Startseite Geschichte Einblicke in ein ‚unsichtbaresʻ Phänomen. Eine Chronik zur Tödlichkeit des antiosteuropäischen Rassismus seit 1990
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Einblicke in ein ‚unsichtbaresʻ Phänomen. Eine Chronik zur Tödlichkeit des antiosteuropäischen Rassismus seit 1990

  • Patrycja Kowalska und Katherina Savchenka

Zusammenfassung

Antiosteuropäischer Rassismus blieb bis vor wenigen Jahren ‚unsichtbar‘ und sein tödliches Potential unbekannt. Die vorliegende Dokumentation widmet sich erstmals der Erstellung einer Chronik von antiosteuropäisch-rassistisch motivierten Mordfällen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1990. Zunächst wird in die Erfassung und Anerkennungspraxen rechter Gewalt sowie in die angewandte Methodik eingeführt. Ausgehend von der historisch gewachsenen westlichen Rassifizierung von Menschen aus dem östlichen Europa ist zu folgern, dass diese Rassismusform in öffentlich bekannten, rechten Mordfällen bereits wirkmächtig war. Um das Gewaltphänomen greifbarer zu machen, wurden für die Zusammenstellung der Chronik journalistische und zivilgesellschaftliche Sammlungen über Todesopfer rechter Gewalt untersucht. Durch die systematische Überprüfung der Fallsammlungen mit über 200 Todesfällen rechter Gewalt konnten 17 Fälle mit 19 ermordeten Menschen erkannt werden, die – zumindest tatbegleitend – aus antiosteuropäisch-rassistischen Motiven getötet wurden. In der Chronik werden diese Fälle und der Bezug zur antiosteuropäischen Tatmotivation aufgezeigt. In der Auswertung der Chronik wird deutlich, dass rassistische Stereotype und Minderwertigkeitskonstruktionen diese tödliche Gewalt evozieren und legitimieren. Im Ausblick wird darauf verwiesen, dass Fälle im Kontext von rechten Anschlägen und tödlicher Polizeigewalt in der Chronik nicht berücksichtigt werden konnten und weiterer Untersuchung bedürfen.

Zusammenfassung

Antiosteuropäischer Rassismus blieb bis vor wenigen Jahren ‚unsichtbar‘ und sein tödliches Potential unbekannt. Die vorliegende Dokumentation widmet sich erstmals der Erstellung einer Chronik von antiosteuropäisch-rassistisch motivierten Mordfällen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1990. Zunächst wird in die Erfassung und Anerkennungspraxen rechter Gewalt sowie in die angewandte Methodik eingeführt. Ausgehend von der historisch gewachsenen westlichen Rassifizierung von Menschen aus dem östlichen Europa ist zu folgern, dass diese Rassismusform in öffentlich bekannten, rechten Mordfällen bereits wirkmächtig war. Um das Gewaltphänomen greifbarer zu machen, wurden für die Zusammenstellung der Chronik journalistische und zivilgesellschaftliche Sammlungen über Todesopfer rechter Gewalt untersucht. Durch die systematische Überprüfung der Fallsammlungen mit über 200 Todesfällen rechter Gewalt konnten 17 Fälle mit 19 ermordeten Menschen erkannt werden, die – zumindest tatbegleitend – aus antiosteuropäisch-rassistischen Motiven getötet wurden. In der Chronik werden diese Fälle und der Bezug zur antiosteuropäischen Tatmotivation aufgezeigt. In der Auswertung der Chronik wird deutlich, dass rassistische Stereotype und Minderwertigkeitskonstruktionen diese tödliche Gewalt evozieren und legitimieren. Im Ausblick wird darauf verwiesen, dass Fälle im Kontext von rechten Anschlägen und tödlicher Polizeigewalt in der Chronik nicht berücksichtigt werden konnten und weiterer Untersuchung bedürfen.

Heruntergeladen am 1.11.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783111629773-010/html
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