Volume 2, Issue 11-12

Die Säureradikale der Carbonsäuren - RCO - und salpetrigen Säure - NO - können in verflüssigtem Schwefeldioxyd als selbständige (solvatisierte) Kationen - RCO + , NO + - auftreten, wie dies von Metall-, Hydronium- und Ammoniumionen in wäßrigen Systemen bekannt ist. Dies ist dadurch möglich, daß man den entsprechenden Säurehalogeniden - RCOCl, NOCl - durch Zusatz elektrophiler Komplexbildner, wie SbCl 5 , AlCl 3 , das Halogen alsAnion entziehen kann. Es werden die Ergebnisse neuer Leitfähigkeitsuntersuchungen an solchen Systemen mitgeteilt sowie charakteristische „Ionenreaktionen“ dieser neuartigen Elektrolyte beschrieben.

In der Gruppe der in der Regel blauen bis grünen Indophonole aus 1.2-Phenolcarbon-säureamiden und Phenylendiaminen wurden neue, sämtlich im Amidrest mit stark polaren Gruppen substituierte Farbstoffe gefunden, deren Absorptionsbanden in den Bereich kürzerer. Wellenlängen verschoben sind. Als Ursache für die Verschiebung werden Nebenvalenzkräfte angenommen.

Form und Verbreitung der Vivianit-Vorkommen bezeugen ihre Entstellung bei der Reaktion Fe-haltiger Grundwasser mit P-haltigen Torfmoorlösungen. Letztere entstehen aus organischen Resten bei der Torfbildung und migrieren vom Moorrand zur Mitte. Der Prozeß geht vor sich bei entsprechendem p H -Wert unter den Reduktionsverhältnissen, welche in Torfmooren herrschen. Diese stellen also kein passives Filter dar, das nur P und Fe des Grundwassers absorbiert, vielmehr spielen sie eine aktive Rolle bei der Vivianit-Bildung.

Das Alkaloidglykosid Demissin schützt gewöhnliche Kartoffelblätter gegen Fraß durch die Larven des Kartoffelkäfers. Es werden der Gelatine-Test und der Infiltrations-Test beschrieben. Der Gehalt von 0,4-0,5% Demissin erklärt die Resistenz der Blätter von S. demissum. Solanin, von dem die Blätter unserer anfälligen Kulturkartoffeln nur etwa 0,01% enthalten, übt auch in 130-fach höherer Konzentration keine Schutzwirkung aus.Im Demissin liegt ein spezifischer „Resistenzfaktor“ vor.

Lymphe aus polyederkranken B.-mori-Raupen wurde vor und nach Zentrifugierung an einem großen Tiermaterial durch Bestimmung der D. let. 50 getestet. Danach ergibt sich, daß auch das aus Lymphe gewonnene infektiöse Material eine Sedimentationsgeschwindigkeit von gleicher Größenordnung besitzt wie das aus den Polyedern gewonnene Virus. Die serologischen Versuche sprechen ebenfalls für die Übereinstimmung des rasch sedimentierenden Materials mit dem Virus. Im Gegensatz zu Angaben von Glaser und Stanley konnte keine serologische Verwandtschaft des Polyedervirus mit der Lymphe aus gesunden B.-mori-Raupen gefunden werden.

Vitamin-E-reiche Fütterung von männlichen jungen Kaninchen führt nach mehreren Wochen zu krankhaften Erscheinungen an der Schilddrüse (SD). Die drei Symptome der entstandenen E-Hypervitaminose in dem innersekretorischen Organ sind: 1. Abnorme Volumen- und Gewichtszunahme, 2. Jodfreiheit bzw. -mangel und 3. histologische Veränderung (gesteigertes Epithelwachstum). Vitamin-E-Gaben neutralisieren nicht die schilddrüsenschädigende Wirkung von Kohlkropfnahrung. Ein täglicher α-Toko-pherol-Zusatz zum Normalfutter verhindert nicht den kropferzeugenden Thiouracil-Effekt an Kaninchen, sondern wirkt im gleichen Sinne.

Die Pflanzennahrung allein ist für das Gedeihen von Physa acuta Drap. nicht ausreichend; auch diese Art bedarf des tierischen Eiweißes, genau wie Lymnaea stagnalis L., Stagnicola palustris O. F. Müller, Radix auricularia L., Radix ovata Drap. und Viriparus viviparus L., für die dies bereits nachgewiesen wurde.

An 47 verschiedenen Rhodotorula - Stämmen wurden Versuche über das Wirkstoffbedürfnis angestellt. Die Mehrzahl von diesen Organismen benötigte zu ihrem Wachstum Aneurin. Der botanisch-systematischen Bestimmung nach identische Stämme verhalten sich in physiologischer Hinsicht verschieden und fallen durch einen abweichenden Wuchsstoffbedarf auf. In einigen Fällen konnte die Beobachtung gemacht werden, daß Organismen ihr Vermögen zur Wirkstoffsynthese, das sie verloren hatten, zurückgewannen.

Da die bisher beschriebenen Methoden zur Bestimmung von Pilzhemmstoffen durchaus unzureichend erschienen, wurde ein zuverlässiger Schnelltest zur quantitativen Ermittlung von Pilzhemmstoffen ausgearbeitet. Der Test beruht darauf, daß in eine Verdünnungsreihe eines Kulturfiltrates oder einer zu prüfenden Substanz Agarstreifen eingetragen werden, die mit einem dünnen Film des Testpilzes (Rhizoctonia solani Kühn) unter genau einzuhaltenden Bedingungen bewachsen sind, und daß nach 6-stdg. Verweilen bei 26° jene Konzentration festgestellt wird, bei der kein makroskopisch sichtbares Wachstum des Testpilzes stattgefunden hat; ohne hemmenden Einfluß ist in dieser Zeit die Ausbildung von 3-5 mm langen Hyphen sehr deutlich sichtbar. Durch einfache Maßnahmen kann zugleich festgestellt werden, ob der betreffende Hemmstoff fungistatisch oder fungicid wirkt.

Es wurde der Einfluß von Äther- und Alkoholnarkosen auf die Größe der Kernvolumina von motorischen Vorderhornzellen und Basalzellen der Epidermis bei Teinporarien untersucht. Die lähmende Wirkung der Narkose äußert sich in einer Schrumpfung der Kerne, während prä- und postnarkotischer Reizzustand eine Vergrößerung der Kerninhalte hervorrufen. Damit wird die Kerngröße zu einem Indikator der Zellaktivität und die Kernvolumenmessung zu einer Methode, die geeignet ist, manche Probleme der Zelltätigkeit zu lösen.

Die vorliegenden Untersuchungen an selbststeriler Petunia lassen das Prinzip des Mechanismus auffinden, durch welchen der Unterschied im Pollenschlauchwachstum nach Selbst- und Fremdbestäubung zustandekommt. Vergleichende Wachstumsmessungen in Verbindung mit Griffelpfropfungen und Doppelbestäubungen zeigen, daß eine Hemmstoffbildung im Sinne der Immunitätstheorie von East nicht eintritt. Fortlaufende Messungen der Wachstumspotenz von „Selbst-“ und „Fremdschläuchen“ und von Pollenschläuchen nach Doppelbestäubungen bilden die Grundlage für eine neue Theorie der Hemmung beim Schlauchwachstum Selbststeriler; Jeder Pollenschlauch gibt, um wachsen zu können, eigene Substanzen (PS-Stoff) in das Leitgewebe ab. PS-Stoff wird im Pollenkorn unter der Wirkung des betreffenden Sterilitätsallels mindestens zum Teil als spezifischer Stoff und in ganz bestimmter Menge gebildet. Wahrscheinlich trägt er Fermentcharakter. Er dient zum Aufschließen des Leitgewebes. Fremdschläuche verbrauchen ihn hierzu ganz bei ihrem Wachstum. Bei Selbstungen wird ein Teil des abgegebenen PS-Stoffes durch ein im Leitgewebe vorhandenes, unter dem Einfluß des gleichen Gens gebildetes System (LG-System) seiner eigentlichen Funktion entzogen, inaktiviert. Bei Selbstungen wird also auf der gleichen Wegstrecke mehr PS-Stoff verbraucht als bei Fremdungen. Allgemein entscheiden die Bedingungen des Griffels über den Verbrauch bzw. die Anwendbarkeit des PS-Stoffes. Pfropfungen, durch die einem Schlauch die Möglichkeit zu beliebig weitem Wachstum gegeben wird, beweisen, daß das maximale Wachstum bei Selbstfertilen besonders groß ist. Bei den Pollenschläuchen von Petunia steigt die maximale Wachstumsleistung nach Verwendung des gleichen Pollens von der Selbstung Selbststeriler über die Fremdung Selbststeriler zur Bestäubung Selbstfertiler.

Bei zweijährigem Hyoscyamus niger bleibt der durch Kälteeinwirkung geschaffene „Zustand“ der Blühfähigkeit unter Langtagbedingungen auch bei längerer Kultur der Pflanzen in Kurztagbedingungen ungeschwächt erhalten. Durch Einwirkung hoher Temperaturen unmittelbar nach der Kältebehandlung kann er - je nach der Höhe der Temperatur und der Dauer der Einwirkung - teilweise oder ganz aufgehoben werden. Diese „Reversibilität“ der Vernalisation ist aber nur kurzfristig und ist nach spätestens 4 Tagen bei normalen Temperaturen nicht mehr möglich. Die Übereinstimmung im „Kältebedürfnis“ und in mehreren wichtigen Einzelzügen der Vernalisation bei Zweijährigen und Winterannuellen läßt keinen Zweifel, daß die zugrunde liegenden Vorgänge bei beiden Pflanzentypen die gleichen sind. Am Zustandekommen des „Kältebedürfnisses“ dürften 3 Einzelvorgänge beteiligt sein: 1. Die Herstellung eines wärmelabilen „Zwischenzustandes“. 2. Seine Überführung in einen stabilen „Endzustand“, der für die Auslösung der Blütenbildung bestimmend ist. 3. Eine - zu 2. antagonistische - Wärmezerstörung des Zwischenzustandes. Jeder dieser Einzelvorgänge hat eine normale, d. h. wenigstens über einen gewissen Bereich positive Temperaturabhängigkeit; nur in tiefen Temperaturen überwiegt aber die Herstellung des stabilen „End-“ über die Zerstörung des labilen „Zwischenzustandes“. Als Sinn der Vernalisation erscheint danach der Schutz eines in die Entwicklung der Pflanzen eingeschalteten wärmeempfindlichen Zustandes.

In gesunden Samen wurde ein dünnes mycelführendes Häutchen festgestellt, das auf Zellschichten zurückzuführen ist, die während der Entwicklung des Samens rückgebildet werden.

Das bei der Färbung von Pollenschlauchkulturen und vor allem bei Anwendung der Feulgenschen Nuclealreaktion störende Ablösen der Agarschicht bzw. der Pollenschläuche wird durch Ersatz des Kulturmediums durch 3-proz. Gelatine behoben. Als günstiges Fixierungsmittel erwies sich eine Nawashin-Modifikation, deren Formol- und Chromsäuregehalt die Gelatine härtet, den Ausfall der Nuclealreaktion jedoch nicht behindert. Der mikrotechnische Arbeitsgang wird geschildert.