Geistige Behinderung infolge Stoffwechselkrankheit
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U. Moog
Zusammenfassung
Angeborene Stoffwechselerkrankungen („inborn errors of metabolism“, IEM) sind seltene Ursachen einer geistiger Behinderung (GB) und finden sich in etwa 1% der GB-Fälle der kaukasischen Bevölkerung. Im Gegensatz zu den Empfehlungen für andere diagnostische Tests bei der Abklärung von GB, z. B. einer Chromosomenanalyse, besteht kein Konsens bezüglich der Stoffwechseldiagnostik. IEM sind jedoch potenziell behandelbar, und ihre Diagnose ist bei den Betroffenen für die Prognose, das Wiederholungsrisiko und die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik von großer Bedeutung. Aufgrund der aktuell vorliegenden Evidenz lassen sich folgende wichtige IEM hervorheben, die zu unspezifischer GB oder zu Krankheitsbildern mit GB als Hauptmerkmal führen können: Kreatinmangelsyndrome (v. a. Kreatintransportermangel), Mukopolysaccharidose III (v. a. IIIB), β-Mannosidose, einige Organazidopathien, Homozystinurie, angeborene Glykosylierungsstörungen (CDG, „congenital disorders of glycosylation“) und spezifische Störungen des Purin- und Pyrimidinstoffwechsels. Außerdem kommen Harnstoffzyklusdefekte, Sterolsynthesedefekte und weitere Aminoazidurien in Betracht. Die entsprechende Stoffwechseldiagnostik bei ungeklärter GB wird vorgestellt.
Abstract
Inborn errors of metabolism (IEM) are rare causes of mental retardation (MR) and constitute about 1% of all cases of MR in the Caucasian population. In contrast to recommendations for other diagnostic laboratory tests in MR, e.g. chromosome analysis, there is no consensus on criteria for metabolic testing. IEM, however, are potentially treatable and their timely diagnosis is of relevance for prognosis, recurrence risk and the possibility of prenatal diagnosis. On the basis of current evidence, the following important IEM leading to nonspecific MR or to conditions with MR as the predominant clinical presentation are highlighted: creatine deficiency syndromes (in particular creatine transporter deficiency), mucopolysaccharidoses III (in particular IIIB), β-mannosidosis, specific organic acidurias, homocystinuria, CDG (congenital disorder of glycosylation), and specific disorders of purine and pyrimidine metabolism. In addition, urea cycle disorders, sterol synthesis defects and additional aminoacidurias are briefly considered. A rationale for metabolic testing in unexplained MR is presented.
© Springer-Verlag 2009
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