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Qualitative Sekundäranalyse als Forschungsstrategie in der Arbeitsforschung

Methodische Reflexionen zur Nutzung und Kontextualisierung qualitativer Daten
  • Wolfgang Dunkel
Veröffentlicht/Copyright: 23. Mai 2025
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Arbeit
Aus der Zeitschrift Arbeit Band 34 Heft 1-2

Zusammenfassung

Der Beitrag befasst sich mit dem Potenzial, das qualitative Sekundäranalysen für die Arbeitsforschung aufweisen. Während sich die Debatte um diese Thematik bislang vor allem um Fragen der Aufbereitung, Archivierung und Bereitstellung von Datensätzen gedreht hat, richtet sich hier der Blick auf Fragen einer erfolgreichen Durchführung von Sekundäranalysen und damit zusammenhängende methodische Probleme. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Qualität von Datensätzen (hinsichtlich Relevanz und nutzbaren Gehalts für Zweitauswertungen) und die mit ihnen verbundenen Kontextualisierungsprobleme gerichtet. Diese Themen werden anhand eines umfangreichen und thematisch vielfältigen Datensatzes aus der Arbeitsforschung (Projekt „Alltägliche Lebensführung“) und unterschiedlicher Varianten seiner Zweitauswertung diskutiert.

Abstract

This article deals with the potential of qualitative secondary analyses for labour research. While the debate on this topic has so far mainly revolved around questions of the preparation, archiving and provision of data sets, the focus here is on the successful implementation of secondary analyses and the associated methodological problems. Particular attention is paid to the quality of data sets (in terms of relevance and usable content for secondary analyses) and the contextualisation problems associated with them. These issues are discussed on the basis of an extensive and thematically diverse data set from labour research (project ‘Everyday life’) and different variants of its secondary analysis.

1 Einleitung

In den zurückliegenden dreißig Jahren hat sich eine internationale Debatte darüber entwickelt, wie qualitative Datensätze archiviert und für Sekundäranalysen genutzt werden können. Diese Debatte hat auch die deutschsprachige Arbeitsforschung erreicht (Birke/Mayer-Ahuja 2017; Gebel u.a. 2017) und dort zu empirischen Ergebnissen geführt, die ohne sekundäranalytischen Rückgriff auf vorliegende Studien nicht zu erzielen gewesen wären (Bluhm 2019; Dunkel u.a. 2019; Gebel u.a. 2024). Des Weiteren sind in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte beim Aufbau von Datenarchiven erzielt worden, die für die Arbeitsforschung genutzt werden können. Zu nennen sind hier eLabour und Qualiservice, die jeweils als beim Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) akkreditierte Forschungsdatenzentren speziell für die Arbeits- und Industriesoziologie (eLabour) wie auch thematisch breiter für die Sozialwissenschaften (Qualiservice) qualitative Datensätze für die Zweitnutzung bereitstellen.[1]

Was sind aber nun die Spezifika einer qualitativen Sekundäranalyse? Irena Medjedović geht in ihrer grundlegenden methodischen Abhandlung zur qualitativen Sekundäranalyse von folgender allgemeinen Definition der Sekundäranalyse aus:

„Secondary analysis is a research strategy which makes use of pre-existing quantitative data or pre-existing qualitative research data for the purposes of investigating new questions or verifying previous studies.“

Heaton 2004, 16, zit. nach Medjedović 2014, 19

Bei der Sekundäranalyse handelt es sich nach Medjedović nicht um eine bestimmte Methode, sondern um eine Forschungsstrategie. Für diese sei charakteristisch, dass nicht – wie bei einer Metaanalyse – auf vorliegende Forschungsergebnisse zurückgegriffen wird, sondern auf Originaldaten. Für den Bereich der qualitativen Sekundäranalyse sind hier Interviewtranskripte, Beobachtungsprotokolle u.Ä. charakteristisch – nicht hingegen Audio- oder Videoaufzeichnungen natürlicher Daten als Resultate non-reaktiver Verfahren. Für diese gebe es andere Verfahren wie die Dokumentenanalyse oder die Konversationsanalyse. Es gehe also immer um Daten, die im Erhebungsprozess mit Beteiligung von Forscher:innen entstanden sind. Dies umfasse nicht nur fremde Daten, sondern auch Daten, die von den Sekundärforscher:innen selbst (allerdings unter einer anderen Forschungsfrage) erhoben worden sind (Medjedović 2014, 20 ff.).

Die folgenden Ausführungen folgen dieser Definition von qualitativer Sekundäranalyse als einer Strategie, existierende qualitative Datensätze für die Beantwortung von Forschungsfragen heranzuziehen, die sich nicht mehr im Rahmen der Primärstudien bewegen.[2] Sie sind zu verstehen als ein Beitrag zur den Debatten, die sich seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zunächst im angloamerikanischen Raum (Hammersley 1997; Thompson 2000; Fielding 2004; Heaton 2004; Corti 2011) und später dann im deutschsprachigen Raum (Medjedović/Witzel 2010; Medjedović 2014) damit befasst haben, inwieweit und unter welchen Umständen qualitative Sekundäranalysen durchführbar und für die Forschung mit Gewinn einsetzbar sind. Dabei werden zwei Aspekte aufgegriffen, die im Zentrum dieser Debatten standen: Der erste Aspekt ist der der Kontextgebundenheit qualitativer Forschung. Dabei wird für das Kernproblem bei der Nutzung von Daten, die man nicht selbst erhoben hat, gerne auf die griffige Formulierung des „not having been there“ (Heaton 2004, 60) rekurriert. Denn nicht selbst dabei gewesen zu sein bringt zunächst einmal erhebliche Informationsdefizite mit sich, die dazu führen könnten, dass man die vorliegenden Daten nicht hinreichend versteht. Und es gehört ja durchaus zum Selbstverständnis qualitativer Forschung – gerade auch in der Arbeits- und Industriesoziologie –, dass man vor Ort sein sollte, die Gesamtheit der damit verbundenen Eindrücke mitnehmen kann, Interviews und Gruppendiskussionen in direktem Kontakt mit den Gesprächspartner:innen durchführen kann usw. Vor diesem Hintergrund gibt es mannigfaltige Überlegungen dazu, wie man das Informationsdefizit, vor dem Sekundärforscher:innen als diejenigen stehen, die nicht dabei gewesen sind, verkleinern könnte. Der zweite Aspekt ist der des Datafit, also der Passung des vorliegenden Datenmaterials für die Beantwortung von Forschungsfragen der Sekundäranalyse. Hier geht es im Kern darum, dass die Primärdaten ursprünglich erhoben worden sind, um andere Forschungsfragen als die der Sekundäranalyse zu beantworten. Die Problematik besteht hier darin, welche Merkmale Datensätze aufweisen müssen, damit sie sich gleichwohl gut für Sekundäranalysen eignen.[3]

Die Aspekte von Kontextualität und Datafit werden im Folgenden anhand unterschiedlich angelegter Sekundäranalysen zu einem Datensatz aus der Arbeitssoziologie behandelt, dem Projekt zur Alltäglichen Lebensführung (Projektgruppe „Alltägliche Lebensführung“ 1995). Der Datensatz zur Alltäglichen Lebensführung ist hierfür aus mehreren Gründen ausgewählt worden.

Er hat sich zum ersten bereits mehrfach für Sekundäranalysen bewährt: zuerst in den Arbeiten der an der Universität Bremen angesiedelten Forschungsgruppe um Thomas Kühn und Sabine Beckmann (Beckmann u.a. 2020; mehrere Beiträge dieser Forschungsgruppe in Richter/Mojescik 2021), die diesen Datensatz bereits ab 2011 sekundär ausgewertet hat, und aktuell im Rahmen mehrerer Projekte, in denen der Datensatz über das Forschungsdatenzentrum eLabour für Zweitnutzungen zur Verfügung gestellt wird (ein Beispiel hierfür: Classow/Birke 2025).

Zum zweiten ist der Autor mit dem Datensatz in mehrfacher Hinsicht vertraut: als Forscher, der an den Primärerhebungen beteiligt war, als Datengeber, der den Datensatz für Zweitauswertungen aufbereitet und im Rahmen des Forschungsdatenzentrums eLabour archiviert hat, sowie als Datennutzer, der Sekundäranalysen mit dem Datensatz durchgeführt hat.

Und zum dritten weist der Datensatz Merkmale auf, die ihn als besonders geeignet für Sekundäranalysen erscheinen lassen und die im Folgenden unter den Perspektiven von Datenqualität und Kontextualität diskutiert werden. Einschränkend muss man allerdings auch festhalten, dass es sich beim Projekt zur Alltäglichen Lebensführung nicht um eine Fallstudie handelt, die als für die Arbeits- und Industriesoziologie typische Forschungsstrategie gilt (Pongratz/Trinczek 2010) und damit auch für eine Vielzahl bislang durchgeführter (und damit auch für Sekundäranalysen relevanter) Forschungsprojekte kennzeichnend ist.

Die Sekundäranalysen zum Datensatz „Alltägliche Lebensführung“, die im Folgenden behandelt werden, bestehen aus der Dissertation eines Zeithistorikers (Villinger 2022) und zwei Publikationen von Margit Weihrich und Wolfgang Dunkel, in die sekundäranalytische Rückgriffe auf den Datensatz eingegangen sind (Dunkel/Weihrich 2021, 2024). Der vorliegende Beitrag beruht somit also zum einen auf einer Literaturstudie, zum anderen auf selbst durchgeführten Sekundäranalysen mit der Besonderheit, dass dabei Primärdaten genutzt werden, an deren Erhebung der Autor selbst beteiligt war. Auf diese Weise wird eine gewisse Bandbreite unterschiedlicher Formen der qualitativen Sekundäranalyse und damit auch unterschiedlicher Vorgehensweisen bei der Kontextualisierung und der Herstellung von Datafit beschrieben.

In Abschnitt 2 werden zunächst die methodischen Probleme, mit denen sich der Artikel befasst, näher bestimmt. In Abschnitt 3 wird der Datensatz zur Alltäglichen Lebensführung vorgestellt. Daran schließen sich methodische Rekonstruktionen unterschiedlich angelegter Zweitauswertungen dieses Materials an: die Dissertation eines Zeithistorikers (Abschnitt 4) und zwei arbeitssoziologisch angelegte Sekundäranalysen, an denen der Autor beteiligt war (Abschnitt 5). Im Abschnitt 6 wird ein Fazit gezogen.

2 Die methodischen Herausforderungen der Kontextualisierung und des Datafit

Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich auf die beiden Problemkreise, die aufgrund der Literaturlage und auch nach Ansicht des Autors entscheidend dafür sind, ob eine Zweitnutzung vorliegender qualitativer Daten gelingen kann: zum einen auf das Problem, die Daten angemessen verstehen zu können, wenn man sie nicht selbst erhoben hat und deshalb auch nicht selbst „dabei gewesen“ ist (Kontextualisierung). Und zum anderen auf das Problem, dass die Daten zur Beantwortung von Forschungsfragen erhoben worden sind, die nicht die Forschungsfragen der Zweitnutzung darstellen – und damit die Frage danach, wie gut die verfügbaren Datensätze zu den neu gestellten Forschungsfragen passen (Datafit).

Der Problemkreis der Kontextualisierung spielt eine zentrale Rolle für die Einwände, die seit Beginn der Debatte gegenüber der Zweitauswertung qualitativer Studien ins Feld geführt worden sind (vgl. Hammersley 2010, der die Debatte um das Kontextualisierungsproblem zusammenfasst). Vorbehalte solcher Art finden sich auch noch in jüngeren methodologischen Beiträgen. So wird die Sekundäranalyse in einem Artikel, in dem spezifische Gütekriterien für qualitative Forschung vorgeschlagen und diskutiert werden (Strübing u.a. 2018), nur einmal erwähnt, und zwar dahingehend, dass sie defizitär sei: Sie entbehre der Möglichkeit des unmittelbaren Kontakts zwischen Feld und Forscher:in und einer daraus erwachsenden Vertrautheit mit dem Forschungsgegenstand, die für qualitative Methoden konstitutiv seien.

Solchen grundsätzlichen Einwänden stehen allerdings gut ausgearbeitete Vorschläge entgegen, wie Kontextwissen zu den Forschungsdaten auch dann zugänglich gemacht werden kann, wenn man als Forscher:in nicht dabei gewesen ist. Dabei wird zwischen mehreren Ebenen von Kontextualität und damit verbundenen Ansätzen der Herstellung von Kontextualität unterschieden (nach Medjedović 2014, 145 ff.).

Auf der ersten Ebene der erhobenen Daten selbst bieten qualitative Auswertungsverfahren wie etwa sequenzanalytische Vorgehensweisen die Möglichkeit, die Sinnzusammenhänge, die im Material selbst stecken, zu erschließen. Voraussetzung hierfür sind möglichst detaillierte, vollständige und präzise Transkriptionen der Interviews bzw. Beobachtungsprotokolle.

Die zweite Ebene betrifft das Setting, die raumzeitliche Verortung der Erhebungssituation. Um das Setting erschließen zu können, sind Dokumentationen nötig, die über das Primärmaterial hinausgehen – etwa Postscripta, Feldnotizen, Projektpublikationen. Ob Zweitnutzer:innen solche Informationsquellen nutzen können, hängt davon ab, ob diese in der Primärforschung entstanden sind und für die Zweitnutzung zur Verfügung gestellt werden.

Eine dritte Ebene stellen institutionelle, kulturelle, politische, historische Kontexte dar, innerhalb derer die Daten erhoben worden sind. Die zeithistorische Sekundäranalyse von Clemens Villinger, die unten ausführlich vorgestellt wird, ist ein Beispiel dafür, wie ein solcher Kontext, für den vorliegende zeithistorische Dokumente und einschlägige wissenschaftliche Publikationen genutzt worden sind, im Rahmen der Zweitnutzung rekonstruiert werden kann.

Als vierte Ebene führt Medjedović schließlich das Forschungsprojekt an, aus dem der Datensatz hervorgegangen ist: Über die Nutzung von Studienbeschreibungen hinaus können hier Zweitnutzer:innen unter Umständen auch darüber Informationen über die Forschungsinteressen der Primärforscher:innen gewinnen, dass sie mit diesen Gespräche führen (sogenannte Erzeugerinterviews).

Gebel, Rosenbohm und Hense (2017, 24) erweitern das Tableau dieser Ebenen durch den gerade für die Arbeitsforschung wichtigen Aspekt, dass nicht nur der situative Kontext (nach Medjedović das Setting) von Bedeutung ist, sondern auch der Organisationskontext. Dementsprechend sind auch Informationen etwa zur Branche oder zur Historie der Organisation für die Kontextualisierung von Bedeutung.

Bishop und Kuula-Luumi (2017, 9) relativieren die Problematik der Kontextualisierung durch eine möglichst umfangreiche Dokumentation dahingehend, dass der Kontextualisierungsaufwand, der betrieben werden muss, um zu gut begründeten und aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen, von Studie zu Studie variieren kann, also auch geringer gehalten werden kann, ohne dass die Forschungsergebnisse deshalb an Qualität verlieren würden. Die Autorinnen plädieren dafür, dass die Sekundäranalyse „a broad church“ (ebd., 10) sein sollte, in der viele unterschiedliche Ansätze Platz finden.

Und Moore (2006) geht hier noch einen Schritt weiter: Sie plädiert dafür, in der Debatte um Kontextualisierung über das – letztlich immer defizitäre – Kontextwissen zur Primärstudie hinauszugehen und Kontextualisierung als Prozess der Interpretation der Daten im Rahmen der Sekundäranalyse zu begreifen:

„Thus secondary analysis can be understood, not so much as the analysis of pre-existing data; rather as involving a process of re-contextualising, and re-constructing, data.“

Moore 2006, 28

Nun zum zweiten Problemkreis, dem Datafit – oder, wie Medjedović (2014, 165 ff.) dies nennt: dem „sekundäre(n) Analysepotenzial qualitativer Interviewdaten“. Hier geht es um die Frage, wie gut das vorgefundene Material für die Beantwortung von Forschungsfragen geeignet ist, für die es ursprünglich gar nicht erhoben worden ist.

Gebel (2022) befasst sich in der methodischen Reflexion einer von ihm durchgeführten Sekundäranalyse ausführlich mit dieser Frage. Ausgehend von der Feststellung, dass qualitative Daten aufgrund ihrer Komplexität generell offen für unterschiedliche Fragestellungen sein können, argumentiert er dafür, dass potenzielle Datensätze sehr genau dahingehend überprüft werden sollten, ob sie für jeweils spezifische sekundäranalytische Fragestellungen ergiebig zu sein versprechen. Prüfkriterien, die er dabei in Anschlag bringt (vgl. hierzu auch Medjedović 2014, 165 ff.), umfassen zum einen formale Aspekte wie den Umfang und die Verfügbarkeit des Materials, die Qualität der Transkription und der Projektdokumentation, zum anderen aber auch inhaltliche Aspekte, die sich vor allem darauf beziehen, inwieweit die Themen der Sekundäranalyse im Primärmaterial angesprochen werden. Darüber hinaus ist von Bedeutung, dass das Material eine passende Fallauswahl für die Sekundärstudie ermöglicht und die Erhebungsmethoden der Primärstudie zu den Anforderungen der Sekundäranalyse passen.

Im Folgenden sollen zwei Dimensionen des Datafit unterschieden werden: zum ersten die Relevanz des Datensatzes für die Forschungsfragen, die in der Sekundäranalyse beantwortet werden sollen. Entsprechen sie den Auswahlkriterien des Forschungsprojekts? Lässt sich anhand des Datensatzes ein aussagekräftiges Sample zusammenstellen? Zum zweiten der Gehalt des Datensatzes: Welche thematische Vielfalt und welche Tiefe weist der Datensatz auf? Prüfkriterium ist hier also nicht – wie in den bisherigen Ausführungen zur Kontextualisierung und zum Datafit vorherrschend – die Güte der Datenaufbereitung und der Datendokumentation, sondern es sind die Merkmale der Daten selbst. Auf einer allgemeinen Ebene, die noch nichts mit den spezifischen Fragestellungen einer Sekundäranalyse zu tun hat, könnte man sagen, es geht um den Grad der Offenheit der Daten. Prüfkriterium ist hier das eingesetzte Erhebungsinstrument: Narrative Interviews, problemzentrierte Interviews (Witzel 2000) oder erzählungsgenerierende Interviews (das Erhebungsinstrument der Studie zur Alltäglichen Lebensführung) haben gemeinsam, dass sie den Befragten in hohem Maße die Gelegenheit geben, im Unterschied zu thematisch eng gefassten Interviewformaten eigene Relevanzstrukturen einzubringen und diese ausführlich zu erläutern. Dies produziert einen Reichtum an empirischem Gehalt, der das Potenzial hat, für unterschiedliche Fragestellungen nutzbar zu sein. Auf einer projektspezifischen Ebene wird es wiederum darum gehen, dass das Datenmaterial solche Informationen bereithält, die für die jeweilige Fragestellung relevant sind – dass also etwa bestimmte Befragtengruppen in bestimmten historischen Kontexten zu Wort kommen.

Mit Bezug auf diesen Problemkreis von Relevanz und Gehalt qualitativer Datensätze stellte Sherif (2018) fest, dass bislang noch wenig dazu geforscht worden ist, wie „quality and sufficiency“ qualitativer Daten für die Sekundäranalyse evaluiert werden können. Auf der Grundlage einer Literaturanalyse von 40 Sekundäranalysen erstellte Sherif einen Kriterienkatalog, in dem mit den Kriterien von „fit and relevance“ der Aspekt der Relevanz, mit „background“ und „trustworthiness“ der Aspekt der Kontextualisierung und mit „dataset breadth and depth“ der Aspekt des Gehalts adressiert werden.

Vor diesem Hintergrund werden in den folgenden Ausführungen die Problemkreise der Kontextualisierung und des Datafit anhand vorliegender Sekundäranalysen beleuchtet. Die ausgewählten Analysen weisen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung der Problemkreise und ihrer methodischen Bewältigung auf. Sie beziehen sich aber durchgehend auf denselben qualitativen Datensatz, der im folgenden Abschnitt vorgestellt wird. Die Studien werden nicht nur methodisch reflektiert, sondern es werden auch exemplarisch Ergebnisse vorgestellt. Damit soll deutlich gemacht werden, in welcher Weise und inwieweit mit der Strategie der qualitativen Sekundäranalyse weiterführende wissenschaftliche Ergebnisse erzielt werden können.

3 Der qualitative Datensatz: Das Projekt zur Alltäglichen Lebensführung

Das Projekt zur Alltäglichen Lebensführung wurde in den Jahren 1987 bis 1996 an der LMU München (und 1992 bis 1994 in Kooperation mit der Universität Leipzig) im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 333 „Entwicklungsperspektiven von Arbeit“ durchgeführt. Dort wurde das Konzept der Alltäglichen Lebensführung entwickelt und empirisch in insgesamt 238 qualitativen Interviews (davon 84 Interviews in der Nachwendezeit in der Region Leipzig) umgesetzt. Dieses Projekt führte nicht nur selbst zu zahlreichen theoretischen und empirischen Ergebnissen (Voß 1991; Jurczyk/Rerrich 1993; Dunkel 1994; Projektgruppe „Alltägliche Lebensführung“ 1995; Behringer 1998; Weihrich 1998), sondern begründete ein soziologisches Forschungsprogramm, das seitdem von verschiedenen Autor:innen verfolgt wird (vgl. zusammenfassend Jurczyk u.a. 2016; Jochum u.a. 2020). In jüngerer Zeit dienen die Primärdaten als Material für Sekundäranalysen, die in ihrer Mehrzahl aus zeithistorischer Perspektive durchgeführt werden.

Für die Sekundäranalysen, die im Folgenden vorgestellt werden, wurden Interviews aus zwei Projektphasen verwendet. Die arbeitssoziologischen Analysen (Dunkel/Weihrich 2021, 2024) beziehen sich auf Interviews aus der ersten Projektphase (1987–1991; 143 Interviews, elf weitere Interviews wurden zu einem späteren Zeitpunkt in Westdeutschland erhoben). Dort stand die Fragestellung im Mittelpunkt, wie Menschen unterschiedliche Anforderungen aus dem Erwerbs- und Privatleben auf die Reihe bekommen. Um sozialstrukturelle Entwicklungstendenzen wie die Individualisierung als Freisetzung aus traditionellen Bindungen oder die Deregulierung von Arbeitszeiten und Beschäftigungsverhältnissen abzubilden, wurden mit Journalist:innen, Arbeitern, Verkäuferinnen, Industrieangestellten und Altenpfleger:innen Personengruppen befragt, deren Lebensführung in unterschiedlicher Weise von solchen Entwicklungstendenzen geprägt war (vgl. zu den Ergebnissen vor allem Projektgruppe „Alltägliche Lebensführung“ 1995).

Für die zeithistorische Sekundäranalyse (Villinger 2022) hingegen wurden Interviews aus der zweiten Projektphase (1991–1994; 84 Interviews) herangezogen. Um eine Vergleichbarkeit mit dem westdeutschen Sample herzustellen, wurden ähnliche Berufsgruppen in der Region Leipzig untersucht. Aufgrund der historischen Situation gewann jedoch gegenüber einem West-Ost-Vergleich das Thema, wie sich die Befragten in ihrer Lebensführung mit den fundamentalen Veränderungen der Wende- und der unmittelbaren Nachwendezeit arrangieren, eine stärkere Bedeutung. Insofern steht diese zweite Projektphase auch für die Transformationsforschung der 1990er Jahre (vgl. zu den Ergebnissen vor allem Weihrich 1998).

Die Interviews beider Projektphasen wurden in aller Regel im privaten Lebensraum der Befragten durchgeführt und wiesen meist eine Länge von zwei bis drei Stunden auf. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Befragten ausführlich darüber erzählen, wie sie ihren Alltag organisieren und dabei Erwerbsarbeit und Privatleben koordinieren. Dies wird ergänzt durch biografische Erzählungen. Ein gemeinsames Charakteristikum aller Interviews über die beiden Projektphasen hinweg besteht deshalb darin, dass eine Vielzahl von Themen – von der Erwerbsarbeit über das Familienleben bis hin zu biografischen Verläufen – im Zusammenhang zur Sprache kommen, die ansonsten in der Regel jeweils für sich – in der Arbeitsforschung, in der Familienforschung, in der Biografieforschung – untersucht werden. Damit bietet der Datensatz ein breites Spektrum potenzieller Anknüpfungspunkte für Sekundäranalysen. Zudem eröffnen sich aufgrund seiner zeitlichen Lokalisierung in Deutschland kurz vor und kurz nach der Wende historische Untersuchungsperspektiven.

Der Großteil dieses Datensatzes (107 vollständig transkribierte, anonymisierte und digitalisierte Interviews aus der ersten Projektphase; 59 vollständig transkribierte, anonymisierte und digitalisierte Interviews aus der zweiten Projektphase)[4] ist für das Forschungsdatenzentrum eLabour aufbereitet worden und steht für wissenschaftliche Zweitauswertungen zur Verfügung.[5]

4 Die zeithistorische Sekundäranalyse

Clemens Villinger hat in seiner Dissertation (Villinger 2022) aus einer alltagsgeschichtlichen Perspektive Konsumpraktiken in der Wendezeit (rund um 1989/90) in der DDR bzw. in Ostdeutschland untersucht. Dabei standen die Konsumfelder Ernährung und Wohnen im Mittelpunkt der Analyse. Mit der Auswertung von drei Datensätzen sozialwissenschaftlicher Forschungsprojekte (mit insgesamt etwa 150 Interviews), die damals durchgeführt worden waren, nutzt er für die Zeitgeschichte ungewöhnliches Quellenmaterial. Dabei verwendet er aus der Studie zur Alltäglichen Lebensführung die Interviews, die in den Jahren 1991 bis 1992 in der Region Leipzig erhoben worden sind.[6]

Da der Autor nicht selbst an den Erhebungen der Primärdaten beteiligt war und diese überdies aus den fachlichen Perspektiven anderer Disziplinen, wie der Arbeitsforschung, durchgeführt worden waren, sah er sich vor ein erhebliches Kontextualisierungsproblem gestellt. Um diesem zu begegnen, führte er ein aufwendiges mehrstufiges Verfahren durch, über das er für sich die Entstehungsbedingungen des Datenmaterials erschloss (Villinger 2022, 42 ff.). Dieses Verfahren ist, so der Autor, für die Geschichtswissenschaften neu, weil dort „kein etabliertes Vorgehen für die Zweitauswertung von qualitativen Forschungsdaten existiert“ (ebd., 45). Im ersten Schritt wurden Dokumente und Publikationen der Projekte gesichtet und „Erzeugerinterviews“ mit Primärforscher:innen durchgeführt, um auf diese Weise die „persönliche Forschungsmotivation“ kennenzulernen (ebd.). Im zweiten Schritt wurden „die Primärstudien in größere wissenschaftshistorische Kontexte eingeordnet“ (ebd.) – der Autor nennt die soziologische Transformationsforschung als ein Beispiel, das für seinen Forschungsgegenstand unmittelbar relevant ist. Im dritten Schritt wurden Leitfragen, Theorien und Methoden der Primärforscher:innen rekonstruiert, um auf diese Weise Sampling und Projektdurchführung der Primärstudie nachvollziehen zu können. Im vierten Schritt wurden die Erhebungen und Auswertungen des Interviewmaterials in den Primärstudien nachvollzogen.

Erst auf dieser aufwendig erstellten Informationsgrundlage ist der Autor dann in die Zweitauswertung eingestiegen. Er begründet sein Vorgehen folgendermaßen:

„Dieses aufwendige Verfahren war notwendig, um sowohl die zugrunde liegenden Produktionslogiken und Theoreme der Primärstudie zu erkennen als auch deren unreflektierte Reproduktion in der Zweitauswertung zu vermeiden.“

Villinger 2022, 46

Damit kommt neben der Erschließung der Entstehungsbedingungen der vorliegenden Daten ein zweites Ziel der Kontextualisierungsanstrengungen zum Vorschein: Der Autor möchte sichergehen, dass er mit seiner Zweitauswertung zu neuartigen Ergebnissen gelangt und nicht einfach das wiederholt, was bereits in der Primärstudie erarbeitet worden war.

Die Darstellung der empirischen Ergebnisse seiner Zweitauswertung ist dann durch eine anders gelagerte Form der Kontextualisierung gekennzeichnet, für die er aufgrund seiner Fachdisziplin prädestiniert ist: die historische Kontextualisierung der Ergebnisse, die die Auswertung der Interviews erbringt. Über den Einbezug weiterer Materialien können Interviewzitate mit historischen Daten anderer Art kombiniert werden. Dabei ist es entscheidend wichtig, dass der Autor weiß, in welcher Stadt die Studie durchgeführt wurde. Sie wird dann auch „Leipzig-Studie“ genannt. Denn so kann er in erheblichem Umfang Literatur einbeziehen, die sich speziell mit Leipzig in bestimmten historischen Phasen befasst. Durch ein solches detailliertes ortsbezogenes Wissen gewinnt die Studie an Tiefenschärfe. Die unterschiedlichen Datenformen kommentieren sich wechselseitig und ergänzen sich.

In Bezug auf die Qualität der Daten liegt nach Einschätzung des Autors …

„der besondere Wert dieser Quellen [also der sozialwissenschaftlichen Interviews] […] darin, dass sie Erkenntnisse über alltägliche Praktiken wie beispielsweise das Tauschen von schwer verfügbaren Produkten zulassen, die in den archivalischen Überlieferungen entweder gar nicht oder nur mittelbar dokumentiert sind. […] Zum anderen kann aufgezeigt werden, wie die Befragten ihren Konsumpraktiken rückwirkend Sinn zuschrieben und wie sich diese Sinnzuschreibungen während der Phase des Systemwechsels von 1989/90 und zu Beginn der 1990er-Jahre wandelten.“

Villinger 2022, 47

In der Interpretation der Interviewpassagen bewegt sich der Autor dann auch in Richtung sozialwissenschaftlicher Auswertung qualitativer Daten.

In Bezug auf das Kriterium der Relevanz führt Villinger folgende Gesichtspunkte an, die dafür sprechen, dass das Material für die Beantwortung der eigenen Forschungsfragen zu Ernährung und Wohnen in der Wendezeit geeignet ist. Zum einen sind die Primärstudien in dem Zeitraum durchgeführt worden, auf die sich das Forschungsinteresse des Zeithistorikers bezieht. Zum anderen sind in den drei Studien zwar andere Forschungsfragen verfolgt worden, die Studien haben aber einen qualitativen Forschungsansatz einer weitgehend offenen Gesprächsführung gemein, der den Befragten hinreichend Raum lässt, auch über die jeweiligen thematischen Schwerpunkte der Primärprojekte hinaus über ihr Leben zu berichten. Dies führt dazu, dass sich zahlreiche Erzählungen zu den Themen Ernährung und Wohnen finden, die Villinger für die Bearbeitung seiner Forschungsfragen heranziehen kann (Villinger 2022, 46 f.). Einen weiteren Vorteil der von ihm verwendeten Datensätze sieht der Autor darin, dass „die Interviews relativ nah am erlebten Geschehen geführt wurden“ (ebd., 47). Dies ermöglicht es ihm, einen relativ rasch verlaufenden historischen Wandel eng mitzuverfolgen.

Die Leipzig-Studie wird von Villinger in ausführlicher Weise (ebd., 331–473) für eine großstädtische Fallstudie (die beiden weiteren verwendeten Studien stehen zum einen für das Dorf, zum anderen für die Kleinstadt) verwendet, in der die Konsumfelder Ernährung und Wohnen sowie die Haltung der Befragten zur Wende behandelt werden. Der Gehalt des Materials erweist sich vor allem anhand der Ergebnisse, die der Autor in dieser Fallstudie erzielen kann.

Anhand eines Kapitels, in dem es um „Zeitregime und Konsumverhalten im Wandel (1980–1995)“ (ebd., 350 ff.) geht, lässt sich beispielhaft nachvollziehen, in welcher Weise der Autor seine unterschiedlichen Datenquellen aufeinander bezieht: Um die Veränderungen in der Leipziger Handelsgeografie abzubilden, werden Untersuchungen herangezogen, die Daten etwa zur Anzahl und zur Lage von Verkaufsstellen liefern. Dabei zeigt sich, dass eine kleinräumige, wohnortnahe Ladenstruktur nach dem Umbruch 1989/90 rasch abgelöst wurde durch Einkaufszentren, die vor allem an der städtischen Peripherie entstanden. Zugleich trat an die Stelle der notorischen Warenknappheit in der DDR ein Warenüberangebot. Wie sich solche Entwicklungen im Konsumverhalten der Leipziger:innen niedergeschlagen haben, lässt sich dann wiederum anhand der Interviewzitate aus der Leipzig-Studie zur Alltäglichen Lebensführung nachvollziehen. Hierzu ein Beispiel aus einem Interview mit einem Maschineneinrichter aus dem Jahr 1992:

„Na ja, das stimmt, das stimmt nu, der Zeitaufwand ist erheblich gesunken, ist erheblich gesunken, na ja, man ist zum Bäcker, man ist zum Fleischer, man ist in Konsum, wenn man jetzt geht, hat man alles, hat man alles in einem. […] Früher ist man ja nicht einkaufen gegangen, früher ist man auf Nahrungssuche gegangen (Lachen).“

Zitiert nach Villinger 2022, 354

In weiteren Interviewauszügen zeigen sich auch noch andere Unterschiede zwischen dem Einkauf vor und nach der Wende: Während vor der Wende der Zeitaufwand darin bestand, nach den gewünschten Produkten zu suchen, und man dabei mitunter mehrere Anläufe in unterschiedlichen Verkaufsstellen machen musste, werden jetzt unterschiedliche Läden aufgesucht, um Preisvergleiche anzustellen und das günstigste Angebot ausfindig zu machen. Dies war wiederum in der Planwirtschaft der DDR kein Problem, da dort die Preise festgelegt waren. Außerdem wird darauf verwiesen, dass das eigene Auto eine wichtige Ressource darstellt, wenn zu weiter entfernten Einkaufszentren gefahren wird.

Mit einer solchen Kombination von Archivmaterial und einschlägigen Publikationen zur städtischen Entwicklung in der Wendezeit auf der einen Seite und den Interviews, in denen über das alltägliche Konsumverhalten aus der Perspektive der damals befragten Leipziger:innen berichtet wird, auf der anderen Seite ergibt sich ein reicheres Bild der Veränderungen des Konsums, als dies mit den von Zeithistoriker:innen gewöhnlich genutzten Archivalien allein möglich gewesen wäre. Allerdings ist der Autor auch auf Einschränkungen gestoßen. Denn nicht zu allen Themen, die für die eigene Fragestellung relevant sind, hat er auch hinreichend Material in den vorliegenden Interviews gefunden. So fehlte es etwa an Interviewpassagen zum Thema Warten in der Schlange, das zu DDR-Zeiten ein wichtiges Kennzeichen alltäglichen Konsums gewesen ist (Villinger 2022, 355). An solchen Beispielen zeigt sich das systematische Problem von Zweitauswertungen, dass eben nicht mehr wie in einem laufenden Interview nachgefragt werden kann, falls ein Thema noch unzureichend thematisiert worden ist: Man muss mit dem Material auskommen, das zur Verfügung steht.

Die Problematik thematischer Lücken in den empirischen Daten zeigt sich dann auch bei dem Vergleich der Ergebnisse der drei Fallstudien Dorf – Kleinstadt – Großstadt, da das in den Primärstudien erzeugte Material doch unterschiedliche thematische Schwerpunkte aufweist. Hieraus folgt, dass bei der Auswahl von Studien für eine Zweitauswertung nicht nur darauf geachtet werden sollte, was die Studien jeweils für sich genommen austragen, sondern auch, inwieweit sie sich vergleichen lassen. Trotz solcher Abstriche ist die Sekundäranalyse von Clemens Villinger ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ausgesprochen ertragreich die Nutzung des Primärmaterials qualitativer sozialwissenschaftlicher Studien für zeithistorische Fragestellungen sein kann.

5 Die arbeitssoziologischen Sekundäranalysen

Im Rahmen des Aufbaus des Forschungsdatenzentrums eLabour konnte eine Reihe von exemplarischen Sekundäranalysen gefördert durchgeführt werden. Die typische Vorgehensweise zeichnete sich dadurch aus, dass vor allem Studien aus den beteiligten Instituten selbst für die Zweitauswertungen herangezogen wurden.[7] Dabei war die Aneignung des Datenmaterials aus zum Teil bereits jahrzehntealten Studien mit erheblichem Aufwand hinsichtlich der Kontextualisierung und der Auswahl relevanter Daten aus mitunter sehr umfangreichen Datensätzen verbunden. Die Erschließung der Datensätze wurde allerdings dadurch erleichtert, dass es keine fachlichen Grenzen zu überwinden galt (Studien aus der Arbeits- und Industriesoziologie wurden von Arbeits- und Industriesoziolog:innen ausgewertet), die Tradition des eigenen Hauses mehr oder weniger vertraut war und es zudem die Möglichkeit gab, Erzeugerinterviews mit den Kolleg:innen durchzuführen, die an der Primärstudie beteiligt waren.

Bei den beiden folgenden Beispielen für Sekundäranalysen ist die Nähe zum Primärmaterial noch stärker ausgeprägt: In beiden Fällen wurde von Margit Weihrich und Wolfgang Dunkel auf ausgewählte Interviews aus dem Datensatz zur Alltäglichen Lebensführung zurückgegriffen – und damit auf eine Studie, an der sie selbst beteiligt waren –, eine Variante der Sekundäranalyse, die auch international praktiziert wird (vgl. Bishop/Kuula-Luumi 2017). Im Rahmen von zwei Aufsätzen (Dunkel/Weihrich 2021, 2024) wurden mittels der Sekundäranalyse aktuelle Forschungsfragen bearbeitet.

Der erste Artikel, Anspruchsvoll, belastend, systemrelevant – und weiblich: Professionelle Sorgearbeit in der stationären Altenpflege (Dunkel/Weihrich 2021), entstand für den Band Verkannte Leistungsträger:innen. Berichte aus der Klassengesellschaft. Hier bestand die Anforderung darin, Menschen, die – unter oftmals prekären Bedingungen – für die Reproduktion der Gesellschaft sorgen, „mit eigener Stimme von ihrer Arbeit und ihrem Leben […] berichten“ (Mayer-Ahuja/Nachtwey 2021, 14) zu lassen und damit ein breites, nicht nur wissenschaftliches Publikum zu erreichen. Dass sich für diesen Zweck Interviewzitate, oftmals eingebettet in biografische Informationen zu den Befragten, besonders gut eignen, lag auf der Hand.

Für ihren Beitrag haben Dunkel und Weihrich drei Interviews aus eigenen Forschungsprojekten ausgesucht, wobei das älteste Interview im Jahr 1989 durchgeführt wurde und damit aus der ersten, in Westdeutschland lokalisierten Erhebungsphase des Projekts zur Alltäglichen Lebensführung stammt. Die beiden weiteren Interviews wurden in den Jahren 2009 sowie 2020 in anderen Projektkontexten durchgeführt.[8] Gemeinsam war den Studien, dass dort jeweils Altenpflegekräfte befragt wurden, die in stationären Pflegeeinrichtungen tätig waren. Die Studien waren jedoch thematisch unterschiedlich ausgerichtet und es musste bei der Auswahl darauf geachtet werden, gleichwohl eine Ebene zu finden, auf der sich die Interviews vergleichen lassen. Ziel war dabei, dass sich in den Einzelfällen in knapper, verdichteter Form typische Arrangements von Pflegekräften mit ihren Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen spiegeln, die mit bestimmten historischen Phasen der Altenpflege verbunden werden können: von den einstmals die Pflege dominierenden Krankenpflegeorden über die Professionalisierung der Altenpflege bis hin zur aktuellen Situation, die stark von der Mitarbeit migrantischer Arbeitskräfte geprägt ist.

In dem ersten Fall (aus dem Datensatz der Alltäglichen Lebensführung), dem Arrangement einer Ordensschwester, wird Pflege nicht als Erwerbsarbeit, sondern als Gottesdienst aufgefasst. Die Befragte bringt dies so zum Ausdruck:

„Man soll ja das Tagewerk, also die ganze Arbeit mit Gott verbinden, damit man einfach Kraft hat. Also ich glaub nicht, dass ich die Arbeit so leisten könnte, wenn ich, sagen wir mal, so dahinleben würde, wie manch gewöhnlicher Mensch, der wo nie betet.“

Dunkel/Weihrich 2021, 102

Das zweite Beispiel, das Arrangement einer Fachpflegekraft, ist von der Überzeugung getragen, dass sich über Professionalisierung und Verwissenschaftlichung eine bessere Pflegequalität erreichen lässt:

„Hier habe ich dann auch kennengelernt, dass man mit Farben, Aroma und Licht sehr viel bewirken kann bei Demenzkranken. Habe mich dann auch sehr schnell entschieden, die Gerontoweiterbildung zu machen […], das war sehr lehrreich. Da lernt man halt die kompletten Krankheitsbilder.“

Dunkel/Weihrich 2021, 106

Und das Arrangement des dritten Beispiels, einer migrantischen Pflegekraft, beruht darauf, dass sie die Arbeitsbedingungen in Deutschland im Vergleich zu ihrem Herkunftsland als weniger anstrengend erlebt: „Dass ich hier in Deutschland Leute pflege, das ist sehr, sehr leicht.“ Aufgrund einer äußerst belastenden privaten Lebenssituation sind ihre Kräfte gleichwohl stark gefordert. Damit muss sie alleine zurechtkommen: „Wenn ich alleine bin, dann kann ich weinen, dann kann ich schreien, damit das rauskommt“ (ebd., 110 f.).

Der zweite Artikel, Unterbrechungsmanagement in der alltäglichen Lebensführung (Dunkel/Weihrich 2024), erschien in einem Schwerpunktheft des Journals Psychologie des Alltagshandelns zum Thema Arbeitsunterbrechungen. In dem Heft sind Beiträge versammelt, die vor dem Hintergrund neuerer Entwicklungen in der Arbeitswelt die systematische Bedeutung von Unterbrechungen herausarbeiten. Die Zielrichtung des Beitrags von Dunkel und Weihrich bestand darin, die Relevanz von Unterbrechungen über die Erwerbsarbeit hinaus für den Alltag insgesamt aufzuzeigen. Damit wurde die Alltägliche Lebensführung als konzeptionelle Erweiterung der Unterbrechungsforschung vorgeschlagen und dies mit zwei Interviews aus der Gruppe der 1989/1990 befragten Journalist:innen empirisch unterlegt. Darüber hinaus wurden Bezüge hergestellt zu Ergebnissen aus der Primärstudie, die bereits zu den beiden hier vorgestellten Fallbeispielen formuliert worden waren – allerdings nicht unter der Perspektive von Unterbrechungen. Denn Unterbrechungen in der Organisation des Alltags sind in der Primärstudie nicht als solche beschrieben worden. Gleichwohl ließen sich beim Durchsuchen der Interviews Textpassagen ausfindig machen, die Unterbrechungen und deren alltagsorganisatorische Bewältigung zum Gegenstand haben.

„Ich hasse nichts mehr als die Unterbrechung eines Arbeitsvorgangs“ (Dunkel/Weihrich 2024, 50), so das vehemente Statement einer der beiden Journalisten (die jeweils Partnerin und ein Kind haben und vor allem zu Hause arbeiten), deren alltägliches Unterbrechungsmanagement im Rahmen des Artikels vorgestellt wird. Während dieser Journalist Unterbrechungen durch eine möglichst strikte Segmentierung von Erwerbsarbeit und Familienarbeit zu vermeiden versucht, arrangiert sein Berufskollege seine Arbeitstätigkeiten um die als unvermeidlich akzeptierten Unterbrechungen herum, wie sie sich vor allem im Kontext der Kinderbetreuung ergeben:

„Wemman mit’m Kind zusammen is, ’n Tag, kann ich eigentlich nich richtig was schreiben, sondern da kamman nur so Sachen machen wie eben Hausarbeit oder einkaufen oder aufräumen oder irgendwas ausmisten oder solche Geschichten, also eher so Nebenarbeiten.“

Dunkel/Weihrich 2024, 51

Zwar sind beide Interviews bereits weit über dreißig Jahre alt – sie repräsentieren jedoch nach Einschätzung der Autor:innen dieses Artikels Probleme des Alltagslebens und darauf bezogene Strategien der Lebensführung, die weiterhin (etwa im Zusammenhang mit der Arbeit im Home Office) relevant sind und so auch zur Bearbeitung aktueller Fragestellungen herangezogen werden können.

Wie stellen sich nun die Probleme von Kontextualität, Relevanz und Gehalt in den hier vorgestellten Varianten arbeitssoziologischer Zweitauswertungen dar? Das Problem der Kontextualität wird zwar dadurch verringert, dass die Forscher:innen selbst an der Primärstudie beteiligt waren. Gleichwohl gilt es, wie dies bei Villingers zweitem Schritt der Kontextualisierung (s.o.) heißt, „die Primärstudien in größere wissenschaftshistorische Kontexte“ (Villinger 2022, 45) einzuordnen und vor diesem Hintergrund die Differenz zwischen Primärstudie und Sekundäranalyse möglichst präzise zu bestimmen. Es geht also nicht schlicht darum, auf Bekanntes zurückzugreifen, sondern die vorliegenden Daten in neuer Weise zu erschließen und zu rekontextualisieren.

In Bezug auf die Kriterien Relevanz und Gehalt weist der Datensatz zur Alltäglichen Lebensführung Qualitäten auf, die in den beiden kurz vorgestellten Argumentationsgängen der Artikel in unterschiedlicher Weise genutzt werden konnten: zum einen als Material, das im Vergleich mit jüngeren Erhebungen für historisierende Aussagen genutzt werden kann, zum anderen als Material, mit dem historisch aktuelle Fragestellungen bearbeitet werden können. Während in der Studie von Villinger (2022) der Datensatz in seiner Breite verwendet wurde, sind hier (Dunkel/Weihrich 2021, 2024) gezielt solche Interviews ausgewählt worden, die für die jeweilige Fragestellung besonders relevant sind. Insofern handelt es sich hier um so etwas wie ‚Sekundäranalysen light‘, in denen mit einem geringeren Aufwand qualitative Materialien für neue, kleinere Fragestellungen nutzbar gemacht werden können. Voraussetzung für eine solche Vorgehensweise ist allerdings, dass die Datensätze in einer Weise archiviert sind, dass sie gezielt entlang der jeweils relevanten Kriterien durchsucht werden können mit dem Ziel, solche Interviews zu identifizieren, in denen die interessierenden Dimensionen in angemessener Breite zum Tragen kommen und ertragreich neu ausgewertet werden können.

6 Fazit

Anhand eines qualitativen Datensatzes aus der Arbeitssoziologie und unterschiedlich angelegter Sekundäranalysen dieser Primärstudie wurde zum einen zu zeigen versucht, welche Möglichkeiten eine reichhaltige empirische Basis wie die Studie zur Alltäglichen Lebensführung für Sekundäranalysen bietet. So stellt die Auswertung von Villinger eine erhebliche Bereicherung der bislang vorliegenden Lebensführungsforschung in Bezug auf das ostdeutsche Sample (etwa Weihrich 1993; Kudera 1994; Weihrich 1998) dar.

Zum anderen ist dargestellt worden, in welcher Weise jeweils die Probleme der Kontextualisierung und des Datafit gelöst worden sind. Dabei steht das Beispiel der zeithistorischen Sekundäranalyse dafür, wie sich eine sorgfältige Kontextualisierung systematisch gestalten lässt. Offenkundig brachte der Autor sowohl die notwendigen zeitlichen Ressourcen als auch eine professionelle zeithistorische Expertise ein, zu der nicht nur gehört, große Mengen von Archivalien zu bewältigen, sondern auch die Fähigkeit, über die Kombination mit anderen historischen Quellen insbesondere die Ebene der historischen Kontextualisierung zu stärken.

In diesem Fall hat also der Nutzer selbst für die Kontextualisierung der Daten gesorgt. Die methodischen Anforderungen werden in diesem Zusammenhang allerdings in der Regel auf diejenigen gerichtet, die Datensätze zur Verfügung stellen und dabei für möglichst viel Kontextinformationen sorgen sollen. Laudel und Bielick (2019) zeigen, dass dies auch scheitern kann. Auf der anderen Seite liegen Vorschläge vor, wie der zu betreibende Aufwand etwa durch Leitlinien in Grenzen gehalten werden kann (Bishop 2006; Gebel u.a. 2017; zu den Möglichkeiten im Rahmen des Forschungsdatenzentrums eLabour vgl. Hanekop/Dunkel 2019, 47 f.).

In dem Fall der vorgestellten arbeitssoziologischen Sekundäranalysen entschärft sich die Kontextualisierungsproblematik dadurch, dass die Autor:innen beide auch an den Primärerhebungen beteiligt waren, also selbst „dabei gewesen sind“. Sekundäranalysen, die von den Primärforscher:innen anhand eigenen Materials durchgeführt werden, zeigen in dieser Hinsicht also einen Vorteil auf.[9] Gleichwohl ist aber auch eine solche Variante der Sekundäranalyse nicht voraussetzungslos: Nicht nur muss eine gewisse Qualität der Primärstudien gegeben sein – sie müssen auch gut aufbereitet (nach Möglichkeit digitalisiert) und zugänglich sein, damit sie entsprechend genutzt werden können. Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn man über technische Werkzeuge verfügt, die die Navigation durch mitunter sehr umfangreiche Datensätze erleichtern. Denn auch wenn man über eine gute Kenntnis des Originalmaterials verfügt, erfordert das Auffinden von Textpassagen, die der Beantwortung von Forschungsfragen dienen können, die in der Primärstudie nicht bearbeitet wurden, leistungsfähige Suchverfahren.

Leistungsfähige Suchverfahren können auch zur Lösung des Problems des Datafit beitragen. Von grundsätzlicherer Bedeutung ist hier allerdings, dass geeignete Datensätze zur Verfügung stehen. Bishop und Kuula-Luumi (2017) präsentieren in ihrem Artikel solche Datensätze wie etwa die klassische Oral-History-Studie The Ewardians (Thompson 1975), die besonders häufig (im Falle der Edwardians mehrere Hundert Sekundäranalysen) erfolgreich zweitausgewertet worden sind. Dabei besteht für sie ein wichtiges Kriterium darin, dass die Studien umfangreich sind und breite Verwendungsmöglichkeiten bieten. Dies trifft auf den Datensatz zur Alltäglichen Lebensführung ebenfalls zu.

Allerdings weist dieser, wie bereits weiter oben erwähnt, die Besonderheit auf, dass es sich nicht um eine Fallstudie handelt, in der Beschäftigteninterviews oder Arbeitsplatzbeobachtungen in ihrem betrieblichen Zusammenhang analysiert und typischerweise von Experteninterviews flankiert werden. Entsprechende methodische Anforderungen in Bezug auf die Sekundäranalysen von Fallstudien aus der Arbeits- und Industriesoziologie sind allerdings Gegenstand der Beiträge in Dunkel u.a. 2019 und können dort nachvollzogen werden. Bei den dort genutzten Datensätzen handelt es sich oftmals um namhafte Studien, die in den zurückliegenden Jahrzehnten entstanden sind. Diese weisen, in Teilen ähnlich wie der Datensatz „Alltägliche Lebensführung“, einen erheblichen Umfang (Anzahl der Dokumente wie Interviewtranskripte oder Beobachtungsprotokolle), eine erhebliche Komplexität (Einbezug unterschiedlicher Akteursgruppen wie Beschäftigte, Interessenvertretung, Unternehmensleitung) und einen Bezug auf den jeweiligen historischen Kontext auf. Für diese Beiträge ist typisch, dass ihre Autor:innen überwiegend auch über einen privilegierten Zugang zu den Datensätzen verfügen, befassen sich die Sekundäranalysen doch vor allem mit Datensätzen, die in den Instituten entstanden sind, in denen die Autor:innen arbeiten (vgl. als Überblick die Tabelle in Hanekop/Dunkel 2019, 40).

Für eine zukünftige Nutzung der Strategie der qualitativen Sekundäranalyse im Rahmen der Arbeitsforschung, in der auch weniger privilegierte Forscher:innen zum Zuge kommen können, wird es notwendig sein, zum einen die Zugangsmöglichkeiten zu erfolgversprechenden Datensätzen weiter auszubauen und zum anderen die Methodendebatte nicht nur zu Fragen von Kontextualisierung und Datafit, sondern auch zu sekundäranalytischen Auswertungsstrategien generell weiter voranzutreiben.

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Online erschienen: 2025-05-23
Erschienen im Druck: 2025-05-26

© 2025 Wolfgang Dunkel, publiziert von De Gruyter

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