Corporate Governance und Corporate Governance Kodex in Deutschland
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Gerd Krieger
Der Beitrag gibt einen Überblick über Zielsetzung, Struktur und Funktionsweise des Deutschen Corporate Governance Kodex und die mit ihm verbundenen Probleme. Verf. teilt die zunehmend geäußerte Kritik, dass der Kodex seine Ziele, den internationalen Kapitalanleger über die Struktur der deutschen Corporate Governance zu informieren und den Unternehmen Empfehlungen für international und national anerkannte Corporate Governance-Standards zu geben, aus dem Auge verliert. Die unstreitigen Verdienste des Kodex werden immer mehr durch ein Übermaß von Empfehlungen, aber mehr noch dadurch überschattet, dass die Kommission sich bei ihren Empfehlungen nicht auf anerkannte Standards beschränkt, sondern zunehmend neue, weithin unklare Empfehlungen formuliert, deren Zweckmäßigkeit höchst zweifelhaft ist und die im Einzelfall mit gesetzlichen Grundwertungen des Aktienrechts in Konflikt stehen. In Verbindung mit der Pflicht der Unternehmen, Abweichungen von den Kodex-Empfehlungen offenzulegen (§ 161 AktG) und einer kritikwürdigen Linie der Rechtsprechung, nicht ordnungsgemäß erklärte Abweichungen als Grundlage für die Anfechtung von Hauptversammlungsbeschlüssen zu akzeptieren, sieht Verf. in der ständigen Ausweitung der Kodex-Empfehlungen eine erhebliche Belastung für die Unternehmen und plädiert für eine gesetzliche Regelung, die eine Anfechtung von Hauptversammlungsbeschlüssen wegen Verletzung von § 161 AktG ausschlie�t.
The article provides an overview of the purpose, structure and functionality of the German Corporate Governance Code and the problems associated with it. The author agrees with the criticism increasingly expressed that the Code loses sight of its goals to inform the international capital investor of the structure of German corporate governance and to give recommendations to companies regarding internationally and nationally recognised corporate governance standards. The undisputed merits of the Code are increasingly overshadowed by an excess of recommendations, and even more by the fact that the Commission does not limit its recommendations to recognised standards, but more and more formulates new and largely unclear recommendations, the practicality of which is highly questionable and which, in individual cases, conflict with the statutory fundamental values of stock corporation law. In combination with the undertakings' obligation to disclose deviations from the recommendations of the Code (Sec. 161 of the German Stock Corporation Act (Aktiengesetz)) and a line in case law open to criticism according to which deviations that have not been duly declared are to be accepted as a basis for challenging shareholders' resolutions, the author regards the constant extension of the Code recommendations as a considerable burden to the companies and favours a statutory provision which excludes the challenging of shareholders' resolutions on the grounds of a violation of Sec. 161 of the German Stock Corporation Act.
© 2012 by Walter de Gruyter Berlin Boston
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