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„männlich“, „weiblich“, „divers“ – Eine kritische Auseinandersetzung mit der Erhebung von Geschlecht in der quantitativ-empirischen Sozialforschung

  • Lisa de Vries

    Lisa de Vries, geb. 1990. Studium und Promotion der Soziologie in Bielefeld. Von 2018–2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld; seit 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in Bonn.

    Forschungsschwerpunkte: Arbeitsmarkt- und Diskriminierungsforschung, sexuelle und geschlechtliche Diversität, Bildungsungleichheiten.

    Wichtigste Publikationen: de Vries, L. & S. Steinmetz, 2024: Sexual Orientation, Workplace Authority and Occupational Segregation: Evidence from Germany. Work, Employment and Society 38(3), 2024: 852–870 (mit S. Steinmetz); Career sacrifice for an LGBTQ*-friendly work environment? a choice experiment to investigate the job preferences of LGBTQ* people. PLoS ONE 19(6), 2024: e0296419 (mit Z. Zindel).

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    , Mirjam Fischer

    Mirjam Fischer, geb. 1989. Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Sozialwissenschaften in Rotterdam und Amsterdam, Niederlande. Promotion in Soziologie in Amsterdam. Von 2019–2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin und an der Universität zu Köln; seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für empirische Sozialwissenschaften, Frankfurt/Main, zeitgleich seit 2023 Gastprofessorin für Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin.

    Forschungsschwerpunkte: sexuelle und geschlechtliche Vielfalt; soziale Netzwerke; Familienbeziehungen; Diversität an Hochschulen; akademische Redefreiheit.

    Wichtigste Publikationen: Behavioural outcomes of children with same-sex parents. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(10), 2022, 5922 (mit D. Mazrekaj und H. M. W. Bos); Einsamkeit unter LSBTQI* Menschen: Gesellschaftliche Entfremdung, soziale Ausgrenzung und Resilienz. Das Kompetenznetz Einsamkeit Expertise No. 7/2022. Frankfurt/M.: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik; Social exclusion and resilience: Examining social network stratification among people in same-sex and different-sex relationships. Social Forces, 100(3), 2021, 1284–1306; Well-being during COVID-19 pandemic: A comparison of individuals with minoritized sexual and gender identities and cis-heterosexual individuals. PLoS ONE, 16(6), 2021: e0252356 (mit P. Buspavanich, S. Lech S., E. Lermer, M. Berger, T. Vilsmaier et al.).

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    und David Kasprowski

    David Kasprowski, geb. 1994. Studium der Psychologie und Soziologie an den Universitäten Bielefeld, Wien, Potsdam sowie der Freien Universität Berlin. Promotion in Soziologie an der Humboldt Universität Berlin. 2020–2024 wissenschaftlicher Mitarbeiter im SOEP am DIW Berlin. Mitglied der BGSS der HU Berlin seit 2020. Seit 2022 Student der Klinischen Psychologie an der Universität Potsdam.

    Forschungsschwerpunkte: Soziale Reproduktion und Ungleichheit, quantitative Intersektionalitätsforschung, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, Minderheitenstress.

    Wichtigste Publikationen: ‚Queering‘ Social Class. Zum Zusammenhang von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und sozialer Herkunft. Humboldt-Universität zu Berlin 2024; Geringere Chancen auf ein gesundes Leben für LGBTQI*-Menschen. DIW Wochenbericht, 88(6), 2021, 80–88 (mit M. M. Fischer, X Chen, L. de Vries, M. Kroh, S. Kühne, D. Richter, & Z. Zindel).

Veröffentlicht/Copyright: 13. November 2024
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Zusammenfassung

Spätestens seit der Einführung des Geschlechtseintrags „divers“ im Personenstandsrecht im Jahr 2018 ist die quantitativ-empirische Sozialforschung mit der Frage konfrontiert, wie Geschlecht in Befragungen erhoben werden soll. Dieser Beitrag setzt sich kritisch mit der aktuellen Erhebungspraxis auseinander und untersucht, wie Geschlecht in Befragungen konzeptionell trennscharf und empirisch valide erhoben werden kann. Im theoretischen Teil wird Geschlecht als mehrdimensionales Konzept erörtert und daraus Konsequenzen für die quantitativ-empirische Sozialforschung abgeleitet. Im empirischen Teil werden unterschiedliche Möglichkeiten der Erhebung von Geschlecht(-sidentität) in Bezug auf die Abbildung geschlechtlicher Vielfalt miteinander verglichen. Als Datenbasis dienen eine Aufstockungsstichprobe zur Erhöhung der geschlechtlichen (und sexuellen) Vielfalt des Sozio-oekonomischen Panels sowie zwei Online-Befragungen mit dem Schwerpunkt auf Geschlecht (und sexueller Orientierung).

Abstract

Since at least with the introduction of “diverse” as a legal sex category in Germany in 2018, quantitative empirical social research has been confronted with the question of how sex/gender should be measured in surveys. This article critically examines current survey practice and poses the question of how gender can be measured in surveys in a conceptually and methodologically valid way. The theoretical part discusses gender as a multidimensional concept and derives implications for quantitative empirical social research. The empirical part compares different possibilities for measuring gender (identity) and capture gender diversity. A boost sample of (sexual and) gender minority people from the Socio-Economic Panel and two online surveys focusing on gender (and sexual orientation) serve as the database.

1 Einleitung

Geschlecht ist eine der grundlegenden sozialen Dimensionen, an denen die Strukturen unserer Gesellschaft orientiert sind, und spielt daher eine bedeutende Rolle bei der Beschreibung der Ungleichheitsstrukturen innerhalb der Gesellschaft. So zeigt sich, dass Geschlecht beispielsweise im Kontext von Arbeitsmarkt (z. B. Gender Pay Gap, berufliche Segregation) und Familie (z. B. Verteilung der Care-Arbeit) eine entscheidende Rolle spielt (siehe beispielsweise Schäper et al. 2023; Steinmetz 2005). Dementsprechend ist Geschlecht in der Sozialforschung nahezu omnipräsent, sei es in der Form ganzer Forschungsfelder, als Querschnittskategorie bei der Erforschung anderer sozialer Phänomene oder als Kontrollvariable innerhalb der quantitativ-empirischen Sozialforschung (Lucke 2003). Gleichzeitig ist Geschlecht in der quantitativ-empirischen Sozialforschung eines der am wenigsten reflektierten Konzepte, sowohl was die Begrifflichkeit und konzeptionelle Trennschärfe als auch was die gängigen Messinstrumente betrifft. Während die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit anderen sozialstrukturellen Dimensionen wie Bildung, sozialer Klasse oder ethnischer Herkunft enorme Literatursammlungen zur Konzeptualisierung und Operationalisierung hervorgebracht hat (z. B. Ebner & Rohrbach-Schmidt 2021; Schneider 2016; Blossfeld 2019; Jones & Bullock 2012), wird Geschlecht zumeist ohne nähere Definition verwendet und gemessen (vgl. Abschnitt 3.1 in diesem Beitrag). Obwohl sich die Geschlechterforschung bereits seit Jahrzehnten intensiv mit dem Konzept Geschlecht auseinandersetzt und die unterschiedlichen Facetten, Ausprägungen und sozialen Konstruktionen von Geschlecht thematisiert (Villa 2017), greift die quantitativ-empirische Sozialforschung diese Erkenntnisse bislang nicht hinreichend auf.

Entsprechend der etablierten gesellschaftlichen Konventionen wurde Geschlecht in der quantitativ-empirischen Sozialforschung und der amtlichen Statistik bis vor einigen Jahren fast ausschließlich in den Kategorien „männlich“ und „weiblich“ erfasst. Bereits bei der Geburt wird in der Regel vom medizinischen Personal nach diesen Kategorien bestimmt, welcher Geschlechtseintrag an das entsprechende Standesamt gemeldet und anschließend in das Geburtenregister eingetragen wird (Bundesministerium der Justiz 2007; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2023). Hier standen bis zum Jahr 2019 in Deutschland nur die Kategorien „männlich“, „weiblich“ und seit 2013 zusätzlich ein Personenstand ohne Angabe und mit späterer Eintragung[1] zur Verfügung. Für Transgeschlechtlichkeit, Intergeschlechtlichkeit und weitere Aspekte geschlechtlicher Vielfalt[2] haben diese Kategorien keinen Platz gelassen. Seit dem 31.12.2018 ist im Personenstandsgesetz (PStG) zusätzlich die Kategorie „divers“ als Geschlechtseintrag hinzugekommen. Die Kategorie „divers“ soll dabei „Personen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung“ (Bundesministerium der Justiz 2007) umfassen. Im April 2024 wurde zusätzlich das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, das es trans*, inter* und nicht-binären (TIN*) Personen erleichtern soll, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen zu ändern (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024).

Auch wenn soziologische Debatten zur sozialen Konstruktion von Geschlecht die reduktive Erfassung von Geschlecht bereits jahrzehntelang kritisieren, sind spätestens seit Einführung dieser juristischen Kategorie auch die quantitativ-empirische Sozialforschung sowie die Verwaltung und amtlichen Statistik in Deutschland mit der Frage konfrontiert, wie Geschlecht im Kontext sich verändernder sozialer Realitäten erfasst werden soll. Orientiert an der amtlichen Statistik implementieren mehr und mehr Befragungsinstitute eine Abfrage von Geschlecht mittels der Kategorien „männlich“, „weiblich“ und „divers“, jedoch häufig, ohne das Konzept Geschlecht näher zu definieren (vgl. Abschnitt 3.1 in diesem Beitrag). Geschlechtliche Vielfalt ist mit dieser Messung nicht hinreichend empirisch abzubilden, da der Personenstand als juristische Kategorie nur bedingt Auskunft über das soziale (gelebte) Geschlecht der befragten Personen gibt.

Im Jahr 2024 ist eine erweiterte Ausgabe der Demographischen Standards erschienen. Die Demographischen Standards haben das Ziel, standardisierte Erhebungsinstrumente zur Verfügung zu stellen, die es der deutschen Sozial- und Marktforschung sowie amtlichen Befragungen ermöglichen, Umfragedaten vergleichend auswerten zu können (Hoffmeyer-Zlotnik et al. 2024: 7). Die Mehrdimensionalität von Geschlecht wird in Rahmen der Demographischen Standards zwar diskutiert, der Fragebogen enthält jedoch lediglich die Abfrage „Welches Geschlecht haben Sie?“ mit den Antwortoptionen „männlich“, „weiblich“ und „divers“ (Hoffmeyer-Zlotnik et al. 2024: 45). Hinsichtlich der Frage, wer unter die Kategorie „divers“ fällt, äußern die Autor*innen lediglich eine Vermutung: „Es ist damit zu rechnen, dass die Antwortoption ‚divers‘ auch von Personen genutzt wird, die sich nicht dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen möchten, obwohl sie einen entsprechenden Eintrag im Geburtenregister haben“ (Hoffmeyer-Zlotnik et al. 2024: 14). Auch der „Standardfragenkatalog zur Erhebung soziodemographischer und krisenbezogener Variablen“ empfiehlt eine Abfrage von Geschlecht mit den Kategorien „männlich“, „weiblich“ und „divers“ (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten 2023). Der Hinweis, dass auch andere Messinstrumente je nach Forschungsinteresse bevorzugt werden sollen, findet sich dort lediglich in einer Fußnote. Diese konzeptionell unscharfe Praxis zur Erhebung von Geschlecht scheint sich also zu Lasten einer empirisch präzisen Messpraktik durchzusetzen.

An diesem Punkt setzt unser Beitrag an, mit dem Ziel, den wissenschaftlichen Diskurs im Bereich der quantitativ-empirischen Sozialforschung um fundierte Überlegungen zur Erhebung von Geschlecht zu ergänzen und Empfehlungen für die Erhebung von Geschlecht daraus abzuleiten. Die übergeordnete Fragestellung lautet: Wie kann Geschlecht in quantitativen Befragungen konzeptionell trennscharf und empirisch valide erhoben werden?

Im ersten Teil des Beitrags gehen wir zunächst basierend auf unterschiedlichen theoretischen Ansätzen auf Geschlecht als ein mehrdimensionales Konstrukt ein, stellen unterschiedliche Dimensionen von Geschlecht vor und thematisieren die daraus resultierenden Konsequenzen für die empirisch-quantitative Sozialforschung. Im Anschluss geben wir einen Überblick über die aktuelle Erhebungspraxis in Deutschland, sowie den Forschungsstand zur Erhebung von Geschlecht, mit dem Fokus auf geschlechtlicher Vielfalt. Im empirischen Teil des Beitrags werden drei verbreitete Ansätze zur Erhebung von Geschlecht betrachtet und in Bezug auf die Identifikation von geschlechtlicher Vielfalt miteinander verglichen: die sogenannte 1-Schritt Methode (Geschlechtsidentität), die 2-Schritt Methode (bei der Geburt in die Geburtsurkunde eingetragenes Geschlecht und Geschlechtsidentität) und eine offene Geschlechtsabfrage. Als Datenbasis dienen eine Aufstockungsstichprobe zur Erhöhung der geschlechtlichen (und sexuellen) Vielfalt des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2019, sowie zwei deutschlandweite Online-Befragungen der Universität Bielefeld der Jahre 2019 und 2021 (LGBielefeld 2019 und 2021). Das Ziel des empirischen Teils ist es, zu analysieren, inwieweit die einzelnen Ansätze geeignet sind, um geschlechtliche Vielfalt in Befragungen abzubilden.

2 Perspektiven auf Geschlecht

2.1 Theoretische Perspektiven auf Geschlecht

Bereits seit den 1950er Jahren entwickelte sich in der frühen Geschlechterforschung, aber auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen, eine Sichtweise auf Geschlecht, welche die Mehrdimensionalität und biologische Undeterminiertheit mit einbezog (Villa 2017; Gildemeister & Hericks 2012). So wurde insbesondere in einigen Arbeiten aus den Sexualwissenschaften auf die Unterscheidung zwischen „sex“ und „gender“ hingewiesen (Stoller 1984; Money et al. 1955), was von der Geschlechterforschung seit den 1970er Jahren vermehrt aufgegriffen wurde. Im Ursprung wurde mit der Unterscheidung zwischen „sex“ und „gender“ zunächst darauf abgezielt, dass das körperliche beziehungsweise anatomische Geschlecht und das soziale Geschlecht beziehungsweise die Geschlechtsidentität nicht notwendigerweise übereinstimmen müssen oder voneinander abhängig sind. In diesem Kontext wurde auch häufig auf die Rolle der Erziehung bei der Entstehung von Geschlechterrollen hingewiesen (Gildemeister & Hericks 2012). Zusätzlich untersuchten auch ethnomethodologische Studien Ende der 1960er Jahre Geschlecht und wiesen im Kontext des Konzepts „doing gender“ darauf hin, Geschlecht als sozialen Prozess und nicht als festgeschriebenes Merkmal zu untersuchen (Garfinkel 1967; Kessler & MacKenna 1978; für eine ausführliche Beschreibung siehe Gildemeister 2008). So haben beispielsweise Garfinkels (1967) Untersuchungen der transgeschlechtlichen Person Agnes, die sich auf die alltägliche Herstellung von Geschlecht fokussierten, und Goffmanns (1977) Untersuchungen zum Arrangement der Geschlechter die Bedeutung von Geschlecht im Alltagsleben im Kontext der sozialen Ordnung aufgezeigt. Diese Perspektive wurde unter dem Begriff „doing difference“ mit Fokus auf den Herstellungscharakter sozialer Ungleichheit erweitert, wobei insbesondere auch die Intersektionalität zwischen Geschlecht, Ethnizität und sozialer Klasse hervorgehoben wurde (Fenstermarker/West 2001). Die Betrachtung von Geschlecht im Kontext von sozialen Klassen wurde auch von Bourdieu (2005) im Kontext männlicher Herrschaft aufgegriffen. Hierbei bezeichnete Bourdieu die alltägliche Herstellung der Geschlechterordnung innerhalb der Gesellschaft als symbolische Gewalt und machte dadurch deutlich, dass es sich um Unterdrückungsverhältnisse innerhalb der Gesellschaft handelt. Während soziale Ungleichheit im Rahmen der soziologischen Forschung bis in die 1980er und 1990er Jahre häufig mit dem Fokus auf berufliche Positionen untersucht wurde, lassen neuere Ansätze unter Einbezug von Lebenslagen, Lebensführung und Lebensverläufen auch eine differenzierte Sichtweise auf die sozial strukturierende Wirkung von Geschlecht zu und identifizieren geschlechtsspezifische Formen von prozessualen Ungleichheiten, welche sich mittels Dimensionen, wie der sozialen Herkunft oder dem Bildungsstand, nicht ausreichend erklären lassen (Gottschall 2008; Kasprowski 2024). Schließlich löste Judith Butlers „Gender Trouble“ in den 1990er Jahren erneut eine Diskussion um „sex“ und „gender“ aus. Hierbei ging Butler insbesondere darauf ein, dass auch die Kategorie „sex“ diskursiv konstituiert ist (Butler 1999; für eine ausführlichere Darstellung der historischen Entwicklung siehe: Gildemeister & Hericks 2012; Villa 2017). In Bezug auf eine steigende Komplexität des Geschlechts postulierte Gottschall (2008: 200): „Gerade weil die soziale Komplexität von Geschlecht steigt, bleibt sie theoretisch und empirisch als Analysekategorie wichtig“.

Ausgehend davon wird im Folgenden zunächst die begriffliche Einordnung und die Abgrenzung der verschiedenen Dimensionen von Geschlecht vorgenommen. Die im Rahmen der frühen Geschlechterforschung verortete Debatte um „sex“ und „gender“ weist zunächst auf zwei unterschiedliche Dimensionen von Geschlecht hin. Während die Unterscheidung zwischen einer biologisch bzw. körperlich verstandenen Dimension und einer sozial verstandenen Dimension hilfreich ist, um biologischen Essentialismus zu adressieren, ist eine strikte Gegenüberstellung von Natur und Kultur zu vereinfacht (siehe Villa 2017 für eine ausführliche Diskussion).

Im deutschen Sprachgebrauch wird „sex“ häufig mit biologischem Geschlecht übersetzt, was insofern tückisch sein kann, als dass suggeriert wird, dass eine Person ein angeborenes Geschlecht hat.[3] Stattdessen kann besser vom bei der Geburt zugeordneten Geschlecht gesprochen werden, da biologisches Geschlecht die Tatsache verschleiert, dass die Zuschreibung von körperlichen Merkmalen zu den sozial konstruierten Konzepten von Weiblichkeit und Männlichkeit ebenfalls sozial bedingt ist (Gildemeister & Hericks 2012). Denn nach der Geburt eines Kindes entscheidet das medizinische Personal, welches juristische Geschlecht einem Neugeborenen auf Basis der körperlichen Merkmale zugeordnet wird. Wenn die Zuordnung zu einem der beiden binären Geschlechter „männlich“ oder „weiblich“ auf Basis von körperlichen Eigenschaften, die ausschließlich männlich bzw. weiblich konnotiert sind, eindeutig ist, wird von endogeschlechtlichen Personen gesprochen. Wenn Personen eine Kombination von körperlichen Geschlechtsmarkern haben, die sowohl als männlich als auch als weiblich angesehen werden, wird von intergeschlechtlichen Personen gesprochen (Debus & Laumann 2022). Die Geschlechtsdimension „sex“ wird also durch die jeweiligen medizinischen und gesellschaftlichen Normen mitbestimmt.

Als juristische Dimension von Geschlecht kann der Personenstand verstanden werden, der in Deutschland eng an die Zuschreibung auf Basis körperlicher Merkmale geknüpft ist. So entspricht der Personenstand einer Person zunächst der bei der Geburt vom medizinischen Personal vorgenommenen Geschlechtszuschreibung. Der Personenstand kann im Laufe des Lebens unter bestimmten Bedingungen geändert werden.[4] Daraus folgt, dass Forschung zur juristischen Dimension von Geschlecht immer eine Präzisierung erfordert, ob es sich dabei um den bei Geburt eingetragene Personenstand oder um den aktuellen Personenstand handelt. Eine Änderung des Personenstands von einer der binären Kategorien zur anderen (z. B. für trans* Menschen) war nach dem sogenannten Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 zwar generell möglich (Bundesministerium der Justiz 1980), aber häufig ein langjähriges, finanziell aufwendiges und emotional belastendes Verfahren, welches für die betroffenen Personen meist eine Verschränkung von vielfachen Hürden darstellte (Adamietz & Bager 2016). Bis 2011 war dieser Prozess zusätzlich mit gewaltvollen Eingriffen in die körperliche Selbstbestimmung verbunden. So mussten Personen sich zwangsweise medizinischen Eingriffen zur Angleichung an binäre Geschlechtsvorstellungen unterziehen, welche mit Sterilisation einhergingen (Spahn 2019). Das im April 2024 verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), welches das TSG ablöst, ermöglicht nun, dass neben körperlichen Merkmalen auch die Geschlechtsidentität als bedeutend für eine Personenstandsänderung anerkannt wird (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024). Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (2023) fordert jedoch darüberhinausgehend, den Geschlechtseintrag nicht zu vermerken oder bei Geburt zunächst offenzulassen, bis Personen über die eigene Geschlechtsidentität Auskunft geben können.

Die Geschlechtsidentität hängt mit der Selbstwahrnehmung und der damit verbundenen sozialen Gruppenzugehörigkeit bzw. -abgrenzung zusammen. Was beispielsweise eine normative weibliche Geschlechtsidentität unter anderem ausmacht, sind sowohl die geteilten Alltagserfahrungen und Verhaltensweisen mit anderen Frauen als auch die Alltagserfahrungen und Verhaltensweisen, die nicht geteilt werden mit Personen, die sich beispielsweise als männlich verorten (Turner & Reynolds 2012). So erfahren weiblich gelesene Personen sexistische Diskriminierung, während männlich gelesene Personen, die normativer Männlichkeit entsprechen, dies nicht tun (Connell & Connell 1996; Connell & Messerschmidt 2005). TIN* Personen teilen bestimmte Erfahrungen im Alltag, weil sie der cis-Norm nicht entsprechen. Die Wahrnehmung von geteilten und nicht geteilten Alltagserfahrungen ist äußerlich nicht sichtbar, was bedeutet, dass die Geschlechtsidentität im Sinne einer Gruppenzugehörigkeit ausschließlich durch die Person selbst bestimmt werden kann.

Wie eine Person Weiblichkeit, Männlichkeit oder Androgynie ausdrückt, wird als Geschlechtsausdruck bezeichnet. Dazu können Kleidung, Stimmlage, Mimik, Auftreten und als „typisch weiblich“ oder „typisch männlich“ angesehenes Verhalten zählen. Dabei wird zwischen der Fremdwahrnehmung und der Eigenwahrnehmung (Identität) des Geschlechts unterschieden.

Insgesamt ist festzuhalten, dass der gesellschaftlichen Norm entsprechende Geschlechtsidentitäten in der Gesellschaft Vorteile genießen, die anderen Personen nicht oder nur begrenzt zugänglich sind (Allen & Mendez 2018). Von der cis-Norm abweichende Geschlechtsidentitäten erleben hingegen häufig gesellschaftliche Sanktionierung, wie etwa Spott, soziale Ausgrenzung und körperliche und psychische Gewalt (siehe beispielsweise Marzetti et al. 2022; Flores et al. 2022; FRA 2020). Für trans* Personen bedeutet dies ein Labyrinth von erschwerten, gewaltvollen Alltagserfahrungen und erhöhter innerer Anspannung, bis hin zum Absprechen körperlicher Selbstbestimmung oder der Ausgrenzung von Institutionen (z. B. erzwungene Scheidung bei einer Personenstandsänderung vor der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe (Beigang et al. 2017; Franzen & Sauer 2010; Pöge et al. 2020; Kasprowski et al. 2021)). Der cis-Norm zu entsprechen, bedeutet also als in der Lebensführung unhinterfragt selbstverständlich angesehen zu werden (zur Diskussion um Heteronormativität und Entselbstverständlichung siehe Degele 2005).

2.2 Konsequenzen für die empirisch-quantitative Sozialforschung

Die dargestellte Mehrdimensionalität von Geschlecht, intersektionale Verschränkungen und die Relevanz von Geschlecht für soziale Positionierungen und die gesellschaftliche Ordnung lassen erkennen, mit welcher Komplexität die Erhebung von Geschlecht verbunden sein kann. Die angenommene Mehrdimensionalität von Geschlecht betrifft hierbei nicht nur die individuelle und personenbezogene Perspektive, sondern ebenfalls die sozialstrukturierende Wirkung von Geschlecht. Darauf aufbauend lassen sich drei entscheidende Aspekte für die empirisch-quantitative Sozialforschung ableiten:

  1. Geschlecht als mehrdimensionales, soziales Konstrukt: Eine einfache Abfrage der Kategorie Geschlecht, ohne das dahinterliegende Konzept vorher zu definieren, führt zu mangelnder Validität (Döring 2013; Diethold et al. 2023; Lindqvist et al. 2021). Bevor Geschlecht erhoben wird, sollten Forschende zunächst reflektieren, welche Dimensionen von Geschlecht im Kontext der Forschungsfrage relevant sind.

  2. Geschlecht als Konstrukt mit mehr als zwei Ausprägungen: Da wissenschaftliche Diskurse, empirische Forschung und die gelebte Realität von Personen kontinuierlich zeigen, dass Geschlecht nicht nur die Ausprägungen „männlich“ und „weiblich“ annehmen kann (Villa 2017, Diethold et al. 2023, Pöge et al. 2020), sollte auch die empirisch-quantitative Forschung Geschlecht mit mehr als zwei Ausprägungen erheben, sofern sie den Anspruch hat, die soziale Wirklichkeit nach bestem Können abzubilden.

  3. Geschlecht als sich zeitlich und räumlich veränderndes Konstrukt: Die Abfrage von Geschlecht sollte sich am jeweiligen zeitlichen und räumlichen Kontext orientieren. So ist davon auszugehen, dass eine adäquate Erhebung von Geschlecht sich im Laufe der Zeit, aber auch zwischen einzelnen Kontexten (z. B. Ländern) voneinander unterscheiden kann. So zeigt sich beispielsweise, dass ein nicht-binäres Verständnis von Geschlecht in vielen Kulturen bereits historisch vorhanden war, während im westlichen Kontext in der Vergangenheit häufig von zwei Geschlechtern (männlich und weiblich) ausgegangen wurde (Cameron & Stinson 2019).

Insgesamt bestimmen Forschungsfrage und -kontext, wie mit der Erhebung von Geschlecht umgegangen werden sollte. Wenn Geschlecht als Ungleichheitsdimension in sozialwissenschaftlicher Forschung betrachtet werden soll, dann gibt der aktuelle Personenstand nur wenig Auskunft. Im Bereich der sozialwissenschaftlichen Forschung stehen häufig sozial bedingte Ungleichheitsstrukturen im Fokus des Forschungsinteresses, somit kommt Geschlechtsidentität hier häufig eine besondere Bedeutung zu, während beispielsweise biologische Differenzierungen weniger relevant sind. Im folgenden Kapitel gehen wir genauer auf den Forschungsstand im Hinblick auf Geschlecht(-sidentität) ein. Weitere soziale Dimension von Geschlecht sind ebenfalls relevant für soziale Ungleichheit (z. B. der Geschlechtsausdruck oder die Fremdwahrnehmung des Geschlechts), stehen aber durchaus seltener im Fokus sozialwissenschaftlicher Erhebungspraxis (siehe Kapitel 3.1).

3 Umfragepraxis und Forschungsstand zur Erhebung von Geschlecht

Folgend wird zunächst ein Überblick der aktuellen Umfragepraxis der Erhebung von Geschlecht in Deutschland gegeben. Hierbei wird auf die amtliche Statistik, eine Auswahl an großen deutschen Befragungen und die aktuelle Forschungspraxis in soziologischen Fachzeitschriften eingegangen. Nachfolgend wird der aktuelle nationale und internationale Forschungsstand zur Erhebung von Geschlecht(-sidentität) zusammenfassend dargestellt.

3.1 Aktuelle Umfragepraxis

Im internationalen Kontext werden sowohl in der amtlichen Statistik als auch in der wissenschaftlichen Forschungspraxis immer häufiger Fragen nach der Geschlechtsidentität mit mehreren Antwortoptionen sowie die 2-Schritt Methode (eine Kombination aus Geschlechtsidentität und bei der Geburt in die Geburtsurkunde eingetragenes Geschlecht) verwendet (Office for National Statistics 2023; Bates et al. 2022; Australian Bureau of Statistics 2020; Government of Canada 2018). Im deutschen Mikrozensus wurde die Frage „Welches Geschlecht haben Sie?“ im Jahr 2020 erstmals mit den vier möglichen Antwortkategorien „männlich“, „weiblich“, „divers“ und „kein Eintrag im Personenstandsregister“ verwendet. Dass der Mikrozensus hierbei auf den juristischen Personenstand abzielt, ist nur an den Antwortkategorien zu erkennen. Im Jahr 2021 wurde die Frage dann in „Welches Geschlecht (nach Geburtenregister) haben Sie?“ geändert. Zukünftige Auswertungen der amtlichen Statistik sollen planmäßig auch die Kategorie „divers“ berücksichtigen. In der Praxis wird dieses Vorgehen beispielsweise beim Mikrozensus zurzeit noch nicht angewendet, da erst nach der Zensusbefragung im Jahr 2022 Referenzwerte zur Qualitätsprüfung der Geschlechterangaben im Mikrozensus vorliegen. Aktuell werden die Geschlechtsangaben „divers“ und „ohne Angabe“ im Mikrozensus vor Veröffentlichung der Daten zufällig den Kategorien „männlich“ und „weiblich“ zugeordnet (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2023).

Viele deutsche Studien haben ebenfalls in den letzten Jahren Items mit mehr als zwei Antwortkategorien zur Erfassung von Geschlecht in ihre Befragungen integriert. Hierbei wird sich häufig an den gesetzlichen Regelungen, aber auch am Mikrozensus orientiert. Anders als die amtliche Statistik sind Studien hierbei jedoch nicht an den juristischen Personenstand gebunden, sondern haben den Freiraum und im Bestfall den Anspruch, gelebte Realitäten auch außerhalb von gesetzlichen Kategorien abzubilden. Tab. 1 gibt einen Überblick über die Erhebung von Geschlecht in einigen großen deutschen Studien. Die Tabelle basiert auf einem Review des KonsortSWD zur Erhebung von sozio-demographischen Variablen in Studien (Schneider et al. 2022), sowie den Fragebögen der einzelnen Befragungsinstitute. Die Informationen wurden teilweise ergänzt beziehungsweise aktualisiert.

Tab. 1:

Geschlecht in verschiedenen deutschen Studien

Survey

Konzept der Erhebung von Geschlecht

Frageformulierung

Antwortkategorien

Jahr der Aktualisierung Geschlechterabfrage

Mikrozensus1

Aktueller Personenstand

Welches Geschlecht (nach Geburtenregister) haben Sie?

Männlich

Weiblich

Divers

Kein Eintrag im Personenstandsregister

2021

Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS)

Keine Definition

Sind Sie …

männlich

weiblich

divers

2021

GESIS Panel

Keine Definition

Welches Geschlecht haben Sie?

Männlich

Weiblich

Divers

Kein Eintrag im Personenstandsregister

2020

Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)2

Personenstand bei Geburt

Welches Geschlecht wurde bei Ihrer Geburt in Ihre Geburtsurkunde eingetragen?

Männlich

Weiblich

2022

Geschlechtsidentität

Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?

Männlich

Weiblich

Weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht [offenes Antwortfeld]

Keinem Geschlecht

Kann/Möchte ich nicht beantworten

Family Research and Demographic Analysis (FRe-DA)

Keine Definition

Welches Geschlecht haben Sie?

Männlich

Weiblich

Divers

2021

German Longitudinal Election Study (GLES)

Keine Definition

Welches Geschlecht haben Sie?

männlich

weiblich

divers

2021

Nationales Bildungspanel (NEPS)3

Geschlecht bei Geburt

Geschlechtsidentität

Mit welchem Geschlecht wurdest du geboren?

Und welchem Geschlecht fühlst du dich zugehörig?

Dem weiblichen Geschlecht

Dem männlichen Geschlecht

Dem weiblichen Geschlecht

Dem männlichen Geschlecht

Einem anderen Geschlecht

Keinem Geschlecht

2022

Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)

Personenstand bei Geburt

Welches Geschlecht wurde bei Ihrer Geburt in Ihre Geburtsurkunde eingetragen?

Männlich

Weiblich

2019

Geschlechtsidentität

Welchem Geschlecht fühlen Sie sich zugehörig?

Männlich

Weiblich

Oder einem anderen, und zwar [offenes Antwortfeld]

1Im Jahr 2020 wurde zunächst die Frage „Welches Geschlecht haben Sie?“ verwendet. Eine Anpassung durch den Zusatz „nach Geburtenregister“ wurde im Jahr 2021 vorgenommen. 2Das SOEP verwendet im Jahr 2019 erstmal die 2-Schritt Methode in Sample Q, eine einmalige Abfrage nach dem Personenstand erfolgte im Jahr 2021; 3Bei der Erhebung von Proxy Informationen durch die Eltern wird ausschließlich nach dem Geschlecht bei Geburt gefragt; Quelle: Schneider et al. (2022), Fragebögen der jeweiligen Befragungsinstitute; eigene Darstellung.

Im Jahr 2019 hat die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) Geschlecht mittels der 2-Schritt Methode abgefragt, welche sich aus einer Frage nach dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und einer Frage nach der Geschlechtsidentität zusammensetzt (siehe Abschnitt 3.2). Bei der Frage nach der Geschlechtsidentität waren die Antwortkategorien „männlich“, „weiblich“ und „Oder einem anderen, und zwar:“ mit einem offenen Antwortfeld möglich (Pöge et al. 2022). Neben GEDA verwendet das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) seit 2022 ebenfalls die 2-Schritt Methode zur Geschlechtsabfrage. Der Großteil der aufgelisteten Studien integrierte 2021 eine neue Abfrage von Geschlecht. Es fällt auf, dass die meisten der betrachteten Studien das Konzept Geschlecht nicht näher definieren und teilweise unterschiedliche Instrumente genutzt werden. Besonders häufig werden die Antwortkategorien „männlich“, „weiblich“ und „divers“ verwendet, obwohl in der Frage nicht explizit nach dem Personenstand gefragt wird. Damit etabliert sich eine Praxis der Abfrage von Geschlecht, die den juristischen Personenstand adressiert, ohne dies konkret zu benennen, und weniger auf die Abbildung von geschlechtlicher Vielfalt im Kontext von geschlechtlicher Identität eingeht. Besonders in sozialwissenschaftlichen Befragungen kann davon ausgegangen werden, dass der Personenstand nicht (immer) die Dimension von Geschlecht ist, welche versucht wird zu erfassen. Wir sehen hierbei sowohl die mangelnde Beachtung der Mehrdimensionalität von Geschlecht in Form von fehlenden Definitionen als auch die Auswahl der Kategorien kritisch. Dies nicht zuletzt, weil zentrale methodische Aspekte bei großen bevölkerungsrepräsentativen Studien und Längsschnittbefragungen (z. B. Länge und Komplexität von Fragen, Verständlichkeit von Fragen, Vergleichbarkeit und Anonymität) in vielen Fällen mit einer präzisen und inklusiven Erfassung von Geschlecht vereinbar sind. Auch wenn im Rahmen aktueller Forschung die Mehrdimensionalität von Geschlecht sowie die Integration von geschlechtlicher Vielfalt immer häufiger einbezogen werden (siehe beispielsweise Döring 2013; Muschalik et al. 2021; Diethold et al. 2023; DIVERGesTOOL-Projektteam 2023; Kraus et al. 2023; Stadler et al. 2023), fehlt eine breite sozialwissenschaftliche Diskussion zur Erhebung von Geschlecht in quantitativen Befragungen.

In der Praxis der deutschen quantitativ-empirischen Sozialforschung werden Geschlechtervariablen, die mehr als die Ausprägungen „männlich“ und „weiblich“ umfassen, bislang kaum für empirische Analysen verwendet. Bei der Betrachtung von empirisch quantitativen Artikeln der Zeitschrift für Soziologie und der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie der Jahre 2021 und 2022 haben alle 38 betrachteten Artikel[5] Geschlechtervariablen mit den Ausprägungen „männlich“, „weiblich“ verwendet (siehe Tab. A1 im Anhang). In einem der Artikel stand zwar theoretisch eine dritte Kategorie im verwendeten Datensatz zur Verfügung, was auch im Artikel thematisiert wurde, die jedoch aufgrund der geringen Fallzahl nicht mit einbezogen wurden. Auch wenn zahlreiche Studien bereits eine Abfrage von Geschlecht mit mehr als zwei Antwortkategorien integriert haben, wird in der Forschungspraxis Geschlecht nach wie vor in der Regel als Variable mit zwei Antwortkategorien verwendet, was vermutlich auch darauf zurückzuführen ist, dass es üblicherweise einige Zeit dauert, dass die durch Studien erhobenen Daten für Datennutzer*innen zur Verfügung stehen oder dass zu geringe Fallzahlen vorliegen.

3.2 Forschungsstand zur gängigen Erhebung von Geschlecht

Mittlerweile liegen national und international einige Forschungsergebnisse zu unterschiedlichen Möglichkeiten der Erhebung von Geschlecht(-sidentität) vor. Nachfolgend wird der aktuelle Forschungsstand hierzu zusammengefasst, wobei der Fokus auf die derzeit in der Umfragepraxis weit verbreiteten Ansätze gelegt wird: die Zusatzkategorie „divers“, die 1- und 2-Schritt Methode, sowie eine offene Geschlechtsabfrage. Neben der Darstellung der einzelnen Ansätze werden Ergebnisse in Bezug auf Datenqualität in Form von Abbruchquoten und Item-Nonresponse und Bewertung der Frageformate insbesondere durch TIN*-Befragte, aber auch durch cisgeschlechtliche Befragte dargestellt.

3.2.1 Zusatzkategorie „divers“

Seit der juristischen Einführung der Kategorie „divers“ als Personenstand im Jahr 2018 wird diese Antwortkategorie häufig bei Abfragen von Geschlecht ergänzt (Schneider et al. 2022). Der aktuelle Forschungsstand zeigt jedoch, dass für einen Großteil der TIN*-Personen die Zusatzkategorie „divers“ keine adäquate Möglichkeit darstellt, ihre Geschlechtsidentität anzugeben. In einer Befragung, die in Deutschland durchgeführt wurde, gaben 58 Prozent der rekrutierten TIN*-Personen an, dass diese Option, für sie keine Möglichkeit böte, ihr Geschlecht anzugeben – nur 26 Prozent bewerteten die Zusatzkategorie „divers“ als positiv (Diethold et al. 2023). Daneben zeigt eine weitere Studie, bei der hauptsächlich cisgeschlechtliche Personen in Deutschland befragt wurden, dass zwar 84 Prozent der befragten Personen angaben, den Begriff „divers“ zu kennen, aber lediglich 32 Prozent dessen konkrete Bedeutung benennen konnten. Hierbei assoziierte ein Großteil der Befragten „divers“ mit trans* Personen und nur ein geringer Anteil assoziierte „divers“ mit inter* Personen (Hadler et al. 2022).

3.2.2 1-Schritt Methode

Eine international recht gängige Praxis, Geschlecht zu erheben, ist die Frage nach der Geschlechtsidentität (z. B. Welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?), wobei durch die Verwendung von Kategorien wie „transgeschlechtlich“ und „nicht-binär“ geschlechtliche Vielfalt abgebildet wird (sog. 1-Schritt Methode, Baumann et al. 2018). Besonders relevant bei dieser Abfrage sind die Auswahl und Anzahl der Antwortkategorien. So zeigt eine deutschsprachige Studie, bei der eine Auswahl von 36 Geschlechtsidentitäten (z. B. cis männlich, enby, neutrois und drittes Geschlecht) zur Verfügung stand, dass 16 Prozent der TIN*-Befragten das Gefühl hatten, dass zu viele Optionen angeboten wurden. 15 Prozent fanden es schwierig, zwischen den Optionen zu differenzieren, und 17 Prozent befanden das Format für unübersichtlich und zu lang (Diethold et al. 2023). Zusätzlich kann eine sehr detaillierte Abfrage zu sehr kleinen Fallzahlen der einzelnen Kategorien führen (Baumann et al. 2018).

Wie sollte also die Auswahl von Antwortkategorien aussehen? Auch wenn TIN*-Personen in einigen Befragungen „trans Junge/Mann“ und „trans Mädchen/Frau“ als Geschlechtsidentität angegeben, kann dies als Diskriminierung durch die Abwertung mit Transmarkierung empfunden werden, wenn z. B. neben „trans* männlich“ lediglich „männlich“ zur Auswahl steht und keine Markierung als „cis“ vorgenommen wird (Bauer et al. 2017; Diethold et al. 2023). Wenn die Optionen „trans männlich“ und „trans weiblich“ nicht angeboten werden, können Personen dies immer noch in der offenen Antwortmöglichkeit äußern. Gleichzeitig bietet eine Vorgehensweise ohne cis und trans* Markierung den Vorteil, cis Personen mit einem Begriff nicht zusätzlich zu irritieren, denen Geschlechtervielfalt unwichtig erscheint. Zusätzlich zeigen einige Studien, die den Befragten die Möglichkeit von Mehrfachantworten bei der Frage nach der Geschlechtsidentität zur Auswahl gegeben haben, dass dies von einem nicht unbedeutenden Anteil an TIN*-Befragten genutzt wird (Frohn et al. 2020; Diethold et al. 2023). Weiterhin ist anzumerken, dass bei der 1-Schritt Methode häufig keine Informationen zur möglichen Transitionsgeschichte der befragten Personen vorliegen (Bates et al 2022; Baumann et al. 2018) und somit eine Erfassung von trans* Personen, welche sich als weiblich oder männlich verorten nicht möglich ist.

3.2.3 2-Schritt Methode

Um dies zu ermöglichen, wurde im internationalen Kontext die so genannte 2-Schritt Methode entwickelt (Bauer et al. 2017; Kidd et al. 2022; Bates et al. 2022), welche auch bereits in einigen deutschen Befragungen verwendet wird (beispielsweise Pöge et al. 2022; Kraus et al. 2023; Fischer et al. 2022). Mittels dieser Methode werden zwei Dimensionen von Geschlecht erfasst: der bei Geburt zugewiesene Personenstand und die Geschlechtsidentität. Bei dieser Methode ist die Identifikation von trans* Personen durch eine Kreuzauswahl der beiden Fragen möglich (Bates et al 2022; Fischer et al. 2022). Das heißt, dass Menschen mit einer abgeschlossenen Transition identifiziert werden können, ohne dass sie sich zu einer Transition äußern müssen oder sich selbst als trans* identifizieren müssen. Empirisch zeigt sich, dass die 2-Schritt Methode somit Geschlechtervielfalt besser abdecken kann als die 1-Schritt Methode (Bauer et al. 2017; Kidd et al. 2022). Des Weiteren zeigen aktuelle Forschungsergebnisse lediglich geringe Abbruch- und Antwortverweigerungsquoten bei der 2-Schritt Methode (Bauer et al. 2017; Bates et al. 2022; Kraus et al. 2023; Medeiros et al. 2020; Pöge et al. 2022; Tate et al. 2013). Dies steht im Einklang mit den Erfahrungen eines kognitiven Pretests zu Diskriminierungserfahrungen in Deutschland, in dem Geschlecht ebenfalls mit der 2-Schritt Methode erfragt wurde (Richter et al. 2021). Auch cisgeschlechtliche Befragte haben im internationalen Kontext (Bauer et al., 2017) und in Deutschland (Richter et al. 2021; Pöge et al. 2022) häufig keine Verständnisprobleme bei der 2-Schritt-Methode. In der GeSiD-Studie haben sich hingegen Schwierigkeiten bei der 2-Schritt-Methode gezeigt, welche auf Messfehler hindeuten (Muschalik et al. 2021).

3.2.4 Offene Abfrage

Eine alternative Möglichkeit Geschlecht zu erheben ist die offene Fragestellung. Hier wird entweder lediglich mit einem Wort „Geschlecht:“ und einem offenen Textfeld die Möglichkeit gegeben, das Geschlecht einzutragen, oder optional die Dimension von Geschlecht genauer ausgeführt, sowie eine Erklärung angefügt (Lindqvist et al. 2021). Hierzu liegen teils widersprüchliche Forschungsergebnisse in Bezug auf Verständlichkeit der Abfrage und den Kodieraufwand der offenen Antworten vor. In einer selektiven deutschen Stichprobe mit TIN* und cisgeschlechtlichen Befragten war diese Möglichkeit mit 78 Prozent Zustimmung die am meisten akzeptierte Erhebungsform (Diethold et al. 2023). Der Kordieraufwand wird von einigen Forschenden mit entsprechendem Kodierschema als gering eingeschätzt (Fraser et al. 2020; Lindqvist et al. 2021). Allerdings zeigt die Studie von Diethold et al. 2023, dass es gerade TIN*-Personen selbst oft unklar ist, was sie antworten sollen, wenn die intendierte Dimension von Geschlecht nicht erläutert wird. Zusätzlich können ähnlich wie bei der 1-Schritt Methode Transitionserfahrungen nicht erfasst werden (Bauer et al. 2017; Kidd et al. 2022). Lediglich 15 selbst-identifizierte TIN*-Personen sind mit dem offenen Antwortformat in einer neuseeländischen nationalen zufallsbasierten Stichprobe von 15 758 Personen identifiziert worden (Fraser et al. 2020). Zusätzlich hat sich in einigen Befragungen gezeigt, dass die offenen Antworten teilweise schwer zu kodieren sind oder ein erhöhter Anteil von Personen, die keine Angabe machen, vorhanden ist (Berghan et al. 2020). Beim Kodieraufwand scheint auch die Zielgruppe der Befragung eine Rolle zu spielen. Die bisher teilweise widersprüchlichen Ergebnisse zum offenen Antwortformat lassen auf weiteren Forschungsbedarf schließen.

4. Methodik

Da dieser Beitrag eigene forschungspraktische Erfahrungen zur Erhebung von Geschlecht mit einbezieht, werden die zugrunde liegenden Datenquellen folgend dargestellt. In diesem Beitrag werden drei unterschiedliche Datenquellen verwendet (Sample Q des Sozio-oekonomischen Panels, LGBielefeld 2019 und LGBielefeld 2021). Bei allen drei Datenerhebungen waren die Autor*innen beteiligt. Eine detaillierte Darstellung der jeweiligen Datensätze findet sich in den bereits veröffentlichten Datenreports (Fischer et al. 2022; de Vries et al. 2021; Kühne & Zindel 2020; Zindel et al. 2023a; Zindel et al. 2023b).

4.1 Daten

Bei dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) handelt es sich um eine multidisziplinäre Langzeitstudie aus Deutschland. Die seit 1984 laufende Studie befragt derzeit jährlich ca. 30 000 Personen in ca. 15 000 Haushalten (Goebel et al. 2019). Im Jahr 2019 wurde das SOEP um eine Aufstockungsstichprobe von 564 Personen in 477 Haushalten zur Erhöhung der geschlechtlichen (und sexuellen) Vielfalt des Sozio-oekonomischen Panels ergänzt (SOEP-Q). Der Anteil an TIN*-Befragten ist verhältnismäßig gering, da der Großteil der Aufstockungsstichprobe aus endogeschlechtlich lesbischen, schwulen und bisexuellen Befragten besteht. Die Befragten wurden mittels eines zufälligen Telefonscreenings gewonnen und durch eine Design- und non-response Gewichtung der Aufstockungsstichprobe in das Panel integriert (de Vries et al. 2021; Fischer et al. 2022).

Im Jahr 2019 wurde analog zu dieser Aufstockungsstichprobe des SOEPs durch die Universität Bielefeld eine deutschlandweite Befragung von (sexuellen und) geschlechtlichen Minderheiten durchgeführt (LGBielefeld 2019). Über Werbung auf Social Media (Facebook und Instagram) konnten deutschlandweit 6 489 volljährige Personen befragt werden. Die Befragung ist in Bezug auf die Instrumente an vielen Stellen am SOEP orientiert, um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit herzustellen. Anders als beim SOEP handelt es sich nicht um eine Haushaltsbefragung, sondern es wurden Einzelpersonen befragt (Kühne & Zindel 2020; Zindel et al. 2023a).

Im Jahr 2021 wurde eine erneute deutschlandweite Querschnittsbefragung von (sexuellen) und geschlechtlichen Minderheiten durchgeführt (LGBielefeld 2021). Neben weiteren inhaltlichen Schwerpunkten (z. B. Gewalterfahrungen, Transitionserfahrungen) sollte zusätzlich eine erhöhte Anzahl an TIN*-Befragten erreicht werden, um differenzierte Auswertungen innerhalb dieser Gruppe zu ermöglichen. Über Werbung auf Social Media (Facebook) konnten deutschlandweit 7 332 volljährige Personen befragt werden (Zindel et al. 2023b).

Insgesamt zeigen sich Unterschiede in der Zusammensetzung der Stichproben zwischen den Befragungen (siehe Tab. A2 im Anhang). So sind die Befragten in LGBielefeld 2019 und LGBielefeld 2021 beispielsweise jünger als die Befragten der Aufstockungsstichprobe im SOEP. Dies lässt sich auf die Rekrutierung der Befragten durch Social Media zurückführen (Zindel et al. 2023b; Kühne & Zindel 2020).

4.2 Operationalisierung

In den verwendeten Datenquellen wurde Geschlecht auf unterschiedliche Weise abgefragt (siehe Tab. 2). In der SOEP-Aufstockungsstichprobe (SOEP-Q) und LGBielefeld 2019 und 2021 wurden jeweils zwei Fragen nach dem Geschlecht gestellt, die auf die Dimensionen Geschlechtseintrag bei Geburt und Geschlechtsidentität abzielen (2-Schritt Methode). Die Frage nach dem Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde ist bei allen drei Befragungen identisch. Auch die Geschlechtsidentität wurde in allen drei Befragungen mit der gleichen Frage erhoben („Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?“). Während in SOEP-Q und LGBielefeld 2019 lediglich die Kategorien „männlich“, „weiblich“, „transgeschlechtlich“, „anderes Geschlecht, und zwar“ und „keine Angabe“ zur Verfügung standen, wurden die Kategorien in LGBielefeld 2021 um die zusätzlichen Kategorien „nicht-binär“ und „kein Geschlecht“ ergänzt, da diese Kategorien von Befragten in LGBielefeld 2019 besonders oft als „anderes Geschlecht“ genannt wurden. Zusätzlich wurde in LGBielefeld 2021 die Kategorie „weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht, und zwar“ (anstatt „anderes Geschlecht, und zwar) verwendet, um die Formulierung der Antwortkategorie möglichst inklusiv zu gestalten. Im Rahmen von LGBielefeld 2021 haben einige Befragte zum Ende der Befragungen und in Kommentaren auf den sozialen Medien Kritik an der Kategorie „trans*“ geübt, da sie trans*(Geschlechtlichkeit) nicht als Geschlechtsidentität im eigentlichen Sinne betrachten (siehe Abschnitt 3.2.2). In LGBielefeld 2021 wurde ein Teil der befragten Personen (N = 2 093) am Ende der Befragung erneut nach der Geschlechtsidentität gefragt,[6] um die Möglichkeit einer offenen Abfrage von Geschlecht vergleichend zu testen. Zusätzlich wurden in Anlehnung an Beischel et al. 2022 im Nachgang Nachfragen zur Selbsteinordnung der Befragten in trans*- und cisgeschlechtliche bzw. binäre und nicht-binäre Geschlechterkategorien gestellt (siehe Tab. A3 im Anhang). Zusätzlich wurde nach dem gelebten Geschlecht im Alltag, der Fremdwahrnehmung des Geschlechts (Baumann et al. 2018) und der Transitiongeschichte (siehe Tab. A4 im Anhang) gefragt.

Tab. 2:

Abfrage des Geschlechts in SOEP-Q, vLGBielefeld 2019 und LGBielefeld 2021

SOEP-Q und LGBielefeld 2019

LGBielefeld 2021

Dimension: Personenstand (Geschlechtseintrag bei Geburt)

Fragestellung

Welches Geschlecht wurde bei Ihrer Geburt in Ihre Geburtsurkunde eingetragen?

Antwortkategorien*

1.) männlich

2.) weiblich

3.) keine Angabe

Dimension: Geschlechtsidentität

Fragestellung

Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?

Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?

Antwortkategorien

1.) männlich

2.) weiblich

3.) transgeschlechtlich

4.) anderes Geschlecht und zwar:

5.) keine Angabe

1.) männlich

2.) weiblich

3.) nicht-binär

4.) trans*

5.) weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht, und zwar:

6.) kein Geschlecht

7.) keine Angabe/Möchte mich zu diesem Thema nicht äußern

Fragestellung

Welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu (z. B. weiblich, agender)?

Antwortkategorien

Offenes Antwortfeld

Dimension: Geschlechtsausdruck

Fragestellung

Nicht abgefragt

Welches Geschlecht leben Sie derzeit in ihrem Alltag?

Antwortkategorien

Nicht abgefragt

1.) (meistens) männlich

2.) (meistens) weiblich

3.) manchmal männlich, manchmal weiblich

4.) weder männlich noch weiblich

5.) Keine Angabe/Möchte mich zu diesem Thema nicht äußern

Dimension: Fremdwahrnehmung

Fragestellung

Nicht abgefragt

Im alltäglichen Leben kann es passieren, dass wir nicht entsprechend unserem geschlechtlichen Selbstverständnis erkannt und behandelt werden, weil das Umfeld dieses nicht einordnen kann oder es nicht respektiert. Wie oft wird im Allgemeinen Ihr selbstbestimmtes Geschlecht klar erkannt?

Antwortkategorien

Nicht abgefragt

1.) nie

2.) manchmal

3.) meistens

4.) immer

5.) Keine Angabe/Möchte mich zu diesem Thema nicht äußern

* Da alle Befragten zum Zeitpunkt der Befragung mindestens 18 Jahre alt und somit vor 2013 beziehungsweise 2018 geboren wurden, standen die Personenstandsangaben „ohne Angabe“ und „divers“ zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht zur Verfügung.

4.3 Analyse

Im Rahmen des Beitrags werden die 1- und 2-Schritt Methode und eine offene Geschlechtsabfrage zur Erhebung von Geschlecht anhand deskriptiver (Kreuz-)Tabellen mit Häufigkeitsauszählungen betrachtet. Zunächst werden die 1- und 2-Schritt Methode in Bezug auf die Identifikation von trans*-Personen in allen drei Datenquellen miteinander verglichen. Zusätzlich werden auf Basis von LGBielefeld 2021 die Transitionsschritte nach Identifikationsmethoden von trans* Personen dargestellt, um Unterschiede zwischen der 1-Schritt und 2-Schritt Methode aufzuzeigen. Im Anschluss werden beide auf Basis von LGBielefeld 2021 mit der Selbsteinordnung der Befragten in trans*- und cisgeschlechtliche bzw. binäre und nicht-binäre Geschlechterkategorien verglichen. Im zweiten Teil der Analyse wird die offene Geschlechterabfrage auf Basis der LGBielefeld 2021 Daten analysiert. Nach einer Häufigkeitsauszählung der codierten Kategorien folgt ein Vergleich mit der 1-Schritt und 2-Schritt Methode und schließlich eine Gegenüberstellung mit der Selbsteinordnung der Befragten in trans*- und cisgeschlechtliche bzw. binäre und nicht-binäre Geschlechterkategorien. Auch hier werden Kreuztabellen verwendet. Bei der Betrachtung der 1-Schritt und 2-Schritt Methode wird zwischen den Kategorien „männlich“, „weiblich“, „trans*“ und „weiteres Geschlecht“ unterschieden, da der Fokus hier insbesondere auf der Identifikation von trans*-Personen liegt. Bei der Betrachtung der offenen Geschlechterabfrage werden auch weitere Kategorien dargestellt.

5 Ergebnisse

5.1 1-Schritt und 2-Schritt Methode

Anhand der Daten der SOEP-Q Stichprobe sowie LGBielefeld 2019 und 2021 lassen sich die 1-Schritt Methode und die 2-Schritt Methode in Bezug auf die Identifikation von trans* Personen miteinander vergleichen (siehe Tab. 3). Bei der 1-Schritt Methode wird ausschließlich die Frage nach der Geschlechtsidentität („Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?“) verwendet. Bei der 2-Schritt Methode wird zusätzlich die Frage nach dem bei Geburt zugeordneten Geschlecht verwendet („Welches Geschlecht wurde bei Ihrer Geburt in Ihre Geburtsurkunde eingetragen?“) (siehe Tab. 2). Es zeigt sich, dass mittels der 2-Schritt Methode in allen drei Befragungen mehr trans* Personen identifiziert werden können als mit der 1-Schritt Methode. Dies steht auch im Einklang mit den Ergebnissen bisheriger Studien (Bauer et al. 2017; Kidd et al. 2022). Die Unterschiede betragen 2,1 (SOEP-Q), 5,2 (LGBielefeld 2019) und 4,4 (LGBielefeld 2021) Prozentpunkte. Der insgesamt höhere Anteil an trans* Personen in LGBielefeld 2019 und 2021 lässt sich auf die Rekrutierungsmethode zurückführen (Zindel et al. 2023b).

Tab. 3:

Identifikation von trans* Personen mit der 1-Schritt und 2-Schritt Methode im Vergleich (Angaben in %)

  

SOEP-Q

LGBielefeld 2019

LGBielefeld 2021

  

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

Männlich

 52,0

 50,9

  40,8

  36,3

  39,7

  37,3

Weiblich

 43,4

 42,3

  53,1

  52,4

  44,9

  42,9

Trans*

  2,0

  4,1

   1,8

   7,0

   2,6

   7,0

Weiteres Geschlecht

  2,7

  2,7

   4,3

   4,3

  12,8

  12,8

Fallzahl

560

560

6372

6372

7273

7273

Quelle: SOEP v37.1; LGBielefeld 2019; LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen. 1-Schritt Methode = Geschlechtsidentität; 2-Schritt Methode = Geschlechtsidentität und Geschlechtseintrag bei der Geburt.

Die Tabellen 4 und A5 zeigen einen Vergleich der 1- und 2-Schritt Methode mit der Selbsteinordnung der Befragten in trans*- und cisgeschlechtliche (Tab. 4) bzw. binäre und nicht-binäre (Tab. A5 im Anhang) Geschlechterkategorien. Die Datenbasis bildet LGBielefeld 2021. Tab. 4 zeigt für die 1-Schritt Methode, dass 88,7 Prozent der als männlich und 89,3 Prozent der als weiblich identifizierten Personen sich selbst als cisgeschlechtlich einordnen würden. Als trans(geschlechtlich) würden sich 5,7 Prozent der, als männlich und 4,2 Prozent der als weiblich identifizierten Personen einordnen. Im Vergleich dazu ist der Anteil der mit der 2-Schritt Methode als weiblich oder männlich identifizierten Personen, welche sich als cisgeschlechtlich einordnen, mit 94,2 Prozent (männlich) und 93,3 Prozent (weiblich) etwas höher. Der Anteil an als männlich oder weiblich identifizierten Personen, welche sich als trans(geschlechtlich) einordnen ist hingegen mit 0,1 Prozent (männlich) und 0,2 Prozent (weiblich) geringer. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen von Tab. 3 und lässt darauf schließen, dass mittels der 2-Schritt Methode trans* Personen zuverlässiger identifiziert werden können. Der Anteil an als trans* identifizierten Personen, welche sich als trans(geschlechtlich) einordnen, ist bei beiden Methoden mit 96,2 Prozent (1-Schritt Methode) und 95,0 Prozent (2-Schritt Methode) vergleichbar und lässt darauf schließen, dass eine Falschzuordnung der als trans* identifizierten Personen relativ selten ist, aber teilweise vorkommt. Der Anteil an Personen, welche sich keiner Kategorie zuordnen oder unsicher ist, liegt insgesamt bei knapp 10 Prozent. Tab. A5 zeigt, dass sich Personen, welche mit der 2-Schritt Methode als trans* identifiziert wurden, häufiger als binär einordnen als Personen, die mit der 1-Schritt Methode als trans* identifiziert wurden.

Abb. 1 zeigt den Anteil an trans* Personen, die eine Transition abgeschlossen haben, sich zurzeit in Transition befinden oder (bislang) keine Transitionserfahrungen haben, nach Identifikationsmethode in Prozent. Es wird deutlich, dass Personen, welche „trans*(geschlechtlich)“ als Kategorie ausgewählt haben (1-Schritt Methode) mit 18,5 Prozent seltener eine Transition abgeschlossen haben als Personen, die „männlich“ oder „weiblich“ als Geschlechtsidentität angegeben haben und über die 2-Schritt Methode als trans* identifiziert werden konnten (30,9 %). Dies zeigt, dass die 1-Schritt Methode weniger gut geeignet ist, trans* Personen zu identifizieren die ihre Transition bereits abgeschlossen haben.

Tab. 4:

Vergleich der 1-Schritt und 2-Schritt Methode mit der Selbstangabe der befragten Personen (trans(geschlechtlich) vs. cisgeschlechtlich)

  

Trans(geschlechtlich)

Cisgeschlechtlich

Keine/Unsicher

Insgesamt

  

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Anzahl

% 

1-Schritt Methode

Männlich

 47

 5,7

  727

88,7

 46

 5,6

  820

100,0

Weiblich

 38

 4,2

  799

89,3

 58

 6,5

  895

100,0

Trans* 1

 51

96,2

    0 

 0,0

  2 

 3,8

   53

100,0

Weiteres Geschlecht

150

57,9

   15

 5,8

 94

36,3

  259

100,0

Insgesamt

286

14,1

1 541

76,0

200

 9,9

2 027

100,0

2-Schritt Methode

Männlich

  1 

 0,1

  727

94,2

 44

 5,7

  772

100,0

Weiblich

  2 

 0,2

  799

93,3

 55

 6,4

  856

100,0

Trans* 2

133

95,0

    0 

 0,0

  7 

 5,0

  140

100,0

Weiteres Geschlecht

150

57,9

   15

 5,8

 94

36,3

  259

100,0

Insgesamt

286

14,1

1 541

76,0

200

 9,9

2 027

100,0

Quelle: LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen. 1 Umfasst ausschließlich Personen, die sich selbst als trans* identifizieren. 2 Umfasst Personen, die sich selbst als trans* identifizieren und Personen, die mittels dem Kreuzverfahren mit dem Geschlechtseintrag bei Geburt als trans* identifiziert wurden.

Abb. 1: Transitionsschritte nach Identifikationsmethoden von trans* Personen
Quelle: LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen. Item (Transition): „Sie haben zuvor ein anderes Geschlecht angegeben, als das, welches in ihrer Geburtsurkunde eingetragen wurde. Vielleicht haben Sie deshalb eine Transition gemacht oder befinden sich in der Transition. Ist es korrekt, dass Sie eine Transitionsvergangenheit haben oder sich aktuell in Transition befinden?“ mit den Antwortkategorien „Ja, ich habe meine Transition zu meinem gewünschten Grad abgeschlossen“, „Ja, ich befinde mich in Transition“ und „Nein“; Item (Amtliche Vornamensänderung, amtliche Personenstandänderung, Hormontherapie): „Welchen der folgenden geschlechtsangleichenden Schritte habe Sie unternommen oder möchten Sie unternehmen?“ mit unter anderem den Teilfragen „Amtliche Vornamensänderung“, „Amtliche Personenstandänderung“ und „Hormontherapie“ und den Antwortkategorien „Ja, abgeschlossen“, „Ja, ich bin gerade dabei“, „Ich überlege noch“, „Nein, aber ich hatte es versucht“ und „Nein, will ich auch nicht“.
Abb. 1:

Transitionsschritte nach Identifikationsmethoden von trans* Personen

Quelle: LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen. Item (Transition): „Sie haben zuvor ein anderes Geschlecht angegeben, als das, welches in ihrer Geburtsurkunde eingetragen wurde. Vielleicht haben Sie deshalb eine Transition gemacht oder befinden sich in der Transition. Ist es korrekt, dass Sie eine Transitionsvergangenheit haben oder sich aktuell in Transition befinden?“ mit den Antwortkategorien „Ja, ich habe meine Transition zu meinem gewünschten Grad abgeschlossen“, „Ja, ich befinde mich in Transition“ und „Nein“; Item (Amtliche Vornamensänderung, amtliche Personenstandänderung, Hormontherapie): „Welchen der folgenden geschlechtsangleichenden Schritte habe Sie unternommen oder möchten Sie unternehmen?“ mit unter anderem den Teilfragen „Amtliche Vornamensänderung“, „Amtliche Personenstandänderung“ und „Hormontherapie“ und den Antwortkategorien „Ja, abgeschlossen“, „Ja, ich bin gerade dabei“, „Ich überlege noch“, „Nein, aber ich hatte es versucht“ und „Nein, will ich auch nicht“.

Ein vergleichbares Bild zeigt sich auch bei einer Auswahl von einzelnen Transitionsschritten. So haben trans* Personen, welche mit der 2-Schritt Methode identifiziert wurden, häufiger eine amtliche Vornamensänderung, eine amtliche Personenstandsänderung und eine Hormontherapie abgeschlossen im Vergleich zu Personen, welche mit der 1-Schritt Methode als trans* identifiziert wurden (siehe Abb. 1).

5.2 Offene Geschlechterabfrage

Die offene Geschlechterabfrage in LGBielefeld 2021 wurde im Anschluss an die Befragung zunächst manuell kodiert. Dabei wurde sich an dem Kodierschema von Fraser et al. (2020) orientiert, welches um einige Dimensionen erweitert wurde (siehe Tab. A6 im Anhang). Hierbei wurde sich sowohl am aktuellen Forschungsstand, an den Erfahrungen aus bisherigen Erhebungen und den Nennungen der befragten Personen orientiert. Insgesamt wurden zwei Ebenen gebildet, um sowohl eine etwas gröbere Einteilung (Ebene 1) als auch eine detailliertere Einteilung (Ebene 2) zu ermöglichen. Es ist jedoch festzuhalten, dass es je nach Forschungsinteresse und Datenbasis auch sinnvoll sein kann, ein anderes oder abgewandeltes Kodierschema zu verwenden, und dass auch im Rahmen inhaltlicher Analysen unterschiedliche Kategorien sinnvoll sein können.[7] Ein beispielhaftes Stata-Skript zur Kodierung von offenen Antworten basierend auf bisherigen Erfahrungen findet sich im Anhang. Die empirische Verteilung (Tab. A7 im Anhang) zeigt, dass nicht alle der vorab gebildeten Kategorien auch tatsächlich besetzt sind. Ein Großteil der Antworten ließ sich den Kategorien „männlich“ (39.7 %) und „weiblich“ (43.2 %) zuordnen, gefolgt von der Kategorie „nicht-binär“ (8.1 %). Der Anteil an fehlenden Werten ist mit 3,1 Prozent überschaubar, wobei erwähnt werden muss, dass Befragte, welche aufgrund ihres Antwortverhaltens in der gesamten Befragung als „Trolle“ identifiziert werden konnten, bereits aus dem Datensatz ausgeschlossen wurden (Zindel et al. 2023b). Auch wenn ein Großteil der offenen Antworten erfolgreich kodiert werden konnte, kam es z. B. zu Schwierigkeiten bei der Kodierung von besonders detaillierten Antworten, die sich nicht eindeutig zuordnen ließen (z. B. „Ich glaube nicht an das binaere Geschlechtersystem, bin aber weiblich sozialisiert und damit zufrieden“). Zusätzlich ist seitens der kodierenden Person einiges an Vorwissen notwendig, um die Kodierung vornehmen zu können. In Bezug auf die in der Umfragepraxis häufig verwendete Abtwortoption „divers“ fällt auf, dass „divers“ im Rahmen der offenen Geschlechterabfrage als Antwortoption kaum und nur in Kombination mit anderen Bezeichnungen genannt wurde (z. B. „divers, non-binary“). In Tab. A7 wurden diese Angaben als Mehrfachnennungen codiert. Insgesamt haben 0,05 Prozent der Fälle eine als Mehrfachnennung codierte Angabe gemacht, die unter anderen die Angabe „divers“ enthält (siehe Tab. A8 im Anhang). Im Einklang mit bisheriger Forschung (Diethold et al. 2023) ist also davon auszugehen, dass die Kategorie „divers“ für viele TIN*-Befragte keine adäquate Möglichkeit darstellt, ihre Geschlechtsidentität anzugeben. Auch im Rahmen der geschlossenen Abfragen in SOEP-Q, LGBielefeld 2019 und LGBielefeld 2021 wurde „divers“ jeweils von weniger als 0,1 Prozent der befragten Personen angegeben (siehe Tab. A8 im Anhang). Es kann hier jedoch keine Aussage darüber getroffen werden, inwieweit die Kategorie „divers“ gewählt worden wäre, wenn sie als Antwortkategorie zur Verfügung gestanden hätte.

In Tab. 5 ist der Vergleich der offenen Antworten mit der 1-Schritt und der 2-Schritt Methode dargestellt. Es zeigt sich, dass ein Großteil der Personen, welche als männlich kodiert wurden, sich auch mittels der 1-Schritt Methode (98,4 %) und der 2-Schritt Methode (93,8 %) als männlich identifizieren lässt. Ein ähnlicher Befund liegt für die als weiblich kodierten Befragten vor (1-Schritt Methode: 98,3 %; 2-Schritt Methode: 94,2 %). Da dies auch die am häufigsten vorkommenden Geschlechternennungen sind, liegt insgesamt eine hohe Übereinstimmung der offenen Antworten mit der 1-Schritt Methode und der 2-Schritt Methode vor. Nichtsdestotrotz zeigt der Vergleich mit der 2-Schritt Methode, dass 6,2 Prozent der als männlich kodierten und 5,0 Prozent der als weiblich kodierten Befragten mittels der 2-Schritt Methode als trans* identifiziert werden konnten. Wie oben bereits thematisiert, eignet sich eine Erhebung ausschließlich durch eine offene Abfrage der Geschlechtsidentität somit nicht um trans* Personen zuverlässig zu identifizieren. Es zeigt sich, dass eine weniger hohe Übereinstimmung bei den anderen Kategorien vorliegt. 88,0 Prozent der als trans* kodierten Befragten konnten mittels der 2-Schritt Methode ebenfalls als trans* identifiziert werden (60,0 Prozent mittels der 1-Schritt Methode). Die restlichen Befragten verteilen sich hauptsächlich auf die Kategorien männlich (nur bei der 1-Schritt Methode), nicht-binär und weiteres Geschlecht. Von den als nicht-binär kodierten Befragten konnten 81.9 Prozent (1-Schritt Methode und 2-Schritt Methode) ebenfalls als nicht-binär identifiziert werden. Als nicht-binär kodierte Befragte nutzten ebenfalls häufig die Antwortoption „Weiteres Geschlecht“ bei der geschlossenen Geschlechterabfrage. Befragte, deren Antworten als „Kein Geschlecht“ kodiert wurden, nutzten insbesondere die Antwortoptionen „Kein Geschlecht“ und „Nicht-binär“ bei der geschlossenen Abfrage, während Personen, die als „Unsicher, unentschlossen, Mehrfachantworten“ kodiert wurden, hauptsächlich die Kategorien „Trans*(geschlechtlich)“, „Nicht-binär“ und „Weiteres Geschlecht“ ausgewählt haben.

Tab. 5:

Vergleich der offenen Antworten mit der 1-Schritt Methode und 2-Schritt Methode

  

Männlich

Weiblich

Trans*

Nicht-binär

Kein Geschlecht

Weiteres Geschlecht

Fallzahl

 Offene Abfrage

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

1-Schritt Methode

2-Schritt Methode

Männlich

 98,4

 93,8

  0,0

  0,0

 1,6

 6,2

  0,0

  0,0

 0,0

 0,0

 0,0

 0,0

829

Weiblich

  0,1

  0,1

 98,3

 94,2

 0,9

 5,0

  0,6

  0,6

 0,1

 0,1

 0,0

 0,0

903

Trans*

 28,0

  0,0

  0,0

  0,0

60,0

88,0

  4,0

  4,0

 0,0

 0,0

 8,0

 8,0

 25

Nicht-binär

  0,6

  0,6

  3,6

  3,0

 2,4

 3,0

 81,9

 81,9

 1,2

 1,2

10,2

10,2

166

Kein Geschlecht

  0,0

  0,0

  2,1

  2,1

 0,0

 0,0

 45,8

 45,8

47,9

47,9

 4,2

 4,2

 48

Unsicher, Mehrfachnennungen

  6,3

  0,0

 10,4

  6,3

18,8

29,2

 39,6

 39,6

 0,0

 0,0

25,0

25,0

 48

Fallzahl

828

780

900

860

49

137

183

183

26

26

33

33

2 019

Quelle: LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen.

In Tab. 6 und Tab. 7 ist ein Vergleich der offenen Geschlechterabfrage mit der Selbsteinordnung der Befragten in trans*- und cisgeschlechtliche (Tab. 6) bzw. binäre und nicht-binäre (Tab. 7) Geschlechterkategorien dargestellt. Tab. 6 zeigt, dass sich 92,0 Prozent der als trans* kodierten Personen ebenfalls als trans(geschlechtlich) einordnen würden. Auch 92,9 Prozent der als nicht-binär kodierten Befragten würden sich selbst als nicht-binär einordnen (Tab. 7). Hier liegt also eine recht hohe Übereinstimmung der kodierten offenen Antworten mit der Selbsteinordnung der befragten Personen vor.

Tab. 6:

Vergleich der offenen Abfrage mit der Selbstangabe der befragten Personen (trans(geschlechtlich) vs. cisgeschlechtlich)

  

Trans(geschlechtlich)

Cisgeschlechtlich

Keine/Unsicher

Insgesamt

  

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Offene Abfrage

Männlich

50

6,1

724

88,4

45

5,5

819

100.0

Weiblich

43

4,8

792

88,8

57

6,4

892

100.0

Trans*

23

92,0

0 

0,0

2 

8,0

25

100.0

Nicht-binär

104

62,3

10

6,0

53

31,7

167

100.0

Kein Geschlecht

24

48,0

6 

12,0

20

40,0

50

100.0

Unsicher, Mehrfachnennungen

32

65,3

4 

8,2

13

26,5

49

100.0

Insgesamt

276

13,8

1 536

76,7

190

9,5

2 002

100.0

Quelle: LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen.

Tab. 7:

Vergleich der offenen Abfrage mit der Selbstangabe der befragten Personen (binär vs. nicht-binär)

  

Binär

Nicht-binär

Keine/Unsicher

Insgesamt

  

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Anzahl

% 

Offene Abfrage

Männlich

735

89,7

46

5,6

38

4,6

819

100,0

Weiblich

754

85,2

61

6,9

70

7,9

885

100,0

Trans*

5 

20,8

14

58,3

5 

20,8

24

100,0

Nicht-binär

1 

0,6

156

92,9

11

6,5

168

100,0

Kein Geschlecht

0 

0,0

44

88,0

6 

12,0

50

100,0

Unsicher, Mehrfachnennungen

0 

0,0

40

81,6

9 

18,4

49

100,0

Insgesamt

1 495

74,9

361

18,1

139

7,0

1 995

100,0

Quelle: LGBielefeld 2021; eigene Berechnungen.

6 Empfehlungen zur Erhebung von Geschlecht

Auf Basis des bisherigen Forschungsstandes sowie der empirischen Ergebnisse dieses Beitrags lassen sich eine Reihe von Empfehlungen für Forschende ableiten. Im Einklang mit den Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis empfehlen wir, dass hierbei stets das Forschungsinteresse beziehungsweise die Forschungsfrage der Untersuchung im Fokus stehen sollte, anhand derer die passende Erhebungsform von Geschlecht zu bestimmen ist. Zur Bestimmung der Erhebungsform empfehlen wir ein vierstufiges Vorgehen (siehe Abb. 2). Zunächst sollte das Forschungsinteresse beziehungsweise die Forschungsfrage der Untersuchung bestimmt werden. Darauf aufbauend kann die benötigte Dimension von Geschlecht abgeleitet werden. So sind im Kontext von medizinischen Fragestellungen häufig eher körperliche Dimensionen von Geschlecht relevant, in der amtlichen Statistik der Personenstand und in der sozialwissenschaftlichen Forschung die Geschlechtsidentität und die Fremdwahrnehmung (z. B. in Bezug auf Diskriminierungserfahrungen). Insgesamt gilt es jedoch, die jeweilige Dimension von Geschlecht möglichst explizit auf die eigene Forschungsfrage zuzuschneiden. Spielt Geschlecht keine Rolle im Rahmen des Forschungsinteresses und wird auch nicht als Kontrollvariable zur Gewichtung oder Ähnlichem benötigt, empfehlen wir es aus Gründen der Datensparsamkeit und der Ressourcenschonung (Akademie für Soziologie 2019; Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten 2017) in Betracht zu ziehen, Geschlecht gar nicht zu erheben.

Abb. 2:

Empfehlungen zur Erhebung von Geschlecht in vier Stufen

1. Bestimmung der Forschungsfrage

2. Auswahl der abzufragenden Dimension(en) von Geschlecht

Körperliche Dimensionen von Geschlecht

Personenstand

Geschlechtsidentität

Geschlechtsausdruck

Fremdwahrnehmung

Weitere Dimensionen

3. Operationalisierung unter Einbezug von Forschungsstand, Zielgruppe und zeitlichen/regionalen Aspekten

Körperliche Dimensionen von Geschlecht

• Je nach Forschungsfrage bietet es sich an, unterschiedliche körperliche Dimensionen (z. B. innere und äußere Geschlechtsmarker, Hormonverteilung) abzufragen

Personenstand

• Je nach Forschungsfrage bietet es sich an, nach aktuellem oder Personenstandseintrag bei Geburt zu fragen

• Die Orientierung an rechtlichen Rahmenbedingungen des Personenstands ist notwendig; diese variieren je nach Land und zeitlichem Kontext

• Um transgeschlechtliche Personen mittels der 2-Schritt Methode identifizieren zu können, muss nach dem Personenstandseintrag bei Geburt gefragt werden

Geschlechtsidentität

• Abfrage entweder durch Kategorien, die Platz für geschlechtliche Vielfalt bieten, oder eine offene Abfrage

• Die Art und Anzahl der Kategorien kann je nach Forschungsfrage und Zielgruppe variiert werden

• Bei der Entscheidung für eine Abfrage mittels Kategorien empfehlen wir zusätzlich die Kategorien „weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht, und zwar“ und „Kein Geschlecht“ zu verwenden

• Um transgeschlechtliche Personen mittels der 2-Schritt Methode identifizieren zu können, muss nach der Geschlechtsidentität gefragt werden

Geschlechtsausdruck

• Je nach Forschungsfrage bietet es sich an, unterschiedliche Dimensionen abzufragen (z. B. gelebtes Geschlecht im Alltag)

Fremdwahrnehmung

• Je nach Forschungsfrage bietet es sich an, unterschiedliche Dimensionen abzufragen (z. B. wahrgenommenes Geschlecht im Alltag)

Weitere Dimensionen

• Je nach Forschungsfrage können auch weitere Dimensionen von Geschlecht relevant sein

4. Auswahl zusätzlicher Informationsbedarfe

• Bei spezifischem Interesse an der Identifikation von transgeschlechtlichen Menschen bietet sich zusätzlich die Verwendung der 2-Schritt Methode an

• Zusätzlich sollte reflektiert werden, ob zusätzliche Informationen zu Geschlecht für Gewichtung, Hochrechnung, Vergleichbarkeit mit anderen Studien oder andere Datennutzer*innen benötigt werden

Nachdem eine oder mehrere Dimensionen von Geschlecht bestimmt wurden, folgt der Schritt der Operationalisierung. In Bezug auf körperliche Dimensionen von Geschlecht ist zusätzlich zu bestimmen, welche Dimension(en) verwendet werden sollen (z. B. innere und äußere Geschlechtsmarker, Hormonverteilung). Hierbei ist entscheidend, dass geschlechtliche Vielfalt auch in Bezug auf die körperliche Dimension miteinbezogen wird (z. B. Intergeschlechtlichkeit). Beim Personenstand sollte auf Basis der Forschungsinteressen entschieden werden, ob der aktuelle oder der Personenstand bei Geburt erhoben werden soll. Insgesamt sollte sich hierbei an den jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen, die zwischen Ländern und über die Zeit variieren, orientiert werden. Werden beispielsweise in einer aktuellen Befragung in Deutschland Personen über 18 Jahre befragt, erlaubt der aktuelle Personenstand vier Kategorien (männlich, weiblich, divers, kein Eintrag), während beim Geschlechtseintrag bei der Geburt nur zwei Kategorien (männlich, weiblich) rechtlich möglich waren. Um transgeschlechtliche Personen mittels der 2-Schritt Methode identifizieren zu können, muss ebenfalls nach dem Personenstandseintrag bei Geburt gefragt werden. Zur Abfrage der Geschlechtsidentität, welche wir als äußerst relevant für die sozialwissenschaftliche Forschung ansehen, empfehlen wir eine Abfrage mittels Kategorien, welche Platz für geschlechtliche Vielfalt lassen, oder eine offene Abfrage. Bei der offenen Abfrage muss nachträglicher Kodieraufwand eingeplant werden. Bei der geschlossenen Abfrage kann die Art der Anzahl der Kategorien je nach Zielgruppe und Forschungsfrage variiert werden. In Befragungen der Allgemeinbevölkerung empfehlen wir neben den Kategorien „männlich“ und „weiblich“ zusätzlich immer mindestens die Kategorien „weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht, und zwar“ und „Kein Geschlecht“ zu verwenden. Für die Befragung von TIN*-Personen ist es sinnvoll, weitere Geschlechtsidentitäten zu verwenden (z. B. „nicht-binär“ und trans*). Die Abfrage der Geschlechtsidentität mittels der Kategorien „männlich“, „weiblich“ und „divers“ ist hingegen nicht geeignet geschlechtliche Vielfalt abzubilden. Wir empfehlen, diese Abfrage ausschließlich für den Personenstand zu verwenden. Um transgeschlechtliche Personen mittels der 2-Schritt Methode identifizieren zu können, muss neben dem Geschlechtseintrag in die Geburtsurkunde bei Geburt ebenfalls nach der Geschlechtsidentität gefragt werden. Die 2-Schritt Methode hat sich (im Gegensatz zur 1-Schritt Methode oder der offenen Abfrage) am geeignetsten erwiesen, um auch transgeschlechtliche Personen identifizieren zu können, weshalb wir diese für sozialwissenschaftliche Befragungen empfehlen würden. Ein Minimalbeispiel sowie eine erweiterte Version der 2-Schritt Methode sind in Abb. 3 dargestellt.

Abb. 3:

Empfehlung zur Erhebung der 2-Schritt Methode (Minimalbeispiel und erweitertes Beispiel)

1. Minimalbeispiel

Personenstand

Welches Geschlecht wurde bei Ihrer Geburt in Ihre Geburtsurkunde eingetragen?

• männlich

• weiblich

• keine Angabe

Geschlechtsidentität

Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?

• männlich

• weiblich

• weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht, und zwar:

• keinem Geschlecht

• keine Angabe

2. Erweitertes Beispiel

Personenstand

Welches Geschlecht wurde bei Ihrer Geburt in Ihre Geburtsurkunde eingetragen?

• männlich

• weiblich

• keine Angabe

Geschlechtsidentität

Und welchem Geschlecht ordnen Sie sich selbst zu?

• männlich

• weiblich

• nicht-binär

weiteres, hier nicht aufgelistetes Geschlecht, und zwar:

• keinem Geschlecht

• keine Angabe

Wir legen nahe, mindestens das Minimalbeispiel zu verwenden. Je nach Zielgruppe, Fragestellung und Art der Umfrage halten wir die Verwendung eines erweiterten Beispiels, bei dem Kategorien ergänzt werden können, für sinnvoll. Die Art und Anzahl der Kategorien können dabei angepasst werden. Beim Geschlechtsausdruck und der Fremdwahrnehmung von Geschlecht ist es ebenfalls notwendig, die jeweils zu erhebenden Dimensionen aufgrund der Forschungsfrage genauer zu bestimmen. Zusätzliche weitere Dimensionen von Geschlecht können ebenfalls relevant sein (beispielsweise bestimmte Erfahrungen oder soziale Rollen (Lowik et al. 2022; Diethold 2023)). Abschließend sollte im letzten Schritt reflektiert werden, ob zusätzliche Informationsbedarfe bestehen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn zusätzlich zur Geschlechtsidentität als Teil des Forschungsinteresses, auch der Personenstand zur Gewichtung oder Hochrechnung der Daten benötigt wird. Auch eine angestrebte Vergleichbarkeit mit anderen Datensätzen oder früheren Erhebungszeitpunkten kann hier relevant sein. Bei spezifischem Interesse an der Identifikation von trans* Menschen bietet sich insbesondere die Verwendung der 2-Schritt Methode an. Dies kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn Geschlechterungleichheiten innerhalb der Gesellschaft untersucht werden sollen. Ein zusätzlicher Vorteil der 2-Schritt Methode ist, dass in der Regel die Fallzahl an TIN*-Personen mit dieser Methode wesentlich höher ist, was Schwierigkeiten mit zu geringen Fallzahlen bei der Auswertung vorbeugen kann.

7 Fazit und Diskussion

Spätestens seit der Einführung des Geschlechtseintrags „divers“ im Jahr 2018 ist die quantitativ-empirische Sozialforschung unumgänglich mit der Frage konfrontiert, wie Geschlecht in Befragungen adäquat erhoben werden kann. In der deutschsprachigen Forschungspraxis sind viele Befragungsinstitute dazu übergegangen, Geschlecht mittels der Kategorien „männlich“, „weiblich“ und „divers“ abzufragen, ohne den Begriff Geschlecht dabei zu definieren. Wie im theoretischen Teil des Artikels ausgeführt, handelt es sich bei dem Begriff Geschlecht jedoch um ein mehrdimensionales Konzept, welches unterschiedliche Dimensionen auf der sozialen und körperlichen Ebene umfassen kann und bereits seit Jahrzehnten im Rahmen der Geschlechterforschung diskutiert wird. Wird die Mehrdimensionalität von Geschlecht in die Forschungspraxis der empirisch-quantitativen Sozialforschung nicht einbezogen, führt dies zu einer ungenauen Umfragepraxis, erschwert quantitative Forschung im Bereich geschlechtlicher Vielfalt enorm und trägt zur Unsichtbarkeit von TIN*-Personen bei. Auf Basis des aktuellen Forschungsstands sowie einer Aufstockungsstichprobe des Sozio-oekonomischen Panels und deutschlandweiten Online-Befragungen ist dieser Beitrag den Fragen nachgegangen, wie Geschlecht in quantitativen Befragungen konzeptionell trennscharf und empirisch valide erhoben werden kann. Neben den im Kapitel 6 abgeleiteten Empfehlungen zur Erhebung von Geschlecht, welche sich insbesondere auf ein vierstufiges Vorgehen bei der Auswahl der geeigneten Messinstrumente beziehen, zeigen die in Kapitel 5 dargestellten Ergebnisse in Bezugnahme auf den aktuellen Forschungsstand noch weitere Diskussionspunkte auf.

Erstens belegen die Ergebnisse, dass die Geschlechterabfrage über die Kategorien „männlich“, „weiblich“ und „divers“ eine ungeeignete Methode ist, um geschlechtliche Vielfalt in ihrer gelebten Realität zu erfassen, da es sich bei der Bezeichnung „divers“ um eine empirisch kaum verwendete Selbstbeschreibung von TIN*-Personen handelt. Dies lässt darauf schließen, dass auch die Problematik der geringen Fallzahlen der „divers“ Kategorie entschärft wird, wenn die Abfrage von Geschlecht mehr Raum für geschlechtliche Vielfalt bietet. Wir plädieren daher dafür, diese Abfrage lediglich dann zu verwenden, wenn der Personenstand im Fokus des Forschungsinteresses ist.

Zweitens zeigen die Ergebnisse zur 1-Schritt und 2-Schritt Methode, dass sich die 2-Schritt Methode besser eignet, um trans* Personen zu identifizieren, die ihre Transition bereits abgeschlossen haben. Aber auch die 1-Schritt Methode mit einer entsprechenden Auswahl an Antwortkategorien eignet sich, um geschlechtliche Vielfalt abzubilden. Schließlich führt die Verwendung der 2-Schritt Methode zu einer höheren Fallzahl an TIN*-Personen. Jedoch bringt diese Vorgehensweise auch ethische Bedenken mit sich, wenn trans* Personen so gegen ihren Willen identifiziert werden. Deshalb ist es besonders wichtig, den Datenschutz zu gewährleisten und vor allen Analysen die Daten mit hohen Sicherheitsstandards zu anonymisieren, sowie die Zustimmung der Befragten einzuholen (Kidd et al. 2022).

Drittens wird die Abfrage von Geschlecht mittels eines offenen Antwortfeldes als eine leicht zugängliche und zeitlich sparsame Möglichkeit, Geschlecht zu erheben, eingeschätzt. Der große Vorteil hierbei ist, dass die Befragten sich frei für eine Antwort entscheiden können, ohne auf vorgegebene Kategorien zurückgreifen zu müssen. Nachteile sind, dass einigen Personen unklar sein könnte, was sie antworten sollen, nicht alle Personen mit Transitionserfahrungen identifiziert werden können und sich teilweise Schwierigkeiten bei der Kodierung ergeben können. Empirisch zeigt sich eine hohe Übereinstimmung mit der geschlossenen Abfrage, wobei auch in LGBielefeld 2021 mittels der offenen Abfrage ein Teil der trans* Befragten nicht identifiziert werden konnte. Hier empfiehlt sich eine Kombination mit der geschlossenen Abfrage des Geschlechts in der Geburtsurkunde.

Insgesamt wird deutlich, dass durch erhöhte rechtliche, gesellschaftliche und politische Relevanz und Sichtbarkeit eine adäquate Abfrage von geschlechtlicher Vielfalt immer entscheidender wird. Eine inadäquate Erhebung von Geschlecht führt nicht nur zu Messfehlern und einer mangelnden Abbildung der sozialen Wirklichkeit, sondern trägt zur Unsichtbarkeit von geschlechtlicher Vielfalt und einer diskriminierenden Umfragepraxis bei. Es ist davon auszugehen, dass durch eine durchdachte und adäquate Erhebung von Geschlecht die Validität und Trennschärfe erhöht und methodischen Schwierigkeiten, wie beispielsweise Item-Non-Response oder geringen Fallzahlen, entgegengewirkt werden kann. Dies erscheint insbesondere für größere und bevölkerungsrepräsentative Befragungen relevant. Hier zeigen bereits erste Beispiele, dass bei entsprechend hoher Fallzahl und einer vielfaltssensiblen Erhebung von Geschlecht eine ausreichende Fallzahl an TIN*-Personen für erste inhaltliche Analysen erreicht werden kann (z. B. Pöge et al. 2022). Bei kleineren Studien sind die Fallzahlen jedoch teilweise zu gering für inhaltliche Auswertungen (z. B. Muschalik et al. 2021). Hier könnten beispielsweise Aufstockungsstichproben oder ergänzende non-probability Erhebungen eine Möglichkeit sein, die Fallzahlen zu erhöhen (Fischer et al. 2022; Kühne & Zindel 2020). Auf der Ebene der Auswertung kann je nach Forschungsinteresse und Fallzahl eine Zusammenfassung unterschiedlicher Kategorien sinnvoll sein. Orientiert werden kann sich hierbei an einigen bisherigen Studien, welche bereits unterschiedliche Kategorisierungen verwendet haben (beispielsweise Carpenter et al. 2020; Badget et al. 2021; Kasprowski 2024; Guyan 2023).

Insgesamt sollten Forschende und Umfrageinstitute nicht an herkömmlichen geschlechts- und genderbezogenen Stereotypen festhalten, sondern heteronormative Muster durchbrechen und ihren Beitrag zu einer vielfältigeren und offenen Forschungskultur leisten. Ähnlich wie bei anderen Merkmalen, aufgrund derer Personen in unserer Gesellschaft marginalisiert und diskriminiert werden (z. B. soziale Klasse oder ethnische Herkunft) und zu deren Messung zahlreiche unterschiedliche Instrumente verwendet, getestet und diskutiert werden, sollte auch die Erhebung von Geschlecht Einzug in den Methodendiskurs der empirischen Sozialforschung in Deutschland erhalten. Fragestellungen in Bezug auf Diskriminierungserfahrungen und andere potenzielle Benachteiligungen aufgrund cis-normabweichender gelebter Geschlechter können nicht analysiert werden, wenn der Anteil von TIN*-Personen massiv unterschätzt wird. Mit einer adäquaten Erhebung von Geschlecht können Umfrageinstitute, die amtliche Statistik und Forschende zur Sichtbarkeit von TIN*-Personen in Forschung aber auch Gesellschaft beitragen.

Abschließend ist anzumerken, dass die verwendeten Datenquellen einige Limitationen aufweisen. Zunächst einmal handelt es sich bei allen drei Datenquellen um Befragungen mit der LGBTQI*-Community. Aufgrund der vorliegen Datenquellen können also keine Aussagen zur cis-heterosexuellen Bevölkerung getroffen werden. Auch wenn hier schon einige Forschungsergebnisse (siehe Kapitel 3.2) vorliegen, bedarf es in diesem Bereich weiterer Forschung. Weiterhin handelt es sich bei LGBielefeld 2019 und 2021 um nicht-bevölkerungsrepräsentative Online-Befragungen, welche über soziale Medien rekrutiert wurden. Aussagen über die Gesamtbevölkerung sind hier also nicht möglich. Zusätzlich weisen einige der verwendeten Geschlechterkategorien recht kleine Fallzahlen auf. Auch hier wäre weitere Forschung zu Personengruppen wünschenswert, welche auch im Rahmen dieser Befragungen nicht ausreichend repräsentiert sind (z. B. inter*-Menschen). Final ist wichtig anzumerken, dass eine adäquate Erhebung von geschlechtlicher Vielfalt dem jeweiligen regionalen und zeitlichen Kontext anzupassen ist. Dieser Beitrag gibt also lediglich Empfehlungen aufgrund aktueller empirischer Befunde und Erfahrungen.

Über die Autoren

Lisa de Vries

Lisa de Vries, geb. 1990. Studium und Promotion der Soziologie in Bielefeld. Von 2018–2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld; seit 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in Bonn.

Forschungsschwerpunkte: Arbeitsmarkt- und Diskriminierungsforschung, sexuelle und geschlechtliche Diversität, Bildungsungleichheiten.

Wichtigste Publikationen: de Vries, L. & S. Steinmetz, 2024: Sexual Orientation, Workplace Authority and Occupational Segregation: Evidence from Germany. Work, Employment and Society 38(3), 2024: 852–870 (mit S. Steinmetz); Career sacrifice for an LGBTQ*-friendly work environment? a choice experiment to investigate the job preferences of LGBTQ* people. PLoS ONE 19(6), 2024: e0296419 (mit Z. Zindel).

Mirjam Fischer

Mirjam Fischer, geb. 1989. Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Sozialwissenschaften in Rotterdam und Amsterdam, Niederlande. Promotion in Soziologie in Amsterdam. Von 2019–2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin und an der Universität zu Köln; seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für empirische Sozialwissenschaften, Frankfurt/Main, zeitgleich seit 2023 Gastprofessorin für Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Forschungsschwerpunkte: sexuelle und geschlechtliche Vielfalt; soziale Netzwerke; Familienbeziehungen; Diversität an Hochschulen; akademische Redefreiheit.

Wichtigste Publikationen: Behavioural outcomes of children with same-sex parents. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(10), 2022, 5922 (mit D. Mazrekaj und H. M. W. Bos); Einsamkeit unter LSBTQI* Menschen: Gesellschaftliche Entfremdung, soziale Ausgrenzung und Resilienz. Das Kompetenznetz Einsamkeit Expertise No. 7/2022. Frankfurt/M.: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik; Social exclusion and resilience: Examining social network stratification among people in same-sex and different-sex relationships. Social Forces, 100(3), 2021, 1284–1306; Well-being during COVID-19 pandemic: A comparison of individuals with minoritized sexual and gender identities and cis-heterosexual individuals. PLoS ONE, 16(6), 2021: e0252356 (mit P. Buspavanich, S. Lech S., E. Lermer, M. Berger, T. Vilsmaier et al.).

David Kasprowski

David Kasprowski, geb. 1994. Studium der Psychologie und Soziologie an den Universitäten Bielefeld, Wien, Potsdam sowie der Freien Universität Berlin. Promotion in Soziologie an der Humboldt Universität Berlin. 2020–2024 wissenschaftlicher Mitarbeiter im SOEP am DIW Berlin. Mitglied der BGSS der HU Berlin seit 2020. Seit 2022 Student der Klinischen Psychologie an der Universität Potsdam.

Forschungsschwerpunkte: Soziale Reproduktion und Ungleichheit, quantitative Intersektionalitätsforschung, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, Minderheitenstress.

Wichtigste Publikationen: ‚Queering‘ Social Class. Zum Zusammenhang von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und sozialer Herkunft. Humboldt-Universität zu Berlin 2024; Geringere Chancen auf ein gesundes Leben für LGBTQI*-Menschen. DIW Wochenbericht, 88(6), 2021, 80–88 (mit M. M. Fischer, X Chen, L. de Vries, M. Kroh, S. Kühne, D. Richter, & Z. Zindel).

Danksagung

Wir danken Martin Kroh, Simon Kühne, David Richter und Zaza Zindel für die Zusammenarbeit bei der Datenerhebung und den stetigen Austausch zur Erhebung von Geschlecht sowie der Arbeitsgruppe Geschlecht für eben diesen.

  1. Data Note: Für den Beitrag wurden die Daten des Sozio-oekonomischen Panels, LGBielefeld 2019 und LGBielefeld 2021 verwendet. An der Erhebung von SOEP-Q und LGBielefeld 2019 und 2021 waren die Autor*innen beteiligt. Die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) (doi: 10.5684/soep.core.v36e) stehen Beschäftigten und Studierenden an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen für nicht-kommerzielle wissenschaftliche Forschung zur Verfügung und werden auf Grundlage eines Datennutzungsvertrags zur Verfügung gestellt (www.diw.de/soep). Die LGBielefeld 2019 und LGBielefeld 2021 Daten sind auf Anfrage erhältlich. Der Datenzugang kann unter https://pub.uni-bielefeld.de/record/2965457 und https://pub.uni-bielefeld.de/record/2968539 beantragt werden. Alle Infos zur Datenerhebung können in den Datenreports (https://doi.org/10.1093/esr/jcab050, https://doi.org/10.4119/unibi/2964218 und https://doi.org/10.4119/unibi/2964217) nachvollzogen werden. Die Replikationssyntax für alle Analysen ist als Stata Skript unter https://doi.org/10.7802/2775 erhältlich.

  2. Förderhinweise: Die Datenerhebung von SOEP-Q wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert [ref. 01UW1803A, 01UW1803B]. Die Datenerhebung von LGBielefeld 2021 wurde ebenfalls vom BMBF gefördert [ref. 01UW2002A, 01UW2002B]. Beide Projekte waren eine gemeinsame Kooperation der Universität Bielefeld und des DIW Berlin. Die Datenerhebung von LGBielefeld 2019 wurde an der Universität Bielefeld unter Projektleitung von Prof. Dr. Simon Kühne durchgeführt. Prof. Dr. Mirjam Fischer erhält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Fördergelder von der Berlin University Alliance (661_NWG_HU) und ist Teil der Forschungsgruppe FOR 5173: Rekonfiguration und Internalisierung von Sozialstruktur gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Projektnummer 439346934.

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Online erschienen: 2024-11-13
Erschienen im Druck: 2024-11-26

© 2024 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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