Vom »Gesetz« zur »Form« Überlegungen zum epistemischen und methodologischen Status der Volkswirtschaftslehre / From »Law« to »Form«. Considerations about the epistemic and methodological status of economics
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Steffen W. Groß
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit grundlegenden Problemen des epistemischen und methodologischen Selbstverständnisses der Volkswirtschaftslehre. Die Kernthese ist dabei, dass die Volkswirtschaftslehre als Kulturwissenschaft angesehen wird und dass daher als ihr zentraler Gegenstand das wirtschaftliche Handeln des Menschen zu gelten habe. Es stellt sich sodann die Frage, wie dieses Handeln adäquat erfasst und dargestellt werden kann. In diesem Zusammenhang erfolgt eine kritische Würdigung behavioristischer Ansätze. Im Ergebnis dessen scheint die Notwendigkeit auf, die Differenz von Handeln und Verhalten deutlicher als bisher wahrzunehmen und zu beachten. Denn das Besondere am Handeln, das behavioristische Ansätze in der Regel nicht in den Blick nehmen können, liegt darin, dass Handeln immer auf der Basis einer symbolischen Repräsentation ausgeführt wird. Vorausliegendes Wissen von der Wirtschaft und vom Wirtschaften wird dabei selbst zum Bestandteil unseres Handelns. Schließlich wird die Behandlung des Themas auf die Frage hin zugespitzt, ob der weithin vertretene Anspruch der Volkswirtschaftslehre, eine sog. Gesetzeswissenschaft zu sein, haltbar ist. Unter Rückgriff auf Arbeiten Ernst Cassirers zur Wissenschaftstheorie der Kulturwissenschaften wird statt der Fixierung auf Gesetze für ein Denken in Formen und Ordnungen plädiert und der Vorschlag zur Diskussion gestellt, die Volkswirtschaftslehre als Formwissenschaft anzusehen und zu betreiben.
Summary
This paper is concerned with fundamental epistemic and methodological issues in economics. Its core argument is that economics should be conceived and understood as a part of the humanities: that is, a part of the broad study of man, and of academic endeavour that seeks to explain both individual and social action. It raises the central question of how human action can be adequately perceived and conceptualised in economics, and views critically the behavioural approach, which is currently quite prominent. One of the shortcomings of behavioural economics is that it does not distinguish clearly enough between behaviour and action. It consequently overlooks, or at least underplays, the symbolic representations that underlie all human action. In elucidating this theme the paper questions the naturalistic approach to economics, and also the discipline’s pretensions to be, like physics, a predictive science. With recourse to the works of Ernst Cassirer in the field of philosophy and logic of the humanities, this paper argues for an approach to economics that eschews the traditional stress on determining and defining laws, and instead interprets economics as a symbolic form of thought, through which the human world is both created and can be understood.
© 2011 by Lucius & Lucius, Stuttgart
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