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Zur Normalität von Anomie in funktional differenzierten Gesellschaften

  • Helmut Thome

    Helmut Thome, geb. 1945 in Wallau (Lahn). Studium der Soziologie in Berlin, Minneapolis, und Amherst/Mass. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin, TU Berlin und im Zentralarchiv für empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln. Promotion und Habilitation an der FU Berlin. Ab 1993 Professor für Soziologie, insbesondere für Methoden der empirischen Sozialforschung, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1993 Gastdozent an der ECPSR Summer School an der University of Essex; WS 2007/08 Fellow am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, Forschungsgruppe „Control of Violence“; Gastprofessur an der Bergischen Universität Wuppertal, WS 2014/15.

    Forschungsschwerpunkte: Wertewandel; langfristige Entwicklung der Gewaltkriminalität; Methoden der Längsschnittanalyse.

    Wichtige Publikationen: Zeitreihenanalyse, München und Wien 2005; Sozialer Wandel und Gewaltkriminalität. Deutschland, England und Schweden im Vergleich, 1950 bis 2000, Wiesbaden 2007 (mit C. Birkel); Values, Sociology of, in: J.D. Wright (Hrsg.), International Encyclopedia of the Social and Behavioral Sciences, 2. Ausgabe, Vol. 25, Oxford 2015: 47–53.

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Veröffentlicht/Copyright: 10. August 2016
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Zusammenfassung:

Im Bereich der kriminalsoziologischen Forschung gehört „Anomie“ weiterhin zu den prominenten Erklärungskonzepten. Dessen gesellschaftstheoretische Verankerung wird jedoch nur noch selten diskutiert, bleibt häufig verdeckt. Der vorliegende Beitrag versucht diese Diskussion wieder aufzugreifen und in einigen Aspekten fortzuführen. Zu diesem Zweck werden im ersten Teil zentrale Überlegungen von Durkheim und Merton zu dieser Thematik zusammengefasst. Im folgenden Hauptteil wird untersucht, ob oder in welcher Weise diese Problemkonzeptionen in neueren Theorien zur funktionalen Differenzierung, insbesondere in Luhmanns Systemtheorie, aufgenommen, zurückgewiesen, verändert oder ergänzt werden (könnten). Dabei werden vor allem die Anomie-Potentiale erörtert, die der funktionalen Differenzierung inhärent sind; danach werden noch einige zusätzliche Potentiale benannt, die sich spezifisch aus der funktionalen Dominanz des ökonomischen Systems ergeben.

Abstract:

Within the field of criminology, anomie continues to be a prominent and much applied explanatory concept. Its anchorage within the wider spectrum of general sociological theory is, however, rarely discussed and often remains unclear. The present article seeks to take up this discussion and to further advance it in certain aspects. To this purpose, the first section recalls some of the seminal ideas which Durkheim and Merton originally propounded to conceptualize certain social problems as anomic and relates them to broader characteristics of society. The next (and main) section explores the question if and, if so, in what way, present-day theories of functional differentiation, in particular Luhmann’s system-theoretic approach, take up or reject, modify or supplement these conceptions. It first reflects upon certain general characteristics of functional differentiation which might inherently foster anomic potentialities. It then considers additional anomic potentials that may arise from the evolving functional dominance of the economic system over and against other societal subsystems.

Man wird heute wohl nicht mehr behaupten wollen, „die Anomietheorie (sei) ohne Zweifel eine der am intensivsten diskutierten soziologischen Theorien“ (Diekmann & Opp 1979: 330). Aber in Untersuchungen über abweichendes bzw. kriminelles Verhalten ist „Anomie“ weiterhin eines der dominanten Erklärungskonzepte (vgl. bspw. den Sammelband von Agnew & Kaufman 2010, die Monografie von Legge 2010 sowie die neueren Überblicksarbeiten von Hughes et al. 2015 und Louderback 2015). In der einschlägigen Literatur taucht es in sehr unterschiedlichen Fassungen auf, meistens aber mit (mehr oder weniger vager) Bezugnahme auf Emile Durkheim, der diesen Begriff in die Soziologie eingeführt hat.[1] Eine zweite, vielleicht noch häufiger genannte Bezugsquelle sind einige Arbeiten von Robert K. Merton, der aber selbst von Durkheim’schen Überlegungen ausging. Der vorliegende Beitrag liefert keinen Überblick zum heutigen Stand kriminologischer Anomie-Forschung. Stattdessen versucht er – im ersten Teil – die zentralen Problemkonzepte herauszuarbeiten, mit denen Durkheim und Merton diesen Leitbegriff gesellschaftstheoretisch verankern, die aber in heutigen Diskussionen oft nur unzulänglich präsent sind. Ich gehe also davon aus, dass ein theoriegeschichtlicher Rückblick (hier allerdings nur sehr knapp skizziert) die gegenwärtigen Diskussionen zum Themenkomplex „Anomie“ bereichern kann. Der zweite (umfassendere) Teil des Artikels geht der Frage nach, ob oder in welcher Weise gegenwärtig prominente Theorien funktionaler Differenzierung die Anomie-Problematik überhaupt noch aufgreifen oder neu konzipieren und ob sie zusätzliche Anregungen für die (kriminal-)soziologische Anomie-Forschung liefern (könnten); dabei beziehe ich mich vor allem auf Arbeiten von Niklas Luhmann. Zu fragen ist allerdings auch (in diesem Artikel jedoch nur am Rande), ob die anomietheoretischen Konzepte und die empirischen Sachverhalte, auf die sie sich beziehen (insbesondere Mangel an normativer Bindung und abweichendes Verhalten), nicht auch Anregungen bieten, bestimmte systemtheoretische Konzeptualisierungen zu erweitern oder zu präzisieren.

1 Anomie-Konzeptionen bei Durkheim und Merton

Durkheim hat keine systematisch entwickelte Anomie-Theorie vorgelegt, sondern in verschiedenen Schriften unterschiedliche Versionen dieses Begriffs eingesetzt und dabei immer wieder neue Facetten eingeführt, die sich einer klaren umfassenden Definition entziehen (DiCristina 2015). Im Kern ging es Durkheim bei diesem Konzept um die Analyse verschiedener Formen einer „gestörten Ordnung“ (Durkheim 1990: 289), wobei sich „Ordnung“ auf diverse Aspekte und Ebenen (arbeitsteiliger) sozialer Systeme (im Durkheim’schen Sinne eines „Kollektivs“) bezieht, in die die Individuen idealiter so einbezogen sein sollen, dass sie darin ihren Lebenssinn in einer Balance von Autonomie und Zugehörigkeit finden können. Durkheim organisierte seine Überlegungen vor allem entlang zweier analytischer Dimensionen: einer grundsätzlich nicht gezielt steuerbaren Evolution sozialer Strukturen einerseits, die aber andererseits Raum lässt, ja spezifische Notwendigkeiten schafft für Regulation, für normative und technische Regulierungen, die von unterschiedlichen Akteursgruppen ausgehen bzw. getragen werden.[2] Die Strukturevolution (die nicht gleichförmig und nicht linear verläuft) charakterisiert Durkheim vor allem in Richtung einer zunehmenden Arbeitsteilung (ansatzweise schon konzipiert im Sinne fortschreitender sozialer Differenzierung) und der damit notwendig verbundenen Individualisierung. Diese Entwicklung muss nicht zu weniger, sondern zu jeweils anderen Formen von Integration und Solidarität führen (Wandel von „mechanischer“ zu „organischer Solidarität“).

Für ein immer wieder neu auszutarierendes Maß an Integration und Solidarität sorgt aber nicht (nur) die Evolution selbst, sondern es bedarf hierzu verschiedener, an das jeweilige Differenzierungsniveau angepasster Regulierungen. Zwar vollziehen sie sich in der lebensweltlichen „sozialen Praxis“ (und deren Interaktionsritualen) teilweise auch ungeplant[3] , sind aber darüber hinaus durch bestimmte Instanzen oder Akteursgruppen gezielt zu gestalten, insbesondere vom (demokratisch verfassten) Staat und seinen „Organen“ (Durkheim 1999, Kap. 4–9; Durkheim 1992: 426 f.) – durchaus im Zusammenwirken mit den intermediären Gruppen und zivilgesellschaftlichen Formationen (was Durkheim klar betont hat, in der Rezeptionsliteratur jedoch häufig unterschlagen worden ist). In heutiger Terminologie gesprochen, können sowohl die Sozial- als auch die Systemintegration als funktionale Bezugsprobleme der Regulation gelten, die so zu bewerkstelligen ist, dass die Austauschbeziehungen zwischen den arbeitsteilig operierenden „Organen“ (den gesellschaftlichen Teilsystemen und ihren Organisationen) in effizienter Weise ablaufen, aber auch so, dass die einzelnen Personen einebefriedigende Balance zwischen individuellem Streben und Pflichtgefühl, persönlicher Identität und gemeinschaftlicher Bindung erreichen können. Das in diesem Sinne gelungene Zusammenwirken von Regulation und Individuation unter der Bedingung fortgeschrittener sozialer Differenzierung expliziert Durkheim (idealtypisch) als „moralischen“ oder „kooperativen“ Individualismus (ausführlicher hierzu vgl. Thome 2007, 2010a). Dieser wird erst möglich, wenn die kollektivistischen Strukturen mit ihrer starren Kopplung von sozialer Hierarchie und Ehre (bis hin zur „Ehrlosigkeit“) erodiert sind.[4]

Als „anomisch“ bezeichnet Durkheim hingegen Störungen oder „unnormale“ Abweichungen von dieser idealtypisch konzipierten Ordnung. Im Arbeitsteilungsbuch betrachtet er Anomie vor allem als Folge dersehr tiefgreifenden und „mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit vor sich gegangen[en]“ Veränderungsprozesse, in denen sich die Feudalgesellschaft aufgelöst und die Dynamik der Industriegesellschaft eingesetzt hat (Durkheim 1992: 439). Diedadurch entstandenen Regulierungslücken hielt er aber, zunächst noch, für schließbar. Er konstatiert darüber hinaus zwei weitere „Anomalien“, die jedochnicht auf einem Mangel, sondern auf falschen oder überzogenen Regulierungenberuhen, die in der einen oder anderen Form immer wieder auftreten; auf sie kann ich hier aus Platzgründen nicht weiter eingehen (verwiesen sei auf die umfassenden Erläuterungen in Müller & Schmid 1992: 500 ff.). Wenigstens erwähnt sei aber, dass hierzu auch Fehlregulierungen gehören, die dem Gerechtigkeitsprinzip des moralischen Individualismus zuwiderlaufen, wobei Durkheim vor allem die Chancengleichheit betont, jedoch auch hervorhebt, dass die »natürlichen« Talente ungleich verteilt seien (Durkheim 1992: 446).[5]

Im Selbstmord-Buch spezifiziert Durkheim näher, welche Folgen eine im obigen Sinne „gestörte“ Sozialordnung“ bei den davon betroffenen Menschen zeitigen kann, insbesondere hinsichtlich ihrer Bereitschaft, Gewalt gegen Andere anzuwenden oder Selbstmord zu begehen. Vor allem in Zeiten rasanter ökonomischer Auf- oder Abschwünge entstehe die Gefahr, dass Menschen Opfer ihrer überzogenen Aspirationen werden (Durkheim 1990: 273–296). Es fehle ihnen in solchen Situationen an der nötigen Disziplin; sie schätzten sich und ihre Fähigkeiten nicht mehr richtig ein; die ins Auge gefassten Optionen überstiegen die realen Vollzugsmöglichkeiten; es entstehe die Gefahr eines Identitätsverlusts per Entgrenzung. In solchen Situationen wachse die Neigung, Selbstmord zu begehen oder Gewalt gegen andere einzusetzen.

Während Durkheim in seinem Arbeitsteilungsbuch noch grundsätzlich davon ausging, dass anomische Erscheinungen nur temporär auftreten, identifiziert er im Selbstmordbuch auch eine „chronische“ Form der Anomie: „Es gibt eine Sphäre gesellschaftlichen Lebens, wo er [der Zustand der Anomie, V.] tatsächlich eine Art Dauerzustand ist, nämlich in der Welt des Handels und der Industrie.“ (Durkheim 1990: 290) Durkheim, dem der erste große Globalisierungsschub von Handel und Industrie ja schon gegenwärtig war, ging zudem davon aus, dass die „chronische“ Anomie dabei sei, sich in andere gesellschaftliche Bereiche auszudehnen. „Die Entfesselung der Begierden (ist) infolge der Entwicklung der Industrie selbst und die fast unendliche Ausdehnung des Absatzmarktes noch verschärft worden (…) Daher sind Krise und Anomie zum Dauerzustand und sozusagen normal geworden.“ (ebd.: 292) In diesem Prozess „[ist] die Regierung von einer Regelinstanz des wirtschaftlichen Lebens zu dessen Instrument und Diener geworden.“ (ebd.: 291)[6] Bildlich gesprochen, kollabiert also die Achse der Regulation in die Achse der Strukturevolution, die insbesondere vom Wirtschaftssystem (in Verbindung mit Wissenschaft und Technologie) vorangetrieben wird. In Durkheims noch recht kursorischen Überlegungen zur chronischen Anomie finden sich somit Anknüpfungspunkte für die unten vorgestellten differenzierungstheoretischen Betrachtungen.[7]

Die chronische Anomie unterminiert den moralischen Individualismus zu Gunsten des „egoistischen“ oder „exzessiven“ Individualismus. Die Spannung zwischen Gemeinsinn und Selbstbestimmung wird tendenziell zugunsten einer hedonistisch geprägten Selbstbezogenheit aufgelöst. Als soziale Praxis stellt sich der exzessive Individualismus als rigorose Verfolgung persönlicher Interessen dar, wobei die anderen vor allem als Mittel zum eigenen Zweck dienen. In Habermas’scher Diktion kann man sagen: Wo exzessiver Individualismus die sozialen Beziehungen beherrscht, dominiert das „strategische“ das „verständigungsorientierte“ kommunikative Handeln.[8] Auf der strukturellen Ebene zeigt sich ein stärker werdendes Gewicht des egoistischen Individualismus in einem Wechsel (beziehungsweise einer Gewichtsverschiebung) des funktionalen Primats vom Staat hin zur Wirtschaft sowie in einer Verstärkung sozialer Marginalisierungs- und Exklusionsprozesse. In der neueren Literatur sind diese Strukturdynamiken unter Stichworten wie Markt- oder Wettbewerbsgesellschaft oder der „winner-take-all society“ (Frank & Cook 1995) abgehandelt worden (besonders anschaulich in Neckel 2008; speziell zum Zusammenhang von Ökonomisierung und Kriminalität siehe z. B. Reiner 2012). In seinem Selbstmord-Buch hat Durkheim auf der Ebene individueller Motivationen die anomische und die exzessiv-individualistisch angelegte Selbsttötung konzeptuell getrennt, für beide aber die gleichen sozial-strukturellen Grundlagen konstatiert. Ich habe an anderer Stelle vorgeschlagen, die zentralen Momente beider Konzepte im Begriff des „desintegrativen Individualismus“ zusammenzufassen (vgl. Thome 2007, 2010a). Dieses Konzept ist inzwischen auch Bestandteil der von Messner und Rosenfeld entwickelten Institutional-Anomie Theory geworden (Messner et al. 2008, s. u.). Darüber hinaus lassen sich Durkheims vage Andeutungen über Fatalismus und soziale Überregulation (Durkheim 1990: 318) zu einem Konzept des „regressiven Kollektivismus“ ausbauen (ausführlich hierzu vgl. Thome 2011). Dieser kann sich parallel und komplementär zum desintegrativen Individualismus entwickeln – vor allem bei jenen, die sich selbst in prekären Verhältnissen wähnen und als (potentielle) Verlierer der Wettbewerbsgesellschaft sehen. Die Rückkehr zu kollektivistischen Gemeinschaftsformen, einer exklusivistischen „Solidarität aus Ähnlichkeit“, die sich (oft in gewaltaffiner Weise) gegen die Anderen (z. B. Migranten) richtet, erscheint dann als plausible Strategie, den eigenen Status und Selbstwert zu festigen (s. Heitmeyer 2001).

Damit kommen wir zum zweiten Klassiker der Anomietheorie, Robert K. Merton. Er knüpft in einigen Punkten an Durkheims Überlegungen an, begrenzt aber deren theoretische Reichweite und kommt auf diesem Wege zu einer analytisch klarer eingegrenzten Anomie-Theorie. In ihr steht „Anomie“ nicht mehr für ein breites oder gar unbegrenztes Spektrum von Desintegrationsproblemen, sondern spezifisch für einen Mangel an normativen Bindungen, der sich aus einer im gesellschaftlichen System dauerhaft angelegten Diskrepanz von kulturell angestrebten Zielen einerseits und normativ zulässigen, aber nicht ausreichend verfügbaren und ungleich verteilten Mitteln der Zielerreichung andererseits ergibt.

Die strukturellen Bedingungen, die laut Merton Anomie konstituieren, enthalten im Wesentlichen drei Komponenten. (1) Kulturell sind bestimmte Wertpräferenzen bzw. Handlungsziele als hoch- oder vorrangig definiert, damit auch normativ legitimiert; und die Menschen der betreffenden Gesellschaft sind in ihrer großen Mehrheit aktiv bestrebt, sie zu erreichen. (2) Kulturell sind auch die Wege und Mittel festgelegt, die legitimer Weise eingesetzt werden dürfen, um diese Ziele zu erreichen. Anomie wird begünstigt, wenn es als wichtiger angesehen wird, die angestrebten Ziele (Werte) zu realisieren als sich dabei mit den legitimen Mitteln zu begnügen. Die Bindekraft normativer Regeln, die die Wahl der Mittel betreffen, schwindet somit in dem Maße, wie (3) die Sozialstruktur die probaten Mittel nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stellt. Dieser Effekt wird umso stärker, je ungleicher diese Mittel unter den Aspiranten verteilt sind. Die Diskrepanz zwischen, einerseits, den kulturell ausgezeichneten und individuell angestrebten Zielen (die man nicht nur erreichen darf, sondern erreichen muss, wenn man persönliche Wertschätzung genießen will) und, andererseits, den nicht ausreichend verfügbaren Mitteln, ist der entscheidende Punkt in Mertons Anomie-Theorie. Unter dieser Voraussetzung gilt: „there is no longer a widely shared sense within the social system […] of what goes and what does not go, of what is justly allowed by way of behaviour and of what is justly prohibited.” (Merton 1964: 226, hier zit. nach Messner 1988: 42) Das Spezifische dieser kulturell-strukturellen Bedingungskonstellation ist von anderen Autoren gelegentlich nicht hinlänglich berücksichtigt worden. So schlägt beispielsweise Opp vor, „die Anomietheorie so zu formulieren, dass sie für alle Ziele einer Person gilt“ (Opp 1974: 125; Hervorh. im Orig.), also auch für diejenigen, die nur individuell gelten, nicht kulturell verallgemeinert sind. Er blendet auf diese Weise den zentralen Wirkungsmechanismus aus, den Merton hervorhebt: Wenn die normativ vorgeschriebenen oder zugelassenen Mittel nicht ausreichen, erscheint die Normabweichung umso eher gerechtfertigt (oder entschuldigt) und wird folglich umso eher vollzogen, je eindeutiger das Ziel nicht nur als individuell gegebene, sondern als kulturell propagierte und sozial generalisierte Präferenz vorliegt.[9] Merton bezeichnet übrigens diese „Diskrepanz“ zwischen Kultur und Sozialstruktur als malintegration, als fehlerhafte Integration, nicht als disintegration. Die Folgen der Anomie haben die Individuen oder einzelne Gruppen zu tragen; das soziale System kann sich in dieser Konstellation durchaus stabil halten.

Die Ungleichverteilung der Mittel ist in der kriminalsoziologischen Literatur häufig als Erklärung für die Prävalenz kriminellen Verhaltens unter Angehörigen niederer sozialer Schichten herangezogen worden. Diese Sichtweise greift aber in drei Punkten zu kurz. Erstens ist zu bedenken, dass auch die illegitimen Mittel ungleich verteilt sind,[10] was für diejenigen, die auch hierin benachteiligt sind, den Einsatz körperlicher Gewalt besonders attraktiv machen dürfte, während höheren sozialen Schichten bspw. die verschiedenen Formen der Wirtschaftskriminalität leichter zugänglich sind. Bank-Manager haben andere Möglichkeiten, kriminell zu werden (oder auf andere Weise gegen sozial generalisierte Regeln zu verstoßen), als Unterschichtangehörige und sozial Ausgeschlossene, denen vor allem ihr Körper zur Verfügung steht, um sich selbst behaupten oder, wenigstens in einem bestimmten Kontext, als überlegen erfahren zu können. Die jeweils zugänglichen oder präferierten Delikte sind über die sozialen Gruppen unterschiedlich verteilt (wie auch die Entdeckungs- und Verurteilungschancen), die Häufigkeit ihres tatsächlichen Vorkommens – über alle Deliktarten summiert – wohl eher nicht, denn alle Gruppen sind einer Konkurrenzsituation unterworfen (siehe hierzu schon Coleman 1987).

Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Zu beachten ist, dass sowohl die Art der kulturell vorgegebenen Ziele als auch deren Bandbreite das anomische Potential variieren lassen. Merton exemplifiziert die entsprechenden Bedingungskonstellationen vor allem am Beispiel der US-Gesellschaft, dem „American Dream“ mit seiner starken Betonung des monetären Erfolgs und des damit verbundenen Prestiges.[11] „(I)n the American Dream there is no final stopping point. The measure of ‘monetary success’ is conveniently indefinite and relative. At each income level, […], Americans want just about twenty-five per cent more. […] In this flux of shifting standards, there is no stable resting point, or rather, it is the point which manages always to be ‘just ahead.’” (Merton 1968: 190) Diese Konstellation ist besonders anomieträchtig, da der „Erfolg“ hier nicht nur in absoluten, sondern auch – oder sogar primär – in relativen Größen gemessen wird: Erfolg hat man in dem Maße, wie man mehr erreicht als andere – notfalls eben auch mit illegitimen Mitteln. Der Wettbewerb um den größeren Erfolg (vgl. Durkheims Warnung vor der Entfesselung der Begierden) wird umso schärfer, je weniger alternative, aber ebenbürtig attraktive und legitime Ziele eine Kultur anbietet: die Möglichkeit, den Misserfolg in einer Sache durch den Erfolg in einer anderen Sache zu kompensieren, entfällt oder wird stark reduziert. Da Geld multi-funktional verwertbar ist (s. u. Abschn. 2) und eine präzise Mess-Skala liefert, eignet es sich in besonderer Weise für die Zuschreibung von „Erfolg“ (Misserfolg) und die damit verbundene Zuteilung von Prestige und Status, die es für alle sichtbar symbolisch repräsentiert. Der Kampf um Positionsgüter und Statusränge wird zudem umso härter – und damit kommen wir zum dritten Punkt – je größer, über alle sozialen Schichten hinweg, die Zahl der Teilnehmer ist, die in ihn verwickelt sind (vgl. Hirsch 1980). Allgemein gleiche Zugangs- bzw. Teilhabechancen mindern somit den Druck nicht, sie können ihn sogar erhöhen.[12]

Mertons Anomie-Theorie relationiert im Sinne einer hypothetischen Kausalkette drei Größen: (1) ein gesellschaftliches Strukturmerkmal (die kulturell und sozial-strukturell vorgegebene Ziel-Mittel-Diskrepanz) als exogenen Variablenkomplex; (2) daraus resultierend einen Mangel an normativer Bindung bei einer Vielzahl von Akteuren und Situationen (intervenierende Variable); dieser fördert oder begünstigt (3) abweichendes (gegen Normen und Sitten verstoßendes) Verhalten (abhängige Variable). Den Terminus „Anomie“ verwendet er hauptsächlich zur Kennzeichnung des (verbreiteten) Mangels an normativer Bindung, gelegentlich bezieht er ihn aber auch auf das dreistufige Kausalgefüge insgesamt. Er weist im Übrigen ausdrücklich darauf hin, dass noch weitere Bedingungsfaktoren im Spiel sein können. So kann bspw. ein Mangel an normativer Bindung auch durch Inkonsistenzen im Geflecht sozialer Normen hervorgerufen werden, die ihrerseits aus einem rapiden gesellschaftlichen Strukturwandel erwachsen könnten (vgl. Durkheim). Das Niveau abweichenden Verhaltens wiederum ist nicht nur durch das jeweils erreichte Ausmaß eines Mangels an normativer Bindung bestimmt, sondern u. a. auch durch die Effektivität sozialer oder staatlicher Kontroll- und Präventionsmaßnahmen beeinflusst. Konzentriert man sich auf Unterschiede zwischen einzelnen Individuen, kommen noch weitere Bestimmungsfaktoren (wie lebensgeschichtliche Erfahrungen, berufliche Positionen, Form und Maß sozialer Einbindung) hinzu, auf die hier nicht näher einzugehen ist. Angemerkt sei lediglich, dass man in diesem Zusammenhang, wenn man sich also auf Individualmerkmale konzentriert, häufig nicht mehr von „Anomie“, sondern von „Anomia“ spricht und diesen Terminus als einen Sammelbegriff benutzt, der nicht nur mangelnde normative Bindungen, sondern weitere Merkmalsdimensionen, wie (Selbst-)Kontroll- und Orientierungsdefizite anspricht.[13] Schon bei Merton finden sich Überlegungen in dieser Richtung bspw. in seinen positiven Kommentaren zu der berühmten Anomie/Anomia-Skala von Srole (vgl. Merton 1968: 218; vgl. Merton 1964), die – neben anderen Varianten von Skalen (Fragebatterien) – seit den 1950er Jahren häufig in der sozialwissenschaftlichen Umfrageforschung eingesetzt worden ist (für Beispiele aus der deutschen Forschungsliteratur siehe Kühnel & Schmidt 2002; Hüpping 2006; Hövermann 2013).

Der reichhaltige Komplex von subjektiven Motivationen für abweichendes Verhalten, deren Ursachen sich nicht auf strukturell vorgegebene Diskrepanzen zwischen kulturell präferierten Zielen und unzulänglichen, sozial ungleich verteilten Mitteln begrenzen lassen, ist der Ausgangspunkt für die von Agnew entwickelte „General Strain Theory“ (siehe z. B. Agnew 2001; 2015). Darin betont er aber auch, dass die Ziel-Mittel-Diskrepanzen, die Merton herausstellt, nicht generell, sondern nur unter spezifischen und eher selten realisierten Zusatzbedingungen normative Bindungen auflösen und zu abweichendem oder kriminellem Verhalten führen. Aus Platzgründen gehe ich im vorliegenden Artikel nicht näher auf diesen Ansatz ein.

Dagegen nehmen Messner und Rosenfeld (2013) in ihrer „Institutional-Anomie Theory“ (IAT) weiterhin die intra-kulturelle Diskrepanz zwischen dem legitimatorisch hochrangigen Ziel des ökonomisch-monetären Erfolgs und der vergleichsweise geringen Legitimität (Bindekraft) jener Normen, die erlaubte und nicht erlaubte Mittel der Zielerreichung voneinander trennen, zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen. Sie explizieren diese Diskrepanz aber weniger im Hinblick auf eine schichtspezifische Opportunitätsstruktur (wie Merton), sondern vor allem als Korrelat eines Ungleichgewichts zwischen Institutionen, die auf unterschiedliche gesellschaftliche Funktionen ausgerichtet sind (vgl. Messner 2004). Sie gehen davon aus, dass in allen hoch entwickelten kapitalistischen Gesellschaften – am stärksten in den USA – eine durchgehende Tendenz vorliegt, den ökonomischen Institutionen (bzw. dem Teilsystem Wirtschaft) ein funktionales Primat zu verschaffen. „The core claim of IAT is that the type of institutional configuration that is conducive to high levels of crime in the advanced societies is one in which the rules of the economy are awarded highest priority in the system of institutions. In such a society, the economy tends to dominate the institutional balance of power, thereby creating institutional imbalance” (Messner et al. 2008: 168).

Messner und Rosenfeld orientieren sich nicht nur an Durkheim und Merton, sondern auch an Parsons, in dessen systemtheoretischer Konzeption akteurtheoretische Perspektiven weiterhin integriert sind und moralische Orientierungen sowie Institutionen einen zentralen Platz einnehmen, so dass „Anomie“ als „polar antithesis of full institutionalization“ definiert wird (Parsons 1951: 39). Im folgenden Abschnitt gehe ich der Frage nach, ob auch in der (radikalisierten) systemtheoretischen Perspektive, wie sie vor allem Niklas Luhmann ausgearbeitet hat, Erscheinungsformen von Anomie identifiziert und theoretisch gewinnbringend interpretiert werden können – oder ob die von Luhmann entwickelte Theorie funktional differenzierter Gesellschaft das Konzept der „Anomie“ als obsolet erscheinen lässt. Ich orientiere mich dabei an dem breiten Bedeutungsspektrum dieses Begriffs, wie es soeben skizziert worden ist, konzentriere mich aber auf die den verschiedenen Ansätze gemeinsame Leitfrage: Welche strukturellen Merkmale einer Gesellschaft schaffen für die Individuen Adaptionsprobleme, die Orientierungslosigkeit befördern (stabile Identitätskonstruktionen erschweren, Handlungskompetenzen mindern) sowie normative Bindungen schwächen und auf diesem Wege abweichendes, kriminelles Verhalten begünstigen.

2 Differenzierungs- und systemtheoretische Konzeptionen

In der Soziologie wird allgemein, die verschiedenen „Ansätze“ übergreifend, zwischen drei wesentlichen Typen gesellschaftlicher Differenzierung unterschieden: der segmentären, der (segmentär-)stratifikatorischen und der funktionalen (gelegentlich wird zudem eine Differenzierung nach „Zentrum“ und „Peripherie“ vorgenommen, insbesondere bei Betrachtungen zur „Weltgesellschaft“). Weitgehend übereinstimmend wird auch davon ausgegangen, dass alle menschlichen Gesellschaften durch unterschiedliche Mischungen der verschiedenen Differenzierungsdimensionen geprägt sind, (post-)moderne Gesellschaften ganz überwiegend (aber eben nicht ausschließlich) durch eine funktionale Differenzierung, die mit ihren Teilsystemen zunehmend über nationalstaatlich markierte Grenzen hinausdrängt und – nach Ansicht vieler Soziologen – dabei ist, eine „Weltgesellschaft“ entstehen zu lassen (zu deren Besonderheiten siehe Heintz 2007).

Die Gesellschaft als übergreifendes Sozialsystem gliedert sich in Teilsysteme wie Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion und Erziehung, die unterschiedliche Funktionen erfüllen, also spezialisierte Beiträge zur gesellschaftlichen Reproduktion leisten und dabei den Differenzierungsprozess intern weitertreiben. Sie sind in vielschichtigen Austauschprozessen miteinander verbunden, in denen sie wechselseitig Leistungen und Ressourcen (symmetrisch oder asymmetrisch) austauschen. Menschen agieren in ihnen vorwiegend im Rahmen von „Rollen“, in denen sie nur einen Teil ihrer Persönlichkeit zur Geltung bringen können. Bis zu diesem Punkt der Beschreibung besteht unter den verschiedenen Theorierichtungen der Soziologie noch weitgehende Übereinstimmung. Sie beginnen zu divergieren, wenn es darum geht, den Grad der Eigenständigkeit und die Modi des Zusammenwirkens der verschiedenen Subsysteme näher zu bestimmen und zu klären, welche Möglichkeiten des Erlebens und Handelns die in ihnen agierenden Menschen haben, welche Einwirkungschancen und Gestaltungsmöglichkeiten individuelle und kollektive Akteure wahrnehmen können. Lässt sich die gesellschaftliche Entwicklung „steuern“, wenigstens bis zu einem gewissen Grade? Kann es eine gesellschaftliche Ordnung oder auch nur einen die Teilsysteme übergreifenden Funktionszusammenhang geben, ohne dass sich die Akteure auf gemeinsame Werte beziehen und moralische Regeln anerkennen? Luhmann bezieht hier radikale Positionen: Soziale Systeme „bestehen“ aus Kommunikationen, an denen zwar Menschen konstitutiv beteiligt sind, ohne jedoch selbst (als solche) „Elemente“ der (emergierenden) Systeme zu sein (Luhmann 1993: 162, 212). Stattdessen gehören sie als personale Systeme zur „Umwelt“ der Sozialsysteme, deren Entwicklung sie weder individuell noch kollektiv lenken. Systeme sind „autopoietische“, sich selbst „regulierende“ Funktionszusammenhänge; keine Akteure oder Gruppen von Akteuren, wie effizient und aufrichtig sie sich auch untereinander abstimmen mögen, können die Folgen des Zusammenwirkens aller Handlungen und Kommunikationen hinreichend überblicken oder antizipieren. Die Selbst-Regulation vollzieht sich mit Hilfe von „symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien“ unter Verwendung darauf bezogener „binärer Codes“ (positiver und negativer Zielbenennungen), derer sich die Akteure bedienen, die ihnen aber immer schon vorgegeben sind. Sie markieren für die verschiedenen Teilsysteme spezifische Sinngrenzen, an denen sich die Kommunikation innerhalb des jeweiligen Teilsystems primär ausrichtet. Das konstitutive Medium für das Wirtschaftssystem zum Beispiel ist Geld bzw. in Geld transformierbares Eigentum, für das politische System ist es „Macht“, für das wissenschaftliche Subsystem ist es „Wahrheit“, für Intimbeziehungen „Liebe“. Diese Kommunikationsmedien helfen, in ihrem jeweiligen Systemkontext, Komplexität zu reduzieren, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, Wahrnehmungen zu steuern und operative Programme und Aktionen auszuwählen, wobei der mit dem Medium gegebene Filter die Selektionen nicht nur faktisch steuert, sondern die jeweiligen Adressaten auch dazu motiviert, sie aufzunehmen (Luhmann 1998: 321). Wer sich den Selektions- und Kommunikationsmodi, die dem jeweils dominanten Medium innewohnen, entzieht, verliert seine Einflusschancen, wird an den Rand gedrängt oder gar ausgeschlossen. Für die Akteure besteht somit ein starker Anreiz, ihren Zugriff auf das im jeweiligen Teilsystem dominante Medium zu maximieren, es in möglichst hohem Umfang für sich verfügbar zu machen. Da die Individuen aber in mehreren Teilsystemen (inter-)agieren, kann es hierbei zu konfligierenden Präferenzen kommen. Auf der persönlichen Ebene sind solche Spannungen oder Konflikte aber nicht mit Hilfe der Sozialsysteme zu bearbeiten, sondern nur durch (persönliche) „Selbst-Normierung“ zu lösen (Luhmann 1973). Die sozialen (Teil-)Systeme stehen zwar in vielfältigen Austauschbeziehungen miteinander, sie übermitteln sowohl Ressourcen als auch „Irritationen“; es gibt aber kein „Zentrum“ mehr, das diese Austauschbeziehungen integrativ steuert. Die „selbstreferentielle Geschlossenheit“ der Teilsysteme bedeutet, dass deren Operationen sich nicht mehr an gesamtgesellschaftlichen Funktionserfordernissen oder den Sinngebungsbedürfnissen der involvierten Personen ausrichten. Was aus ihren jeweiligen „Umwelten“ (gebildet von den anderen Teilsystemen, dem „Publikum“ und den personalen Systemen) an Leistungen, Anforderungen und Irritationen an sie herangetragen wird, wird in genau demjenigen Code entschlüsselt und bearbeitet, der auf das dominante Kommunikationsmedium innerhalb des Teilsystems zugeschnitten ist, auch wenn es dabei zu Zweit- und Dritt-Kodierungen kommen kann, „Macht“ z. B. durch „Recht“ begrenzt wird (Luhmann 1998: 367).[14] Und vor allem: Die Gesellschaft wird nicht (mehr) „moralisch“ integriert (Luhmann 1984: 317 ff.); „Integration“ (ein Begriff, in dem traditionellerweise Einheitsperspektiven, Konsens und Solidaritätserwartungen positiv angesprochen werden) löst sich in Interdependenzen auf; das Weltsystem kann nicht zerfallen, es kann sich nur neu strukturieren.[15]

In dieser systemtheoretischen Perspektive ist für eine sozial-regulativ zu bearbeitende „Anomie“ folglich kein Platz mehr, sie kann allenfalls noch als ein Problem personaler Systeme konzipiert werden – Anomie wird auf Anomia reduziert, von der Soziologie in die (Sozial-)Psychologie ausgelagert. In der Tat implizieren die oben vorgestellten, von Durkheim ausgehenden Anomie-Konzeptionen eine akteurstheoretische Perspektive, die in Luhmanns Theorie autopoietisch verfahrender Sozialsysteme ausgeblendet bleibt.[16] In seinem grundlegenden Werk „Soziale Systeme“ taucht der Anomie-Begriff laut Sachregister lediglich an einer einzigen Stelle auf (Luhmann 1984: 109), und das auch nur, um ihn ad acta legen zu können. In seinem abschließenden, über tausendseitigen Werk („Die Gesellschaft der Gesellschaft“) kommt der Begriff im Register überhaupt nicht mehr vor, erscheint aber einmal kurz auf S. 28.[17] Luhmann verortet ihn dort unter Verweis auf Durkheims Selbstmord-Studie in einer (angeblich überholten) Theorie-Tradition, in der „strukturelle Probleme der Gesellschaft (zum Beispiel zu weitgetriebene Differenzierung ohne ausreichende Integration oder Widersprüche in den Strukturen und Verhaltenszumutungen der Gesellschaft) als individuelles Fehlverhalten erscheinen“ und die auch nicht klären könne, „wie ein Individuum dazu kommt, Symptome gesellschaftlicher Pathologien zu zeigen.“ (ebd., Hervorh. im Orig.)[18]

In Luhmanns früherer Fassung der Systemtheorie sah das allerdings noch anders aus. In seiner 1972 erschienenen „Rechtssoziologie“ charakterisiert er explizit und unter positiver Bezugnahme auf Merton funktional differenzierte Gesellschaften als immanent anomisch. In einer Textpassage wählt er Formulierungen, die sich wie eine Erläuterung zu Durkheims (von Luhmann allerdings nicht zitierten) Konzept chronischer Anomie (s. o. Abschn. 1) lesen lassen: „Die abstrahierten funktionalen Perspektiven der Teilsysteme dynamisieren die Gesellschaft. Sie implizieren teilsystemspezifische Möglichkeitshorizonte, die sich nicht mehr durch gemeinsame Glaubensvorstellungen und gemeinsame Außengrenzen der Gesellschaft integrieren lassen. Eine ständige Untererfüllung von Zielen ist die Folge, und dies findet Ausdruck in einer veränderten, zukunftsoffenen Zeitvorstellung und in Planungsbedürfnissen. Die wissenschaftlich erreichbaren Wahrheiten können zum Beispiel mit wirtschaftlichen und politischen Erfordernissen kollidieren, während umgekehrt nicht genug Wahrheiten verfügbar sind, um den wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsbedarf zu decken. Die Liebe stellt als Systemprinzip der Familie Anforderungen, die […] kaum mit beruflicher Arbeit zu vereinbaren sind. Die Wirtschaft erzeugt politisch unbequeme Entscheidungsthemen […] Die technisch optimale Ausrüstung der Armee oder der Krankenhäuser lässt sich wirtschaftlich und politisch nicht vertreten usw. Die Möglichkeiten und die Wirklichkeit klaffen infolge dieses Systembildungsprinzips weit auseinander, und darin scheint der eigentliche Grund dafür zu liegen, dass die moderne Gesellschaft ‚anomische’ Tendenzen aufweist.“ (Luhmann 1972: 191) In einer Fußnote merkt er ergänzend hierzu an: „Dasselbe Problem erfasst Robert K. Merton […] treffend, aber sehr viel konkreter als Auseinanderklaffen von Zielen und Mitteln erfolgreichen Handelns.“

Auch in den späteren Entwicklungsphasen der Luhmann’schen Theorie wird keineswegs die Problematik negiert, die andere Soziologen unter dem Begriffstitel „Anomie“ ansprechen. Luhmann scheint den Begriff fallen gelassen zu haben[19] , weil er ihn zu stark mit einer (in seinen Augen naiven) akteurtheoretischen Perspektive verbunden wähnt (Durkheim) oder weil er ihn als zu eingeengt-konkretistisch in den Rahmen einer Theorie mittlerer Reichweite eingezwängt sieht (Merton). Dadurch wird, aus seiner Perspektive, die Problematik auf Teilaspekte reduziert, die Bearbeitungsmöglichkeiten suggerieren, die sich bei einer umfassenderen systemtheoretischen Betrachtung seiner Ansicht nach als illusionär erweisen. Aus einer anderen Perspektive kann man jedoch relevante Teile seiner Theorie weiterhin als facettenreiche, systematische Beschreibung (mutmaßlich) nicht aufhebbarer, aber begrenzter „anomischer“ Verhältnisse lesen, die funktional differenzierten Gesellschaften inhärent sind (siehe insbes. Luhmann 1998: 789–865), auch wenn sie von ihm selbst nicht in dieser Begrifflichkeit gefasst werden. Das sei anhand dreier Stichworte etwas näher ausgeführt, zunächst zum Aspekt der Entmoralisierung bzw. Dysfunktionalisierung von Moral und der damit verbundenen Erosion normativer Bindungen (die darauffolgenden Stichpunkte sind „Komplexität“ und „Exklusion“).

2.1 Dysfunktionalisierung (Disprivilegierung) von Moral

Die entscheidende Idee hierzu formuliert Luhmann wie folgt: „[…] die wichtigste Veränderung der Funktion moralischer Kommunikation (dürfte) darin liegen, dass die Moral nicht mehr dazu dienen kann, die Gesellschaft im Blick auf ihren bestmöglichen Zustand zu integrieren. Dies ist schon dadurch ausgeschlossen, daß die besonderen symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien eigenen binären Codes folgen, deren Positiv/Negativwerte nicht mit denen der Moral gleichgesetzt werden können … Wenn die Inkongruenz aller Codes untereinander und in ihrem Verhältnis zum Moralcode offen zutage tritt, muß die Gesellschaft darauf verzichten, sich selbst als moralische Anstalt zu begreifen.“ (Luhmann 1998: 403 f., anders z. B. Nunner-Winkler 1999) „Moral“ gerät als solche evolutionär ins Hintertreffen, weil kein Subsystem für sie spezifisch zuständig ist. Sie wird von den Rationalitätskriterien und Interessenkalkülen, denen die verschiedenen Teilsysteme – wie Wirtschaft und Politik – folgen, gleichsam überwältigt, „die Moral (wird) evolutionär ab(ge)hängt und ideologisch wie motivational disprivilegiert.“ (Luhmann 1978: 90)[20] Als Beispiel dient Luhmann „die bürgerliche Moralisierung der Gleichheit: Es wird erwartet, dass man für mehr Gleichheit und gegen Ungleichheit auftritt, aber zugleich machen strukturelle Bedingungen deutlich, dass es keinen ‚Fortschritt‘ in dieser Richtung geben kann.“ (ebd.: 91) So hält er auch der Umweltschutzbewegung „blasierte moralische Selbstgerechtigkeit“ vor (Luhmann 1986: 235), und generell unterstellt er den Teilnehmern an Protestbewegungen, der Sinn ihres Zusammenseins ergebe sich „aus höchst individuellen Problemen der ‚Sinnsuche‘ und ‚Selbstverwirklichung‘ […], die sich durch soziale Focussierung nur auf stets prekäre Weise bündeln und ausbeuten lassen.“ (Luhmann 1998: 851)[21]

Wie auch immer, moralische (bzw. „moralisierende“) Kommunikation findet fortlaufend statt. Und sie wird, trotz der genannten Einschränkungen, laut Luhmann weiterhin benötigt, vor allem für die Zuschreibung von „Achtung“, die nicht an spezifische Leistungen anknüpft, sondern der Person als Ganzes zukommt. Außerdem übernimmt sie Alarmfunktionen. „Sie kristallisiert dort, wo dringende gesellschaftliche Probleme auffallen und man nicht sieht, wie sie mit den Mitteln der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien in den entsprechenden Funktionssystemen gelöst werden könnten.“ (Luhmann 1998: 404) Luhmann sieht vor allem zwei Möglichkeiten, wie Moral nicht nur als „gesellschaftsweit zirkulierende Kommunikationsweise“ , sondern auch innerhalb der Funktionssysteme fungibel gemacht werden kann: (a) dort, „wo (die Funktionscodes) auf ‚unsichtbare’ Weise sabotiert werden können und deshalb auf Vertrauen angewiesen sind“, und (b) dort, wo das moralische Argument selbst im Sinne des Funktionscodes instrumentalisiert werden kann, z. B. indem man die Macht eines Politikers durch einen Korruptionsvorwurf schwächt (Luhmann 2008: 334). Insbesondere für die Teilsysteme Politik, Sport und Wissenschaft exemplifiziert Luhmann deren „Angewiesenheit“ [!] auf eine „Moral der Fairness“ (Luhmann 2008a: 171 f.). Da Moral aber – wie Luhmann voraussetzt – in weiten Bereichen nicht mehr konsensfähig ist, schafft sie oft eher neue Konflikte, als dass sie diejenigen löst, die die jeweilige Debatte angestoßen haben. Sicherlich kann man insofern von der Ethik fordern, sie solle auch die Grenzen im Anwendungsbereich der Moral spezifizieren; man muss das jedoch nicht – wie Luhmann – mit dem Hinweis verbinden, es sei „die vielleicht vordringlichste Aufgabe der Ethik, vor der Moral zu warnen.“ (Luhmann 1996a: 41) All dies muss persönliche moralische Bindungen (und darauf gestützt auch die Bindungen an das Recht und informale soziale Normen) nicht ausschließen. Dass die subsystemspezifisch dominanten außermoralischen Präferenzcodes, an die sich Rolleninhaber weitgehend anpassen müssen, wie auch das vielerorts zu vernehmende generalisierend-polemische Reden über die angebliche Inflationierung moralischer Kommunikation die persönlichen normativen Bindungen schwächen oder gegenstandsspezifisch neutralisieren könnten, mag plausibel erscheinen, wäre aber noch empirisch zu erforschen (siehe Thome & Terpe 2012). Das in Luhmanns Theorie zutage tretende, von ihm jedoch nicht mehr unter diesem Begriff offengelegte Anomie-Potential wurzelt somit u. a. in dem widersprüchlichen Status der Moral: sie wird zugleich benötigt und unterminiert.

2.2 Steigerung von Komplexität

Ein zweiter Sachverhalt, dem ein anomisches Potential innewohnt, ist mit dem Stichwort „Komplexität“ angesprochen. Der von Luhmann verwendete Komplexitätsbegriff (vgl. Luhmann 1998: 134 ff.), ist allerdings selbst wiederum so komplex, dass sein Sinn hier nur angedeutet werden kann. „Für jede Art realer Systeme in der Welt […] ist die Welt übermäßig komplex: Sie enthält mehr Möglichkeiten als die, auf die das System sich erhaltend reagieren kann.“ (Luhmann 1968: 4) Jedem System ist als oberstes Bezugsproblem die Notwendigkeit vorgegeben, durch Strukturbildungen die Vielzahl dieser Möglichkeiten so einzuschränken oder auszublenden, dass es die verbliebene Komplexität (die Menge der selektierten Einheiten und Relationen) sinnhaft und in bestandserhaltender Weise verarbeiten kann. In der früheren Stufe seiner Theorie-Entwicklung bezog Luhmann dieses Problem noch auf anthropologisch fixierte Eigenheiten des Menschen, wie Schimank erläutert: „Soziale Systeme reduzieren einerseits die aufgrund der fehlenden Instinktausstattung der Menschen gegebene Komplexität der Welt und sichern durch orientierende Institutionen […] das Überleben dieser besonderen Art von Lebewesen. Andererseits produziert jedes soziale System gerade durch seine Reduktion von Weltkomplexität spezifische Möglichkeiten des Handelns, was die Weltkomplexität für die jeweils anderen Systeme steigert. Das nötigt diese zu weiteren Reduktionsmaßnahmen, die wiederum für andere eine Steigerung von Weltkomplexität bedeuten, usw. Soziale Systembildung verschärft also in einer unaufhaltsamen selbstwidersprüchlichen Eigendynamik das Problem der Komplexitätsreduktion […] Diese Komplexitätssteigerung durch Komplexitätsreduktion ist in der ursprünglichen Luhmannschen Theorie das Menschheitsschicksal, dessen sich die Moderne immer mehr bewusst wird […].“ (Schimank 2007: 125 f.) Mit der Komplexitätssteigerung verbunden ist die intensivierte Erfahrung von Kontingenz; der Unabsehbarkeit künftiger Ereignisse, der Unbestimmbarkeit künftiger Lebensverhältnisse, was „Selbstkontrolle“ im Sinne einer Langzeitplanung (Elias) behindert und die Erfahrung von „Sinnlosigkeit“ (damit tendenziell auch die Bereitschaft zur sinnstiftenden Gewaltanwendung) befördert. In der späteren Fassung der Theorie autopoietischer sozialer Systeme wird der funktionale Bezug auf den Menschen suspendiert durch die Frage, wie solche Systeme sich selbst perpetuieren, wie sie von einem Elementarereignis zum nächsten kommen, für jede Operation einen dazu passenden Anschluss finden (Luhmann 1984: 62). Diese Sichtweise akzentuiert zusätzlich die Dynamik einer ständigen Steigerung von zu bearbeitender Komplexität durch Reduktion von Komplexität. Teilsysteme, die im Bemühen um bessere Komplexitätsbearbeitung bestimmte Strukturen ändern, müssen typischerweise auch darauf wieder mit weiteren internen Strukturänderungen an anderer Stelle reagieren; außerdem sorgen sie damit für Irritationen bei anderen Teilsystemen in ihrer Umwelt, die nun ihrerseits Anpassungsänderungen vornehmen, so dass sich auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ein komplexitätssteigernder Strukturwandel vollzieht, der immer rascher voranschreitet (vgl. Schimank 2007: 167).

Dass die Menschen als psychische und als organische Systeme zur Umwelt der sozialen Funktionssysteme (und des Gesellschaftssystems) gehören, bedeutet keineswegs, dass sie nicht durch diese (mit)geformt würden – und umgekehrt, mit möglicherweise steigendem Problemdruck in beiden Richtungen. So konstatiert Luhmann, dass „das Verhältnis des Gesellschaftssystems zu seiner Umwelt immer schwieriger wird.“ (Luhmann 1998: 794) Zum einen sei zu beobachten, „dass die Irritationsanlässe aus der Umwelt des Gesellschaftssystems in den letzten Jahrzehnten dramatisch zunehmen.“ (ebd.: 795) Er weist in diesem Zusammenhang nicht nur auf die „ökologischen Probleme der außermenschlichen Umwelt“ hin, sondern auch auf „die zunehmend individualisierte, zunehmend ‚eigensinnig’ gebildeten, auf Glück und Selbstverwirklichung gerichteten Erwartungen der Einzelmenschen“ (ebd.).[22] Dies lässt durchaus an Durkheims Überlegungen zum exzessiven Individualismus mit seinen übersteigerten Aspirationen denken. Die (nicht in der theoretischen Ableitung aber in der Problemkonstatierung sich einstellende) Nähe zu Durkheim tritt in einer anderen Textpassage noch markanter in Erscheinung. Luhmann stellt fest, mit den Werten der Gleichheit und Freiheit sei die „Anspruchshaftigkeit“ individueller Selbstbestimmung symbolisiert – „und zugleich ein Funktionserfordernis selbst als Prinzip formuliert.“ (Luhmann 1995a: 139) Die Aussichten, die die Funktionssysteme den Individuen eröffneten, und die darauf bezogenen Anspruchshaltungen der Individuen bildeten einen „Steigerungszusammenhang“, der eine Anspruchsinflation entstehen lasse: „Es scheint, dass die Ausdifferenzierung spezifischer Funktionssysteme dazu führt, dass auf sie gerichtete Ansprüche provoziert werden, die, da sie die Funktion in Anspruch nehmen, nicht abgewiesen werden können. Funktionsautonomie und Anspruch verzahnen sich ineinander, begründen sich wechselseitig, steigern sich im Bezug aufeinander und gehen dabei eine Symbiose ein, der gegenüber es keine rationalen Kriterien des richtigen Maßes mehr gibt. Maßhalteappelle müssen unter diesen Umständen folgenlos bleiben.“ (ebd.: 140) Luhmann setzt seine (recht schwach ausgeprägte) Hoffnung eher auf die Interdependenzen zwischen den Funktionssystemen: „Man kann Ansprüche [an Leistungen eines bestimmten Funktionssystems, V.] abweisen, wenn andere Funktionssysteme dazu zwingen“, aber: „Ob sich auf diese Weise wenigstens langfristig gesehen sinnvolles [sic] gesellschaftliches Leben einpendeln wird, ist nicht abzusehen.“ (ebd.: 141) Ins Gewicht fällt hier vor allem, wie Luhmann klar sieht, „das Fehlen einer Zentralinstanz“, die die Diskrepanzen zwischen fortlaufender Irritation und subsystemspezifisch begrenzter Abhilfe abgleichen könnte (vgl. Luhmann 1998: 795–802). Eine solche Zentralinstanz (wie Durkheim sie noch im Staat gesehen hatte) kann es laut Luhmann in einer funktional differenzierten Gesellschaft aber gar nicht geben. Stattdessen gibt es „epigenetisch evoluierende“ Neubildungen von Strukturen, nicht zuletzt „das überraschende Neuentstehen harter Unterscheidungen und Grenzen, die zur Identitätsbildung beitragen und deshalb nicht überschritten werden können. Das sieht man an der Wiederkehr ethnischer Unterscheidungen … und ebenso an dem Wiederaufleben religiöser Fundamentalismen in einer Weltgesellschaft, die üblicherweise als ‚säkularisiert’ beschrieben wird […] Und weil es um Identität geht, geht es auch um Gewalt […] gerade Gewalt ist, weil sie das Fürchten lehrt, ein kommunikatives Ereignis ersten Ranges“ (Luhmann 1998: 796 f.). Damit sind wir u. a. bei dem, was ich oben (Abschn. 1) im Anschluss an Durkheim als „regressiven Kollektivismus“ bezeichnet habe, der in sich ein kriminogenes Potential enthält.

2.3 Exklusion

Das letzte Stichwort, das ich in diesem Zusammenhang einführen möchte, ist das Begriffspaar von „Inklusion“ und „Exklusion“. Wie die Individuen in die gesellschaftlichen Kommunikationsabläufe einbezogen (inkludiert) werden, entscheiden in funktional differenzierten Gesellschaften ihre jeweiligen Funktionssysteme nach ihren eigenen (funktionsspezifischen) Kriterien. Das Erreichen bestimmter beruflicher Positionen ist z. B. an bestimmte Schulabschlüsse gebunden; wer dieses Kriterium nicht erfüllt, ist damit nicht auch schon aus anderen Funktionssystemen ausgeschlossen; er kann evtl. andere berufliche Positionen erreichen und unabhängig davon z. B. an politischen Wahlen teilnehmen. Idealtypisch konstruiert gehört es außerdem zur Logik (oder „Semantik“) funktionaler Differenzierung, dass die Individuen nicht durch vorgegebene Zugehörigkeiten und andere fixierte Identitätsmerkmale inkludiert oder exkludiert werden. Aber faktisch gibt es auch in primär funktional differenzierten Gesellschaften „querziehende Tendenzen, Unterschiede [z. B. hinsichtlich des erworbenen Reichtums, V.] zu stabilisieren und zu funktionsübergreifenden gesellschaftlichen Statuspositionen auszubauen“ (Luhmann 1995b: 250, Hervorh. V.), die am unteren Ende der Skala eine Exklusion aus einer Vielzahl von Teilsystemen bedeuten. Nicht nur Mafia-Gruppen und andere „Netzwerke der Gunsterweise und Vorteilsverschiebungen“, die sich zum Teil aus älteren, segmentär-stratifikatorisch differenzentierten Gesellschaftsformationen heraus entwickelt und „modernisiert“ haben (indem sie Positionen ihrer Mitglieder in Funktionssystemen für ihre eigenen Zwecke, auch illegal, ausnutzen), sondern auch die Favelas im heutigen Brasilien und Ghettos in amerikanischen Großstädten haben Luhmann gezeigt, dass die „Logik“ der funktionalen Differenzierung (die prinzipiell allen Individuen gleiche Zugangsrechte eröffnet) in Widerspruch geraten kann zu den „Tatsachen der Exklusion“ (ebd.: 260) und dass die Theorie sozialer Differenzierung die Erwartung aufzugeben habe, „die Gesellschaft könne aus der Perspektive der vorherrschenden Typik stratifikatorischer bzw. funktionaler Differenzierung ausreichend beschrieben werden.“ (ebd.: 264) Hierzu noch ein weiteres (erstaunliches) Zitat: „Die Logik der funktionalen Differenzierung schließt gesellschaftliche Exklusion aus … Zur Überraschung aller Wohlgesinnten muß man feststellen, dass es doch Exklusionen gibt, und zwar massenhaft und in einer Art von Elend, das sich der Beschreibung entzieht.“ (Luhmann 1995c: 146 f.) Zudem konstatiert er eine „korrespondierende Desintegration im Inklusionsbereich“, die die Chancen gelungener Identitätskonstruktionen mindert: „Die Integration von Individuum und Gesellschaft kennt keine konsensfähigen Prinzipien mehr […]. In der modernen Angebotsgesellschaft wird Freiheit nicht mehr durch Zwang eingeschränkt, sondern durch Angebote so strukturiert, dass die Ausübung nicht mehr als Selbstverwirklichung des Individuums zugerechnet werden kann […] durch Kultur und soziale Bedingungen ist die Ausübung von Freiheit so stark asymmetrisiert, dass dem Individuum nur noch belanglose Entscheidungen bleiben – oder Proteste, die nichts ändern.“ (ebd.: 149)

Aus kriminalsoziologischer Sicht bedeutsam ist auch Luhmanns Einsicht, dass „die Differenzierung von Inklusion und Exklusion ein räumliches Substrat erfordert, also auch räumliche Grenzen, an denen man die Bewegung von Körpern kontrollieren kann.“ (Luhmann 1995b: 260). Die Bedeutung von Territorien lässt sich gut an den Ehrkodes von jugendlichen Straßenbanden, aber auch anhand der Gebietskämpfe innerhalb bzw. zwischen den verschiedenen Netzwerken organisierter Kriminalität demonstrieren (siehe z. B. Anderson 1994; Papachristos 2009). Luhmann geht davon aus, dass im Exklusionsbereich Menschen generell „nicht mehr als Personen, sondern als Körper erfasst werden.“ (Luhmann 1995b: 262) „Gerade wenn der andere (und folglich: man selbst) als Körper zählt, ist die Gefahr für Leib und Leben größer […] Physische Gewalt, Sexualität, triebhafte primäre Bedürfnisbefriedigung werden wieder frei […] verfügbar, und das verhindert voraussetzungsreichere Kommunikation.“ (ebd.: 263) Diese Einsicht könnte auch zusätzliches Licht auf Punitivitätsverlangen und Strafpraxis werfen und vielleicht erklären, warum in einem Land (wie den USA), in dem es besonders viele Ausgeschlossene gibt (ausgeschossen z. B. aus der Krankenversicherung, auch noch nach deren Reform), das Strafverlangen besonders stark (siehe die abnorm hohe Zahl der Gefängnissen-Insassen) und der Einsatz resozialisierender Strafpraktiken minimal ist (mit einigen beachtlichen Ausnahmen).

Rudolf Stichweh bringt Inklusion/Exklusion explizit mit dem Anomie-Konzept in Verbindung. Er geht davon aus, dass die funktional differenzierte (Welt-)Gesellschaft unabweisbar auf Seiten der Individuen Inklusionserwartungen weckt, die faktisch nicht, nicht für alle, erfüllt werden können. Stichweh weist ausdrücklich auf Mertons Konzeptualisierung hin, der „eine Disjunktion zwischen einer Wertordnung, die Aufstiegshoffnungen und Erwartungen induziert, und der geringen strukturellen Wahrscheinlichkeit der Realisierung der induzierten Erwartungen“ mit dem Begriff der Anomie belegt habe. „In einem ziemlich genau parallelen Verständnis lässt sich für die von uns diagnostizierte Disjunktion von induzierten Inklusionserwartungen einerseits und den faktischen Unmöglichkeiten der Realisierung von Vollinklusion andererseits die Vorstellung einer Anomie der Weltgesellschaft vertreten“, die aber „lokal unterschiedlich“ ausfalle (Stichweh 2007: 118). (Zu verschiedenen Mechanismen der sozialen Seklusion und der empirischen Gemengelage von sich überlappenden Seklusions- und Inklusionsprozessen vgl. Bude 1998).

Armin Nassehi reduziert die Problematik solch „querziehender Tendenzen“ nicht allein auf Exklusionsprozesse, sondern bezieht sie auf das breitere Spektrum sozialer Ungleichheit. Er hält zwar entschieden am systemtheoretischen Konzept funktionaler Differenzierung fest, demzufolge sowohl horizontale (kulturelle) als auch vertikale (materiale) Ungleichheiten „keine Systemdifferenzierungen des Gesellschaftssystems sind, sondern […] quer zu den funktionalen Differenzierungsgrenzen verlaufen.“ (Nassehi 1997: 141, Hervorh. im Orig.) Aber genau darin sieht er ein erhebliches Problempotential: Weil die moderne, funktional differenzierte Gesellschaft in ihren Reproduktionsprozessen „nicht auf die Integration von Individuen angewiesen ist, sondern auf die partielle Inklusion in funktionsspezifische Kontexte […], mag […] [sie] das Problem sozialer Ungleichheit schnell aus dem Visier verlieren. Aber gerade deshalb sind es die Folgen jener Ungleichheits- und Desintegrationserfahrungen, die den zivilisatorischen Kitt der Moderne und die dünne Eisdecke befriedeter Räume […] ins Wanken bringen“ (ebd., Hervorh. im Orig.) – nicht nur in den benachteiligten Regionen der Weltgesellschaft. Generell kritisiert er, dass bei Luhmann „die destabilisierenden Folgen von Ungleichheit […] nicht systematisch verfolgt (werden)“, was auf „eine zu starke Engführung der Theorie funktionaler Differenzierung am Gesellschaftsbegriff“ zurückzuführen sei, „wodurch das Problem der Erwartungssicherheit interaktionsnaher Lebenslagen aus dem Blick gerät.“ (ebd.: Fn. 11)

2.4 Dominanz der Ökonomie als zusätzliche Quelle von Anomie

Die bisherigen Überlegungen haben gezeigt, dass auch im Rahmen neuerer systemtheoretischer Konzeptionen funktional differenzierten Gesellschaften spezifische Anomie-Potentiale zuzuschreiben sind. Deren jeweilige Ausgestaltung ist durch weitere Strukturmerkmale und kulturelle Deutungsmuster bestimmt, die sich in den einzelnen Gesellschaften in unterschiedlicher Weise historisch entwickelt haben. Um diese Potentiale zu konstatieren, muss man noch nicht annehmen, dass ein bestimmtes Funktionssystem die anderen Teilsysteme dominiert. Allerdings sind wir dieser Annahme unter dem Stichwort der „structural imbalance of institutions“ in der von Messner und Rosenfeld entwickelten Institutional-Anomie Theory weiter oben schon begegnet (wenn auch nur in Form eines knappen Hinweises). Darüber hinaus ist die These, die Marktwirtschaft habe eine Marktgesellschaftentstehen lassen, in der die Wirtschaft andere Subsysteme und Lebensbereiche in erheblichem Maße prägt (stärker als umgekehrt, also asymmetrisch), in der Soziologie weit verbreitet. Akzeptiert man sie, stellt sich die Frage, ob durch diesen Sachverhalt (der natürlich der fortlaufenden empirischen Überprüfung bedarf) das Anomie-Potential zusätzlich angereichert und spezifisch ausgerichtet wird. Darauf möchte ich noch kurz eingehen.

Das systemtheoretische Konstrukt der funktionalen Differenzierung sieht, wie schon angemerkt, eine solche Dominanz nicht vor; sie wird begrifflich ausgeschlossen. Insofern ist „funktionale Differenzierung“ wiederum eine idealtypische Normalitätskonstruktion, die jedoch, wie wir sahen, einiges als „normal“ einbezieht, was Durkheim als pathogene Abweichung gewertet hat. Luhmanns Ausführungen zu diesem Punkt sind allerdings nicht recht eindeutig. Zunächst stellt er fest: „Die Ausdifferenzierung jeweils eines Teilsystems für jeweils eine Funktion bedeutet, dass diese Funktion für dieses (und nur für dieses) System Priorität genießt und allen anderen Funktionen vorgeordnet wird. Nur in diesem Sinne kann man von einem funktionalen Primat sprechen.“ (Luhmann 1998: 747, Hervorh. v. V.) Erläuternd wird hinzugefügt: „Das heißt zugleich: auf der Ebene des umfassenden Systems der Gesellschaft kann keine allgemeingültige, für alle Teilsysteme verbindliche Rangordnung der Funktionen eingerichtet werden.“ (ebd.: 747 f.) Dass so etwas auf der Ebene des umfassenden Systems nicht „eingerichtet“ werden kann, schließt aber nicht aus, dass sich eine Rangfolge evolutionär (faktisch) einstellt. Luhmann könnte dies im Blick gehabt haben, wenn er feststellt, „dass die Gesellschaft die Beziehungen zwischen ihren Teilsystemen nicht mehr regulieren kann, sondern sie der Evolution, also der Geschichte überlassen muss.“ (ebd.: 746, Hervorh. v. V.) In einer früheren Stufe seiner Theorieentwicklung hatte er dafür auch einen Mechanismus benannt: „Der funktionale Primat scheint jeweils dem Teilsystem zuzufallen, das sich mit jeweils höherer Eigenkomplexität ausdifferenzieren und strukturieren lässt.“ (Luhmann 1970: 226) In mehreren Schriften spricht er genau diese Eigenschaften der Wirtschaft zu (z. B. Luhmann 1978: 34, für weitere Zitate hierzu siehe Schimank 2005). Aus kritischer Perspektive hat Schimank (2009) einige Argumente zusammengestellt, die für ein funktionales Primat der Wirtschaft sprechen (vgl. Beckert 2009; Streeck 2013; siehe auch den Tagungsbericht „The Marketization of Society“, ZfS 41(6), 2012: 495–502 sowie verschiedene Diskussionsbeiträge in der Zeitschrift für Theoretische Soziologie 1/2014).

Das wichtigste Argument liegt wohl in dem Hinweis, dass das Geld als Kommunikationsmedium sachlich, räumlich und sozial viel universeller und rascher einsetzbar ist als andere Medien. Es lässt sich nahezu unbegrenzt vermehren, weltweit zirkulieren und in andere Teilsysteme einschleusen. Staat und private Haushalte sind über Steuern und Arbeitseinkommen in hohem Maße direkt von der Wirtschaft abhängig. Sie und die meisten anderen Teilsysteme (wie z. B. die Wissenschaft) sind mit Organisationen durchsetzt, die Geld benötigen und Arbeitsplätze bereitstellen. Dies schränkt die Autonomie der Teilsysteme gegenüber der Ökonomie ein: „(Weniger Geld kann) dazu führen, dass medizinisch Gebotenes, wissenschaftlich Erforderliches oder künstlerisch Wünschenswertes unterbleiben, die Orientierung der teilsystemischen Leistungsproduktion am je eigenen Code also nicht mehr oberste Richtschnur ist, sondern explizit Kostengesichtspunkten untergeordnet wird.“ (Schimank 2009: 335) Anders als Geld und Eigentum sind „Macht“ und „Wahrheit“ nicht beliebig fungibel und ausdehnbar. Wissenschaftliche Wahrheiten werden ständig revidiert; Machtverhältnisse und Entscheidungsprozesse in demokratischen Gesellschaften sind instabil und benötigen zu ihrem Vollzug sehr viel Zeit. Politische Macht und staatliche Regulierungskompetenzen – die augenfälligste Konkurrenz zum funktionalen Primat der Wirtschaft – sind zudem weitgehend territorial begrenzt. Während die Wirtschaft (weitgehend) global ausdifferenziert ist, ist das politische Subsystem der Weltgesellschaft immer noch vorwiegend segmentär (auf der Basis von Nationalstaaten) strukturiert (vgl. Heidenreich 2006). Das führt z. B. zu einer scharfen Konkurrenz um das beste „Investitionsklima“, das die nationalstaatliche Politik der Wirtschaft innerhalb ihrer territorialen Grenzen bereitzustellen hat. Die Koordinationsprobleme werden noch dadurch verstärkt, dass sich die verschiedenen Nationen in weit voneinander entfernten Stadien ihrer Modernisierung befinden und sich zudem auf recht unterschiedlichen Entwicklungspfaden bewegen. Eine einzelne Nation könnte sich in große Schwierigkeiten bringen, wenn sie alleine einem „vernünftigen“ politischen Gestaltungskonzept folgte, das zwar für alle anderen Staaten ebenfalls langfristig die besten Möglichkeiten böte, von diesen – oder auch nur den besonders mächtigen unter ihnen – aber dennoch nicht angenommen wird; das theoretisch Beste würde dann für diejenigen, die sich danach richten, leicht zum praktisch Schlechtesten. Von der „Rückkehr des Staates“ ist zwar schon häufig gesprochen worden (vgl. z. B. Bell 1980: 213 ff.), real hat sie sich nicht vollzogen (vgl. das Hin und Her in den Argumentationen von Heinze 2009).

Ohne derartige Überlegungen weiter zu vertiefen, gehen wir einmal davon aus, dass faktisch ein funktionales Primat der Wirtschaft in dem Sinne besteht, dass seine an der individuellen Mehrung von Geld und Eigentum ausgerichtete Funktionslogik stärker in andere Teilsysteme hineinreicht und in ihnen mehr Irritationen und Anpassungsprobleme hervorruft als dies in umgekehrter Richtung der Fall ist (asymmetrisch angelegte Irritationspotentiale). Dann ist zu vermuten, dass sich auf diesem Wege die oben skizzierten anomischen Potentiale, die sowieso schon in der „regulär“ balancierten funktionalen Differenzierung angelegt sind, weiter verstärken, u. a. in folgender Weise (ich beschränke mich hier auf wenige knappe Hinweise):

(1) Das Leitmedium der Wirtschaft – Geld/Eigentum – ist von Ansprüchen der Moral (oder sonstiger normativer Bindungen) stärker abgesetzt als die Leitmedien anderer sozialer Systeme. Innerhalb des politischen Systems zum Beispiel ist „Macht“ zwar das primäre und ebenfalls a-moralisch angelegte Kommunikationsmedium; es ist aber (vor allem in demokratischen Systemen) viel stärker mit eingrenzenden Zweit- und Drittcodierungen verbunden, die über Recht und Legitimitätszuschreibungen laufen, wobei Legitimität keineswegs allein über formalisierte „Verfahren“, sondern – implizit vorausgesetzt oder in entsprechenden Diskursen erörtert – auch aus moralischen Prinzipien hergeleitet wird. Auch „Wahrheit“ (als Leitmedium der Wissenschaft) und „Liebe“ (als Leitmedium von Familien- und Freundschaftsbeziehungen) sind offensichtlich enger mit moralisch konnotierten Werten (wie Wahrhaftigkeit oder Fürsorglichkeit) verbunden als Geld. Man kann also vermuten: Je dominanter die Ökonomie, umso poröser werden Bindungen an Werte und Normen, nicht nur diejenigen, die den illegitimen Erwerb von Geld und Eigentum hindern (siehe z. B. die Studie von Burkatzki 2008).[23]

(2) Je weiter das Medium Geld/Eigentum in andere Teilsysteme außerhalb der Wirtschaft hineinreicht, insbesondere auf dem Wege der Kommerzialisierung (etwa in den Bereichen Sport, Kunst, Freizeit) und der Privatisierung ehemals öffentlicher Dienstleistungen (z. B. im Verkehrs- und Medizinbereich), desto stärker reduziert sich das Gewicht alternativer Handlungsziele außerhalb des ökonomischen Erfolgs.[24] Das heißt, wenn das ökonomische Ziel nicht erreicht wird, kann dieser Sachverhalt zunehmend weniger durch das Erreichen alternativer Ziele kompensiert werden, mit denen sich weiterhin das eigene Selbstbild stützen und mit Gemeinschaftsinteressen verbinden ließe. Somit wächst der Anreiz, ökonomischen Erfolg auch mit nicht-legitimen und illegalen Mitteln zu erreichen (vgl. die obigen Ausführungen zu Merton).

(3) Das wirtschaftliche Handeln ist primär am Eigennutz orientiert, auch kooperative Vereinbarungen sind Mittel zu diesem Zweck. Wie schon Adam Smith verdeutlicht hat, kann auf diesem Wege das Gemeinwohl nur gefördert werden, wenn bestimmte moralische Grundsätze befolgt werden, deren Bindekraft auf andere Weise – außerhalb des Wirtschaftssystems – generiert werden muss, nicht durch „strategisches“, sondern durch „verständigungsorientiertes“ Handeln (Habermas). Die fortschreitende Ökonomisierung drängt jedoch – schon aus Gründen zunehmender Zeitknappheit – das verständigungsorientierte zu Gunsten des instrumentellen und strategischen Handelns zurück. Daran ändern die im Wissenschaftssystem institutionalisierte „Wirtschaftsethik“ oder die Vereinbarungen zur „Corporate Social Responsibility“ grundsätzlich nichts oder nur wenig; ihre Existenz belegt vor allem die Wahrnehmung des Defizits, das auf diese Weise vielleicht abgeschwächt, aber nicht abgebaut werden kann.[25]

(4) Vermöge seiner dominanten Position exportiert das Wirtschaftssystem, u. a. über die Volatilität der Finanzmärkte, die ihm inhärenten Erwartensunsicherheiten in andere gesellschaftliche Bereiche. Unter den Bedingungen von Beschleunigung und Kontingenzsteigerung erhöhen sich die Anreize für kurzfristig-eigennütziges Denken. Da die Zukunft unsicherer wird, wird sie tendenziell diskontiert; Befriedigungsaufschübe werden unplausibel, Mechanismen der Selbstkontrolle somit weniger effektiv.[26]

(5) Anomische Konsequenzen ergeben sich zudem durch die (vor allem über die Werbeindustrie vorangetriebene) Ökonomisierung der Massenmedien und der modernen Kommunikationstechnologie, die die Trennung von privatem und öffentlichem Bereich zunehmend unterminieren und darüber hinaus noch weitere Prozesse der Entdifferenzierung symbolisch konstituierter Sinnwelten vorantreiben, bspw. exhibitionistisches und Normen verletzendes Verhalten als Attraktion verkaufen (zu dieser medial geförderten Anomie durch Entgrenzung vgl. Thome & Birkel 2007: Kap. 7).

Es ließen sich noch weitere Entwicklungstendenzen mit anomischen Potentialen benennen, die in getrennten Aufsätzen darzustellen wären. So z. B. die Entwicklung einer Genetik, die gezielte Eingriffe in das menschliche Erbgut erlaubt (Genomic Engineering), wie auch die voranschreitenden technologischen Innovationen im Bereich künstlicher Intelligenz und des Deep Learning mit ihren Visionen zur Konstruktion „kreativer“ Maschinen, „die nicht immer nur das tun, was ihnen die Lehrer sagen“ (Jürgen Schmidhuber in einem Interview der Süddeutschen Zeitung v. 7. Jan. 2014, S. 10). Bei ihren Schöpfern mögen Spieltrieb und Kreativitätsrausch vom ökonomischen Wettbewerbsdenken (gelegentlich oder zeitweise) entkoppelt sein, was natürlich nicht verhindert, diesem systemisch umso effektiver zu dienen. Es ist schwierig, die Durchschlagskraft und die vielfältigen (zunehmend nicht regulierbaren) Folgen der neueren technologischen Entwicklungsstränge (Stichworte: „Digitalisierung“, „Industrie 4.0“, „Internet der Dinge“, „Transhumanismus“, Schaffung von „mixed realities“) einzuschätzen, die nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch weiter reichende Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens betreffen (siehe z. B. Googles Projekt zur „automated generation of suggestions for personalized reactions in a social network“).[27] Hierin zeichnet sich wohl nicht nur eine fortschreitende Dominanz wirtschaftlicher über außer-wirtschaftliche Institutionen, sondern auch eine Tendenz zu fortschreitender De-Institutionalisierung ab.

3 Zusammenfassung und Diskussion

„Anomie“ ist kein in der soziologischen Literatur klar und einvernehmlich definierter Begriff. Ich habe in diesem Artikel zunächst versucht, die zentralen Problemkonstellationen und Erklärungsansätze herauszuarbeiten, die mit diesem Begriff verbunden sind. Dem folgen einige Vorschläge, wie diese Erklärungsansätze in ihrem analytischen Gehalt und hinsichtlich ihrer empirischen Erklärungskraft mit Hilfe system- bzw. differenzierungstheoretischer Konzepte vertieft und erweitert werden könnten.

Ausgangspunkt sind Bedeutungsgehalte und Fragestellungen, die Durkheim und Merton diesem Konzept zugewiesen haben und die (u. a.) von Agnew sowie Messner und Rosenfeld selektiv aufgegriffen und weiterentwickelt worden sind. Sie umfassen verschiedene Ebenen und zeitliche Dynamiken. Auf der Ebene der Individuen geht es vor allem (a) um einen Mangel oder eine fehlende Konsistenz und Balance normativer (moralischer) Bindungen, wodurch abweichendes bzw. kriminelles Handeln befördert wird, sowie – mehr oder weniger stark damit verknüpft – (b) um Erfahrungen der Orientierungs- und Sinnlosigkeit, die Handlungskompetenzen mindern und Identitätskonstruktionen erschweren – jeweils mit Implikationen auch für das Sozialsystem. Die Ursache für diese Erscheinungen sah Durkheim vor allem in Regulierungsdefiziten, die in verschiedener Weise – vorübergehend (prozessbedingt) oder dauerhaft (strukturbedingt) – gegeben sein können. Merton konzentrierte sich in seinen anomie-theoretischen Arbeiten auf eine spezifische Form der strukturellen Anomie: die „Diskrepanz“ von kulturell verallgemeinerten, in der Bevölkerung weitverbreiteten „Zielen“ und den sozial-strukturell begrenzten „Mitteln“, die hierfür zur Verfügung stehen. Obwohl die Theorie andere Ziele (bzw. Ziel-Mittel-Konstellationen) nicht ausschließt, wird sie bei Merton mit Blick auf den allgemein angestrebten ökonomischen Erfolg, der für viele nicht erreichbar ist, expliziert. Dabei ist zu beachten, dass das Problem nicht durch eine Gleichverteilung der Mittel zu lösen ist, da es nicht nur um materielle Armut und konsumierbaren Reichtum, sondern auch um eine individualisierte Konkurrenz um jeweils höhere Positionen geht (s. hierzu vor allem Hirsch 1980).

Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit unternimmt einige Schritte, die zuvor skizzierten anomietheoretischen Ansätze mit Hilfe systemtheoretischer Konzepte zu erweitern. Zunächst geht es darum, spezifische Anomie-Potentiale zu benennen, die in funktional differenzierten Gesellschaften aufzufinden sind, ohne zugleich ein funktionales Primat des Wirtschaftssystems vorauszusetzen. Im vorliegenden Beitrag konzentriere ich mich auf drei Aspekte:

(1) Auch wenn man Luhmanns zugespitzten Thesen in dieser Form nicht zustimmt, lässt sich feststellen, dass die Moral (und damit die Kraft normativer Bindungen) innerhalb der ausdifferenzierten gesellschaftlichen Teilsysteme gegenüber den dort jeweils dominanten, symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien wie Geld und Macht strukturell „disprivilegiert“ ist. Das Problem, das sich aus dieser Konstellation ergibt, zeigt sich an zwei entgegengesetzten Bearbeitungsmodi, durch die es – in dieser Gegenläufigkeit – noch weiter vertieft wird: dem überzogenen Moralisieren einerseits, dem (unberechtigten) Vorwurf übertriebener Moralisierung andererseits.[28] Wieweit die subsystemspezifisch dominanten außermoralischen Präferenzcodes, an die sich Rolleninhaber weitgehend anpassen müssen, die persönlichen normativen Bindungen generell schwächen, wäre empirisch eingehender zu untersuchen. Ich vermute, dass funktional differenzierte Gesellschaften sich gerade hinsichtlich des Gewichts von Zweit- und Drittkodierungen auch weiterhin auf Grund ihrer unterschiedlichen kulturellen Traditionen erheblich unterscheiden.

(2) Die zweite hier angesprochene Merkmalskonstellation erinnert an die von Durkheim in Blick genommenen Mechanismen einer überzogenen Steigerung menschlicher Aspirationen und Begierden. Luhmann sieht solcherart Mechanismen im Problem der „Komplexität“ verankert, der Vielfalt von Möglichkeiten, Anforderungen und Irritationen, mit denen jedes (Teil-)System, auch das personale, bei der Auswahl seiner Handlungen und der Interpretation seines „Erlebens“ konfrontiert ist. Da eine koordinierende Zentralinstanz fehlt, lässt jeder Versuch der Reduktion von Komplexität unerfüllte und unerfüllbare Erwartungen entstehen; die Reduktion an einer Stelle steigert die Komplexität an anderer Stelle. Da es dabei stets auch um den Verlust und die versuchte Wiedergewinnung von Identität geht, entstehen gewaltbereite Fundamentalismen. Wo es, so Luhmann, „um Identität geht, geht es auch um Gewalt.“ (Luhmann 1998: 797)

(3) Luhmann verschließt sich nicht der Einsicht, dass sich auch in (primär) funktional differenzierten Gesellschaften hierarchische Beziehungen ausbilden, die zu funktionsübergreifenden gesellschaftlichen Statuspositionen führen, an deren unterem Ende einer größeren Zahl von Menschen der Zugang zu einer Vielzahl von Teilsystemen erschwert oder verweigert wird – sie werden „exkludiert“. Dies ist häufig verbunden mit einer räumlichen Segregation, durch die im Extremfall Personen auf ihre „Körper“ reduziert werden. „Physische Gewalt, Sexualität, triebhafte primäre Bedürfnisbefriedigung werden wieder frei … verfügbar, und das verhindert voraussetzungsreichere Kommunikation.“ (Luhmann 1995b: 263)

Abschließend habe ich noch kurz auf einige Anomie-Potentiale hingewiesen, die nicht schon in der funktionalen Differenzierung als solcher angelegt sind, sondern sich in dem Maße entwickeln oder markant verstärken, in dem der Wirtschaft ein funktionales Primat innerhalb des Gesamtsystems oder zumindest eine stärkere oder weiterreichende Irritationskraft im Vergleich zu anderen Teilsystemen zuwächst. Das Kommunikationsmedium „Geld“ ist stärker als andere Kommunikationsmedien – wie „Macht“, „Wahrheit“ oder „Liebe“ – von zusätzlichen, über „Moral“ laufende oder an ihr orientierte Kodierungen abgelöst. Je weiter dieses Medium die Austauschbeziehungen auch in anderen Teilsystemen und Lebensbereichen steuert, umso poröser und fungibler werden, so die Annahme, auch dort moralische und andere normative Bindungen. Nicht zuletzt über die Volatilität der Finanzmärkte und die nicht einschätzbaren Folgen technologischer Entwicklungen werden Erwartensunsicherheiten in andere Bereiche exportiert und Prozesse der Deinstitutionalisierung vorangetrieben.

Ich habe in diesem Beitrag dafür geworben, das Anomie-Konzept nicht schon deshalb aufzugeben oder an den Rand zu drängen, weil es nicht zuletzt auf „chronische“, normal gewordene Sachverhalte verweist, die kaum noch oder gar nicht mehr den Bestand sozialer Systeme gefährden; denn problematisch sind sie weiterhin zumindest für Individuen und ihre lebensweltlichen Interaktionen, in denen sich (anomische) Potentiale für abweichendes Verhalten – bis hin zur Gewaltanwendung – herausbilden. Auch wenn sie nicht grundsätzlich zu beseitigen sind, so verändern sich doch ihre spezifisch gegebenen Ausformungen und damit die Möglichkeiten, sie zu bearbeiten und in ihren negativen Konsequenzen einzudämmen. Der systemtheoretisch ausgerichtete Blick auf Strukturen und Prozesse funktionaler Differenzierung bietet somit der kriminalsoziologischen Anomie-Theorie Möglichkeiten, ihre Erklärungsmodelle zu erweitern und besser zu integrieren. So z. B. könnte die Institutional-Anomie Theory (von Messner und Rosenfeld, s. oben) ihre Hypothesen zur Erklärung des Mangels an normativer Bindung ergänzen und vertiefen, indem sie nicht nur auf die Dominanz ökonomischer Institutionen verweist, sondern allgemeinere Prozesse der „Disprivilegierung“ von Moral durch die sub-systemspezifische Dominanz alternativer Kommunikationsmedien in den Blick nimmt.[29] Die ebenfalls auf Merton zurückgehende (oben aber nur kurz erwähnte) „General Strain Theory“ von Robert Agnew, in die makro-strukturelle Erklärungsfaktoren bisher nicht hinreichend integriert sind, ließe sich in ähnlicher Weise erweitern, indem sie die strain erzeugenden systemischen Mechanismen der Komplexitätssteigerung und der darin angelegten Divergenzen von Rollenanforderungen in den Blick nähme und für typische Handlungssituationen spezifizierte.[30]

Zudem wäre es sinnvoll, sich in zukünftigen Forschungsarbeiten intensiver auch mit einer Frage zu beschäftigen, die in den einschlägigen Anomie-Theorien bisher, soweit ich sehe, weitgehend ausgeblendet ist: ob oder welche anti-anomischen (oder die Anomie abschwächenden) Potenziale sich innerhalb funktional differenzierter Gesellschaften ebenfalls entwickelt haben (oder weiter entwickeln könnten), zum Teil neben, zum Teil aber auch (in dialektischer Weise) aus den gleichen Basis-Strukturen heraus. Man denke an das Vorankommen einer universalistischen Konsensmoral mit der Anerkennung allgemeiner Menschenrechte und der damit verbundenen Prinzipien der Gleichheit und Gerechtigkeit sowie an das (wenn auch reichlich prekäre und immer wieder unterbrochene) Vordringen demokratischer Politikstrukturen und zivilgesellschaftlicher Organisationsformen. Auch auf lokaler Ebene gibt es beachtliche Entwicklungen wie z. B. eine Zunahme von Selbsthilfe-Gruppen, Nachbarschaftsinitiativen und Ansätze zu einer (teilweise allerdings auch wieder sehr problematischen) „Ökonomie des Teilens“. Die Gesamtheit jeweils gegebener gesellschaftlicher Strukturmerkmale entfaltet gegensätzlich wirksame Dynamiken; langfristig dominante Entwicklungstendenzen in eine bestimmte Richtung sind weder gesichert noch auszuschließen. Wenn man das Resultat der differierenden Momente verstehen will, muss man gegensätzliche Richtungskomponenten mit entsprechenden Daten erfassen und in empirisch bearbeitbare Erklärungsmodelle einbauen.

Über den Autor / die Autorin

Helmut Thome

Helmut Thome, geb. 1945 in Wallau (Lahn). Studium der Soziologie in Berlin, Minneapolis, und Amherst/Mass. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin, TU Berlin und im Zentralarchiv für empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln. Promotion und Habilitation an der FU Berlin. Ab 1993 Professor für Soziologie, insbesondere für Methoden der empirischen Sozialforschung, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1993 Gastdozent an der ECPSR Summer School an der University of Essex; WS 2007/08 Fellow am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, Forschungsgruppe „Control of Violence“; Gastprofessur an der Bergischen Universität Wuppertal, WS 2014/15.

Forschungsschwerpunkte: Wertewandel; langfristige Entwicklung der Gewaltkriminalität; Methoden der Längsschnittanalyse.

Wichtige Publikationen: Zeitreihenanalyse, München und Wien 2005; Sozialer Wandel und Gewaltkriminalität. Deutschland, England und Schweden im Vergleich, 1950 bis 2000, Wiesbaden 2007 (mit C. Birkel); Values, Sociology of, in: J.D. Wright (Hrsg.), International Encyclopedia of the Social and Behavioral Sciences, 2. Ausgabe, Vol. 25, Oxford 2015: 47–53.

Danksagung:

Ich danke Olaf Kranz sowie den Herausgebern der ZfS für Anregungen und Kritik.

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Online erschienen: 2016-8-10
Erschienen im Druck: 2016-8-1

© 2016 by De Gruyter

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