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Europäische Union: Erweiterung cum Vertiefung? Erweiterung versus Vertiefung! / European Union: Enlarging cum Deepening? Enlarging versus Deepening!

  • Wolf Schäfer
Published/Copyright: May 11, 2016
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Zusammenfassung

Die Politik der EU, die Gemeinschaft zu erweitern und zugleich institutionell zu vertiefen, ist nicht zukunftsfähig, wenn und weil angesichts des bestehenden trade-offs zwischen Erweiterung und Vertiefung die steigenden Heterogenitätskosten die Skalenerträge der Erweiterung übersteigen. Eine Vertiefungsstrategie, die sich in zunehmender Zentralisierung und Harmonisierung von Politikfeldern in der EU dokumentiert, erhöht die Heterogenitätskosten der Gemeinschaft. Diese müssen aber, soll die EU anhaltend erweitert werden, sinken, damit die Skalenerträge dominieren. Dies impliziert eine institutionelle Arbeitsteilung innerhalb der EU, die dem Subsidiaritätsprinzip in bezug auf nationale oder gar regionale Politikzuständigkeiten verstärkt Geltung verschafft. Damit sind institutionelle Konsequenzen der Dezentralisierung für die Gemeinschaft verbunden.

Mit jeder Erweiterungsrunde entwickelt sich die EU endogen in die Richtung eines Integrationsraumes kompetitiver überlappender Jurisdiktionen unterschiedlicher Integrationsgeschwindigkeiten, die die Heterogenitätskosten der Erweiterung dadurch reduzieren, daß sie den heterogenen Bürgerpräferenzen innerhalb der EU entgegenkommen. Mit anderen Worten: Jede Erweiterung ist ein Schritt zu notwendigerweise mehr Dezentralisierung und führt weg zur Finalität einer mehr denn weniger zentralisierten EU. Es existiert eine inhärente Tendenz zur stärkeren Fokussierung des Integrationsprozesses auf die zentrale wohlstandsmehrende Basis der EU: den freihändlerischen Integrationsraum des Binnenmarktes.

Summary

The EU policy of enlargement through the accession of new members while at the same time persuing the institutional deepening of the Union will prove unsustainable if and because, in the trade-off between the costs and benefits of expanding integration areas, the rising costs of heterogeneity exceed the economies of scale generated by enlargement. A deepening strategy in the sense of the centralisation and harmonisation of an increasing number of policy fields, together with the extension of powers granted to the Community institutions that is inherent in such a policy, raises the heterogeneity costs of enlargement. Yet these costs must be lowered so that in spite, or because, of the EU`s inclination towards further enlargement the economies of scale gained by enlargement may dominate. However, this means counteracting the extension of Community institutions` activities into fields of policy, in accordance with the subsidiarity principle, are a matter of national or regional responsibility.

With every round of enlargement, the EU would then grow closer to an endogenously self-decentralising integration area and develop towards a structure of competing overlapping jurisdictions that reduce the heterogeneity costs caused by enlargement because they have a high level of proximity to citizens` preferences. Accordingly, every enlargement would mean the EU moving further away from the finality of a more rather than less centralised construction. There seems to be an inherent tendency to focus more and more on the wealth-increasing effects attributable to the free trade area of the Internal Market.

Online erschienen: 2016-5-11
Erschienen im Druck: 2007-1-1

© 2007 by Lucius & Lucius, Stuttgart

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  1. Vorwort
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  32. Ökonomische Überlegungen zur Entstehung von Demokratie
  33. Kurzbesprechungen
  34. Personenregister
  35. Sachregister
  36. Anschriften der Autoren
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