Genetik der nichtsyndromalen geistigen Behinderung
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A. Tzschach
Zusammenfassung
Die meisten Patienten mit mentaler Retardierung (MR) sind von nichtsyndromaler MR (NS-MR) betroffen, d. h. sie weisen entweder überhaupt keine zusätzlichen klinischen, radiologischen oder metabolischen Merkmale auf oder die weiteren Auffälligkeiten sind für die Zuordnung zu einem etablierten Fehlbildungssyndrom nicht spezifisch genug. In den letzten Jahren wurden erhebliche Fortschritte bei der Aufklärung X-chromosomal vererbter Formen der NS-MR erzielt, und auch bei der Erforschung autosomaler NS-MR sind erste Erfolge zu verzeichnen. Beide Formen sind durch ausgeprägte genetische Heterogenität gekennzeichnet. Eine routinemäßige Mutationsanalyse in den bekannten NS-MR-Genen ist derzeit bei sporadischen Patienten nur begrenzt möglich und wird erst mit der Einführung neuer Sequenziertechnologien breite Anwendung finden. Im Gegensatz dazu können Patienten mit familiärer NS-MR bereits jetzt in molekulargenetische Screeningprogramme eingeschlossen werden. In der aktuellen Routinediagnostik sind aufgrund klinischer Überlappungen mit syndromalen MR-Formen auch mehrere Gene für die X-chromosomale NS-MR von Bedeutung.
Abstract
Most patients with mental retardation (MR) are nonsyndromic; i.e. they either have no accompanying clinical, radiological, or metabolic abnormalities, or their additional features are not specific enough to enable allocation to a recognizable malformation syndrome. Numerous novel disease genes for X-chromosomal nonsyndromic MR (NS-MR) have been elucidated in recent years, and research into autosomal forms of NS-MR has yielded first results. Both forms have turned out to be characterized by extreme genetic heterogeneity. Routine diagnostic mutation screening in the known NS-MR genes is currently not feasible in sporadic patients but will be facilitated by novel sequencing technologies in the near future. Patients with familial NS-MR should be offered inclusion in ongoing research programmes. Several X-chromosomal NS-MR genes demand consideration in the routine diagnostic workup of MR patients because they overlap phenotypically with syndromic forms of MR.
© Springer-Verlag 2009
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