Humanität als Priesterschaft: Der Gießener Rabbiner Dr. Benedikt Levi (1806–1899)
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Carsten Wilke
Aus dem deutschen Reformjudentum des 19. Jahrhunderts wurde insbesondere die »wissenschaftliche« Strömung Abraham Geigers und Samuel Holdheims berühmt, die in Freiheit von politischen Rücksichten nach einer historisch-philologisch kohärent fundamentierten Theologie strebte. Von der Geschichtsschreibung weniger berücksichtigt, da konzeptuell schwieriger fassbar, blieb die sogenannte »gemäßigte« Reformtendenz derselben Epoche, die in pragmatischer Sicht nach einem modernistischen Kompromiss suchte, um den religiösen Zusammenhalt der vormodernen jüdischen Gemeinschaft auf einer neuen Basis wiederzuerschaffen. Ihre Formel einer Einheitsgemeinde mit Orgel schien für einige Jahrzehnte vielerorts der Verwirklichung nahe, bevor die orthodox-liberalen Gemeindespaltungen nach dem preußischen »Austrittsgesetz« von 1876 bewiesen, wie illusionär sie immer schon gewesen war.
© Max Niemeyer Verlag, 2006
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