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Zentralasien

Published/Copyright: April 19, 2010
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Zusammenfassung

Unter den Publikationen, die der Sparte Zentralasien zuzurechnen sind, fällt auf, dass in der letzten Zeit einige bedeutende Werke zur Erforschung des Tocharischen, das in handschriftlichen und epigrafischen Quellen der zweiten Hälfte des ersten Millenniums am nördlichen Zweig der antiken Seidenstraße (heute: Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang, VR China) bezeugt ist, publiziert wurden. Dies ist umso bemerkenswerter, als das Studium der beiden Varietäten, Tocharisch A (Osttocharisch) und Tocharisch B (Westtocharisch), meist als Angelegenheit für wenige Spezialistinnen und Spezialisten betrachtet wird. Für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen beiden Sprachen sind nicht nur glänzende Kenntnisse der indogermanischen Sprachwissenschaft und philologische Fertigkeiten erforderlich, sondern auch eine enge Vertrautheit mit dem indischen Kulturkreis und hier insbesondere mit dem Buddhismus. Im Jahr 2008 wurden zum hundertsten Jahrestag der Entzifferung des Tocharischen Symposien in Berlin und Moskau abgehalten, auf denen unter anderem daran erinnert wurde, wie nachhaltig die Entdeckung des Tocharischen die Indogermanistik revolutioniert hat. Dass in der letzten Zeit Magister- und Doktorarbeiten zu tocharologischen Themen publiziert wurden, zeigt, dass die Tocharologie eine sich stets neuen Aufgaben stellende Disziplin ist, von der auch in Zukunft wegweisende Werke zu erwarten sind.

Kürzlich ist der erste Band des Dictionary and Thesaurus of Tocharian A (erfasst die Buchstaben A–J) erschienen, das von Gerd Carling unter Mitarbeit von Georges-Jean Pinault und Werner Winter erarbeitet wurde. Da das Buch noch Gegenstand einer Besprechung sein wird, möge der Hinweis genügen, dass damit das verdienstvolle, aber in vielen Punkten veraltete Werk Thesaurus Linguae Tocharicae Dialecti A von Pavel Poucha (Praha 1955) ersetzt und somit die Zentralasienforschung um ein wichtiges Hilfsmittel bereichert wird.

Im Jahr 2009 wurde in der Ausgabe 4/5 der OLZ der Rezensionsaufsatz von Georges-Jean Pinault mit dem Titel „Sur le travail requis pour l′interprétation linguistique du tokharien“ veröffentlicht (Besprechung von Haruyuki Saito, Das Partizipium Präteriti im Tocharischen, Wiesbaden 2006). Für das Jahr 2010 stehen noch die Rezensionen von Stefan Zimmer (Bespr. von Georges-Jean Pinault, Chrestomathie tokharienne: textes et grammaire, Leuven 2008) und Melanie Malzahn (Bespr. von Michaël Peyrot, Variation and Sound Change in Tocharian B, Amsterdam [u. a.] 2008) zur Veröffentlichung an. Dass jenseits schnelllebiger Modeerscheinungen philologisch und linguistisch bedeutsame Werke der Zentralasienkunde weiterhin entstehen und die notwendige Grundlagenforschung nicht in Vergessenheit gerät, ist mehr als erfreulich und verdient eine besondere Betonung. Nicht nur in der Indogermanistik und speziell in der Tocharologie profitiert man von diesen Veröffentlichungen, sondern auch in der Zentralasienkunde, der Turkologie, der Iranistik und der Indologie, wie im Gegenzug die Tocharologie ihrerseits von diesen Wissenschaften und speziell von den Ergebnissen der Turkologie neue Impulse erhält.

Published Online: 2010-04-19
Published in Print: 2010-03

© by Akademie Verlag, Berlin, Germany

Downloaded on 10.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1524/olzg.2010.0010/html
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