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Lebensformen und epistemische Fähigkeiten

  • Andrea Kern
Veröffentlicht/Copyright: 25. September 2009
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In der zeitgenössischen Erkenntnistheorie ist die Idee verbreitet, dass der Erwerb von Wissen davon abhängig ist, dass das Subjekt des Wissens an einer bestimmten Lebensform teilhat, die grundlegender als sein Wissen ist. Das ist eine Lesart der Position Wittgensteins, deren exemplarischer Vertreter etwa Stanley Cavell ist. Meine These dagegen lautet, dass die Lebensformtheorie einem erkenntnistheoretischen Dogma aufruht, dessen Überwindung Wittgensteins eigentliches Anliegen war: Es ist das Dogma, dass die grundlegende Bedeutung des Wissensbegriffs in der Beschreibung eines einzelnen Aktes besteht, und nicht in der Beschreibung von etwas, das auf einer logisch anderen Ebene steht: nämlich einer Fähigkeit. Damit soll nicht bestritten werden, dass die Idee einer bestimmten Lebensform wesentlich ist für die Beschreibung erkenntnisfähiger Subjekte. Doch diese ist nicht grundlegender als die Idee des Wissens selbst.

Many contemporary positions in epistemology share the idea that a subject can acquire knowledge only in virtue of belonging to a form of life that is more fundamental than her knowledge. This is a reading of Wittgenstein that Stanley Cavell has propounded in exemplary form. Against it, I argue that life-form-theories rest on a dogma that Wittgenstein wanted to overcome: the dogma that the first deployment of the concept of knowledge is to describe a particular act, as opposed to something that belongs to a different logical category: a capacity. This is not to deny that the concept of a form of life is crucial to the description of an epistemic subject. But, I argue, it is not more fundamental than the concept of knowledge.

Published Online: 2009-09-25
Published in Print: 2007-05

© Akademie Verlag

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