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Subjektivierung der Arbeit in a Nutshell

Die Be-Arbeitung der Corona-Krise
  • Jasmin Schreyer , Sabine Pfeiffer , Stefan Sauer , Manuel Nicklich , Marco Blank und Amelie Tihlarik
Veröffentlicht/Copyright: 28. März 2022
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Arbeit
Aus der Zeitschrift Arbeit Band 31 Heft 1-2

Zusammenfassung

Im sozialwissenschaftlichen Diskurs und den medialen Debatten wird die Covid-19-Pandemie zunehmend als disruptive Kraft in Bezug auf die Digitalisierung der Arbeitswelt wahrgenommen. Während dabei vor allem die Möglichkeit von Homeoffice thematisiert wird, steht im Zentrum unseres Artikels die situative Be-Arbeitung dieses Wandels durch die Beschäftigten im Zuge betrieblicher Reorganisation – mit seinen sichtbaren mittel- und ggf. langfristigen Folgen für die zukünftige Gestaltung von Arbeit. Der Beitrag zeichnet diese Zusammenhänge anhand eines qualitativen Panels nach: Seit dem ersten Lockdown wurden wiederholt Interviews mit Führungskräften unterschiedlicher Branchen geführt, um ihre laufend reflektierten Perspektiven zu erheben. Dabei zeigt sich: Einerseits greift Subjektivierung als struktureller Prozess des instrumentellen Zugriffs der Organisation auf Subjektpotenziale und damit auf den ganzen Menschen ins Leere. Andererseits ermöglicht die Subjektivierung von Arbeit als spontaner und selbstorganisierter Prozess erst die erfolgreiche Be-Arbeitung der Herausforderungen durch die Pandemie. Sichtbar wird in der Pandemie eine Art ‚Kontingenzkompetenz‘ der Beschäftigten, die im Nachgang von den Unternehmen wieder integriert und zur Erwartung im Sinne einer strukturellen Subjektivierung werden könnte.

Abstract

In social science discourse and media debates, the Covid-19 pandemic is increasingly described as a disruptive power in regards of the digitalization of labor. While especially the possibilities of home office are addressed within those debates, our article is instead focusing on the concrete and situational re-working of this change by the employees in the course of operational reorganization – including the visible mid-term and possibly long-term consequences for the future design of work. This article portrays those relations in the perspective of managers within different sectors, collected through a qualitative panel. It is shown that the pandemic suspends the structural process of subjectification, while spontaneous subjectification plays a central part in the handling of the pandemic. In the course of this there is a development of contingency competence among the employees, which the corporations want to re-integrate and make it part of structural subjectification.

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Published Online: 2022-03-28
Published in Print: 2022-03-28

© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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