Wie die Herrschaftselite Russlands den Krieg kommuniziert – „Strategische Regierungskommunikation“ in einer personalistischen Autokratie
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Florian Toepfl
Zusammenfassung
Dieser Beitrag nimmt die wissenschaftliche Forschung zu strategischer Regierungskommunikation in westlichen Demokratien als Ausgangspunkt und erörtert im Anschluss in vergleichender Perspektive, wer in Russlands personalistischer Autokratie als zentrale politische Entscheidungsinstanz über welche Kanäle und auf welche Weise über Russlands Krieg gegen die Ukraine kommuniziert. Im Rahmen dessen zeigt sich, dass in der personalistischen Autokratie Russlands als zentrale politische Entscheidungsinstanz nicht etwa eine Regierung als formelle Institution kommuniziert, sondern eine informelle Herrschaftselite, die aus dem Autokraten Wladimir Putin und einem kleinen Kreis persönlicher Vertrauter besteht, wobei letztere nur zum Teil formell Staatsämter innehaben. Der Zugang zu Kommunikationskanälen und die Kommunikationsstrategien dieser Herrschaftselite unterscheiden sich fundamental von jenen von Regierungen in liberalen Demokratien. Vor diesem Hintergrund plädieren wir dafür, dass ForscherInnen Ansätze, Konzepte und Befunde aus der Forschung zur strategischen (Kriegs-)Kommunikation politischer AkteurInnen in liberalen Demokratien nur mit großem Bedacht auf autokratische Kontexte übertragen sollten.
Zusammenfassung
Dieser Beitrag nimmt die wissenschaftliche Forschung zu strategischer Regierungskommunikation in westlichen Demokratien als Ausgangspunkt und erörtert im Anschluss in vergleichender Perspektive, wer in Russlands personalistischer Autokratie als zentrale politische Entscheidungsinstanz über welche Kanäle und auf welche Weise über Russlands Krieg gegen die Ukraine kommuniziert. Im Rahmen dessen zeigt sich, dass in der personalistischen Autokratie Russlands als zentrale politische Entscheidungsinstanz nicht etwa eine Regierung als formelle Institution kommuniziert, sondern eine informelle Herrschaftselite, die aus dem Autokraten Wladimir Putin und einem kleinen Kreis persönlicher Vertrauter besteht, wobei letztere nur zum Teil formell Staatsämter innehaben. Der Zugang zu Kommunikationskanälen und die Kommunikationsstrategien dieser Herrschaftselite unterscheiden sich fundamental von jenen von Regierungen in liberalen Demokratien. Vor diesem Hintergrund plädieren wir dafür, dass ForscherInnen Ansätze, Konzepte und Befunde aus der Forschung zur strategischen (Kriegs-)Kommunikation politischer AkteurInnen in liberalen Demokratien nur mit großem Bedacht auf autokratische Kontexte übertragen sollten.
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Vorwort V
- Inhaltsverzeichnis VII
- Worum es im Krieg Russlands gegen die Ukraine und in diesem Buch geht – Eine Einführung 1
-
1 Strategische Kommunikation im Russisch-Ukrainischen Krieg
- Strategische Kriegskommunikation – Ein Forschungsüberblick 17
- Wie die Herrschaftselite Russlands den Krieg kommuniziert – „Strategische Regierungskommunikation“ in einer personalistischen Autokratie 33
- Täglich grüßt die „Zombiekiste“ – Die Propaganda des russischen Staatsfernsehens 47
- „Z-Blogger“ erzeugen Pseudo-Pluralität – Wie russische Kriegsberichterstatter auf Telegram ihr Publikum finden 63
- Kampf für die gerechte Sache – Die strategische Regierungskommunikation der Ukraine 79
- Was sagt Brüssel? – Zur Kommunikation der Ukraine-Unterstützer 95
- Zögerliche Zeitenwende – Die strategische Kommunikation der Bundesregierung 103
-
2 Ein Krieg mit Folgen für den Journalismus
- Kriegsberichterstattung im digitalen Zeitalter – Ein Forschungsüberblick 119
- Gründlichkeit vor Schnelligkeit – Ein Gespräch zur Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks über den Russisch-Ukrainischen Krieg 135
- Grenzen der Perspektivenvielfalt – Wie deutsche Nachrichtenmedien über den Ukraine-Krieg berichtet haben 149
- Bilder des Krieges – Wie visuelle Informationen ausgewählt und präsentiert werden 165
- Fakt oder Fake – Faktenchecks im Kampf gegen Desinformation im Krieg 179
- Als Avatar an der Front – Kriegsjournalismus in Zeiten künstlicher Intelligenz und virtueller Realität 193
-
3 Medienrezeption im Russisch-Ukrainischen Krieg
- Was der Krieg mit uns macht – Über die psychologischen Auswirkungen der Kriegsberichterstattung 209
- Angst, Trauer, Entschlossenheit – Die ukrainische Bevölkerung im Krieg 221
- Schweigende Mehrheit – Die russische Bevölkerung unter Putin 235
- Das Unbehagen an der Ukraine-Berichterstattung – Acht Beobachtungen 249
- Unversöhnliche Narrative im hybriden Krieg – Ein Ausblick 263
- Autorinnen und Autoren 271
- Register 275
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Vorwort V
- Inhaltsverzeichnis VII
- Worum es im Krieg Russlands gegen die Ukraine und in diesem Buch geht – Eine Einführung 1
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1 Strategische Kommunikation im Russisch-Ukrainischen Krieg
- Strategische Kriegskommunikation – Ein Forschungsüberblick 17
- Wie die Herrschaftselite Russlands den Krieg kommuniziert – „Strategische Regierungskommunikation“ in einer personalistischen Autokratie 33
- Täglich grüßt die „Zombiekiste“ – Die Propaganda des russischen Staatsfernsehens 47
- „Z-Blogger“ erzeugen Pseudo-Pluralität – Wie russische Kriegsberichterstatter auf Telegram ihr Publikum finden 63
- Kampf für die gerechte Sache – Die strategische Regierungskommunikation der Ukraine 79
- Was sagt Brüssel? – Zur Kommunikation der Ukraine-Unterstützer 95
- Zögerliche Zeitenwende – Die strategische Kommunikation der Bundesregierung 103
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2 Ein Krieg mit Folgen für den Journalismus
- Kriegsberichterstattung im digitalen Zeitalter – Ein Forschungsüberblick 119
- Gründlichkeit vor Schnelligkeit – Ein Gespräch zur Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks über den Russisch-Ukrainischen Krieg 135
- Grenzen der Perspektivenvielfalt – Wie deutsche Nachrichtenmedien über den Ukraine-Krieg berichtet haben 149
- Bilder des Krieges – Wie visuelle Informationen ausgewählt und präsentiert werden 165
- Fakt oder Fake – Faktenchecks im Kampf gegen Desinformation im Krieg 179
- Als Avatar an der Front – Kriegsjournalismus in Zeiten künstlicher Intelligenz und virtueller Realität 193
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3 Medienrezeption im Russisch-Ukrainischen Krieg
- Was der Krieg mit uns macht – Über die psychologischen Auswirkungen der Kriegsberichterstattung 209
- Angst, Trauer, Entschlossenheit – Die ukrainische Bevölkerung im Krieg 221
- Schweigende Mehrheit – Die russische Bevölkerung unter Putin 235
- Das Unbehagen an der Ukraine-Berichterstattung – Acht Beobachtungen 249
- Unversöhnliche Narrative im hybriden Krieg – Ein Ausblick 263
- Autorinnen und Autoren 271
- Register 275