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Symbolische Verfassungsgebung in Aushandlungsprozessen von Religion. Die Verfassungsdynamik einer Handschlagverweigerung

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Veröffentlicht/Copyright: 19. Mai 2021
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Zusammenfassung

Der sogenannte Fall Therwil führte zu Bestrebungen, in der Verfassung des Kantons Basel-Landschaft einen Vorbehalt bürgerlicher Pflichten zu verankern. Diese geplante und schlussendlich gescheiterte Verfassungsrevision ist Anlass, der Frage nach der Bedeutung des Vorbehalts der bürgerlichen Pflichten nachzugehen. Es zeigt sich, dass dessen Bedeutung nicht in seiner rechtlich verbindlichen und durchsetzbaren, sondern in seiner symbolischen Dimension liegt. Diese wird im Fall Therwil eingesetzt, um einer bestimmten politischen Zielsetzung zu dienen. Dies zeigt sich deutlich mit Blick auf den migrationspolitischen Hintergrund der sog. Handschlag-Affäre, werden mit der geplanten Verfassungsrevision doch implizite wie explizite Imaginationen von Zugehörigkeit ausgedrückt. Es ist dabei kein Zufall, dass mit dem Vorbehalt bürgerlicher Pflichten ein Konzept aufgegriffen wurde, das dem Kontext des Kulturkampfes im 19. Jahrhundert entstammt.

Abstract

The Therwil case sparked efforts to change the cantonal constitution and to enshrine the reservation of civic duties at constitutional level in the canton Basel-Country. The proposed amendment failed in the cantonal parliament, but it serves in this contribution as a starting point for a reading of the Therwil case that centers around the meaning of the concept of the reservation of civic duties. A reading of the Therwil case with a view to this concept is revealing because even the proponents of the bill admitted that it would not have legally relevant consequences. The significance of the reservation of civic duties must therefore lie elsewhere, presumably in its strong symbolism that is suitable for achieving political goals, transcending the practical legal dimension of justiciability. Considering the political discourse surrounding the Therwil case, the symbolism of the reservation of civic duties especially refers to the aspect of migration policy. In fact, the reservation of civic duties emerged as a heavily loaded “code” that allowed to determine aspects of belonging to the “Swiss culture”. It is significant that the concept of the reservation of civic duties stems from the Swiss Federal Constitution of 1874 and the context of 19th century’s “Kulturkampf” (culture war).

Danksagung

Die Autorin dankt lic. phil. Martin Bürgin für viele wichtige inhaltliche Impulse für den vorliegenden Beitrag, für die gute Zusammenarbeit beim gemeinsamen Referat zum Thema (gehalten am 20. Juni 2018 an der Konferenz der European Association for the Study of Religions in Bern) und bei einem ursprünglich gemeinsam verfassten Artikel – der aufgrund seiner Überlänge allerdings zweigeteilt werden musste. Grösster Dank gebührt auch Dr. phil. Philipp Hetmanczyk für seine wertvollen inhaltlichen Anregungen.

Online erschienen: 2021-05-19
Erschienen im Druck: 2021-05-05

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Artikel in diesem Heft

  1. Frontmatter
  2. Frontmatter
  3. Der Handschlag von Therwil – Einsichten in die Aushandlungsdynamiken von Religion zwischen lokaler Interaktion, nationaler Politisierung und globaler Skandalisierung: Eine Einleitung
  4. Zum Verhältnis von Interaktion, Organisation und Gesellschaft in der Therwiler Handschlag-Affäre. Eine systemtheoretische Analyse
  5. Ein lokales Ereignis im globalen Fokus: Das Zusammenfallen geografischer, zeitlicher und sozialer Räume in der medialen Verbreitung einer Handschlagverweigerung
  6. Politisierung von Kultur, Religion, und Geschlecht: Die Kulturalisierungen eines verweigerten Handschlags in Deutschschweizer Medien
  7. Symbolische Verfassungsgebung in Aushandlungsprozessen von Religion. Die Verfassungsdynamik einer Handschlagverweigerung
  8. Kulturkampfnarrative im Gesetzgebungsprozess
  9. Religion als Grenzkategorie von „Diversität“: Zur politischen Verhandlung einer Handschlagverweigerung
  10. Rezensionen
  11. Michael Eckardt, Hg.: Mission Afrika: Geschichtsschreibung über Grenzen hinweg. Festschrift für Ulrich van der Heyden. Missionsgeschichtliches Archiv, Bd. 29 (Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019) 626 S., 19 s/w Abb., 9 s/w Tab. ISBN 978-3-515-12315-0, gebunden 89.– €. https://elibrary.steiner-verlag.de/book/99.105010/9783515123259.
  12. Nora Kim Kurzewitz, Gender und Heilung. Die Bedeutung des Pentekostalismus für Frauen in Costa Rica (Bielefeld: transcript-Verlag, 2020), 272 S. ISBN 978-3-8376-5175-1, 40,00 €.
  13. Die Lust am Polemisieren: Nietzsches Unzeitgemässe Betrachtungen und Die Genealogie der Moral. Der neue Nietzsche-Kommentar (3)
  14. Annelies Lannoy: Alfred Loisy and the Making of History of Religions. A Study of the Development of Comparative Religion in the Early 20th Century. Religi­onsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 74 (Berlin: De Gruyter, 2020). XIV, 366 Seiten. ISBN 978-3-11-058377-9, gebunden 86,95 €.
  15. Hartmut Zinser: Heilige Schriften zwischen Opferkult und Wortgottesdienst. (Aschaffenburg: Alibri Verlag, 2020), 126 Seiten, ISBN 978-3-86569-316-7.
  16. Simon Wiesgickl, Das Alte Testament als deutsche Kolonie. Die Neuerfindung des Alten Testaments um 1800. Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 214 (Stuttgart: Kohlhammer, 2018), 262 S. ISBN 978-3-17-033347-5, 75,00 €.
  17. Anthony D’Andrea, Reflexive Religion: The New Age in Brazil and Beyond. Religion in the Americas 19 (Leiden/Boston: Brill, 2018), 175 S. ISBN 978-90-04-38011-0, 119,00 €.
  18. Robert Brenneman und Brian J. Miller, Building Faith. A Sociology of Religious Structures. Numen Book Series 134 (Oxford: Oxford University Press, 2020), XI + 190 S. ISBN 978-0-19-088344-7, 38,42 €.
  19. Robert Brenneman und Brian J. Miller, Building Faith. A Sociology of Religious Structures. Numen Book Series 134 (Oxford: Oxford University Press, 2020), XI + 190 S. ISBN 978-0-19-088344-7, 38,42 €.
  20. Rainer Walz, Seelenvorstellungen. Theorien über Geburt, Tod und Jenseits in einfachen Gesellschaften und in Hochkulturen (Münster: Aschendorf Verlag, 2019), 999 S. ISBN 978-3-402-13331-6, 94,00 €.
  21. Ausstellung: Totenhemd und Leichenschmaus. Eine Ausstellung zur Bestattungs- und Trauerkultur, 16. September 2020 bis 02. Mai 2021.
  22. English Summaries
  23. English Summaries
Heruntergeladen am 11.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/zfr-2019-0014/html
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