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20. Dialekt und soziale Gruppe

  • Helen Christen
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Handbuch Sprache in sozialen Gruppen
This chapter is in the book Handbuch Sprache in sozialen Gruppen

Abstract

Der Artikel ist in drei Kapiteln organisiert, die sich damit auseinandersetzen, wie Dialekt und andere räumlich geprägte Spracherscheinungsformen mit sozialen Eigenschaften ihrer Sprecherinnen und Sprecher in einem Zusammenhang stehen resp. von der Dialektologie in Zusammenhang gebracht wurden. Das erste Kapitel widmet sich der traditionellen Dialektologie, die - geleitet von ihrem Erkenntnisinteresse an der diatopischen Variation - in Bezug auf die soziale Komponente keineswegs blind war, sondern gerade in ihrer Fokussierung auf ländliche und immobile Sprecher Vertreter einer bestimmten sozialen Gruppe herausgegriffen hat. Die Gruppe der Bauern und einfachen Leute stellte man sich als konstituierend für eine örtliche Kommunikationsgemeinschaft vor, die durch gegenseitige dialektale Abstimmung für eine relativ homogene Ortsmundart sorgte und es deshalb auch erlaubte, einzelne Sprecher als deren Repräsentanten auszuwählen. Das zweite Kapitel setzt sich damit auseinander, wie sich die Dialektologie nach der sozio- und pragmalinguistischen Wende zunehmend damit beschäftigt, welche sozialen Gruppen die Träger regional geprägter Sprachformen sind resp. wie die gesellschaftliche Gliederung generell sprachlich relevant wird. Konzeptionell und methodisch wurden vor allem die korrelativen soziodialektalen Studien der US-amerikanischen „urban language studies“ zum Vorbild, die den Blick auf - unterschiedlich modellierte - soziale Gruppen und ihren (dialektalen) Sprachgebrauch lenkten. Im dritten Kapitel schließlich wird thematisiert, wie das indexikalische Potential räumlich gebundener Varietäten und Varianten von sprachhandelnden Individuen als „Möglichkeitsraum“ dazu genutzt wird, um sozialräumliche Gruppen mit sprachlichen Mitteln zu konstituieren oder auf sie Bezug zu nehmen sowie Identität resp. Alterität auszudrücken.

Abstract

Der Artikel ist in drei Kapiteln organisiert, die sich damit auseinandersetzen, wie Dialekt und andere räumlich geprägte Spracherscheinungsformen mit sozialen Eigenschaften ihrer Sprecherinnen und Sprecher in einem Zusammenhang stehen resp. von der Dialektologie in Zusammenhang gebracht wurden. Das erste Kapitel widmet sich der traditionellen Dialektologie, die - geleitet von ihrem Erkenntnisinteresse an der diatopischen Variation - in Bezug auf die soziale Komponente keineswegs blind war, sondern gerade in ihrer Fokussierung auf ländliche und immobile Sprecher Vertreter einer bestimmten sozialen Gruppe herausgegriffen hat. Die Gruppe der Bauern und einfachen Leute stellte man sich als konstituierend für eine örtliche Kommunikationsgemeinschaft vor, die durch gegenseitige dialektale Abstimmung für eine relativ homogene Ortsmundart sorgte und es deshalb auch erlaubte, einzelne Sprecher als deren Repräsentanten auszuwählen. Das zweite Kapitel setzt sich damit auseinander, wie sich die Dialektologie nach der sozio- und pragmalinguistischen Wende zunehmend damit beschäftigt, welche sozialen Gruppen die Träger regional geprägter Sprachformen sind resp. wie die gesellschaftliche Gliederung generell sprachlich relevant wird. Konzeptionell und methodisch wurden vor allem die korrelativen soziodialektalen Studien der US-amerikanischen „urban language studies“ zum Vorbild, die den Blick auf - unterschiedlich modellierte - soziale Gruppen und ihren (dialektalen) Sprachgebrauch lenkten. Im dritten Kapitel schließlich wird thematisiert, wie das indexikalische Potential räumlich gebundener Varietäten und Varianten von sprachhandelnden Individuen als „Möglichkeitsraum“ dazu genutzt wird, um sozialräumliche Gruppen mit sprachlichen Mitteln zu konstituieren oder auf sie Bezug zu nehmen sowie Identität resp. Alterität auszudrücken.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Inhaltsverzeichnis V
  3. Sprachgebrauch in sozialen Gruppen IX
  4. I. Grundlagen
  5. 1. Soziale Netzwerke und sprachliche Interaktion 3
  6. 2. Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit in der Moderne – über Qualitäten posttraditionaler Gesellungsgebilde 17
  7. 3. Datenerhebung quantitativ 35
  8. 4. Datenerhebung qualitativ. Mit einem Ausblick auf Beschreibungsverfahren 52
  9. II. Sprachmuster und Kommunikation in sozialen Gruppen
  10. 5. Sprachvariation und Sprachwandel108 87
  11. 6. Wortschatz, Wortbildung und lexikalische Semantik 108
  12. 7. Kommunikative Praxis, soziale Gruppe und sprachliche Konventionen 126
  13. 8. Texte, Textsorten 149
  14. 9. Nonverbale Kommunikation 168
  15. 10. Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit 193
  16. 11. Code-switching und Gruppenkonstellationen 218
  17. 12. Gruppe in der Forschung zu Neuen Medien (Web 2.0) 233
  18. III. Einzelanalysen zum Sprachgebrauch in sozialen Gruppen
  19. 13. Sprachliche und diskursive Praktiken unter Kindern 255
  20. 14. Sprachgebrauch in Jugendgruppen 276
  21. 15. Zum Aspekt „Gender“ in der Kommunikation sozialer Gruppen 293
  22. 16. Städtische Gruppen und ihre kommunikativen sozialen Stile 313
  23. 17. Die Konstruktion sozialer Gruppen: Fallbeispiel Kiezdeutsch 331
  24. 18. Sprache und Musikszenen 352
  25. 19. Sprache und Kommunikation in Fußballfangruppen 370
  26. 20. Dialekt und soziale Gruppe 385
  27. IV. Anwendungsfelder
  28. 21. Gruppensprachliche Praktiken in der Institution Schule 403
  29. 22. Konfliktkommunikation in Jugendgruppen – Diskursmatrix eines Forschungsprogramms 420
  30. 23. Sprache in politischen Gruppen 439
  31. 24. Soziale Gruppen in der Fachkommunikation 455
  32. 25. Soziale Gruppen in der Wirtschaftskommunikation 473
  33. Sachregister 497
Downloaded on 16.12.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110296136-020/html
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