Fragiles-X Syndrom
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P. Steinbach
Zusammenfassung
Fragiles-X Syndrom, eine X-chromosomal vererbte neuronale Entwicklungsstörung, betrifft Knaben und Mädchen. Phänotypisch charakteristisch sind intellektuelle Defizite, somatische Merkmale und Verhaltensauffälligkeiten. Pathophysiologisch liegt der Verlust des Proteins FMRP („fragile X mental retardation protein“) zugrunde, in dessen Folge es zum Untergang von Synapsen mit metabotropen Glutamatrezeptoren kommt. Das Gen FMR1 („fragile X mental retardation 1“) enthält in der 5’-nichttranslatierten Genregion eine CGG-Wiederholungssequenz (CGG-Repeat). Bei fast allen Patienten mit Fragilem-X Syndrom liegt ein vollmutiertes, meist inaktives FMR1 mit >200 CGG-Repeats vor. Vollmutationen entstehen bei der Oogonienvermehrung im fetalen Ovar von Trägerinnen eines mitotisch instabilen Prämutationsallels (59–200 Repeats). Die Prämutation führt nicht zu Symptomen des Fragilen-X Syndroms, ist aber ein Risikofaktor für vorzeitige Ovarialinsuffienz und/oder fragiles X-assoziiertes Tremor/Ataxie Syndrom. Die Diagnostik beider Syndrome erfordert eine genetische Untersuchung zur Bestimmung der FMR1-CGG-Repeats. Die vorgeburtliche Diagnostik kann von allen Frauen mit prä- oder vollmutiertem Gen beansprucht werden.
Abstract
Fragile X syndrome is an X-linked neurodevelopmental disorder affecting both males and females. Phenotypical characteristics include intellectual deficits, somatic symptoms and behavioural abnormalities caused by loss of the FMRP protein, which leads to destruction of synapses with metabotropic glutamate receptors. The FMR1 gene harbours a CGG repeat in the 5’-untranslated region. The vast majority of fragile-X syndrome patients have a largely expanded CGG repeat (220 or more triplets, designated “full mutation”) and an inactive gene. Full mutation alleles originate upon proliferation of oogonia in the fetal ovary of females who carry a mitotically unstable premutation (59–200 repeats). Premutation carriers have no symptoms of fragile X syndrome; they may, however, experience premature ovarian insufficiency and/or fragile X-associated tremor/ataxia syndrome. The diagnosis of both syndromes requires genetic testing to measure the number of CGG repeats. Prenatal diagnostics of fragile X syndrome is offered to females carrying a pre- or full mutation.
© Springer-Verlag 2009
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