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Frieden mit Russland?! Friedensvorstellungen in der extrem rechten Telegram-Szene Sachsens

  • Johannes Kiess

    Johannes Kiess ist stellvertretender Direktor des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts für Demokratieforschung an der Universität Leipzig und PostDoc am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität Siegen.

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    , Michael Zichert

    Michael Zichert ist Student im Master Digital Humanities an der Universität Leipzig.

    und Gideon Wetzel

    Gideon Wetzel arbeitet im Rahmen einer Kooperation mit dem Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung bei der Amadeu Antonio Stiftung im Bereich Online-Monitoring.

Veröffentlicht/Copyright: 17. November 2022
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Zusammenfassung

Extrem rechte und verschwörungsideologische Akteure konnten während der Corona-Pandemie neuen Zulauf generieren. Die Online-Mobilisierung war vor allem über die Plattform Telegram erfolgreich. Inzwischen prägt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bzw. dessen Auswirkungen die Diskussionen in dieser spezifischen Teilöffentlichkeit. Unser Kooperationsprojekt zwischen dem Else-Frenkel-Brunswik-Institut an der Universität Leipzig und der Amadeu Antoni Stiftung setzt seit Ende 2021 ein umfassendes, computergestütztes Monitoring der extrem rechten und verschwörungsideologischen Szene in Sachsen um. In diesem Beitrag rekonstruieren wir auf dieser umfassenden empirischen Basis die Rolle, die der Begriff „Frieden“ als leerer Signifikant für die Mobilisierung spielt. Mit dem allgemein positiv besetzten, aber für Interpretationen offenen Begriff lässt sich offenbar ein breites, anti-demokratisches Spektrum ansprechen. Gemeinsamer Nenner der Szene ist die Ablehnung der durch Konflikt geprägten modernen Gesellschaft und der Wunsch nach einer harmonistischen Gemeinschaftsutopie.

Abstract

Far-right and conspiracist actors were able to generate new momentum during the Covid-19 pandemic. Online mobilization was particularly successful via the platform Telegram. In the meantime, the Russian war of aggression against Ukraine and its effects have shaped the discussions in this specific sub-public sphere. Our collaborative monitoring and research project between the Else-Frenkel-Brunswik-Institute at the University of Leipzig and the Amadeu Antonio Foundation has been implementing a comprehensive, computer-based monitoring of the far-right and conspiracist scene in Saxony since late 2021. In this paper, we use this comprehensive empirical data set to reconstruct the role that the term “peace” plays as an empty signifier for mobilization. The term, which has generally positive connotations but is open to a wide variety of interpretations, can apparently be used to address a broad spectrum of anti-democrats. The common denominator of the scene is the rejection of modern society, characterized by conflict, and the desire for a harmonistic utopia of community.

About the authors

Johannes Kiess

Johannes Kiess ist stellvertretender Direktor des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts für Demokratieforschung an der Universität Leipzig und PostDoc am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität Siegen.

Michael Zichert

Michael Zichert ist Student im Master Digital Humanities an der Universität Leipzig.

Gideon Wetzel

Gideon Wetzel arbeitet im Rahmen einer Kooperation mit dem Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung bei der Amadeu Antonio Stiftung im Bereich Online-Monitoring.

Literatur

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Published Online: 2022-11-17
Published in Print: 2022-11-25

© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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