Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Hg. von Andreas Meier. 2 Bde. 2003
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Lothar Bluhm
Der Name Christian August Vulpius (1762–1827) begegnet in der Germanistik meist nur in bestimmten Konstellationen: Geradezu topisch ist die Rede vom „Goethe-Schwager“ Vulpius, Christianes Bruder. Gewollt oder ungewollt schwingt in dem abgeleiteten Ruhm natürlich immer ein gut Teil Abschätzigkeit mit. Das eigentliche Interesse gilt jedenfalls immer Goethe. Nur wenn die Unterhaltungsliteratur des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts im Blickpunkt steht, kommt Vulpius insbesondere als Verfasser des Rinaldo Rinaldini (1799), eines der erfolgreichsten Räuberromane seiner Zeit, eine eigene Aufmerksamkeit zu. Auch bei dieser Zuordnung schwingt gelegentlich eine gewisse Minderwertung ob des ‚trivialen‘ Charakters solcher Literatur mit. Beide Perspektiven in ironischer Einfärbung zeigt jedenfalls die sicherlich bekannteste Fiktionalisierung im ersten Kapitel von Thomas Manns Goethe-Roman Lotte in Weimar von 1939: In der enthusiasmierten Rede des ‚komischen‘ Faktotums Mager wird der „Bibliothekar Vulpius, welcher den herrlichen ‚Rinaldo‘ verfaßt habe und der übrigens ein Schwager des Herrn von Goethe sei,“ mit unverkennbarer Ironie als Autor der Kammerjungfern und einfachen Leute eingeführt, während die „höheren Schichten“ sich auf „Producte wie ‚Iphigenia‘ und die ‚Natürliche Tochter‘ […] Prätensionen mögen machen dürfen“. Kaum mehr als eine Fußnoten- oder Kommentarstellen-Existenz führt Vulpius zuletzt noch als Weimarer Bibliothekar in der Gelehrten- und Institutionengeschichte.
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004
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