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Wilhelm Raabes Poetik der Adoption

Familie, Nation und Realismus im Nachmärz
  • Irene Husser EMAIL logo
Published/Copyright: December 21, 2024
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Vielfach ist herausgestellt worden, dass die Familien in Wilhelm Raabes Romanen und Erzählungen defekt[1] bzw. „unvollständig[]“[2] sind und vom „Familienverband adoptiven Typus“[3] substituiert werden. Bedenkt man, dass die Familie im 19. Jahrhundert als „Gegenentwurf zu einer existentiellen Unbehaustheit, zur Vereinzelung und zur temporalen Beschleunigung errichtet wird“,[4] muss die Bildung von Adoptionsgemeinschaften in Raabes Texten als „Versuch[] einer Kompensation“ erscheinen:[5] „[N]ur wo der (Quasi-)Familienverband nicht funktioniert, wird ein sozialer Kontext außerhalb der Familie erforderlich, um den Defekt zu kompensieren.“[6] Im vorliegenden Beitrag soll diese in der Forschung wiederholt vertretene Kompensationsthese diskutiert und differenziert werden, indem zu zeigen ist, dass Adoptionen in Raabes Texten zwar auf eine Verlusterfahrung folgen, dabei jedoch zugleich als Korrektiv biologischer Verwandtschafts- und Abstammungsverhältnisse sowie historisch gewachsener sozialer Gefüge angelegt sind. Wo Genealogien, wie in Raabes Werk, als dysfunktional gezeigt werden, wirken alternative, nicht dem Paradigma der Biologie folgende Gemeinschaftsformen nicht nur ausgleichend, sondern weisen auch utopisches Potential auf.[7] Dahingehend sollen Raabes literarische Entwürfe von Familie, Genealogie und Adoption auf ihre politischen Implikationen befragt und im Kontext des nationalliberalen Engagements des Autors gelesen werden. Zu beleuchten ist im Anschluss daran die Adoption als poetologische Figur im zeitkritischen Frühwerk des Autors, in der sich Fragen nach dem Verhältnis von Tradition und Innovation sowie nach der Autonomie des literarischen Diskurses verdichten.

Nachmärz, Realismus und Nation(alismus)

Wilhelm Raabes literarische Anfänge in den 1850er Jahren fallen in eine Zeit, die unter dem Eindruck der Revolution von 1848/49 steht und von Zeitgenossen als nachrevolutionäre Epoche bzw. ‚Nachmärz‘ reflektiert wird.[8] Wohl bestehen in der Forschung Vorbehalte hinsichtlich der Aussagekraft des Begriffs[9] – dabei eignet sich dieser besonders, um literaturgeschichtliche Zusammenhänge, auch im Hinblick auf Diskontinuitäten und Abbrüche, sichtbar zu machen. Mit dem Nachmärz sei dementsprechend eine ästhetische Disposition der 1850er und Anfang der 1860er Jahre bezeichnet, in der Texte auf die vormärzliche Literatur bezogen bleiben. Diese Kontinuität zeigt sich in bedeutendem Maße im Engagement für soziale und politische, bevorzugt nationale Anliegen. Das Scheitern von 1848/49 hinterlässt die Frage nach den Organisationsformen und -möglichkeiten moderner politischer Einheiten, wobei die Idee des Nationalstaats auch nach der Reaktivierung des Deutschen Bundes keineswegs an Geltungskraft einbüßt. Trotz Emigration vieler Achtundvierziger sowie Verfolgung und Verbot von nationalistischen Vereinigungen in den 1850er Jahren besteht seit 1848 ein politischer, auch literarisch und publizistisch perpetuierter „Handlungsdruck“, der die Regierungen langfristig „zu neuen Initiativen in der Einheitsfrage“[10] zwingt.

Dennoch gestaltet sich der Anschluss an vormärzliche Traditionen keineswegs als nahtlos, gerät doch das operative, eine unmittelbare Wirkung in Rechnung stellende Literaturverständnis seit der „Negativ- und Versagenserfahrung“[11] von 1848/49 in Misskredit. So verliert die vormärzliche Leitgattung der politischen Lyrik nach den revolutionären Ereignissen an Bedeutung und verschwindet in den 1850er Jahren endgültig;[12] in der nachmärzlichen Prosa wird zwar an die (sozial-)realistischen Tendenzen der vierziger Jahre angeknüpft, die operative Stoßrichtung des vormärzlichen Realismus erfährt in den Programmatiken des poetischen Realismus allerdings eine Desavouierung.[13] Als realistisch im poetischen Diskurs der 1850er Jahre gilt ein Text, der im Einzelfall ein Allgemeines erzählt, im Wirklichkeitsausschnitt eine Gesetzmäßigkeit durchscheinen lässt, wodurch zugleich „eine positive Sinngebung des Dargestellten“[14] geleistet wird. Wenn in den 1850er Jahren Lebenswelten unterprivilegierter Figuren eine Darstellung erfahren, ist dies legitimationsbedürftig und muss einen semantischen Überschuss bereithalten.[15] Raabes Ausweisung der Sperlingsgasse, Wohnort der urbanen Unterschicht, als „Bühne des Weltlebens“ (BA 1, S. 17)[16] oder die Metaphorisierung des Proletariats zum „Pilzgeschlecht“ (ebd., S. 190) in Ein Frühling (1857) können in diesem Sinne als explizite Einlassungen auf das neue realistische Paradigma verstanden werden.

Als unbestritten kann gelten, dass Raabes nationalliberales Engagement in den 1850er und 1860er Jahren, so etwa die Mitorganisation der Schillerfeier in Wolfenbüttel 1859 oder publizistische Tätigkeiten, unter dem Eindruck der Revolution von 1848/49 steht; verhalten und uneinig zeigt sich die Forschung indes in der Frage nach der Bedeutung des Politischen für das literarische Schaffen des Autors: Finden die außerliterarischen Aktivitäten einen Ausdruck „in Referenzen und Anspielungen [...], die zwar meist perspektivisch gebrochen sind, doch eine grundsätzliche politische Sympathie durchscheinen lassen“,[17] oder kann gar von einer „ursprüngliche[n] Verwurzelung Raabes in der gesellschaftlich engagierten Literatur des Vormärz“[18] gesprochen werden? Mit Blick auf die bisherigen literaturgeschichtlichen Überlegungen soll in diesem Beitrag argumentiert werden, dass Raabe in seinem Frühwerk maßgeblich dort als nachmärzlicher Autor in Erscheinung tritt, wo die Texte erstens das Erbe der Vormärz-Literatur antreten und an Diskursen des Nationalen und Sozialen partizipieren, diese Partizipation sich jedoch zweitens im nicht-operativen Modus vollzieht, was drittens zur Folge hat, dass ein permanentes Spannungsfeld zwischen Mikro- (Familie) und Makrokosmos (Nation, Gesellschaft) installiert wird. Viertens werden im nachmärzlichen Umgang mit sozio-politischen Fragen, aber auch in poetologischer Hinsicht zeitliche Modelle entworfen, die die zeitgeschichtliche Erfahrung von Kontinuität und Bruch fortschreiben und sich in der Figur der Adoption verdichten. In den Fokus der Untersuchungen rücken ausgewählte frühe Zeitromane und -erzählungen des Autors, wobei auch immer wieder ein Seitenblick auf das historische Erzählwerk zu werfen ist.

Gestörte Genealogien – Waisen und „Stammzerrissenheit“ in Wilhelm Raabes Frühwerk

Jeffrey L. Sammons zählt für Raabes Gesamtwerk 63 mutterlose Figuren in 32 Texten, 27 vaterlose Figuren in 19 Texten, 53 Vollwaisen in 29 Texten sowie neun uneheliche Kinder;[19] diesen vater- und mutterlosen Kindern an die Seite gestellt sind ‚verwaiste‘ Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Dabei sind einige der Figuren eines natürlichen Todes gestorben, etwa bei der Kindsgeburt oder an einer schwachen körperlich-mentalen Konstitution. Auffällig ist jedoch die Vielzahl von Todesfällen, die durch Gewalteinwirkung herbeigeführt wurden, wobei sowohl psychische als auch physische, im Privaten stattfindende wie kollektive Formen der Gewalt zum Thema gemacht werden.

Besonders in Raabes historischen Erzählungen und Romanen wie Der heilige Born (1861), Die Hämelschen Kinder (1863) oder Else von der Tanne (1865), aber auch in zeitkritischen Texten wie Die Chronik der Sperlingsgasse (1857) und Nach dem großen Kriege (1861) verlieren Kinder ihre Eltern und vice versa infolge von Krieg und der damit verbundenen Gewaltexzesse. Historischer Schauplatz der Texte und damit Lebenswelt von Waisen sind der Dreißigjährige Krieg (Else von der Tanne), der Spanisch-Niederländische Krieg (z. B. in Die schwarze Galeere [1861], Sankt Thomas [1866]) oder die Italienischen Kriege (in Der heilige Born); auch die jüngste Vergangenheit tritt mit den Napoleonischen Kriegen als eine Gewalt- und Verlustgeschichte zutage.

Formen der strukturellen Gewalt geraten in Raabes Frühwerk in den Blick, wenn die Texte die Lebensverhältnisse unterer sozialer Schichten (Armut, Hunger) zum Thema machen. In Die Chronik der Sperlingsgasse stirbt das Kind der Tänzerin Rosalie an einer nicht näher bestimmten Krankheit; die nach Amerika auswandernde Familie des Schumachers Burger hinterlässt das Grab ihres Sohnes, dessen Todesumstände zwar nicht ausdrücklich genannt werden – als Grund der Kindersterblichkeit wird jedoch die Armut nahegelegt, die die Familie zur Emigration, Rosalie zur Ausübung ihres Berufs zwingt.[20] In Ein Frühling verliert Klara Aldeck fünfjährig ihre Mutter, „die an der Auszehrung langsam dahinsiechte“ (BA 1, S. 183); die Mutter der Sängerin Alida im selben Roman sowie der junge Dichter Walter R. in Einer aus der Menge (1858) sterben in ärmlichen Verhältnissen. Armut begegnet bei Raabe vor allem im (groß-)städtischen Raum und wird so als Begleiterscheinung der Urbanisierung und Industrialisierung ausgewiesen.

Ebenso sind Waisen in höheren Gesellschaftsschichten anzutreffen: Helene von Seeburg in Die Chronik der Sperlingsgasse ist im Kindesalter bereits vollverwaist; in Nach dem großen Kriege nimmt sich der Leutnant Wolfgang Bart des ihm bei der Schlacht von Talavera zufallenden Mädchens Anna an – wie sich im Verlauf der Handlung herausstellen wird, handelt es sich bei der Waise um die letzte Nachkommin des Adelshauses von Rhoda. In beiden Texten wird das Unglück der Mädchen einem „Fluch“ (BA 1, S. 104) bzw. „Fluch der [...] Ahnen“ (BA 4, S. 103) zugerechnet und so ein überindividueller Schuldzusammenhang entworfen, dem ein repräsentativer Wert im Hinblick auf den deutschen Adelsstand attestiert wird: „Aber das Geschlecht hat das Schicksal des deutschen Rittertums geteilt; [...].“ (BA 4, S. 91) ‚Verflucht‘ ist das Adelsgeschlecht der von Rhoda in Nach dem großen Kriege insofern, als „die Rhodenburger [...] ihr Blut, ihr Schwert [verkauften]; für sein deutsches Vaterland aber ist seit der Sporenschlacht [im Jahr 1302] [...] kein Herr von Rhoda gefallen.“ (ebd.) Bescheinigt wird der Familie von Rhoda und in extenso dem deutschen Adel damit ein „notorisch mangelnde[r] Patriotismus und Verrat am eigenen Vaterland“,[21] die auch zu Annas Verwaisung führen.

Problematisiert wird in Raabes Frühwerk ebenso das vom Adel getragene Feudalsystem – in Die Chronik der Sperlingsgasse repräsentiert durch die Familie von Seeburg, die „seit alter Zeit [...] die Leute plagte[] und die Kaufleute fing[].“ (BA 1, S. 42) In dem Roman stammen bis auf den Sohn der Tänzerin Rosalie alle verwaisten, z. T. illegitim (durch Vergewaltigung) gezeugten Kinder von dem Grafen von Seeburg ab.[22] Die adlige Linie, die diese zerrütteten Familienverhältnisse hervorgebracht hat, wird als (selbst-)destruktive Gewalt- und Willkürherrschaft vorgeführt. Dass mit dem Geschlecht der Seeburgs der Adelsstand insgesamt kritisch beleuchtet wird, zeigt sich, wenn einer der Ziehväter Franz Ralffs die Bereitschaft der Deutschen (so wie auch seine eigene) zur Teilnahme an den Revolutionskriegen damit begründet, dass „das Volk der Plackerei und Adelswirtschaft müde geworden war und reinen Tisch machte“ (ebd., S. 44).

Krieg, Armut, Feudalherrschaft – bei Raabe verweisen die gestörten Familienverhältnisse auf gesellschaftspolitische Zusammenhänge und Krisenerscheinungen, Mikro- und Makrokosmos sind synekdochisch verschränkt, weshalb das Private auch als „Bühne des Weltlebens“ (ebd., S. 17) und „Illustration der Weltgeschichte“[23] hervortreten kann. Indessen werden in den Texten ebenso Äquivalenzbeziehungen zwischen Mikro- und Makrokosmos, genauer gesagt zwischen dem Mikrobereich der Familie und dem Makrobereich der Nation gestiftet, die auf dem wirkmächtigen Diskurs der Nation als biologischer Abstammungsgemeinschaft aufbauen. Zu dessen einflussreichstem Vertreter zählt Friedrich Herder, auf dessen „folgenreiche[] Ontologisierung und Biologisierung“[24] des Volksbegriffs die nationalen Bewegungen des 19. Jahrhunderts sich stützen konnten. Die Idee einer nationalen Gemeinschaft, die durch Sprache und geistig-literarische Kultur geeint sowie biologisch-ethnisch fundiert ist, stieß auf besondere Resonanz in den geographisch, politisch, religiös und kulturell zersplitterten deutschen Territorien.[25] Die Vorstellung der Nation als Abstammungsgemeinschaft schlägt sich dabei bis heute in politischen Bildern der Familie und Blutsverwandtschaft nieder:[26] so etwa im vertikal ausgerichteten Modell des Vaterlandes und seiner Söhne (seltener Töchter) wie auch in der Idee des (republikanischen) Bruderbundes, der eine „horizontale Form der Vergesellschaftung“[27] bezeichnet. Die politische Metaphorik kennt gleichfalls matrilineare Figuren, in Deutschland allen voran Germania, in deren mütterlichen Körper „Tradition zu Natur“[28] umgedeutet wird.

Raabes Texte bewegen sich in diesem national-biologistischen Dispositiv, gleichwohl treten bei ihm Störungen der biologisch-genealogischen Ordnung zutage. In Nach dem großen Kriege werden Metaphern der Schwangerschaft und Geburt bemüht, um ein zeitliches Missverhältnis zwischen der sich im familiären Nahbereich konstituierenden Volksgemeinschaft und der nationalen Lage zum Ausdruck zu bringen: „Kann denn, ehe ein Land die Wehen kriegt, ein Volk geboren werden?“ (BA 4, S. 127) Demgegenüber werden in Die Chronik der Sperlingsgasse Familie und Nation äquivalent gesetzt in der Unterbrechung der biologischen Reihe. Der Verwaisung der Figuren entspricht die „Stammzerrissenheit“ (BA 1, S. 166) in gesellschaftspolitischer Hinsicht, die in zeitgenössischen Auswanderungsbewegungen zum Ausdruck kommt:

Es ist nicht mehr die alte germanische Wander- und Abenteuerlust, welche das Volk forttreibt von Haus und Hof, aus den Städten und vom Lande, [...] sie alle fortwirbelt, dem fernen Westen zu: Not, Elend und Druck sindʼs, welche jetzt das Volk geißeln, daß es mit blutendem Herzen die Heimat verläßt. [ebd.]

Konnte bisher festgestellt werden, dass zerrüttete Familienverhältnisse in Raabes Frühwerk immer schon über sich hinaus auf soziopolitische Strukturen und Krisenerscheinungen verweisen sowie als Sinnbild der Lage der Nation in Erscheinung treten, soll im Folgenden danach gefragt werden, inwiefern auch die Behebungen der Ordnungsstörungen einen Modellcharakter aufweisen, denn schließlich erzählen die Texte nicht nur von der Auflösung von Familien, sondern auch von dem Eingehen von Pflege- und Adoptionsgemeinschaften.

Adoptionsgemeinschaften zwischen Familie und Nation I: Adoption und Moderne

Raabe teilt die Zeitdiagnose der Zersplitterung mit der konservativen Zeitkritik, der die Urbanisierung als Ursache sozialer Auflösungserscheinungen gilt. So sieht der Novellist, Kulturhistoriker und Pionier der Volkskunde Wilhelm Heinrich Riehl in den (groß-)städtischen Wohnverhältnissen (dezentrale Architektur, Wohnen zur Miete) ein geschichts- und traditionsloses Dasein befördert, dem es durch Praktiken der Kontinuitätssicherung und Gedächtnisstiftung entgegenzuwirken gilt.[29] Riehl diagnostiziert in der nachmärzlichen Gegenwart die Auflösung der traditionellen patriarchalen Familie, die mit einem Verfall der staatlichen Autorität einhergehe. Im Sinne eines Bedingungsverhältnisses versteht er die Familie als „das natürliche Vorgebilde der Volkspersönlichkeit, d. h. der bürgerlichen Gesellschaft“,[30] weshalb die von ihm anvisierte Restauration der patriarchalen Ordnung unter nationalen Vorzeichen die „Erneuerung der Familiensitten“[31] zur Voraussetzung hat:

Ihr sprechet von deutscher Einheit, als ob der Bundestag oder das Parlament oder der Kaiser oder sonst wer eine deutsche Einigung machen solle; ihr selber verratet aber das einige deutsche Volkstum, indem ihr das Familienbewußtsein geflissentlich einschlafen laßt, die Familienüberlieferung austilgt, den Geist und die Sitte des deutschen Hauses austreibt, die uns so tief und stark verbunden halten. Ihr wollt national sein in der Politik und seid kosmopolitisch im eigenen Hause [...].[32]

Dezentrierter Raum und aufgezeichnete Zeit, Familiarisierung des Politischen und Politisierung des Familiären – das sind Motivkomplexe und Argumentationsmuster, die sich auch in Raabes Texten wiederfinden, jedoch eine andere Ausformulierung erfahren. Riehls Restitution der patriarchalen Ordnung stehen Raabes Bemühungen um alternative Gemeinschaftsformen wie Nachbarschaft[33] und Adoption gegenüber, die den Autor als Vertreter einer nationalliberalen Position ausweisen.

Bei Raabes Romanerstling handelt es sich um einen Zeit- und Großstadttext. Dazu ist in der Forschung herausgestellt worden, dass die literarische Raumexposition in Die Chronik der Sperlingsgasse eher schemenhaft ausfällt.[34] Tatsächlich legt der Roman mehr Wert auf die Darstellung räumlicher Relationen denn der Räume selbst: Zum Thema gemacht werden die Kontaktaufnahme und die daraus folgende Entgrenzung der Raumeinheiten – etwa durch (Fenster-)Blicke, Elises Kanarienvogel oder gegenseitige Besuche. Freilich werden auch Orte des physischen Zusammenkommens wie das Vorzimmer des Hauswirts, die Küche der Hausmutter oder der Hof erwähnt und in ihrer Bedeutung für das nachbarschaftliche Miteinander ausgestellt, das in diesen in „temporäre[n] Zusammenschlüsse[n]“[35] stattfindet und dementsprechend offen für neue Verbindungen und Konstellationen bleibt, die sich dann außerhalb der Sperlingsgasse bei Ausflügen in das Berliner Umland oder Spaziergängen auf dem Weihnachtsmarkt aktualisieren können. Dabei ermöglicht die Dynamisierung des Raumes die Anteilnahme am Leben der Anderen: „Der gute Nachbar überschreitet die Grenzen dessen, was man die ‚Privatsphäre‘ nennen wird, darum kann man mit ihm ‚leicht leben‘ und nicht nur neben ihm.“[36]

Diese Anteilnahme drückt sich besonders in der emotionalen wie materiellen Versorgung, vor allem von verwaisten Kindern aus, die intergenerationell größtenteils von Junggesellen übernommen wird: In Die Chronik der Sperlingsgasse fungieren der Erzähler Johannes Wacholder, zeitweise auch Doktor Wimmer und Otto Roder als Ersatzväter für Elise Ralff, begleiten aber auch die Entwicklung des Halbwaisen Gustav Berg und des vaterlosen Sohnes von Rosalie; Elises Vater Franz Ralff wurde von seinem Onkel und dessen Jugendfreund großgezogen. In Ein Frühling kümmert sich der Privatdozent Dr. Justus Ostermeier, ein „Hagestolz“ (BA 1, S. 189), väterlich um die Vollwaise Klara, die während ihrer Krankheit im Haus des ehemaligen Ministers von Wagenheim gepflegt wird. Gleicherweise fungiert Ostermeier als Mentor des ebenfalls elternlosen Georg Leiding; von Hagenheim wird sich wohl – so wird in Aussicht gestellt – Georgs blinder Schwester Eugenie annehmen. In der Großstadt spielt auch die Erzählung Einer aus der Menge, in der ein sich als „unbeschäftigter, wunderlicher alter Mann“ (BA 2, S. 346) ausweisender Erzähler auf der Suche nach der Herkunft von Reimen, die ihm durch „Zufall“ (ebd., S. 342) in einer Menschenmenge in die Hände fallen, zu einem jungen mittellosen Paar findet; der Erzähler begleitet als „Freund und Tröster der beiden armen Kinder“ (ebd., S. 355) den Sterbeprozess des jungen Dichters und lässt sich von diesem das Versprechen abnehmen, die zurückgebliebene verwaiste Anna vor der „Einsamkeit“ (ebd., S. 353) und Anonymität der Großstadt durch regelmäßige Besuche zu bewahren.

Die Figur des Junggesellen beschäftigt Autoren wie Wilhelm Raabe und Adalbert Stifter – man denke an dessen Erzählung Der Hagestolz (1845), taucht aber auch in moralischen, sozialen, politischen und demografischen Diskursen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf[37] – so auch bei Riehl, für den der Junggeselle nicht nur „entfamiliarisierende[s] Potenzial“[38] entfaltet, sondern auch politische Sprengkraft mit sich bringt: „Der Staat soll allerdings mit allen Mitteln dahin wirken, daß die furchtbare Zahl der von jedem Familienleben losgerissenen Einzelexistenzen, der Träger des proletarischen Geistes, verringert werde.“[39] Zur Gefahr wird der Junggeselle, weil er, anstatt in der biologischen Familie aufzugehen, klassenspezifische Bündnisse eingeht.

Die Beobachtung von Parnes, Vedder und Willer, dass die Literatur des Realismus den Junggesellen nicht nur als Mangelwesen und Bedrohung zeigt, sondern auch – so etwa bei Stifter – als „Alternative zur paternal organisierten Familie“ und als „Ausweg aus jenen fatalen patrilinearen Abstammungs- und Erbschaftsverstrickungen“[40] ins Feld führt, lässt sich noch eindringlicher für Raabes Romane und Erzählungen geltend machen. In Texten wie Die Chronik der Sperlingsgasse, Ein Frühling und Nach dem großen Kriege sind väterliche Abstammungslinien als Gewalt- und Schuldzusammenhang gestaltet, wobei als Gegenmodell zur Patrilinearität die Adoption durch Junggesellen vorgebracht wird, die sich der Waisen annehmen und eine Gemeinschaft stiften, die nicht auf einem Machtanspruch des Ersatzvaters gründet. Entworfen wird die Adoption als ein Verband, in den neben dem Junggesellen andere Personen, Ziehväter und -mütter, eintreten können: In Die Chronik der Sperlingsgasse wird Elise „auch von der ganzen Gasse adoptiert“;[41] in Ein Frühling sind die verwaisten Alida, Georg, Eugenie und Klara in mehrere Betreuungsverhältnisse eingebunden. Im Zentrum dieser Ersatzfamilien steht – in den von den Texten favorisierten Fällen[42] – die junge Generation, der Fürsorge und moralische Führung zugutekommt, aber auch Raum für eine unbeschwerte Kindheit zugestanden wird. Patrick Eiden-Offe spricht im Zusammenhang der Chronik der Sperlingsgasse von „überall umherwirbelnden Kinder[n], die nie da sind, wo sie gerade vermutet werden, [...] [und] in diesem Szenario für die Aufzehrung von Autorität und Pietät[43] stehen. Vertreten wird in dem Roman ein antipatriarchales, antiautoritäres Generationenverhältnis, das ein von biologisch-genealogischen Machtverhältnissen befreites Dasein ermöglicht. Dementsprechend identifiziert Jeffrey L. Sammons in Raabes Adoptionsgemeinschaften eine „Ethik, die die Freiheit voraussetzt, menschliche Beziehungen aus Affinität potentiell autonom zu gestalten“.[44]

Die modernen, großstädtischen Wohnverhältnisse verhindern bei Raabe also keineswegs das Entstehen von verbindlichen Beziehungen, sondern bringen neue Formen des Zusammenlebens hervor, die im Gegensatz zu Riehl nicht patriarchal-restaurativ organisiert sind. Die Moderne und moderne Großstadt produzieren Verlusterfahrungen, treten aber auch als Möglichkeitsbedingung von neuen, nicht auf das Biologische beschränkten Gemeinschaften zutage.

Adoptionsgemeinschaften zwischen Familie und Nation II: Adel und Volksgemeinschaft – Adoption als (Re-)Integration

Fallweise wurde in den bisherigen Ausführungen darauf hingewiesen, dass adlige Abstammungslinien in Raabes Texten immer wieder als problematisch ausgewiesen und in Adoptionsverhältnisse überführt werden. Diesen Umstand gilt es eingehender in den Blick zu nehmen, zeigt sich doch in diesem Zusammenhang eine sozialpolitische Funktion der Adoption. In Die Chronik der Sperlingsgasse wird das Feudalsystem als Willkür- und Gewaltherrschaft stigmatisiert; in Nach dem großen Kriege und historischen Erzählungen wie Der heilige Born wird dem Adelsstand ein denunziatorisches, illoyales Verhältnis zu Deutschland angelastet. In Ein Frühling tritt der Adel als restaurative Macht in Erscheinung, wenn es heißt, dass die „Regierung“, zu der auch der Minister von Hagenheim gehört hat, den Privatdozenten Ostermeier „nicht zum Professor machen wollte, weil er der Natur zu tief in die Karten geguckt und die Theologie darüber vergessen hatte.“ (BA 1, S. 204) Dabei wird deutlich gemacht, dass „eine Mehrheit sich nicht mit der postrevolutionären Ordnung der Sieger identifiziert“[45] – so begegnet das Volk dem vorbeifahrenden Königspaar mit Ignoranz: „Einige alte Herren haben den Hut abgenommen, einige Offiziere haben grüßend Front gemacht, das Volk – hat stumm und gleichgültig gegafft!... Zwei Minuten nachher ist alles vergessen – die Menge hat sich zerstreut [...].“ (ebd., S. 258) Eine antimonarchische Positionierung findet sich auch in Die Chronik der Sperlingsgasse: Diskreditiert wird in dem Text eine politische Ordnung, in der der Geburtstag der Königin über das Leben eines Kindes gestellt wird. Obschon ihr Sohn im Sterben liegt, kann die Tänzerin Rosalie ihren Abendauftritt aufgrund der Anwesenheit von König und Königin nicht ausfallen lassen: „Sie haben ihr nicht erlauben wollen, die schlechten Menschen, wegzubleiben diesen Abend: es wäre heute der Geburtstag der Königin, sie müsse tanzen!“ (ebd., S. 124)

Wenn bei Raabe in Hinblick auf adlige Abstammungslinien von einem „Fluch der [...] Ahnen“ (BA 4, S. 103) die Rede ist, wird das Bild einer Erbschuld aufgerufen, die zur Zerstörung der Schuldgemeinschaft führt, wenn sie nicht durch eine Sühnehandlung abgegolten wird. Raabes Frühwerk fragt nach Möglichkeiten der gesellschaftlichen Rehabilitation des Adels, die eine Absage an das historisch kontaminierte Erbe bedeutet: So muss Klara in Ein Frühling das Angebot des ehemaligen Ministers von Hagenheim, „das erlöschende Haus Hagenheim [zu] beerben“ (BA 1, S. 330), ausschlagen und auf die Errichtung eines ersatzfamiliären Verhältnisses pochen: „Ich will den guten, vornehmen Herrn ja so lieb haben, wie ich kann; aber sein Geld will ich nicht, [...]!“ (ebd., S. 420) Damit wird die Adoption als intergenerationelle nicht-biologische Sorgegemeinschaft zum zentralen Mittel der (Re-)Integration des Adels in die postrevolutionäre Gemeinschaft erklärt. Bei der Pflege Klaras, „eines armen kleinen Mädchens aus dem Volk“ (ebd., S. 178), durch den Minister von Hagenheim handelt es sich um eine Sühnehandlung, die auf der Einsicht in die Würde des Menschen beruht: „Wo der Minister von Hagenheim einst nur das Glück oder Unglück des Staates sah, sieht er jetzt nur das Glück oder Unglück des Individuums.“ (ebd., S. 371)

Während in Ein Frühling und Die Chronik der Sperlingsgasse die Eingliederung des Adels in einen als spezifisch modern ausgewiesenen Adoptionsverband erfolgt, wird in Nach dem großen Kriege die Integration des Waisenmädchens Anna, das sich als letzte Nachkommin eines adligen Geschlechts erweist, in eine ländliche Gemeinschaft erzählt, die die verheerenden Kriegsfolgen durch „ein hohes Maß an Herkunftsbewußtsein“ sowie allgemein „Kontinuität und Tradition“[46] aufzufangen vermag. Gegeneinander ausgespielt werden so die kleinbürgerliche Traditionspflege, z. B. in Form von Volksfesten und kirchlichen Bräuchen, die „als eigentliches Fundament der Nation“[47] fungieren, und adlige Praktiken der Sicherung von Macht und Erbe, die selbstbezüglich ausfallen und der Nationalstaatsbildung im Wege stehen.

Ob nun Aufnahme in eine moderne urbane oder ländliche traditionelle Gemeinschaft, Ziel der Adoptionen stellt längerfristig die Auflösung des Adels im Volk dar: Die Kindergeneration verzichtet in der männlichen[48] Variante, so etwa Dr. Hagen in Ein Frühling, auf den adligen Titel und die damit einhergehenden Privilegien oder geht in der weiblichen Variante infolge einer erfolgreichen Adoption eine bürgerliche Ehe ein, was ebenfalls eine Namensänderung mit sich bringt: Aus Helene von Seeburg wird Helene Berg; Anna von Rhoda wird mit ihrer Adoption nicht nur in die Dorf- und synekdochisch damit gemeinte Volksgemeinschaft aufgenommen, sondern nach ihrer Heirat mit dem Dorflehrer als Anna Wolkenjäger zur „Verkörperung des Vaterlandes schlechthin“[49] verklärt: „Kameraden, dies kleine Mädchen ist die verkörperte Erinnerung an alles, was die Heimat Liebes und Gutes und Schönes hat; Kameraden, bringt das Ännchen in das Vaterland zurück!“ (BA 4, S. 136)

Unumgänglich erscheint in Raabes Texten demnach der Untergang der Ständegesellschaft, vor dem sich die Angehörigen des Adels allerdings durch männlichen Verzicht und weibliche, von der Adoption vorbereitete Exogamie (genauer gesagt Hypogamie, also ‚Heirat nach unten‘) in die nationale Gemeinschaft zu retten vermögen – beides wiederum Modelle, die auf die Zerstörung der patrilinear begründeten Herrschaftsverhältnisse zielen. Diese kritische Haltung gegenüber dem Adel kann mit Dagmar Paulus im Zusammenhang von Raabes nachmärzlichem nationalem Engagement gelesen werden: Weil mit dem Wiener Kongress – und dann noch einmal in den 1840er Jahren – deutlich wurde, dass „[v]on den gesellschaftlich Privilegierten [...] kein Engagement für die nationale Einheit zu erwarten“ war, fungieren in Nach dem großen Kriege „Angehörige der niedrigeren Bevölkerungsschichten, nämlich Handwerker und Kleinbürger, [...] als Exponenten einer erstrebenswerten nationalen Zukunft“;[50] in Die Chronik der Sperlingsgasse wird das städtische Prekariat als Trägerschicht der nationalen Identität figuriert.

Adoptionsgemeinschaften zwischen Familie und Nation III: Adoption – Modell oder Gegenbild?

Die bisherigen Ausführungen haben zutage gefördert, dass die ‚Familienverbände adoptiven Typus‘ in Wilhelm Raabes Texten als postfeudale Gemeinschaftsformen angelegt sind; ihre antipatriarchale Struktur korrespondiert mit der Kritik an der feudalen Staats- und Gesellschaftsordnung, die hierarchisch und patrilinear organisiert ist. Zu fragen bleibt dabei nach dem Repräsentations- und Symbolgehalt dieser alternativen Gemeinschaftsformen: Proklamieren die Texte einen postrevolutionären Rückzug ins Private (Nachbarschaftliche, Quasi-Familiäre) oder wird den alternativen Gemeinschaften eine gesamtgesellschaftliche Strahlkraft zugestanden? In der Raabe-Forschung werden die literarischen Gemeinschaftsentwürfe, vor allem im mittleren und späten Werk des Autors, als Gegenbilder zu „der mehr oder weniger verständnislosen größeren Gesellschaft des Säkulums“[51] und zu der „Großgemeinschaft ‚Nation‘, die sich bereits mit dem Krieg in eine ‚kalte‘ Gesellschaft transformiert“,[52] gedeutet. Tatsächlich lassen sich auch in Raabes früheren Texten Belege für eine privatistische Agenda finden; so liest sich der Machtverzicht des Ministers von Hagenheim in Ein Frühling als Plädoyer für den Rückzug ins Private:

Der Mann, welcher seinen Lebenstag hindurch nur das Ganze erfaßte und verstand, wird, wenn die Dämmerung die Sehweite seines Auges verringert, Mann des Partikularen, des Einzelnen. Wo der Minister von Hagenheim einst nur das Glück oder Unglück des Staates sah, sieht er jetzt nur das Glück oder Unglück des Individuums. Das Zeichen des Makrokosmos versinkt; das Zeichen des Mikrokosmos liegt vor ihm da! [BA 1, S. 371]

In diesem Sinne argumentiert Michael Titzmann, dass „gegenwärtige politische und soziale Strukturen kein Gesprächsthema in der dargestellten Welt“[53] des Romans sind – weist zugleich jedoch darauf hin, dass die Erzählinstanz in der Ankündigung einer sozialen Revolution eine politische Position bezieht: „Es ist da – es steigt empor! Ihr könnt es nicht weglachen, nicht wegleugnen. Ihr wißt nicht, wann und wie es kommen wird, aber ihr wißt, daß es kommen wird! [...] Zwei Sündfluten hat das Geschlecht der Menschen erlebt, vor der dritten steht es.“ (ebd., S. 257, Hervorh. im Original) Es gilt also, zwischen der extradiegetischen und intradiegetischen Ebene, zwischen textexterner und textinterner Wirklichkeit zu unterscheiden. Die heterodiegetische Erzählinstanz bringt die politische „Hoffnung“ zum Ausdruck, „es möge danach [nach der Revolution] zu einer moralisch akzeptablen Ordnung und zu einer sozialen Versöhnung kommen“,[54] ohne die Ausgestaltung dieser Ordnung zu explizieren. Gleichwohl wird in diesem narrativen Arrangement das Happy End im Privaten auf seine gesamtgesellschaftliche Strahlkraft befragt: In der Allegorisierung Klaras zur „Caritas der Gassen“ (ebd., S. 190) wird eine Verallgemeinerbarkeit des wohltätigen Miteinanders vorweggenommen; im Kontext der vom Erzähler vorgebrachten Adelskritik werden von Hagenheims Machtverzicht und Rückzug ins Private als Modelle allgemeinen Handelns lesbar.

In Rechnung gestellt wird eine Korrespondenz zwischen den unterschiedlichen Erzählebenen auch in Auf dunkelm Grunde (1861): Gegenstand der Binnenhandlung ist eine rechtlich formalisierte Adoptionsgemeinschaft, in deren Zentrum – für Raabe untypisch – die ausschließlich negativ als rachedurstig, griesgrämig und „so kalt, daß ein Eisbär am Nordpol einen Schnupfen davon bekommen konnte“ (BA 3, S. 391), charakterisierte Adoptivmutter mit dem sprechenden Namen Meta Eisen steht.[55] In der Obhut Meta Eisens befinden sich ihre Nichte Meta Wallner und Max Illiger, der Sohn ihres ehemaligen Verlobten, der sie für die Mutter von Max verlassen hat, an deren Tod Eisen eine Mitschuld trägt. Diese widrigen Lebensumstände sind mit Blick auf den Titel als dunkler Grund ausgewiesen, auf dem dennoch die Adoptivgeschwister in Liebe zueinander finden, es also zu einer Überwindung der schuldbeladenen Vergangenheit kommt:

Was wäre der Mensch, wenn es nicht Winkel im Herzen gäbe, wo dasselbe jahrelang vergessen liegen kann, bis es in der rechten Stunde wieder hervorgesucht wird. [...] Laß uns das Vergangene vergangen sein. Wahrlich, wir wollen alles bunte Spielzeug wieder hervorsuchen und uns wundern und freuen über seine Fülle. [ebd., S. 408 f.]

Gerückt wird diese verallgemeinernde Aussage durch den letzten Absatz des Textes in ein politisches Licht, in dem es von dem Erzähler heißt, dass dieser „[n]ach Beendigung dieser rührenden Geschichte [...] die Nationalzeitung“ (ebd., S. 409) las. Die Information zur nationalliberalen Gesinnung des Erzählers öffnet seine Darlegungen für allegorische Lesarten, in denen Max und Meta zu Wunschbildern einer aus dunkelm Grund hervorgehenden Nation werden, die die Schuld der Vorfahren getilgt hat und in eine bessere Zukunft aufbricht.

Noch offener tritt der nationale Modellcharakter des Privaten in Raabes frühen Texten mit einer homodiegetischen Erzählsituation zutage. Am Ende der Chronik der Sperlingsgasse wird noch einmal eine Engführung von Makro- und Mikrokosmos vorgenommen: „sei gegrüßt, du großes, träumendes Vaterland; sei gegrüßt, du kleine, enge, dunkle Gasse; sei gegrüßt, du große, schaffende Gewalt, die du die ewige Liebe bist!“ (BA 1, S. 171, Hervorh. im Original) Die Bestimmung des Vaterlandes als träumend bringt eine nationale Hoffnung zum Ausdruck, die sich im Nahbereich der Sperlingsgasse in der Heirat von Elise und Gustav bereits erfüllt hat: „Was tot war, wird lebendig; was Fluch war, wird Segen; die Sünde der Väter wird nicht heimgesucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied!“ (ebd., S. 104) Die Liebesverbindung ist als Überwindung der fatalen adligen Genealogie ausgewiesen, die sich der Erzähler Johannes Wacholder auch für Deutschland wünscht; dabei kann er Zuversicht in die Versöhnung der gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen äußern, weil Mikro- und Makrokosmos verschränkt erscheinen durch eine „geheimnisvolle[] Macht, welche die Geschicke lenkt und ein Auge hat für das Kind in der Wiege und die Nation im Todeskampf.“ (ebd., S. 169) Elise und Gustav treten so als Sinnbilder einer Gesellschaft zutage, die ihren Ursprung in der alten Ordnung hat und ein Produkt ihrer Dysfunktionalität darstellt, mit dieser Ordnung jedoch nicht mehr identisch und für etwas Neues bestimmt ist.

Damit kann festgehalten werden, dass die alternativen Gemeinschaftskonzepte in Raabes zeitkritischem Frühwerk durchaus politischen Modellcharakter aufweisen, ohne im Allegorisch-Metaphorischen aufzugehen. Die poetische Kodierung der Texte erfolgt weitgehend innerhalb des vorliegenden Syntagmas, die privaten Lösungen soziopolitischer Krisen haben mehr appellativischen denn deskriptiven Charakter – in dieser Appellstruktur werden jedoch uneigentliche Bedeutungszusammenhänge produziert. Mit Moritz Baßler kann in diesem Zusammenhang von realistischen ‚Kippfiguren‘ gesprochen werden:

Sobald sich ein individuelles Phänomen der Diegese [...] zu sehr mit Bedeutung [...] auflädt [...], ist der realistische Charakter des Textes gefährdet und die semiotische Bewegung des Textes kippt zurück auf die Achse der Metonymisierung [...]. Sobald sich aber umgekehrt die Diegese nur noch historisch, faktual oder alltäglich präsentiert, kippt die Bewegung zurück und es setzen wieder Prozesse der verklärenden Bedeutungsaufladung ein.[56]

Während nach Baßler im Spätrealismus die Sittlichkeit im Privaten „nicht als Maxime eines allgemeinen Handelns denkbar ist“,[57] Mikro- und Makrokosmos also zunehmend auseinanderstreben und die alternativen Gemeinschaften damit als Gegenmodell zum Wilhelminischen Antiliberalismus und Kapitalismus fungieren, sind in Raabes frühen Zeittexten die wahlverwandtschaftlichen Gemeinschaften noch beides: „sowohl Mikrokosmos der sozialen und politischen Zeitgeschichte als auch exzentrischer Ort oppositioneller Zeitkritik und sozialer Moralität.“[58] Dabei korrespondiert diese Ambivalenz mit dem Status des liberalen Nationalismus der 1850er und 1860er Jahre, bezeichnet dieser doch selbst einen oppositionellen Diskurs, der zugleich Anspruch auf Verbindlichkeit erhebt.

Literatur und Adoption

Bis dato konnte gezeigt werden, dass die Adoption in Raabes Zeittexten der 1850er und 1860er Jahre keineswegs nur eine kompensatorische Funktion erfüllt – schon weil der genealogische Bruch nicht negativ markiert ist. Im Gegenteil artikulieren die Romane und Erzählungen eine Skepsis gegenüber dem genealogisch-hereditären Denken, vor allem adliger Provenienz: In Ein Frühling führt die Erziehung des älteren Sohnes zum väterlichen Erben – gemeint ist dabei Erbe auch „in Hinsicht auf politische und soziale Ansichten“ (BA 1, S. 348) – zu Verwerfungen zwischen den beiden Brüdern, die in einer tödlichen Auseinandersetzung eskalieren. Pathologisiert wird dabei nicht nur der Adel als erblicher Stand, problematisch ist in Raabes Texten das Dispositiv der Erblichkeit per se, in dem sich im 19. Jahrhundert die Ausbildung eines bürgerlichen Selbst- und Standesbewusstseins in der Adaption adliger Kulturpraktiken, z. B. der Ahnentafel oder des Familienarchivs, vollzieht.[59] Buchstäblich krank am Erbe wird der Protagonist in dem Roman Die Kinder von Finkenrode (1859): Der Journalist und Literat Dr. Max Bösenberg reist in seine Heimatstadt, um die Erbschaft seines Onkels anzutreten, erkrankt jedoch und wird im geerbten Haus mehrere Wochen bettlägerig, bis er schließlich resigniert zurück in seine Wahlheimat Berlin aufbricht. Problematisiert wird das Erbe auch in der Erzählung Theklas Erbschaft (1868) – hier allerdings mit heiterem Ausgang. Der vermögende bürgerliche Hausbesitzer und Fabrikant J. J. Krellnagel enterbt seine Nichte, weil diese einen aus seiner Sicht nicht standesgemäßen Lotteriekollekteur geheiratet hat. Das Erbe des Onkels, dessen Habitus als „‚patriarchalisch‘“ (BA 9,2, S. 157) charakterisiert wird, dient diesem als Macht- und Druckmittel über seinen Tod hinaus.

Cornelia Vissmann versteht die Adoption als Kulturtechnik, die der gleichen Logik wie die arboreale Praxis des Pfropfens folgt: „Denn ebenso wie das Adoptieren ist das Pfropfen ein Fall von imitatio der Natur. Auch bei diesem Vorgang kann man davon sprechen, dass eine genealogische Ordnung errichtet wird, die nicht die natürliche ist [...].“[60] Einen besonderen Stellenwert nimmt die Adoptionsfigur in der Literatur der Aufklärung ein, bringt diese doch „das Primat der Leistung über die Geburt“, „den Triumph der Vernunft und Kultur über die Mächte des Blutes, der Herkunft und der blinden Gewohnheit“[61] zum Ausdruck. Die Adoption bewegt sich im Spannungsfeld von Kultur und Natur, das auch für Raabes nachmärzliches Schaffen von Relevanz ist. Kritisch ausgestellt werden in seinen Texten Formen der Naturalisierung von Machtverhältnissen, zentraler Gegenstand der Romane und Erzählungen ist aber auch die Zerstörung von soziokultureller Ordnung durch Krieg und Gewalt,[62] wovon die zahlreichen Waisen Zeugnis ablegen. Gleichwohl werden die abgebrochenen Genealogien als Möglichkeiten eines Neuanfangs thematisiert, der durch den Einsatz von Kulturtechniken bewerkstelligt wird. Die Adoption wird als ein Gegenmodell zur patrilinearen Vererbung aufgeboten, dient sie bei Raabe doch gerade nicht der Sicherung des adoptivväterlichen Besitzes, sondern steht im Zeichen der Deszendenz, wie eine Episode aus Die Chronik der Sperlingsgasse illustriert, in der der Erzähler Johannes Wacholder den Bruch mit dem tyrannischen Stammvater, dem Grafen von Seeburg, an einem Ort mit einem symbolträchtigen Namen vollzieht:

Noch an demselben Abend trug ich ihn [den Ring des Grafen] auf die Königsbrücke und warf ihn weithin in den Strom, nachdem ich ihn in zwei Stücke zerbrochen hatte. Helene lehnte neben mir am Geländer, und schweigend gingen wir zurück in die Sperlingsgasse zu – unsern Kindern. [BA 1, S. 108]

Nicht nur bezieht der Text in der Überblendung von familiärem Patriarchat und monarchisch-feudalem System eine offene restaurationskritische Position, auch wird durch den Gedankenstrich der Fokus auf die junge Generation gelenkt und die Adoptionsgemeinschaft so als deszendenz- und zukunftsorientiert ausgewiesen.[63] Diese Zukunft hält dabei regelmäßig (in Texten wie Die Chronik der Sperlingsgasse, Ein Frühling, Nach dem großen Kriege und Auf dunklem Grunde) neue Familiengründungen bereit, die Adoptionen folgen also einer agenealogischen, keiner antigenealogischen Logik. Die – sich oft zwischen zwei Pflegekindern vollziehenden – Vereinigungen sind jedoch nicht als Wiederaufnahme der Vergangenheit angelegt, sondern als Heilung des im Zusammenbruch der alten Ordnung versehrten Freigesetzten. Die Unterbrechung des Genealogischen bezeichnet keinen Mangel, sondern eine Notwendigkeit, die die Aussöhnung mit der Vergangenheit und Begleichung einer Schuld im Sinne einer Zukunftsoffenheit ermöglicht.

Vissmanns Verständnis der Adoption als eine dem Pfropfen verwandte Kulturtechnik eröffnet desgleichen eine poetologische Perspektive auf die Adoptionsfigur in Raabes Texten. Für Vissmann bezeichnet das Pfropfen neben dem Pflügen einen „Urakt des Schreibens“, sie verweist in diesem Zusammenhang auf Derridas Auseinandersetzung mit dem Pfropfen, „um eine Besonderheit der Schrift hervorzuheben: die Heraustrennbarkeit und Wiedereinfügbarkeit einzelner Textteile, etwa im Zitat“.[64] Eine Literatur der Adoption geht dementsprechend über ein Modell der Textproduktion hinaus, das antigenerisch ausgerichtet ist und der Reproduktion eine Absage erteilt, indem es die Überschreitung und Überbietung der Tradition sucht.[65] Die Poetik der Adoption inkorporiert das Moment des generationell-generischen Abbruchs und erkennt die Unterbrechung an, um jedoch neue Verbindungen des Heterogenen einzugehen, die nicht auf dem Prinzip der Verwandtschaft und Sukzession beruhen.

Paradigmatisch lässt sich dieses Literaturmodell an Raabes Romanerstling studieren, in dem der Chronist und Erzähler Johannes Wacholder feststellen muss, dass „nichts recht zusammen[paßt]“ (BA 1, S 141) – und sich doch zu einer Erzählung über den Verlust und Wiedergewinn der Hoffnung fügt: In die Chronik der Sperlingsgasse gehen neben den Erinnerungen Wacholders Manuskripte seiner Freunde, Briefe, Materialien aus „verstaubte[n] Mappen mit Büchern, Heften, Zeichnungen, vertrockneten Blumen und Bändern“ (ebd., S. 75) sowie mündliche Erzählungen, darunter Träume und Märchen, ein. Dieses polyperspektivische Gestaltungsprinzip behauptet die Einheit des – generisch sowie genetisch – Unterschiedlichen, die Gleichwertigkeit des Ungleichartigen. Der Erzähler arrangiert und ordnet das Erinnerte und Dargereichte, tritt allerdings immer wieder hinter die Darstellungen zurück und ist vor allem in der Interaktion mit Strobel immer wieder einer „strukturelle[n] Relativierung“[66] ausgesetzt. Dementsprechend tritt die Erzählerfigur nicht als Vater[67] oder Erzeuger der Narration in Erscheinung, sondern ist im Sinne der Chronik Medium der Aufzeichnung von Vergangenheit und nimmt damit eine Vermittlerposition zwischen den Zeiten, Generationen und deren kulturellen Erzeugnissen ein.

Die Funktionalisierung der Erzählinstanz zum „Baum, an dem das Pfropfungsverfahren vollzogen wird“ und von dem Vissmann als einem „Text-Ding“ spricht, insofern dieser „nicht als ein organisches Ganzes, sondern als Material zum Bauen und allgemeiner zum Herstellen behandelt“[68] wird, lässt sich ebenso an anderen Texten Raabes, so etwa der Erzählung Einer aus der Menge, nachvollziehen, in der der homodiegetische Erzähler gleichfalls in der Doppelrolle als Ersatzvater und Medium der Tradierung und Aufzeichnung anderer Texte agiert. Darüber hinaus lässt sich aber auch in einem allgemeineren Sinn für das Verfahren realistischer Texte eine Adoptionsstruktur geltend machen. Bekanntlich ist in diesen häufig das Modell gestuften Erzählens anzutreffen, realistische Texte stellen aus und reflektieren, dass erzählt wird – und dass das Erzählte mitunter fremden Ursprungs sowie in eine Überlieferungsgeschichte eingebunden ist, dabei von Erzählerfiguren adoptiert und in neue Zusammenhänge überführt wird. Kenntlich gemacht wird damit das Erzählen als Konstruktionsakt und kulturelle Leistung, die Vorgefundenes von seiner (auch biologischen) Herkunft entkoppelt, (im Sinne Jurij Lotmans) mit sekundären Bedeutungen versieht und in ein produktives Spannungsfeld zur Wirklichkeit setzt.

Die Betrachtung von Raabes Schaffen unter dem Aspekt der Adoption eröffnet nicht nur einen neuen Blick auf die Axiome realistischen Schreibens, sondern lässt auch die Konstitution des Realismus im nachmärzlichen Literatursystem erkennen. Die Adoptionsfigur in Raabes zeitkritischem Frühwerk korrespondiert mit der historischen Brucherfahrung, die gleichzeitig als Möglichkeitsbedingung für die Errichtung einer anderen soziokulturellen Ordnung gedacht wird. Damit zeigt sich in der Adoptionsfigur die Erschöpfung idealistischer Geschichtsphilosophie: Weil sich der Fortschritt in Form des Nationalstaats nicht ‚natürlich‘ eingestellt hat, rücken in der Literatur der 1850er Jahre Kulturpraktiken der Adoption und des Erzählens in den Fokus, die den Konstruktions- und Arbeitsprozess der Gemeinschaftsbildung im Mikro- und Makrokosmos beleuchten – entgegen Tendenzen des 19. Jahrhunderts, „die Gemachtheit einer genealogischen Ordnung“ auszublenden und diese „mit einer Metaphorik des Organologischen“[69] zu überziehen. Mit Bettina Brandt lässt sich in der Abwehr einer naturalisierenden Metaphorik eine demokratisch-revolutionäre Disposition identifizieren: Brandt verweist auf eine Rede des Dichters und Abgeordneten Ludwig Uhland in der Frankfurter Nationalversammlung vom 26. Oktober 1848, in der Uhland die nationale Einheit als Akt des Metallgießens bebildert und die Nation damit als Fabrikat und „Produkt“ ausweist, „über dessen Herstellung und Form gestritten werden konnte.“[70]

Auch bei Raabe tritt die Nation als (phantasmagorische) Kulturgemeinschaft zutage, an deren Konstitution die Literatur mitwirkt: In Die Chronik der Sperlingsgasse stellt das zuversichtliche Ende des Romans das Produkt der Arbeit an der Chronik dar. Nicht nur erzählen die Erinnerungen Wacholders von Gemeinschaft, der literarischen Erinnerung selbst wird eine gemeinschaftsstiftende Funktion zugesprochen, insofern sie sowohl den einsamen alten Erzähler mit den Toten und Abwesenden verbindet als auch die zersplitterte Nation vereint. In einem Text wie Nach dem großen Kriege, in dem das Volk als natürlich gewachsene Gemeinschaft erscheint, wird die Natur nichtsdestoweniger zum einen als Produkt von kulturellen Praktiken der Ein- (Anna von Rhoda) und Ausschließung (Otto von Rhoda) gezeigt, zum anderen wird, wie Dagmar Paulus dargelegt hat, der Prozess der nationalen Identitätsbildung durch soziale und kollektive Gedächtnisformen, wozu auch der Roman selbst als literarische „Gedächtnislandschaft“[71] zu zählen ist, reflektiert und die Nation damit im Sinne von Benedict Anderson als imagined community[72] kenntlich gemacht.

Raabes frührealistische Zeittexte können eine Zuversicht in die Verbindlichkeit literarischer Kommunikation transponieren, weil die Adoption in der Diegese – auch wenn sie, wie in Ein Frühling oder Auf dunkelm Grunde, aus falschen Gründen eingegangen wird – ein Erfolgsmodell darstellt. Dennoch wird in der Zurschaustellung des Konstruktionscharakters von Literatur das Spannungsfeld zwischen Kunst und Wirklichkeit aufrechterhalten und eine Sollbruchstelle bezeichnet, die Ambivalenzen hinsichtlich des repräsentativen Status der Adoptionsgemeinschaften zulässt. Bei welcher Belastung diese Sollbruchstelle bricht und ob der entsprechende Druck im Spätrealismus zunimmt, wäre eingehender zu betrachten. Zu untersuchen wäre in diesem Zusammenhang etwa die Rolle von Raabes Auseinandersetzung mit Geschichte, zeigt sich doch eine verhaltene Sicht auf die Möglichkeit ihrer Gestaltung bereits im frühen historischen Erzählwerk des Autors.

Online erschienen: 2024-12-21
Erschienen im Druck: 2024-11-15

© 2024 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Downloaded on 25.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/raabe-2023-0008/html
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