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Der Name Gottes in der Kabbala

  • Andreas B. Kilcher
Veröffentlicht/Copyright: 6. September 2014
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Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht die zentrale theologische, mystische und magische Bedeutung des Gottesnamens in der Kabbala. Auf der sprachtheoretischen Prämisse, wonach die (hebräische) Sprache nicht bloß Welt abbildet, sondern vielmehr konstituiert, erweist sich der Gottesname als verdichtete Grundform des Seins schlechthin, d. h. als ein metaphysisches, primordiales Muster, das nicht nur dem gesamten Text der Thora (dem Geschriebenen), sondern auch der Welt (dem Geschaffenen) zugrunde liegt. Dies zu erkennen, und in den verborgenen Namen den verborgenen Gott zu finden erweist sich als das zentrale Projekt der Kabbala. In der sogenannten »christlichen Kabbala« der Frühen Neuzeit (z. B. Johannes Reuchlin) wird es übernommen, um aber mit den sprachtheoretischen und hermeneutischen Mitteln der jüdischen Kabbala im Namen Jesu eine christliche Uminterpretation des Gottesnamens zu erreichen. Dagegen nun wendet sich Martin Luther, dies auch mit einer antijüdischen Tendenz. Anders als Reuchlin, der in der Namenstheologie der Kabbala Judentum und Christentum verbunden sieht, setzt Luther polemisch das, was er als magisches Judentum der hebräischen Sprache und ihrer Buchstaben abwertet, gegen ein paulinisches Christentum des Glaubens und des Geistes.

Online erschienen: 2014-9-6
Erschienen im Druck: 2004-9-1

© 2014 by Gütersloher Verlagshaus

Heruntergeladen am 8.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.14315/evth-2004-0504/html
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