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Zwischen Common und Digital Library – 600 Jahre Erfahrung und Innovation. Ein Einblick in die Cambridge University Library, Großbritannien

  • Joachim Laczny

    Joachim Laczny, M. A., MHEd

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Published/Copyright: November 15, 2017
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Zusammenfassung

Die Cambridge University Library, Großbritannien, mit einer über 600jährigen Tradition und Geschichte widmet sich verstärkt den digitalen Transformationsprozessen. Nicht nur Entwicklungen im Bereich Open Science, sondern auch in der Digitalen Bibliothek kennzeichnen diesen Fortschritt.

Abstract

The Cambridge University Library, Great Britain, with a tradition and history of more than 600 years, increasingly attends to digital transformation processes. Not only developments in the field of Open Science but also in the field of digital library characterise this progress.

Item volo quod omnes libri mei Juris Civilis remaneant in communi libraria scolarium universitatis Cantebrigg’ in perpetuum.[1] Auf diese Überlassung durch William Loring lässt sich u. a. eine Keimzelle der Cambridge University Library in das Jahr 1416 zurückverfolgen, wohingegen der früheste Katalog auf das Jahr 1424 datiert. Damit blickt die Cambridge University Library (CUL) auf eine über 600jährige Geschichte zurück und bildet mit rund 8 Mio. Medieneinheiten die zentral verwaltete Bibliothek der University of Cambridge.[2] Das heutige genutzte Gebäude wurde zwischen 1931 und 1934 vom Architekten Giles Gilbert Scott (1880–1960)[3] mit einem 48 m hohen Turm errichtet und später um weitere Anbauten ergänzt (s. Abb. 1). Zuletzt beliefen sich die verfügbaren Finanzmittel im Jahr 2015 auf GBP 22,2 Mio., wobei ein Anstieg der Personalkosten in den vergangenen Jahren zu erkennen ist.[4]

Der dreiwöchige Praktikumsaufenthalt an der CUL fand im August/September 2017 im Rahmen der praktischen Ausbildung während des Bibliotheksreferendariats an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen statt. Neben zahlreichen Hospitationen in den Abteilungen, Sammlungen und Projektgruppen fand die vorwiegende Hospitationszeit und Mitarbeit in der Digital Content Unit statt. Neben der interessierten Öffentlichkeit sind die Forschenden weltweit oftmals auf die Kompetenzen der Mitarbeitenden dieser Digital Content Unit angewiesen. Hierbei sind deren Kenntnisse nicht nur zu hochauflösenden Fotografien, eingeschlossen großformatige Vorlagen, wie Karten und Wasserzeichen, gefordert, sondern umfassen auch die Erfahrungen zur Erfassung von 3D-Objekten und von hochwertigen Videoaufzeichnungen.[5] Für Fotografien kommen Kameras mit einer Auflösung von 80 Megapixel und Software des Herstellers PhaseOne,[6] auch unter Einsatz des Grazer Buchtisches, neben den Produkten Adobe Photoshop und PTGui[7] zur Anwendung, wobei hingegen Scanner keinen Einsatz finden. Aufgrund der Überlieferungslage sind zahlreiche Negativfilme in den Beständen der CUL enthalten, welche eine Herausforderung für den Digitalisierungsprozess darstellen. Einer näheren Auseinandersetzung damit widmete sich deshalb die Tagung Seeing the positives in digitising negatives am 15. August 2017 an der CUL.[8] Seit 2010 werden verstärkt ausgewählte Bestände in der Digital Library zeit- und ortsunabhängig im Internet bereitgestellt, auch für das Fach Digital Humanities.[9] In technischer Hinsicht wird die responsive Webseite vom Digital Library Team weiterentwickelt und betreut. Hierbei kommen Java und Software wie eXtensible Text Framework (XTF), Bootstrap und OpenSeadragon zur Anwendung.[10] Oftmals werden für das Bildmaterial Rechte unter der Creative Common Lizenz BY-NC eingeräumt, ein Link zur Einzelseite bereitgestellt und auch die Weiternutzung von Metadaten in TEI und METS ist erwünscht. In Auswahl runden Transkriptionen die Darstellung des historischen Materials ab.[11] Eine Ähnlichkeitssuche generiert eine weitere Zugangsmöglichkeit zu den digitalen Faksimiles. Die Verwendung des International Image Interoperability Framework (IIIF) sowie die Zugänglichkeit des digitalisierten Materials mittels raumbezogener Informationen sind als zukünftige Meilensteine ins Auge gefasst, wobei der Verfasser dieses Beitrags während des Praktikums intensiv Lösungen auch zur Georeferenzierung und Darstellung sowie zur Nutzbarkeit evaluierte.

Seit Anfang der 2000er Jahre werden die Bibliotheksbestände der CUL durch das System Voyager verwaltet.[12] Aktuell befinden sich Testsysteme des ExLibris Produkts Alma in der Evaluation und Modifikation, um die Migration vorzubereiten. Der unter dem Namen Newton firmierende OPAC wird bis Januar 2018 durch die Einführung des Discovery-Systems Primo von ExLibris unter der Bezeichnung iDiscover abgelöst werden.[13] Der Optimierung dieses neuartigen Services widmen sich in vielschichtiger Hinsicht u. a. die Mitarbeitenden der Gruppe FutureLib in einem Projekt.[14] Zuvor konnten in dieser Gruppe daneben Projekte wie zur Nutzung und Raumgestaltung von Leseräumen, zu Nutzungsgewohnheiten der Bibliotheken durch Forschende und zu Orientierungssystemen abgeschlossen werden.[15]

Im Bereich der Digital Humanities verdeutlichte der Einblick in zwei laufende Editionsprojekte die Kooperationsmöglichkeiten der CUL.[16] Ziel eines Langzeitprojekts ist die Publikation einer kritischen Edition der Korrespondenz des britischen Naturforschers Charles Robert Darwin (1809–1882)[17] in hybrider Form, wobei die Datengrundlage für die Edition XML-Dateien, in TEI ausgezeichnet, darstellen.[18] Diese bilden die Grundlage für den Transformationsprozess mittels des durch die CUL zur Verfügung gestellten eXtensible Text Framework (XTF)[19] nicht nur für die Online-,[20] sondern auch via Adobe InDesign für die Druckfassung.[21] Ein Editionsprojekt von ausgewählten Dokumenten Arthur Schnitzlers (1862–1931)[22] unterstützt die CUL ebenfalls nicht nur durch das technische Hosting der Onlinepublikation.[23]

Die historische Bausubstanz der CUL und baurechtliche Vorgaben, insbesondere für den Eingangsbereich, gewähren Menschen mit Einschränkungen keinen uneingeschränkten Zugang zu den Bibliotheksbeständen.[24] Aber die Mitarbeitenden sind bemüht, diesen Zugang, soweit möglich, durch bauliche Maßnahmen, technische Lösungen und weitreichende Serviceleistungen – wie erweiterte Leihfristen, Vorbestellungen durch Emailanfragen und Ausleihungen durch Dritte – zu realisieren. So konnte im Eingangsbereich ein Aufzug installiert werden, um einen barrierefreien Zugang zum Gebäude zu ermöglichen.[25] Da prinzipiell das Fotografieren von Dokumenten entsprechend den gesetzlichen Vorgaben ermöglicht wird, ist eine Weiterverarbeitung mittels OCR usw. nicht ausgeschlossen. Zwar stehen für Menschen mit Einschränkungen neben einem separaten Arbeitsraum, u. a. mit höhenverstellbaren Tischen und anderen technischen Hilfsmitteln,[26] auch mehrere modernisierte Sanitärbereiche zur Verfügung, doch konnten einige im Gebäude befindliche Aufzüge für die Nutzung mit Rollstühlen nicht modifiziert werden. Deshalb wird der Zugang zu diesen Bibliotheksbeständen in den teilweise schwer zugänglichen Bibliotheksbereichen durch Servicemitarbeitende sichergestellt.[27] Die Nutzungsmöglichkeit des Onlineportals für elektronische Materialien stellt sich für diese Zielgruppe im Zusammenhang mit dem Legal Deposit derzeit als nicht optimal dar.

Seit 2003 ist laut des Legal Deposit Libraries Act, Grundlage bildet eine Gesetzgebung von 1662, die CUL neben fünf weiteren Bibliotheken – der British Library (BL), der Bodleian Library in Oxford, der Nationalbibliotheken von Schottland und Wales und dem Trinity College Library in Dublin – berechtigt, Publikationen aus Großbritannien und Irland zu erhalten.[28] Somit finden sich auch zunächst trivial erscheinende, doch für das kulturelle Erbe bedeutsame Veröffentlichungen, wie die Modezeitschrift The London and Paris ladies‘ magazine of fashion (1843–1891) mit Schnittmustern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, noch heute wohlverwahrt in den Regalen der CUL. Der im Gebäude verfügbare Stellplatz für gedruckte Medien ist mittlerweile vollständig ausgeschöpft, welches deutlich an den jeweils als Overflow-Bereich gekennzeichneten, vormaligen Lesetischen mit Neuzugängen neben den gefüllten Regalen erkennbar ist. Abhilfe von dieser Situation wird durch ein im Jahr 2018 zu eröffnendes Außenmagazin mit 5.000 m² in der Nähe der rund 30 km entfernten Stadt Ely geschaffen werden.[29] Die in Schottland ansässige Agency for the Legal Deposit Libraries übernimmt vorwiegend die Anforderungen der Freiexemplare und liefert diese wöchentlich an die beteiligten Bibliotheken aus.[30] Anzumerken ist die markant sinkende Anzahl an Zugängen gedruckter Materialien gegenüber der der Vorjahre. Zeitschriftenbestände werden an der CUL nicht mehr gebunden, welches auch mit der Schließung der hauseigenen Binderei vor einiger Zeit einherging.[31] Nach erster Sichtung und Sortierung nach wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Literatur erfolgt die Erfassung, ggf. durch Fremddatenübernahme von der BL, im Bibliothekssystem.[32] Mit einer Gesetzgebung aus 2013 wurde das Recht des Legal Deposit auf nicht-gedruckte Publikationen, wie für Webseiten, E-Journals und E-Books, erweitert, sodass in 2015 über 70.000 E-Books aufgenommen wurden. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser digitalen Medien im Legal Deposit-Bestand sind stark beschränkt, weil an sechs Arbeitsplatzrechnern in der CUL zwar der Zugriff gewährt wird, jedoch weder Download, Kopie oder umfassender Ausdruck eines E-Books, noch paralleler Zugriff auf ein E-Book möglich ist.[33]

Ausgehend von einem Pilot-Projekt in 2006 ist der Erwerb und die Bereitstellung von E-Books ein in Kooperation mit den Colleges, Fachbereichsbibliotheken und der CUL finanzierter, doch seit 2011 der CUL ausschließlich zugeteilter Service.[34] Der Erwerb erfolgt vorwiegend auf Einzelanfrage mit bis zu 40 Anschaffungen pro Woche, ergänzt durch Demand Driven Aquisition, wobei der Erwerb von Paketen eher selten stattfindet.[35] Neben der Tätigkeit des Erwerbs gewähren die Mitarbeitenden technischen Support, führen Schulungen und Informationsveranstaltungen für Bibliotheksmitarbeitende durch und widmen sich der Öffentlichkeitsarbeit, auch via Social Media.[36] Der fallende Wechselkurs des britischen Pfunds gegenüber den Währungen Euro und US-Dollar, resultierend aus dem angekündigten EU-Austritt, lässt erste Folgen in der Akquisition, nicht nur von E-Books, erkennbar werden.[37] Die Akquisition der digitalen Zeitschriftenabonnements erfolgt in Zusammenarbeit mit den in Cambridge ansässigen, wissenschaftlichen Bibliotheken und ist für die beteiligten Institutionen, soweit möglich, transparent.[38] Als Partner steht Jisc zur Verfügung, unter Nutzung der Archivlösung Portico.[39] Neben der Migration der E-Journal-Bestände in ExLibris Alma ist eine vereinfachte Zugangsmöglichkeit von außerhalb des universitären Netzwerks von großem Interesse.[40]

Der Nutzerkreis der CUL umfasst vorwiegend Forschende, Lehrende und Studierende, welche ausschließlich nach Registrierung, individueller Authentifizierung und mit einem Mindestalter von 18 Jahren Zugang erhalten.[41] Jedoch finden vereinzelt auch jüngere Altersgruppen Zugang, wie zuletzt durch das Programm Summer at the Museums während der Sommerferienzeit, bei welchem rund 30 interessierte Kinder unter den neugierigen Augen der Eltern innerhalb einer Stunde ihr eigenes Buch mit Nadel und Faden fertigten und dieses freudig nach der finalen Station Buchpresse in Empfang nahmen. Informative Flyer und eine Schautafel verdeutlichten den Prozess der Buchherstellung. Zudem konnten die Kinder auf kleinen Pergamentstücken schreiben und somit nicht nur über eine interaktive, digitale Präsentation Erkenntnisse über diesen heutzutage eher selten verwendeten Beschreibstoff sammeln.[42]

Der Erhaltung und Restaurierung des historischen Bestandes widmet sich die Abteilung Conservation and Collection Care, deren Mitarbeitende häufig durch Projektmittel finanziert werden.[43] Für Maßnahmen der Bestandserhaltung finden Chemikalien sehr verhalten Einsatz, sodass nicht-invasive Methoden favorisiert werden. Vor allem sind die Kompetenzen dieser Mitarbeitenden während der Vorbereitung von Ausstellungen, Digitalisierungsprojekten und für den Versand von Leihgaben gefordert. Die Abteilung ist ebenfalls für das desaster management verantwortlich, sodass für etwaige Unglücksfälle zum einen ein externer Dienstleistungsanbieter und zum anderen vor Ort zahlreiche Kisten, die mit für den Unglücksfall hilfreichen Materialien bestückt sind, bereit stehen. Eine enge Überwachung der Raumklimaverhältnisse erfolgt mittels elektronischer Sensoren, die auch in den Regalen des Gebäudes platziert sind. Neben der Beteiligung an der Öffentlichkeitsarbeit, wie für den Summer at the Museums, wird auch ein Blog durch die Abteilung gepflegt.[44]

Die Abteilung special collections bewahrt und erschließt u. a. eine Vielzahl an mittelalterlichen Handschriften.[45] Aufgrund der historischen Bestandsentwicklung bieten zahlreiche gedruckte und um handschriftliche Anmerkungen ergänzte Kataloge einen oftmals nicht sehr nutzerfreundlichen Zugang zu den Beständen dieser Abteilung. Derzeit befindet sich daher eine Datenbank zur Erstellung einer Konkordanz im Aufbau, an welcher eine Mitarbeit während des Praktikums möglich war.[46] Einige herausragende mittelalterliche Werke sind über die Digital Library weltweit zugänglich.[47] Die Kartensammlung verwahrt über 1 Mio. Karten, welche sich teilweise bis in das 15. Jahrhundert datieren lassen, und erhält auch aufgrund des Legal Deposit Act konstanten Zuwachs. Zudem sind im Bestand Atlanten, Ansichten, Ortsverzeichnisse und Werke zur Kartografie und einige Globen enthalten. Nicht nur See- und Luftfahrtkarten sowie eine Postkartensammlung wecken besonderes Interesse, sondern auch Kartenreproduktionen auf Seide aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.[48] Das Fotografieren von Kartenmaterial ist für private Zwecke bedingt auch hier erlaubt, zumal die Karten oftmals in Kunststoffhüllen gelagert werden. Zahlreiche Karten werden hinsichtlich des begrenzten Raumangebots auch gefaltet gelagert. Der Nachweis wird seit dem Jahr 2000 im Online-Katalog geführt und für den Zeitraum zuvor ist der Zugang über einen Zettelkatalog gewährleistet. Die Nutzungsmöglichkeit elektronischer Geodaten im Rahmen des Legal Deposit, wie den Ordnance Survey Map Data, wird über einen gesonderten Rechner realisiert. Weitere Geodaten können über den Anbieter digimap bezogen werden.[49] Historisches Kartenmaterial wird ebenfalls verstärkt in der Digital Library der interessierten Öffentlichkeit online zur Verfügung gestellt.[50]

Innerhalb des Bibliotheksgebäudes werden dem Publikum im frei zugänglichen Bereich des Milstein Exhibition Centre zwei Ausstellungen im Jahr, unterstützt durch externe Dienstleister, geboten, welche durch rund drei virtuelle Ausstellungen begleitet bzw. ergänzt werden.[51] Weiterführende, gedruckte Informationen zur kostenfreien Mitnahme runden einen Ausstellungsbesuch ab. In zwei Ausstellungsvitrinen im Eingangsbereich werden beinahe monatlich wechselnde Exponate präsentiert. Die Lage der CUL westlich des Flusses Cam und somit etwas außerhalb des Gebiets der üblichen Touristenattraktionen erschwert jedoch eher spontane Ausstellungsbesuche. Durch ggf. eine neue Raumkonzeption und weitere Modifikationen, u. a. durch die verstärkte Einbindung der universitären Forschung, soll zukünftig die Attraktivität des Standorts gestärkt werden.

Das Office of Scholarly Communication etabliert sich als Bindeglied zwischen Forschung und CUL[52] und unterstützt bzw. betreut Open Access-Publikationen bzw. deren Finanzierung.[53] Für die technische Realisierung des universitären Repositoriums findet DSpace unter der Bezeichnung Apollo Anwendung, verbunden mit der Bereitstellung einer DOI.[54] Das von der Universität verwendete Research Management System agiert im Zusammenspiel auch mit DSpace.[55] Die Abgabe einer digitalen Fassung einer PhD-thesis ist bisher fakultativ, doch soll eine Pflichtabgabe mit einer Embargofrist von bis zu zwei Jahren zeitnah eingeführt werden. Daneben obliegen dem Office of Scholarly Communication die Themenfelder Open Research und Schulungsangebote, vor allem für fortgeschrittene Studierende und Nachwuchsforschende, eingeschlossen die Thematiken Forschungsdatenmanagement und DataMining.[56] Seit 2016 stehen für die digitale Langzeitarchivierung sowohl in Oxford als auch in Cambridge in einem zweijährigen Kooperationsprojekt mit sechs Mitarbeitenden die Themenfelder Policies und Implementierung, Schulungsangebote sowie die Spezifikation und Realisierung technischer Lösungen und damit verbundene Arbeitsabläufe im Fokus der Analyse bzw. der Umsetzung.[57]

Einen der zahlreichen Höhepunkte des dreiwöchigen Ausbildungsaufenthalts bildete nicht zuletzt die Besichtigung der Bibliothek des Pembroke College, beheimatet in einem Gebäude aus dem Jahre 1875 mit einem Erweiterungsbau von 2001, um einen Einblick in eine der weiteren rund 100 Bibliotheken in Cambridge zu erhalten.[58] Der unmittelbar an das historische Gebäude anschließende Anbau gewährleistet durch einen Aufzug den barrierefreien Zugang zu den jeweiligen Geschossen. Zudem beinhaltet dieser Gebäudeteil einen Gruppenarbeitsraum für angehende Juristinnen und Juristen sowie einen weiteren Arbeitsraum, in welchem der englische Dichter Ted Hughes (1930–1998)[59] Würdigung findet. Die in den Lesesälen zugänglichen Bestände sind nach Fachrichtungen gegliedert, mit RFID ausgestattet und ausleihbar. Der Bestand umfasst rund 40.000 Medieneinheiten sowie einen umfassenden Altbestand, welcher auch Inkunabeln vorweist. Zukünftig soll u. a. die Digitalisierung von Altbeständen und deren öffentliche Zugänglichkeit in Zusammenarbeit mit der CUL weiter ausgebaut werden.[60]

Der dreiwöchige Auslandsaufenthalt an der international renommierten Cambridge University Library mit einer über 600jährigen Geschichte stellte einen bedeutenden Abschnitt zum Ende der praktischen Ausbildung im Rahmen des Referendariats an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen dar. Insbesondere bot sich eine Vielzahl an Vergleichsmöglichkeiten zwischen diesen in vielen Bereichen international agierenden Bibliotheken, welche letztendlich vor ähnlichen Herausforderungen, nicht nur auf dem Gebiet der Digitalisierung, stehen und somit Tradition und Moderne im Bibliothekswesen zu vereinen wissen. Nicht zu unterschätzen verbleibt letztendlich die Bedeutung eines Auslandsaufenthalts mit der Möglichkeit, sich weitere Kompetenzen, vor allem unter fachlichen und interkulturellen Aspekten, anzueignen bzw. vorhandene zu vertiefen in einem international sich verstärkt vernetzenden Bibliothekswesen mit einem oftmals weltweit agierenden Nutzerkreis.

Danksagung: Mein besonderer Dank gilt den Mitarbeitenden der CUL für deren Auskünfte, Hilfsbereitschaft, informative Gespräche und Einblicke, namentlich Hal Blackburn, Mark Box, Jim Bloxham, Dr. Chris Burgess, James Caudwell, Colin T. Clarkson, Amelie Deblauwe, Dr. James Freeman, Simon Halliday, Jayne Kelly, Dr. Danny Kingsley, Somaya Langley, Scott Maloney, David Marshall, Blazej Mikula, Maciej Pawlikowski, Clive Simmonds, Elizabeth L. Smith, Anne Taylor, Patricia Aske (Pembroke College Library) und nicht zuletzt Andy Corrigan. Vor allem jedoch gilt an dieser Stelle Huw Jones, Head of Digital Library Unit, mein herzlicher Dank, ohne dessen Auskunftsbereitschaft und Unterstützung dieser Aufenthalt nicht möglich und zu einer der herausragenden Ausbildungserfahrungen geworden wäre.

About the author

Joachim Laczny

Joachim Laczny, M. A., MHEd

Published Online: 2017-11-15
Published in Print: 2017-11-27

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Downloaded on 9.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bd-2017-0118/html
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