Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung Mitbegründet von Engelbert Plassmann. Hermann Rösch, Jürgen Seefeldt, Konrad Umlauf. – Wiesbaden: Harrassowitz, 2019. XIV, 330 Seiten, 46 Tabellen. 3., neu konzipierte und aktualisierte Auflage unter Mitarbeit von Albert Bilo und Eric W. Steinhauer. ISBN 978-3-447-06620-4 (gebunden), ISBN 978-3-447-19886-8 (E-Book-PDF), 39,80 Euro
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Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung Mitbegründet von Engelbert Plassmann. Hermann Rösch, Jürgen Seefeldt, Konrad Umlauf. – Wiesbaden: Harrassowitz, 2019. XIV, 330 Seiten, 46 Tabellen. 3., neu konzipierte und aktualisierte Auflage unter Mitarbeit von Albert Bilo und Eric W. Steinhauer. ISBN 978-3-447-06620-4 (gebunden), ISBN 978-3-447-19886-8 (E-Book-PDF), 39,80 Euro

Die Autoren Hermann Rösch, Jürgen Seefeldt und Konrad Umlauf legen eine „neu konzipierte und aktualisierte“ 3. Auflage des nun schon „klassischen“ Überblickswerks „Bibliotheken und Informationsgesellschaft“ vor. „Mitbegründet von Engelbert Plassmann“ halten wir hiermit den Nachfolger der 1. Auflage von 2006, der 2. Auflage von 2011 und auch der englischen Ausgabe von 2014 in Händen.
An dieser 3. Auflage sind als Mitarbeiter ausdrücklich Albert Bilo (verantwortet die Abschnitte 6.5 und 6.6) und Eric W. Steinhauer (verantwortet 4.2 „Die Rechtsstellung der Bibliotheken“ S. 64/83, etwas ausführlichere Darstellung als in der 2. Auflage S. 86/104) genannt. Fast alle der genannten Autoren und Bibliothekare sind inzwischen im Ruhestand. Übrigens: „Auf Karten wird in der 3. Auflage verzichtet“ (S. XII) – leider.
Die hilfreichen Literaturhinweise (natürlich nur eine Auswahl) sind erfreulicherweise gemäß den Kapiteln der Abhandlung gegliedert und umfassen immerhin die Seiten 291/307.
„Die Absicht der Verfasser ist es, mit diesem Werk neue Wege zu gehen und neue Wege aufzuzeigen“, heißt es programmatisch auf S. 4 (3. Aufl., ebenso bereits S. 5, 1. Aufl.). Dank des Erfolges dieses Vorgehens sind die Wege inzwischen nicht mehr so neu und doch wohl nicht ganz ausgeschritten. Denn in die historische Betrachtung fließt eine deutlich soziologisch geprägte Perspektive ein, „die Anleihen bei der Systemtheorie Luhmannscher Prägung nicht verleugnet“ (S. 1, 3. Aufl., ebenso bereits S. 2, 1. Aufl.). Doch ist kaum zu übersehen, dass z. B. N. Luhmann auch im Register der vorliegenden 3. Auflage nicht vorkommt und lediglich zwei seiner Schriften im Literaturverzeichnis (S. 296, 3. Aufl.) genannt werden.
Zur fortlaufenden Aktualisierung des Werkes wird bereits im Vorwort 2011 festgehalten: „Die Überarbeitung führte den Autoren nachhaltig vor Augen, wie viele noch 2006 zutreffende Detailaussagen geändert oder ergänzt werden mussten“.
Selbstverständlich gilt dies auch und erst recht für die 3. Auflage. Hier heißt es (S. 286, vgl. natürlich S. XI): „Die Absicht der Autoren war es, die weitere Rolle der Bibliotheken in der Informationsgesellschaft zu beschreiben (...) mussten die Autoren methodisch und argumentativ neue Wege eingeschlagen“ (sic). (Ein ähnlich netter Fehler findet sich S. 319 beim Leibnitz (!)-Informationszentrum bzw. auch Anglo American Cataloguing Rules ohne Bindestrich bei „Abkürzungen“ bzw.im Register mit Bindestrich.) Beibehalten ist nun auch in der Neuauflage die bewährte Gliederung, lediglich Abschnitt 4: Ethische und rechtliche Rahmenbedingungen ist erfreulicherweise neu eingeführt.
Schwerpunkte des Werkes bilden somit: Struktur des Bibliothekswesens, ethische Fragen, der Überblick über die Bibliotheken in Deutschland, Netze und Kooperationen (der umfangreichste Abschnitt des Buches S. 123/172), Normen und Richtlinien, Management und Dienstleistungen. Hilfreich ist auch, dass jeder Abschnitt mit einem „Ausblick“ abgeschlossen wird.
Inhaltlich wird weitgehend und gelungen aktualisiert auf dem Stand am Ende der „Zehnerjahre“. Allerdings wird leider kaum auf eine Komponente der Bibliotheksarbeit eingegangen, die von gleichbleibender bzw. zunehmender Bedeutung ist, das Ausstellungswesen (der Begriff Ausstellung ist nicht einmal im Register eingetragen): Die Bemerkung „Ausstellungen von Zimelien aus dem Bestand“ (S. 251) beschreibt das Ausstellungswesen der Bibliotheken gewiss nur partiell. Zumal es ein Fachbuch zu diesem Thema gibt: Praxishandbuch Ausstellungen in Bibliotheken / Mit einem Geleitwort von Barbara Lison, Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, dbv, Herausgegeben von Petra Hauke. – Berlin/Boston: deGruyter/Saur, 2016; 453 S.
In der Tabelle 3 fehlen die Schulungsangebote und Veranstaltungen, die vielfältig von Bibliotheken angeboten werden. Auch die Bedeutung der Bibliothek als Kommunikationsort fehlt an dieser Stelle. Und betreffs der Ausbildung als Kernaufgabe von Bibliotheken vermeint man bei einer Aussage wie „Die lange als inhaltlich veraltet kritisierte Referendarausbildung (...) an der Bayerischen Bibliotheksschule München modernisiert sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit aktuellen Inhalten und didaktisch zukunftsweisend (...) neu eingerichtet“... (3. Aufl., S. 271 f.) beinahe die Autoren zu hören, wie sie um eine Formulierung ringen.
Was wirklich vermisst wird beim Blick auf den „ungebremst wachsenden Informationsbedarf“ (S. 123) ist ein Blick auf das Archivwesen, dem lapidar nachgesagt wird, es bestehe hier „kein systematisch geplanter oder planbarer Bestandsaufbau“ (S. 10) (verstreut genannt z. B. 24 f., 28, 39, 67, 79) bzw. auf den Museumsbereich (verstreut genannt z. B. 25, 39, 79) und die Verbindungen zur Bibliothek, beginnend (auch nicht genannt im Register) mit den jeweiligen Archiv- bzw. Museumsbibliotheken.
Sehr wichtig und hilfreich sind übrigens weiter die Liste „Institutionelle Internet-Adressen“ (S. 308/313) und die Verzeichnung von „Abkürzungen“ (S. 314/319).
Von besonderer Bedeutung für ein derartig umfassendes Werk wie das vorliegende Buch ist natürlich das – durchaus umfangreiche – „Register“ (S. 320/329), das noch einige Beobachtungen verdient. Zur Struktur: Mehrfach finden sich Doppelnachweise, z. B. DDC neben Dewey-Dezimalklassifikation; Karlsruher Virtueller Katalog neben KVK: Mit jeweils denselben Seitenangaben. (Die je ausgeschriebene Form findet sich auch bei den „Abkürzungen“.). Daneben wird auch durch Siehe-Verweisungen geordnet, z. B. öB siehe Öffentliche Bibliothek.
Ergänzungen wären häufig bei im Register genannten Begriffen anzubringen: z. B. RFID zu 219 auch 56, 140; i Leibniz-Gemeinschaft zu 86, 88 auch 240; subito zu 221 auch 242; Vermisst werden Registereintragungen zu wichtigen und aktuellen Themen; z. B. Digital Humanities 78 (nur sehr wenige Beispiele!)
Alles in allem: Die Prinzipien der Registererstellung sind nicht wirklich zu erkennen, das Register wirkt „spontan“ zusammengestellt und dies mindert natürlich seinen Wert. Im Ergebnis können sich Leser und Leserinnen nicht darauf verlassen, dass die im Register angegebenen Seiten vollständig sind oder überhaupt nur die wesentlichen Stellen zum gesuchten Thema umfassen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Bibliothek in den gesamtgesellschaftlichen Kontext gestellt wird. Themenstellungen nach dem woher und wohin schaffen ein Grundverständnis für die Möglichkeiten, die Bibliotheken (als dynamische Institutionen S. 2) bieten und ihren Wert in der Gesellschaft beschreiben. Damit ist die 3. Auflage ein Werk für alle, die in das Thema wissenschaftliche Bibliothek einsteigen möchten. Aber auch die öffentlichen Bibliotheken – entsprechend der mitteleuropäischen Tradition und eigener Sektion im DBV – werden berücksichtigt, allerdings in eher verstreut wirkenden (S. 38, 48, 65, 66, 67, 86 f., 90, 93, 112/122, 135, 138, 140,151 f., 224 f., 228 f. nur als allgemeine Beispiele) Absätzen und Bemerkungen, die mühsam zu suchen sind.
Die Kernthemen des Werkes stellen einen wesentlichen und aktuellen Beitrag zur Situation des deutschen Bibliothekswesens dar und sind in der Regel auch Gegenstand der Hochschullehre. Das Werk erweist sich damit auch als bestens geeigneter Studienbegleiter – wie es das jeweilige Vorwort bereits als ein Ziel angegeben hat.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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