Vom autobiographischen «je» zum sozialen «Je»
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Gregor Schuhen
Abstract
Im Zentrum des Beitrags steht die Darstellung sozialer Ungleichheit in zeitgenössischen französischen Texten, die man in der Nachfolge von Pierre Bourdieu und Annie Ernaux stehend als Autosoziobiographien bezeichnen kann. Hierbei geht es um die eigenen Geschichten des Bildungsaufstiegs als Narrative der sozialen Nicht-Reproduktion. Die Schriften von Didier Eribon und Édouard Louis setzen die Tradition der littérature engagée fort und teilen mehr als nur die politische Motivation: Erstens rekurrieren sie auf die Theoreme Pierre Bourdieus, um sich selbst und ihren Habitus zu situieren. Zweitens verkörpern sie den Typus des «transclasse», des sozialen Überläufers, dessen Herkunftsmilieu dem der sogenannten Abgehängten entspricht. Und schließlich rekapitulieren sie - dieser Disposition zum Trotz im intellektuellen Kulturbetrieb arriviert - ihre Vergangenheit in hybriden Texten, die zwischen Autobiographie, Roman und Essay changieren.
Abstract
Im Zentrum des Beitrags steht die Darstellung sozialer Ungleichheit in zeitgenössischen französischen Texten, die man in der Nachfolge von Pierre Bourdieu und Annie Ernaux stehend als Autosoziobiographien bezeichnen kann. Hierbei geht es um die eigenen Geschichten des Bildungsaufstiegs als Narrative der sozialen Nicht-Reproduktion. Die Schriften von Didier Eribon und Édouard Louis setzen die Tradition der littérature engagée fort und teilen mehr als nur die politische Motivation: Erstens rekurrieren sie auf die Theoreme Pierre Bourdieus, um sich selbst und ihren Habitus zu situieren. Zweitens verkörpern sie den Typus des «transclasse», des sozialen Überläufers, dessen Herkunftsmilieu dem der sogenannten Abgehängten entspricht. Und schließlich rekapitulieren sie - dieser Disposition zum Trotz im intellektuellen Kulturbetrieb arriviert - ihre Vergangenheit in hybriden Texten, die zwischen Autobiographie, Roman und Essay changieren.
Chapters in this book
- Frontmatter I
- Inhaltsverzeichnis V
- ‹Soziale Ungleichheiten› und ‹Realismus› als Paradigma – literatur- und kulturwissenschaftliche Vorüberlegungen 1
-
1 Aufklärungsnarrative
- Diderots Neveu de Rameau ‹korrigiert› durch die Lesarten sozialer Ungleichheit 19
- Soziale Ungleichheit in der Literatur der spanischen Aufklärung 41
-
2 Französische Gegenwartsnarrative
- ‹Die Unsichtbaren der Republik› – soziale Ungleichheit in der französischen Gegenwartsliteratur, insbesondere bei Annie Ernaux, Didier Eribon und Éric Vuillard 57
- Soziale Ungleichheit als Lokalkolorit – zur Serie Marseille (2016–2018) 95
- Soziale Ungleichheit (in) der Literatur 111
- Vom autobiographischen «je» zum sozialen «Je» 135
-
3 Lateinamerikanische Gegenwartsnarrative
- «Es mejor un día como rico que una vida como pobre» 155
- Verschleierung, (Un-)Sichtbarkeit oder Prägnanz sozialer Ungleichheiten? 173
- Soziale Ungleichheit in Film und Roman: Iñárritu und Bolaño 203
- Wohlstandssezession. Gated Communities im lateinamerikanischen Kino 229
Chapters in this book
- Frontmatter I
- Inhaltsverzeichnis V
- ‹Soziale Ungleichheiten› und ‹Realismus› als Paradigma – literatur- und kulturwissenschaftliche Vorüberlegungen 1
-
1 Aufklärungsnarrative
- Diderots Neveu de Rameau ‹korrigiert› durch die Lesarten sozialer Ungleichheit 19
- Soziale Ungleichheit in der Literatur der spanischen Aufklärung 41
-
2 Französische Gegenwartsnarrative
- ‹Die Unsichtbaren der Republik› – soziale Ungleichheit in der französischen Gegenwartsliteratur, insbesondere bei Annie Ernaux, Didier Eribon und Éric Vuillard 57
- Soziale Ungleichheit als Lokalkolorit – zur Serie Marseille (2016–2018) 95
- Soziale Ungleichheit (in) der Literatur 111
- Vom autobiographischen «je» zum sozialen «Je» 135
-
3 Lateinamerikanische Gegenwartsnarrative
- «Es mejor un día como rico que una vida como pobre» 155
- Verschleierung, (Un-)Sichtbarkeit oder Prägnanz sozialer Ungleichheiten? 173
- Soziale Ungleichheit in Film und Roman: Iñárritu und Bolaño 203
- Wohlstandssezession. Gated Communities im lateinamerikanischen Kino 229