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Die Langlebigkeit „toter Pferde“. Nachhaltigkeit der Transformation im Fokus der Open-Access-Tage 2019

30.09.–02.10.2019 in Hannover
  • Maxi Kindling

    Maxi Kindling

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Veröffentlicht/Copyright: 1. Mai 2020
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1 Einleitung

Nachhaltigkeit ist ein aktuelles Thema von höchster Relevanz für alle Lebensbereiche. Die zunehmend digitalisierte Wissenschaftswelt steht in diesem Kontext vor vielen Fragen, darunter auch wie eine nachhaltige Transformation hin zu einer offenen und partizipativen Wissenschaft gelingen kann. Das Motto der diesjährigen Open-Access-Tage hatte „Nachhaltigkeit“ als Thema konkret adressiert. Mit 435 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war das 13. jährliche Treffen der deutschsprachigen Open-Access-Community eine vergleichsweise große Veranstaltung, waren es doch beispielsweise 2017 in Dresden noch gut 100 Teilnehmende weniger. Die im „D-A-CH“-Raum wichtigste und größte Open-Access-Konferenz fand im ehemaligen Welfenschloss statt, dem Hauptgebäude der Leibniz Universität Hannover. Der imposante Lichthof des Gebäudes bildete den Tagungsmittelpunkt, der sowohl für Vorträge als auch für die Poster-Ausstellung und die Messestände genutzt wurde und gleichzeitig in den Pausen zum Austausch diente. Sessions, Workshops und der Tool-Marktplatz fanden in den angrenzenden Räumlichkeiten im gleichen Gebäude statt. Gastgeber der Tagung waren die Leibniz Universität, die TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. Führungen durch das Hauptgebäude der TIB-Zentralbibliothek, die Herrenhäuser Gärten sowie zwei abendliche Social Events rundeten das Konferenzprogramm ab.

2 Transformation

Die Open-Access-Transformation bildete einen Schwerpunkt der diesjährigen Tagung. Der euphorische Blick der vergangenen Jahre auf die Transformation wird inzwischen von einer zunehmend differenzierten, teils auch kritischen Perspektive abgelöst. Die Kritik zielt insbesondere auf Fragen der Nachhaltigkeit der aktuellen Transformationsaktivitäten. Sie berührt aber auch grundlegendere Fragen – etwa ob die Community generell auf „dem richtigen Weg“ ist. Auf den Punkt gebracht wurde dies in der Keynote „Eine Erfolgsgeschichte? Open Access zwischen kollektivem Handeln, (un-)sichtbaren Infrastrukturen und neoliberalen Verwandlungen“ von Elena Šimukovič (Universität Wien), die mit einem „Blick zurück in die Zukunft“ die Open-Access-Ideale der Budapest Open Access Initiative von 2002[1] mit dem Status quo der Transformation verglich.[2] Die Budapest Initiative formulierte das Ziel, Wissen zum Nutzen der breiten Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Elena Šimukovič äußerte Bedenken, dass die Open-Access-Transformation insbesondere zu Lasten Forschender im globalen Süden gestaltet wird, die nicht über finanzielle Ressourcen zur Finanzierung hoher Publikationsgebühren verfügen und deshalb nicht in der gleichen Weise partizipieren, d. h. publizieren und damit gelesen werden können wie Forschende des globalen Nordens. Derzeit verschärfen sich globale Ungleichheiten eher. Die Befürchtung, dass aus der Subskriptions- bzw. Zugangsschranke im wissenschaftlichen Publikationssystem eine Publikationsschranke nach dem Motto „Open Access muss man sich leisten können“ wird, zog sich wie ein roter Faden durch viele Diskussionen der Open-Access-Tage. Eine wichtige Orientierung bieten hier die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen,[3] auf die wiederholt Bezug genommen wurde. Elena Šimukovič führte den Gedanken noch weiter: Von einem „pay to publish“ ist es nicht mehr weit bis zu einem „pay to say“. Neben den zu erwartenden Herausforderungen für den globalen Süden thematisierte sie mit Bezug auf Transformationsverträge auch die entstehende Ungleichheit zwischen Einrichtungen mit Blick auf ihre finanziellen Mittel sowie die unterschiedliche Publikationsstärke, die zu Konkurrenzkämpfen innerhalb von Einrichtungen, aber auch von Einrichtungen untereinander führen werden. Auch der Diskurs habe sich vom Begriff „Offenheit“ zu „Wettbewerb“ und „Markt“ hin verschoben.

Die Transformationsverträge insbesondere mit großen Verlagen wie auf nationaler Ebene im Rahmen von DEAL wurden differenziert betrachtet. Wichtige Fragen, die in diesem Zusammenhang aufgebracht wurden, waren etwa, wie die Transformation auf Basis der vorhandenen bzw. geplanten Verträge langfristig finanziert werden kann und welche alternativen Modelle gebraucht werden, um der (weiteren) Stärkung der Verlagsoligopole entgegenzuwirken. Elena Šimukovič wies darauf hin, dass die starke Fokussierung auf die Transformation von Subskriptionszeitschriften eine weitere Zielstellung der Budapest Initiative etwas in den Hintergrund treten lässt: die Stärkung bereits bestehender Open-Access-Zeitschriften. Zudem vertrat (nicht nur) sie die Befürchtung, dass die zunehmende Konzentration auf APC-finanzierte Gold Open-Access-Publikationen andere Wege von Open Access in den Hintergrund treten lässt. In Erinnerung wird den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern sicher die von ihr vorgenommene Übertragung der „Dead Horse Theory“ auf die „Big Deals mit Open-Access-Komponenten“ bleiben: Von einem toten Pferd wird nicht abgestiegen, sondern es werden diverse „kreative Strategien“ gefunden, um die Symptome zu behandeln, darunter „Die Reiterinnen und Reiter austauschen“ oder „Das tote Pferd umbenennen“.

Neben kritischer Betrachtung wies das Programm aber auch zahlreiche Positivbeispiele und Diskussionen über Alternativen auf. John Willinsky (Stanford University, Gründer des Public Knowledge Project) zeigte bereits am ersten Konferenztag in seiner Eröffnungs-Keynote „Daring to dream of Universal Open Access“ einen solchen Ansatz der Transformation in Form des Pilotprojekts „Subscribe to Open“ (kurz: S2O) auf.[4] Das Ziel des Projekts ist es, Zeitschriften durch die subskribierenden Einrichtungen ohne Steigerung der Subskriptionskosten freizukaufen. Ein Beispiel ist der Verlag Annual Reviews.

Es zeigte sich insgesamt, dass alternative Finanzierungsansätze zur bei kommerziellen Verlagen etablierten Finanzierung über Publikationsgebühren (APCs/BPCs) wie gerade S2O, aber auch die „Open Library for Humanities“ (OLH) und „SCOAP3“ immer bedeutsamer werden. Sie waren Gegenstand von Session-Beiträgen ebenso wie Kriterien für die Beteiligung an verschiedenen alternativen Modellen, nötige und mögliche Gestaltungsspielräume für Bibliotheken bei konsortialen Modellen, Kostenbeteiligung durch Forschungsförderer oder die Transparenz von Geschäftsmodellen und wurden intensiv diskutiert.

3 Reflexion

Die Open-Access-Aktivitäten der vergangenen Jahre wurden an verschiedenen Punkten der Tagung reflektiert. Einige Aspekte sollen hier exemplarisch herausgegriffen werden: Elena Šimukovič brachte in ihrer Keynote die wichtigen Fragen auf, wer sich hinter der „Open-Access-Bewegung“ verbirgt und ob es sich dabei wirklich um „eine“ Community handelt, die sich auf gemeinsame Ziele verständigt hat, und welchem Selbstverständnis sie folgt. Viel mehr noch als bisher sollte „Open Access als Scharnier für die Wissenschaftskommunikation in die Gesellschaft“ genutzt werden. Eine daraus abzuleitende Frage ist die nach dem „Commitment“, das eine Community bzw. die einzelnen ihr zugehörigen Akteure für die Erreichung gemeinsamer Ziele im Sinn „kollektiven Handelns“ bringen müssen. Zu diesem gehört beispielsweise auch das Bekenntnis zu freiwilliger, aber damit einhergehend auch verbindlicher Beteiligung an und Erprobung von (kooperativen) alternativen Finanzierungsansätzen und Crowdfunding. In diesem Zusammenhang wurde auch in einer der Sessions deutlich, dass Erwerbungsbereiche in den Bibliotheken viel stärker noch in den Diskurs der Open-Access-Transformation einbezogen werden müssen. In der Session selbst, aber besonders im Nachgang in Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, dass Erwerbung in Bibliotheken einen klaren Auftrag für Open Access erhalten muss. Das macht eine grundsätzliche Debatte darüber nötig, welche Verantwortung einzelne öffentliche Einrichtungen für die globale Informationsversorgung und die Erreichung der bereits erwähnten Ziele der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung haben: Soll Offenheit wirklich realisiert werden, dann sind Partizipation, Diversität, Nachhaltigkeit und Verantwortung maßgeblich. Das bedeutet beispielsweise, dass Open Access so durch Leitungen und Politik unterstützt werden muss, dass auch Forschende in Ländern des globalen Südens teilhaben und nicht nur lesend, sondern vor allem auch publizierend beitragen können. Diese Ziele sollten sich auch auf strategischer Ebene und in der Erwerbung niederschlagen, und es müssen ganz konkret auch formale Hürden wie haushaltsrechtliche Einschränkungen überwunden werden.

In puncto Verantwortung können Bibliotheken auch selbst aktiv werden und sich mit Nachweis ihrer konkreten Aktivitäten und Bemühungen für mehr Offenheit um den Open Library Badge (OLB)[5] bewerben. Mit der Bewerbung und bei Erfolg mit der Erlangung des OLB bekennen wissenschaftliche wie öffentliche Bibliotheken sich klar zum Konzept der Offenheit und können entsprechende Praktiken, Arbeitsergebnisse und Service-Angebote visuell verstärkt sichtbar machen und den OLB damit auch als Marketinginstrument einsetzen. Den OLB gibt es seit 2016, und er wurde bislang an neun Bibliotheken verliehen. Der überarbeitete OLB 2020 enthält 15 Kategorien der Offenheit, die in Hannover in Form eines Posters präsentiert wurden.[6] Das Poster hat den dritten Preis des Best-Poster-Awards gewonnen. Den ersten Platz erreichten Paul Vierkant (Helmholtz Open Science Koordinationsbüro) und Kolleginnen und Kollegen mit dem Poster „Trust me, I’m a repository manager!“ zum DINI-Zertifikat 2019.[7] Es handelt sich dabei bereits um die fünfte Version des Zertifikats für Open-Access-Publikationsdienste, das durch die Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e. V. (DINI) initiiert und gepflegt wird – ein Erfolg auch im Sinn der Nachhaltigkeit und ein wichtiges Zeichen: Auch der Grüne Weg des Open Access sollte bei der Transformation nicht außer Acht gelassen werden. Den zweiten Poster-Preis erlangte das Poster „Sammeln, Aufbereiten, Analysieren – Der Weg zum Open Access Monitor“ vom Jülicher Projektteam um Dirk Ecker[8] und adressierte damit einen weiteren wesentlichen Diskussions- und Handlungsaspekt: das (schwierige) Open-Access-Monitoring als eine Entscheidungsgrundlage für Publikations- und Finanzierungsstrategien und entsprechende Handlungen.

4 Daten für die Open-Access-Forschung

Einen wertvollen Anstoß für die Diskussion über nachhaltige offene Instrumente für das Monitoring lieferte Mikael Laakso (Hanken School of Economics) in seiner Keynote „Infrastructure for data on open access: openness, sustainability, reproducibility“ am Abschlusstag der Open-Access-Tage 2019.[9] Er präsentierte die Ergebnisse von internationalen Open-Access-Untersuchungen der vergangenen Jahre unter der Fragestellung, welche Aussagen die jeweiligen Datengrundlagen überhaupt zulassen. Eine Erkenntnis ist, dass für Langzeitstudien, die eine Entwicklung aufzeigen sollen, oft die Daten fehlen. Bestehende Datenbanken enthalten meist nur ein Abbild des Status quo. Für ein adäquates Monitoring etwa mit dem Ziel, die Wirkung von Fördermaßnahmen zu evaluieren, ist die Datenlage daher oft problematisch. An dieser Stelle sind Datenlieferungen einzelner Einrichtungen essentiell, bislang aber meist lückenhaft. Als derzeit umfangreichste Datengrundlage benannte er in seiner umfassenden Analyse den Dienst Unpaywall mit mehr als 24 Millionen Open-Access-Dokumenten.[10]

Mikael Laakso appellierte daran, dass Daten nachnutzbar sein müssen, so dass Alternativen zu proprietären Datenbanken mit restriktiven Lizenzen gefunden werden können. Die Inhalte solcher Datenbanken können ohnehin kaum die Heterogenität der Open-Access-Publikationslandschaft abbilden, weil sie etwa disziplinäre Verzerrungen aufweisen oder ganze Publikationstypen nicht erfassen. Derzeit verfügbare Datenquellen werden den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Open Access nicht gerecht. Beispielhaft nannte er fehlende systematische Untersuchungen über die Wirkung von Green Open Access und das Phänomen des „Reverse Flipping“ von Open-Access-Zeitschriften, die zu Subskriptionszeitschriften umgewandelt wurden. Er sieht die Verantwortung dafür auch bei den Bibliotheken, die offene und langfristig finanzierte Datenquellen und -infrastrukturen aufbauen sollen – etwa dem Beispiel der Open-APC-Initiative[11] folgend. Einmal mehr wurde damit die Verantwortung von dritten Akteuren im „Markt“ hervorgehoben, die in den sich an die Vorträge anschließenden Diskussionen unter anderem Ulrich Herb (SULB Saarbrücken) ansprach: Bibliotheken versuchen als dritte Akteure in den zweiseitigen Handel mit Reputation zwischen Verlagen sowie Autorinnen und Autoren zurückzufinden. Bestehende Reputationsmechanismen zu durchbrechen und insbesondere eine Reputationssteigerung für Open Access zu erreichen ist eine beständige Herausforderung neben technischen und ökonomischen Fragen, die in diesem Jahr sehr häufig unter dem Begriff „kultureller Wandel der Wissenschaft“ diskutiert wurde.

Beispielhaft soll an dieser Stelle neben dem Open-Access-Monitor noch auf wichtige Untersuchungen mit umfassenden (Status-quo-)Daten für die Open-Access-Entwicklung hingewiesen werden, die in Hannover präsentiert wurden:

Nina Schönfelder (Universität Bielefeld) präsentierte ihre umfassende Studie zur langfristigen Finanzierbarkeit der Transformation von Open-Access-Zeitschriften mit den vorhandenen Erwerbungsmitteln.[12] Sie hat dafür prognostische Berechnungen für fünf deutsche Universitäten und eine Forschungseinrichtung anhand dreier Szenarien vorgenommen. Dabei wird notwendigerweise davon ausgegangen, dass sich das Publikationssystem nicht ändert. Die Publikationsdaten der Einrichtungen basieren auf dem Web of Science. Die Untersuchung zeigt, dass die Erwerbungsetats für die Finanzierung der prognostizierten Artikel ausreichen, sofern Artikel aus Drittmittelprojekten durch die Drittmittelförderer finanziert werden. Diskutiert wurde insbesondere die kritische Rolle von Hybrid Open Access: Mit diesem Preisschema wird die Open-Access-Transformation nur zu ungleich höheren Kosten möglich sein. Der ausführliche Bericht des Nationalen Open-Access-Kontaktpunkts zur Präsentation erschien kurz nach den Open-Access-Tagen.[13]

Im durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „Options4OA – Strategische und operative Handlungsoptionen für wissenschaftliche Einrichtungen und Fachgesellschaften zur Gestaltung der Open-Access-Transformation“[14] wurden Einrichtungen und Fachgesellschaften zum Status quo ihrer Aktivitäten befragt. Die Ergebnisse der Befragung von über 400 Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Einrichtungen der Ressortforschung sind auf den Folien von Heinz Pampel (Helmholtz Open Science Koordinationsbüro) nachzulesen.[15] Zu den positiven Beobachtungen zählte unter anderem, dass im Vergleich zu einer Erhebung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen von 2010 die Zahl der Policies deutlich gestiegen ist und viele Open-Access-Infrastrukturen aufgebaut wurden. Weiterhin ist eine dynamische Entwicklung der Open-Access-Finanzierung zu beobachten. Im Projekt wurde auch eine umfassende systematische Analyse des Publikationsverhaltens von 300 Fachgesellschaften vorgenommen. Es wurde unter anderem untersucht, ob Fachgesellschaften Zeitschriften herausgeben und wie hoch der Open-Access-Anteil unter diesen Zeitschriften ist: „Von den 118 untersuchten Zeitschriften sind nur 6,59 % (n = 12) reine Open-Access-Zeitschriften, 56,04 % (n = 102) bieten eine Hybrid-Option an.“ Die Analyse ist auf einem Poster von Dorothea Strecker (Humboldt-Universität zu Berlin) und Heinz Pampel nachzulesen.[16]

5 Open-Access-Förderung

Für großes Interesse sorgte die Auswertung des Programms Open-Access-Publikationsfonds der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), präsentiert von Angela Holzer (DFG).[17] Im Verlauf des Programms wurden insgesamt 45 Hochschulen bei der Einrichtung von Publikationsfonds unterstützt. Das Programm wird als äußerst wichtig wahrgenommen und der Wunsch nach einer Weiterführung wurde von vielen Einrichtungen geäußert. Die DFG zog ähnlich positive Bilanz: Das Programm hat zur Strukturbildung und Standardisierung bei den Einrichtungen beigetragen. Etwa die Hälfte der jeweils veröffentlichten Artikel aus den Einrichtungen konnten aus dem Programm finanziert werden. Insgesamt konnten mit dem Programm 11 800 Open-Access-Artikel gefördert werden, wobei der größte Teil davon aus den Lebenswissenschaften stammt. Anzumerken ist hier, dass sich aber auch gezeigt hat, dass es keine große Divergenz zwischen den geförderten und nicht-geförderten Einrichtungen hinsichtlich der Zahl der Gold-Open-Access-Artikel gibt. Für größere Diskussion sorgte die sich aus einer Erhebung unter geförderten und nicht geförderten Einrichtungen ergebende Zustimmung (jeweils über 40 %) für eine Förderhöchstgrenze von 2 000 Euro pro Artikel. Diese wird von den meisten als wichtige Maßnahme wahrgenommen, die Artikelpreise zu regulieren. Angela Holzer äußerte sich auch entsprechend: Die DFG sollte die „Prestigeökonomie“ der Verlage nicht finanzieren. Zuspruch unter den befragten Einrichtungen erhielt unter anderem auch ein möglicher zukünftiger Förderschwerpunkt bei Open-Access-Infrastrukturen.

Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) präsentierte seine (Förder-)Maßnahmen in Hannover. Das BMBF fördert seit 2018 über die Laufzeit von drei Jahren zwanzig verschiedene Projekte zur „Umsetzung innovativer Ideen zur Schaffung, Verbreitung und Handhabe von Open Access-Publikationen“.[18] Diese sind aus einem Ideenwettbewerb des BMBF mit 63 Vorschlägen hervorgegangen. Im Rahmen einer Session nutzten 15 Projekte das Angebot, ihr Konzept innerhalb weniger Minuten zu präsentieren. Dies bot die Möglichkeit, sich sowohl einen kompakten Projektüberblick zu verschaffen, als auch den Präsentierenden direkt Fragen zu stellen. Die Frage der Nachhaltigkeit drängt sich bei nicht wenigen Projekten auf und blieb häufig offen. Die zuständige Referentin des BMBF, Cäcilie Weber, kündigte im Rahmen der „Minute-Madness“ auch einen neuen Ideenwettbewerb zum Jahreswechsel 2019/2020 an. Das BMBF präsentierte darüber hinaus eine neue Informationsoffensive zu Open Access im Stil von ironischen Warnhinweisen und mit den dazugehörigen Give Aways. Die Informationsbroschüren sind online verfügbar, gedruckte Versionen können ebenso wie die Werbematerialien bestellt werden.[19]

6 Gelebte Nachhaltigkeit

Das Ortskomitee hat dem Tagungsmotto Nachhaltigkeit und generell dem Openness-Gedanken auch in der Organisation durch konkrete Maßnahmen Rechnung getragen, die von den Teilnehmenden ausdrücklich gelobt wurden. Das Catering war ausschließlich vegetarisch, auf ein umfassendes gedrucktes Programm wurde verzichtet und die Tagungsunterlagen konnten dem eigenem Bedarf folgend mit diversen Werbematerialien ergänzt werden. Das Ortskomitee hat weiterhin ein nachnutzbares Tagungslogo sowie Werbebanner usw. für die Folgejahre erstellt. Eine Kinderbetreuung wurde in diesem Jahr ebenfalls angeboten und genutzt. Es ist sehr wünschenswert, dass dies auch in den kommenden Jahren fortgesetzt und weiterentwickelt sowie durch andere Veranstaltungen adaptiert wird.

In diesem Jahr wurde laut Programmkomitee auch ein besonderes Augenmerk auf die Session-Moderation gelegt. Auch wenn aufgrund der Vielzahl paralleler Veranstaltungen die Teilnahme nur an einem Bruchteil des Programms möglich war, kann dieses Vorhaben als gelungen bewertet werden. Diese Etablierung von (nachnutzbaren) Standards ist auch für die Community insgesamt äußert wertvoll und nachahmenswert.

Aufgrund des umfassenden Angebots der Open-Access-Tage und der Tatsache, dass in einem solchen Bericht nur auf einen sehr kleinen Teil des Programms Bezug genommen werden kann, sei direkt ein Blick in eben dieses empfohlen: Die Abstracts zu den Beiträgen und gegebenenfalls Informationen zu den Autorinnen und Autoren via ORCIDs sind allesamt einsehbar.[20] Für die Nachbereitung sind außerdem die Präsentationen für die jährlich stattfindenden Open-Access-Tage seit 2016 auf dem Repository Zenodo abgelegt.[21] Einzelne Aufzeichnungen von Vorträgen werden nach und nach über das TIB AV-Portal verfügbar gemacht.[22] Die nächsten Open-Access-Tage finden vom 15. bis 17. September 2020 digital statt.

About the author

Maxi Kindling

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Published Online: 2020-05-01
Published in Print: 2020-05-01

© 2020 Kindling, publiziert von De Gruyter

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