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„Diskriminierung ist ein sehr starkes Wort”. Rassismuserfahrungen von Personen mit polnischer Einwanderungsgeschichte in intersektionaler Perspektive

  • Eunike Piwoni

Zusammenfassung

Während antiosteuropäischer Rassismus zunehmend als Forschungsfeld erschlossen wird, sind empirische Studien aus der Betroffenenperspektive immer noch rar. Dies gilt vor allem für den deutschen Kontext und für die Gruppe der polnischen Einwander*innen und ihrer Nachkommen. Vor diesem Hintergrund legt der Aufsatz eine umfassende Analyse der Rassismuserfahrungen von 22 Angehörigen der ‚gebildeten Mittelschicht‘ mit polnischer Einwanderungsgeschichte aus Hamburg vor. Die Analyse zeigt, dass die Befragten über eine Vielzahl von Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen berichteten (letztere allerdings fast ausschließlich in Bezug auf ihre Kindheit und Jugend). Dazu gehörten Probleme beim Übergang auf weiterführende Schulen, Beschimpfungen, soziale Distanzierung und vor allem die Konfrontation mit Polenwitzen und Stereotypen. Die Befragten zögerten jedoch, diese Erfahrungen als ‚rassistisch‘ zu interpretieren. Eine Feinanalyse der Erfahrungen und der Reflexionen der Befragten zeigt die Bedeutung u. a. von Geschlecht, Generations- und Klassenzugehörigkeit, aber auch zeitlicher Verortung, in ihrer Verschränkung als Bedingung für das Erfahren von antiosteuropäischem Rassismus.

Zusammenfassung

Während antiosteuropäischer Rassismus zunehmend als Forschungsfeld erschlossen wird, sind empirische Studien aus der Betroffenenperspektive immer noch rar. Dies gilt vor allem für den deutschen Kontext und für die Gruppe der polnischen Einwander*innen und ihrer Nachkommen. Vor diesem Hintergrund legt der Aufsatz eine umfassende Analyse der Rassismuserfahrungen von 22 Angehörigen der ‚gebildeten Mittelschicht‘ mit polnischer Einwanderungsgeschichte aus Hamburg vor. Die Analyse zeigt, dass die Befragten über eine Vielzahl von Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen berichteten (letztere allerdings fast ausschließlich in Bezug auf ihre Kindheit und Jugend). Dazu gehörten Probleme beim Übergang auf weiterführende Schulen, Beschimpfungen, soziale Distanzierung und vor allem die Konfrontation mit Polenwitzen und Stereotypen. Die Befragten zögerten jedoch, diese Erfahrungen als ‚rassistisch‘ zu interpretieren. Eine Feinanalyse der Erfahrungen und der Reflexionen der Befragten zeigt die Bedeutung u. a. von Geschlecht, Generations- und Klassenzugehörigkeit, aber auch zeitlicher Verortung, in ihrer Verschränkung als Bedingung für das Erfahren von antiosteuropäischem Rassismus.

Downloaded on 1.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783111629773-006/html
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