Home Digital Business Management – eine neue Studienrichtung im Bachelor of Science in Information Science
Article Publicly Available

Digital Business Management – eine neue Studienrichtung im Bachelor of Science in Information Science

  • Armando Schär

    Prof. Armando Schär ist studierter Wirtschaftswissenschaftler (Informations-, Medien- und Technologiemanagement, Universität St. Gallen) und diplomierter Wirtschaftspädagoge. Als Studienleiter verantwortet er das Bachelor Studienangebot Digital Business Management an der Fachhochschule Graubünden.

    EMAIL logo
Published/Copyright: October 10, 2020

Digital Business Management – ein Spin-off des Bachelor Studiengangs Informationswissenschaft

Die digitale Transformation führt zu einem eklatanten Fachkräftemangel in der Wirtschaft. Das Bachelor-Studium der Informationswissenschaft bietet eine ideale Ausgangslage, um auf diesen Umstand einzugehen und Fachkräfte für die Digitalwirtschaft auszubilden. Unter Nutzung dieser Synergien wurde im Jahr 2016 die neue Studienrichtung Digital Business Management eingeführt, mit der eine erweiterte Zielgruppe Studierender angesprochen werden konnte. Der Aufbau des Studiums wurde, ausgehend von informationswissenschaftlichen Kompetenzen, auf spezifische Bedürfnisse digitaler Projekte in der Schweizer Digitalwirtschaft ausgerichtet. So ersetzten Module rund um E-Business Management, Innovationsmethodik, Projektmanagement und Entrepreneurship vertiefende Inhalte aus dem informationswissenschaftlichen Studium. Rund 200 Studierende werden derzeit in dem Studienangebot ausgebildet. In den ersten vier Jahren des Programmes wurden über 60 Studierendenprojekte mit Unternehmenspartnern umgesetzt. Die ersten Absolventinnen und Absolventen des Programms des Abschlussjahrs 2019 wurden sehr gut vom Arbeitsmarkt angenommen.

Weiterentwicklung 2020

Zum Start des Herbstsemesters 2020 wurde im Zusammenhang mit der Selbstständigkeit der Fachhochschule Graubünden eine weitreichende Curriculumsreform umgesetzt. Der bisher recht starr vorgegebene Lernpfad wurde flexibilisiert. Von bisher vier Wahlpflichtmodulen belegen die Studierenden nun dreizehn Wahlpflichtmodule in ihrem Studium. Dabei können sie aus drei neuen Schwerpunkten auswählen. Dieser Ausbau des Studienganges erlaubt es, besser auf die Bedürfnisse der digitalen Wirtschaft einzugehen und den Studierenden ein individuelles Studium anzubieten. Auch weiterhin sind mit mindestens 66 ECTS viele Überschneidungen mit dem Bachelor Studium Informationswissenschaft vorhanden.

Neue Schwerpunkte

Der Schwerpunkt User Experience befasst sich mit den Bedürfnissen von Nutzenden, deren Erhebung und deren Umsetzung in digitalen Lösungen. Dabei werden Konzepte und Prototypen erstellt und in Usability-Evaluationen auf ihre Nutzerfreundlichkeit hin getestet. In den vielseitigen Modulen aus dem Schwerpunkt Digital Innovation widmen sich Studierende dem Umgang von Unternehmen mit der Digitalisierung. Sie beschäftigen sich unter anderem damit, Projekte agil zu leiten, Online-Marketingmaßnahmen gezielt einzusetzen sowie Innovationsmanagement-Methoden wie Design Thinking anzuwenden. In einem sich so schnell entwickelnden Umfeld wie der Digitalisierung müssen Fachkräfte up-to-date bleiben und sich deshalb im Studium technische Mitsprachekompetenz erwerben. Im Schwerpunkt Information Technology erlernen die Studierenden deshalb IT-Grundlagen und entwickeln ein grundlegendes Verständnis für den Software-Entwicklungsprozess, um bei digitalen Projekten die Führung von Fachkräften zu übernehmen.

Der Studiengang befähigt, aktuelle Trends und digitale Geschäftsmodelle zu analysieren und zu bewerten, innovative E-Business Lösungen zu konzipieren und deren Umsetzung zu begleiten sowie digitale Projekte zu leiten und zu koordinieren.

Abbildung 1 Studienschwerpunkte Digital Business Management.
Abbildung 1

Studienschwerpunkte Digital Business Management.

Kompetenzziele und Berufsbilder

Das Studienangebot orientiert sich an den in der Wirtschaft geforderten Berufsprofilen rund um die Konzeption, Beratung und Leitung digitaler Projekte. Der rasante Fortschritt der Digitalisierung verlangt Unternehmen große Anstrengungen ab. So müssen alle Kunden-Interaktionen auf die Ausweitung auf digitale Kanäle überprüft werden. Daraus resultierende Digitalisierungsprojekte führen zu weitreichenden Prozessanpassungen. Dies bedingt nicht nur spezifisch ausgebildete Konzepterinnen und Konzepter, sondern bei der Projektleitung auch neue Leitungs- und Koordinationsmethoden, um digitale Projekte in einem dynamischen Umfeld erfolgreich durchführen zu können. Insbesondere die große Überschneidung von Anforderungen an das Nutzererlebnis, die Nutzung neuster Informationstechnologien und Konzeptions- und Umsetzungsmethoden erfordern die spezifische Ausbildung dafür geeigneter Berufsprofile:

Einsatzbereiche in der Praxis

Digitale Geschäftsprozesse und junge Unternehmen mit neuartigen, disruptiven Geschäftsmodellen verändern zurzeit die Wirtschaft auf rasante Art und Weise. Unternehmen investieren in die Digitalisierung und sind auf spezifisch ausgebildete Fachkräfte angewiesen, die mit der Entwicklung Schritt halten und Unternehmen in das digitale Zeitalter begleiten können. Während vor wenigen Jahren bei den Unternehmen vor allem die Kostenreduktion durch die Schaffung von Kundenportalen im Fokus stand („hier können Sie Ihre Fragen online stellen, bitte rufen Sie uns nicht mehr über die Hotline an...“), wird heute versucht, neben Kostenersparnissen, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden möglichst einfach, orts- und geräteunabhängig zu erfüllen. Eines der vielen Beispiele sind die Bestrebungen der Schweizerischen Bundesbahnen bis 2023 die Hälfte der Tickets über die Smartphone App zu vertreiben. Neuartige und innovative Dienste erleichtern Kundinnen und Kunden den Alltag weit über die schon länger etablierten Online Shops hinaus. Beispiele, wie die Schweizer Bezahlapplikation Twint (ein Joint-Venture diverser Schweizer Banken) oder der Abschluss von Online Versicherungen und Hypotheken, gibt es bereits viele.

Ausblick

Mit dieser Weiterentwicklung des Studiengangs Informationswissenschaft werden zentrale Elemente eines informationswissenschaftlichen Studiums auf Unternehmensbedürfnisse der digitalen Transformation angewandt. Die ersten Absolventinnen und Absolventen starteten ihre Karriere im Herbst 2019. Ihre Rückmeldungen werden Einfluss auf die nächste Curriculumsreform haben. Durch die stärkere Gewichtung der Wahlpflichtmodule können künftig einfacher Anpassungen am Curriculum vorgenommen werden, indem das Angebot an Wahlpflichtmodulen gezielt gesteuert wird. Um mit der schnellen Entwicklung der digital getriebenen Wirtschaft mitzuhalten und die passenden Kompetenzen auszubilden, wird mit einem agilen Studiengang auf die agile Wirtschaft reagiert.

Zum Studienprogramm: www.fhgr.ch/dbm

Deskriptoren: Wirtschaft, Digitalisierung, Management, Studium, Digital Business Management, Schweiz

Über den Autor / die Autorin

Prof. Armando Schär

Prof. Armando Schär ist studierter Wirtschaftswissenschaftler (Informations-, Medien- und Technologiemanagement, Universität St. Gallen) und diplomierter Wirtschaftspädagoge. Als Studienleiter verantwortet er das Bachelor Studienangebot Digital Business Management an der Fachhochschule Graubünden.

Online erschienen: 2020-10-10
Erschienen im Druck: 2020-10-06

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Articles in the same Issue

  1. Frontmatter
  2. Frontmatter
  3. Editorial
  4. Das Schweizer Institut für Informationswissenschaft (SII)
  5. Studiengang
  6. Der Bachelor of Science in Information Science
  7. Digital Business Management – eine neue Studienrichtung im Bachelor of Science in Information Science
  8. Master of Science in Business Administration − Major Information and Data Management
  9. Weiterbildung am SII – Eine fast dreißigjährige Erfolgsgeschichte
  10. Bibliothek
  11. Zur Nutzung des Raumes in Wissenschaftlichen Bibliotheken
  12. Medizinischer Bibliothekar
  13. Auf dem Weg zum ersten Postgraduiertenkurs für Medical & Health Librarianship
  14. Datenmanagement
  15. Einsatz von Linked Data in Archivinformationssystemen – Chancen und Herausforderungen
  16. Das erweiterte Potenzial von Bildungsdaten
  17. Langzeitarchivierung
  18. Wie digitalisiert man Bilder mit Blick auf die digitale Langzeitarchivierung?
  19. Informationsverhalten
  20. Das Usability Lab am Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft
  21. „Geld ist nicht alles“ – Motive des Datenteilens in den USA und der Schweiz
  22. Datenanalyse
  23. Optimierung von Unternehmensbewertungen durch automatisierte Wissensidentifikation, -extraktion und -integration
  24. Allergiedaten Analysieren
  25. Simulation
  26. Numerische Simulation – von der Formel zum bunten Bild
  27. Informationen
  28. Informationen
  29. Buchbesprechung
  30. Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung Mitbegründet von Engelbert Plassmann. Hermann Rösch, Jürgen Seefeldt, Konrad Umlauf. – Wiesbaden: Harrassowitz, 2019. XIV, 330 Seiten, 46 Tabellen. 3., neu konzipierte und aktualisierte Auflage unter Mitarbeit von Albert Bilo und Eric W. Steinhauer. ISBN 978-3-447-06620-4 (gebunden), ISBN 978-3-447-19886-8 (E-Book-PDF), 39,80 Euro
  31. Tagungsbericht
  32. Informationskompetenz und Demokratie (IDE): Bürger, Suchverfahren und Analyse-Algorithmen in der politischen Meinungsbildung
  33. Nachrichten
  34. Nachrichten
  35. Aus der DGI
  36. Aus der DGI
  37. Terminkalender 2020
  38. Terminkalender 2020/2021
Downloaded on 14.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/iwp-2020-2110/html
Scroll to top button