Musik im Überfluss
-
Christian Rolle
Christian Rolle , Prof. Dr., Professor für Musikpädagogik an der Universität zu Köln. Arbeitsschwerpunkte: Musikalische Bildung und ästhetische Erfahrung, Sprechen über Musik, Transformation musikalischer Praxen durch Digitalisierung.
Abstract
Streaming macht Musik im Überfluss verfügbar. Fast jede Musikaufnahme ist jederzeit überall zugänglich. Das kann als Demokratisierung von Kultur gefeiert werden, in der auch das Besondere und Marginalisierte einen Platz hat. Wie Vorschlagsalgorithmen uns dabei helfen zu wissen, was wir hören wollen, kann andererseits als Befriedigung von kulturindustriell erst geschaffenen Bedürfnissen kritisiert werden. In jedem Fall stellt Musik-Streaming aufmerksamkeitsökonomisch eine Herausforderung dar. Der Beitrag analysiert einige Strategien zur Bewältigung des Überangebots. So schaffen Playlists Ordnung und Empfehlungen geben Orientierung. Wir finden eine Praxis der Beschleunigung durch Skippen und Vorspulen neben der Suche nach Entschleunigung durch Rückzug in die begrenzte vertraute Vinyl-Sammlung. Der technische Wandel geht mit einer Transformation ästhetischer Praktiken der Musikrezeption einher.
About the author
Christian Rolle, Prof. Dr., Professor für Musikpädagogik an der Universität zu Köln. Arbeitsschwerpunkte: Musikalische Bildung und ästhetische Erfahrung, Sprechen über Musik, Transformation musikalischer Praxen durch Digitalisierung.
Literatur
Anderson, C. (2007): The Long Tail – der lange Schwanz. Nischenprodukte statt Massenmarkt. Das Geschäft der Zukunft. MünchenSearch in Google Scholar
Arditi, D. (2021): Streaming Culture. Subscription Platforms and the Unending Consumption of Culture. Bingley10.1108/9781839827686Search in Google Scholar
Bauman, Z. (1997): Flaneure, Spieler und Touristen. Essays zu postmodernen Lebensformen. HamburgSearch in Google Scholar
Benjamin, W. (1991): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Dritte Fassung). In: Gesammelte Schriften Bd. 1/2, hg. v. R. Tiedemann/H. Schweppenhäuser. Frankfurt/M., S. 471-508Search in Google Scholar
Bull, M. (2007): Sound Moves. iPod Culture and Urban Experience. LondonSearch in Google Scholar
BVMI (Bundesverband Musikindustrie e.V.) (2021): Musikindustrie in Zahlen 2020. Online verfügbar unter https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/06_Publikationen/MiZ_Jahrbuch/2020/BVMI_Musikindustrie_in_Zahlen_2020.pdf (letzter Abruf 2.10.2022)Search in Google Scholar
Clement, M./Kandziora, M. (2021): Studie zur Zukunft der Musiknutzung 2018-2021. Ergebnisse der siebten Stufe der Panel-Befragung. Online verfügbar unter https://www.hamburg.de/contentblob/15404670/89779dc1faa1a3bae6c0ffa8aa5325c4/data/detailanalysen-musiknutzung-7-welle.pdf(Zugriff am 2.10.2022)Search in Google Scholar
Dreiwes, M. (2021): „Sie können diese Überschrift in 5 Sekunden überspringen“. Zur Dialektik des Skippens. Online verfügbar unter https://philosophie-indebate.de/3900/indepth-shortread-sie-koennen-diese-ueberschrift-in-5-sekunden-ueberspringen-zur-dialektik-des-skippens/Search in Google Scholar
Eusterbrock, L./Godau, M./Haenisch, M./Krebs, M./Rolle, C. (2021): Von ‚inspirierenden Orten‘ und ‚Safe Places‘: die ästhetische Nutzung von Orten in der Appmusikpraxis. In: Hasselhorn, J./Kautny, O./Platz, F. (Hg.): Musikpädagogik im Spannungsfeld von Reflexion und Intervention. Münster, S. 155-172Search in Google Scholar
Franck, G. (1998): Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. MünchenSearch in Google Scholar
Goldstein, P. (1994): Copyright’s Highway. From Gutenberg to the Celestial Jukebox. New YorkSearch in Google Scholar
Hagen, A.N. (2015): The Playlist Experience. Personal Playlists in Music Streaming Services. In: Popular Music and Society, Vol. 38/5, S. 625-64510.1080/03007766.2015.1021174Search in Google Scholar
Han, B.-C. (2014): Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens. 9. Aufl. Bielefeld10.1515/transcript.9783839411575Search in Google Scholar
Hoffmann, M./Weber, R. (2009): Kulturindustrie – Vermasste Kultur – Jazz. In: Bähr, C./Bauschmid, S./Lenz, T./Ruf, O. (Hg.): Überfluss und Überschreitung. Die kulturelle Praxis des Verausgabens. Bielefeld10.1515/9783839409893-004Search in Google Scholar
Horkheimer, M./Adorno, Th.W. (1969): Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt/MSearch in Google Scholar
Hosokawa, S. (1984). The Walkman Effect. In: Popular Music, 4, S. 165-18010.1017/S0261143000006218Search in Google Scholar
Kassabian, Anahid (2013): Ubiquitous Listening. Affect, Attention, and Distributed Subjectivity. Berkeley10.1525/california/9780520275157.001.0001Search in Google Scholar
Kattenbeck, C. (2022): Beats. Bauen. Lernen. Dissertation Universität Siegen (im Erscheinen)Search in Google Scholar
Katz, M. (2004): Capturing Sound. How Technology has Changed Music. BerkeleySearch in Google Scholar
Manovich, L. (2009): The Practice of Everyday (Media) Life. From Mass Consumption to Mass Cultural Production? In: Critical Inquiry 35 (2), S. 319-33110.1086/596645Search in Google Scholar
Morris, J.W./Powers, D. (2015): Control, curation and musical experience in streaming music services. In: Creative Industries Journal 8 (2), S. 106-12210.1080/17510694.2015.1090222Search in Google Scholar
Rinsema, R.M. (2017): Listening in Action. Teaching Music in the Digital Age. Abingdon10.4324/9781315592558Search in Google Scholar
Rosa, H. (2005): Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt/MSearch in Google Scholar
Sterne, J. (2003): The Audible Past. Cultural Origins of Sound Reproduction. Durham10.1515/9780822384250Search in Google Scholar
Sun, H. (2019): Paradox of celestial jukebox: Resurgence of market control. In: Creative Industries Journal 12 (1), S. 105-12410.1080/17510694.2018.1554944Search in Google Scholar
Winkler, H. (1991): Switching, Zapping: ein Text zum Thema und ein parallellaufendes Unterhaltungsprogramm. DarmstadtSearch in Google Scholar
© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Das Überflüssige und die Überflüssigen
- Zur Phänomenologie und Ethik des Überflusses
- Luxus – Ein Streifzug
- Die Angeber
- Überfluss und Luxus
- Ein Fall von Geschmacksverlust
- Überflusswesen
- Supplements for Survival: On the Category of ‘Surplus of Impulses’ in Arnold Gehlen’s Anthropobiology
- Hyperbolik der Erfahrung
- Wie die Sonne sein
- Überfluss und Überdruss in der Musik
- Musik im Überfluss
- Wie bezeichne ich den Ehepartner?
- Autorinnen und Autoren
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Das Überflüssige und die Überflüssigen
- Zur Phänomenologie und Ethik des Überflusses
- Luxus – Ein Streifzug
- Die Angeber
- Überfluss und Luxus
- Ein Fall von Geschmacksverlust
- Überflusswesen
- Supplements for Survival: On the Category of ‘Surplus of Impulses’ in Arnold Gehlen’s Anthropobiology
- Hyperbolik der Erfahrung
- Wie die Sonne sein
- Überfluss und Überdruss in der Musik
- Musik im Überfluss
- Wie bezeichne ich den Ehepartner?
- Autorinnen und Autoren