Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom
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Herausgegeben von:
Deutsches Historisches Institut in Rom
In der 1905 begründeten Reihe Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom erscheinen wissenschaftliche Monographien und Aufsatzbände zur italienischen bzw. italienisch-deutschen Geschichte vom frühen Mittelalter bis zur jüngsten Vergangenheit.
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Der vorliegende Sammelband, der aus einem binationalen wissenschaftlichen Netzwerk hervorgegangen ist, untersucht eine Reihe prägender und tiefgreifender Veränderungen auf sozialer, institutioneller und kultureller Ebene, die sich um die Wende zum 12. Jahrhundert im römisch-deutschen Reich vollzogen haben. Dabei wird insbesondere der kausale Zusammenhang dieser Entwicklungen mit dem Investiturstreit kritisch hinterfragt. Im Rahmen regionaler Fallstudien zu deutschen und italienischen Gebieten werden vier zentrale Themenbereiche beleuchtet: diskursive Techniken und Praktiken, Herrschaftsstrukturen und -formen, Beziehungsgeflechte und deren Dynamiken sowie mediale Kommunikation. Der Blick über den Investiturstreit hinaus relativiert dabei keineswegs die Bedeutung der ab etwa 1075 im römisch-deutschen Reich ausgetragenen fundamentalen Konflikte auf höchster sozialer und politischer Ebene. Vielmehr zielt die Untersuchung darauf ab, die komplexen kausalen Wechselwirkungen zwischen Mikro- und Makroebenen in verschiedenen Räumen und Bereichen des sozialen, religiösen und politischen Lebens zu analysieren sowie die Weichen für eine Neubelebung des Dialogs zwischen unterschiedlichen Forschungstraditionen zu stellen.
Il presente volume, frutto del lavoro di un gruppo di ricerca binazionale, analizza una serie di profondi e significativi mutamenti a livello sociale, istituzionale e culturale, verificatisi tra la fine dell’XI e l’inizio del XII secolo nell’Impero romano-germanico. Particolare attenzione è rivolta al nesso causale tra queste trasformazioni e la lotta per le investiture, oggetto di una riflessione critica. Attraverso casi di studio regionali su territori tedeschi e italiani, vengono esplorati quattro ambiti tematici di rilievo: le tecniche e le pratiche del discorso politico, le strutture e le forme del potere, le reti e le dinamiche relazionali, nonché i media della comunicazione. Guardare al di là della lotta per le investiture non implica in alcun modo una relativizzazione del significato dei conflitti di principio che, a partire dal 1075 circa, investirono i vertici della gerarchia sociale e politica nell’Impero romano-germanico. Al contrario, l’indagine si propone di mettere in luce le complesse interdipendenze tra i livelli micro e macro nei diversi ambiti della vita sociale, religiosa e politica, gettando al contempo le basi per una ripresa del dialogo tra diverse tradizioni di ricerca.
This volume, the product of a binational research group, examines a series of deep and far-reaching social, institutional, and cultural transformations that took place in the late eleventh and early twelfth centuries in the Holy Roman Empire. Particular attention is given to the causal link between these changes and the Investiture Contest, which is critically reassessed. Four key thematic areas are explored through regional case studies focusing on German and Italian territories: techniques and practices of political discourse; structures and forms of power; networks and relational dynamics; media communication. Looking beyond the Investiture Controversy does not in any way imply a relativisation of the significance of principle-related conflicts that affected the upper echelons of the social and political hierarchy in the Roman-German Empire from around 1075 onwards. Rather, the investigation seeks to illuminate the complex interdependencies between the micro and macro levels in various aspects of social, religious, and political life, and to establish the groundwork for renewed dialogue between different research traditions.
Die interdisziplinär angelegte Studie untersucht ein Verzeichnis (breve) mit den Namen von 174 vereidigten Männern, welches am Ende einer im früheren 9. Jahrhundert in Oberitalien entstandenen, heute im Kloster St. Paul in Kärnten verwahrten Rechtshandschrift eingetragen wurde. Paläographisch-kodikologisch wird die Entstehung des Codex im Kloster Bobbio erwiesen und das darin enthaltene Verzeichnis prosopographisch-onomastisch sowie historisch in der westlichen Emilia situiert, wo seine Aufzeichnung durch die Truppenmobilisierung für einen von König Ludwig II. im Jahr 847 geführten Feldzug gegen die Sarazenen in Süditalien, welche kurz zuvor Rom geplündert hatten, veranlasst war. Die Analyse der Handschrift und des darin enthaltenen Verzeichnisses gewähren wertvolle, in Dichte und Genauigkeit ungewöhnliche Einblicke in die sozialgeschichtlichen Voraussetzungen der karolingischen Herrschaft über Oberitalien, in die Zusammensetzung seiner Bevölkerung, in die Gerichtsbarkeit und Gesetzgebung dieser durch Rechtspluralität bestimmten Region, in die Anfertigung von kirchlichen und weltlichen Rechtshandschriften sowie in die vorhandenen militärischen Organisationsstrukturen angesichts einer gravierenden äußeren Bedrohung.
Die Studie analysiert erstmals den Umgang italienischer, deutscher und französischer Sozialisten mit Faschismus und Nationalsozialismus über mehr als vier Jahrzehnte hinweg in vergleichender und beziehungsgeschichtlicher Perspektive. Im Mittelpunkt der individual- und kollektivbiographischen Untersuchung stehen die pluralen Erfahrungen, Erwartungen und Erinnerungen der Akteure im Spannungsfeld von Diktatur und Demokratie zwischen 1919 und 1960. Die vergleichend und verflechtungsgeschichtlich angelegte Arbeit geht teils synchron, teils diachron vor, um erstens den Prozesscharakter abzubilden und die Entwicklung des Umgangs von Sozialisten mit Faschismus und Nationalsozialismus darzustellen, um zweitens den Vergleich durch Wahrnehmungsperspektiven und transnationale Momente zu ergänzen und drittens, um Eigenheiten und Unterschiede ebenso wie Ähnlichkeiten und Verbindendes herauszuarbeiten. Sie zeigt, dass neben internationaler Ausrichtung und transnationalen Netzwerken nationale Prägungen und Handlungsrahmen bei den untersuchten Akteursgruppen weiterhin in hohem Maße relevant blieben und leistet somit einen wichtigen Beitrag zu einer differenzierten transnationalen Geschichte der europäischen Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert.
Mit der Invasion Siziliens durch britische und US-Einheiten im Juli 1943 begann auch die Militärverwaltung durch die Alliierten in Italien. Der Zusammenbruch des faschistischen Regimes, der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und Italien und der italienische Frontenwechsel änderten deren Bedingungen und Kontexte massiv. Ohnehin verlor die weitreichende Vorbereitung auf die Besatzung bei der Konfrontation mit süditalienischen Dorfstrukturen und Stadtgesellschaften rasch an Wert. An diesem Punkt setzt die Studie ein, die mit einem praxistheoretisch informierten transnationalen Ansatz einen Beitrag zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs im Mittelmeerraum leistet. Sie untersucht die zahlreichen lnteraktionsroutinen zwischen alliiertem Militärpersonal und der Zivilbevölkerung, den Aufbau einer auch institutionell schlagkräftigen Militäradministration und die Ausformung der Beziehungen zwischen Militärs, italienischen Verwaltungsvertretern, Großbauern, aber auch lokalen Mafiosi. Mit Sizilien, Kalabrien und Kampanien geraten drei Regionen in den Fokus, in denen die Besatzungspraxis systematisch vermessen wird, über mitlaufende Vergleiche indes auch Spuren übergreifender und allgemeinerer Muster herauspräpariert werden.
Das „Repertorium Germanicum" (RG) gehört zu den Pfeilern der am Deutschen Historischen Institut (DHI) Rom betriebenen Grundlagenforschung. In seiner über 100-jährigen Geschichte hat es sich von einem Findmittel zu einem komplexen Regestenwerk zur Kirchen- und Kuriengeschichte entwickelt, das – in Verbindung mit dem Tochterunternehmen „Repertorium Poenitentiariae Germanicum" (RPG) – gestiegenen Ansprüchen gerecht wird. Der Sammelband greift neue Fragestellungen an die Repertorien auf. Die Auswahl reicht von Netzwerkanalysen bis hin zu kulturgeschichtlichen Themen wie Heraldik und Gerontologie. Gezeigt wird auch der Nutzen für die Erhellung grenzüberschreitender Verflechtungen und die methodische Reflexion historischer Elitenforschung. Die neuen digitalen Techniken sowie die Zusammenarbeit mit der „Germania Sacra" und dem „Repertorium Academicum Germanicum" eröffnen weitere Potentiale für künftige Forschungen.
Mit der Befreiung der Stadt stand die Jüdische Gemeinde von Rom 1944 vor gewaltigen Herausforderungen. Sollte sie nach der Verfolgung durch den italienischen Faschismus und den Deportationen unter deutscher Besatzung vorrangig an die Situation vor der Einführung der Rassengesetzgebung im Jahr 1938 anzuknüpfen? Oder führte die Erfahrung der Shoah zu einem radikalen Bruch mit der Vergangenheit und damit zu einem originären Neuanfang?
Wie stark der Pol der Kontinuität überwiegt, zeigt sich entlang dreier zentraler Dimensionen jüdischer Identität: der Haltung der Gemeinde zum Zionismus und zum entstehenden Staat Israel; dem Verhältnis zur italienischen Nation und ihren wirkmächtigen nationalen Mythen; und der sich herausbildenden Erinnerungskultur angesichts der Deportierten.
Im Fokus dieser Studie steht die Binnensicht der Hauptstadtgemeinde, wie sie in den Zeugnissen ihrer Persönlichkeiten und Gremien zum Ausdruck kommt. Möglich wurde dieser Einblick durch die umfangreiche Auswertung von bisher unveröffentlichtem Quellenmaterial. Damit leistet diese Studie einen Beitrag zum Verständnis der ältesten und traditionsreichsten jüdischen Gemeinde Italiens in einer Schlüsselphase der jüdisch-europäischen Geschichte nach der Shoah.
Die Studie stellt die erste umfassende Monographie zu Richard von San Germano und seiner Chronik zur Regierungszeit Friedrichs II. im Königreich Sizilien dar. Sie analysiert Überlieferung und Gestalt, Konzeption, Inhalte und Quellen dieser in zwei Fassungen vorliegenden Chronik und gibt damit einen Gesamtüberblick zum Werk, der gleichzeitig einige für die Geschichte des 13. Jahrhunderts in Italien bedeutsame Themen wie das Notarswesen, die Briefkultur oder auch die Kreuzzüge berührt.
Neben der Biographie des Autors werden auch die Entstehungshintergründe der beiden Fassungen neu gedeutet. Sie stehen weniger in einem inhaltlichen Gegensatz zueinander als bisher angenommen: Während die Bezeichnung der älteren als „Klosterchronik" unzutreffend ist, kann auch die jüngere nicht uneingeschränkt als „Chronik des Königreichs Sizilien" gesehen werden. Beide Fassungen verbinden die Taten der Äbte von Montecassino und das Schicksal der Region mit der Geschichte des Regnums und seiner Regenten.
Durch die Betrachtung des Textes aus verschiedenen Perspektiven und mit den Methoden jüngerer Forschungsansätze werden Standpunkte und Blickwinkel des Chronisten fassbar. Insgesamt wird der enorme Wert der bislang nur im Hinblick auf einzelne Elemente ausgeschöpften Chronik für ein Verständnis der Lebenswirklichkeit des 13. Jahrhunderts im Königreich Sizilien deutlich.
Die Studie widmet sich erstmals epochenübergreifend der jüdischen Beteiligung in der italienischen Frauenbewegung. Aus einer transnationalen Perspektive und auf der Basis neu erschlossener Egodokumente, zeitgenössischer Zeitschriften, den Archiven jüdischer Gemeinden sowie der Überlieferung von Polizei und Behörden richtet Ruth Nattermann den Fokus auf die Erfahrungen italienisch-jüdischer Protagonistinnen im liberalen Einheitsstaat, während des Ersten Weltkriegs und der faschistischen Diktatur bis 1945. Das Ziel besteht darin, die Spannungen des Emanzipationsprozesses zwischen Partizipation und Abgrenzung herauszuarbeiten sowie die Marginalisierung und Verfolgung während des faschistischen Regimes aus dem Blickwinkel jüdischer Frauen zu betrachten.
Dass die faschistische Rassengesetzgebung des Jahres 1938 nicht das Ende einer idyllischen Integration, sondern den Höhepunkt einer langfristigen Entwicklung bildete, wird anhand der Untersuchung italienisch-jüdischer Akteurinnen in ihren Beziehungen zur nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft eindrücklich demonstriert. Trotz ihres bedeutenden Einflusses auf die transnationale Orientierung der italienischen Frauenbewegung blieb ihre Emanzipation als Frauen und Jüdinnen unvollkommen.
Bis ins 20. Jahrhundert gab es in Europa Bordelle, in denen Prostitution staatlich toleriert und kontrolliert wurde. Die Studie untersucht, welche Argumente und Faktoren in den Parlamenten Deutschlands, Frankreichs und Italiens den Ausschlag gaben, um dieses System abzuschaffen.
Historisch relevant ist eine Untersuchung dieser Gesetzesdebatten, da in ihnen ein Mentalitätswandel sichtbar wird. Neben hygienischen, moralischen und menschenrechtlichen standen sozial-, außen- und sicherheitspolitische Aspekte zur Diskussion. Nicht allein die Hierarchie zwischen den Geschlechtern wurde hinterfragt, sondern auch die innerhalb der Klassengesellschaft. Dass das Thema so delikat ist, erweist sich dabei als Vorteil; die parlamentarischen Debatten förderten Argumente und Denkweisen zutage, die sonst nicht ausgesprochen wurden, geschweige denn protokolliert.
Methodische Relevanz kommt der Studie zu, weil über den Sinn transnationaler und vergleichender Geschichtsschreibung zwar viel theoretisch reflektiert wurde, es aber an sachgerecht abgegrenzten, quellengestützten empirischen Studien weiterhin mangelt. König leistet dem Abhilfe, indem er demonstriert, wie weit der historische Vergleich tragen kann, wenn er konsequent durchgeführt wird.
Das Buch behandelt den Aufstieg des Hauses Habsburgs unter Maximilian I. zu einer der führenden europäischen Herrscherdynastien erstmals aus der Perspektive seiner engsten Berater und Diplomaten. Es analysiert den Einfluss der Gesandten auf die europäische Mächtepolitik, widmet sich aber auch deren Karrierewegen und kulturellen Vermittlertätigkeiten.
Nach einem allgemeinen Überblick über die diplomatischen Beziehungen Maximilians I. liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf den Verhandlungen mit dem König von Frankreich, dem Papst, der Republik Venedig und den Königen von Ungarn und Polen. Im Unterschied zu älteren Untersuchungen werden dabei auch die Argumentationsstrategien und Ziele der Verhandlungspartner miteinbezogen, um so den diplomatischen Entscheidungsfindungsprozess aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dabei wird deutlich, wie stark die Renaissance-Diplomatie als vermeintliche Wiege der modernen Diplomatie noch von den personellen Interessen und Handlungsspielräumen der führenden Akteure geprägt war.
Ausgehend von der Frage nach den Rahmenbedingungen der zwischenhöfischen Kommunikation um 1500 bietet die Arbeit zugleich einen quellennahen Überblick über die diplomatischen Austauschprozesse jener Zeit.
Seit dem 19. Jahrhundert herrscht in der Historiographie die These vor, dass mit dem Aussterben der da Montefeltro 1508 auch der kulturelle und politische Niedergang des Herzogtums Urbino einherging. Tatsächlich bestand selbiges aber unter der Herrschaft des Hauses della Rovere noch bis 1631 weiter und blieb in dieser Zeit sowohl politisch als auch kulturell bedeutend. Die Arbeit verortet die della Rovere, eine erst wenige Jahre zuvor durch päpstlichen Nepotismus zu Territorialherren aufgestiegene kleine Dynastie, im politischen und kulturellen Koordinatensystem der italienischen Halbinsel und fragt nach den Möglichkeiten, die die Herzöge nutzten, um die ihnen eigenen Grenzen in Politik und Selbstdarstellung zu überwinden. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei einerseits auf der dynastischen Politik Herzog Guidobaldos II. della Rovere (1514–1574) sowie andererseits auf den Legitimationsstrategien, mittels derer zwischen 1508 und 1631 der Makel des nur wenige Jahre vor Herrschaftsantritt erfolgten Aufstiegs zu Territorialherren überdeckt und ein glanzvolles Selbstbild der Dynastie entworfen wurde.
Die Hofkapelle gilt in der Mediävistik seit Langem als Herrschaftsinstrument des mittelalterlichen Königs: Durch ihre vielfältigen Aufgaben im Bereich von Kanzlei, Verwaltung und Diplomatie standen die Kapläne zur Ausübung der königlichen Herrschaft dauerhaft zur Verfügung. Anders als von der Forschung bisher angenommen, entwickelte sich im 12. und 13. Jahrhundert im Königreich Sizilien jedoch keine Hofkapelle, die diese Kennzeichen erfüllte. Das Tätigkeitsspektrum der Kapläne berührte zwar die genannten Bereiche, doch erfolgte ihr Einsatz auf diesen Gebieten weder systematisch noch ausschließlich. Insbesondere die an den Hofkirchen ansässigen Kapläne verfügten über eigenständige Handlungsmöglichkeiten, die sich vollkommen losgelöst von der direkten königlichen Herrschaftsausübung vollzogen. Entscheidendes Kriterium dafür, dass ein Kaplan für den Herrscherdienst herangezogen wurde, war nicht seine Stellung an sich; ausschlaggebend waren seine individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen und Kontakte. Nicht auf der großen politischen Bühne erschließt sich daher die Bedeutung der Kapläne, sondern in einem regionalen und persönlich-informellen Bereich, in dem die sizilischen Kapläne auch unabhängig von den normannischen und staufischen Herrschern nachhaltig wirken konnten.
Im Zuge der französischen Expansion um 1800 wurden große Gebiete als Départements dem Empire angegliedert. Nach und nach wurden diese für eine ganz unterschiedliche Dauer vom Reformwerk der Französischen Revolution erfasst: Privilegien von Kirche und Adel wurden abgeschafft und die Wirtschaftsordnung liberalisiert. Die Bürger sollten rechtlich gleichgestellt werden. Die napoleonische Herrschaft wies jedoch beträchtliche Phasenverschiebungen auf, die von den militärischen und politischen Ereignissen geprägt waren. Hinzu kamen Unterschiede, die auf den geographischen und politischen Stellenwert der jeweiligen Region im napoleonischen Herrschaftsentwurf zurückzuführen sind. Der vorliegende Band möchte den Charakter der napoleonischen Herrschaft im Spannungsfeld von Eroberungs- und Integrationspolitik neu bestimmen unter Berücksichtigung zentraler Aspekte: Raum und Politik; Gesellschaft und Krieg; Wirtschaft und Umwelt; Repräsentation und Nachleben. Das geographische Spektrum der Beiträge reicht vom Rheinland über die Schweiz, Piemont, Ligurien und Rom bis nach Süditalien.
Neben Pilgern und Kaufleuten, Arbeitssuchenden und Bildungsreisenden, Adeligen und Klerikern aus ganz Europa lockte Rom in der Frühen Neuzeit auch zahlreiche Protestanten aus den nordalpinen Ländern an. Tausende von ihnen konvertierten in der Ewigen Stadt zum katholischen Glauben. Wer waren diese Menschen? Welche Chancen und Risiken waren mit einer Konversion verbunden und welche Bedeutung hatte sie für die konfessionelle Identität des Einzelnen? Wie rechtfertigten die Konvertiten ihren Schritt? Wie war das Verhältnis zwischen öffentlichem Konfessionsdiskurs und individuellen Gewissensfragen, persönlichen Glaubenszweifeln? Und wie wurde von katholischer Seite die Wahrheit des Glaubens propagiert? Wie gestalteten sich Konversionsvorbereitung und konkreter Ablauf einer Konversion? Die bislang in der Forschung weitgehend unbeachtete Quellenüberlieferung des 1673 gegründeten Ospizio dei Convertendi sowie jene der römischen Inquisition liefern die Grundlage zur Beantwortung dieser Fragen. Wie ein gesamteuropäisches Kaleidoskop ermöglicht die Studie einen differenzierten Blick auf die mit der Vielfalt und Pluralität von Konfessionen bzw. Religionen verbundenen Phänomene sowie der damit einhergehenden Austausch- und Adaptionsprozesse.
Das Alexandrinische Schisma (1159‑1177) wurde und wird vornehmlich als Konflikt zwischen Papst Alexander III. und dem Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa interpretiert. Die Arbeit untersucht aus landeshistorischer Perspektive die unterschiedlichen Wahrnehmungen dieser kirchenpolitischen Krise in Reichsitalien und hinterfragt, in welchem Umfang die von den konkurrierenden Parteien mit absolutem Anspruch eingeforderte Obödienz unterhalb der höchsten politischen Ebene tatsächlich zu einer klaren Positionierung zwang oder aber doch Möglichkeiten zu einer unverbindlicheren, vorsichtigen Reaktion zuließ. Vor allem die politischen Datierungen in der reichen privaturkundlichen wie auch inschriftlichen, z. T. noch unedierten Überlieferung Reichsitaliens lassen hier sehr differenzierte Wahrnehmungs- und Handlungsstrategien erkennen, die weit über eine reduzierte Entscheidung für oder gegen einen der konkurrierenden Päpste hinausweisen und uns eine Vorstellung davon vermitteln, wie die Urkundenschreiber und ihre jeweiligen Auftraggeber die hochbrisanten kirchenpolitischen Ereignisse ihrer Gegenwart in unterschiedlichen Kontexten der mittelalterlichen Schriftproduktion und Gesellschaft reflektiert und in ihre Lebenswelten eingeordnet haben.
Im Jahr 2008 jährte sich zum 150. Mal der Geburtstag Ludwig Quiddes, der von 1890 bis 1892 das Preußische Historische Institut in Rom leitete und dort das Repertorium Germanicum (RG) initiierte, das noch heute zu den wichtigsten Unternehmen der historischen Grundlagenforschung zählt. Seine Satire „Caligula“ war einer der erfolgreichsten Essays der Zeit, doch führten die Anspielungen auf Kaiser Wilhelm II. zum Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn. Auf der Basis eines beträchtlichen Privatvermögens betätigte er sich als Politiker und Publizist, insbesondere in der Friedensbewegung. Der aus einer Tagung hervorgegangene Sammelband würdigt Quidde als Historiker, als Persönlichkeit der Friedensbewegung und als Friedensnobelpreisträger. Ferner geht es um ihn als „Vater“ des RG sowie des Tochterunternehmens Repertorium Poenitentiariae Germanicum (RPG). Dabei werden nicht nur die aktuellen Möglichkeiten der Erschließung der kurialen Registerserien und ihre Tragfähigkeit für Themen der europäischen Geschichte diskutiert, sondern auch die europäische Anschlussfähigkeit der unter Ludwig Quidde begonnenen Projekte ausgelotet sowie Perspektiven der modernen elektronischen Erschließung und Bearbeitung der kurialen Überlieferung aufgezeigt.
Die am 14. November 1960 eröffnete Musikgeschichtliche Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom entwickelte sich sehr schnell zu einer Schnittstelle zwischen „italienischer“ und „deutscher“ Musikwissenschaft und zu einer wichtigen Anlaufstelle für musikwissenschaftliche Fachkolleginnen und Fachkollegen aus dem In- und Ausland. Anlässlich des 50. Jahrestages ihres Bestehens versammelt der vorliegende Band Beiträge, die sich vor dem Hintergrund wissenschaftlicher und kulturpolitischer Diskurse mit der Gründung und Geschichte der Abteilung, mit ihren Forschungsfeldern und ihrem Selbstverständnis beschäftigen und so ein exemplarisches Stück Wissenschaftsgeschichte aus der Perspektive des Deutschen Historischen Instituts in Rom beschreiben.
Die Studie ist die erste umfangreichere wissenschaftliche Abhandlung zum Kapitel von St. Peter im Vatikan seit dem 18. Jahrhundert. Sie analysiert die Verfassung des Kapitels, seine prosopographische Zusammensetzung sowie das Verhältnis zu den Päpsten. Im Anhang finden sich Biogramme der Kanoniker sowie eine Edition der beiden ältesten Zinsverzeichnisse des Peterskapitels. Dank eines Vergleichs mit den Kapiteln von S. Giovanni in Laterano und S. Maria Maggiore wird die herausragende Stellung des Peterskapitels für das städtische Gefüge und die Kurie deutlich.
Die „deutsche“ Einrichtung Santa Maria dell'Anima in Rom zählt neben dem Campo Santo Teutonico zu den zentralen Anlaufstellen für Pilger aus dem nordalpinen Raum respektive dem Heiligen Römischen Reich. Die Gründung geht auf eine Stiftung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. 1399 bestätigte Papst Benedikt IX. die Gründung, im Mai 1406 wurde die Stiftung in einem päpstlichen Privileg direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt.
Zentrale Bedeutung kam dem Pilgerhospiz besonders angesichts der seit dem Jahr 1300 regelmäßig ausgerufenen Heiligen Jahre zu. Vor dem Hintergrund der katholischen Reform nach dem Trienter Konzil erreichten die Pilgerzahlen in Rom in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Seit der Mitte dieses Jahrhunderts, besonders aber dann im 18. Jahrhundert nahm zudem der Strom von adeligen und bürgerlichen Romreisenden zu, die die Ewige Stadt nicht allein aus religiösen und kultischen Gründen aufsuchten. Mit solchen Reisen waren immer Prozesse des kulturellen Transfers verbunden, denen nicht nur romorientierte Forschung stets große Aufmerksamkeit geschenkt hat, sondern die auch unter neueren kulturgeschichtlichen Fragestellungen von hohem Interesse sind. Im vorliegenden Band werden Epochen übergreifend und in interdisziplinärem Zugriff verschiedene Aspekte der Geschichte der Einrichtung behandelt.
Das Buch behandelt die Frage, wie die italienischen Mittel- und Oberschichten den Tod ihrer Gefallenen im Ersten Weltkrieg und den Jahren danach verarbeitet haben. Als Quelle dienen Gedenkschriften für einzelne Tote, die von bürgerlichen Familien in großer Zahl publiziert worden sind. Diese „Kriegerdenkmäler aus Papier“ stellen eine italienische Besonderheit dar und sind bisher nicht erforscht worden. Sie sind zwischen privater Trauer und öffentlichem Gedenken angesiedelt und erlauben Einblicke in die Mikrogeschichte des Nationalismus, die Religions- und Mentalitätsgeschichte des Bürgertums und die historische Anthropologie der Trauer in der Zeit des Weltkriegs. Das Buch fragt nach den Formen und Phasen der Trauer und des Gefallenengedenkens und den verschiedenen nationalen, zivilreligiösen und traditionell-christlichen Deutungen des Todes, die in ihnen zum Tragen kommen. Die Gedenkschriften werden daneben als Kulte bürgerlicher Familien untersucht und vor diesem Hintergrund Hypothesen entwickelt, die ihre besondere Verbreitung in Italien erklären.
Die Monarchen der vier unabhängigen italienischen Flächenstaaten erließen 1848 Verfassungen, bevor Europa von Revolution erfasst wurde. Nur das Statuto Albertino behielt über den historischen Moment hinaus Gültigkeit und ging als spätere Verfassung des Königreiches Italien in die Geschichte ein. Eine intensive und alle Schwesterverfassungen gleichermaßen einbeziehende Bearbeitung unter systematischer Verwendung von Archivmaterial fehlte bislang nicht nur in deutscher Sprache. In Italien wird 1848/49 vorwiegend als Unabhängigkeitskrieg und Vorstufe zur Nationalstaatsbildung erinnert und Verfassungsgeschichte gern als deskriptive Institutionengeschichte verstanden. Anhand der Analyse von Modellen, Inhalten und Entstehungsprozessen zeigt die Studie den Übergang von einem schwach ausgebildeten Konstitutionalismus zum letztlich weitgehend gescheiterten Versuch der Implementierung zeitgenössischer europäischer Verfassungsparadigmen. Dies geschieht über einen auch sozialgeschichtlichen Ansatz, der die Akteure der classi dirigenti mit ihren Absichten und Spielräumen, Netzwerken sowie eingesetzte Mittel und Methoden bei der Verfassungsgebung wie der Verfassungsforderung, ins Auge nimmt.
Im Zeitraum zwischen 1268 bis 1271 hatte die Kirche kein Oberhaupt: Fast drei Jahre lang konnten sich die Kardinäle nicht auf die Wahl eines Nachfolgers für den verstorbenen Papst Clemens IV. einigen. Die Studie untersucht die Ursachen und Auswirkungen dieser bis heute längsten Sedisvakanz der Kirchengeschichte. Was das Kardinalskolleg entzweite, waren vor allem territorialpolitische Rivalitäten der italienischen Kardinäle. Dennoch fand man in Fragen der Kirchenstaatsverwaltung, der Bistumsbesetzungen und der Legatenentsendung zu gemeinsamem Handeln zusammen.
Die politische Leistung Graf Rogers I. von Sizilien ist bisher nur unzureichend erforscht. Auf der Basis einer eingehenden Analyse der urkundlichen und erzählenden Quellen seiner Zeit entwirft diese Studie ein Gesamtbild der Regierung und der Herrschaftskonzeption des ersten sizilischen Grafen. Durch seine auf kulturellen Ausgleich ausgerichtete Politik, durch die Neuorganisation der Verwaltung, des Ämterwesens und der sizilischen Kirchen- und Klosterstruktur setzte Roger I. grundlegende Maßstäbe für die normannische Monarchie auf Sizilien. Bei seinem langfristigen Ziel der Latinisierung und in Zusammenarbeit mit dem Papsttum auch der Romanisierung Siziliens hatte Graf Roger I. jedoch auf die griechisch-byzantinischen Traditionen und den in weiten Teilen der Insel zahlenmäßig dominierenden arabischen Bevölkerungsanteil Rücksicht zu nehmen. Mit politischem Geschick und der notwendigen Sensibilität fand der erste Graf die richtige Mischung zur Stabilisierung der heterogenen sizilischen Verhältnisse und damit zur Konsolidierung seiner normannisch-christlichen Herrschaft.
Die politisch-diplomatischen Beziehungen zum Papsttum gehörten für Bayern im 17. und 18. Jahrhundert zu den wichtigsten Konstanten seiner auswärtigen Politik. Die zentrale Vermittlungsinstanz für seine dortige Interessenvertretung war die bayerische Gesandtschaft in Rom. Bettina Scherbaum untersucht die zeitlichen, personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen der Gesandtschaft und erarbeitet ihre vielfältigen Aufgabenfelder. Ihre Studie bietet detaillierte Einblicke in die diplomatische Praxis an einem der wichtigsten diplomatischen Zentren Europas jener Zeit.
Der Sammelband enthält die Beiträge eines internationalen Kolloquiums des DHI Rom von 2005 zu den internationalen Beziehungen der römischen Kurie unter Paul V. Borghese auf der Grundlage der 2003 erschienenen dreibändigen Edition der päpstlichen Hauptinstruktionen dieses Pontifikats von Silvano Giordano. Neben allgemeinen Fragestellungen (Umsetzung der Reformen des Konzils von Trient, Jurisdiktion, Militärwesen, Verhältnis von Mikro- und Makropolitik) werden die (konfessions-)politischen Kontakte zwischen Rom und den wichtigsten Territorien des orbis catholicus (Legationen, Nuntiaturen) erörtert, wobei auch der außereuropäische Raum mit in die Betrachtung einbezogen wird.
Für sein Ziel der politischen Neuordnung Reichsitaliens führte Kaiser Friedrich I. Barbarossa vier Jahre hindurch, von 1158 bis 1162, Krieg gegen die Kommune Mailand. Die militärische Seite dieses bedeutenden Abschnitts seiner Italienpolitk wurde bisher noch nicht erforscht. Die vorliegende Studie klärt den Kriegsverlauf ausgehend von den geographischen und institutionellen Grundlagen und beleuchtet die strategischen Zusammenhänge im Wechselspiel mit den politischen Ereignissen. Besondere Berücksichtigung finden dabei die Möglichkeiten der Belagerungstechnik, die sich im 12. Jahrhundert entscheidend weiterentwickelte, und deren Nutzung durch die Kriegsparteien. Belagerungen und Verwüstungszüge waren die Hauptformen der hochmittelalterlichen Kriegführung und wurden strategisch planvoll praktiziert. Die Anwendung dieser Kampfmittel durch Friedrich Barbarossa zur Durchsetzung politischer Ziele, mithin die Nutzbarkeit und Beherrschbarkeit der Kriegführung als Mittel der Politik im 12. Jahrhundert, ist die Leitfrage der Arbeit. Ergebnisse der neueren kriegsgeschichtlichen Mediävistik werden dabei aufgegriffen und anhand der lombardischen Verhältnisse überprüft. Aus dem Inhalt: Das Kräfteverhältnis zwischen Reich und Kommune; Der Feldzug zur Niederwerfung Mailands (1158); Die Belagerung von Crema; Die Schlacht bei Carcano am 9. August 1160; Friedrich Barbarossa als Feldherr, Verwüstung und Grausamkeit als Waffen; Die mechanische Artillerie im Belagerungskrieg; Guintelmo und die Kriegstechniker des Hochmittelalters.
Im Rahmen dieser EDV-gestützten Untersuchung soll für das 14. Jahrhundert ein genaueres Bild über Einflusswillen und Einflussvermögen der Kurie auf die Benefizien im sacrum imperium gewonnen werden. Die in den päpstlichen Registern nachweisbaren Provisionen werden mit Hilfe statistischer Methoden den tatsächlichen Pfründeninhabern vor Ort gegenübergestellt. Dabei wird hinsichtlich der höheren Kirchenämter deutlich, dass die Kurie im 14. Jahrhundert zwar den Anspruch vertrat, oberste Vergabeinstanz aller Pfründen zu sein, aber nur in vergleichsweise geringerem Umfang auch tatsächlich an einer aktiven Einflussnahme auf die Stellenbesetzung interessiert war: Päpstliche Kandidaten fanden sich unter den Reichsbischöfen und Reichsäbten im untersuchten Zeitraum in viel geringerem Ausmaß als häufig angenommen. Bei der Vergabe der niederen Benefizien scheint die Kurie nicht einmal konsequent den Anspruch auf absolute Besetzungskompetenz verfolgt zu haben: Der Umfang der päpstlichen Provisionstätigkeit in einzelnen Kollaturen war offensichtlich weitgehend abhängig vom Nachfrageverhalten der Kleriker und vollzog sich vornehmlich durch den Ausstoß von Exspektativen. Die Nachfrage nach Pfründen wiederum wurde bedingt durch unterschiedlichste, zum Teil individuelle Bedingungsfaktoren, schwankte von Kapitel zu Kapitel sehr stark und lag auch hier weit unter den oft geweckten Erwartungen.
Der Band versammelt im wesentlichen die Beiträge der gleichnamigen Tagung des Deutschen Historischen Instituts in Rom vom 29. bis 31. Oktober 2003. Darin werden sowohl die deutsch-italienischen Beziehungen der Nachkriegszeit, besonders unter dem Aspekt der Kulturpolitik, allgemein behandelt als auch die Geschicke der einzelnen Institute und Bibliotheken in Rom: das Deutsche Historische Institut, das Deutsche Archäologische Institut, das Römische Institut der Görres-Gesellschaft, die Villa Massimo, die Bibliotheca Hertziana, die Deutsche Bibliothek (das spätere Goethe-Institut) und die Deutsche Schule.
Die Regierungszeit Wilhelms II. von Sizilien (1166-1189) galt Zeitgenossen und Späteren als 'Goldenes Zeitalter' des Normannenreiches, auf dessen Zustände auch der Nachfolger aus dem staufischen Haus, Friedrich II., mit seiner Gesetzgebung zurücklenkte. Eine umfassende Darstellung dieser für das normannische Königtum so wichtigen Epoche aus jüngerer Zeit fehlte jedoch bisher. Die Studie setzt sich daher das Ziel einer kritischen Bestandsaufnahme und Gesamtbilanz der Herrschaft Wilhelms II. Auf der Basis urkundlicher und erzählender Quellen werden die verschiedenen Bereiche königlichen Handelns - Verwaltung und Gesetzgebung, Städte- und Kirchenpolitik, Wirtschaft und Handel, Stellung der Muslime und Griechen im Königreich, Kultur und Herrschaftsrepräsentation, außenpolitische Beziehungen - analysiert. Als Ergebnis dieser Untersuchung entsteht das Bild eines entschiedenen und selbstbewußten Königs, der die Grundlagen seiner Herrschaft zu bewahren und zu erweitern strebte. In manchem knüpfte er dabei an Maßnahmen seines Großvaters Rogers II. an, des Begründers des normannischen Königtums, dem er auch in Fragen der Herrschaftsrepräsentation nacheiferte. Außerdem gelang es dem König, seinem Reich eine über zwanzigjährige Periode des Friedens und des Rechts zu sichern.
Im 19. Jahrhundert gehörte Dante (1265-1321) zu den zentralen Symbolfiguren der italienischen Einigungsbewegung. Mit dieser Studie liegt erstmals eine umfassende Untersuchung des Dantekultes im Zeitraum von der Französischen Revolution bis zum Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg vor. Gestützt auf Quellen wie Gedenkschriften, Dantebiographien, Briefe, Akten der Zensur- und Schulbehörden, Schulbücher, Denkmäler und Abbildungen fragt sie nach den Trägergruppen des Dantekultes, seiner Verbreitung und Entwicklung, nach den 'Konjunkturen' sowie regionalen Besonderheiten der Erinnerung.
Die Studie zeigt, daß sich der nationale Dantekult vor der nationalen Einigung in allen italienischen Einzelstaaten rasch ausbreiten und von den staatlichen Zensurbehörden kaum wirksam bekämpft werden konnte, nach 1861 aber zunehmend auf Hindernisse stieß. Neben neueren Symbolgestalten des italienischen Nationalstaates wie Giuseppe Garibaldi und König Viktor Emanuel II. konnte der Dichter aus dem Mittelalter, dessen Sprache und Denken der einfachen Bevölkerung kaum zu vermitteln war, nicht bestehen. Die Untersuchung zeigt allerdings auch, daß längst überkommene Vorstellungen von Dante als Symbolfigur weit bis ins 20. Jahrhundert fortwirkten, wozu der Unterricht an den staatlichen Schulen und die Vereinnahmung des Dichters durch die Irredentabewegung wesentlich beitrugen.
Mit diesem Band werden die Beiträge zu einer interdisziplinären Fachkonferenz vorgelegt, die im März 2003 am Deutschen Historischen Institut in Rom stattgefunden hat. Die spätmittelalterliche Periode des westlichen Kirchenrechts, die bisher gegenüber der sog. klassischen Zeit vernachlässigt wurde, wird sowohl von Historikern wie von Juristen beleuchtet. Ausgehend von einzelnen kirchlichen Institutionen und Rechtsmaterien versuchen alle Autoren, im Sinne der heuristisch gemeinten Leitfrage allgemeine Tendenzen des Kirchenrechts zu bestimmen. Der Schwerpunkt liegt auf den Institutionen der römischen Kurie und ihrer rechtsschöpferischen Praxis, wobei u.a. der bisher unterschätzte kanonistische Ertrag der langfristigen Quellenpublikationen (»Repertorium Germanicum«, »Repertorium Poenitentiariae Germanicum«) des DHI Rom hervorgehoben wird.
Erstmals wird in diesem aus den Akten zahlreicher Archive erarbeiteten Buch die Untersuchung des politischen Einsatzes von Patronage-Klientel-Beziehungen und sozialen Netzwerken, das ist Mikropolitik, von den inneren Herrschaftsverhältnissen frühneuzeitlicher Gemeinwesen auf deren zwischenstaatliche Beziehungen übertragen. Konkret geht es um die vielgestaltige Interaktion zwischen der Römischen Kurie Papst Pauls V. (1605-1621) mit seiner Familie, den Borghese, und Spanien mit seinen Nebenländern Neapel und Mailand sowie dem Spanien nahestehenden Finanzzentrum Genua.
Geschichtsvereine sind Teil eines sich in allen europäischen Ländern entwickelnden Gesellschaftswesens. Diese komparatistische Arbeit untersucht Mitgliedschaft, Tätigkeitsfelder, Geselligkeit und Geschichtsbilder derartiger Vereine in Italien und Deutschland im langen 19. Jahrhundert. Wesentliche neue Ergebnisse bringt die Untersuchung bezüglich der Klientel. Diese Gesellschaften entsprechen keineswegs der gängigen Forschungsmeinung vom bürgerlichen Vereinswesen, der örtliche Adel dominierte viele Vereine. Er sieht in diesen Assoziationen ein wichtiges Mittel, um seine elitären Gesellschaftskreise in moderneren Formen erneut zu etablieren und seine Geschichts- und Wertvorstellungen zu tradieren.
Verpflichtet sind die Gesellschaften der Pflege einer überaus stark regional geprägten Geschichtskultur, wohingegen die nationale Geschichte kaum Beachtung fand. Thematisiert wird auch die jeweilige historiographische Bedeutung der Vereine neben Akademien, Instituten und Universitäten, ihre Leistungen zur Vernetzung der Geschichtswissenschaft auf nationaler Ebene. Zahlreiche Parallelen lassen sich bezüglich des Geschichtsverständnisses nachweisen. In den konservativ etatistischen Gesellschaften wird weiterhin Geschichte nach dem Motto geschrieben: große Männer machen Geschichte, seien es nun Adlige, Senatoren, Bischöfe, Fürsten oder Könige. Eine weitere Gemeinsamkeit bildet der ausgesprochen elitäre Habitus der hier untersuchten "Priester der Klio".
Am 18.12.1935 fand in Italien die wohl aufwendigste Selbstinszenierung des faschistischen Regimes statt. Im Zuge einer beispiellosen Spendenaktion zur Finanzierung des Äthiopienkrieges waren italienische Paare, besonders aber die Frauen dazu aufgerufen, mit dem Austausch ihrer goldenen Eheringe gegen einen wertlosen, aber kirchlich gesegneten Ersatz ihre Treue zum Faschismus unter Beweis zu stellen. Millionen leisteten dem Appell Folge. Der vorliegende Band beleuchtet erstmals die Hintergründe dieses bemerkenswerten Geschehens. Dabei wird das kollektive Eheringopfer als Schlüsselereignis zum Verständnis grundlegender Aspekte des Faschismus betrachtet -- vor allem der zentralen Bedeutung der militärischen Expansion als innenpolitischem Mobilisierungsinstrument. Für die Frauen nahm die Trennung vom Ehering als symbolische Hochzeit mit dem Vaterland die Bereitschaft zum Gatten- bzw. Sohnesopfer im Krieg vorweg.
Die Studie leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zu Faschismus-, Totalitarismus- und gender-Theorie. Organisation, Verlauf und Resonanz der Trauringspende eröffnen auch einen sehr plastischen Einblick in den faschistischen Alltag, der über weite Strecken durch das Wechselspiel zwischen popularem Konsens und erzwungener Kooperation bestimmt war. Entsprechend der hohen Bedeutung visueller Propaganda im faschistischen Italien enthält der Band über sechzig Abbildungen, die ausführlich interpretiert und auf ihre symbolische wie ästhetische Wirkung hin untersucht werden.
Die Erdbeben vom 5. Juni 1688 und 14. März 1702 in Benevent sind Ausgangspunkt einer multiperspektivischen Analyse, die den mentalen, politischen und sozial-ökonomischen Bewältigungsanstrengungen der kommunalen und kirchenstaatlichen Eliten im Bezugsfeld der Verwirklichung von Herrschaft an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert nachgeht. Eine Einordnung der Erdbeben innerhalb der religiösen und naturwissenschaftlichen Deutungsangebote der Zeit durch die herrschenden Eliten erweist diese als persönliche Standortbestimmung innerhalb der Gesellschaft, die in der Person des damaligen Erzbischofs von Benevent, Kardinal V.M. Orsini, dem späteren Papst Benedikt XIII., eine dezidiert politische Botschaft enthält: Orsini wird während des Erdbebens 1688 wundersam durch den Hl. Filippo Neri errettet, um die Kirche und Kommune von Benevent zu retten. Dieser von Orsini formulierte Herrschaftsanspruch wird mit Hilfe des für die Kirchenstaatsforschung formulierten mikropolitischen Ansatzes in Bezug auf die Bewältigungsbemühungen der kirchenstaatlichen Administration analysiert und bestätigt. Eine Kostenbilanz der Erdbebenbewältigung für die Apostolische Kammer, die Bürger und die Kommune von Benevent spezifiziert die finanziellen und damit einhergehenden politischen Folgen der Erdbeben, aus denen Erzbischof Orsini zumindest in der zeitgenössischen Historiographie als »Retter von Benevent« hervorgeht.
Der sich über Jahrhunderte erstreckende Alphabetisierungsprozeß der europäischen Gesellschaften stellt ein zentrales Thema der neueren Sozial- und Bildungsgeschichte dar. Für Venedig, im Mittelalter eine der größten Städte des christlichen Abendlandes, kann die Verbreitung von Schreibkenntnissen innerhalb der Laienbevölkerung aufgrund der umfangreichen, besonders aus Urkunden bestehenden Überlieferung für die Zeit vor dem Jahr 1200 untersucht werden. Eine Kombination von sozialgeschichtlichen und hilfswissenschaftlichen Methoden führt zu dem für diesen frühen Zeitraum ungewöhnlichen Ergebnis, daß die Bevölkerung der Handelsmetropole bereits im hohen Mittelalter in breitem Maße über elementare Schreibkenntnisse verfügte, die seit dem 10. Jahrhundert allmählich, danach immer rascher zunahmen und im 12. Jahrhundert weite Teile der Gesellschaft erfaßt hatten. Es lassen sich geschlechtspezifisch, sozial und regional bedingte Besonderheiten in der Aneignung von Schrift nachweisen. Neben der Auswertung des Urkundenmaterials richtet die Arbeit ein besonderes Augenmerk auf die Rolle der Schriftlichkeit im venezianischen Alltag, wirft einen Blick auf Schulen und Lehrer und charakterisiert rund 90 nicht der adligen Führungsschicht angehörige Familien, in denen sich Schreibkenntnisse feststellen lassen. Erstmals liegen mit dieser Studie detaillierte Erkenntnisse zum Alphabetisierungsprozeß einer europäischen Großstadt des Mittelalters vor.
Die Stelle eines Magdeburger Domherrn, die ihrem Inhaber materielle Versorgung, politischen Einfluß und Prestige vermittelte, gehörte im Spätmittelalter zu den attraktivsten kirchlichen Positionen im mitteldeutschen Raum. Ausgehend von den päpstlichen Registern des Vatikans und der Überlieferung in Magdeburg geht die Arbeit der Frage nach, auf welchen Wegen sich Kleriker gegen die Konkurrenz durchsetzten und in das Domkapitel gelangten. Vergleichend werden sowohl die rechtlichen Umstände als auch die sozialen Beziehungen ermittelt, die für die Besetzung der Pfründen im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts maßgeblich waren.
Bisherige Studien zum italienischen Notariat haben der urkundlichen fides, obwohl sie sie als fides publica stets erwähnen, kaum Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Dies liegt darin begründet, daß der Begriff mit 'Beweiskraft' übersetzt wurde und die Bedeutung 'Vertrauen' oder 'Glaubwürdigkeit' in den Hintergrund trat. Man betrachtete die fides als das quasi statische Resultat eines sich bis in das 12. Jahrhundert hinein vollziehenden Prozesses, innerhalb dessen das Dokument nicht nur als Beweismittel an Bedeutung gewann, sondern sich auch in seiner Gestalt änderte. Die Interpretation der fides als das Ende der Entwicklung und ihre enge Anbindung an die Investitur des Notars führten dazu, daß die Mittel, mit denen das Vertrauen begründet, gefestigt und erhalten wurde, von der Forschung unbeachtet blieben. Die Arbeit erschließt dem Verständnis des Notariats in den italienischen Kommunen folglich eine neue Dimension. In einem Brückenschlag zwischen der Rechts- und der Sozialgeschichte wird anhand der Person des Notars, der Niederschrift der Urkunde, der Wahl des Ortes und der Zeugen sowie der Intervention der Stadtgemeinde nachgezeichnet, wie sich die Vertrauensbildung im Urkundenwesen vollzog und welchen Wandlungsprozessen sie unterlag. Die Quellengrundlage bilden die kirchlichen Urkundenbestände der lombardischen Stadt Como, kommunale Statutenbücher aus Ober- und Mittelitalien, die maßgeblichen Werke der Jurisprudenz sowie Handbücher zum Zivilprozeß und zur Notariatskunst.
Die Forschung hat bisher zu selten versucht, die Geschichte mittelalterlicher Bruderschaften konsequent an ihren historischen Kontext zurückzubinden und ihre Entwicklung durch vergleichende Analyse verschiedener räumlicher Situationen zu erklären. Dies ist das Ziel des Buches, dessen drei Fallstudien städtischen Bruderschaften im Kirchenstaat des 14. und 15. Jahrhunderts gewidmet sind. Hauptbeispiel ist Viterbo, die an der Via Francigena gelegene Kommune im Norden Roms, in der religiöse Laienvereinigungen seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, trotz lebhafter Anfänge, nicht mehr expandierten und bis nach 1450 auf eine vom Ortsbischof kontrollierte Kongregation von Flagellantengruppen beschränkt blieben. Aus welchen inneren und äußeren Faktoren dieser Befund sich erklärt, wird durch den Vergleich mit Orvieto und vor allem Assisi deutlich, wo die Bruderschaften sich eine stärkere Position in der städtischen Öffentlichkeit zu sichern vermochten. Während die wirtschaftlichen, demographischen und politischen Bedingungen in den drei Beispielstädten ähnlich waren, ergeben sich große Unterschiede im Hinblick auf die Struktur der kirchlichen Institutionen, die in Assisi franziskanisch, in Orvieto durch Bettelorden und Kathedrale, in Viterbo durch Bischof, Hoch- und Pfarrklerus geprägt waren. Als Hauptfaktor für die Entwicklung städtischer Bruderschaften im Spätmittelalter ist demnach der Charakter der lokalen Kirchenorganisation anzusehen.
Am 8. September 1943 verkündete Italien die bedingungslose Kapitulation gegenüber den Alliierten. Rigoros und mit vielerorts völkerrechtswidrigen Methoden entwaffneten die Deutschen die italienischen Streitkräfte im Mittelmeerraum. Der deutschen Kriegswirtschaft brachten diese politischen Veränderungen nur Vorteile: Fast 500.000 italienische Soldaten und Unteroffiziere standen nun für die Arbeit in der Rüstungs- und Schwerindustrie, in der Bauwirtschaft und im Bergbau zur Verfügung. Sie befanden sich bereits nach kurzer Zeit am Ende der sozialen Hierarchie, nur wenig besser behandelt als "Ostarbeiter" und sowjetische Kriegsgefangene. Dafür zeichnete Hitler verantwortlich, der ihnen aus Rücksicht gegenüber dem Bündnis mit Mussolini und der Repubblica Sociale Italiana den Sonderstatus der "Militärinternierten" zuwies. Dazu kam die in allen politischen Ebenen festzustellende Widersprüchlichkeit, die Italiener einerseits für den als "Verrat" angesehenen Kriegsaustritt rücksichtslos zu bestrafen und sie andererseits möglichst effektiv in der Kriegswirtschaft einzusetzen. Eine gravierende Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen war die Folge. Erst im Frühsommer 1944 setzte zunächst in den Unternehmen und später in der Reichsleitung ein Umdenkungsprozeß ein, der schließlich im August/September 1944 zu der Entlassung der Militärinternierten in das Zivilverhältnis führte. Dieser Statuswechsel brachte jedoch nur eine kurzfristige Entspannung, bevor sich ihre soziale Realität in den letzten Kriegsmonaten wieder drastisch verschärfte.
Die deutschen Söldner im Italien des Trecento waren den Zeitgenossen eine verhaßte Plage - und vielleicht galten sie auch manchem professionellen Historiker als eher unsympathische Erscheinungen, jedenfalls mochte sich niemand in den letzten sechzig Jahren intensiver mit ihnen beschäftigen. Zwar war der Forschung bewußt, daß für die Menschen des 14. Jahrhunderts der Krieg und seine Krieger allgegenwärtige Erfahrungen waren. Zwar hat man die Bedeutung des Krieges für die mittelalterliche Gesellschaft selten in Zweifel gezogen, doch besonders häufig untersucht hat man dieses Phänomen deshalb nicht.
Die vorliegende Untersuchung setzt bei diesem Defizit an. Ausgehend von neuen Quellenfunden in den Archiven Nord- und Mittelitaliens werden zunächst die Rahmenbedingungen des internationalen italienischen Soldmarktes des 14. Jahrhunderts vorgestellt. Darauf aufbauend werden die Lebenssituationen der Söldner in Krieg und Frieden beschrieben. Eine sozialgeschichtliche Analyse der deutschen Söldner schließt sich an, die nach regionaler und sozialer Herkunft fragt. Weitere Kapitel beschreiben Themen wie >Sold und Beute< und suchen nach Motiven für den Aufbruch nach Italien, was zwangsläufig den Blick auf die vor allem südwestdeutschen Herkunftsregionen der Söldner richten läßt.
Mit dem Titel »Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae« bezeichnet man denjenigen Rompilgerführer, der im Spätmittelalter die weiteste Verbreitung erfuhr. Er ist in einer großen Anzahl von Handschriften und Drucken überliefert, die jedoch keineswegs einen einheitlichen Text aufweisen; vielmehr schwankt die Anzahl der in den einzelnen Textzeugen genannten Kirchen und differieren die Beschreibungen dieser Kirchen untereinander stark.
In einer Textedition könnten diese Differenzen kaum angemessen wiedergegeben werden; gesucht wurde deswegen nach einer anderen Möglichkeit, die in den »Indulgentiae« enthaltenen Angaben über das Aussehen und die Ausstattung der Kirchen zugänglich zu machen. Dies geschieht im vorliegenden Band in der Form eines alphabetischen Katalogs der Kirchen. Berücksichtigt wurden dabei neben den bisher edierten lateinischen Fassungen des Textes vor allem deren deutsch- und niederländischsprachige Bearbeitungen.
Nach einer Darstellung derjenigen Textzeugen, die für den Katalog ausgewertet wurden, folgen die sehr ausführlichen Einträge zu den sieben römischen Hauptkirchen (S. Croce, S. Giovanni in Laterano, S. Lorenzo fuori le Mura, S. Maria Maggiore, S. Paolo fuori le Mura, S. Pietro in Vaticano, S. Sebastiano); in einem zweiten Alphabet werden insgesamt ca. 170 weitere Kirchen aufgeführt, die im Mittelalter zumeist kürzer beschrieben wurden als die Hauptkirchen. Für jede Kirche wird in acht Rubriken (wie etwa "Reliquien", "Räumlichkeiten/Ausstattung", "Ablaß", "Stationstage") systematisch zusammengestellt, welche Informationen die Rompilgerführer über sie bereithalten. Auf diese Art und Weise ermöglicht der Band einen schnellen Überblick über die Informationen, die in den »Indulgentiae« überliefert sind; da viele dieser Angaben bisher nicht publiziert waren, bildet der Katalog eine wichtige Ergänzung zu sonstigen Nachschlagewerken über die Kirchen Roms.
Erst in den zentralen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat Italien alle wesentlichen Strukturmerkmale eines Industriestaates ausgebildet. Die Untersuchung fragt nach Bedingungen und Triebkräften des Prozesses, der um 1960 zum Abschluß kam. Dabei wird die gängige These von der Verschiedenartigkeit der wirtschaftspolitischen Ansätze in den dreißiger und fünfziger Jahren in Frage gestellt. Zum ersten Mal wird eine systematische Bilanz der italienischen Autarkiepolitik gezogen. Es wird gezeigt, warum ihre kriegswirtschaftliche Bedeutung hinter die industriepolitische zurücktrat. Der damals eingeleitete Strukturwandel, die später fortlaufenden Pfade technologischer und institutioneller Erneuerung, die Kontinuität ökonomischer Entscheidungsstrukturen, die Modalitäten des Wiederaufbaus nach dem Weltkrieg und der italienischen Beteiligung an der europäischen Integration, schließlich die strukturellen und ordnungspolitischen Merkmale des "Wirtschaftswunders" stützen sämtlich die Annahme, die Autarkieperiode stelle lediglich eine erste Etappe auf dem Weg von der halbagrarischen zur industriellen Volkswirtschaft dar. Die damaligen Planungen werden als Teil einer langfristig zur Geltung kommenden neo-merkantilistischen Strategie betrachtet, deren beständigste soziale Trägergruppe die zwischen 1935 und 1963 zu großer Entscheidungsmacht aufgestiegene Wirtschaftstechnokratie war. Die Ergebnisse der Untersuchung laufen somit auf eine in vieler Hinsicht neue Periodisierung der italienischen Wirtschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert hinaus.
Trotz großen Forschungsinteresses an den vorreformatorischen Kurienbeziehungen gab es bisher keine Studie, die auf zuverlässiger Quellenbasis die vielfältigen Verbindungen zwischen der römischen Kurie und den christlich-katholischen Ländern in einem gesamteuropäischen Vergleich untersuchte. Dies wird nun erstmals für die Zeit zwischen 1450 und 1520 geleistet; im Mittelpunkt stehen die Pontifikate des Borgia-Papstes Calixt III. (1455-58), des Cibo-Papstes Innozenz VIII. (1484-92) und des Medici-Papstes Leo X. (1513-21). Ausgehend von den im Vatikan befindlichen Kanzlei-, Annaten- und Breven-Registern werden der Benefizien- und Finanzverkehr sowie die Fürstenpolitik unter diesen Päpsten quantitativ und qualitativ analysiert. Dabei erweist sich Frankreich entgegen gängigen Urteilen vor Italien, Spanien und dem Deutschen Reich als wichtigster Partner der Kurie. Da den Beziehungen der Florentiner Medici zu den französischen Königen gerade für die Jahre vor Ausbruch der Reformation eine zentrale Bedeutung zukommt, ist ein genauerer Blick auf die Frankreichpolitik Papst Leos X. notwendig. Abschließend werden besonders für Spanien, Frankreich und Deutschland die politischen Konsequenzen der Herrscher aus der in allen europäischen Ländern verbreiteten Kritik an der Kurie erforscht, woraus sich bezeichnende Einblicke in die unterschiedliche Staatlichkeit dieser Länder ergeben - bis hin zu einer für Spanien und Frankreich klar, für Deutschland gar nicht zu konstatierenden Ausländerpolitik.
Die insgesamt 18 Autoren dieses Tagungsbandes des Deutschen Historischen Instituts in Rom, darunter Historiker, Archäologen, Musikwissenschaftler und Kunsthistoriker, gehen in ihren Beiträgen der Frage nach, wie Italien in der deutschsprachigen Kultur des 19. Jahrhunderts erlebt, wahrgenommen, dargestellt und bewertet wurde. Aus dem Blickwinkel verschiedener Fachdisziplinen werden die biographischen Zusammenhänge, die institutionellen Rahmenbedingungen sowie die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen und Wirkungen der Italienerfahrungen dargestellt, die Gelehrte, Journalisten und Künstler, aber auch Handwerker oder Bettler in der Epoche des Risorgimento machten.
Die Bischofsstuhlbesetzungen in zwei italienischen Kirchenprovinzen (Mailand und Salerno) von der Zeit des Pontifikates Innozenz XI. bis zu Leo XIII. werden sowohl unter behörden- als auch sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten untersucht. Die Auswertung von umfangreichem Archivmaterial aus dem Vatikanischen Geheimarchiv und von Quellen aus Archiven in Rom, Neapel, Mailand, Venedig und Wien und zahlreichen kleineren italienischen Kommunen erlaubt einen ungewöhnlichen Einblick in die Beziehungen des Papsttums zu den italienischen Staaten und in die Sozialgeschichte der italienischen Kirche. Das Oszillieren zwischen Personalpolitik und Personalbürokratie, zwischen Machtinteressen und Kriterienanforderungen wird über mehr als zwei Jahrhunderte verfolgt. Die unterschiedlichen Sozialformen der katholischen Kirche in Nord- und Süditalien werden in ihrem jeweils eigenen zeitlichen Beharrungsvermögen sichtbar gemacht. Während die Sozialgeschichte Norditaliens in der Neuzeit im deutschen Sprachraum besser bekannt ist, sind deutsche Arbeiten über die Gestalt Süditaliens in der Neuzeit erheblich seltener. Der in dieser Studie angestellte Vergleich relativiert unser vornehmlich an west- und nordeuropäischen Gegebenheiten orientiertes Bild der sozialgeschichtlichen Entwicklung der Führungseliten in der frühen und späteren Neuzeit.
Die meisten mittelalterlichen Dokumente aus Italien wurden von Notaren geschrieben. Diese Studie stellt daher die Produzenten dieser Schriftquellen ins Zentrum. Im Gegensatz zur bisherigen Forschung, welche die Geschichte des Notariats jeweils nur für eine Stadt nachzeichnete und die urkundliche Überlieferung bloß am Rande beizog, werden hier erstmals die Entwicklungslinien in allen Teilen des Regnum Italiae aufgezeigt und das vorhandene normative und dokumentarische Quellenmaterial in seiner ganzen Breite verwendet. Aus dieser Perspektive lösen die Toskana und besonders Lucca Genua und Bologna als Wegbereiter ab. Außerdem werden die Urkundenschreiber selber, ihre Persönlichkeit und ihr Lebenshorizont einbezogen.
Das Aufkommen der Imbreviaturbücher im frühen 12. Jahrhundert revolutionierte das bisherige Dokumentationssystem. Denn fortan schrieb der Notar die Urkunden nicht nur, er bewahrte sie für seine Zeitgenossen auch gleich noch auf. Die intensive Auseinandersetzung mit notariellen Akten sollte sich nicht auf die engere Quellenkritik oder auf die inhaltliche Analyse der Dokumente beschränken, sondern auch zu weiterreichenden methodischen Fragen anregen. Denn die zweifache Überlieferung durch Imbreviaturbücher und Pergamenturkunden stellt für den Historiker eine äußerst interessante Konstellation dar. Die Brisanz liegt vor allem darin, daß der Vergleich der beiden Traditionswege relativ präzise erkennen läßt, welcher Anteil der einstigen Menge heute noch vorliegt und wieviel in der Zwischenzeit verloren gegangen ist. Erstmals wird hier eine vollständige Sammlung von Notarszeichen präsentiert, welche die damalige regionalen und modischen Einflüssen unterworfene Ornamentik illustriert.
Päpstliche Kollektoren zogen vom 13. Jahrhundert bis zum frühen 16. Jahrhundert (in bestimmten Gebieten auch noch in der Frühen Neuzeit) Abgaben des Klerus für die apostolische Kammer ein. Dadurch zählten die Kollektoren zu den wichtigsten Trägern der Kommunikation zwischen dem Papsttum und der Gesamtkirche, und sie konnten in manchen Ländern auch die Aufgaben übernehmen, die später diplomatischen Vertretern (Nuntien) zufielen. Dargestellt werden die Entstehung fester Zuständigkeitsbereiche (Kollektorien) in allen Teilen des spätmittelalterlichen Abendlandes, die Aufgaben und Befugnisse der Kollektoren in ihrem zeitlichen Wandel, ihre Arbeitsweise, ihre Entlohnung, ihre Mitarbeiter, ihre Kontrolle durch die apostolische Kammer und deren Spezialgesandte bis hin zum finanziellen Ertrag ihrer Tätigkeit im europäischen Vergleich. Beispielhaft werden die im deutschen Sprachraum tätigen Kollektoren und ihre Unterkollektoren prosopographisch untersucht (mit biographischen Angaben zu den Mitgliedern dieser Personengruppe). Rund 100 Jahre nach den ersten Quelleneditionen und den grundlegenden Arbeiten zur Geschichte der Papstfinanz, die im 20. Jahrhundert vor allem von der französischen Forschung entscheidend vorangebracht wurde, liegt damit nun ein von modernen Fragestellungen geleiteter, weithin auf der Auswertung neuerschlossener Quellen des Vatikanischen Archivs beruhender Beitrag zur Geschichte der Papstfinanz in deutscher Sprache vor.
Die Basiliken S. Giovanni in Laterano und S. Maria Maggiore waren neben der Peterskirche die bedeutendsten Kollegiatkirchen in Rom. Die an ihnen wirkenden Klerikergemeinschaften (= Stiftskapitel) wurden von Kanonikern gebildet, über deren Herkunft aus meist führenden römischen Familien man bislang wenig wußte. Mittels der prosopographischen Methode, d.h. der Sammlung aller Einzelinformationen zu einer Personengruppe, können wichtige Bereiche des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Umfelds der Kanoniker rekonstruiert werden. Als Untersuchungszeitraum wurde das 14. Jahrhundert gewählt, als das Papsttum weitgehend im südfranzösischen Avignon weilte. Da die Kanonikate an den beiden Basiliken zu den begehrtesten Kirchenpfründen der Tiber-Metropole gehörten, versuchten die Päpste und die römischen Führungsgruppen gleichermaßen, ihre Vergabe zu beeinflussen. Der höhere Klerus war fest in die römische Gesellschaft integriert und konnte sich deshalb auch nicht den damaligen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen entziehen. Einen Vertreter in einem der drei großen Kapitel zu stellen, gehörte zu den Zielen der nach der Jahrhundertwende ökonomisch aufstrebenden Kreise. In der Sozialgeschichte der beiden hier behandelten Kapitel spiegelt sich also auch die Geschichte der Stadt Rom selbst wider.
Die Familie Colonna gehörte im Mittelalter zu den führenden Baronalgeschlechtern Roms. In der Zeit von 1278 bis 1348 stellten sie drei Mitglieder des Kardinalskollegs und nahmen dadurch eine bedeutende Stellung am päpstlichen Hof, der Kurie, ein. Da der Papst seit dem 12. Jahrhundert in immer größerem Ausmaß beanspruchte, die mit Einnahmen verbundenen Kirchenämter (= Pfründen) zu vergeben, entwickelte sich an seinem Sitz der sog. kuriale Pfründenmarkt. Zu diesem hatte ein Kardinal einen privilegierten Zugang, und er konnte dort auch seinen Verwandten, den Angehörigen seines Haushalts (den sog. familiares) und der weiteren Klientel seines Geschlechts Pfründen vermitteln. Auch ein Laie aus vornehmem Haus übernahm gelegentlich als Gesandter - die Kurie weilte ja ab 1309 in Avignon - diese Vermittlungsfunktion, die in Hunderten von Einträgen in den päpstlichen Briefregistern erkennbar ist. Aus diesem Material ergeben sich bislang weitgehend unbeachtet gebliebene Hinweise auf die Machtverhältnisse in Rom, wo die Colonna mit den Orsini um die Vormacht kämpften. Um zu untersuchen, wie die Colonna nach 1348 den Verlust ihres einflußreichsten Fürsprechers an der Kurie kompensierten, werden auch die dreißig Jahre bis zum Ausbruch des Schismas 1378 in den Blick genommen. Über die politischen Bezüge hinaus gewährt die Studie Einblick in die sozialen, kulturellen und ökonomischen Grundlagen des höheren Klerus in der Stadt Rom und an der Kurie.
Der Band enthält 22 Beiträge eines internationalen Kolloquiums zu Stand und Perspektiven der Nuntiaturberichtsforschung, das vom 9.-12. Oktober 1996 am Deutschen Historischen Institut in Rom stattgefunden hat. Wie bei ähnlichen früheren Fachtagungen am DHI Rom (zuletzt 1971 und 1985) trafen sich Historikerinnen und Historiker, die mit den Nuntiaturberichten - seit jeher ein zentrales Forschungsprojekt des Instituts - bearbeitend und forschend befaßt sind. Dabei stand dieses Mal weniger die editorische Problematik im Vordergrund, sondern vor allem die Frage der Nutzung für weitergehende Studien. Neben der Beschäftigung mit den zentralen Stücken der klassischen Nuntiaturkorrespondenz trat bei den Vorträgen verstärkt die junge, auf der Gattung der Hauptinstruktionen basierende Forschungsrichtung in den Gesichtskreis.
In dieser Studie wird die Agrarpolitik des faschistischen Regimes in Italien erstmals auf breiter archivalischer Basis erforscht. Die ersten Kapitel untersuchen die ideologischen Grundlagen des faschistischen 'Ruralismus', die Strategien zur Herrschaftssicherung auf dem Land und den Aufbau der agrarpolitischen Institutionen. Der Hauptteil ist den großen landwirtschaftlichen Kampagnen des Regimes gewidmet. Die 1925 begonnene 'Getreideschlacht' bildete den Auftakt des faschistischen Autarkieprogramms, das Italien von ausländischen Nahrungsmittelzufuhren unabhängig machen sollte. 1929 setzten die großangelegten Urbarmachungs- und Siedlungsprogramme ein, die auf eine Stärkung des Bauernstandes und die Beseitigung der ländlichen Arbeitslosigkeit zielten. Die Untersuchung zeigt, daß die Ziele der faschistischen Agrarpolitik nur partiell verwirklicht werden konnten. Während die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion dazu führte, daß die agrarische Außenhandelsbilanz seit Anfang der dreißiger Jahre positiv wurde, konnten die siedlungs- und sozialpolitischen Vorstellungen des Regimes nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Der durch die staatlichen Maßnahmen verstärkte ökonomische Strukturwandel beschleunigte die Abwanderung von Arbeitskräften aus dem primären Sektor und bewirkte eine weitere Marginalisierung der Landwirtschaft. Das Scheitern der sozialen Neuordnungskonzeptionen führte seit Mitte der dreißiger Jahre zu einem zunehmenden Konsensverlust des Faschismus innerhalb der ländlichen Bevölkerung. Verstärkt wurde dieses Phänomen durch die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen gegenüber den bäuerlichen Produzenten und die Verschlechterung der Ernährungslage im Zuge der Autarkiepolitik.
Die vom Mythos umgebene Gestalt Friedrichs II. von Hohenstaufen hat 1994, im Jahr seines achthundertsten Geburtstags, insbesondere in Italien großes Interesse geweckt, wo der Staufer seit 1198 als König von Sizilien regiert und das er später stark in seine Reichspolitik einbezogen hat. Das Deutsche Historische Institut in Rom nahm das Gedenkjahr zum Anlaß, eine Bilanz zum gegenwärtigen Stand der Forschungen zu Herrschaftsanspruch und -praxis in der Italien-Politik Friedrichs II. zu ziehen. Die 25 Beiträge des vorliegenden Tagungsbandes gehen deshalb genauso auf die jüngsten Editionsunternehmen ein, wie auch auf die aktuellen Forschungsdiskussionen um die Effizienz und den Modernitätsgrad der Verwaltungs- und Wirtschaftsreformen des Königs von Sizilien. Weitere Schwerpunkte des Bandes bilden das kulturelle Umfeld, die religiöse Stimmung der Zeit und die Rückwirkungen des kaiserlichen Machtanspruches auf einige italienische Regionen wie die Toskana und die Romagna sowie die Architektur der Stauferburgen in Süditalien.
Das Deutsche Historische Institut in Rom legt als ersten Band (RPG IV) einer neuen Reihe die Regesten der Pönitentiarie vor, welche im Pontifikat Pius` II. (1458-64) eingereicht wurden (siehe Verlagsankündigung 1995/II, SD. 60). Die Bearbeiter haben in dem vorliegenden Band eine erste Analyse der 4028 Bittschriften vorgenommen, bei denen es um eine Vielzahl von Absolutionen, Dispensen und Lizenzen geht: Ehedispense, Geburtsmakeldispense, gewaltsame Übergriffe gegen Geistliche und Totschlag von Klerikern, Pilgererlaubnis, die Gewährung persönlicher Beichtväter etc. Ferner werden der Geschäftsgang der Pönitentiarie untersucht und der Ablauf der Gnadenerteilung dargestellt, von der Einreichung der Supplik bis hin zur Registrierung und zur Littera (Bescheid) für den Petenten. Gerade hier wird ein neues Licht auf die große administrative Kompetenz der römischen Kurie geworfen und die Person des großen Humanistenpapstes auch unter dem Aspekt seines pastoralen Engagements gewürdigt.
In diesem Buch wird das Privatleben der über 700 Familien betrachtet, die in den anderthalb Jahrhunderten vor dem Ende der Republik den venezianischen Adelskörper gebildet haben. Unter Rückgriff auf Kirchenbücher, Haushaltszählungen, Testamente und andere serielle Quellen werden die demographischen Schicksale, das Heiratsverhalten sowie die sehr eigentümlichen Familien- und Haushaltsstrukturen rekonstruiert. In den vermögenden Familien, welche die Schalthebel der politischen Macht monopolisierten, blieben in den meisten Fällen noch bis zum Untergang der Republik selbst so persönliche Entscheidungen wie Heirat oder Ehelosigkeit, Wahl des Ehegatten, das Leben in einem eigenen Haushalt oder in einer Fraterna mit allen männlichen Verwandten (unter Verzicht auf wirtschaftliche Unabhängigkeit) den Geboten der Familienräson untergeordnet. Denn um einen ehrenvollen Platz im öffentlichen Leben und in der Adelspyramide zu behaupten, mußten die Familien geeint und ihr Besitz ungeteilt bleiben und durften nicht mehr Söhne heiraten, als für die Fortdauer der Familie in einer einzigen Linie unerläßlich schienen. Hautpsächlich daran, daß die reichen Familien die Anzahl der für die Fortdauer notwendigen Ehen zu knapp kalkulierten, lag es, wenn im Verlauf von anderthalb Jahrhunderten über die Hälfte von ihnen erlosch. Einer völlig anderen Strategie folgte dagegen eine Minderheit von Adeligen oder 'Plebejern', die munter drauflos heirateten und so viele Kinder in die Welt setzten, daß auf sie am Ende des 18. Jahrhunderts fast zwei Drittel der Sitze im Großen Rat entfielen. Dieses Anwachsen eines adligen Proletariats, das fast ausschließlich von Sinekuren und staatlichen Almosen lebte, zerstörte vollends den inneren Zusammenhalt des Adelskörpers und schwächte die politische Handlungsfähigkeit der tausendjährigen Republik so sehr, daß sie 1797 kampflos vor dem korsischen Aggresor kapitulierte.
Trotz umfangreicher Vorarbeiten ist die Sozialgeschichte Roms in der frühen Neuzeit noch wenig erforscht. Dies gilt insbesondere für die innerstädtische Kriminalität, obwohl der Wert der Kriminalitätsforschung für die Sozialgeschichte in außeritalienischen Arbeiten eindrucksvoll belegt ist. Die Untersuchung setzt an der überreichlichen Quellenüberlieferung aus der Arbeit der römischen Kriminalgerichte an, die den Zugang durch ihre Struktur wesentlich erleichtert. Zum Ausgangspunkt wurde die Justizreform Pius' IV. gewählt, zum Schlußdatum die Wahl Sixtus' V. Damit umfaßt die Untersuchung die Pontifikate auf dem Höhepunkt der Gegenreformation. Dennoch zeigt sich die Delinquenzlandschaft der Ewigen Stadt obrigkeitlichen Eingriffen gegenüber kaum beeinflußbar, auch nicht unter dem rigorosen Pius V. Vielmehr zeigt die römische Kriminalität in weitaus höherem Maß als bisher bekannt Gewaltdelinquenz als persistierende Lebensform. Im Verhältnis zur viel geringeren Einwohnerzahl hat die römische Gewaltkriminalität die alltägliche Gewalt moderner Großstädte eingeholt und überholt. Während die Eigentumsdelinquenz deutlich erst auf dem zweiten Platz folgt, spielten materielle Motive ihrerseits eine überragende Rolle bei der Genese der römischen Alltagsgewalt, besonders das allgegenwärtige Schuldenproblem. Deutlich läßt sich eine offen ablehnende Haltung weiter Bevölkerungskreise gegen die Arbeit der Justiz und ihrer Organe erkennen, die wahrscheinlich auf die Spur der Entstehung des bis heute in Italien spürbaren Phänomens der omertà führen kann.
Um die Wende zum 13. Jahrhundert erfolgte an der sozialen Spitze der römischen Bevölkerung ein umfassendes Revirement, ein gesellschaftlicher Umbruch, in dem praktisch nichts beim Alten belassen wurde. Die bis dahin dominierenden Geschlechter mußten weitgehend zurücktreten. Für sie kam eine neue Gruppe von Familien, unter ihnen die Orsini, die Conti und die Annibaldi, etwas später auch die Savelli und die Colonna. Sie sollten die Geschichte Roms das ganze Spätmittelalter hindurch und noch weit darüber hinaus entscheidend mitbestimmen. Die Entstehung dieses neuen Adels, die naturgemäß mit einem tiefgreifenden sozialen Wandel und hoher sozialer Mobilität verbunden war, ist ein wesentlicher Gegenstand des Buches.
Die Vorgehensweise der Abhandlung ist zweigleisig. Der zeitliche Rahmen wird von den Eckdaten 1191 und 1268 abgesteckt. Ein erster Hauptteil widmet sich vornehmlich dem römischen Adel in seiner Zusammensetzung. Im Zentrum stehen hier unterschiedlich ausführliche genealogische und prosopographische Abrisse der Geschichte von 42 adligen oder adelsähnlichen Familien und Verwandtschaftsgruppen. In einem zweiten, chronologisch ausgerichteten Hauptteil werden die politischen Entwicklungen in Rom unter dem Leitgedanken der adligen Vorherrschaft detailliert beschrieben und dabei die politischen Grundhaltungen im römischen Adel, auch in ihrer Abhängigkeit von den sozialen Prozessen, aufgezeigt. Dem Kräftedreieck von römischem Adel, Papsttum und Kaisertum kommt in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu.
Die Abtei SS. Trinità di Venosa (bei Melfi, Provinz Potenza) wurde als Hauskloster und Grablege der normannischen Herzogsfamilie der Hauteville um 1040 gegründet. Während der Herrschaft Robert Guiscards (1057-1085) erreichte sie unter dem normannischen Abt Berengar große Bedeutung. Mit der Verlagerung des Zentrums der normannischen Herrschaft nach Sizilien verlor sie allmählich an Bedeutung. 1297 wurde sie von Papst Bonifaz VIII. aufgelöst.
Da sich aus ihr Urkunden und erzählende Quellen erhalten haben, die in der vorliegenden Studie im Anhang ediert werden, wurde sie als Ausgangspunkt für eine vergleichende Untersuchung der Rolle der Benediktinerklöster in Süditalien vom 11. bis 13. Jahrhundert gewählt.
Es zeigt sich, daß die Bedeutung des benediktinischen Mönchtums seit dem 12. Jahrhundert langsam zurückging, ein eigentlicher Niedergang aber erst im 13. Jahrhundert einsetzte. Die Gründe dafür liegen u.a. in der Isolierung der Abteien von der sich wandelnden Gesellschaft, in der die Bettelorden den geänderten religiösen Bedürfnissen der Laien entgegenkamen.