Konfessionelle Partikularisierung und neuzeitliches Naturrecht als Vernunftrecht
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Holger Glinka
Zusammenfassung
Die Reformation führt zur konfessionellen Partikularisierung in Europa, beendet die religiöse Einheit unter dem Papsttum und schafft Grundlagen für einen politisch-religiösen Pluralismus. Infolgedessen divergieren die Naturrechtsauffassungen: Während das Luthertum die Offenbarung weiterhin für unabdingbar hält, streiten Reformierte dafür, das Naturrecht stärker politisch zu integrieren. Die theologischen Prinzipien des Protestantismus (sola gratia, sola fide, sola scriptura) verhindern bis heute, das Naturrecht mit weltlicher Ordnung in Einklang zu bringen. Dies führt zu einer doppelten Bewegung zwischen Rückgriff auf die reformatorische Tradition und Abgrenzung bei praktischen Fragen. Im 17. Jahrhundert wird das Naturrecht akademische Disziplin. Aus neuen Beschreibungen der menschlichen Natur sollen universalistische Rechtsnormen resultieren, mit Konsequenzen für den Vernunftbegriff. Unter diesen Bedingungen etabliert sich ein Vernunftrecht, gemäß welchem das Recht aus rationaler Einsicht des Menschen hervorgehe. Die Abhandlung nimmt diesen rechts- und religionsgeschichtlichen Prozess bis um 1800 in den Blick.
Zusammenfassung
Die Reformation führt zur konfessionellen Partikularisierung in Europa, beendet die religiöse Einheit unter dem Papsttum und schafft Grundlagen für einen politisch-religiösen Pluralismus. Infolgedessen divergieren die Naturrechtsauffassungen: Während das Luthertum die Offenbarung weiterhin für unabdingbar hält, streiten Reformierte dafür, das Naturrecht stärker politisch zu integrieren. Die theologischen Prinzipien des Protestantismus (sola gratia, sola fide, sola scriptura) verhindern bis heute, das Naturrecht mit weltlicher Ordnung in Einklang zu bringen. Dies führt zu einer doppelten Bewegung zwischen Rückgriff auf die reformatorische Tradition und Abgrenzung bei praktischen Fragen. Im 17. Jahrhundert wird das Naturrecht akademische Disziplin. Aus neuen Beschreibungen der menschlichen Natur sollen universalistische Rechtsnormen resultieren, mit Konsequenzen für den Vernunftbegriff. Unter diesen Bedingungen etabliert sich ein Vernunftrecht, gemäß welchem das Recht aus rationaler Einsicht des Menschen hervorgehe. Die Abhandlung nimmt diesen rechts- und religionsgeschichtlichen Prozess bis um 1800 in den Blick.
Kapitel in diesem Buch
- Titelei I
- Inhalt V
- Einleitung 1
-
I Historische Perspektiven
- Über Quellen naturrechtlichen Denkens 7
- Das naturgemäße Leben als das glückliche Leben 29
- Naturrecht als Vernunftrecht 51
- Lässt sich moralische Kategorizität ohne Gott denken? 73
- Die Transformation des Naturgesetzes zum Gesetz der Freiheit bei Johannes Duns Scotus 99
- Ius naturale und Lex naturalis bei Autoren der „Schule von Salamanca” 113
- Konfessionelle Partikularisierung und neuzeitliches Naturrecht als Vernunftrecht 145
- Unde malum? Unde natura? Unde gratia? 171
-
II Systematische Perspektiven
- Naturrechtsethik und Moralischer Realismus 195
- Naturrecht und der Vorwurf des naturalistischen Fehlschlusses 215
- Fallibilistischer Essentialismus als Voraussetzung für eine zeitgemäße Naturrechtsethik 231
- Neue Naturrechtsethik als dispositionale Werttheorie? 255
- Die inclinationes naturales nach Thomas von Aquin und die empirischen Wissenschaften 275
- Zur Relevanz des Gottesbegriffs für die christliche Ethik 291
- Protestantische Zugänge zum Naturrechtsgedanken 313
- Ist die New-Natural-Law-Theory eine naturrechtliche Ethik? 333
- Metaethischer Konstitutivismus 357
-
III Angewandte Perspektiven
-
III.1 Rechtliche Perspektiven
- Naturrecht und Menschenrechtsbegründung aus der rechtspositivistischen Sicht von N. Bobbio und H. L. A. Hart 385
- Das Recht auf Leben als unveräußerliches Menschenrecht 407
- Friedensethische Orientierungen in einer Zeit weltordnungspolitischer Umbrüche 429
-
III.2 Sozialethische Perspektiven
- Natur als Grenze und Anspruch 449
- Gemeinwohl im Spannungsfeld von Freiheit und Natur 471
- Sozialethische Reflexionen auf naturrechtliche Gerechtigkeitsvorstellungen 493
-
III.3 Bioethische Perspektiven
- Deathbots 517
- Altern und Sterben als Gestaltung der Ambivalenz zwischen Verletzlichkeit und Wachstumspotenzialen 527
- Naturrechtliches Denken und die Frage nach dem assistierten Suizid aus christlich-protestantischer Sicht 549
- Personenregister
Kapitel in diesem Buch
- Titelei I
- Inhalt V
- Einleitung 1
-
I Historische Perspektiven
- Über Quellen naturrechtlichen Denkens 7
- Das naturgemäße Leben als das glückliche Leben 29
- Naturrecht als Vernunftrecht 51
- Lässt sich moralische Kategorizität ohne Gott denken? 73
- Die Transformation des Naturgesetzes zum Gesetz der Freiheit bei Johannes Duns Scotus 99
- Ius naturale und Lex naturalis bei Autoren der „Schule von Salamanca” 113
- Konfessionelle Partikularisierung und neuzeitliches Naturrecht als Vernunftrecht 145
- Unde malum? Unde natura? Unde gratia? 171
-
II Systematische Perspektiven
- Naturrechtsethik und Moralischer Realismus 195
- Naturrecht und der Vorwurf des naturalistischen Fehlschlusses 215
- Fallibilistischer Essentialismus als Voraussetzung für eine zeitgemäße Naturrechtsethik 231
- Neue Naturrechtsethik als dispositionale Werttheorie? 255
- Die inclinationes naturales nach Thomas von Aquin und die empirischen Wissenschaften 275
- Zur Relevanz des Gottesbegriffs für die christliche Ethik 291
- Protestantische Zugänge zum Naturrechtsgedanken 313
- Ist die New-Natural-Law-Theory eine naturrechtliche Ethik? 333
- Metaethischer Konstitutivismus 357
-
III Angewandte Perspektiven
-
III.1 Rechtliche Perspektiven
- Naturrecht und Menschenrechtsbegründung aus der rechtspositivistischen Sicht von N. Bobbio und H. L. A. Hart 385
- Das Recht auf Leben als unveräußerliches Menschenrecht 407
- Friedensethische Orientierungen in einer Zeit weltordnungspolitischer Umbrüche 429
-
III.2 Sozialethische Perspektiven
- Natur als Grenze und Anspruch 449
- Gemeinwohl im Spannungsfeld von Freiheit und Natur 471
- Sozialethische Reflexionen auf naturrechtliche Gerechtigkeitsvorstellungen 493
-
III.3 Bioethische Perspektiven
- Deathbots 517
- Altern und Sterben als Gestaltung der Ambivalenz zwischen Verletzlichkeit und Wachstumspotenzialen 527
- Naturrechtliches Denken und die Frage nach dem assistierten Suizid aus christlich-protestantischer Sicht 549
- Personenregister