Erneut in eigener Sache
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Kai Bremer
Das Internationale Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur hat sich seit seiner Gründung 1975 und dem Erscheinen des ersten Jahrgangs 1976 immer wieder bemüht, nicht nur einschlägige Aufsätze, Themenschwerpunkte und Dokumentationen zu publizieren, sondern auch Entwicklungen des Faches zu diskutieren und zu kommentieren. Vor diesem Hintergrund haben sich die fünf Herausgeberinnen und Herausgeber über die weitere Entwicklung des Archivs verständigt. Wir waren uns rasch einig, dass in der Zeitschrift zukünftig noch intensiver als bisher diskutiert werden soll, welchen Status der literaturwissenschaftlichen Sozialgeschichte sowie der Literatursoziologie im Fach zukommen kann und soll.
Als im Herbst 2022 Steffen Martus und Carlos Spoerhase die Studie Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften veröffentlichten, sahen wir darin eine ideale Gelegenheit, um unserem Vorhaben Nachdruck zu verleihen. Das gilt zumal, da in Geistesarbeit u. a. der Mitbegründer des IASL, Friedrich Sengle, im Fokus der Analyse steht. Deswegen baten wir renommierte Kolleginnen und Kollegen um Statements zu dieser Studie. Julika Griem und Paul Fleming sind unserer Einladung gefolgt, ihre Stellungnahmen sind auf den folgenden Seiten zu lesen.
Mit der Publikation der beiden Artikel geht zugleich die Aufforderung an die scientific community einher, dem IASL weitere Debattenbeiträge und konzeptionelle Artikel vorzuschlagen. In den Geistes- und zumal in den Literaturwissenschaften wird immer wieder über vermeintliche und reale Krisen reflektiert und räsoniert. Wir möchten uns dem nicht anschließen und auf diesem Weg stattdessen alle interessierten Kolleginnen und Kollegen einladen, die weitere Entwicklung der literaturwissenschaftlichen Sozialgeschichte und Literatursoziologie mit uns zu gestalten. Julika Griem und Paul Fleming danken wir dafür, dass sie sich auf unseren Vorschlag, Geistesarbeit kritisch zu diskutieren, eingelassen haben. Beide haben dadurch – so bleibt zu hoffen – einen wichtigen Baustein zur weiteren Debatte über die Bedeutung der literaturwissenschaftlichen Sozialgeschichte sowie der Literatursoziologie geliefert.
Walter Erhart hat vor einem Jahr (vgl. IASL 47 [2022], S. 1‒8) die bisherige Arbeit der Zeitschrift Revue passieren lassen und dargelegt, wie die Redaktion zukünftig arbeiten wird. Maximilian Benz hat den Jahrgang 23 (vgl. IASL 48 [2023], S. 1 f.) mit der Zusicherung eröffnet, dass das IASL sich auch weiterhin der gesamten deutschen Literaturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart verpflichtet fühlt. Das vorliegende Editorial schließt diese Selbstverortungen ab und blickt zugleich mit der hier vorgenommenen Einladung zur weiteren Diskussion voller Erwartung auf das in den Jahren 2025 und 2026 zu feiernde fünfzigjährige Jubiläum der Gründung und des ersten Jahrgangs des Internationalen Archivs für Sozialgeschichte der deutschen Literatur.
Berlin, im Juni 2023Kai Bremerim Namen aller Herausgeberinnen und Herausgeber
© 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Frontmatter
- Erneut in eigener Sache
- Forschungsdiskussion
- Geistesarbeit als Moderationskunst
- Reading for the Gesture
- Warum Schreiben nicht gleich Prosa ist
- Schwerpunkt: Literaturwissenschaft und Geschlechterforschung
- Literaturwissenschaft und Geschlechterforschung – Einleitung
- Schreibende Frauen zwischen Ausschluss, Teilhabe und Sichtbarkeit
- Durchkreuzte Länder, verschobenes Begehren
- Gender-queere Perspektiven auf Raum-Zeit-Konstellationen in der Literatur: Virginia Woolfs Orlando
- Stimme, Name, Geschlecht.
- Das Ich in der Geschlechterforschung
- Schwerpunkt: Postmigrantische Perspektiven in der Peripherie
- Einleitung: Postmigrantische Perspektiven in der Peripherie
- Literarisches Schreiben post Hanau
- Problemzone Ostdeutschland
- Nach der Coolness
- Die ‚Normalität‘ der Provinz
- Ewig Peripherie?
- Identität und Perspektive
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