonte seit 2006 u. a. durch die Struktur- und Entwicklungsplanung für die wissenschaftlichen Bibliotheken in Sachsen und die Einführung einer in den Bibliotheken landesweit einheitlichen Digitalisierungsinfrastruktur.
Die Universität hat mit der Entlassung der Universitätsbibliothek in die Autonomie eine integrierte, leistungsstärkere Bibliothek zurückbekommen. Der Kanzler und der Prorektor Forschung sind im Verwaltungsrat der SLUB vertreten. Die Technische Universität ist eine Volluniversität mit 18 Fakultäten in fünf Bereichen und zählt einschl. der rd. 6.300 Doktoranden etwa 37 000 Studierende. Sie bilden die größte Nutzergruppe unter den rd. rund 70 000 Nutzern der SLUB. Das Zukunftskonzept der Universität ist kurz und bündig „TUD 2028 – Synergy and beyond“ überschrieben und setzt wie bereits der Erstantrag in der Förderlinie der Exzellenzuniversitäten auf das DRESDEN-concept, auf eine eng verzahnte Zusammenarbeit mit den außeruniversitären Forschungs-, Gedächtnis- und Infrastruktureinrichtungen, darunter die SLUB. Die TUD liegt bei den Patentanmeldungen und -erteilungen sowie bei den Drittmittelerlösen im Vergleich der Exzellenzuniversitäten vorn, bei der Publikationsleistung im ersten Drittel. Auch die SLUB konnte sich nach der politischen Wende und der Integration zu einer der starken wissenschaftlichen Bibliotheken vorarbeiten und behauptet bei einigen der Kennzahlen einen Spitzenplatz.
Das Konzept der synergetischen Universität ist für Informationsinfrastrukturen wie geschaffen. Synergie bedeutet freilich nicht, dass Verantwortung nur verschoben und Ressourcen nur wegrationalisiert, sondern arbeitsteilige Formen der Kooperation leistungsstarker Partner organisiert werden. Entlastungseffekte auf der einen Seite sollen die Wahrnehmung neuer Aufgaben auf der anderen Seite ermöglichen. Während die TU Dresden im Rahmen der Exzellenzbewerbung und der Hochschulentwicklungsplanung 2025 vom Stellenabbau verschont blieb und die sächsischen Hochschulen sogar Stellensicherheit bis 2025 erreicht haben, musste die SLUB zwischen 2003 und 2018 ein Drittel ihrer Stellen abbauen. War nach der Fusion die Reduzierung der zu hohen Beschäftigtenzahl möglich und notwendig, so brachten die hinzukommenden Einstellungssperren und die Abwanderung aufgrund des geringeren Lohnniveaus in Ostdeutschland ernste Probleme. Ohne die Flexibilisierung des Haushalts und die Gewinnung umfangreicher nationaler und europäischer Drittmittelprojekte wäre die SLUB, verschärft durch die hohe Altersstruktur der Belegschaft, in die Entwicklungs- und Erneuerungsunfähigkeit abgerutscht. Es bedurfte tatsächlich einer Regierungskrise im Freistaat Sachsen, ausgelöst durch den vorhersehbaren Lehrer- und Polizistenmangel, um eine Wende in der Personalpolitik für den Doppelhaushalt 2019/20 zu erreichen.
Die deutlichen Vorteile der Autonomie der SLUB wurden also durch die Abkopplung der Bibliothek von der Hochschulplanung zum Teil konterkariert. Die SLUB hat zwar 2016 das Kapitel über Wissenschaftliche Informationsinfrastrukturen für die Hochschulentwicklungsplanung 2025 geschrieben, konnte von der erfolgreichen Hochschulstrategie und der damit verbundenen Planungssicherheit bis 2025 jedoch nicht profitieren. Die Schlussfolgerung kann nur lauten, dass trotz guten Willens und vieler Anstrengungen auf allen Seiten die Rolle der Informationsinfrastrukturen und der Beitrag der Bibliothek unterschätzt wird.
Eine Forschungsbibliothek, die sich nicht nur als eine ihre eigenen Sammlungen erforschende Spezialbibliothek versteht, stimuliert die Forschungen der Universität, unterstützt die Arbeits- und Publikationsprozesse in allen Arbeitsphasen in Studium und Wissenschaft und sichert als Informationsinfrastruktur die Nachhaltigkeit der Ergebnisse. In der SLUB Dresden gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Kooperationen innerhalb und außerhalb von DRESDEN-concept, von regelmäßigen gemeinsamen Summer Schools mit Universität und Museen über strukturbildende Editionsprojekte zusammen mit anderen Universitäten wie die „Digitale Edition der Korrespondenz A.W. Schlegels“[27] oder, um zwei weitere erfolgreiche infrastrukturbildende Beispiele zu nennen, die von Jens Bove geleitete Bilddatenbank der Deutschen Fotothek der SLUB mit über 70 Partnereinrichtungen[28] oder die von Achim Bonte getriebene und von 39 Partnereinrichtungen in Kitodo e.V. unterstützte kooperative Softwareentwicklung für quelloffene Digitalisierungsworkflows.[29]
In Informationsinfrastruktur-Kooperationen muss viel Vertrauen und Zeit, Vorleistung und Geld investiert werden, das zeigen erfolgreiche Kooperationen von den TU9[30] bis zur Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten,[31] um nur zwei nationale Kooperationsformen herauszugreifen. Die Allianz ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie sich Kooperationen mit veränderten Ansprüchen und Situationen dynamisch entwickeln. Sie wurde 2001 auf Initiative der Bayerischen Staatsbibliothek vor allem zur Koordinierung der Massenentsäuerung in Archiven und Bibliotheken gegründet. Nach der Flutkatastrophe entlang der Elbe 2002, dem Bibliotheksbrand in Weimar 2004 und dem Einsturz der Kölner Stadtarchivs 2009 organisierte die Allianz Nationale Aktionstage, gründete bundesweit Notfallverbünde und übergab dem Bundespräsidenten die „Denkschrift Zukunft bewahren“, in deren Folge Bund und Länder 2011 die Koordinierungsstelle zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)[32] an der Staatsbibliothek zu Berlin errichteten. Auf der Grundlage detaillierter Erhebungen konnte die KEK im Jahre 2015 „Bundesweite Handlungsempfehlungen zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken in Deutschland“[33] veröffentlichen. Auch wenn die Finanzierung der vorgeschlagenen Maßnahmen durch Bund und Länder noch weit unter den berechneten Bedarfen liegt, so sind doch schon vielversprechende und strukturbildende Zwischenerfolge erreicht worden. Auch zeigt sich, dass die nächsten Ziele eine Neuorganisation der Allianz erfordern, worüber sich aktuell die Mitglieder untereinander und mit den Vertretern von Bund und Ländern sowie mit der ebenfalls sehr engagierten Kulturstiftung der Länder verständigen.
Ein notwendiges Ziel der künftigen Allianz sollte eine Vernetzung der vielen einschlägigen Bestandsdatenbanken sein. Diese muss ein koordiniertes und transparentes Bestandsmanagement (collection management) der Bibliotheken unterstützen, also die Koordinierung der Bewahrung von Originalen und Sammlungen mit Objekt- und Provenienz-Nachweisen, zudem die Steuerung der weiteren Bestandsdigitalisierung wie auch der Aussonderung des Entbehrlichen.[34] Gleichzeitig sollte sie den Erwartungen der Wissenschaft und aller weiteren Nutzergruppen an eine nochmals verbesserte Zugänglichkeit und an interaktive Mitwirkungsmöglichkeiten zur Datenergänzung genügen.
Übersichten über die vielen Kooperationen deutscher wissenschaftlicher Bibliotheken wären zweifellos sehr hilfreich. Sie könnten dazu beitragen, die Ziele und Formen dieser Kooperationen zu systematisieren und die Transparenz und Entwicklung zukunftsfähiger Informationsinfrastrukturen zu erhöhen.[35] Stärken und Schwächen, Defizite und Hemmnisse müssten benannt, idealerweise in einer Studie zum Gesamtsystem – nach bald 40 Jahren seit Fabians Untersuchung – neu analysiert und zusammengefasst werden.
Vertrauen, Zeit und Geld muss aber auch investiert werden in die Zusammenarbeit von Universitäten und Bibliotheken – woher sonst sollen die dringend benötigten Kompetenzen und Fachkräfte für die Bibliotheken herkommen, um an ambitionierten Informationsinfrastrukturen mitzuwirken? Die Kooperationen mit Rechenzentren und Sonderforschungsbereichen gehören ebenso dazu wie Lehrbeteiligungen oder Ausstellungen und Werkstattprojekte mit Studierenden, die Neugierde wecken, Medien- und Bibliothekskompetenzen durch Learning by doing fördern.
8 Neue Kompetenzen und Positionierungen
Learning by doing war immer ein probater Beitrag zur Bibliotheksausbildung. Die frühesten Bibliotheksleiter bis ins 19. Jahrhundert waren Prinzenerzieher, Theologen und Schriftsteller, dann auch Diplomaten und Hofräte. Sie alle leiteten die ihnen anvertrauten Bibliotheken im Nebenamt.[36] Zu den prominentesten Hofräten zählten Leibniz und Goethe, zu den bekannten Schriftstellern Autoren von der Barockzeit über Lessing bis hin zu Erhart Kästner. Die Professorenbibliothekare des 19. Jahrhunderts waren meist produktive Fachwissenschaftler, denen die Bibliotheksarbeit im Nebenamt jedoch mit der Zunahme an Bestand und Nutzern über den Kopf wuchs. So folgten schließlich hauptberufliche wissenschaftliche Bibliothekare und seit den 1980er-Jahren zunehmend Bibliothekarinnen in Leitungspositionen, die ihr Fachstudium in der Regel mit dem Staatsexamen oder dem Magister abschlossen und dann eine Zusatzausbildung zum höheren Bibliotheksdienst absolvierten. Inzwischen werden die großen Zentralen Fachbibliotheken für Wirtschaft und Technik (und hoffentlich bald auch wieder die für Medizin) als Leibniz-Institute von Informatikprofessoren geleitet und damit Forschung und Bibliothek erneut in Personalunion verbunden. Forschung und Infrastruktur, Methoden, Techniken und Services sollen wechselseitig und aus einem Guss entwickelt werden, Lehrstuhl, Rechenzentrum und Bibliothek im Team zusammenarbeiten.
An anderen Orten gibt es weitere Modelle forschungsbasierter Technologieentwicklung, etwa in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Bibliotheken oder eben durch Kooperationen zwischen Bibliotheken, Rechenzentren sowie Informatik- und Digital-Humanities-Fakultäten u. a. Im Zuge der Weiterentwicklungen der Fachinformationsdienste und der geplanten Konsortialbildungen für eine wissenschaftsgeleitete Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) werden die Modelle der Zusammenarbeit zwischen Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen sowohl gestärkt als auch ausdifferenziert werden. Nicht alle Bibliotheken wollen Entwickler sein oder können dauerhaft Dienste für Dritte, wie etwa Langzeitarchivierungssysteme, vorhalten. Gerade deshalb ist es sinnvoll, zwischen Entwickler- und Mandantenbibliotheken zu unterscheiden, wobei die Entwicklerbibliotheken, soweit noch nicht geschehen, sich auf arbeitsteilige Verfahren verständigen müssen. In einem Impulspapier zur „Stärkung des Systems der wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland“, herausgegeben vom Ausschuss Wissenschaftlicher Bibliotheken und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (AWBI) im Mai 2018, wird die Situation thesenförmig so beschrieben: „Unterschiede im Leistungsspektrum des Bibliothekssystems treten im digitalen Zeitalter nicht vornehmlich an der Bestandsqualität zutage, sondern in der Ausdifferenzierung von Entwicklern und Mandanten, d. h. reinen Anwendern, bibliotheksspezifischer IT-Dienstleistungen. Diese systemerhaltenden Leistungen werden von infrastrukturell agierenden (Entwickler-)Bibliotheken getragen, deren Innovationen durch Projektmittel erzeugt, die aber nicht nachhaltig gesichert werden können.“[37]
Da bereits im Jahr 2017 laut VDI-Angaben 55 000 IT-Fachkräfte allein in Deutschland fehlten[38] (demnach fehlen in Europa inzwischen mehr als 500 000!), kommt es jetzt darauf an, sowohl deutlich mehr IT-Grundkompetenzen in Schulen und Hochschulen zu vermitteln als auch in Größenordnungen entsprechende Studiengänge und Weiterbildungsprogramme zu organisieren und zu finanzieren. Nachdem der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII)[39] mit seinen 24 Mitgliedern aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Infrastruktureinrichtungen in vergleichsweise kurzer Zeit die Idee einer NFDI bis zur politischen Umsetzung mit zusätzlichen Mitteln vorantreiben konnte, wird er deren Aufbau, den nun die DFG steuern wird, weiter begleiten und sich zudem mit weiteren drängenden Fragen der Infrastruktur- und Kompetenzen-Bildung befassen. Dies geschieht in Abstimmung mit der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK), die den Rat einsetzt und kontrolliert, und weiteren Gremien und Akteuren wie dem Wissenschaftsrat, der DFG oder der Hochschulrektorenkonferenz.
Deshalb ist es notwendig, dass sich die wissenschaftlichen Bibliotheken einschl. der Bibliotheksverbünde auch mit der dritten These des Impulspapiers des AWBI auseinandersetzen und im Ergebnis dazu deutlicher und besser positionieren: „Wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland müssen die Stärkung ihres Gesamtsystems zum Ziel ihres Handelns machen. Der Ausgleich von Stärken und Schwächen muss neu organisiert und nachhaltig finanziert werden. Projektförmige Investitionen in das Bibliothekssystem von drittmittelgebenden Institutionen müssen durch zusätzliche Instrumente und Formate flankiert und abgesichert werden.“[40]
9 Korrekturen am System und den Rahmenbedingungen
Obwohl viele Bibliotheken mit oft überfüllten Häusern und ungezählten Entwicklungsprojekten längst an der Grenze der seriösen Belastbarkeit angelangt sind, werden sie zusätzliche Zeit organisieren müssen, um sich im Rahmen zukunftsfähiger Informationsinfrastrukturen arbeitsteilig und kooperativ aufzustellen. Beim RfII wurde mir deutlich, dass die Mitglieder den Bibliotheken mit Sympathie und hohen Erwartungen an neue Dienstleistungen, aber nicht mit einem Bonus zur Lösung überkommener struktureller Probleme begegnen; ihnen wird, mit den Worten Dietrich Nelles, eines Vaters des RfII, keine „exklusive Rolle“ eingeräumt.[41] Diese erwarten die Bibliotheken auch nicht, wohl aber die Lösung einiger nur politisch zu bereinigender Blockaden. Erinnert sei an die viel zu lange politische Verschleppung einer zielführenden Finanzierung der Deutschen Digitalen Bibliothek. Gleichzeitig gab und gibt es die selbstverständliche politische Erwartung, dass die Bibliotheken zur „Verzahnung von Fachwissenschaften, von Informatik und Rechenzentren sowie der wissenschaftlichen Bibliotheken“[42] nicht nur aktiv beitragen, sondern so schnell wie möglich Verantwortung etwa für das Forschungsdatenmanagement oder die digitale Langzeitarchivierung übernehmen. Einige Bibliotheken tun dies schon lange, aber wenn den zum Teil vollmundigen, finanziell durchaus gut untersetzten digitalen Agenden von Bund und Ländern in wichtigen Einzelfällen ein verschleppendes Verwaltungshandeln folgt oder es eben Blockaden gibt, ist dies demotivierend und politisch durchaus brisant.
Infrastrukturleistungen der Bibliotheken werden von der Politik nolens volens zu wenig gewürdigt und gefördert, obwohl viele der aktuellen politischen Verwerfungen kulturell begründet sind und deshalb eigentlich nichts vordringlicher sein sollte, als die politische und kulturelle Selbstverständigung der Gesellschaft durch überzeugende Informations- und Selbstaufklärungsinstrumente zu unterstützen, wie es z. B. die Deutsche Digitale Bibliothek eines werden soll und muss. Wenn aber föderale Bremsmechanismen oder Partikularinteressen von Bibliotheken notwendige Strukturbildungen verhindern können, wie Klaus Ceynowa am Beispiel zweier gescheiterter Konsortialanträge zur Langzeitarchivierung zeigt,[43] Bibliotheken sich also im Wettbewerb um ein zukunftsfähiges Gesamtsystem aus Verlustängsten oder anderen Motiven teilweise gegenseitig behindern, dann müssen politische Korrekturen am Bibliothekssystem und an den politischen Rahmenbedingungen offen diskutiert und umgesetzt werden. Dazu ist das zitierte Impulspapier hilfreich, und RfII und DFG sollten gemeinsam zur Lösung identifizierter systemischer Infrastrukturprobleme beitragen.
Da die Prosperität aller Bereiche unserer Gesellschaft hochgradig vom Stand der Bildung abhängig ist, bleibt für alle Bibliotheken reichlich zu tun, auch für die, die künftig keinen Leistungskonsortien angehören und sich entsprechend anders profilieren. Selbst kleinste Gemeindebibliotheken bleiben im vernetzten digitalen Zeitalter unverzichtbar, wenn sie sich z. B. auf Leseförderung oder Gesprächsformate zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts erfolgreich konzentrieren.
Wird es nach dem Exzellenzwettbewerb der Hochschulen, der viel bewirkt hat, nun auch einen Exzellenzwettbewerb leistungsstarker Informationsinfrastrukturen geben? Mit der ersten Evaluierung der Fachinformationsdienste und den bevorstehenden Ausschreibungen zur NFDI ab 2019 sind wir bereits mitten im Wettbewerb der Kooperationen. Die Bibliotheken sind viel zu erfolgreich und wichtig, um nicht selbstbewusst daran teilzunehmen. Dass sie dies wollen, steht nicht in Frage. Um es zu können müssen ihnen m. E. verbesserte Bedingungen, z. B. Initiativbudgets, gewährt werden, wie sie für die Hochschulen inzwischen selbstverständlich sind. Im Berliner Regierungsviertel, so schien mir jüngst bei einem Abendspaziergang, leuchten die Gebäude der Unternehmensberatungen am hellsten. In vielen deutschen Städten sind es aber die Bibliotheken, die bis spät in die Nacht oder sogar bis zum Morgen leuchten. Sie müssen in die Lage versetzt werden, mit oder ohne Unternehmensberatungen deutlich mehr Zeit und Geld in Zukunftsplanungen und Kooperationskulturen zu investieren.
10 Rückblick, Ausblick
Eigentlich ist es schade, jetzt, wo es mit der Vernetzung des Wissens wirklich spannend wird, aus dem Dienst auszuscheiden. Andererseits muss ich demütig anerkennen, dass ich dank der vielen fortschrittlichen Entwicklungen die dafür notwendigen Voraussetzungen kaum mehr erfülle. So ist es vorangegangenen Generationen ergangen und wird es künftigen wohl auch ergehen. Tröstlich ist auch, dass die Bibliothek mit ihren vielen Diensten online auf dem heimischen Schreibtisch präsent, Citizen Science also möglich ist. Man muss nicht, wie der große Theodor Mommsen, für den Transport schwerer Folianten sich riesige Taschen in den Mantel nähen lassen, um diese dann mit der Straßenbahn nach Hause zu schleppen. Es besteht also kein Grund zum Pessimismus.
Man muss auch nicht so weit zurück bis in das Jahr 1903 zurückschauen, in dem die Berliner illustrierte Zeitung (deren Digitalisierung noch aussteht) das legendäre Foto vom Einstieg Mommsens in die neue „Elektrische“ abgebildet hat.[44] Es genügen Rückblicke auf die letzten 50 oder gar nur 20 Jahre, um zu sehen, wie atemberaubend die Entwicklungen sind. Ist also fortgesetzter Optimismus angesagt? Mit Beginn der Wissenschaften, so der Kulturhistoriker Kevin Kelly, ist es „mit jedem Jahr gelungen, ein kleines bisschen mehr aufzubauen, als zu zerstören. Doch diese wenigen Prozent positiver Differenz haben sich über die Jahrzehnte zu etwas zusammengefügt“, was man als zivilisatorischen Fortschritt bezeichnen könne. Der Fortschritt sei „ein sich selbst verhüllender Vorgang, den man nur in der Rückschau erkennt.“ Wenn also „Optimismus seine Wurzeln in der Geschichte hat“[45], dann ist es tatsächlich nützlich, auch einmal zurück zu schauen und aus der Entwicklung Zuversicht für die Zukunft zu schöpfen: Wer optimistisch bleiben will benötigt Bibliotheken. Und eine Idee der Bibliothek in der Zukunft.[46]
Die Bibliotheken wiederum benötigen politischen Rückenwind, um im kulturellen Wettstreit zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung, zwischen weltoffener Bildung und bildungsfeindlicher Abschottung auch künftig alle Wege zur Selbstaufklärung frei zu halten.
About the author

Generaldirektor SLUB Dresden 2003–2018, Hohe Str. 21a, D-01445 Radebeul
Literaturverzeichnis
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- Richard David Lankes: Erwarten Sie mehr! Verlangen Sie bessere Bibliotheken für eine komplexer gewordene Welt. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Hans-Christoph Hobohm. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Erdmute Lapp und Willi Bredemeier. Berlin: Simon Verlag für Bibliothekswesen, 2017. 175 Seiten, 19,50 €, ISBN 978-3-9456-10-32-9
- Wolfgang Schmitz: Grundriß der Inkunabelkunde. Das gedruckte Buch im Zeitalter des Medienwechsels. Stuttgart: Hiersemann 2018. X, 420 Seiten. Mit 58 einfarbigen und 16 farbigen Abbildungen. (Bibliothek des Buchwesens, Band 27) € 169,- ISBN 978-3-7772-1800-7
- Falk Eisermann, Jürgen Geiß-Wunderlich, Burkhard Kunkel, Christoph Mackert, Hartmut Möller (Texte), Volkmar Herre (Fotos): Stralsunder Bücherschätze. Hrsg. von der Hansestadt Stralsund. Wiesbaden: Harrassowitz, 2017. 144 S., 122 farbige Abb. ISBN 978-3-447-10834-8. € 39,80