Klaus Brinker, Steffen Pappert, Hermann Cölfen (2024): Linguistische Textanalyse – Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 10., neu bearbeitete Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag. [Grundlagen der Germanistik. Bd. 29] 200 S., ISBN 978 3 503 23861 3.
Rezensierte Publikation:
Klaus Brinker, Steffen Pappert, Hermann Cölfen ( 2024 ): Linguistische Textanalyse – Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 10., neu bearbeitete Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag. [Grundlagen der Germanistik. Bd. 29] 200 S., ISBN 978 3 503 23861 3.
Die mittlerweile 10. Auflage dieses Werkes blickt auf eine erfolgreiche Geschichte zurück, die bis in das Jahr 1985 reicht. Allein schon die Auflagenzahl spricht für sich. Konzipiert ist diese bewährte Einführung als Einstiegsbuch in textlinguistische Problemfelder und Fragestellungen.
Was ist alt und was neu bei der 10. Auflage? Beibehalten wurden die Systematik und Anwendungsbezogenheit. Lediglich der Text ist an einzelnen Stellen konkretisiert worden und auch auf neue Entwicklungen innerhalb der Textanalyse wurde aufmerksam gemacht. Zudem wird auf neuere Forschungsarbeiten verwiesen.
Welche Themenfelder behandelt das Buch?
Insgesamt wird angestrebt, den grammatisch-thematischen Aufbau, aber auch die kommunikativen Funktionen an konkreten Texten zu erläutern. Dabei geht es sowohl um textproduktive bzw. textkonstitutive als auch textrezeptive Mechanismen. Dass damit die studentische Textkompetenz verbessert werden soll, leuchtet ein. Der Fokus liegt insgesamt auf der anwendungsbezogenen Darstellung des textlinguistischen Beschreibungsapparates. Dabei arbeitet das Buch sinnvollerweise mit der Dichotomie „Textstruktur“ und „Textfunktion“ und deren Beziehungsgeflechten.
Welchem Aufbau folgt diese Einführung?
Gegliedert ist das Buch in sechs Kapitel. Begonnen wird mit der Beschreibung des Gegenstandsbereichs der Textgrammatik, nämlich dem Text. Hier nehmen die Autoren zunächst die alltagssprachliche Perspektive ein, bevor die linguistische zur Diskussion steht. Dabei werden der sprachsystematisch ausgerichtete sowie der kommunikationsorientierte Textbegriff als komplementäre Konzeptionen erläutert, aus denen Brinker vormals den integrativen entwickelte. Danach werden unterschiedliche Ansätze vorgeführt, mit denen man die Textstruktur analysieren kann. So geht es um Textkohärenz, Formen von Wiederaufnahmen und Themenentfaltungen sowie um neue Entwicklungen in Sachen Text und Hypertext. Im Anschluss verlassen die Autoren die strukturell-thematische Ebene, um sich der funktionalen Ebene zuzuwenden. Hierbei erfolgt der unweigerliche Brückenschlag zur Pragmatik, ohne die eine sinnvolle Textlinguistik nicht agieren kann. Es werden verschiedene nützliche Klassifikationsansätze und Modelle vorgestellt. Demzufolge dürfen das Organon-Modell und die darauf fußende Sprechakttheorie nicht fehlen. Kapitel 5 ist der Analyse von Textsorten gewidmet, zum einen im alltagssprachlichen, aber zum anderen auch im linguistischen Kontext. Das letzte Kapitel fasst die Kategorien und Kriterien der Textanalyse zusammen und gibt eine hilfreiche Übersicht über die einzelnen Analyseschritte. Positiv anzumerken ist, dass an den Kapitelenden eine optisch ins Auge fallende jeweilige Zusammenfassung gegeben wird, die den Lesern noch einmal konzise den Kapitelinhalt rekapituliert. Weiterführende Literaturtipps fügen sich ferner daran an.
Was zeichnet dieses Werk aus?
Was diese Einführung auszeichnet, ist ihr gut lesbarer, nicht zu theoretischer Stil. Verständlich und anschaulich werden textgrammatische Phänomene erklärt, ohne aber den Bezug zum aktuellen Forschungsdiskurs vermissen zu lassen. Zumeist in den Fußnoten werden diesbezügliche tiefergehende Erläuterungen gemacht, die auch auf vertiefende Literatur verweisen. Den Autoren gelingt es, die Textanalysen so zu beleuchten, dass Studenten nach der Lektüre über ein Analyseinstrumentarium verfügen, mit dem sie Texte erforschen und beschreiben können. Exemplarische Analysen machen Theoretisches transparent. Zudem regen die Literaturhinweise zur weiteren Forschung an. Schließlich ermöglicht das Sachregister den enzyklopädischen Zugriff auf Begrifflichkeiten, Theorien und Modelle der textorientierten Sprachwissenschaft.
Alles in allem gelingt es dem Buch, die textlinguistische Vielschichtigkeit anschaulich zu zeigen. Es sollte in Zukunft diesem Konzept treu bleiben und auch an Umfang nicht zulegen. Mindestens zwei Ziele erreicht diese Einführung. Zum einen führt sie in Grundbegriffe und Methoden des Fachgebietes ein. Zum anderen gibt sie den Studierenden ein Analyseinstrumentarium an die Hand, mit denen sie Texte linguistisch erschließen können. Sämtliche textgrammatische Untersuchungsraster kann und will das Werk nicht aufzeigen.
© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
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