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Veröffentlicht/Copyright: 13. April 2022
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Arbeit
Aus der Zeitschrift Arbeit Band 31 Heft 3

Im herausgebenden Kreis der ARBEIT gibt es Veränderungen. Ausgeschieden sind Angelika Bullinger-Hoffmann, Katrin Hansen und Heiner Minssen, die sich gern anderen Aufgaben widmen wollten. Wir danken ihnen für ihre langjährige Arbeit für die ARBEIT.

Neu hinzugekommen sind Irene Dingeldey, Kerstin Ettl, Markus Hertwig und Ursula Holtgrewe. Wir wollen unsere neuen Mitglieder hier nur ganz kurz vorstellen, auf der Website der ARBEIT werden sie selbst mehr über sich berichten.

Prof. Dr. Irene Dingeldey ist Sozialwissenschaftlerin und Direktorin am Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen. Prof. Dr. Kerstin Ettl ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Management unter Berücksichtigung von Gender und Diversity am Campus Bocholt der Westfälischen Hochschule. Prof. Dr. Markus Hertwig ist Professor für Soziologie der digitalen Transformation an der Ruhr-Universität Bochum. Dr. habil. Ursula Holtgrewe ist Soziologin und Bereichsleiterin „Arbeit und Chancengleichheit“ am Zentrum für soziale Innovation in Wien.

Dass Heft 3 dieses Jahrgangs so früh im Jahr erscheint, liegt an zwei erfreulihen Entwicklungen. Erstens war unser Call for Papers für das im März veröffentlichte Schwerpunktheft „Arbeiten in der Corona-Krise“ so ungewöhnlich erfolgreich, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht, dass wir uns zu einem Doppelheft entschlossen haben. Zweitens lagen uns bereits Ende 2021 so viele gelungene Beiträge vor, dass wir sie nicht mehr alle im letzten Heft des Jahrgangs 30 (2021) unterbringen konnten. Es sollte keine zu lange Wartezeit bis zur Veröffentlichung dieser Beiträge entstehen.

Aufmerksam machen wollen wir auf einen weiteren Call for Papers: „Remote @ Distance – Zum Strukturwandel von Büroarbeitswelten“. Wir freuen uns auf viele schöne Beiträge zu diesem Schwerpunktheft, das als Nummer 1 des 32. Jahrgangs (2023) vorgesehen ist.

Drei Beiträge des vorliegenden Hefts untersuchen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Mitteln das Thema „Arbeit und Gesundheit“. Beatrice van Berk, Christian Ebner und Daniela Rohrbach-Schmidt (Bonn und Braunschweig) geben in ihrem Beitrag Wer hat nie richtig Feierabend? einen umfassenden Überblick über einen vieldiskutierten, jedoch bislang meist wenig trennscharf definierten Gegenstand, nämlich das suchthafte Arbeiten, verstanden als gleichzeitiges Auftreten von exzessivem und zwanghaftem Arbeiten. Und sie nehmen anhand der Daten aus der Zusatzbefragung „Persönlichkeitseigenschaften und Erwerbsbeteiligung“ zur BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 mithilfe der „Dutch Work Addiction Scale“ eine eigene Analyse der aktuellen Verbreitung von Arbeitssucht in Deutschland vor. Die Analyse zeigt, dass Workaholism auch hier keineswegs ein Randphänomen ist und dass dessen Auftreten in erster Linie von Beschäftigungs-, Betriebs- und Berufsmerkmalen, nicht aber von soziodemografischen Merkmalen abhängig ist.

Michael Ertel und Britta Schmitt-Howe (Berlin) untersuchen in ihrem Beitrag Betriebliche Arbeitsschutzakteure im Umgang mit psychosozialen Belastungen die Rollenverständnisse und Handlungsorientierungen dieser Akteure im Handlungsfeld „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“. Zwei Besonderheiten prägen ihren Zugriff auf dieses hochaktuelle Thema. Sie stellen einen Vergleich zwischen Betrieben in Deutschland und Spanien (genauer: Katalonien) an, da die Bedingungen sich in diesen beiden Ländern deutlich unterscheiden: Katalonien verfügt über detaillierte Standards zu Inhalten, Methoden und Vorgehensweisen der Gefährdungsbeurteilung, während dies in Deutschland weitgehend Aushandlungssache ist. Und sie werten ihre Interviews mithilfe rekonstruktiver Verfahren der Agency- und Metaphernanalyse aus, sodass sie latente Sinnstrukturen in den Aussagen der Akteure erfassen können.

In seinem Beitrag Anerkennung und Lehrkräftegesundheit entwirft Sebastian Meißner (Jena) ein Forschungsprogramm, das Judith Butlers Anerkennungstheorie für eine kritische, anerkennungstheoretisch informierte Forschung zur Beanspruchung in der Arbeit nutzbar macht, und zwar fokussiert auf den Beruf der Lehrkraft, ein im Kontext der ARBEIT bisher selten bearbeitetes Feld. Meißner entwickelt dazu im Anschluss an die qualitative Mehrebenenanalyse ein Modell, das Adressierungen auf den Ebenen Gesellschaft, Schulsystem, Schule, Interaktion und Selbstverhältnis integriert. Man darf gespannt sein, welche empirischen Möglichkeiten sich aus diesem Forschungsprogramm ergeben.

Marvin Hopp, Johannes Kieß, Wolfgang Menz und Martin Seeliger (Göttingen, Hamburg, Siegen, Bremen) untersuchen in ihrem Beitrag Sozialpartnerschaft unter Spannung mit Mitteln der Rahmenanalyse (Goffman) Pressemitteilungen, Gastbeiträge und Interviews von IG Metall und Gesamtmetall auf ihr „Framing“ der Corona-Krise mit Blick auf die Sozialpartnerschaft. Die detaillierte Analyse vermag eine auffallende Asymmetrie zu zeigen: Während die Krisendiagnosen der Sozialpartner sich stark überschneiden („externer Schock“), wird im prognostischen Framing erkennbar, dass zwar die IG Metall auf gemeinsame Interessen und einen möglichen Interessenausgleich orientiert, dies bei der Arbeitgeberseite jedoch weitgehend ausbleibt. Die Autoren resümieren, für die Gewerkschaftsseite ergäben sich „wenig Chancen zur Verschiebung des Konfliktrahmens zu ihren Gunsten und damit zu einer eventuellen Re-Stabilisierung der Sozialpartnerschaft“.

Published Online: 2022-04-13
Published in Print: 2022-04-26

© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Heruntergeladen am 23.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/arbeit-2022-0014/html
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