Naturrechtliches Denken und die Frage nach dem assistierten Suizid aus christlich-protestantischer Sicht
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Elisabeth Gräb-Schmidt
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der neuzeitlichen Infragestellung des Naturrechts setzt sich der Beitrag im Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. 02. 2020 zum assistierten Suizid mit der Frage nach einem vorpositiven Geltungshorizont des Rechts auseinander. Im Rahmen eines philosophiehistorischen Abrisses werden dabei wesentliche Entwicklungslinien in der Naturrechtslehre von der Stoa bis zur Neuzeit nachgezeichnet, in deren Verlauf zunehmend die Befähigung zur Freiheit als Natur des Menschen erachtet wird. Zur Analyse des Urteils des BVerfG wird dessen Verständnis von Selbstbestimmung schließlich mit einer christlich-protestantischen Perspektive kontrastiert, die die Selbstbestimmung an die Würde rückbindet und dadurch auch die menschliche Relationalität, Verletzlichkeit und Geschöpflichkeit im Blick hat. Auf diese Weise können Engführungen des modernen, zunehmend entgrenzten Verständnisses von Selbstbestimmung offengelegt werden, die – wie das Urteil des BVerfG zeigt – die in der Würde gründende Verbindung von Selbstbestimmung und Lebensschutz aufzuweichen drohen.
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der neuzeitlichen Infragestellung des Naturrechts setzt sich der Beitrag im Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. 02. 2020 zum assistierten Suizid mit der Frage nach einem vorpositiven Geltungshorizont des Rechts auseinander. Im Rahmen eines philosophiehistorischen Abrisses werden dabei wesentliche Entwicklungslinien in der Naturrechtslehre von der Stoa bis zur Neuzeit nachgezeichnet, in deren Verlauf zunehmend die Befähigung zur Freiheit als Natur des Menschen erachtet wird. Zur Analyse des Urteils des BVerfG wird dessen Verständnis von Selbstbestimmung schließlich mit einer christlich-protestantischen Perspektive kontrastiert, die die Selbstbestimmung an die Würde rückbindet und dadurch auch die menschliche Relationalität, Verletzlichkeit und Geschöpflichkeit im Blick hat. Auf diese Weise können Engführungen des modernen, zunehmend entgrenzten Verständnisses von Selbstbestimmung offengelegt werden, die – wie das Urteil des BVerfG zeigt – die in der Würde gründende Verbindung von Selbstbestimmung und Lebensschutz aufzuweichen drohen.
Chapters in this book
- Titelei I
- Inhalt V
- Einleitung 1
-
I Historische Perspektiven
- Über Quellen naturrechtlichen Denkens 7
- Das naturgemäße Leben als das glückliche Leben 29
- Naturrecht als Vernunftrecht 51
- Lässt sich moralische Kategorizität ohne Gott denken? 73
- Die Transformation des Naturgesetzes zum Gesetz der Freiheit bei Johannes Duns Scotus 99
- Ius naturale und Lex naturalis bei Autoren der „Schule von Salamanca” 113
- Konfessionelle Partikularisierung und neuzeitliches Naturrecht als Vernunftrecht 145
- Unde malum? Unde natura? Unde gratia? 171
-
II Systematische Perspektiven
- Naturrechtsethik und Moralischer Realismus 195
- Naturrecht und der Vorwurf des naturalistischen Fehlschlusses 215
- Fallibilistischer Essentialismus als Voraussetzung für eine zeitgemäße Naturrechtsethik 231
- Neue Naturrechtsethik als dispositionale Werttheorie? 255
- Die inclinationes naturales nach Thomas von Aquin und die empirischen Wissenschaften 275
- Zur Relevanz des Gottesbegriffs für die christliche Ethik 291
- Protestantische Zugänge zum Naturrechtsgedanken 313
- Ist die New-Natural-Law-Theory eine naturrechtliche Ethik? 333
- Metaethischer Konstitutivismus 357
-
III Angewandte Perspektiven
-
III.1 Rechtliche Perspektiven
- Naturrecht und Menschenrechtsbegründung aus der rechtspositivistischen Sicht von N. Bobbio und H. L. A. Hart 385
- Das Recht auf Leben als unveräußerliches Menschenrecht 407
- Friedensethische Orientierungen in einer Zeit weltordnungspolitischer Umbrüche 429
-
III.2 Sozialethische Perspektiven
- Natur als Grenze und Anspruch 449
- Gemeinwohl im Spannungsfeld von Freiheit und Natur 471
- Sozialethische Reflexionen auf naturrechtliche Gerechtigkeitsvorstellungen 493
-
III.3 Bioethische Perspektiven
- Deathbots 517
- Altern und Sterben als Gestaltung der Ambivalenz zwischen Verletzlichkeit und Wachstumspotenzialen 527
- Naturrechtliches Denken und die Frage nach dem assistierten Suizid aus christlich-protestantischer Sicht 549
- Personenregister
Chapters in this book
- Titelei I
- Inhalt V
- Einleitung 1
-
I Historische Perspektiven
- Über Quellen naturrechtlichen Denkens 7
- Das naturgemäße Leben als das glückliche Leben 29
- Naturrecht als Vernunftrecht 51
- Lässt sich moralische Kategorizität ohne Gott denken? 73
- Die Transformation des Naturgesetzes zum Gesetz der Freiheit bei Johannes Duns Scotus 99
- Ius naturale und Lex naturalis bei Autoren der „Schule von Salamanca” 113
- Konfessionelle Partikularisierung und neuzeitliches Naturrecht als Vernunftrecht 145
- Unde malum? Unde natura? Unde gratia? 171
-
II Systematische Perspektiven
- Naturrechtsethik und Moralischer Realismus 195
- Naturrecht und der Vorwurf des naturalistischen Fehlschlusses 215
- Fallibilistischer Essentialismus als Voraussetzung für eine zeitgemäße Naturrechtsethik 231
- Neue Naturrechtsethik als dispositionale Werttheorie? 255
- Die inclinationes naturales nach Thomas von Aquin und die empirischen Wissenschaften 275
- Zur Relevanz des Gottesbegriffs für die christliche Ethik 291
- Protestantische Zugänge zum Naturrechtsgedanken 313
- Ist die New-Natural-Law-Theory eine naturrechtliche Ethik? 333
- Metaethischer Konstitutivismus 357
-
III Angewandte Perspektiven
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III.1 Rechtliche Perspektiven
- Naturrecht und Menschenrechtsbegründung aus der rechtspositivistischen Sicht von N. Bobbio und H. L. A. Hart 385
- Das Recht auf Leben als unveräußerliches Menschenrecht 407
- Friedensethische Orientierungen in einer Zeit weltordnungspolitischer Umbrüche 429
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III.2 Sozialethische Perspektiven
- Natur als Grenze und Anspruch 449
- Gemeinwohl im Spannungsfeld von Freiheit und Natur 471
- Sozialethische Reflexionen auf naturrechtliche Gerechtigkeitsvorstellungen 493
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III.3 Bioethische Perspektiven
- Deathbots 517
- Altern und Sterben als Gestaltung der Ambivalenz zwischen Verletzlichkeit und Wachstumspotenzialen 527
- Naturrechtliches Denken und die Frage nach dem assistierten Suizid aus christlich-protestantischer Sicht 549
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