Zusammenfassung
Die Ableistung eines Wehr- oder Zivildienstes kann als „Naturalsteuer“ interpretiert werden. Folglich lässt sich die praktizierte Heranziehung zu einem dieser Dienste nach Kriterien der Steuergerechtigkeit beurteilen. Seit Einführung der Wehrpflicht in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1957 haben nur 40 bis 70 % eines Jahrganges einen Wehr- oder Zivildienst geleistet. Damit gibt es einen beachtlichen Anteil an jungen Männern, die durch ein Nicht-Ziehen Vorteile haben, weil bei ihnen z. B. die implizite Einkommensteuer entfällt, die bei Ableistung eines Wehroder Zivildienstes entsteht. Mit den Mikrodaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) wird untersucht, welche makro-strukturellen und individuellen Faktoren eine Heranziehung zu Wehroder Zivildienst beeinflussen. Neben der Jahrgangsstärke und der Zunahme an Kriegsdienstverweigerung hat insbesondere das Bildungsniveau der jungen Männer einen erheblichen Einfluss. So haben Abiturienten jüngerer Geburtskohorten gegenüber Real- und Hauptschulabsolventen eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, einen Dienst zu leisten. Umgekehrt scheinen Arbeitslose den Dienst als berufliche Chance zu begreifen.
Summary
This paper conceptualises military service and alternative service as a tax. Thus making it possible to evaluate the practice of conscription for basic military or alternative service using the criterions of tax equity. In Germany due to various factors such as disabilities or lack of placements, only 40 to 70 % of a male birth cohort have completed one or the other service, giving a substantial portion of the population a number of advantages. In contrast to many countries, conscientious objection has become common and relatively easy in Germany in the last two decades, making it necessary to take into consideration both types of service in issues of fairness. We use the German Socio-Economic Panel (GSOEP) for testing individual and macro structural fac tors as determinants of serving. We found especially strong effects arising from birth cohort size, increases in conscientious objection and differences in educational level. Persons with a general qualification for a university entrance have a much higher probability of serving compared with persons with a lower degree in the youngest cohorts. Interestingly, this was not the case throughout time.
© 2003 by Lucius & Lucius, Stuttgart
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