Image Word Action / Bild Wort Aktion / Imago Sermo Actio
Bilder sind keine Abbilder, sondern erzeugen im Bildakt, was sie zeigen. Sprache stellt die Welt nicht nur dar, sondern bringt sie auch immer wieder neu hervor. Bildwahrnehmung ist ein multimodaler Prozess: Menschen reagieren auch deshalb auf Bilder, weil ihr unbewusstes Körperschema von Bildschemata beeinflusst wird. Ebenso gründet Sprachverstehen in der Erfahrung leiblicher Artikulationsvorgänge, die sich bis zur Lautgebärde und dem Beobachten und Spüren von Muskelbewegungen zurückverfolgen lassen. In den Studien der Reihe Image Word Action wird eine Bild- und Sprachtheorie entwickelt, welche die Formen symbolischer Welterschließung als handlungs- und leibgebundene Verfahren freilegt. Sie befördern ein verkörperungsphilosophisch fundiertes Verständnis des menschlichen Reflexionsvermögens, das sich in Bild und Sprache artikuliert.
Chaosbilder kann es eigentlich nicht geben, denn sie zeigen den Zustand der Welt vor ihrer Entstehung. Dennoch gab es seit der Antike über das Mittelalter bis in unsere Zeit immer wieder Anläufe, bildlich erfahrbar zu machen, was sich der Erfahrung entzieht. Das Wechselspiel mit der Begriffsgeschichte des Chaos treibt die Chaosbilder in ikonische Aporien, mit denen sich das Buch erstmals umfänglich auseinandersetzt.
Von der ersten Chaosdarstellung in einem provinzialrömischen Mosaik reicht das Untersuchungsgebiet bis ins 18. Jahrhundert mit Exkursen in die Kunst des 19.–21. Jahrhunderts. Die Chaosbilder sind durch die Verwicklungen heidnischer und christlicher Vorstellungen geprägt. In der daoistischen Tradition Chinas führt das Bilddenken über das Chaos zu höchst subtilen ikonischen Aporien.
Als der Tanz im frühen 20. Jahrhundert zunehmend von modernen und außereuropäischen Einflüssen geprägt wurde, stellte dessen Darstellung bildende KünstlerInnen vor neue Herausforderungen. Die intensive, z.T. auch praktische Beschäftigung der bildenden Künste mit dem Tanz zeugt vom Nachvollzug der Entstehungs- und Wahrnehmungsprozesse von Kunstwerken als zeitlich, räumlich sowie sinnlich bedingte Entitäten. Doch auch Tänzer zeichneten und modellierten und fassten Bilder als Bindeglied zwischen Stillstand und Bewegung auf.
Die Studie untersucht die Interaktion beider Medien in dieser Zeit, beleuchtet Unterschiede und fruchtbare Einflüsse und arbeitet die Wechselbeziehungen zwischen ihnen heraus. Dabei steht insbesondere die Abstraktion als modernes Experimentierfeld im Mittelpunkt der Untersuchungen.
Das vorliegende Buch widmet sich der zweifachen radikalen Wende der Philosophie durch Giambattista Vico in seiner Scienza nuova: Die Begründung einer Philosophie der Kultur (mondo civile) bleibt Vicos großer Beitrag zur Erkenntnistheorie. Vicos "Entdeckung", die Entfaltung des menschlichen Denkens in der phantastischen Verkörperung durch poetische Charaktere, in Gesten, Bildern, Sprache, ist der aktuellste Aspekt seiner Philosophie: eine anti-cartesische Philosophie des embodiment, der erste linguistic turn der Philosophie. Vieles, was derzeit in Szenarien des Anfangs menschlichen Denkens und Sprechens imaginiert wird, findet sich bei Vico vorgedacht. Die Dualität von visuellen Zeichen und Sprache in menschlicher Kognition ist ein fundamentaler Beitrag zur Diskussion um die geistigen Grundformen unserer Kultur.
Social enactivism is a philosophical theory which, through the analysis of discursive practice, aims at explaining how high-level cognitive conditions and processes emerge. The fundamental tenets of this theory are based on enactivist and (neo)pragmatist principles. Therefore, the emphasis is not on the purely linguistic understanding of discourse but on its structural interaction with technology, that is created by man himself, in the context of which the discursive performance takes place. This perspective addresses not only a blind spot in the international debate about "situated cognition" but also a current problem in the philosophy of mind.
In a unique cooperation between philosophy, linguistics, art history, and ancient studies, this volume focuses on ways in which the entangled and embodied nature of image and language enables us to symbolically articulate the world and our experience in a great variety of forms. It lays the foundation for a new cultural anthropology of symbolic processes
Unbestimmtheit in Bildern ist widerständige Störung. Subtile Schattierungen eines sich verbreitenden und stärker werdenden Farbtons oder die brandversehrte Oberfläche einer Bronze erzeugen Effekte abseits des Schauplatzes künstlerischer Intention. Die Genese des Bildes im Werk- wie auch im Wahrnehmungsprozess ist immer auch ein Rückgang ins Unbestimmte. Die Beiträge des Bandes diskutieren den Begriff "ikonische Formprozesse" und überprüfen ihn an Artefakten: er umfasst jene Phänomene, die Übergänge zwischen natürlichen und symbolischen Formen herstellen. In der Wirksamkeit von Kunstwerken zeigt sich diese Kontinuität; sie halten die in sie investierte vorsymbolische Qualität in besonderem Maße virulent. Das Buch liefert so Bausteine zu einer Theorie ikonischer Formprozesse.
Starke Bereiche der gegenwärtigen Philosophie stehen unter dem Zeichen des "embodiment". So vielversprechend diese pragmatische Wende auch wirkt, so begrenzt bleibt sie darin, die Welt als Projektion des erkennenden Ich zu deuten. Der Image Act erschließt dagegen die entgegenkommende Kraft der bildhaften Formen. Das Buch nimmt eine dreifache Gliederung dieser Sphäre vor: Die Nachahmung, die Substitution und die pure Formwirkung. Alle drei Bereiche werden durch Beispiele von der Antike bis in die Gegenwart und bis in die Bilderkämpfe unserer Zeit geführt. Aus dieser Rekonstruktion des Agierens der Bilder entsteht das Element einer neuen Philosophie des Entgegenkommens.
Heavily represented sections of contemporary philosophy subscribe to the notion of "embodiment". However promising this pragmatic turn of events may be, it remains limited in that it interprets the world as a projection of the cognizing "I". By contrast, Image Acts focuses on the counterforce of the form of images. The book subdivides this sphere into three parts: imitation, substitution, and the pure effect of the form. All three parts are contemplated with examples from antiquity through to the present and the iconoclastic controversies of our times. From this reconstruction of the image act springs the element of a new philosophy of affordance.
Das, was gesehen, gehört oder gedacht wird, begreift der Band 23 Manifeste zu Bildakt und Verkörperung nicht als ein passives, sondern aktives Gegenüber. Dieses zeigt sich in Bildern, Objekten, Tönen, Materialien, Wörtern oder Schriftzeichen, welche die Beiträge des Bandes im Sinne einer Kulturtheorie des Entgegenkommenden deuten. Diese gründet auf einer analytischen Herangehensweise, die die Gegenstände der Betrachtung in ihrer Eigenständigkeit respektiert, um den Modus ihrer Aktivität angemessen beschreiben zu können.
Die versammelten Untersuchungen aus den Bereichen Kunst- und Bildwissenschaft, Philosophie, Sprachphilosophie sowie Musik- und Filmwissenschaft, nähern sich programmatisch zentralen Begriffen von Active Matter bis zu Verkörperung.