Es ist den Herausgebern von BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis eine besondere Freude und Ehre, dass die Festschrift zum 65. Geburtstag von Michael Seadle im Rahmen unserer Zeitschrift erscheinen kann. Er gehört seit 2008 zu unserem Redaktionsteam. Aber auch ohne diese jahrelange Zusammenarbeit ist es mehr als gerechtfertigt, die von Elke Greifeneder, Petra Hauke, Konrad Umlauf und Vivien Petras als Gasteditoren moderierten Beiträge zu veröffentlichen. In ihm findet sich wie in einem Brennspiegel auch das Profil unserer Zeitschrift konzentriert – sie machen aber ebenso deutlich, in wie hervorragender Weise Michael ihre vielfältigen Facetten repräsentiert. Transformationsriemen zwischen den Kontinenten zu sein ist eine Leistung, die er wie selbstverständlich erbringt. Das machte ihn auch zum idealen Kandidaten für den Posten des Direktors des Institutes für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, dem Einzigen dieser Art an einer deutschen Universität. Es war – wie ich aus eigener Erfahrung weiß – im Rahmen einer Evaluation nicht leicht, der zuständigen Fakultät, dem Senat und dem Präsidium deutlich zu machen, dass mit der dauerhaften Ansiedlung der international renommierten Fächerkombination von Library and Information Science die Humboldt-Universität zu Berlin in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal aufweist, das ihr interessierte und qualifizierte Studierende und Doktoranden aus dem ganzen deutschsprachigen Raum bringen wird, zugleich aber die Chance bietet, das Ansehen der Universität weltweit zu erhöhen und einen wertvollen Zuwachs an interdisziplinärer internationaler Vernetzung zu gewinnen. Michael Seadle war die ideale Person, diese Vision in die Wirklichkeit umzusetzen.
Mir war er aufgrund einer Reihe von Begegnungen im Rahmen der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit gut bekannt, die ich mit dem German North American Ressource Project (GNARP) mit Unterstützung der Mellon Foundation in Zusammenarbeit mit der ALA aufbauen konnte. Der interessierte, feinsinnige junge Mann nahm als Vertreter der Bibliothek der University of Michigan, Ann Arbor, an den Gesprächen teil. Michael Seadle verband eine geisteswissenschaftliche Grundausbildung mit detaillierten Kenntnissen technologischer Entwicklungen, wie ich auch aus der regelmäßigen Lektüre der von ihm herausgegeben Zeitschrift Library Hi Tech wusste. Er sprach gut Deutsch, kommunizierte zuverlässig und gab immer sehr abgewogene Urteile und praxisorientierte Ratschläge für die inhaltliche Arbeit und die praktische Umsetzung der Kooperation, die über so weite Entfernungen nicht immer leicht voranzubringen war.
Es war ein Glück, dass er sich auf den Posten der 2006 ausgeschriebenen Professur für Digitale Bibliotheken beworben hat. Er hat mit seinen hohen fachlichen Qualifikationen, seinem gewinnenden Auftreten und seinen didaktischen Fähigkeiten, die von Anfang an auch bei den Studierenden gut ankamen, die Entscheidung der Berufungskommission voll gerechtfertigt. Das sieht man auch an der Entwicklung des Instituts: National konnte man wichtige Projekte einwerben oder sich daran beteiligen, wie am „National Hosting Elektronischer Ressourcen“, dessen Ansprechpartner Michael Seadle ist; das internationale Renommée wurde gestärkt, was sich auch daran zeigt, dass das Institut zum Kreis der wegen ihrer Exzellenz ausgewählten iCaucus-Einrichtungen der rund 60 Mitglieder der iSchools Gruppe zählt. Michael Seadle ist 2014–2016 Chairman dieser internationalen Vereinigung von Ausbildungseinrichtungen im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaften. Das Vertrauen, das er an der Humboldt-Universität genießt, ist deutlich daran erkennbar, dass er seit 2010 Dekan der Philosophischen Fakultät I ist und gerade zum Konzilsvorsitzenden gewählt wurde – seine intensive Mitarbeit an der Entwicklung der Universität festigt auch die Position „seines“ Institutes. So lässt sich mit Fug und Recht sagen: Hier ist der richtige Mann am richtigen Platz. Er ist eine Person, die Brücken zu schlagen versteht – über den Atlantik, zwischen Geisteswissenschaftlern und Informatikern, zwischen Instituten, Fakultäten und Präsidium, zwischen Lehrkörper und Studierenden, zwischen Forschung und Lehre, zwischen Theorie und Praxis.
Die Herausgeber der Zeitschrift danken ihm für viele Anregungen und Beiträge zum Programm und für die freundschaftliche Zusammenarbeit. Wir wünschen ihm für die Zukunft Gesundheit, Glück und weiter fruchtbares Wirken an einer Stätte und in einer Stadt, in der sich der Mann aus Detroit mit deutschen Wurzeln akzeptiert und heimisch fühlen kann. Wir freuen uns auf weitere Jahre gemeinsamen Wirkens am weltumspannenden Netz der Information und der Stärkung der Rolle, die Bibliotheken darin zukommt.
Im Namen der Herausgeber der Zeitschrift BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis
Elmar Mittler
© 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston
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